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her Regierung--Commissar seiner, Borbehalt gemacht und befiehlt, daß Nachricht I am gehörigen Ort gegeben wird. Oberst1 Sie könne« sich entfernen. Der Oberst grüßt und verläßt den Saal. (Große Erregung.) Versailles, tz. November. Die heutige Sitzung begann um 1 Uhr 10 Minuten. Man hatte geglaubt, daß nach Eröffnung der National-Versamm lung die Sitzunzen des Morgens abgehalten werde» würden, da nicht allein der Präsident und zwei Richter, Ehabaud-Latour und Princsteau, Mitglieder der Kammer find, sondern auch viele Zeugen zu derselben gehören. Der erste Zeuge, der heute aufgerufen wurde, war der General Palikao, letzter Kriegsminister des Kaiserreichs. Bekanntlich wurde derselbe nach dem Sturz Ollivier'S, de« ManneS mit dem leichten Herzen, an die Spitze des französischen EabtnetS ge stellt, und fiel mit dem Kauerreich. Der General setzte zuerst auseinander, daß ! er Minister-Präsident und KriezS-Minister in dieser schweren Zeit gewesen sei. Er habe in die Tullcrieen, in Vie Kammer, in di- Commission gehen und viel; Leute empfangen muffen. Er sei also sehr beschäftigt gewesen und seine Erin nerungen seien daber nicht immer sehr genau. WaS s-lne Beziehungen mit Ba- zaine an belange, so ließen sich diese in zwei Phasen eintheiien, vom 13. bis 22. August, und vom 23. August mit 4. September. Die Depesche», welche er während der ersten Phase erhielt, seien vom 17. und 18. datirt gewesen. Der Sieg Bazaine'S am 16. hatte ihm den Pla» «»geflößt, Mac Mahon Äa- zaine zu Hülfe zu senden. Dieser Pla», für den er die ganze Verantwortltch- k.tt in Anspruch nehme, sei von Mac Mahon gebilligt worden; um ih» zu er möglichen, habe er den Preuße» eine falsche Depesche in die Hände gespielt, die besagte, daß Mac Mahon sich auf Paris zurückziche. Vom 22. ab habe er viele Bote« an Bazaine gesandt; ob dieselbe» angekommen, erinnerte er sich nicht mehr. Der Plan, nach Metz zu marschire», sei ihm nicht von politischen, sondern militärischen Gründen eingegeben worden. Dort hätten 60,000 „8»oas" gestanden, Vie man leicht über den Haufen hätte werfen können. Am 22. sei dieser Plan nicht mehr auSzusühren gewesen. Der General erwähnt nun der Mission und seines Freundes de St. Paul im Lager von ChalonS, und der Absicht Mac Mahon'S, nicht mehr nach Metz, sonder» nach Parts zu marschire«. Der Mt«isterrath sei dagegen gewesen, aber ehe derselbe Mac Mahon, der sich inzwischen nach RcimS begeben, dieses mitgetheilt, habe dieser seinen Plan in Folge der Depesche Bazaine'S vom 19. geändert, die ihm meldete, daß er im mer die Absicht habe, nach dem Norden zu marschire«. Der General berichtet nun über die Vorbereitungen, die er dieserhalb traf. Am 27. habe fich eine wichtige Thatsache ereignet. Er habe an diesem Tage eine Depesche vo« Mac Mahon erhalten, die ihm mitgethcilt, daß die Armee deS Kronprinzen in ChalonS angckommen sei. Die falsche Depesche, welche er für dieselbe bestimmt, habe ihre» Erfolg gehabt. Er habe immer an die Vereinigung der beide» Armee» geglaubt, welche die R-ttung Frankreichs gewesen sein würde. Die Preußen hätten dieses auch geglaubt; wie er von zwei höheren deutschen Ofsicieren gehört, seien sie in großer Angst gewesen und hätten befürchtet, daß die französische Armee fie umgangen hätte. — So die Mtttheilungen deS Generals, welcher nur so weitläufige Erklärungen gab, weil man ih» bekanntlich anklagt, nur gegen die Rückkehr der Mac Mahon'sche» Armee gewesen zu sein, weil er be fürchtete, daß daS Erscheinen deS Kaisers eine Revolution Hervorrufen werde. Der Präsident