Volltext Seite (XML)
nicht erinnere. Ler nächste Zeuge in dieser Sache ist Ge»eral Palika», der den Grafen Keratry geradezu eine» Lugner nennt. Der Präsident gibt die Absicht kund, die Frau des Marschalls vor das Gericht zu cuiren, natürlich nicht als Zeugt», sonder» nur, um Aufklärung zu gebe». Die Erregung i« Saale ist sehr groß. Dit Sitzung wiro erst um 5 Uhr 40 Minuten geschlossen und «an ist genöthigt, die Lichter anzuzünden. Die Zeit fehlt, um den Hergang genau «Üzutheilen. (K. Z.) BerfailleS, 21. October. Die gestrige Sitzung schloß mit dem Zwischen fall Keratry. Die Erklärung desselben, daß die Marschallin Bazarne eines Tages (vor de« 4. September) des Morgens um 8 Uhr zu ihm gekommen sei, um ihn zu ersuchen, bet der Opposition des gesetzgebenden Körpers dahin zu wirke», daß Bazaine zum Oberbefehlshaber der Rhein-Armee ernannt werde, hat in so ftrn Wichtigkeit, als sich darauf die gegen den Marschall erhobene Anklage stützt, daß er von Anfang an eine politische Rolle zu spielen gesucht habe. In der Sache wurden gestern Keratry, JuleS Favre und Dalikao ver nommen, ohne daß j doch die Sache gehörig aufgeklärt wurde. Nach Eröffnung der heutigen Sitzung vernahm der Präsident die beiden von der Vertheidigung für diese Sache citirten Zeugen. Der erste ist der ehemalige Präsident des ge setzgebenden Körpers, Herr Schneider. Derselbe war ganz schwarz gekleidet, hat ein sehr gesundes, frisches Aussehen, schneeweiße, noch ziemlich dichte Haare und spricht leise, aber sehr deutlich. Auf die Fragen des Präsidenten erklärt er, daß er 68 Jahre alt, Hüttenwerks besitz» und i« Creuzot wohnhaft sei. Vom Präsidenten befragt, was er über die Ernennung des Marschalls zum Ober-Commandanten dec Rhein-Armee wisse, erwiederte er, daß er in dieser Beziehung nichts wisse, und seiner Ansicht nach die Anklage völlig unbegründet sei. Beim Ausbruche deS Krieges habe er viele hochgestellte Persönlichkeiten gesehen, aber keine, die .sich mit so großer Bescheidenheit ausgedrückt un» von den Gefahren und Schwierigkeiten des Unternehmens so sehr Überzeugt gewesen seien, wie der Marschall Bazaine. Er begreife daher eher, daß der Marschall nicht das ^ber-Commando hatte übernehmen wollen. JuleS Favre und Andere hätten gewünscht, daß Bazaine das Oder-Commando übernehme, daß dieser aber irgend einen Schritt gelhan, um eö zu erhalten, habe er, Zeuge, nie ge hört. ES seien einfach die Auge« auf den Marschall gelenkt worden, weil er früher glorreiche Dienste geleistet. — Rouher, der zweite von der Bertheidi- gung citirle Zeuge, wird nun eingeführt. Derselbe ist ebenfalls schwarz geklei det und tritt so stolz auf, alö wenn er «och „Vice-Kaiser" wäre. Er erklärt, daß er 58 z Jahr alt und Deputirtirter ist. Auf die Frage deS Präsidenten, der ihn mit ,Monsieur le ärpute" anredet, was er um die Ernennung Ba- zaine'S wisse, erklärte er, daß er in dieser Hinsicht nicht daS Geringste wisse, und nicht begreife, weßhalb man ihn hierher berufen habe. — Verth.: Ich citire Herrn Rouher, damit er seine Meinung über die Ernennung des Mar schalls Bazaine sage. — Rouher: Der Marschall Bazaine hat einem Befehle Gehorsam geleistet. Dieses ist meine Ansicht. Deutschland. München. Als eine Charakteristikum unserer Stadt mag erwähnt sein, daß am letzten Sonnabend bei Weebereröffnung des königlichen HofbräuhauscS binnen 12 Stunden 146 Eimer Bier auögetrunkn wurden und die durstigen Münchener trotz empfindlicher