Volltext Seite (XML)
Mit Ihm!" sich immer wüthender vernthmen luß, so ergriff lch schließlich eine« Ltuhl, und indem ich ihn gegen meine Verfolger erhob, sagte ichr „Lebendig Pkrlasse ich den Saül nicht I" Ich würde vielleicht auch wirklich nicht lebendi; davon gekommen sein, wenn fich Polizetcommiffar Dehmel und Ettinsetzmetster Gellner nicht ins Mittel gelegt und uiich gerettet Hütten, wofür ich an dieser Stelle meinen besten Dank aus spreche. senbahnen begleitende Personal gegen 710,000 Taffen Kaffee auf Kosten r« StaatSbahn-Verwaltung verschänkt. Wenn der Preis der Taffe, wie jetzt seilen der Bahnhoförestaurateure im Werke sein soll, um einen Pfennig erhöht wiH so macht dies eine Mehrausgabe von 2368 Thlr. 17 Ngr. 3 Pf. Stärker wild der Kaffee von den BahuhofSrestaurat.uren gewiß nicht gebraut werden. Eine große Anzahl von Strohhutfabrikanten bedient sich zum Weiß färbe einer bestimmten Sorte von Hüten bleihaltiger Farbstoffe. Da die Erfahr»» spanischen Freiwilligen auf der Insel Euba, die 53 Mann der Gefangenen drS Schiffes „VtrginiuS" erschießen ließen, in eine neue bitterböse Verlegenheit gcralhcn, denn unter den Erschossenen befanden sich auch Bürger der Bereinig ten Staaten und von England. Beide Staaten find aber durchaus nicht ge sonnen, fich so Etwas von Spanien bieten jU taffen. Sie verlangen glänzende und schleunige Genugthuung für solch' eine That, und würde diese nicht ge währt. so würden sie angrtffSweise gegen Spanien vorgehen. Wie könnte aber Spanten, das mit seinen Karlisten und seinen Empörern in Kartagena nicht fertig werden kann, sich noch in einen Krieg mit Nordamerika und England einlaffen? Wohl nicht! Spanien muß also unter allen Umständen in diese« Falle klein zugeben. Und Castelar, der derzeitige Präsident Spaniens, scheint den sichersten Ausweg gefunden zu haben, der Spanien aus diese« Dilemma heraushelfen kann. Er hat am 17. November in emer Unterredung mit dem iwrdamerikanischr« Gesandten General SickleS auf den Verkauf von Euba an die amerikanische Union als eine Lösung der VirginiuSfrage hinge- wiesen. Und Svanien könnte durch dreseS Geschäft nur gewinnen, den» seit Jahren wüthet ja auf Euba die Revolution gegen die spamsche Regierung und letztere war bis jetzt nichr rm Stande, diese Revolution nieorrzuschlage«. Mit hin wäre eS für Spanien nur vom größten Vortheil, wenn es dieses Revo- lutionöheerdeö ledig wär re und «och Geld dafür in seinen bis auf den Boden geleerten StaatSseckel einheims-te. Eine andere Frage ist freilich die, ob Nord- amerika auf diese Veekauföofferte einzugehen Willens ist, denn wenn eS Cuba einfach in Besitz nimmt, kann es das im Innern total zerrüttete Spanien daran hindern? Gewiß nicht! Amerika rüstet aber ischon seine Flotten, denn nach einer Anweisung des FlottenministeriumS dk Vereinigten Staaten solle» die Flottenauöhrbungcn im ganzen Lande bis zu der durch das Gesetz vorgeschricbenen äußersten Grenze vorgenommen werden. Die Schweiz g ht ganz entschl-den un) mannhaft gegen widerspenstige und streitsächliche Geistlich- vor. So melden die neusten Zeitungen: Der Große Rath von St. Gall n hat einen Vorschlag, wonach für Geistlich-, welche konfes sionellen Unfrieden stifte» oder ihr Amt zu politisch n Zwecken mißbrauchen, eine Gelsbuße bis zu 1000 Fr., oscr G fäagniß bis jU einem Jahre, im Rückfall- aber temporäre oder gänzliche AnuSentziehung als Strafe bestimmt wird, für erheblich erklärt und mit starker Mehrheit einer Spezmckommission überwiesen, damit sie noch in der