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<r sich »ach seiner Heimath zurückbegebe« wollte. Die Deutschen ließen ihn un behelligt; er hatte außer dem vriefe des Marschalls noch 50 Briefe von Ver wundete« bet sich, die aber, wie auch der Brief an die Marschallin, die poli tischen und «Manischen Dinge nicht behandelten. Rach de« Abbe wird der Promrator Bouchon-Garnier aufgerufen. Derselbe befand sich 1870 in Metz und sagte für Lallemant gut, den er von früher her kannte. Der Oberst Mel- /cior d'Are, Commandant in Gedan bis zu seiner Ersetzung durch den General .Beurmann, ist der nächste Zeuge. Derselbe war bet Hulme, al- ihm am 29., Morgens 8 Uhr, Lallemant von Bouchon-Garnier zugeführt wurde. Der Oberst hält e- für gut, erst einige Worte über Hulme zu sagen, ehe er seine weiteren Aussagen macht. Derselbe ist ihm zufolge einer der geachtetsten Bewohner der Gegend und zeichnete sich durch seinen großen Patriotismus aus. Da er die Umgegend genau kannte, so hatte ihn der Oberst mit der RecoznoScirung be haut und ihm deshalb sechs Cuirasstere mit einem Wachtmeister betgegebe«, und er große Dienste geleistet. Der Oberst führte Lallemant sofort zu dem Ge neral Beurmann, der gerade das Ober-Commando übernommen hatte. Sie fanden, daß die Depesche die größte Wichtigkeit habe und daß man sie sofort zu Mac Mahon senden müßte. Der Oberst empfahl Hulme zu diesem Zweck und derselbe begab sich »ach Raucourt, wo man glaubte, daß da- Hauptquar tier sei. Er empfahl ihm die größtmögliche Eile an. Hulme habe nur ver langt, seiner Frau und Kindern zu sagen, sich sofort nach Belgien zu begeben. Eine Viertelstunde später sah ihn der Ob-rstüber de« Markt fahren und rief ihm zu, sich recht zu beeilen. — Präs.: Die Depesche war nicht unterzeichnet? — Obsrst Melcior d'Are: Nein! Sie war an de« ersten General-Officter ge richtet, auf den der Bote stoßen werde. — Präs.: Sie glauben also nur, daß sie von Bazaine sei, weil sie Nachricht von Metz erhielt. — Hulme wird nun aufgeruf-n. (Allgemeine Erregung.) Dieser Zeuge hat ein sehr offenes Aussehen und sprich! am äußerster Klarheit und Bestimmtheit. Er ist sehr ein fach gekleidet und macht allgemein einen guten Eindruck. ES war am 29. Au gust 1870, Morgens 8 Uhr, als man ihn nach der Citadelle kommen ließ. Er erstattet genauen Bericht über seine Reise. Unterwegs in Mouzon fand er nicht die Pferde, welche er bestellt hatte; er wandte sich daher an einen General, der ihm durch die Vermittlung des Rittmeisters Negront ein Pferd geben ließ. Er traf in Raucourt fast zu gleicher Zeit mit dem Kaiser em. Marschall Mac Mahon war noch nicht ««gekommen. Er ließ sich zum Kaiser führen, der ihm sagte, er möchte die Depesche zu Mac Mahon düngen, und begab sich dann zum Marschall, der inzwischen angekommen war. Der Marschall, der die De pesche laS und ste ihm dann zurückgab, schien nicht betroffen zu sein und fragte ihn über d'e Wege nach Montmedy aus. Der Marschall beauftragte ihn, Le- KlnSmittel nach Mouzon zu schaffen. Die Depesche, die er behalten, verbrannte . er am 3. au» Vorsicht, als die Preußen am 31. in Mouzon einmarschtrten. Er sah am 29. den Marschall im Ganzen dretmal. Das erste Mal, alS er ihm die Depesche überbrachte, daS zweite Mal, als er ihm von den Lebensmit teln sprach, und das dritte Mal, als er ein Pferd von ihm verlangte, um nach Sedan zumckzufahren. Den Kaiser sah er auch zwei Mal. Gegen 5 Uhr verließ er Raucourt auf einem Bauerwagen, den er aus Vorsicht requirirt hatte. Am nächsten Tage hatte er eine große Mcnge von Lebensmitteln zusammenge bracht, wie ihm der Marschall befohlen. — Präs.: Sie kamen am 29. etwas nach 12 Uhr in Raucourt an. — Hulme: Ja! Ich sah sofort den Kaiser und dann den Marschall. — Präs.: Sie behielten die Depesche. — Hulme: Jal Der Marschall gab sie mir zurück. — Präs.: Wissen Sie, ob die Depesche datirt war? — Hulme.