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ter« /' populär zu machen. Sie haben drei Millionen Bildnisse des Prinzen ponpl«; «u peupl« s Briefmarken und sind wie mit k Inschrift „1'out pour le peuplo et per le z anfentgen lassen. Dieselben sind nicht größer als diese hinten mit Leim versehen, so daß man sie überall ankleben kann. Bok zwei Tage» sah man deren unzählige in ganz Montmartre. Die Polizei hat Befehl, sie abzureißen und zu verhindern, daß man ste anklebt. Tchtveiz. Bern, 29. Dee. Gestern Abend nach 10 Uhr ist der letzte Zug von Freiburg vor dem Flamatt Tunnel entgleist. Menschenleben find nicht zu be klagen ; dagegen soll ein sehr bedeutender Schaden an Material stattgefunden haben, Italien. Rom, 22. December. Die „D. A. Z." gibt eine kurze Analyse des Ge- sehvorschlagS über die Civilehe, die gerade jetzt, wo ein ähnlicher im preußische» Landtage berathen wird, nicht ohne Interesse sein dürfte. Al« man im jungen Königreich die Tivilehe einführte, war die herrschende liberale Partei — die Anhänger de« PrincipS von der unbegrenzten Freiheit — so gutmüthig gewesen, keinerlei Strafbestimmungen gegen gewissenlose Mitglieder de« Klerus in da« Ge setz auszunehmen, noch festzustellen, ob die Civilehe der religiösen Trauung vor- oder nachgehen solle, wie eS in Frankreich und in Belgien genau bestimmt ist. Die Kirche wäre ja nicht mehr frei gewesen im freien Staate, wenn man die Priester hätte durch brutale Strafen zwingen wollen, da« Gesetz anm-rkenn« und stch ihm zu unterwerfen. Die Folgen sollte» nicht auSbleiben: in den fie- ben Jahren von 1865 bi« 1872 wurden in der Halbinsel 120,400 ungiltige Esen geschlossen! Die Kinder dieser 120,400 religiö« getrauten Ehepaare werden vom Gesetz al« unehelich betrachtet, können ihre gesetzlich im Concubinat lebenden Eltern nicht beerben, genieße» keinen der Bortheile, die das Militär gesetz in gewissen Fällen den legitimen Kindern, z. B. einer Wittwe, etx- räumtr der geflissentlichen Mißbräuche gar nicht zu gedenken, die da« Laster offen bar im gröpren Maßstabe mit dem gesetzlich ungiltige» religiöse» TrauungS- act getrieben hat. Natürlich werde» die armen Leute meist von der Geistlichkeit beredet, sich nicht bürgerlich trauen zu lasse»; ist doch die Geistlichkeit oft selber nicht tm Stande, den Organismus der neuen Gesetzgebung zu begreifen, öfter noch überzeugt, daß das alles doch nicht dauern könne und die alten Gesetze wieder eingeführt werde» müssen. Nur wenige, wie Cardinal Riario Siorza, der auch zuerst im Jahre 1872 das Signal zu einer Betheiligung der Kleri kalen an den Municipalwahle» gab, erließen Circulare, worin ste den Geist lichen und du.'ch ste dem Volk anempfahlen, sich der Formalität d-r bürgerlichen Trauung zu unterwerfen. Und doch, selbst in Neapel, de« Sprengel Cardinal Ssorza'S, wurden nahezu 15,000 ungesetzliche Ehen abgeschlossen. Namentlich aber, wie man sich denken kann, geht eS in den ehemaligen Kirchenstaaten toll h-r: in Bologna 18,600, in Rom und der Provinz Rom mehr als 7000 un giltige Ehen in den dpittehalb Jahren seit Einführung der italienischen Gesetze! Der neue GesctzeSvorschlag trägt demgemäß darauf an, die Traditionen der ita lienischen Politik dem Klerus gegenüber aufzugeben, und zu den Principi n drS französischen ConcordatS zurückzukommen, indem eS bestimmt: 1) daß sie Civil ehe stets der religiösen vorhergehen muß; 2) daß der Priester, der eine Trauung vollzieht, ohne vorhergängige Civilehe eine Geldstrafe von 200 brö 500 FccS., im Wiederholungsfälle eine Freiheitsstrafe von zwei zu sechs Mo,raren erleide» soll; 3) daß auch die Verheirathet«, welche die Civilehe umgangen hab n, mit