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1174 tem ständig fremd, so habe ich doch für Sie und für ihre Familie eine zu lebhafte Hu pnd aufrichtige Freundschaft, um mich nicht.zu beeilen, Ihnen den tiefen Schmerz > et« Der Tod machte am 3. Decbr. 1873 in einem Alter von 70 Jahren, 4 Monaten, 3 Tagen fernem thatenreichen Leben nach wehrwöchenttichem Kranken lager rin Ende. Er hinterläßt eine Wittwe und 4 Söhne. Welche Verdienste, welche Achtung und welches Vmrauen er auf dem Gebiete der Industrie, al- Staatsbürgcr und im Gemcindewesen sich erworben, davon kündet seine Ernennung zum Friedensrichter im I. 1864 zum König!. Sachs. Commerzienrath im I. 1867 bei Gelegenheit der Chemnitzer Industrieausstellung, zum Ritter des K. S. Civiloerdienjiotdenö im I. 1872, und die Verleihung deS ErwnerungökrcuzeS an die Kricgöjahre 1870 und 1871; tngleichcn die Auszeichnung seiner Firma durch die ersten Preise bei dem Gewerbe- und Industrieausstellungen zu Dresden 1835, zu Leipzig 1845, zu Chemnitz 1867 und durch die FortschrtttSmedaille der Wiener Weltausstellung 1873; davon kündet nicht minder der zu Tausenden zählende Trauerzug Derer, welche von Rah und Fern gekommen waren, dem Dahingeschiedencn auf seinem letzten Wege nach der stillen Schlummerstätte da- Geleitc zu geben. ES zeugen davon die im Trauerhause gesprochenen aus tief stem Herzen kommenden, ergreifenden Worte seines langjährigen Freundes und Schulgenoffen. Herrn Pastor em. Schmidt, ferner die am Grabe gesprochenen, tiefgefühlten Worte des Herrn Advokat und Landtagöabgcordneten Mannöfeld, inglcichcn die mit inniger Wärme und Wehmuth dem Verstorbenen an der Gruft gesprochenen Abschieds- und DankeSworte deS Herrn Schichtmeisters Heyn auS Johanngeorgenstadt im Namen und Auftrag des dastgen BergreoierauSschuffeS und deö BergknappschastövereineS, deren Mitglied der Verstorbene lange Jahre hindurch gewesen; eS gab Kunde davon endlich der wehmüthige, stille Abschied so Mancher, die dem Verewigten im Leben nahe gestanden hatte». Mau begrub einen liebende« Familienvater, etnen getreuen Bruder, einen thatkrästigen strebsamen Chef uud Geschäftsinhaber, einen väterlichen Fürsorger seiner Beamten und zahlreichen Arbeiter, einen allezeit und gegen Jedermann Liebe, Freundlichkeit und Humanität athmenden Menschenfreund, eine» Ehrenmann in vollem Sinne des Wortes. Wohl dem Menschen, von welchtM nach seine« Hinschcrden Solches MU gleicher Berechtigung gesagt werde» mag und welchem ein solch getreut» und ehrendes Andenken so sicher ist, wir Diesem t Herr Eduard Wilhelm Breitfeld, HammerwerkSbefitzer, König!. Commerzienrath und Friedensrichter, Ritter deS Königl. Sächs. CivilverbienstordenS, ist geboren den 31. Juli 1803 in Johann georgenstadt alö zweiter Sohn deS dastgen ZinngießermeisterS Breitfeld. Er besuchte bis zu seinem 14. Jahre die dastge Stadtschule und genoß außerdem Privatunterricht bet dem wohlbekannten, tüchtigen Pädagogen, Rector Schetd- hsuer und mußte schon als Kind seiner verwittwetrn Mutter bei ihrem Lpitzen- handel behilflich sein. Nach beendigter Schulzeit, während welcher er, im 9. Jahre, seinen Vater verlor, erlernte er die Kaufmannschaft in Annaberg und Halle und ging von da zu seiner weiteren Ausbildung in daS Bankhaus vom Hammer und Schmidt in Leipzig, woselbst er nach Verlauf von circa 3 Jahren nach Johann,;, orgen- stadt zurückging um das mütterliche Spitzengeschäft mit seinem ältesten Bruder Karl, nachmaligem Mitinhaber der Maschinenfabrik von Breitfeld und EoanS in Prag, zu übernehmen. Größere erlittene Verluste im Ausland« bestimmten