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OUeNti».-. Derselbe behauptet ebenfalls, daß sein Fort gegen einen Stur» ae- fichert gewesen sei. Die VertheidigungSarbeiten waren aber noch nicht sertlg, ÄS die Belagerung beendet war. Um 2 Uhr wird die Sitzung sür 20 Minu ten ausgesetzt. — Während der Pause koamentirt man sehr die Aussagen der FortS-Commandanten, aus denen im Grunde genommen hervorgrht, daß die Forts sich keineswegs in eine« Anstande befanden, der Ende August eine län gere selbständige Verthridigung der F stung gestattet hätte. Biele Stimmen er heben sich gegen daS Kaisertum, welches die wichtigste Festung Frankreichs auf «ine solche Weise vernachlässigt hatte. — Nach Wiederaufnahme der Sitzung wurden zuerst zwei Beamte deS Arsenals von Metz verhört. Ihre Aussagen waren ohne Bedrutung. Nach ihnen kommt der Oberst de GiretS, welcher! Commandant d-S Arsenals von Metz war. Derselbe sagt aus, daß man Ar tillerie-Munition geliefert habe, so oft man es verlangt. Die Munition für die Infanterie habe auch nie gefehlt. Niemals sei der Vorrath auf 2 Millionen Patronen herabgcgang-n. Der Oberst kann eö nicht erklären, wie der General Soleille, der Ober-Eommandant der Artillerie der Rhnnarmre, nach eine« Be such im Arsenal glauben und schreiben konnte, daß cS der Armee an Munition fehle, da man nie in der Lage gewesen sei, von den Reserve-Munitionen Ge brauch zu machen. Der Präsident stellt nun noch weitere Fragen an den Ober sten, die aber ohne Interesse sind. Der letzte Zeuge, der verhört wird, ist der Arsenalbeamt- Choissy. Derselbe stellt fest, daß man ohne alle Schwierigkeiten die Armee mehrere Male mit Munition habe versehen können. Dentfivland. . Berlin, 25. November. D m V rn hmen nach hat der BundeSrath den Prästdial-Antrag auf Auflösung deS Reichstags angenommen. Als Termin für die Neuwahl.» wird die zweite Januarwoche genannt. Braunschweig, 20. Noo. Der focialvemokratische Agitator Bracke wurde am Sonntag zum zweiten Male für seine Glücks.liakeitSmacherei übel belohnt. Die Bauern zu Destedt wollten eben so wenig wie die Merrdorfer die Schimpfereien aufs Reich und d.ssen Einheit ruhig hinnehmcn, sondern prügelten die gesamme sociale Schar ohne E.barmen zum Dorfe hinaus. Man sollte meinen, daß Herr Bracke nun endlich die Landpartien abstell.n wcrd^. Eine andere Schlappe erlitten die hiesigen Soclaldemokraten dieser Tage durch einen völlig mißlungenen Strike. Angesichts des j tzt verstärkten auflretenden Güterverkehrs wollten die Arbeiter auf den Magazinen und Güterschuppen des Bahnhofs nicht Siehr zum alten, übrigens ohne Zweifel zu mäßigen Satze arbeiten und stellten deswegen ohne Weiteres die Arbeit rin. Dieselben sind im Grunde Beamte, da sie, außer Dem Lohne, Aussicht auf eine Pension bei Eintritt ihrer Invalidität und ihre Wittwen und Waisen Anspruch auf UnterstützungSgelver haben, und durften nur im Falle von DiSciplmarvergehen entlassen werden. Der Sinke ist aber ein solches Vergehen, daS mit sofortiger Entlassung bedroht war und auch jetzt mit voller Strenge Seitens der Directicn geahndet wurde, trotzdem sie einige Tage in arge Verlegenheit gerieth. 