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1070 DeUtschland. Berlin. I» hiesigen finankielle» Kreisen beabsichtigt man der preußische» resp. deutschen Regierung Vorschläge zur Abwendung der drohende» durch die s . 7 / Pück« vor. — Der Dressier will aber die beide» Aussage» von Mie» vortra- ae», worauf der Präsident mit lauter, zorniger Stimme ihm zuschrie: Richt MieS sonder» Rabeffe. In diese« Dokumente ist nicht von der Zusammenkunft mit dM Obersten die Rede, obgleich die Reiseabenteuer der beiden Agenten darin in allen ihren Einzelheiten geschildert find. — Präs.: Wie kommt eS, daß Sie von Ihrer Reise ein so genaues Bild gebe», und nicht die Art und Weist angebe», wie Sie die Papiere abgegeben habe»? — Rabesser Diese Idee ist mir erst später gekommen. — Präs.: Ist Ihnen diese Erinnerung nicht erst zurückgekommen, als Sie mit MieS (dem andern Polizei-Agenten) darüber sprachen? — Rabesser ES fiel mir ei», als mich MieS fragte, ob ich mich nicht erinnere, auf welche Weise wir auf das Generalcommando gegangen seien. ' Präs.: Sie waren in Ihren Angaben nicht sehr genau. Sie erkannten den Obersten nicht wieder? — Rabesse: Ich stand weiter hinten, auf der ober ste» Stufe der Treppe. Ich konute nicht Alle- genau sehen. — Präs.: War den« MieS Ihr Vorgesetzter? — Rab esse: Nein, aber er war älter im Dienst, als ich. — Präs.: Sie gehe» auf alle Einzelheite» ein. Wamm sprachen Sie nicht davon? — Rab esse: Ich erinnere mich dessen nicht; wenn man mich gefragt hätte, so würde ich mich erinnert haben. — Präs.: Sie scheinen das Gedächtniß eines UMergebenrn zu hüben. Erklären Sie Sich ge nauer. — Rabesse: Es ist vollständig richtig, daß wir zu de» Obersten d'Abzqc ginge». Wir suchten ihn seit zwei Tagen im Wartesaal der Zeugen. — Präs.: Sie beriechen also mit Ihren Mitzeugen, was »echote» ist. Ueber- gaben Eie am 26. dem Obersten Stoffel Dokumente? — Rabesse: Ja! Er legte die Papiere bei Seite und beschwerte sie mit einem Messer — Zeuge sagt ferner aus, daß der Oberst keine 25,000 Fr. versprochen habe; er habe ihnen am 19. 500 und bei ihrer Rückkehr 200 Fr. übergeben. — Präs.: Sandte« Sie kei«e Depesche an de» Obersten Stoffel? — Rabeffe: Reinl Wir erhielten auch keine. — Zeuge behauptet dann «och, daß Stoffel am 26. die Depesche gelesen und gesagt habe, er kenne sie, was aber im Widerspruch mit den Aussagen Stoffel'S steht. — Während de- VerhörS sendet der Herzog d'Aumale ein Schreiben an den Kapitän Maziere, de« Ober-Commandanten des Großen Triana«. Man glaubt, daß derselbe Befehl erhalten, de« Oberste« streng zu überwachen. — Der Polizeiagent MieS — er ist Elsässer — wird nun etngcführt. Der Präsident läßt dessen AuSsagen und Bericht ebenfalls rortragen, die auch nichts vom Obersten d'Abzac enthalten. — Präs.: Warum sprachen Sie nicht früher von dem Obersten d'Abzac? — MieS: Mei« Be richt war um darzuthun, wie ich «ei«e Zeit verwa«dt. ES war nicht noth- wendig, in demselben von dem Oberste« d'Amc zu spreche«. — Präs.: Eie sagte« vor dem Berichterstatter, Oberst Stoffel habe gesagt, eS stehe «ichtS ReueS in de« Documente«, die Sie am 26. Übergabe«. Heute legen Sie diese Worte dem Obersten d'Abzac in den Mund. — MieS: Ich verstehe nicht recht, und bitte nur die Frage nochmals zu wiederhole». — Präs.: Ich kenne diese Kniffe, aber ich werde Ihnen die Frage nochmals stelle«. (Der Präsident wie derholt die Frage.) — MieS: Dieses kommt einfach daher, daß der Oberst d'Abzac mir daS Nämliche sagte. — Präs.: Gestern sagten Sie aber, daß der Oberst Stossel Ihnen gesagt, er werde die Depeschen zu« Marschall trage«. — MieS: Herr d'Abzac sagte UNS: Wir kennen die Depesche seit zwei Ta gen. — Präs.: Eie bleiben bei Ihre« Aussage», in sö fern eS de« Oberste« d'Abzac betrifft? — MieS: Vollstä«dig. — Präs.: Wie viel Geld erhielte» Sie vom Oberste« Stoffel? — MieS: Bei unserer Ankunft gab er uns 500 Fr., bet unserer Abreise gab er unS noch 400 Fr., von denen wir aber 200 an die Polizei-Präfektur, die u«S dieselbe vo;geschoffm hatte, zurückgeben mußten.