gegenwärtig'» Session daiüber Bericht erstatte und geeig nete Anträge st-lle. Deutsches Reich. Dem Bundes rat he ist der Entwurf eineö Ge setze- über die Organisation Udd Verfassung d r Gerichte im Deutschen Reiche Lür bürgerliche RechtSstreirigkeit n und Strafsachen nebst dem Entwurf eines Ein. sührungSgesetzeS mit dem Anträge zugegangen, über daS für di- Prüfung und Feststellung der Entwürfe einzuhaltende weit-re Verfahren zu b.schließen. Dem Landtag in Preußen stehen nächstens höchst interessante Debatten bevor. Bismarck hat bekanntlich vor Jahren einmal daS preußische Landtags- Wahlsystem das schlechteste genannt, das man sich denken kann, und das allgemeine dir-kt- Wahlrecht für de» Reichstag eingesührt, und siehe oa, die Perle von M ppen, der Abg. Windhorst, hat einen Antrag eing-bracht, d r auf nichts anderes abzielt, als auf die Beseitigung d.rDmklaffenwahlen und Einführung der allgemeinen directen a eheimen Wahle» an Stelle dersrlbe». Was wird Bismarck dazu sagen? Einige meinen, er werde „aus politischen Erwägungen" seine» früheren Ausführungen entgegen den Antrag bekämpfen. Unmöglich wäre das nicht und im Interesse unserer Ratwnalliblralcn möchten wir eS wünschen; könnten sie sich doch zur Beschönigung der eigenen Jnkons quenz auf ihr großes Vorbild berufen. Jeoenfalls wird aber selbst ihm, dem Ungenirten, die Lag- nicht ganz ang:- nehm sein, in die ihn sein perfider Gegner gebracht hat. In nicht minderMan- arnehmer Lage als ihr Herr und Meister befindet sich auch die Preuß, sogenannten Liberalen. Sie haben all- schon lange für di- g.hcimen direkt n Wahlen geschwärmt; aber jetzt, nachdem die Schwarzen sie verlangen, was da thun? Die einem schicken fich in'S Unvermeidliche und sprechen sich, wenn auch nicht ohne Verle genheit, für den Windthoist'schen Antrag auS; Andere aber könmn sich zu so etwas nicht verstehen. Jedenfalls aber werden die Verhandlungen über diesen Winvhorst'schen Antrag sehr h iße Debatten m t sich bringen. Baier»»'S zweite Kammer ist ganz unerwartet mit einem eiskalte» finanzi ellen Sturzbad gesegmt worden. DaS Kriegöministerium »erlangt neuerlich außer dem Haupt-Etat der Militärverwaltung, der rund 20 Mill. Gulde» beträgt, noch die Summe von nur lumpigen fünfzehn Millionen Gulden zur Armee-Vervollständigung und zur Anschaffung — neuer Kanonen. Bairische Blätter schreiben darüber: „Neue Kanonen! Unsere „alten", deren Vortrefflich keit vor gar sticht langer Zeit allgemein gelobt wurden, find lehr neuen Datums. Indessen — in neuester Zeit find in Preußen, wie eö heißt, noch bessere kon- stmirt worden, und die müssen wir eben anschaffen. DaS Traurige an der Ge schichte ist nur, daß bereits in England wieder ei» noch vortrefflicheres Gefchütz erfunden worden ist, und von Preußen bereits Sachverständige zur Prüfung desselben abgegangen find. Da können unsre neue« Geschütze gerade angeschafft sei«, bis wir die noch besseren anschaffen müssen. Vivat MarS!" DeulfthlakS Ratibor, 18. Nov. Der „Oberschles. Anzeiger" kennzeichnet durch fol gende Mittheilung eines Herrn C. Weber eine Scene aus einer hiesigen ultra- montanen Wahlversammlung. DaS betreffende Schriftstück besagt: „Nachdem Herr Twardy die Versammlung eröffnet und Herr Gymnafialdirector Kramarczik zum Präsidenten gewählt worden war, wurde Herrn Kaplan Neumann daS Wort erhielt, welcher im Verlaufe seiner Rede sich u. A. dahin ausließ, daß die liberale Partei über Volk und Land ein Massenelend verhängt habe, daß „daS herrschende Organ" de» Klerus unterdrücke