Kälte ihre Plätze im Freien behaupteten, als sei die Saison mitten tm Hochsommer eröffnet worden. -Vesterreich. Wien. Wiener Blätter erinnern an eine» früheren päpstlich-kaiserlichen Briefwechsel. Die ersten Verordnungen, welche Kaiser Joseph ll. von Oester reich wegen der Aufhebung einzelner geistlichen Orden erlassen hatte, riefen den selben hervor. Der Erzb.schof von Trier eröffnete ihn mit einem ErmahnungS- brirf an den Kaiser, der dem Erzbischof von der römischen Curie in die Fever dictirt war. Joseph antwortete dem tm Geiste deS Mittelalters warnenden Bischöfe mit „Einigem, was ihm im Augenblicke gerade etnfalle", und schloß seinen Brief: „Kurz und gut, ich hoffe, wir gehen beide den kürzesten Weg, selig zu werden, wenn wir die Pflichten deS Berufe- erfüllen, worin unö die Vorsehung gesetzt hat, und wenn wir dem Brode, daS wir essen, Ehre machen. Eie essen das Brod der Kirche und protestire» gegen alle Neuerungen, ich esse daS Brod des StaateS und vertheidige und erneuere seine ursprünglichen Rechte." Papst PtuS XI. übernahm bald hierauf selbst die Führung der ursprünglich r.ur tndtrect geleiteten Korrespondenz durch ein Breve, das der Runceuö Garampi rn Wien überreichte. Fürst Kaunitz beantwortete das päpstliche Schreiben im Auftrage deS Kaisers; er unterließ nicht einen ernstliche» Verweis über den Versuch, sich überhaupt t» eine Sache der kaiserlichen Staatsverwaltung zu mi schen, und lehnte den unpassenden Ton der Curie energisch ab. Der RunciuS repltcrrte diesmal in bescheidenem Tone. Kaunitz antwortete jedoch abermals abweisend: „Der Kaiser wolle nichts über die Sache schreiben oder geschrieben lesen." Als der Papst trotzdem neuerdings Vorstellungen und im heftigsten Tone machte, ließ Joseph dem Papste sein Breve unbeantwortet zurückschicken und fügte folgende geistvolle Glosse hinzu: Dieser angebliche Brief Sr. Heilig keit müsse offenbar von einem Menschen herrühren, der die zu wechselseitigem Vortheile dienende Eintracht zwischen Kaiser und Papst zu stören suche; er ver seht sich daher von Gerechtigkeit deS Papstes, daß Se. Heiligkeit alsogleich »ach dem Urh.ber dieser beleidigenden Schrift forschen und thm die gebührende Strafe zuksmmcn lassen werde. ' Wien, 23. Oct. Dem „Vaterland" wird aus Paris von zuverlässiger Seite gemeldet, daß der Monarchie die Mehrzahl der Stimme» in der Natio nalversammlung -gesichert und über alle Fragen zwischen den verschiedenen Frac- tionen der Rechten eine Einigung hergest-llt sei. Die Bonapartisten würden ebenfalls nicht gegen die Monarchie stimmen. Frankreich. Paris, 22. Oct. In der heutigen Sitzung des rechten CentrumS wurde beschlossen, zum öffentlichen Zeichen der Vereinigung aller monarchischen Frakti onen sich in corpore nach Schluß der Sitzung von dem „HLtel Datei" nach dem „Hotel des Reservoirs" zu begeben, um an der Sitzung der Rechten Ther zu nehmen. Im Verlause der Sitzung ronfiaiirte der Herzog v. Audiffret-PaSquier, daß zahlreiche zustimmende Adressen eingegangen seien, und verlas eine Resolution, welche der Nationalversammlung unterbreitet werde» soll. Diese Resolution be sagt, daß die nationale erblich« und konstitutionelle Monarchie als die Regte- rungSfor« Frankreichs erklärt und demzufolge der Graf v. Chambord auf den Thro» beruft» werden solle, und erwähnt die bereits durch die Mittheilungen der Journale bekannten Garantien. Hiernach wurde beschlossen, diejenigen Mitglieder des rechten