— Präs.: Wer übergab dem Obersten Stoffel die Depesche«? — MieS: ES , war Rabeffe. Vor «einer Abreise sah ich de« Obersten Stoffel nochmals. Er bot mir eine Cigarre an, sprach längere Zeit mit mir und ließ sich die Einzel- hiten meiner Reise erzählen. — Reg.-Co mm.: An wen sandte« Sie die De pesche»? - MieS: Unsere Depeschen trugen die Adresse deS Marschalls Mac Mahon. — Um 3z Uhr wird die Sitzung suSpendirt und erst um 4 Uhr 50 Min. wieder ausgenommen. Der Präsident läßt de« Oberste« Stoffel wieder vyrruken. Er sagt Hm: Im Augenblick, wo ich Sie nicht spreche» lasse» wollte, sagte« Sü-Worte, die ich .nicht hörte. Sie sagten: „WaS de« Be richterstatter betrifft, so theile ich die Gesinnung der ganzen Armee, die für ihn nur Verachtung und Ekel empfindet." Ich frage Sie, ob Sie diese Worte aufrecht erhalten oder ob Sie dieselbe« zurückziehen? — Oberst Stoffel: Ich sprach diese Worte. — Präs.: Sie ziehe« sie«ichtzurück? — Stoffel: Ich kann eö nicht. Ich wurde auf unwürdige Weise verleumdet, beschimpft.— Präs.: Darum hapdell eS sich nicht. Ziehen Sie die Worte zurück oder hal ten Sie dieselbe« aufrecht? — Stoffel: Ich ka«n sie nicht zurückziehen. — Prüf: Nach dem 116. Artikel deS Militärstrafgesetzbuches wird über die Ver gehe« gege« die Kriegsgerichte sofort verhandelt. GerichtSschreiber, schreibe« Sie: Der Zeuge Oberst Stoffel hat vor dem Kriegsgericht folgende Worte auS- ' gesprochen: „Was den Berichterstatter betrifft, so theile ich die Gesinnungen der ganzen Armee, und ich empfinde für ihn nur Verachtung und Ekel." Vom ' Präsidenten interpellirt, vyn ihm aufgefordert, s-ine Worte, zurückzuziehe« oder zu erklären, hat der Zeuge erklärt, sie aufrecht »ü erhalte». (Zu Stoffel:) Sie kennen die Richtigkeit dieser Worte an? — Stoffel: Ich habe daS Wort „erklärt" nicht gehört. Ich bin angeklagt, eine Dep.-sche unterdrückt zu habe». — Präs.: Ihre Erklärung ist »icht der Art, daß ich ste an»ehme» kann. — Stoffel: Ich wurde beschimpft, verleumdet; ich empfand Entrüstung darüber, und ich drückte fie vielleicht zu lebhaft aus. — Präs.« Diese Erklärung muß aus einem Zurücknehmen der Worte bestehen.,— Stoffel: »Ich bi« t» meiner Ehre angegriffen worden; ich kann eS nicht verhindern, die Worte, welche ich ausgesprochen, gesagt zu haben. — Präf: Gerichtsschreiber, fahren Ste fort zu schreiben: „DerLeuge gab Erklärungen, die nicht genügend erschienen. Da zu aufgefordert, fit zurückzuzirhen, verweigerte er es." — .Berth. Lachaud: Können Ste mir daS Wort bewilligen? — Präs: Ich habe Ihne» daS Wort nicht zu bewilligen. ES handelt sich um «ine Frage gerichtlicher Polizei. — Lachaud will nun den Zeugen bitten, seine Worte zurückzuziehe». — Präs, fragt, ob Oberst Stoffel seine Worte zurückzieht. — Stoffel: Ich Habenichts zurückzuziehe». — Präf: Lesen Sie das Protokoll vor. Der GerichtSschreiber liest das Protokoll. — Präs.: DaS Protokoll wird an den General-Comman- danten des ersten MilitärdtstriktS gesandt werde». — Stoffel verläßt de» Saal. (Große Erregung.) Das Verhör bot weiter kein Jnteresie dar. Der Tele- graphen-Director wird wieder vorgerufen. Die Sitzung schließt um 5 Uhr 40 Minuten. kürzliche» Rewyorker Ereignisse beschleunigte» HandelSkristS zu machen. Dieselben g-hen^vo» allen daxguf hinaus, einen Theil deS großen im Besitze der hiesige» Regierung befindilchen GeldvorratHS der HandelSwelt zugänglich zu mache». ES lager» HWelbst 4A0 Millionen in Gold. Man will zunächst beantrazen, der englisch« Bank m/10 Millionen vorzuschießen, um derselben eine H.