und daß der Staat Cadetten- häuser baue, um für das Heer Osfikiere auSzubilden, während man de» Bi schöfe» die Erziehung der Alumnen aus den Hände« gerissen habe. Bei dieser Gelegenheit machte ich die Bemerkung vom Platze, daß die Rede nur von Wahl- angelegenheite» sein könne und daß man die Regierung und den Officlerständ nicht angrcifen solle, worauf fich der Ruf hören ließ: „heraus mit dem Regte- rungöcandidaten!" und man auf mich einorang und mir den Rock in Fetzen riß. Mit einem Stocke suchte ich mir alsdann de» Rücken frei zu halte», doct Vergebens. Im Nu war derselbe in Stücke zerbrochen und mir blieb nur übrig mich nach einer Eaalecke zurückzuziehen. - AIS ein Gebrüll „Haut ihn", „Raus «it ihm!" fich immer wüthender vernehmen ließ, so ergriff rch schließlich eine« Ltuhl, und indem ich ihn gegen meine Verfolger erhob, sagte ich r „Lebendig pkrlasse ich den Saül nicht!" Ich würde vielleicht auch wirklich nicht lebendi; Oesterreich. Wien, 21. November. Der Socialdemokrat MoseS LeideSdorf, Mitglied der Internationale, vor zwei Jahren wegen Aufwieglung zu achtmonatlichem Kerker verurtheilt, seitdem flüchtig in der Schweiz, ist vor einigen Tagen zurütt gekehrt. Heute Nacht wurde er verhaftet und bei ihm viel Publikationen der Internationale confiöcirt. Frankreich. Paris, 19. No». Der „Rat. Ztg." wird von ihre» Epecialcvrrespon- denten telegraphirt: Die heutig Nachtsttzung der National-Versammlung »ar eine sehr bewegte. Di- große Majorität, welche die Regierung erlangte, hat bei der Koalition der Linke» große Bestürtzung erregt; eS tst sicher, daß ThierS absolut auf den Sieg rechnete. Um 2 Uhr Nichts begab sich der Präsident der National-Versammlung, Buffet, mit allen Mitgliedern des Bureaus zum Marschall Mac Mahon, um ihm daS Ergebniß der Abstimmung zu überbringe». LS war 3 Uhr, als der D-putirtenzug aus Versailles in Parts eintraf, der Bahnhof war geräumt worden; aber t» de» Straßm stände» noch zahlreiche Gruppen. — Fast alle Morgenblätter »«öffentlichen bereits das Ergebniß der Abstimmung; di: conservativen triumphtre», die radikalen find bestürzt; die bona- »artistischc« erklären, die Verlängerung der Vollmachten bekämpft zu haben; aber etzl würden ste fich um die starke Gewalt des Präsidenten Mac Mahon fchaa- r-m — Ich bi« heute Morgen viel umhergelaufcn und habe viele große Ban- quierS und kleine Geschäftsleute besucht; ich muß darnach constatirm, daß der Sieg der Regierung mit einer wahren Freude ausgenommen wird und -in« sicht liche Erleichterung bereitet; »an hofft, jetzt auf ei» ernstliches Wiederaufleben der Geschäfte. Paris, Sonnabend, 22. November. Die Constituirung des neuen Mi nisteriums erfolgt wahrscheinlich heute. .Der Herzog v. Broglie, Magne und andere Minister dürften bleiben. Die fremden Gesanden haben den Wunsch ausgesprochen, dem Ma-schall- Präsidenten Mac Mahon ihre Glückwünsche darzubringen, und werden am künf tigen Montag von demselben empfangen werden. Das Entlassungsgesuch des diesseitigen Gesandten in Bern Lanfrey, ist an genommen worden. Versailles, 21. November. In der h-utige» Verhandlu»g d-S Pro- ceffeS Bazaine kam Juleö Favre (unter der Regierung der nationalen Verthei- digung bekanntlich Minister der auswärtigen Angelegenheiten) zur Vernehmung. JuleS Favre deponirt über seir>e FriedenSverhandlunge» mit dem Grafen Bis marck in FerrtereS und erwähnt, Letzterer hab- ihn gefragt, ob er des Gehor sams deS Marschalls Bazaine gegenüber der Regierung der nationalen Verthei- digung vollkommen sicher sei. Als