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1470 und ne Aue, 13.December. Heute Nachmittag gegen 5 Uhr wurde der 18 Jahre alte Eisenbahnarbeiter Hermann Auerswald aus Lößnitz an der Chausseeunter führung arbeitend, durch eine heradgerutschte Erdmasse derart verletzt, daß der Tod sofort erfolgt ist. Berlin. In einem Artikel über den Proceß Bazaine äußert die „N. A. Z." am Schluffe: So wie Bazaine hat jeder einzelne Franzose sein Vaterland „ver lachen". Aber selbst die schwerste Schuld des Marschalls hätte Frankreich nie mals so schädigen könne?, wie eS durch den Proceß sich selbst in der Meinung aller Nauonm geschädigt hat. In dem Marschall stand die Nation selbst vor dem Richrerstuhl, vor dem unerbittlichen Richterstuhl der Geschichte. Konnte ein Marschall von Frankreich ein Verräther sein — um so bedauernSwerther das Volk, welches solche Männer hervorbringt, um so b-dauernSwerther jene „öffent liche M mung", welche im August 1870 den Marschall an der Spitze des Heere«, sch-n wollte! Ist Bazaine aber schuldlos — um so viel tiefer mui ein Volk in der allgemeinen Achtung sinken, welches den Muth nicht hat, sich selbst s ine Niederlage und die Ursachen derselben cinzug.stehen; w.lches, in sei ner Gesammiheit schuldig, nach einem Schuldigen sucht, um die längst ungläu big g.wordene Muwelt an Frankreichs Urckberwindlichkeit glauben zu machen und in blinder Selbsttäuschung weiter dem Verhängniß entgegentaumelt! Für den Mn sehen Bazaine, bei dessen Namm vor jedem Deutschen Auge immer und immer wieder die blutigen Schatten von Queretaro auftauchen, besteht diess it der Mos l keine Sympathie; eö will unS scheinen, als ob die räch nde Nemesis, - wie in Napohon dem Dritten den Urheber, so in dem Mai schall den Feldherrn deS M rikanischlN Feldzuges und seines Ausganges ereilt hat. Aber dem Füh rer d r tapfern Armee von Metz, dem Führer der dm Siegern ebenbmtrgm " Soldat,n von Vionville, Grav lotte und Noisseville, b,wahrt die Deutsche Arm e in seinem Unglück daß Maaß von Achtung, welches sie ihm in den Tagen deS Kampfes nirmalS versagt hat. U b.- den Inhalt des von dem Kultusminister vr Falk im preußischen Haag, 13. Dezember. Eine ofstcielle Depesche deS Oberbefehlshabers der Holländischen Erpedition nach Atchin, Generals von Swieten, 'aus Penang vom 12. d. Mts. meldet, die Ausschiffung der Erpedition habe in Pedropoint, unter halb des AtchinflusseS auf der Rhede von Atchin, mit vollständigem Erfolg, ob schon unter dem Feuer deS Feindes, stattgefunden. Holländisch.rseitS sei Nie mand gelüstet, die Anzahl der Verwundeten sei unerheblich. Der General Ver- spcyck habe die eiste Operation geleitet. Das Feuer der Schiffe habe viel zu dem guten Erfolge beigetragcn. Der Geist der Truppen sei trog der durch die Cholera erlittenen V.rluste vortrefflich. Die Truppen würden sich zunächst in KwalaMhen festsetzen. Amerika. New-Aork, 12. December. Nach aus Havanna eingegangen n Mel dungen hat der „VirginiuS" unter Eöcorte der Spanischen Fr,gatte „Jsab.lla cattolica" den Hase» verlassen, um nach dem Hafenplatze Bahiahonda gebracht zu werden, wo die Auslieferung an die Amerikanischen Bevollmächtigten statt finden wird. Der General-Capitain Jovcllar hat Befehl gegeben, r och am L.ben befindliche Mannschaft d S „VirginiuS" noch heute freizulassen. Königreich Sachsen. Dresden, 