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Auch die Kirchenpolitik d.S Ka^lecS möchte der mit zurehmmdem Greise«- alter kirchlich c w-rd-nd- Maaacch nicht aas voller Seel: zusti««'-r und end lich scheinen Lrmarmora'S Enthüllungen de« Kaiser nicht gaaz unbekannt ge blieben zu s-!». Wir sagten voran», daß Wilhelm l eS nicht ruht; hinneh men könnte, die Urberlegcnheit seines MM-'S so sraßlsch dacg-thaa zu sehen, wie eS in Lamarmora'S Buche der Fall ist. Run hat die Spener'sche Zeitung ihr Möglichstes gethan, dem Kaiser daS Buch durch entstellte Auszüge mund gerecht zu machen; sie hat die Thaisachen so kühn verdreht, daß in ihrem Spie gel Oesterreich als der Staat erschien, welcher in Biarritz Stücke deutschen Landes anbot, um sich innerhalb Deutschlands zu vergrößern, fort und fort nach einem KriegSvorwande suchte und so daS pulversch.-ue Preußen ,um Kriege zwang. Ader die Hsfpartei scheint doch etwas von der Wahrheit geflüstert, ei nige Körnchen Mißtrauen in das Herz deS König» gestreut zu habe». An ihrer Spitze steht die Kaiserin August, — st- hat ein Medium, de« Monarchm Alle» zu übermitteln, wa» er wissen oder glauben soll. Die Spannung ist eine bedenkliche. Trotzdem meinen wir, daß ste aber mals in Frieden auSgehen und zur Befestigung der Stellung deS Reichskanz lers führen werde. Den« Mte — wofür noch jeder Beweis fehlt — Preußen auch eine» zweiten Mann von der Begabung und Erfahrung BiSmarck'S fein eigen nennen, so hat eS doch keinen, d-fsen Name eine gleiche Gewalt über die Gemüther üben und im Reiche wie außerhalb desselben Vertrauen und Furcht erwecken würde. Wenn je irgend ei« Man« unentbehrlich war, so ist eS Bis marck in Berlin. Sein Rücktritt wäre gleichbedeutend mit Verwirrung und Er schütterung deS frisch aufgeführte« R-ichSbaueS. Auch darf daS deutsche Reich nicht dem byzantinischen in dem Ruhm- nach streben, einen B-lisar zu haben — sei eS auch einer mit scharfen Augen und mit Millionen Dotationsgeldern. Bismarck wird voraussichtlich bleibe». DeutsMaaS. Das Preußische Volksblatt enthält heute Abend einen officiösen Artikel über dis St illung Deutschlands und Italiens zu den französischen Restaurationsbestre bungen. Der Beginn der Bemelkungen ist bereits schr körnig, indem eS dort heißt, daß der restaurirte Heinrich nichts Eiligeres zu thun haben würde, als daö HauS Sovoyen wegen Confinirung deS Papstes zur Rechenschaft zu ziehen. „Der Gefangene auf dem Quirinal restaurirt ja Heinrich V. vor Allem dazu, daß er selbst wenigstens zunächst wieder etwas freiere Bewegung in frischer Luft gewinne. Alles Weitere findet sich später." Dagegen müßte nun Deutsch land, von aller Freundschaft zu Italien abgesehen, „aus allereigenstem Interesse" ein Veto einlrgen, da eS vermöge seiner europäischen Stellung wie „seiner wich tigsten LebenS-Jnt-reffen" eine neue wel.lich: Papstherrschast bekämpfen müßte. „Deutschland darf vor allen Dingen seine Mission nicht vergess n, an erster St lle deS Friedens Hüter im Herzen Europas zu sein. Daß zahlreiche Katholiken, die heute wie zu all.» Zeilen gegen die Verkehrung der zukünftigen Herrlichkeit, auf welche die Kirche ihren Glauben baut, in ein Reich von dieser Welt mehr ooer w Niger entschieden z ug n, lediglich im Recht: find, mag hier füglich noch übergangen werden. Aber daß dec Kl-ch nstaat von je her eine Wurzel politi schen Unfriedens in der W lt war, beweist doch die Geschichte eben zu deutlich, als daß nicht selbst der Zelot für Ptter's Patrimonium eS eingestehe« müßte. Er wird eS schon darum nicht läugnen