er (JuleS Favre) über diese Frage sich ver wunderte, fügte Bismarck hinzu, er habe guten Grund zur Annahme, daß Bazaine nicht für die Pariser Regierung sei. Diese Aussage d-S ehemaligen Ministers brachte einen lebhafte» Eindruck hervor. Amerika Neywo rk, 22. Nov. Die Journale veröffentlichen ein «och unbestätigtes Gerücht, wonach der Ministerrach beschloß, ein Ultimatum nach Madrid zu senden, welches die Abschaffung der Sclav-rei auf Cuba, die Herausgabe des „Virginius" und die Auslieferung der Ueberlebenden an die Unionsstaaten s-rdere; gleichzeitig werde die spanische Regierung für die Hinrichtung verantwortlich gemacht, sowie Schadenersatz verlangt. Königreich Sachsen. Dresden, 22. Nov. Das „DresdenerJournal" tritt in seiner heutige» Nummer »er von einer Berliner Zeitung gebrachte» Correspondenz auS Leipzig und Dresden, betreffs des Tragens des Eisernen Kreuzes von Seile» Sächsischer Osficiere, entgegen und bezeichnet diese Mittheilung theils als vollständig unver- stänsUche Auffassung der drtltehalb Jahre alten Anordnung, als Unwahrheit. Der betreffende Artikel schließt müden Worte«: „DaS auf de« blutige» Schlacht feldern FiankreichS festgeknüpfte Land wird durch Verleumdungen deö Partei- haffeS nicht gelockert werden." Vom 1. December d. I. ab beträgt daS Porto für Postkarten (Corrcspon- dcltjkarte») nach sämmtlichen Orten der Bereinigten Staaten Amerikas auf den Wegen zwischen Bremen, Hamburg oder Stettin eine» Groschen, bezüglich vier Kreuzer. Frank.ru«g erforderlich. Der neulich erwähnte Antrag des Aba. Walter hat folgenden Wortlaut: Die Kammer wolle beschließen; 1. daß bei den künftigen Landtag!» nach Constituirung derselben und Wahl der Deputationen, die Sitzungen auf vin Wochen vertagt werde» und nur die Finanzdeputation während dieser Zeit zusammenbleibt, um daS Staatsbudget und sonstige finanzielle Vorlagen zu berathen und Berichte darüber vorzubereite«; 2. wolle die Kammer die König" liehe StaatSregierung ersuche», daß dieselbe die Budgetvorlage und das Fi> nanzgefttz acht Tage vor Eröffnung deS Landtags jedem Abgeordneten zusende, damit etwaige Anträge zu denselben rechtzeitig eingebracht werden können. Der Anttag ist von Mitgliedern der Rechten, deS CentrumS und der Fori» schrittSpartel unterstützt. Das „Dr. B.- u. Hdlöbl." ist in der Lage, über die ZahlungSeinstellum der Firma Randel in Meerane mittheilen zu können, daß die Passiven 235,M Thlr., die Aktiven 185,000 Thlr. betragen, also der Abschluß noch ein ziemlich günstiger für die Gläubiger ist. DaS Gerücht, die sächsische Bank sei bei d« Firma als Creditor interesstrt, entbehrt der Begründung. I« den 6 Wintermonaten werde» an das die Züge der Sächs. Staats« Hüte» bleihaltiger Farbstoffe. Da die Erfahr»« »un gelehrt hat, daß diese Methode des KetßfärbenS die Gesundheit der da«! beschäftigten Arbeiter und Arbeüertrrne» in hohem Grade gefährdet, zu wird« holte« Male auch schon schwere und langwierige Erkrankungen veranlaßt h« so tst de« Strohhutfabrikanten die Verwendung bleihaltiger Farbstoff« zu grdai tem Zwecke unter Androhung einer namhafte» Geldstrafe untersagt, und find t vezirksärzte veranlaßt worden, fich von Zeü zu Zeit von der Beachtung dies Verbots zu überzeugen, Leipzig, 21. , November. Gestern Vormittag 11 Uhr war der ne ReichSdiSkipltnarhof zum ersten Male hierselbst versammelt. Derselbe hieltn ReichSoberhandelSgerichtSgebäude seine erste oder constituirende Sitzung uni Vorsitz deS ReichsoberhandelSgerichtSprästventen vr Pape (nicht öffentlich) a