135 Arbeiter, fast sämmtlich verh irathet, zum Theil schon Halbinvaliden, sind nun brodloS und sehen mit Bangen dem Winter entgegen. Jetzt werden sie wahrscheinlich bitter bereuen, daß sie der Strikemanie besin nungslos folgten. München, 26. November. In der heutigen Sitzung der zweiten Kammer gelangte der Herz-Gerstnersche Antrag betreffs Gewährung von Diäten an die Reichstagsabgcordnetcn zur B.rathang. Der Abgeordnete Herz begründete den Antrag, der Abg. Jörg beantragte, wegen Inkompetenz des bayerschen Landtags über den Herzschen Antrag zur einfachen Tagesordnung überzugeheu. Der Mi nisterpräsident erklärte, er sei nicht in der Lage, schon jetzt bestimmte Erklärungen darüber abzugeben, welche Stellung die bayersche Regierung bezüglich der Diäten frage beim BundeSrothe cinnchm.n werde. Der Antrag Herz: „ES möge die Staaiöregierung aufgefoidert werden, bist» Bund.Srathe dahin zu wirken, daß den ReichötagSmitgludern eine Entschädigung für ihre Reisekosten gewährt werde", würde mit 66 gegen 64 Stimmen angenommen, der Jörgsche Antrag auf An nahme der einfachen Tagesordnung mit 67 gegen 63 Stimmen abgelehnt. Elsass Lothringen. Metz, 20. November. Die von den deutschen Militär behörden bezüglich der hiesigen Festung getroffenen Maßnahmen zeigen, daß man den Satz, daß im Frieden sür denKrig gesorgt werden müsse, einen Satz, dessen Nichtbeachtung für die Franzosen von so schimmen Folgen begleitet war, nicht vergessen hat. Dies zeigt sich schon daran, daß am Ausbau der bereits zu französischen Zeiten für uneinnehmbar angesehenen Forts eifrigst gearbeitet wird, sowie auch der Bau neuer Werke möglichst rasch betrieben wird. Erstere sind größientheils der Vollendung nahe, letztere aber demnächst so weit, daß sie als vertheidigungSfähig gelten können. Bis zu ihrer Fertigstellung dürften aber immer hin noch 6-8 Monat nölhig sein. Auch in Beziehung auf Armirung und V r- proviantirung ist Alles auf'S Beste vorgesehen. Um sich davon zu überzeugen, darf man nur einen Blick auf die seit einiger Zeit vollständig mit 9-Cm.« und 15-Cm.-Kanonen ausgerüsteten Wälle werfen oder einen Besuch im großen Ar senal zn machen, in welchem' Geschütz« jeden Kalibers in langen Reihen auf gestellt swd. In den ausgedehnten Magazinen hat man ungeheuere Vorräthe von Lebensmitteln: Speck, Schinken, Zwieback, Mehl, Reis, Steinkohlen ic aufgeschichret welche schon seit längerer Zeit per Bahn ankamen und in end losen Wagenrcihen in die Stadt geführt wurden; kurz, Alles ist ganz in der Stille und in fast unbemerkter Weise so eingerichtet worden, wie cS ein unmittel bar an der Grenze gelegener Wassnplatz ersten Ranges erheischt. Habelberg. Der Rendant einer hiesigen Kasse hat sich erschossen, weil bei der Revision sich ein Deficit von 100 Thlrn. herausgestellt hat. Diese Nach richt ist dem Beamten nicht osficiell, sondern nur privatim mitgetheilt worden. Ohne die näheren Recherchen abzuwartcn, hat sich der ehrgeizige Mann, gleich nachdem sich der Bekannte entfernt hat, entleibt. R. war allgemein geachtet, beliebt und vermögend. Nachdem der Selbstmord bekannt war, wurde noch ein mal eine genauere Revision der Bücher vorgenommen. Hierbei stellte eS sich heraus, daß daS Deficit nur von einem Schreibfehler herrührte. Der Fall er regte daS Bedauern und die Theilnahme deS Publikums. Nur ein Geistlicher deS OrtcS empfand kein menschliches Rühren. Der Selbstmörder wurde auf Ordre des Hrn. Pastors in einer sogenannten Rasenquetsche an dem Zaun des , Kirchhofes bestattet. Die Nachricht von dem Tode und der schmachvollen Be stattung deS im Leben sehr geachteten ManneS drang zu dessen Bruder. Dieser ebenfalls ein Beamter, betrübt über den herben Verlust, begab stch nach Habel- berg und von dort zu dem Hin. Pastor. Kein Bitten half. Der Todte sollte am Zaune ruhen. Dringende Vorstellungen endlich bei den Behörden ergaben erst daS Resultat, daß der Leichnam auSgegraben und bet den anderen Todten bestattet wurde. So