können, weil der unfehlbare Papst selbst so gut wie mit dürren Worten erklärt, es f hle eben nur noch an den Kanonen, um seinen Eanoneö Geltung bis an die End n der Erde zu verschaffen." Da Lie Idee der päpstlichen UniversalhM schäft mit dem Kirchenstaat in Italien selbst st-ht und fällt, so muß cö Deutschland darauf ankommen, daß „der Bischof von Ronz" zwar nicht auf ein kirchliches Primat, wohl aber auf das politische Papft- thum verzichte. Königsberg, i. Pr., 29. September. Die hiesige „Ostpreußische Zei tung" bringt ein ausführliches Referat über die stattgehable Beerdigung deS kürzlich hier verstorbenen Altkatholiken, dem von dem Propste Dinder daS Be- gräbniß in geweihter Erde versagt worden war. Hiernach ist zum Zweck der Herstellung deö Grabes die Thüre zum Kirchhofe, die verschlossen gehalten wurde, unter Assistenz der Polizei geöffnet worden Propst Dinder hat bei dem Polizei- Präsidium schriftlich dagegen Protest eingelegt» Die Be.rdigungScercmonie selbst, bei der der altkatholische Pfarrer Grunert functionirfe, verlief ohne jede Störung. Posen, 29. September. Nach der hat das Oberprästdium auf Anordnung d-S CultuSmtnisterS bestimmt,Wß. die Polizeibehörde« der Pro vinz Posen überall, wo Geistliche gegen die Vorschriften deS Gesetzes eingesetzt seien, die Kirchenbücher und Kcrchenstgel mir Beschlag belegen und an die Re gierung ausliefern, welche auf Antrag der Interessenten die Kirchenzeugntsse aus dem Kirchenbuche ertheilen wird. Oesterreich. Im Journal de Geneve finden wir heute den telegraphisch angezeigten Brief Bakuntn'S, worin der weltbekannte RevolutionS-Apostel, der Radikalste der Ra dikalen, der Mann, der den Staat, die Ehe, die Familie, die Erziehung, mög licherweise auch daS Aufrechtgehen der Menschen abgeschafft wissen will — sich gegen die Vorwürfe vertheidigt, die in einer von Marx inspirirten Broschüre gegen ihn erhoben worden sind. Bakunin'S V-rtheidigung besteht im Angriff. Er widerlegt kerne der gegen ihn erhobenen Beschuldigungen, sondern er schimpft, und zwar ausgiebig. Er nennt die CommisstonS Mitglieder des Haager Con- greffes, in dessen Auftrag die Broschüre gegen ihn geschrieben ward, „MouchardS" und Marr selbst einen verleumderische« Polizei-Agenten. Gründe und Beweise sucht man vergebens in dem Briefe. Am Schluffe wird Bakunin sentimental und sagt, er zähle über sechSzig Jahre und eine Herzkrankheit verbittere ihm das Leben; er wolle sich ganz von der Poluik zurückziehen und eS aufgeben, den »Stein deS SisyphuS gegen die überall triumphirende Reaktion zu wälzen". Er verlange von fernen Zeitgenossen nichts mehr, als daß sie ihn vergessen sollen. Man sieht auS dem Briefe, daß Bakunin durch die von Marx veröffentlichte Broschüre schwer getroffen worden ist. Der Pfeil war gut gezielt; die Rolle deS russischen Revolutionärs ist ausgespielt. Nur möchte man fragen: Wenn Marx und die Seinen wußten, daß Bakunin und seine Anhänger solche Hallunken seien, warum sind sie so lange brüderlich mit ihnen zusammengegangen? Prag, 28. September. Begünstigt durch das schönste Herbstwetter ging heute die große Lt. Wenzel-Prozession mit dem größten kirchlichen Pompe von statte». Die Thetlnahme von Seiten der ländliche« Bevölkerung war eine ziem lich starke, namentlich hatte daS zarte Geschlecht ein auffallend zahlreiches Em- tinaent gestellt. Um so schwächer dagegen «ar die Betheiligung von Seiten der hiesigen Bevölkerung, bloS da- bürgerliche Scharfschützencorps und die katholischen Vereine waren etwas stärker vertreten, dagegen, fehlten dre übrige« Vereine, deren «S in Prag über hundert giebt, nahezu vollständig. Der feudale Adel hatte sich fast vollzählig eingefande» «ad nah« ««Zage TM, de-gleich:« wrrdieG-ist- lichkeit sehr stack vertrete»; man zählte nicht weniger al» 400 P.