CentrumS, welche zur Perrnanenzcommisston gehören, zu beauftragen, die Einberufung der Nationalversammlung vor Ablauf der Ferien zu beantragen, ohne jedoch den Termin für dieselbe festzustellen. Italien. Rom, 21. Qct. Der heutigeOfferv. Rom, daS osfirielleOrgan des Vatikans, bemerkt, indem es den Briefwechsel zwischen dem Papst und dem deutschen Kaiser publicirt, hiezu unter Anderem Folgendes: »Der Hochmuth de- unverhofften Triumphes, den siegreichen Fuß auf den Leichnam des eigenen Feinde- stemmen zu können, hat, wie es scheint, die Phantasie Deutschlands zu sehr erhitzt und den Kirchenverfolgern jene Antwort eingegeben. Sie vergessen jedoch, daß seiner zeit Gott den Hochmüchigen widerstrebt, den Demüthigen aber gewährt; daß da- Gesey des Menschen thörlchterweise sich anmaßt, da- ewige Gesetz des unwan. delbaren Gottes, deS Schöpfers aller Dinge, niederzutreten uud daß der Papst m seiner Schwäche und m seiner Verlassenheit hundertmal, tausendmal stärker und mächtiger ist im Namen Gottes, alö die preußischen Häretiker und Me, die ihnen gleichen und ihnen nachahmen im Ramen der hinfälligen und elendm Macht des Menschen. Spanien. Madrid, 15. Oktober. Alle detaillirt« Berichte über die Gelacht bei Pumte la Reina stimme» dahi» überein, daß eS ei» taktischer Fehler war, dort » der Art anzugreife», wie General MorioneS eS gethan, daß ab» Angriff und Rückzug nicht brillanter vollzogen werden konnten. Namentlich zeichnete« ich die Brigade Dana und die Ingenieure aus. Als ein anderes Bataillon, von d.n frisch herbeigekommenen carlistischen Verstärkungen gedrängt, die Waf fen wegzuwerfen und zu fliehen begann, warf sich ein Bataillon Ingenieure «tt zefälltem Bajonette entgegen, brachte die Fliehenden zum Stehen, zur Aufnahme >er Waffen und begleitete sie in geordnetem Rückzüge. Da war wieder einmal der Schulmeister der Sieger. Inzwischen hat «ach officlellen und Privatnach- richten der CarliSmuS einen wichtigen Allitrten verlor«, und zwar die Weiber in den Nord-Provinzen. Ueber hundert Tobte und nahezu siebenhundert mehr oder weniger schwer Verwundete, wie die Carlisten bei Puenta la Reina ver loren haben, das ist in dieser Insurrektion noch nicht vorgekommen und con- trastirt gewaltig mit den Herren Pfarrern den Weiber» gemachten Vorspiege lungen, daß Carlos VII. ohne Verluste binnen wenigen Woche» in Madrid einziehen werde. Dazu kommt jetzt noch die nicht selten Hunger veranlassende schlechte Verpflegung und höchst mangelhafte Intendanz der Carlisten, in Folge deren Aussatz und Ungeziefer überhand nahmen, endlich das Herannahen der rauhen Jahreszeit. Kurz, dieselben Weiber, welche früher zum heiligen Feld züge drängte», drängen jetzt zur Heimkehr. Madrid. Der Obercommandant der Nordarmee meldet »ach Madrid, daß an dem Kampfe bei Puenta la Reyna neuntausend Carlisten und vier tausend Republikaner theilnahmen. Er bestätigt, daß er gesiegt, und fügt hin zu, die Niederlage habe de» Carlisten hundertdreißig Todtr und über siebenhun dert Verwundete gekostet. Die Nachricht, daß Don Carlos' Bruder Alfonso, welcher sich schon so lange an dem Kampfe in Catalonien betheiligt hatte, mit seiner Gattin Blanca und seinem Stabe sich nach Frankreich begeben habe, findet ihre Erklärung in einem Zerwürfnisse zwischen den beiden Brüdern. Don Alfonso und General Saballö, der Oberbefehlshaber der Carlistischen Truppen in Catalonien, standen längst aus gespanntem Fuße, und Saballs wurde