die Brüder, sich nach einigen Jahren zu trennen und so kam eS, daß der Verstorbene 1830 daS Hammerwerk Rothenhammer bei Unttrwiesenthal kaufte, und sich von da an der Eisenindustrie mit Liebe und Eifer widmete, nachdem er sich in genanntem Jahre mit einer Tochter deS HammerwerkbcfitzerS Nestler in Wittigöthal verheirath l hatte. Im Verein mit Letzterem wurde 1834 das Hammerwerk Großpöhla und 1836 das Hammerwerk Ritterögrün käuflich übernommen und außerdem in letztg nann- Jahre das Hammerwerk Erla requirirt, Rochenyammer dagegen verlauft. Seit dun Jahre 1836 wohnte der Verstorbene in Erla, welches er durch seine außerordentliche Thätigkeit vollständig umgestaltete und auf seine jetzige Höhe emporbrachte. Es ist unter seiner Leitung fast Alles neu gebaut und, waö zum Betriebe gehört, den Zeitverhältnissek entsprechend umgeänd rt und eingerichtet worden. Grwz neu hergerichtet wurde 1837 dte Maschinenfabrik und das Blech- und Stabeisenwalzwerk. Von 1836 bis 1856 warm die Inhaber der Firma Nestler und Breitfeld: der Schwiegervater deö Verstorbenen, Carl Gotthilf Nestler zu WittigSthal und der Verstorbene Eduard Wilhelm Breitfeld. Seit 1856 ist der Letztere Allein besitzer von Erla, Großpöhla, RitterSgrün, ingleichen der Nagel- und Eisenkurz- waarenfabrik Mit weide. Paris, 13. Lccember. An Thiers richtete der V.rtheidiger Bazaine'S, Lachaud, folgendes Schreiben: „Herr Dcputirter I Nach dem harten Urtheil, welches den Herrn Marschall Bazaine getroffen hat, habe ich eine Pflicht zu erfüllen! Sie bewilligten als Präsident der Republik dem Herrn Marschall Bazaine, der dieses inständigst von Ihnen verlangte, das Recht, sei« Auftreten vor Richtern zu erklären. Ich danke Ihnen dafür, und der Verurtheilte des ersten Kriegsgerichts dankt durch meine Stimme! Sie haben mit der Unparteilichkeit Ihres Gewissens und mit der Klarstcht ihre» Geistes fest an die Unschuld deS Marschalls geglaubt. Ich dadke Ihnen dafür. Sie ermuthigte« mich durch Ihre Sympathie für den An geklagten und unterstützten mich mit Ihren Rachschlägen. Ich danke Ihne« da für. Heute ist Alles zu Ende r aber dte Dankbarkeit des Marschalls und die meinige erinnern sich! Eine schmerzliche Erfahrung hat Frankreich den Scharf sinn Ihrer Ansichten und die Weisheit Ihrer Rachschläge dargethan! Dte Zu kunft wird Ihnen beweisen, daß Sie Sich dieses Mal auch nicht geirrt hatten. Genehmigen Sie, mein Herr Deputirtrr, die wiederholte Versicherung meiner sehr achtungSsollen Gefühle. 11. December 1873. CH. Lachaud. Paris, 13. December. Bazaine und seine Frau erhielten gestern Besuch von einer Anzahl von Personen, die ihnen ihre Sympathie bezeugen wollten. Un ter denselben befand sich auch die Er-Königin Isabella von Spanien. Wie gemeldet, hatte dieselbe bereits gestern an den Marschall geschrieben, um ihm ihr trefts Leid auSzudrücke«. In diesem Schreiben heißt eö u. A.: „Obgleich ich den politischen Leidenschaften, welche dieses Land erregen, voll ständig fremd, so habe ich doch für Sie und für ihre Familie eine zu lebhafte auSzudrücken, welchen ich bei dieser schrecklichen Gelegenheit empfand. Sie und die Ihrigen werden über mich wie über eine erprobte Freundin verfiigen, und scheuen Sie Sich nicht, Sich an mich zu wenden, wenn Sie eS für nützlich halten." Der Marschall antwortete sofort in einem langen Schreiben. Die Infan tin, Gräfin Girgenti, älteste Tochter Isabellas, richtete ein Schreiben an die Marschallin Die Er-Königin hat eine große Zuneigung zu Bazaine, der be- bekanntlich s. Z. für die Rechte derselben gegen Don Carlos focht. Als An erkennung für