Volltext Seite (XML)
zum 1. September keine Commissionen für die Ueberwachung der Leben-mittel gegeben habe. Er habe sich bis dahin aber nur mit der Armee beschäftigt und sich erst von dies« Tage an um vie Festung bekümmert. Was die verschiedenen Armeecorps anbelangt, so ließ er die Befehlshaber derselben für ste Sorge trage». Er gesteht zu, da- er nur berechnete, wie lange die Leben-mittel dauern würden, klebrigen» habe er CoffiniercS, in so fern eS die Festung betreff-, nur Befehle «theilt und dies« die Ausführung überlassen, ohne dabei die Sache selbst zu überwach«:. Die Sitzung wird um 21 Uhr suSpendirt. Nach ihrer Wieder aufnahme um 2) Uhr kündigt der Präsident an, da- er zuerst zwei Puncte auf kläre» will. Der eine betrifft die Pflichten eine- Armee-Commandanten dessen Armee stch in de« Rayon einer Festung befindet. Der Präsident liest die Artikel! 244 und 245 de- Militär-Reglement- vor, welchen Bazaiue nicht nachgekommen. ! Die zweite Bemerkung hat Bezug auf die Stärke der Armee, welche vazatne am 26. August auf 90,000 Mann Eombattanten angtbt, während auf einer am 11. Oktober «»gefertigten Tabelle 125,000 Eombattanten figuriren. Bazaine «rwtedert, daß darin die Valoors" mit einbegriffen sein müßten. Dir Zahl sei nicht richtig. — Der nächste Theil des Verhör- betriffr die Ereignisse von Seda» und die September-Revolution. Auf die Frage de- Prästde»ten, wann er die Katastrophe von Sedan erfahren, erwtedert Bazaine, daß eS zwischen dem 8. und 10. gewesen sei. —Der Präsident bemerkt Herrn Bazaine, daß er nach Sedan gewußt hab« müsse, daß Frankreich nur noch 15 Jnfanterie- und 8 Cavallerie-Regimenter zu seine Verfügung hatte. „Sie konnte» daher", so fügt er hinzu, „auf eine HüifS-Armee nicht mehr zählen. Aus Ihrer Denk schrift geht hervor, daß Ste glauben, daß eine vor einer Festung verschanzte Armee nur dann Erfolg haben kann, wenn ste von einer HütfS-Armee unter stützt wird. Wenn daS Ihre Meinung war, welche Maßregeln hab-n Sie «ährend des MonatS Ecpttmber ergriffen? — Ba za ine r Während des Monatü Seplember machte» wir viele Anstrengungen und griffe» die Deutschen in kleine» Kämpfen an. Wir hatten aber schon viele Verwundete, 16,000, und in dieser Lage waren die Kämpfe nicht gut. — Präs.: Warum diese Detail-Kämpfe, von welchen Ste so eben gesprochen? — Baz.: Jeder EorpS-Commandant vperirte gegen die feindlichen Truppen, welche ihm gegenüberstanden. Ei» ein heitliche- Vorgehen wäre nicht gut gewesen. — Auf die Frage deS Präsidenten, warum er am 3. September die Truppen mit Pferdefleisch genährt, aber zugleich die Pferde mit Korn gefüttert habe, erklärt Bazaine dadurch, daß er Fleisch für seine Truppen gebraucht habe und sie Pferde auch hätten genährt werden müssen. — Die ersten Nachrichten aus Pari- (4. September) will Bazaine am 12. September durch die Kreuzzeitung (Gazette de la Croix, wie er sagt) erhalten haben, welche ihm durch den Generalstabö-Capitän Samuel verschafft worden sei. — Präs.: Sagten Sie nicht, daß Sie Nachrichten von der Regierung «»wartet? —> Baz.: Ja. — Präs.: Sie veröffentlichten eine Proklamation, worin Sie de« Truppe» die Ereignisse von Part- «»kündigten. Ste sagten dari«, daß die Pflichten der Truppen gegen daö in Gefahr stch befindende Va terland die früheren bleibe», fügten aber hinzu, daß Sie mit der nämlichen Ent schlossenheit das Land gegen die schlechten Leidenschaften zu vertheidigen haben würden. Mußten Sie nicht befürchien, durch letztere Worte Verwirrung in die Gemüthcr