13. Pec. Nach dem neuesten Bulletin trat gestern Abend 9 Uhr bei Ihrer Maj. der Königin Elisabeth von Preuße» eine abermalige Stei gerung dcS Fiebers, verbunden mit Kurzathmtgkei« uns vermehrtem Hustenreiz ein. Gegen Mitternacht Nachlaß dieser Erscheinungen und ziemlich ruhiger Schlaf. Heute Morgen große Schwäche. Kinder in die bürgerliche Gesellschaft einzufahre», wäh l' katholische» Geistliche» dieses Recht zur Strafe für ihre werden kau». Somit hätte» wir e- wieder mit eine« blo- H-HÄWW und GelegenheitSgesetz, zu Mm, das von de» liberale» Par- M» zttr^Etunde zwar taut als „unanNehmbai" bezeichnet, »ach ei»tge» schei». bare» Sträube» aber sicherlich von sämmilichen Kulturkämpfer» im Abgeordne tenhaus«! angenommen werden wird. Auch ein Antrag auf Bewiligu»g von Diäte» für die ReichStagSabgeordneten wurde im Abgeordnetenhause einge bracht (sohin rührt man sich i» j dcm Einzellandtag in Bezug auf Diäte», allenthalben werd« sie dringend verlangt;) allein der allezeit fir und fettige Redner Lasker hat diese» Anttag mir feiner seltne« Dialektik zu Trabe ge bracht. AIS Waffe bedient sich der „Mann mit dem unsterblichen Maule" der Inopportunität-kmle, in der» Gebrauch ec Uehung besitzt, wie keiner sonst. Er erklärte die „Einmischung in die ReichSangeieg-nh-iten" in diesem Falle für nicht opportun, will sagen: für nicht thu»lieh, ein Borwand, den der all zeit schlagfertige W.ndthvrst «it de» Worte» charakkeristrte: „Herr Lasker sagt, daß wir mit diesem Anträge in die Kompetenz deS Reiches eingriffen, daß die RsichSregierung den Beschlüssen kein Gewicht beilegen könne rc. AlS «S sich aber um d.n Antrag Lasker in Bezug auf di« Ausdehnung der Reichskompetenz auf das gcsammte bürgerliche Rechte hqndeltt, chr «allen alle diese Rücksichten nicht, da mußie daS Gewicht »eS Abgeordnetenhauses in Anspruch genommen und eine Resolution gefaßt werd:», welche den Antrag der ReichSregierunz ge genüber zu unterstützen geeignet war. Ja Bauer, daS ist ganz was anders!" Die Herren Nationalliberalen sprechen eben, wie eS ihnen in den Kram paßt; Csnseqrenz kümmert sie nicht, wen» sie, und sei eS auch durch die ärgste Jn- conftquenz nur ihren Zwck erreichen. Italien. AuS Rom melden die neusten Zeitungen, daß der heilige Vater ü -r den König von Bayern in hohem Grade aufgebracht ist, weil er einen crkommunizirten Ketzer, den Domprobst Döllinger in München, zu sei nem Jubiläum mit einem Glückwunschschreiben erfreut hat. Die Unit» cattolica hat in Folge dessen die Unverschämtheit gehabt, über den König von Bayern sich in den stä-ksten Schimpfworte» zu ergehen. Zu vervunder» bleibt nur, daß die italienisch: Regierung solche grobe Beleidigung eines deutschen Königs ungeahndet läßt, noch mehr aber, daß der bayrische Gesandte in Rom dafür «och keine Genugthuung verlangt hat. In Spante« sind am 9. December bei Berastugei, südwestlich bei To losa, die Karlisten von den RcgierungSlruppen einmal recht gründlich geschlagen worden. Die Karlisten selbst geben ihren Verlust in einem einzigen Bataillon auf 300 Mann an. — Der Streit mit Nordamerika wird gütlich beigelegt werden. Es geht in Erfüllung, «aS wir vor drei Wochen vorausgesagt haben, Spanien gibt klein zu, und das ist das Klügste, was Spanien ihun kann. Veurfchlaud. liehe Meinung als auch die Arm?