stellte nun einige Fragen an de» General. ES handelt fich da bei festzustellen, ob Palikao die Depeschen kannte, welche Bazaine am 20. vo» Metz, die eine an de» Kaiser, die andere an den KriegSminister (Palikao) und die dritte an Mac Mahon sandte. — Präs.: Am 18. August sollte die Cha loner Armee nach Verdun marschire«? — Palikao: Ja! Die Armee hatte dort nur 60,000 Sachsen vor sich, deren Angriff auf Verdun Vie tapfere Ratio nalgarde in dieser Stadt schon zurückgeschlage» hatte. Die 120,000 Mac Mahon'S würden dieselbe» leicht über den Haufen geworfen haben, und da Vie Schlacht jenscit der Maas Statt finden mußte, so hätte der Kanonendonner Bazaine, der am 16. dem Feinde eine Niederlage beigebracht, auf das Schlacht feld geführt, und die Preußen würden in die Mosel geworfen worden sein. DeutfchlaRS. Berlin, 13. Nommber. Die Mitthctlung verschiedener Blätter daß die Ziitungöstcmpclsteuer in dem Etat von 1874 nicht ausgenommen sei, wird der „N. Pr. Z. als irrthümltch bezeichnet. Auch von einem Gesetzentwurf zur Aufhebung dieser Steuer ist, soweit die Erkundigung dieser Zeitung reichen, bisher nicht die Rede. Die liberale Presse ist durch die Thronrede insofern enttäuscht, als in der selbe« der fich-r erwartete Entwurf der obligatorischen Cwilehs noch nicht an gekündigt wird. Nach de» vorgängigen, selbst telegraphische» Mitteilungen darüber sch en man zu jener Erwartung in der That berechtigt. Nach den Erkundigungen der „N. Pr. Z." ist die Angelegenheit durch einen Widerspruch vo» einflußreicher Stelle, von der man ihn wohl am wenigste» erwartet hatte, vorläufig ins Stocken gerathen. Im Mai dieses Jahres wurde der Restaurateur Weise aus Lauban bei einem Zusammenstoß zweier Züge auf dem Bahnhofe der Schlesischen Gebirgs bahn in Hirschberg erheblich am Kopfe verletzt. Derselbe war längere Zeit leidend und hat einen dauernden Nachtheil an seiner Gesundheit davongetragen. . Die von ihm bei der Direction der Bahn gellend gemachte Entschädigungspflicht ist anerkannt und die Entschädigungssumme auf 10^000 Thlr festgesetzt worden. Frankreich. Part-, 11. November. Was die Physiognomie der National-Versamm- lu«g ««geht, so wird fie unS als eine äußerst bewegte geschildert, die all die Stürme ahnen lasse, welche in kurzer Frist loSbrechen werden. DaS Tageöer- eigntß, daß die ProrogattonS-Commisfion dem Projekte der Monarchisten abge neigt ist, ist ei« schwerer Schlag für die Rechte; die Führer sehen alle ziemlich niedergeschlagen au-, die Menge der Royalisten und Er-Royalisten sitzt planlos auf dm Bänken. Man ist weit, sehr weit vo« de« stolzen SiegeSbewußtsein, da- in Parts noch vor wenige« Tage« herrschte und fich tm übermüthigen Ap plaus« und stete« Unterbreche« Lust machte. Vergebens sucht man die Minister auf ihre« Bänken; kaum wagt sich hie und da Herr v. vroglie oder Hr. Beule herein, wechselt einige Worte mit irgend eine« Vertrauensmann und begibt fich wieder hinaus. Man erzählt fich, der Ministerrath, wäre gleichsam ea x«w»ae»o« versammelt, und die ausgesendeten votm hätte« dm Auftrag, über die in der Versammlu«g herrschende Stimmung Berichtzu erstatten, damit man fich danach einrichte. Lie Herren können nun ihre« Reister und ihre» College» melden, wie trübe e- bet deren Parteigenosse» au-steht. Auf der dritte» Bank der Linken herrscht ein sehr reges Leben, ei» dichter Knäuel umsteht einen Sitz und horcht. Was dg leise gesprochen wird, muß sehr interessant sein; man erkennt e- an den Mimen der Umstehenden; — auch witzig, denn fie lachen mitunter laut auf, so laut, daß «an de» Abgeordneten, der sich auf der Tribüne