-rab- setzung dcS DiSconto zu ermögliche». Beiläufig beträgt daS von den französischen KriegSksstMahlunge» » Wechseln qufLs»don restirende Guthaben der deutschen Regierung 6-^700 Millionen. Sodann geht die Absicht hiesiger Finanzmänner dahin, die Regierung zu veranlasse«, der preußischen Bank 100 Millionen Äol» behufs entsprechens-r Vermehrung der Banknote» zu überweise«. Kassel, 3. November. Hier hat sich eine Frauenvereinigung zur Er zwingung billiger Marktpreise gebildet. In der heutige« zweite« bezüglich der LebenSmtttelpretse-Frage abgehaltenen Versammlung unserer Hausfrauen, schreibt daS Kaff. Tagebl., an welcher sich von den lctztere» etwa 400 betheiligten und welche im Stadtbausaale Statt fand, wurde beschlossen: an den festgesetzten — für Butter 11 Sgr. das Pfund, für die Steige Eier 11 Sgr., für j Liter Schmand 3 Sgr. — festzuhalten, da sich in dieser Beziehung schon ganz erfreu liche Resultate ergeben haben. Ebe« so soll der Kauf der Gänse nur nach dem Gewicht betbehalten werde», und zwar solle» dieselbe», wie durch die «»gestellte PrüriS alS richtig sich erwiesen hat, unter einem T.sammtgewicht von 6j Pfd. mit 4 Sgr., bet einer Schwere über 6z Pf», (die Pfote» abgerechnet) mit 5 Sgr. das Pst. bezahlt werde». Die Ermittelung deS Gewichts soll mittels der künftig auf dem Marke aufzustellende» Wage« geschehe«. A« die Ochsen« und Kuhschlächter hiesiger Stadt aber ergeht Namens der Fraurnversammlung die Aufforderung, deü Redaktionen der hiesige« TaaeSblätter eine Erklärung zukommen zu lassen, ob und zu welchem Preise ste Ochse«- U«d Kuhfleisch l.-fer» wollen, wen« sich 500 bis 600 Familien verpflichte«, ihre» Bedarf künftig nur von den Mindestfordernden zu beziehe». Erfdlgt btn»e« drei Tagen kein Aner bieten Seitens der hiesige» Schlächtermeister, so soll daS Fleisch von auswärt» bezogen werde». Köln. Am Montag um die Mittagszeit begab sich der als zweiter Seel sorger an der hiesigen altkatholische« Gemeinde ««gestellte Caplan, Hr. Paffrath, in Begleitung deS KüsterS zu einem in der Follerstraße wohnenden Kranke«, um ihm die Sakramente zu spenden. Bei dieser Ausübung seiner amtlichen Functionen wurden er und sein Begleiter in der Nähe deS Hauses, wo der Kranke wohnte, von einem Pöbelhaufe», der sich dort zusamme»gerottet halte, in gröblichster Weise durch Schimpfwort« und Drohungen tnsulttrt. „Laßt u»S ih» caput machen, schneidet ihm de» Hals ab, schlagt ih» todt" schrie die fa natische Menge durcheinander. Da der Volksauflauf einen so bedrohlichen Cha rakter a»«ahm, mußte die Polizei einschretten, mehrere Verhaftungen vornehmen und schließlich die Straße mit Gewalt säubern. Al» Hauptanstifter uns Auf- Hetzer werden ei« Bartscheerer und et« Zimmerman« angegeben. Auch eine Dame soll ihre ganze UeberredungSgabe zur Aufregung der Gemüther verwendet habe«. — Gewiß charakteristisch für unsere Zeit und Zustände, daß vor d m Hause eines Sterbenden der gutkatholische Straßenpöbel solche Rohheiten zu verüben im Stande ist. Aber jedem Unverblendete« muß «S etnleuchten, daß dies die Folgen jener Hetzpredigten und von Schimpfereien gespickten Hetzreden find, welche in jüngster Zeit auf Kanzel« u«d in neukatholischen Versammlungen leider wieder zur Tagesordnung gehörte«. Schon lange genug war die hiesige allkatholische Geistlichkeit