einer Geldstrafe von 100—600 FrcS. belegt werde». Indessen sollen Luft letz teren Geldstrafe»: erlassen, resp. die gegen die Eheleute cingeleiteUN Proc sft nie dergeschlagen werden, wenn dieselben vor Ablauf von drei Monaten st-Ä dem Cwilact unterworfen. Alle Rechte, welche aus dem Wittwe»- oder Cölibat- stand erwachse», gehm verlöre», sobald die religiöse Trauung selbst oy>: Civil- act eingctrctcn ist. Endlich cme sehr wichtige Retroactivbestimmung, kraft wel cher alle seit Einführung der modernen Gesetzgebung vollzogenen «»„jüligen Ehen dieser Art legttimirt werde«, und die Folgen Visser Legitimation b v hu auf zur Z ü deS Abschluss« der Ehe?, vor dem Prasse: allein reich«» selb !, voruuSge- utzt, daß Lie Eh leme sich innerhalb sechs Monaten dem Act dec bürgerliche» Trauung unterziehen. Man ficht, vaS Gssetz ist ebenso durchgreifend uns ertel gisch, alö eS dringend ist. . England. London, 25. Dec. Bei Aufzählung all der verschieden n politischen, religiösen und anderweitigen Bewegungen, welche die englische Gesellschaft in Athen» erhalten, dass auch diejenige nicht vergesse» werde», welche von Tag zu Tag größere Verhältnisse annimmt und bestimmt zu sein scheiar, von größte» Einfluß auf die Zukunft dcS Vereinigten Königreiches zu üben. Sie erfolgt in zwei einander diametral entgegengesetzten Strömungen, die sich aus alle» Kräften darauf vorbcreiten, einander demnächst mit Erbitterung zu bekämpfen. ES handelt sich gegenwärtig um die Liga dcr arbeitenden Classen, um eine Be wegung, welche den ihr mit größerem Rechte zukommenden Titel führen sollte: Offenstv-Bewegung der Arbeit gegen daö Kapital. Diese Vcwq.Mg manifestirt sich schon seit einer Reihe von Jahre» in den verschiedenartigste» Lemoissuaüonen und führt beinahe jedeSmal zu irgend einem partiellen Siege der Arbütcrclaff«. Bald ist eS die Erhöhung deS Lohnes, bald die Verminderung der Arbeitsstunden, bald wieder die Erwerbung gewisser Rechte, welche die Inhaber industrkller Unternehmungen niemals gewähren könnten, ohne durch einen hartnäckige, un ausgesetzten Kampf dazu gezwungen worden zu sein. Die verschiedenen Arbeiter- Associationen, welche im Begriffe find, fich auf Grundlage der in den Werken der vorgeschrittensten englische» und deutschen Ökonomisten ausgesprochenen Ideen zu verschmelzen, und die Beharrlichkeit, mit welcher die eingestandenen Führer der Arbeiter, wie Potter und Andere, wider de» pharisäische» Liberalismus un serer sogenannten mercanttlen Progresfisten ankämpfen, haben den großen Fabri kanten und anderen Industriellen ganz entschieden Furcht eingeflößt. Durch die Schöpfung der Arbeiter-Liga mit den düsterste» Besorgnissen erfüllt, haben die großen und kleinen Industriellen, nach vorhergegangener Verständigung unter einander, beschlossen, stch an die Regierung um Abhilfe zu wende». Zu diese« Zwecke geschah eS, daß in den letzten Tagen eine Besprechung zwssch« den Ver treter» der industriellen Häuser des Königreiche« und dem Minister des Inner» -attfand. Nachdem die Industriellen dem Minister ihre Befürchtungen weg« der fich von Tag zu Tag drohender gestaltenden Wendung vorgetragen, erbat« ste den Beistand der Reaterung, um die stets weiter um fich greifende Wog« deS auf den noch vor Kurzem so friedlichen und blühenden Boden Englands verpflanzten französischen EommuniSmuS einzudämmen". Ich habe Ste bereits hinlänglich über die delicate Stellung deS gegenwärtigen Cabinet« aufgeklärt. Sozusagen zwischen Hammer und Amboß gestellt und ängstlich besorgt, weder die Conselvativen noch di« Liberalen zu erzürnen, mußte die Regierung durch den Mund de« Ministers de« Innern in so unbestimmte» und inoffenfiven Aus