zu werfen? — Baz: Ich glaubte dieses nicht. Auch hatte ich die Absicht, meine Entlassung «inzuretchen, ließ mich aber bestimmen, zu bleiben. UrbriaenS, war nicht der 4. September selbst eine Drohung sür die sociale Ord nung? — Präs.: War Ihr Tagesbefehl nicht einiger Maßen von dem Bot- schaftS-Scc-etär Debain cingegeben, der gerade auS preußischer Gefangenschaft zurückgekommen war? — Baz.: Die ist möglich. — Präs: Wandte» Ste Stch nicht an den Prinzen Friedrich Karl, um Nachrichten zu haben? — Baz.: Jal auf sehr loyale Weise. — Präs.: War dir» der erste Brief, den Sie an ihn richteten? — Baz.: Ja. —Präs: Haben Sie weder die Abschrift dieses BrieseS noch die Antwort de» Prinzen bewahrt? — Baz.: Nein. — Präs: Haben Sie «icht geglaubt, dadurch gegen daS Platzreglement zu handeln? — Baz.r Nein, den» lch war »icht einfacher FestungS-Commanvant. — Präs: Mußte» Ste »tcht Mißtrauen in eine solche Quelle haben? Der Prinz Friedrich Karl ist ohne Zweifel ein sehr loyaler Man», aber er sah die Lage der Dinge von einer ander» Seite, und eS war dieses sogar seine Pflicht, da er stch dem Feinde gegenüber befand. —Baz.: Ohne Zweifel; aber wenn eS stch um solche Mitthei langen handelt, so nimmt man ste, wo man ste findet. —Präs: Mußten Sie nicht annehme», daß der Prinz erst a» seine Regierung berichten werde, ehe er Ihnen antworten würde? —Baz.-Daran habe ich nicht gedacht; ich wandte mich auf loyale Weise an den Prinzen Friedrich Karl. — Präs.': Hatten Sie vom 18. bis 23. September keine andere» Verbindungen mit dem Prinzen? — Baz.: Keine; ich verlangte nur einmal eine» Paß für eine Witwe, die ohne Hülftqurllen in Metz war. — Der Präsident geht nun auf den Artikel teö Jndepensant RemoiS über, welchen der Greffier vorträgt und worin «»gedeutet wird, daß die deutsche Re gierung nur mit der Regentschaft oder Bazaine unterhandeln werde. — Baz.: Ich legte diesem Artikel gar keine» Werth bei. Ich las denselben im Figaro.— Man geht nun zur Angelegenheit Regnier und den Befehl des Generals v. Stehle über, welcher neun luremburger Aerzten die Ermächtigung ertheilte, Metz zu verlasse». — Präs: Am 23. wurde ein Man» vom Eapttä» Garcin zu Ihnen geführt; er sagte, er käme «IS Abgesandter von HastingS. Sie empfin ge» ihn sofort, und Sie hatten am 23. und 24. Unterredungen mit ihm. Ware» Zeuge» zugegen? — Baz.r General Boyer wohnte, wenn ich nicht irre, der erste» Unterredung an. — Präs: I» welchem Namen kam er ? — B.az.: Im Namen der Kaiserin. — Präs: Hatte er Vollmachten? — Ba z.: Nein! Aber er war der Träger einer Photographie deö kaiserlichen Prinzen, welche dessen Unterschrift trug. — Präs.: Sprachen Sie mit dem selben von Ihrer Correspondenz mit dem Prinzen Friedrich Karl? — Baz.: Rein ! Da ich keine Correspondenz mit dem Prinzen hatte. — Präs: Habe» Sie ihm zu verstehen gegeben, daß die deutsche Regierung nur mit der kaiser liche» Regierung unterhandeln wolle? — Laz.: Nein! Ich sagte ihm dies nicht. — Präs: Zeigte Ihne» Regnier ei» deutsche- „Dmose- p»««"?