abmüht, nicht ver steht und der Präsident zu feiner Glocke greifen muß. Der Redner, dem man so aufmerksam Gehör schenkt, ist He. ThierS. Der Generalissimus der vereinigte» Linken ist auf dem Schlachtfeld erschienen und er detaillirt de» Umstehend« den Plan de- Feldzug«-. Dem alte» Herrn hat die Herbstreife und die genossene Ruhe sehr wohl bckommmm; er glüht vor Eifer, wie jede-mal, wen» er am Vorabend einer große» parlamentarischen Schlacht steht. Wenn eS überhaupt dazu kommt, wird er als Generalredner der Linken die Dictatur bekämpfm. Wenn eS dazu kommt, denn die Existenz der Regierung, selbst jene Mac Mahon'S, steht jetzt auf dem Spiele. Paris, 14. November. Die Regierung hat sich dem Vernehmen nach mit den Fraktionen der Rechten einverstanden, die zehnjährige GewaltSverlänger- ung Mac MahonS sestzuhalten und bedingte, eine für die nächste Zeit bestimmt festgestcllte Verlängerung nicht zu acceptiren. Die Versammlung d r Fractionen des rechten CentrumS beschloß die Aufrechterhaltung der früheren Beschlüsse. Versailles, 12. November. (Sitzung der National-Versammlung.) Broglie sagt, nachdem das GewaltS Verlängerungö-Gesetz Donnerstag noch nicht votirt werden solle, scheine eS nicht zweckmäßig, durch die Ministerfrage die Gewalt--BerlängerunzS-Frage zu complicire». Leon Say nimmt Act vo» den Worte« deS Minister-, um anzuerkenne«, daß dieselben nicht den Zweck haben, da- Ministerium hinter der Regierung-- frage zu verschanzen, und überläßt eS der Rational-Versammlunz, den Tag für die Behandlung seiner Interpellation festzusetze». Challemel-Lacour (Linke) bekämpft die B-rtagung. Baragnon beantragt, die Debatte über die Interpellation Say'S auf den Tag nach der Abstimmung über die Gewalt--Verlängerung anzuberaumen. Die Regierung acceplirt diesen Antrag, welcher von der Kammer mit großer Majorität angenommen wird. Die B-rathung der Interpellation Lamy'S wird acht Tags nach jener der Interpella tion Say'S vorzunehmcn beschlossen. Morgen findet keine Sitzung statt. Versailles, 12. November. Der Empfang der Fünfzehner-Commission durch den Marschall-Präsidenten hat heute Nachmittag um 2 Uhr stattgefunden. Ueber dm Verlauf dess lben wird folgendes Nähere berichtet: Nachdem der Graf von Remusat als Vorsitzender der Commission den Marschall begrüßt und ihm mitgctheilt hatte, daß die Commission zu ihm gekommen sei, um ihm ihre Hoch achtung zu bezeugen, eine Gesinnung, welche sich auch darin zu erkennen gebe, daß dre Commission die Absicht habe, die Gewalten des Marschalls zu verlän gern, erwi derte der Letztere auf die Anrede veö Grafen Folgendes: Als gestern der Präsident und der Secretair der Commission mir de» Wunsch derselben über mittelten, daß ich sie empfangen möge, schwankte ich anfangs, ob ich diese» Wunsch gewähren könne und fragte mich, ob dieser Schritt mit den constitutio- nellen Grundsätzen in Uebercinstimmung stehe. Ich gab jedoch dem lebhaften Verlange« nach, Ihnen meine Erkenntlichkeit auszudrücken für daS Zutraum, welches Sie mir dadurch bewiesen haben, daß Sie sich für die Verlängerung mein r Gewalten ausgesprochen haben. Ich halte eS jedoch nicht für zulässig hier die betreffende Gesetzesvorlage und die dazu eingebrachten Amendements zu discutiren. Sie werden die Zurückhaltung verstehen, welche mir in einer Frag; auferlegt ist, bei der ich persönlich intuessirt bin. Int U-brigm habe ich k.ine Veranlassung, meine letzte an die Nationalversammlung gerichtete Botschaft zu modificiren. Zweierlei nur möchte ich Ihnen nicht aus Ehrgeiz, sondern im Interesse des Landes an's Herz legen, nämlich Ihre Arbeiten so