drücken antworten, daß stch die Deputation zurückzog, ohne fich sagen zu könne», Gera, 26. Dec. Dem „Leipz. Tagbl." berichtet man über eine» ToveS- Lall durch Chloroform Folgend.S: Lin rasches und schnelles Ende fand der 19jährige Sohn deS PostdircctorS von Riesa in der hleslM Hofapotheke von Otto. Der junge Mann, welcher hier die Pharmacie erlernte, zerbrach am Dienflag eine Flasche uns mrletztt fich dabei nicht unerheblich die Hand. Wäh rend der Nacht stiegen jedenfalls die Schmerzen auf einen so hohen Grad, daß er den unglückseligen Entschluß faßte, sich durch Chloroform etwas zu betäuben. Zu diesem Zwecke nahm er aber nicht etwa einige Tropft» auf ein Tuch, sondern ergriff das Standgefäß mit Chloroform, nahm dies mit in'S Bett und athm.de nun unter der Bettdecke die sich leicht verflüchtigende Flüssigkeit ein. Am Morgen fand man den Unglückliche« entseelt im Lett, in seinem Arm das Gefäß mit noch einem Theil deS gefährlichen Inhalts haltend. Frankreich. Pari?, 27. Dccbr. Für den Fall, daß der Graf von Chambord seine» Plan verwirklicht und von FrohSdorf nach Frankreich üb-rsiedelt, steht man einer Krise in Verfa ll s entgegen, da dann der Bruch zwischen den Legitimisten und dem Mfti?cssum unvermeidlich würde. Das durch dir Anwesenheit Chambord'« bedrohte M. istüium würde in diesem Falle mit dem lUik« E«trum traxstgüe» U»d dMsi'^r ein Portefeuille einräume». Es werde» demnach alle Anstreng ungen g macht, Chambord von der Uebcrsiedlung abzubring«. Paris 27. December. Dcr Artikel über die commerricllr Lage von Pa ris, welche die „Presse" neulich veröffentlichte und der allen UN ibhän zigcu Jo' ualm ii. Thema zu scharf n Kritiken der Regierung „der moralisch.» Ocdnur g" gelben hat, macht ihr viel zu schaffen. H rr ManuS Tossin hat schon den vssrdn Artikel geschrieben, um den Eindruck jcncö ersten abzuschwä- ,ch«. Lider aber geben die Ereignisse jeden Tag jenem ersten Eingeständnisse deS osficiösen Blattes mehr Recht. DaS Elend nimmt in Paris zu und die kleine:. I lustriecn, weiche die Weihnacht«- und Neujahrsfeste Hervorrufen, kos nm ' m n b-l nicht abhelfen. Tie Diebstähle mchrui sich in all.» Quartil- -r von Paris uud meistens ist die Noth die Veranlassung dazu, wie alle Polizei berichte bcstäig«. Die Arbeiterinnen in Nähtereien fi.d besonders in Noth, denn die gross» Mode und ConseciionSgsschäfte haben alle ihre Bestellungen «ingcsch'Mki. Tiej«igcn Arbeiterinnen, welche d.nnoch ihr Brod ehrlich zu ver dienen bcss-bt fi-d, werden auSgebeutet von Unternehmern in Modeartikeln zum Erpott, Diese Unternehmer biete« ihnen wahrhaft lächerliche Lohnsätze. Zum Beispiel w-rde« für das Nähen eines kleinen Tuchmäntelch«« 40 Ctö. bezahlt, und eioe fleißige Arbeuerin kain deren höchstens drei in zwei Tage» vollenden; ste verdient also 60 CtS. täglich und braucht zum mindestens 2 FrcS., um in P reis l'ben zu können. Andere Arbeiterinnen nähen lederne Porümonnaie's, ein mühseliges Geschäft, womit die Geschicktesten et va 70 Ctö. täglich, die we niger Geschckien aber nur 40—50 CtS. verdienen können. Ein Theater-Direc- tor hatte CostumeS sür ein Feenstück zu machen und bot für jedes Costum 3 FrS„ nun aber erforderte ein solches wenigstens vier Tage Arbeit, und dennoch rml- d-ten stch eine solche Menge von Nähterinnen dazu, daß kaum der dritte Theil derselben beschäftigt werden konnte. Und in den Provinzen sieht e« nicht viel besser aus, die Journale von Lyon, Rouen, Lille, Roubair und ander« indu- strtcll« Plätzen meld« jede» Tag die gänzliche oder theilweise Einstellung die se« oder jene« Industriezweige«. Die sonst so bedeutende Ausfuhr »ach de» Bereinigte» Staat« ist beinahe Null und der