— Baz.: Ja. — Präs: Er verlangte, daß Ste Ihren Name» »eben den de» kaiserlichen Prinzen auf die Photographie setzten? — Baz.: Er verlangte e» qnd ich nahm keinen Anstand. — Präs.: Sie glaubten nicht, daß «an in Folge dessen vorauösetzen könnte, daß Ste Regnier Ihre Vollmachten ge geben? Baz.: Ich habe Herrn Regnier keine Vollmacht gegeben; ich legte «einer Unterfthrift nicht die geringste Wichtigkeit bet. — Präs: Haben Ste Herrn Regnier keine Mtttheilungen über die Leben-mittel gemacht, ihm gesagt, daß Sie nur noch Ar 27 Tage hatten? — Baz.: Ich glaube nicht, Ihm die- gesagt zu haben. — Präs: Zeugen sage« auS, daß Regnier gesagt, Sie hätten ihm «itgctheilt, da- Sie noch Leben-mittel bi- zum 18. Oktober htüten. Deßhalb fragte ich Ste, ob Sie nicht- darin sahen, daß Sie Ihre Unterschrift auf die Photographie gesetzt? — Baz.r Ich sah nichts darin. — Präs: Hat er nicht von Ihne« verlangt, daß Sie Bourbaki und Canrobert zur Kaiserin senden sollte»? — Baz.: Ja. — Präs: Welches Resultat er- warteten Ste von dieser Mission, in so fern eS die Vertheidigung des Platze» und die Ehre der Armee betrifft? — Baz.r Ich glaubte, e- wäre im Interesse der Armee, uns mit der Katsertn-Regentin in Verbindung zu s tzen, um zu« Abschluß ei«e» Waffenstillstandes zu gelangen. — Präs: Und sie glaubten, daß unt-r so ernste» Verhältnissen diese Mission ohnr Gefahr sei? — Baz.: Ja. — Präs: Der Marschall Canrobert verweigerte sie? — Baz.r Ja, aber der General Bourbaki sagte: „Ich nehme an." — Präs: Habe» Sie dafür gesorgt, daß der französische General wieder »ach Metz zurückkomm n konnte? — Baz.: Ich glaubte, daß er wiederkomme» konnte; ich versicherte «ich dessen aber nicht. — Präs: Mußten Sie dies aber nicht thun? — Baz.: Ich glaubte, daß die Regentin und die deutsche Regierung wegen eine» Was- f-nstillstande- einig seien. Ich nahm deßhalb an, daß Bourbaki zurückkehren könne. — Präs; Ich werde Ste über die Unterhandlungen verhören. — Die Sitzung wird dann vertagt und auf Freitag 1 Uhr festgesetzt. Morgen keine Sitzung. Deutschland. Berlin, 19. October. Die Kölnische Ztg. meldet «US Wien vom 18. d.: Die vorgestern abgegangene Rote Andrassy'S an die Pforte führe auS: daß die ungewöhnliche Art der Veröffentlichung und Versendung deS türkisch:» Me morandums eine Beleidigung gegen Oesterreich involvtre, welche eklatante Genug- thuung erh ische. Die Note enthalte Nichts über Einzelheiten der G-uugthuung. Unt.rrichteterseitS wird versichert, man werde mit Absetzung deS Bosnischen Gou verneurs und einer EndschuldigungSerklärung deS ÄroßvezierS sich begnügen. Die Pforte soll solchem Ausgleiche zustimmen. Oesterreich. Wien, 17. October. Der Deutsche Kaiser ist in Begleitung deS Kaisers Franz Joseph, welcher seinem hohen Gaste bis nach St. Pölten entgegenge fahren war, heute Nachmittag kurz nach 4 Uhr in Schönbrun eingetroffen. Auf dem festlich geschmückten Penzinger Bahnhofe waren die beiden Monarchen von der dicht gedrängten Menge mit lebhaften bewillkommnenden Zurufen begrüßt worden. Wien, 18. October. Heute Nachmittag fand in Schönbrunn Vorstellung der Minister und Hofchargen beim deutsche» Kaiser statt, um 6 Uhr Familien diner und MarschallStafel. — An dem heute zu Ehren deS Fürste« Bismarck vom Grafen Andraffy gegebenen Diner nahmen außer dem Fürsten-Reichskanzler Theil: Der deutsche Botschafter, General v. Schweinitz, der BotschaftSrach Graf Dönhof, der Militär-Attache Graf Finck von Finckenstein, die Ministerpräsiden ten Fürst von Auersperg und v. Szlavv, die Minister Lasser, Unger, Kuhn v. Kuhn nfeld, v. Holzgethan, v. Wenckhetm, v. TiSza, die SectionSchef» v. Hoff mann und v. Orczy, sowie Hofrath v. Teschenberg. Wien, 19. October. Der Deutsche Kaiser hat gestern Nachmittag de» Erzherzögen Karl Ludwig, Ludwig Victor, Albrecht u»d Rainer, sowie der Königin der Niederlande seinen Besuch abgestattet und dann in Schönbrunn die Minister und obersten Hofcharge» i» Audienz empfange». Kurz nach ;8 Uhr Abends fuhren beide Majestäten