- Sie war nicht datirt; sie trug die Unterschrift deS Obersten Turnier. — Präs.: Kennen Sie den Inhalt der Depesche? — Hülme: Nicht mehr genau. Er wiederholt die Depesche, wie oben angegeben. — Reg.-Comm.: Sprach Ihnen der Marschall von Montmedy?— Hulme: Ja. -- Reg.-Comm.: Wer gab Ihnen den Befehl, Lebensmittel nach Mont- undy zu schaffen? — Hulme: Der Marschall. Wir brachten Alle» nach Montmedy. — Verth.: War Lapoffe bei dem Marschall, als Sie bei demsel ben waren? — Hulme: Ja! Aber nur erst, als ich ihn das zweite Mal sah. — Verth, verlangt, daß man die Aussagen des Marschalls vortrage. — Präs.: Ich wollte dies so eben anordnen. (Fortsetzung folgt.) Deutschland. München, 17. November. Bei dem auö Veranlassung der Eröffnung der Vtcinalbahn von Jmmenstadt nach Sonthofen stattgehabten Festdiner in Sont hofen hat der Regierungspräsident von Schwaben und Neuburg, Hoermann, nach dem Toast auf den König einen Toast auf daS Deutsche Reich auSge- bracht, in welchem er u. A. sagte: Friedlich und einträchtig habe ich in den Decorationen bayersche und deutsche Fahnen nebeneinander wehen sehen, und so darf und soll eS sein. Gut bayersch und gut deutsch sein verträgt sich nicht bloS zusammen, sondern ergänzt sich wechselseitig. Wir können und wollen mit der Anhänglichkeit an unser großes deutsches Vaterland jederzeit in uns vereinen der felsenfeste Treue gegen unseren allergnädigsten König und die Liebe und Anhänglichkeit für unser engeres Vaterland Bayern, welches ein nothwendiger und kostbarer Bcstandtheil deS Deutschen Reichs ist. Ste werden, wie Sie vor her mit Begeisterung in den auf den König auSgebrachte« Toast einftimmten, auch jetzt mit Begeisterung einst mmen in den Toast auf daS Gedeihen unseres großen, durch Blut und geistiges Ringen erkämpften Deutschen Reiches. DaS deutsche Reich gedeihe und blühe! ES lebe hoch! Der Toast wurde von den Versammelten mit großem Enthusiasmus ausgenommen. Posen, 15. November. Dem Erzbischof LedochowSkt scheint eS nachge rade unangenehm auf seinem Posten zu werden. Es verlautet nämltch, daß er beabsichtige, sich in Belgien niederzulaffen, sofern seines Bleibens in Deutschland nicht mehr sein wird. LedochowSki bekleidete dort bekanntlich die Stelle eines apostolischen Nuntius, bevor er zum Posener Erzbischof berufen ward. Damals soll Hr. LedochowSki sich zu Gunsten der völligen Trennung der Kirche vom Staare ausgesprochen habe», indem er sich dabet auf seine persönlichen Ersah- rungen in Südamerika stützte. Das belgisch« „Comite der päpstlichen guten Werke" hat dem Erzbischof in Belgien rin« Zufluchtsstätte ««geboten, welch« «r auch, der klerikalen „Gazette de Lieg«" zufolge, mit Dank angenommen. Saarlouis, 11. November. In dem nahe gelegenen Dorfe LtSdorf, so berichtet die Sp. Ztg., ließ sich am vergangenen Sonntag in der Messe nach dem Absing-n des Credo der Pastor Wehn dazu htnreißen, in volle« Ornate die Emporbühne zu besteigen und dort etnrn Art zu vollbringen, der seine» Gleichen in der Eulturgeschichte unserer Zeit sucht: den Ackerer Philipp Morguet zu LiSdorf, 25 Jahr« alt, Artillerie-Reservist, fordert« er auf, die Emporbühne »U verlaffen, und als dieser r» nicht that, faßt« «r ihn bet der Brust, zerrte chn hin und her, zerzauste ihm den Bart und ohrfeigte ihn schließlich recht» und link». Morguet ging au» der Kirche, der Pastor auf die Kanzel. Mor, guet HK sich