seine damaligen Dienste hielt die Ex-Königin den jüngsten Sohn deS Marschalls über die Taufe. Von der Er-Kaiserin Eugenie erhielt Bazaine eine Depesche, worin sie ihn, ihr Beileid ausdrückte. Königreich Sachse«. Dresden, 13. Dee König » Wittwe Elisabeth von Preußen ist Nachts 12 Uhr hier verschiede«. Eine Stunde spater traf der Deutsche Kronprinz von Berlin ein Dresden, 15. Dec. DaS „Dreödn. Jour«." enthält folgende Mitthei- lung: I» voriger Nacht gegen j1 Uhr ist S-. kaiserl. und kömgl. Hoheit der Kronprinz deS Deutschen Reichs und von Preußen hier eingetroffen. Höchst- d-rselbe war infolge der gestern Abend in Berlin angelangten ungünstigen Nach richten über daS Befinden Ihrer Majestät der Königin Elisabeth von Preußen hierher geeilt, um am Sterbebette Seiner durchlauchtigsten Tante, die Er so überaus geliebt, anwesend zu sein und de» letzten Scheideblick Ihres Auges zu empfangen. Leider war Ihm dies letztere nicht mehr vergönnt, indem Ihre Majestät bereits noch vor Mitternacht verschieden ist. Se. k. und k. Hoheit wurde bei der Ankunft im MittelpalaiS von Er. Majestät dem König empfangen, begab sich von dort unmittelbar nach dem Sterbezimmer der Königin Elisabeth und verweilte längere Zeit daselbst bei der hohen Leiche. Heute Nachmittag ^4 Uhr ist Se. k. und k. Hoheit bereits nach Berlin zurückgereist Einer dem „Leipz. Tagbl." aus Eisenach zugehenden Mittheilung zufolge haben die dortigen Socialdemokraten den Drechsler Auzuft Bebel von Leipzig als Candidaten für das erledigte Bürgermeisteramt in Eiftnach aufgesttllt. Zwickau, 15. Dec. Heute Früh gegen 7 Uhr sind durch Zusammen stoß auf der Schwarzenberger Bahnstrecke in der Nähe der Dautzenberg'schen Fabrik bei Schedewitz mehrere KohlenlowrieS zertrümmert; vom Fahrpersonal hingegen Niemand verletzt worden. ?,Her aufnah«.. kM Anwesende« weinten bitterlich. Nur der Verurtheilte be- HÄwahrte dieftm Augenblicke trat Oberst Billette in den Salo». that»^ zum Marschall hin, zu deffe» Sklaven er sich seit 18 Monate«, gemacht. Al- er aber seine Hand ergreife» wollte, verließe» ihn seine Kräfte und er stürzte ohnmächtig zu Boden. Während man ihm zu Hilfe eilte, ging der Marschall, um fein- Rührung zu verbergen, in das anstoßende Zim mer, wo sein Vertheidiger Lachaud sich auSruhte. Er war aber schon aufge standen und der Marschall kündigte ihm mit ruhigem, fast heiterem Tone die traurige Nachricht an. Im nämlichen Augenblicke trat der Major Quioch, Ad jutant des Herzogs v. Aumale, in den Salon. Seine Ankunft machte peinliches Aufsehen. H rr Quioth, der selbst shr b w at war, übergab dem Advocatcn Lachaud eia Schreiben des Präsidenten deS Kriegsgerichts, worin er gebeten wurde, sich sofort nach d m BerathunaSsaale zu begeben. Lachaud entsprach dieser Bitte. Er fand die Richter versammelt; und der Herzog v. Aumale las ihm, dem Manne, welcher eine so mächtige, wennauch fruchtlose Beredsamkeit bewiese«, ein von allen Mitgliedern deS Kriegsgerichts unterschriebenes Gnadengesuch vor. Er fügte hinzu, daß er sich sofort zum KriegSminister und zum Präsidenten der Repu- '.blik begeben werde, um dasselbe persönlichzu befürworten. Lachaud erwiederte einfach, daß er die Sache dem Marschall Bazaine mittheilen werde, und entfernte sich dann. Düse Lösung hatte man seit gestern erwartet. Der Herzog v. Aumale hatte sie der Fürstin Lise Trubetzkoi anv^rtraut. Der Herzog sagte derselben: „Wir werden gerecht, aber milde sein." Gerecht, indem man das TodeSurtheil unterschrieb, milde, indem man einstimmig daS Gnadengesuch unterzeichnete. Anders kann man sich nicht die Worte erklären, welche