geschthen in einer evangelischen Gemeinde im Jahre 1873 in der Nähe der Kaiserstadt. AranLvekch. Paris, 25. Nov. Nach genauer Durchsicht der letzten Abstimmung-« weist die R-publkque Fcancatse darauf hin, daß, wenn die Linke gesiegt hätte, eS zur Auflösung der National-Versammlung gekommen wäre. Dies fei öffent liches Geheimniß. Es fanden stch also 330 Deputirte bereit, auf diese Aussicht hin gegen die Verlängerung zu stimmen. Als im Decemb-r 1872 di: Auflösung der National-Brrsammlung zur Sprach; kam, stimmten bloS 200 Deputirte dafür. Die Auflösung hat demnach in Jahresfrist um 130 Stimme» gewonnen, ein Fortschritt, der kein Trost für die Linke, wohl aber eine Chance ist, denn st; rechnen so: Hält Mac Mahon Wort und folgt eine leidliche Regierung, so wird die Republik wachsen, macht Mac Mahon und vroglie eS aber zu arg, so löst stch lin Stück r ach dem anderen von der jetzigen Coalition ab und die Majorität rückt auf die linke Seite, die dann ein starkes Wort reden kann. Die Republikaner sind in ihrer politischen Rechenkunst freilich oft genug zu fal schen Auflösungen gekommen. General Sausster sagt in einem Briefe, den» er aus Algier an seine Wähler richtet: „Die Wahlen vom 16. November haben neuerdings die Bedürftriffe und Wünsche deS Landes dargetha». Ich Habenicht die Anmaßung, zu glauben, daß die Wahl meiner Person der genaue Ausdruck der politischen Bestrebungen und Ideen Aller sei; allein sie bedeutet wenigster-S, daß wir alle über di; Noth wendigkeit einig sind, so bald als möglich eine Republik zu gründen, welche den gerechten Forderungen der Nation entspricht, die Gemüther beruhigt und de» Gefahren eines ungewissen Provisoriums ein Ziel setzt." Paris, 27. November. DaS neue Ministerium hat sich nunmehr con- stiluirt und veröffentlicht daS „Journal officiel" folgende Ministerliste: Herzog von Broglie, V cepräsident deS StaatSrathS und Inneres; H.rzog von DecazeS, auswärtige Angelegenheiten; Fourtou, Unterricht; D-ff-illizny, Handelsministerium; Larcy, öffentliche Arbeite»; Depeyre, Justiz; Magne, Finanzen; du Barail, Krieg; Dompierre d'Hsrnoy, Marine. Versailles, 26. November. In der National-Versammlung stand H ute die Wahl d r Mitglieder der Dceißiger-Commisston zur Vorberathung der consti- tution llm Gesetze auf der Tagesordnung. Bei der Abstimmung erhielten indes sen nur 13 Mitglieder, unter denen stch Dufaure, Laboulay; und Waddington voai linken Centrum befinden, die erforderliche Majorität. Die übrigen Wahlm sollen morgen vorgenomm n werden. Das FrohSdorfer Hoforgan, die klerical-legitimistische „Union", v.röffent- lichte gestern, wie aus Paris telegraphisch gemelset wird, eine officiöse, offenbar aus dem Privat-Sekretariat deS stammende, ziemlich mystisch gehaltene Npte, zu deren Lösung die mitgctheilie Nachricht der Jndependanxe B.me de« Schlüssel an die Hand gibt. Der Prätendent hat durch vierzehn Lage auf de» Kampfplatz selbst den Gang der Ereignisse v.rfolgt, „der Moment ist jedoch nicht gekommen, um die Absichten Chambord'S zu enthüllen". Nun, wir wisse» bereits, daß die Uneigennützigkeit und Aufopferung des FrohSdorferS nichlS Ge ringeres zum Ziele hatte, als plötzlich in der Kammer zu erscheinen und seine Proclamirung als König zu verlange». Die Regierung Rae Mahon'S soll diesen tollen Plan noch rechtzeitig durchkreuzt haben, offenbar nicht, weil siede» Lande de» „Koz:" ersparen wollte, sondern weil sie einsah, daß et» so u^üder- l-uter Schritt daS vollständigste Chaos und den Sturz der siebenjährige» Herr lichkeit Mac Mahon'S selbst zur Folge