vor der 'That ganz ruhig verhalten und de« Pastor keine» Anlast zu dieser Handlung gegeben. LEont-, 13. November. Am 9. d. MtS. ließ der Ziegler K. in F. ei» Kind taufe», und der Besitzer S. au- R. fuhr Gäste und Kind zur Taufe nach Tuchel. Rach der Rückkehr fetzte man sich zum Schmause nieder, zu de« auch der Fuhrwerksbesttzer etngelade» wurde. Dieser, ei» schon bejahrter Mann, faßte sich beim Essen plötzlich nach dem Kopfe und stützte diese» dann auf de» Tisch. Als man ihn zum Weiteressen nöthiaen wollte, merkte man, da» er von einem jähen Tode, wahrscheinlich eine« Herzschlage, dahingerafft war. Die Krau U«d die Verwandten des Verstorbenen wurde» von dem Unglück benachrichtigt und gebeten, die Leiche abzuholen. Diese erklärten aber, daß sie eS nicht früher thu« würde«; als bis der Staatsanwalt dio Sache untersucht habe, well ste glaube«, daß S. als der einzige Katholik unter so viele» Deutsche« (-Evange lischen) oo« den letztere« vergisst fei. Es ist dies ein Zeichen von der Aufregung, welche die Nltramontanen t« Folge der fünf Tage früher erfolgte« Wahlnieder lage ergriffen hat. Geht die Feindschaft gegen die Deutschen doch — nach der Con. Ztg. — schon so weit, daß katholische Geistliche ihre» Gläubige« verbieten, ihre protestantischen bisherige« Freunde zu grüßen. Ueber die Nachzählung deS Geldes beim Empfange Hat das Hamburger Handelsgericht vor Kurzem in folgender Weise entschieden: Ein Kaufmann sandte einen Beutel mit einem Inhalte von 1000 Thlr. in Silber zur BeretnS- bank. Der den Beutel in Empfang nehmende Eaffenbeamte sagte zu dem Ueber- bringer deS Beutels: „ES ist gut", worauf Letzterer sich entfernte. Beim Rachzählen des Gelb.'S stellte sich heraus, daß an demselben 200 Thlr. fehlte«. Der betreffende Kaufmann — hiervon in Kenntest gesetzt — weigerte sich, die fehlende Summe nachzuzahlen, indem er behauptete, richtig gezählt zu haben: eS sei überdies Pflicht deS betreffende« Eassenbeamten gewesen, die 1000 Thlr. gleich beim Empfange derselben und im Beisein des überbringenden Bote« nach zuzählen. DaS Gericht hat zum Nachtheile deS Kaufmanns erkannt, indem eS auö führt, der Bote habe auf alle Fälle auf sofortige Nachzählung deS Geldes bestehen müssen, selbst wenn sich derselbe durch die Bemerkung: „ES ist gut!" verabschiedet geglaubt habe. Frankreich. Paris, 14. Nov. „Echo du Nord" glaubt, daß daS Unternehmen, eine« unterseeischen Tunnel zwischen Frankreich und England herzustellen, nun in die Phase der Ausführung zu treten beginnt. Die Unternehmer haben beschlossen, sowohl bet Dover wie bei Calais tiefe Schachte anlegen zu lassen und von die sen aus Gallerien ungefähr einen Kilometer weit unter das Meer vorzutreiben, um die Schwierigkeiten, festzustellen, die sich ergeben könnten, wenn man diese Gallerien der ganzen Länge «ach unter dem Meere bis zu einem Bereinigungs punkte sortführen würde. Gleichzeitig will man sich durch diese Arbeiten eme Basis verschaffe«, nach welcher man sich ungefähr den Kostenbetrag für Vie un terseeische Eisenbahn berechnen könnte. Später, wen« diese Vorarbeiten, wie man hoffen zu können glaubt, Erfolg gehabt haben, will man sich zur Beschaf fung der nothwendigen Capitalien an das größere Publikum wende«. Paris, 16. Nov. Der Bericht Laboulaye's bildet heute das Tagesge spräch. Doch was hilft alle Mäßigung und Vernunft! Die Führer der Gef-mmt- Rechten und besonders die des rechten C ntrums, die den festen Willen habe», eS zu keinen regelmäßigen Zuständen in Frankreich kommen zu lassen, haben noch Macht genug, um ihre Anhänger im entscheidenden Moment zusammenzuhaltrn. Sie drängen deßhalb auch mit