-iest-r im Zuge. Auch die Pcoc-ssionm vom Lande waren ziemlich stark, so daß mm ohne Ueber- treibunz die Zrhl sämmtlicher Tbeil»eh«:r am Festzug: auf 6000—.8000 ver- aaschlaze« kann. Die »rutsche Festpredigt in der Lomkirche Ml der Fürsterz. bischsf von Olmütz, Landgraf Fürst-nb-rg, die tschechisch- dec Propst vom W- sch hcad Stulz. Auch der bekannte kroatisch- Bischof Swsmwr war zu« Feste in Prag eingetroffen. W»S die Derorirung der Häuser betrifft, so zeigte dieselbe sehr starke Lücke», bloS di« Klöst-r, Klrchm und dann die Palais de» feudale» AselS, darunter na«e»tlich jener deS Grafen Friedrich Thun, stach:» durch etwa» reichern Aufputz h-rvor. Bo« jungtschechisch:r Seite versuchte «an noch i« letzten Augenblick- der Proc-ssion Hindernisse in d-n W-g zu lege«, die Polizel hatte jevoch rechtzeitig ihre Vorkehrungen getroffen, so daß die Ruhe ungestört blieb. Nur prangten «ährend dv» FestzugeS riesige Placate an alle« Straße»- ecken, welche da» Erscheinen einer Broschüre gegen den Eöl bat und di« Heraus gabe einer zweiten Auflage der antiklerikalen Flugschrift „Die Proression der Reaktionäre in Prag am St. WenzelStag« 1873" ankündigte». I« Ganze» machte die Proression weit mehr de» Eindruck einer ultramoätanm Demonstra tion, als einer religiösen Feier. Frankreich. Pari», 26. Sept. DaS große Vertrauen der Royalisten auf Wieder herstellung der Monarchie ist dem Umstand zuzufchretben, daß der J-suitM-Ge- ncral denfelbe« hat erklären laff-n, „ste möchte» nur rüstig vorwärts gehen, da, falls Graf von Chambord zu guter Letzt durch einige GewissenSscrupel» zurück gehalten «erde, er sich anheischig mache, dieselben zu beseitige«". In Folge dieser Mittheilung, die man zwar geheim zu halten sucht, die aber zur Kenntmß deS ehemaligen französischen Gesandten m Brüssel, deS Thi-risten Picard, kam, und so schnelle Verbreitung fand, beschlossen die Häuptlinge der royalistischen Verschwörung, eine Art von constitutioneller Verfassung der Rational-Versamm- lung bei ihrem Wied-rzusammenlritt in Vorschlag zu bringe», um sich da«» später mit dem Grafe« von Ehambord zu verständigen. Paris, 26. Sept. Ueber de» Aufenthalt Gambetta'S in Pörtgueur er fährt man durch ein Blatt dieser Stadt, daß die Reife deS Er Diktators keine« politischen Zwck habe. Gambetta empfing zwar viele Personen, aber er sprach mit denselben nur über die Lage deS Departements, ohne die frohSdorf r Reise zu erwähne». Darum befragt, weßhalb er sich so zurückhaltend zeige, erw Lederte Gambetta, daß er ganz geneigt sei, mit einigen Freunde« die allgemeine Lage zu besprechen, daß er eS aber für unklug halte, öffentlich zu reden oder irgend etwas zu thun, was Erregung Hervorrufen könxe. „Die F inde der Republik", so fügte er ginzu, „beobachte» uns, paffen unS auf i« der Hoffnung vielmehr in der Absicht, ein Wort zu erhaschen, dessen ste sich bemächtigen können, um daraus eine Waffe gegen unS zu schmieden, indem ste dessen Sin» oder die Tragweite desselben entstellen. Die Erfahrung hat uns gelehrt, wa» wir von der Redlichkeit, dem erheuchelten Schrecke« und dem Patriotismus unserer F-tnde zu erwarten haben. Benutz:« wir diese Lehren, um ihnen nicht den von ihnen erwarteten Vorwand zu geben, damit ste ihren »«ehrlichen Krieg wieder auf nehmen und Gestnnungen entstellen können, deren Aufrichtigkeit und