de« Verhöhnungen der verhetzten Straßenjugend und fanatistrter Weiber ausgesetzt, ohne daß ste bis jetzt wirksamen Schutz gefunden! Hier tritt die höchste Mahnung an die Behörden, energisch gege» diesen und ähnliche» Unfug, der sich auf unsere« Straße» immer breiter macht, einzuschreiten. Die Untersuchung«» über den vorliegende» Fall find in vollem Gange. Posen, 12. November. Dem Vernehmen «ach hat der Erzbischof L-do- chowSki gegen die wider ihn verhängte Temporaliensperre Protest erhoben. Eine- mit dem Anerbieten an ihn abgesanden Deputation, für seine Suste^tation in Anerkennung der von ihm bewiesenen Standhaftigkeit einstweilen Sorge trage» zu wollen, soll der Erzbischof erwidert haben, daß er die» Opfer dankbar annehme. Frankreich. Paris, 11. November. Ist belgische» Blätter« spinnt sich augenblick lich eine DiScussto« ab, welche vielleicht bald auch in Frankreich, der Schweiz und Italien Widerhall finde» dürfte, und die jedenfalls geeignet ist, die Auf merksamkeit deutscher Finanzleute und Nalional-Oekonomen auf sich zu ziehen. ES handelt sich um die Maßregel«, mit welch;« Belgte« und die sämmtliche« Staate« der lateinische« Münz Conoentio» der vo« Deutschland aus drohenden Silberüberschwrmmung entgegentrete« möchten. Wen« i« Deutschland die Ein führung der Goldwährung zur Thatsäche wird, muß das deutsche Silber nach dem Ausland ströme«. Oesterreich wird nicht gerade in der Lage sei», dasselbe gegen Gold rinzutauschen; eS hat zwar sehr schöne Goldmünzen geprägt, aber dies« find gerade wegen ihrer Schönheit sehr bald aufgekauft und in großen Mengen zu technischen Zwecke« (Schweizer Uhrenindustrie) eingeschmolzen worden. In Brüssel tagt eine zu dem Zwecke berufene Commission, welche der Einführung der Goldwährung günstig ist. 3« der Schweiz, Frankreich und Italien rege« sich ähnliche Sympathie«». Die BanquierS sind meistens der gemischten Währung günstiger, weil diese eben für ste eine Quelle geschäftlichen Vortheils ist: die übrige Geschäftswelt, wie sie z. v. in Belgien durch de« Precurseur und die Independance vertrete» wird, »eigt sich der Goldwährung zu. Sollte die letztere in den Nachbarstaate» angenommen «erden, so muß Deutschland di« Frage nach and«re» AbzugSquelle» für sei» Silber ernstlich i« Erwägung ziehen. — Zur Klarstellung der Angelegenheit der 17 Deputirte» vo» Elsaß-Lothringen ist noch Folgendes zu bemerken: Die drei Abgeordneten George, Bamberger und Andrb, die ihre Sitze in der National-Versammlung schon früher wieder eingenommen haben, gehören den frühere» Departements BaS Rhi» und Moselle a», von denen Theile bei Frankreich geblieben sind und daS jetzige Departement Meurth« undMoselle ausmachen. Ste find seinerzeit durch daS.Listenscruttnium gewählt worden, «S vertrat also Jeder sein ganzes Departement, und so lange noch ein Stück von diese« übrig ist, kann er sich als Vertreter dieses Stückes betrachte». Ihre Anwesenheit in Versailles ist also rechtlich korrekt. Bei den Elsässern fällt diese» Verhältntß aber fort. Auch ist, wie schon früher bemerkt, der Wunsch, ste ihre Plätze einnehmen zu sehen, weniger bet ihnen selbst, als bet den repub- licantschen Zeitungen vorhanden. Versailles, 12. Rov. DaS linke Centrum hat sich in einer heutigen Versammlung einstimmig dafür ausgesprochen, daß dem gegenwärtige« Proviso rium definitiv ei« Ziel zu setze« und die Vorlage über die Verlängerung der AmtSdauer de» Präsidenten gleichzeitig und.möglieK beschleunigt mit einem Ge setzentwurf zur Organisation der republikanischen Staatsgewalt zu erledigen sei« Das rechte Centrum hat dagegen einstimmig einer gestttn angenommenen Reso-