drr Präsident deS ersten Kriegsgerichts an diese Fremde richtete. Ueber daS, was folgt, meldet daS „UmverS": Gegen 410 Uhr fand sich General Pourcet beim Marschall Ba zaine ei», um ihm Kenntniß von seiner B-rurtheilung zu geben. Er war von den übrigen Mitgliedern deö ParquetS begleitet. Der TerichtSschreiber Alla laS daS Urtheil vor. Rach dem Vortrage sagte General Pourcet: „Herr Mar schall! Sie habe» 24 Stunde» um Berufung cinzulegcn." Der Marschall sah ihn scharf an, lächelte und sagte: „Wenn Sie mich auf der Stelle erschieße» wollen, so ist mir das sehr gleichgiltig; ich bin bereit." ES fand dann eine herzzerreißende Scene statt. Die Marschallin, der Bruder, die Reffen, die Nichten deS Marschalls, sowie seine Freunde schluchzten laut. Der Marschall vergoß keine Thräne und tröstete Jedermann. Der Oberst Magnan geleitete die Marschallin nach Hause. Der Marschall blieb bei dem Oberste» Billette und seinen Kinder». Alles ging wie gewöhnlich zu; nur dinirte man erst gegen 10, statt um 7 Uhr. Der Marschall legte sich um 1 Uhr zu Bett, nachdem er seinen Thee getrunken und seine Blätter gelesen hatte. Heute war seine Thür aller Welt verschlossen, nur der Abbe Bonvlser, Pfarrer von Saint Cympharien bei Versailles, wurde zugelassen. Bis heute Nach mittag hatte der Marschall sich geweigert, sein Revisionsgesuch zu unterzeichnen. Denen, welche ihn baten, eS zu thun, sagte er: „Ich habe lange genug gelebt!" Seine Milde und seine Ruhe find beinahe die eines ManncS, der mit den Jämmerlichkeiten dieses Lebens abgeschlossen hat. ES entwischte ihm kein ein ziges zorniges Wort oder irgend eine Klage gegen irgend Jemanden. Die seit so langer Zeit mit seiner Bewachung betrauten Unterofficiere sind voll Trauer. Der Oberst Billette hat ein mitletderregendeS Aussehen. Heute Nachmittag /um 1 j Uhr verlangte der Marschall Mac Mahon in Trianon-souS-BoiS die Adresse d-S Marschall Bazai:e. Ein Kerkermeister wurde den gewöhnlichen Gefangenwärtcrn beigegeben; Bazaine bezog — dies muß bemerkt werden —, ' gestern Morgen um 10 Uhr im G-Heimen Trianon-souS-BoiS. Der Herzog von Aumale hatte wegen Bazaine'S zwei Unterredungen mit Mac Mahon. ^Dir Majorität der Deputirtm soll gegen die Begradigung ftin. Die Marschal lin Bazaine zog sich nach dem Urtheilsspruch sofort in ein v rsaill-r Kloster zu- . rück. Wegen Bazaine'S Vcrurcheilung wurde Diner uns Empfang bti Mac Mahon abbestellt. Paris, 12. December. Der Marschall Bazaine richtete gestern an seinen Verteidiger Lachaud folgendes Schreiben: Mein thmrer und muthiger Vertheidiger! Vor der letzt.» Stunde will ich Ihnen von ganzem Herzen für die heldenmüthigen Anstrengungen dank», welche Sir zur Vertheidigung meiner Sache gemacht haben. Wenn der Ausdruck der höchsten Veredtsamkeit, welche Sie in dem Gefühl der Wahrheit und in der Aufopferung Ihres edlen Herzens geschöpft hab.-n, meine Richter uichl überzeu- kom te, so kam eS dah r, daß sie nicht überzeugt werden konnten. Den» in Ihrem bewundernswürdigen Voltrage haben Sie die menschliche Anstrengung übertroffen. Ich werde kein Revisionsgesuch einreichen. Ich will nicht vor der ganzen Welt daS Schauspiel eiwS schmerzlichen Kampfes erneuern, und ich bitte Sie, keinen Schritt zu meine» Gunsten zu thun. Von den Menschen ver lange ich nicht mehr, daß sie über mich zu Gericht fitzen. Von der Zeit, von der Beruhigung der Leidenschaften erwarte ich meine Rechtfertigung. Ich er warte fest und entschlossen, stark durch mein Gewissen, das mir nich!s vorwirft, die Ausführung dcS Unheils. Trianor-souS-BoiS, 11. Dec mber 1873. Marschall Bazaine.