Größe sie niemals begreifen werden. Seim wir ruhig, feie» wir geduldig; die Geduld ist die Waffe deS Starken. UebrigenS naht di- Stunde, wo wir in der Na tional-Versammlung die Fahne der Republik stolz aufpflanzen könne»; spare» wir unsere Kräfte und erwarte» wir mit edler Entsagung d n Augenblik dieser großen, dieser gewaltigen Schlacht, deren AuSgang, seien Sie dessen gewiß, daS Heil Frankreichs und die Zukunft der Republik sicher stellen wird." Un geachtet dieser Antwort drang man in Gambetta, doch bei eineyi Banket zu spreche«; er beharrte aber darauf, keine für die Oeffmtlichkeit bestimmte Rede zu halte». Paris, 28. September. Der „Ordre" verwirft ebenso wie die „Repub- lique sraneaise" das vom „Aventr national" vorgeschlagene Bündniß der Repub likaner mit den Bonapartisten und erklärt, die imperialistische Partei würde die Pläne der monarchischen Fusion im Ramen des Principe der nationalen Sou veränität und aus Achtung vor dem allgemeinen Stimmrecht energisch bekämpfe», jedoch ohne mit den Radikale» gefährliche Verbindungen einzugehen. Spanien. Madrid, 28. Sept. Die Commandanten der fremden Geschwader vor Alicante habe« nach zahlreichen Besprechungen beschlossen, sich jeder Einmischung zu enthalten. Das Bombardement der Stadt hat um 6 Uhr Morgens begonnen. Mehr als 500 Geschosse, darunter Petroleum-Bomben, wurden in die Stadt geworfen. Der ungerichtete Schaden ist groß. Mehrere Häuser find in Schutt haufen verwandelt. Die Bertheidiger setzten der fiebeustündigen Beschießung tapferen Widerstand entgegen. Die beiden SchiA Wd von vielen Kugln ge- trosse» worden und mit bedeutenden B.zMdiMm-W^bg-zogkn. Die von Eng land so eben zurückgegebenen Fregattur weHen^Mre Verzug nach Cartagena abgehen. Man hat ihnen tüchtige CommanhmjMzWd eine diScipltnirt: Be satzung gegebe». Man glaubt, die Vittoria- mAM würden über morgen in See stechen können. ' «60 Die Socialisten in Spanien machen wieder von sich reden. Da in Malaga Versuche gemacht wurden, die Kirche La Vitoria und das Kapuziner-Oaartler durch Petroleum in Brand zu setzen, ist die Aufmerksamkeit des Generals Paoia auf die hartnäckige Haltung der Socialisten gelenkt worden. Er hat deshalb einen Adjutanten mit dem Auftrage nach Madrid gesendet, seine .deS General») Resignation einjureichcn, falls die Regierung ihm keine Truppen senden will. Die Internationale in Spanien zählt 454 Arbeitervereine, die. in 16s Födera tionen getherlt, eine Mitgliederzahl von 50.000 Personen umfassen. Die Pro- vincial-Deputation von Cadir hat eine Municipalität ernannt, die, wie eS heißt, wegen ihrer socialistischen Tendenzen alle Conservativen beunruhigt. Rußland. Eydtkuhne«, 28. September. Gestern Abend um 10 Uhr ist auf de« hiesigen Bahnhofe der fällige Personenzug mit einem Rangirzuge zusammmge- stoßm. Der Zugführer des PersonmzugeS, ein Locomotivführer und et» Schaff ner find dabet ums Leben gekommen und «ehrere Passagiere verwundet worden. Amerika. New-Aork, 27. September. Die Börse wird am nächste» DicnStag wieder eröffnet werden, obgleich »och weitere Zahlungseinstellung.« von Banken i» den Provinzialstädten erfolgt find. Die allgemeine Stimmung ist etwas beruhigter. Aus BuenoS-AyreS etntreffende Nachrichten, welche im Cityartik l «er Times mitaeth-ilt wurden, reichen bis zum 25. August. Räch denselben war die GeldkrifiS beinahe überstanden und die Stimmung in Geschäftskreisen entschie den besser. Was dm Mordversuch auf dm Präsident-.» Sarmiento anbclangt, so stellt fich Hera«», daß drei Italimer auf den Präsidenten, welcher fich auf