« gleichgiltia gelassen. Bazaine wurde Freitag Mittags von de» StandeSlisten der französischen Armee gestrichen und ist in» selben Augenblicke aller seiner Titel und Würden verlustig geworden. Die Bonapartisten suchen einen Petitionssturm zu provociren, durch welch.» die Versetzung Trochu'S und JuleS Favre'S in den Anklagezustand verlangt werden soll. Regierung wie Kammer sind jedoch diesem Beehren nicht günstig gestimmt. ESist auch nicht wahrscheinlich, daß Stossel in Anklagezustand versetzt wird, denn wenn er verfolgt würde, müßte man auch den obersten Marquis d'Abzac, den Adjutanten Mac Mahon'S, in Untersuchung ziehen. Beide find der Unter schlagung von Depesche» gleich vrdächtig. Schweiz. Bern, 12. Dee. Durch di- letzt: Encyclika deS Papstes veranlaßt, die permanente Vertretung deS päpstlichen Stuhles aufzuheben beschloß der BundeS- ralh den Nuntius u« Mitteilung de- Tages seiner Abreise zu ersuchen. England. London, 12. Dcccmbcr. Anderweitigen Zeitungsnachrichten gegenüber wird von unterrichteter Seite hier mitgetheilt, daß Baron Reuter seine» Ver pflichtungen gegen di« Persische Regierung und den Bestimmungen des ihm er- therlten Cocessisnöbrief-S strikte und buchstäblich nachgekommen sei. Derselbe habe sich aber geweigert, auf verschiedene Modifikationen der ihm ertheilten Concesst« einzugehe«, die von der Persischen Regierung verlangt worden seien. Die Ver handlungen hierüber seien noch in der Schwebe. Spanien. In Spanien find die kriegerischen Ereignisse, auf welche die neuesten strategisch n Märsche des Generals Morioneö rechnen ließe«, bereits eingetreten. Nach Berichten aus Madrid hatte MorioneS nach einem kühnen Zuge über Pamp lona durch das Gebirge von Navarra sich mit der in Guipuzcoa stehenden Ab- theilung deS Generals Loma vereinigt und war in Oyarzun und San Sebastian eingerückt. Von letzterem Orte haben Moriones und Loma am 9. December einen Angriff auf die Tolosa b drohenden Carlisten gemacht, zu welch a neuer dings der General Ollo gestoßen war. Nach dem Telegramm eines Korrespon denten der „Köln. Z." haben die Carlisten offenbar eine Niederlage, und zwar mit schweren Verluste» erlitten. Der Carlistifche Berichterstatter lst sich selbst klar darüber, daß es den Republikanern gelungen sei, Tolosa zu entsetze». DaS w.rden aber wohl nicht die einzigen Folgen der Operation sein. D r General Pumo de Rivera, welcher im Süden Navarras steht, wird nun voraussichtlich mit dem Oberbefehlshaber cooperiren, um die Carlisten in die Falle zu drängen. Jen s Telegramm der „K. Z." lautet: Berast.gut (südwestlich bei Tolosa), 10. December. Um 2 Uhr gestern Mittag entspann sich ei» Gefecht auf sen Höhen nördlich von Tolosa gegen Moriones und Loma, die von San Sebastian her angriffen. Stärke deö Feindes 14,000 Mann, dis der Carlisten 5000. Unsern (der Carlisten) linken Flügel und das Centmm, die Bataillone Guipuzcoa, be fehligte Lizarraga, den rechten Flügel, 4 Bataillo ie Navarra, der General Ollo, beide in sehr guter Stellung. Gegen niese richtete sich der Hauptangriff des an Zahl weit überlegenen Feindes, 8000 Mann g gen 2000. DaS Gefecht wurde mit außerordentlicher H fiigkeit bis zu eiirb.echender Dunkelheit geführt. Mehrfache Bayonnet-Angriffe wu dm von beiden Seiten unternommen. Da je doch daS schwach besetzte Ceatrum gegen 4 Uhr durchbrochen war und unser rechter Flügel von