Verbrauch im Jnlande nimmt ab. Schon bat c« an verschieden« Orten kleine Aufstände wegen Theurung der Lebensmittel gegeben und man ist erst am Anfang deS Winters. Wenn die Handelsgeschäfte nicht sehr bald wieder ein wenig aufblühen, so wird in den größeren St ädi« die Roth eine Höhe erreich«, wte man ste weder im Krieg« - jahr 1870—71, noch in den schlimmst« Jahren de« Kaiserreichs gekannt hat. Paris, 27. December. In der Provinz organifirt man gegenwärtig eine große Verbindung, deren Zweck die Heilighaltung der Sonn- Und Feiertage ist. An der Spitze dieses Unternehmen« steht ein Herr de Ciffey, Bruder des ehemalig« Kriegs-Ministers und heutigen Ober-Commandanten des Armeekorps von TourS. Die Verbindung zählt in Lyon 30,000 Mitglieder, in der Ain, in Savoyen und im Jura hat ste auch schon einen großen Anhang. Die Miiglieder der Gesell schaft, die fast alle den wohlhabenden und reichen Classen angchören, verpflichten sich, nur mch bei solchen Leuten zu kaufe», die sich den Boischristen der Gesell schaft unterwerfen. — Die vonapartisten bieten Alle« auf, um den kaiserlich« l sür^ Neue Wohnhäuser, «Wen, wogegen am Kellermanx-Stad« Mt an eisten Wiedercuffbäu de« Zerstörten noch nicht gegangen ist. Justizpalaft" sttht sirttg da, eiste der schönst« Zterd« der Stadt, e Präsecmr ist im Rohbau so weit gediehen, daß man gegenwärtig Wett an dem innern Ausbau arbeitet. Auch a» der neuen Kirche geschafft. Am Münster ist da« Dach des Schiffe« vollständig fertig Mchtet die röche Kupferbedachung ix das Land hinein, auch die sunt schon seit diesem Sommer ihrem alten Zweck. Die sämmtlichen Ausschmückungen sind wieder hergestellt, und man hat ««gefangen, die Beschädigungen der Außenseiten au-zubeffe«. Eine Menge der kleinen Säulen, welche die Umfassung« de« untern Thurmes zieren, find ersetzt, eben so ein großer Theil der um des Dach laufenden Brüstung. Auf der Plattform des ThurmeS ist indessen ' och nichts reparirt und namentlich ist der Balkon an der nördlichen Tburmecke, wo während der Belagerung der französische Observati- onSposten stand, noch der ehemalige Trümmerhrufe; eS fehle» sämmtliche Brü stungen, so wte ei» Theil der Fußbod «platten und deS umlaufende» Gurtge- fimseS. DaS Museum am Kleberplatz ist auch noch Ruine; di« kahl« Mauern mit de« öden Fensterhöhlen starren in die Luft hinein; an dcr «inen Ecke beginnt «an aufzuräumcn, um dort das Local für die Hauptwache herzurichten. Jeden falls wird auch noch im nächsten Jahre für die Touristen so manche Ruine da- stehen, welche an die SchnckenSzcit deS Bombardements erinnert. Mülhausen, 24. Dec. Wie schlimm die Sachen in New-Jork und überhaupt in Amerika gegenwärtig für die Ausgewanderten stchen, zeigen ein Brief vom 6. December, dem ein Mühlhaufer von New-Dork aus an seinen Vater geschrieben und wovon uns Einsicht zu nehmen erlaubt wurde. Nach diksem Brief befind'« sich.augenblicklich in Nw-Uork über 100,000 Arbeiter ohne irgendwelchen Verdunst, u>d dieftö Schicksal theilen fast all: auSgewander- t« Tlsäffe>. Die Stadt htt stch veranlaßt gesehen, Suppen- «ad Gemüftkoch- anstalten auf allgemeine Kosten zu errichten, um die hungernden Menschen zu speis«. Da arch große Bankhäuser ihre Zahlungen eingestellt habe«, können auch vcrmögliche Leute häufig nicht zu ihrem Gelde kommen, wodurch die Cala- mität auch auf die wohlhabenden Classen drückr. Die meisten in den letzten Jahren auSgewanderte» El'ässr und namentlich die Mühlhauser bereuen bitter, ihr Land verlassen zu habe», und würden in Masse zucückkchren, wenn ihnen die Mittel dazu nicht mangelten. Der Bries führt die Namen vieler Mühlhau ser an, deren Elend als herzzerreißend geschildert wird.