vor dem Overnhause vor, wo eine dicht ge drängte Volksmenge dieselbe» mit freudigen Zurufen begrüßte. DaS Opernhaus war glänzend erleuchtet und in allen Theilen von einem geladenen auSgewähltcn Publicum gefüllt. Beide Majestäten begaben sich zunächst in den Hofsalon, wo dieselben von den Erzherzöge» und Erzherzoginnen empfangen wurden und nahmen dann in der Hoffestloge Platz. DaS Publikum erwartete die Majestät stehend und begrüßte dieselben auf das Ehrfurchtsvollste. Wien, 19. October. Kaiser Franz Joseph hat am gestrigen Tage, als dem Jahrestage der Leipziger Schlacht dem Deuschen Kaiser das Husarenregiment Friedrich Wilhelm lll. König von Preussen No. 10 verliehen, welches zur Er innerung an die Befreiungskriege diesen Namen für ewige Zeiten zu führen hat. Frankreich. Paris, 18. October. In dem Protokoll über die heutige Sitzung der Bureaur der Rechten heißt eS: Man sei völlig darin einig, anzuerkennen, doß die Annahme der durch die Reunercommisston vorbereiteten Anträge durch daS Interesse des Landes gebieterisch gefordert werde. Rach diesen Anträgen soll die Monarchie wieder hergestellt werde», alle bürgerlichen, politischen und religiösen Freiheiten, welche daö öffentliche Recht Frankreich» bilden, würden gewährleistet werden; die dreifarbige Fahne werde aufrecht erhalte« bleiben, doch würden Mo difikationen durch königliche Initiative veranlaßt werden können; im klebrigen bleibe dieselbe intakt, cS sei denn, daß König und Volksvertretung eine Aende- rung vereinbaren. Paris, 18. Oktober. Die Permanenzcommission wird dem Vernehmen »ach beschließen, daß die Nationalversammlung aus Montag, den 27. d. M. wieder einberufen werde. — DaS „Journal des DöbatS" hält eS, so laut auch daS rechte Centrum daS Vorgehen der Rechten in der monarchischen Frage jetzt billige, dennoch für ungewiß, ob dasselbe seinerzeit in dieser Frage mit der Rechten votiren «erde. Paris, 20. Oct. Die von dem katholische» Comite gestern in'S Werk gesetzte Wallfahrt von Elsaß-Lothringern nach St. Dennis hat nur einen sehr mäßigen Erfolg gehabt. ES hatte« stch etwa 1000 meist dem Arbetterstande angehörige Perlonen an derselben betheiligt. Im Ganze» verlief der Versuch, eine Elsässisch Lothringische Manifestation zu Stande zu bringen, ziemlich kühl. Abbö Fischer predigte in Deutscher Sprache, dann hielt noch ein Französischer Abbe, der früher Direktor dcö katholischen Collegium» in Straßburg war, eine Rede. Beide Redner wiesen auf die Veränderungen hi«, die die Wiederherstel lung des bourbonischen KönigthumS in Frankreich herbeiführe» könne. Spanten. Madrid, 19. Octob r. Nachrichten zufolge, die ein englischer Aviso nach Alicante überbracht hat, ist da- Jnsurgentenschiff „Numancia" durch einen an deren. im Besitze der Insurgenten befindlichen Dampfer, den „Fernando Catoli- ro" in Grund gebohrt worden. ES war noch unbekannt, ob diesem Vorgänge ei» Zufall oder Absicht zu Grunde lag. MöntgrsteP Sachsen. Pillnitz, Montag, 20. Oktober, früh Z8 Uhr. Se. Majestät der König habe« eine sehr unruhige Nacht verbracht. Der Schlaf war durch größere Äthern- «och und durch Delirien gestört; letztere sowie die Beängstigung dauem auch jetzt noch fort. Fieber ist nicht vorhanden, die Pulsfrequenz aber beträchtlich vermehrt. Or Fiedler, vk. Ullrich. vr Brauer. Da» mobile StaatSvermöge« Sachsen» hat «ach dem an die Kammcrmit- glieder gelangten Rechenschaftsbericht Ende 1871 64,707,428 Thlr. betragen und gegen 73,996,053 Thlr. Bestand a« Schluffe de- Jahre- 1869 u»