viel als mög lich zu beschleunigen und schon jetzt der Erecutivgewalt diejenigen Grundlagen zu geben, welche zu ihrer Dauer uns Stärke erforderlich sind. Wenn noch an dere politische Fragen mit jener Gesetzesvorlage in Verbindung stehen, ist eS Sache der Regierung, di selbe mit Ihn n und der Nationalversammlung zu erörtern. — Als der Graf v. Römusar darauf bemerklich machte, daß es sich nicht um die Cab netS-, sondern um die VerfassungSsrage handle, und daß eS ihm weswegen von Wichtigkeit erscheine, die persönlichen Anschauungen d S Marschalls kennen zu lernen und er nam mtlich zu wissen wünsche, ob letzterer nicht für unerläßlich halte, die Vorlage über die Verlängerung seiner Gewalten m t der Abstimmung über die constitu- tionell n Gesetze, welch e Frankreich eine definitive Regierung geben würden, in Verbin dung zu bringen, erklärte der Marschall, er theile die Ansicht d s Glasen R-musat, daß die constttutionellm Gesche nach der geschehenen Proragaiion seiner Amisdauer zur Abstimmung gelangen müßten; sie Erörterung derselben aber stehe ausschließ lich der Nationalversammlung zu. Der Entscheidung derselben werde er sich un terwerfen, indem er sich allemal Vorbehalte, zurückzutreten, falls er nicht mehr im Stande sein sollte, daS Werkzeug ihrer souverainen Entschließungen zu sein. — Die Mehrzahl der Mitglieder der Commission sprach darauf dem Marschall ihren Dank für diese Erklärungen aus, welche als ausreichend zu bttrachteir seien. Der Graf von Remusat glaubte indessen darauf bestehen zu müssen,' daß der Präsident der Republik über seine Stellung zu den konstitutionellen Gesetzesvor lage» eine kategorische Erklärung abgebe und richtete wiederholt das Ersuchen an denselben, sich darüber zu äußern. Der Marschall Mac Mahon erwiderte auf diese Aufforderung, er könne nicht zug.ben, daß diese Gesetze nicht zur Er örterung und Abstimmung gelangte«, da dieselben allein ihm und seiner Regie rung die erforderliche Stabilität und Autorität zu verleihen im Stande s-ien. Versailles, 13. November. DaS hiesige Zuchtpolizeigericht hat den Oberst Stoffel wegen seines jüngsten Verhalten- vor dem Kriegsgerichte gegen Marschall Bazaine in Trianon zu dreimonatlichem Gefängniß sowie in die Koste« verurtheilt. Oberst Stoffel sprach bei der Verhandlung da- lebhafteste Bedauern üöer die Acußerungen au-, zu denen er fich habe Hinreißen lassen. Italien. Rom, 9. November. Die Cholera ist am 7. d. ganz plötzlich und ver gleichsweise heftig hier aufgetreten. ES ist schwer bei de« widersprechende« Notizen ganz sichere Data zu geben. Nach einem Blatte waren eS 17 Fälle, wovon 5 tödtlich, nach andern 25, wieder nach ander« nur 6. Doch scheint die eiste Angabe die richtigere zu sein. Auch über die Jntenfität dek Krankheit herrscht Meinungsverschiedenheit, So viel scheint sicher, daß fie zuerst in eine« hier garnisontrenden Infanterieregiment au-gebrochen, dessen Kaserne augenblicklich isolirt worden ist. Ueberhaupt sind die kräftigste« Maßregel« ergriffe.!, damit sich da- Uebel nicht weiter verbreite. Natürlich hat die Geistlichkeit daö ihrige gethan, um die Sache au-zubeute«. Rom ist beinahe immer vo» der Cholera verschont geblieben, und man kann fich denken, welch' ein Thema für geistliche veredtsamkeit die Thatsache adgibt, daß da- königliche Rom die EremtionSprivi- legie« verlor«» hat, welche da- päWche aenoffe». Amerika Nrwyork, 13. November. Mehrer« Panzrrfregatten macht«« fich segel- f«rttg, um nach Cuba abzugehen. Dem Vernehtüen «ach ist die Regierung ent schlossen, in der Angelegenheit de- „Virginia-" mit der größte» Bestimmtheit