dm dort gelegenen Höhen flankirt wurde, befahl der inzwi schen cinzetroffene Gmeral Clio um 5 s Uhr, u. t r dem Schutz des 3. Batail lons Navarra den Rückzug in unsere am Morgen verlassenen Quartier: anzu- trerm. Ihren Zweck, Tolosa zu entsetzen, habe» vle Republikaner erreich-, aber unter schweren Verlusten. Auch die unfrigen sind verhältnißmäßig bedeutend und werden sich für die Bataillone Navarra allein auf 300 Man» b, laufen. Holland. Abgeordnetenhause eingebrachlen Gesetzentwurfs über die obligatorische Civil Ehr Hörl man Folgendes: Die Schließung der Ehe» und die Führung der Civil- standöreg ster wird vurch besonders zu ernennende Standesbeamte bewirkt. Dis widerruflich: Bestellung derselben, so wie die Abgrenzung der Amtsbezirke er folgt durch die Regierungspräsidenten. Für Uebernahme der Funktion als Stan desbeamte sind in erster Linie die Gemeinde- und Bezirks beamten in Aussicht ge nommen; koch können auch Geistliche dazu bestellt w rdcn. München, 13. Dec. Aus die Vorstellung, welche die bayerischen Bischöfe aus Veranlassung der königlichen Verordnung betreffend die Errichtung von con- fcsstonell gemischten Schulen an den König gerichtet haben, ist seitens deS Kul tusministeriums eine al'schlägliche B scheidung ergangen. Frankreich. Die Französische Land SvertheidiaungS-Commission hat nunmehr den Beschluß gefaßt, Chaumont s./Marne in den Kreis der stark befestigten Plätze zu ziehen, welche den VettheidigungSgürtel Frankreich'- gegen Osten bilden sollen. Beider Wahl dieses OrtS als Festung find die Erwägungen mäßgebend gewesen, daß Chaumont von dem verschanzten Lager von LangreS nur zwei Tagemärsche ent fernt liegt, den KreuzunaSpunkt dreier wichtiger Bahnlinien Pari-, Lyon und Rheims bildet, und der Bereinigung-Punkt von sechs rout.S imperiales ist. Die Stadt deren strategische Wichtigkeit noch durch die Lage am Marneabschnitt erhöht Wird, soll mit einer Enceinte und mit weit vorgeschobenen detachirten Fort- um geben weiden, welche auf den daS Thal überragenden Höhen errichtet werden und so den Kern der Befestigung gegen rin Bombardement sicher stellen sollen. Die Fortificationen selbst werden nach dem System Vauban mit geringen Aen- derunaen ausgeführt werden. Paris, 13. December. Bazaine hat, aus Anlaß der verfügte« Straf umwandlung, eine Zuschrift an den Marschall-Präfidente» gerichtet und darin u. A. erklärt, der Marschall möge sich wohl der Zette« erinnert haben, wo er gemeinschaftlich «it ihm de» Vaterlande gedient. Er, Bazaine, fürchte, da- Herz deS MarfchalKPrästdente» habe über die Staats klughnt gesiegt, er würde den Tod gern erlitten haben! Pari-, 13, December. Di« Begnadigung Bazaine'- hat sowol -ie öffent- Etngesandt. Glück und Zufriedenheit ist in mehr wie Tausend, durch Krank heiten heimgesuchte Familie« dadurch wieder einaekehrt, daß ste die ihn« in d«« berühmten tllustrtrten Bucher „vr. Atry -Naturhsil- m-thode" gegebenen Rachschläge befolgt und die Krankheiten beseitigt hab«. Gewiß die beste Empfehlung diese- nur 10 Sgr. kostende» Werkes, welchtd durch jede Buchhandlung, am schnellste» aber dtrcct von Richter- Verlag-- Anstalt in Luremburg und Leipzig zu beziehe» ist. — Ma» lese gefälligst die heutige Annonce, und verwechsele diese allein berechtigte Original- Ausgabe nicht mit nachgepfufchten ähnlich betitelten Machwerke«.