so großem Ungestüm auf die sofortige Abmach ung der Verlängerungs-Frage, da ste befürchte«, daß bei reiflicher Uebcrlegung ein Theil derer, welche jetzt zu ihnen halte», zü der Ansicht gelangen können, daß eine Laboulaye'sche Republik doch viel größere Aussicht auf Stetigkeit darbieten würde, als eine Mac Mahon'sche Diktatur. Stichhaltige Gründe, um Laboula ye's Ansichten zu bekänchfen, d. h. darzuthun, daß eine regelmäßige Regierung nut Mac Mabon für fast sieben Jahre an der Spitze derselben schlechter ist, als eine Art von Dccember-Dictatur deS Marechal JUuftre, find schwer zu finden, und die Broglie'sche» Blätter beschränken sich deshalb auch darauf, den Antrag der Majorität der Commission für absurd zu erklären, und damit zu drohen, daß dkl Marschall Mac Mahon seine Entlassung eimeichen werde, falls man densel ben annchme. „Die Anträge des Berichts" — so sagt die Broglie'sche „Presse" — „können nur durch eine Majorität der Linken votirt werde». In Folge dessen wird das dem Marschall bewilligte Mandat ein ganz anderes sein, als das, welches er von der konservativen Majorität vom 24. Mai erhalten hat. Herr Laboulaye sagt uns, indem er den Marschall mit Blumen bestreut und indem ein Lächeln voll Drohungen seinen Mund umspielt: Die Verlängerung muß der Diskussion der constitutionellen Gesetze untergeordnet werden; oder die Auflösung. Wir antworten ihm, indem wir der conservativen Majorität sagen: Die sofortige, endgültige, unwiderrufliche Verlängerung der Gewalten des Marschalls oder Ihr geht Unfehlbar der Präsidentschaft des Herrn ThierS und der des Herrn Gam betta entgegen." Aehnlich drückt sich auch der Franoaiö aus. Was dieRepu- blicaner anbelangt, so dürften dieselben wohl fast alle für den Antrag der Ma jorität der Commission stimmen. Die Mpubttque Franeaise drückr sich zwar noch sehr zurückhaltend aus, aber da eS sich um das Sein oder Nichtsein der Republik handelt, welcher die Diktatur Mac Mahon'S jedenfalls den Hals brechen winde, so kann man annehmen, daß die äußerste Linke mit Laboulaye und Genossen gehen wird. Der radikale Rappel spricht sich übrigens bereits heut« dahin aus. „XIX. Siecke" meint, daß die philosophischen Erklärungen deS Herrn Laboulaye wenig nützen würde», und daß eS besser gewesen wäre, etwas energischer aufzutreten. Bien Public macht dem Berichte der Commission die nämlichen Vorwürfe wie dem Anträge, welchen die Commission gestellt hat. Die Concessionen, welche die Commission gewährt, erscheinen ihm gefährlich. Man erhalte bei solchen Gegnern dadurch nichts, daß man die Debatte erhebe. Diese Gegner hätten nur eine Absicht, nämlich die, dte Diktatur ohne Aufschub zu erlangen, aber nicht um die Lage der Dinge zu befestigen, sondern um eine neue vorzubereiten. Dieses sei ihr Plan. Bren Public billigt jedoch theilweise die Ansichten Laboulaye's, besonders in so fern rS die Auflösung betrifft, wenn ! sich die Versammlung nicht constituiren kann. Ein VolkSwirth hat dte Hilfsquellen Frankreichs also berechnet: Der Acker- und Weinbau bringen zusammen 6 Milliarden A97 Millionen Ertrag» I jährlich; die Viehzucht 3 Milliarden, der Bergbau 1 Milliarde 330 Millionen I der Pflanzenstoffe verarbeitende Gewerbe fleiß 4 Milliarden; die Verarbeitung von I thiertschen Stoffen 2 Milliarden 748 Millionen; die übrigen Äewerbezwtige 3 I Milliarden 929 Millionen. Der Gesammtwerih der gewerblichen Erträgnisse I beträgt 12 Milliarden. Von den 5 Milliarden Kriegsschuld sollen 2 Milliarden 800 Millionen durch den Handel schon wieder in ihre «UeHeimath zurückgekchrt sein. D Versailles, 17. Novimber. Seiten» deö Ministeriums sind in der I