gehabt hätte. Trianon, 26. November. Prozeß Bazaine. Ja der heutigen Sitzung wurde zuerst der Marschall Caursbert vernommen. Er erklärte, daß maa im Monat Oktober nicht mehr das offene Fld hätte halten, aber dem Feinde doch noch Abbruch thun können. Die Verhandlungen hätlen nicht über die Eapitu- lation, sondern auf den Abschluß einer Convention gerichtet werden müssen. Wenn ein ehrenvoller Vertrag nicht hätte erlangt werden können, hätte man daS Glück der Waffen versuch:» sollen auf die Gefahr hin, in ehrenvollem Kampfe zu unterliegen. — Nach der Vernehmung der Generale Leboeuf und Ladmirault, welche sich in ähnlichem Sinne aussprachen, wurde Rouher verhört. Er depo- nirte, dap die Kaiserin alle möglichen Anstrengungen gemacht habe, um die Rhein- Armee zu retten. Fürst Bismarck habe daS Verlangen an dieselbe gestellt, zu den FricdenSunterhandlungen bedingungslos ihre Zustimmung zu geben und sich dem Resultat derselben von vornherein zu unterwerfen. Die Kaiserin habe sich dessen jedoch geweigert, da sie in die Abtretung von GebietStheilen nicht habe willigen wollen. Italien. Wie aus Rom geschrieben wird, beschäftigt man sicht« den dortigen Krei sen vielfach mit den Papieren und Dokumenten, welche der verstorbene Ratazzi seiner Frau, einer gebornen Bonaparte-Wyse, hinterlassen hat. Da man von dieser Dame, welche eine sehr fürwitzige Feder führt, unangenehme Enthüllungen besorgt, wird dieselbe förmlich von allen Seiten bestüimt, daß sie die betreffen den Papiere ausliefere. Die italienisch; Regierung läßt verbreiten, daß st- in der Lage sei, stch durch den Bruder d-S Verstorbenen in den Besitz der Papiere zu setzen, mit Bezug auf welche Ausstreuung in der Gazzetta di Milano und in der Nazione s hr geharnischte Erklärungen erschienen find, woraus stch mit apodiktischer G.wißheit ergibt, daß vo» den Papieren und Dokumenten d ö ver storbenen Rattazzi, welche fünf große Kisten füllen, nicht ein einziges Stück in anderen Händen als in denen seiner Witwe stch befindet, und daß diese entschlos sen scheint, weder im Interesse der Regierung, noch in einem Privat-Jnt reffe düse Papiere j malS aus den Händen zu geben. Frawv. Rattazzi beabficht g; im Gegentheile, ein Buch herauszugeben, welches den Titel: „Rattazzi und seine Z.it" führen und ei» ungeheures literarisches und anekdotisches Material enthal ten wird. Es find ihr für drei Bände, welch- für diese Publikation t» Ausficht genommen sind, von einem Pariser VerlaaSbuchhändler bis zu 200,000 Franc- Honorar angeboten worden. DaS interessante Buch soll innerhalb dreier Jahre crscheinen und der erste Band bereits im künftigen Oktober der Oeffentlichkeit übergeben werden. Unter den Mitgliedern der er-kaiserlichen Familie soll nament lich der Prinz Napoleon sehr beunruhigt fein, da seine ganze Correspondenz sich in den Händen der Frau v. Rattazzi befindet. Auch der seinerzeit vielgenannte napoleonisch- Agent Graf Vimercatt weiß, daß im Nachlasse Rattazzi'S tausen de seiner Briefe vorgesunden wurden. Sowol Prinz Napoleon als Vim-rkatt haben unmiitelbar nach dem'Tode Rattazzi'S Alles aufgeboten, daß die italienisch« Regierung nöthigenfalls mit Gcwalr sich jener Papiere bemächtige. Alle Ver suche bitlben indessen vergeblich, und offene Gewalt anzuwendm wagte man doch nicht. So scheint cS denn, daß dte Witwe Rattazi'S den gegen sie angraettelt« Jntriguen zuvorkam, und die vielbesprochenen Papiere befinden sich bereits in voll ster Sicherheit außerhalb Italiens. England. London, 25. November. Die bisherigen Nachrichten über dte Ereignisse