von Don Carlos nach Navarra beordert, um sich wegen der gegen ihn erhobenen Beschuldigungen zu verantworten. SabaÜS muß seine Vertheidigung wirksam geführt haben, denn Don Carlos ver lieh ihm nicht nur den Titel eines Marquis von Alpens, sondern bestätigte ihn auch in dem Oberbefehle in Catalonien. Alfonso wollte jedoch mit Saballs keine Gemeinschaft mehr haben; er beschloß deshalb, den Spanischen Boden zu ver lassen, und hält sich jetzt in Perpignan auf. Von seinen Begleitern ist außer Riba, Monceda und Earal vorzugsweise der Oberst Kreixa zu nenne», jener Verräther, der mit einer kleinen Zahl von Gendarmen aus Barcelona — der größere Theil der von thm befehligten Truppen ließ sich nicht von ihm verführen — vor einigen Monaten zu den Carlisten überging. Königreich Sachfen. Dresden, 22. Oct. Der Stadtrath und die Stadtverordneten haben einstimmig beschlossen, aus Veranlassung des Kaiserliche» Antwortschreibens an den Papst eine Dank-Adresse an den Deutschen Kaiser zu richte» für die wahrhaft Kaiserliche That, welche den Siez deS Rechtsstaates über die Pliesterherrschaf: sichere. Dresden, 23. October, Nachmittags. Aus Anlaß der täglich betrüben der lautenden Meldungen über das Befinden unseres allgeliebten Königs richtete Hofiath Ackermann gestern Abend in der öffentlichen Stadtverordncten-Versamm- lung, wie das „Dresdner Journ." berichtet, folgende Ansprache an das Collegium: „Meine Herren, die Bürgerschaft der Stadt Dresden und ihre Vertretung hat in guten, wie in bösen Tage» treu zu Sr. Majestät dem Könige gestanden; nicht bloS, weil er unser König, unser Herr ist, mehr «och darum, w il wir gesehen, an uns erlebt haben, daß König Johann den Forderungen deS schwer sten aller Aemter volle Genüge geleistet; daß er das Größte und Höchste zu sein, was Menschen sein können, den Willen und die Kraft besessen und danach gehandelt hat, ist Seine Freude unsre Freude, Seine Trauer unsre Trauer ge wesen. Darum fühlt und leidet auch jetzt die Stadt mit dem schwer erkrankt« Könige und darum soll inmitten der Vertretung der Stadt, welche den Gesin nungen und Gefühlen der Bürgerschaft Geltung zu geben den Beruf, wie die Verpflichtung hat, dle aufrichtigste Theilnahme und der allseitig gehegte heiße Wunsch für die Errettung und Erhaltung des König- zum Ausdruck gebracht werden. Aber jede Bedrängniß der Natur ist eine Erinnerung an dir höhere Heimath, und jeder Schmerz der Erde wird gemildert, wenn er im Lichte der andem Welt erscheint. Run den«, so sei Gott mit dem Könige, Gott sei ihm gnädig und helft ihm in den schwersten Stunden de- Lebens! In diesem Wun sche find wir, das weiß ich, Alle einig; Sie wollen die- dadurch bestätigen, daß Sie fich von ihre« Plätzen erheben I" Pillnitz, Donnerstag, 23. vctober, früh 7 Uhr 35 Minuten. Gr. Majestät der König haben ewige Stunden der Nacht ziemlich ruhig geschlafen. Im Uebrigen ist das Befinden des hohen Kranken vollkommen daöftlbe wie am gestrigen Tage. Nachmittags 1 Uhr 55 Min. Der Zustand Sr. Majestät deS Königs ist ein vollständig hoffnungsloser. vr Fledler. vr Ullrich, vr Brauer. Leipzig, 21. Ott. Am heutige» 8. Ziehungötag 5. Cl. 84. K. S. Landeslotterie fielen folgende Gewinne auf beigefttzte Nrn. 2000 Thlr. auf Pie Nrn. 65617 Ü5885. 1000 Thlr. auf die Nm. 85482 26443 12549 3936 1 6127 43711 49366 81709 48111 20669 10169 17958 26082 8488 17683 42106 24103 4238 53411 52582 33303 27375 46737 61072 55357 84592 60553 82711.