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Anssi, allerdings bisher ohne nennenSwerthen Erfolg, gerügt find. Die vo« ReichS-Eisenbahnamt gegebene Anregung ist daher sehr erfreulich, und wir Hof- fen von derselben auch eine günstige Rückwirkung auf die R:gel«Lßigkeit deS Betriebes, da eine verspätete Billctlösung, der nicht selten eine mangelhafte und unzureichende Disposition über die Wagen hinzutritt, in der Regel auch eine verspätete Abfahrt und Ueberiastung der Züge zur Folge hat. Nothwendig wird «s freilich sein, daß die Stationen, auf denen die O-ffnung der Diensträume eme Stunde vor Abgang der betreffenden Züze zu bewirken ist, zur Kennt«iß deS Publikums noch durch Anschlag am Schalter gebracht werden, da eine wirk-- liche Eomrole nur vom Publikum selbst geübt werden kann. Berlin, 14. Oktober. Der StaatSanzeiger publicirt einen Brief deS Papstes an den deutschen Kaiser vom 7. August, welcher dis von der Regierung ergriffene« Maßregeln als mehr und mehr auf Vernichtung deS KacholtciSmus zielend, bezeichnet. Das päpstliche Schreibe» fährt fort: „Wenn der Kaiser, wie dem Papst mttzeiheilr wurde, vaS RegicrungSv.rfahren nicht billig«, wirde dann der Kaiser nicht die Uibe.z ugung gewinnen, daß solche rigorose Maßregeln keine andere Wirkung haben, als den eignen Thron zu untergraben? Der Papst rede mit Freimuth, sein Panier sei Wahrheit, seine Pflicht sei, auch Richt-Katholiken die Wahrheit zu sagen, denn Zeder, welcher die Taufe empfangen habe, gehöre in irgend einer Beziehung, in irgend einer Weise dem Papste an. Der Papst hofft, diese Betrachtungen in gewohnter Güt- ausgenommen zu sehen." Die Antwort deS deutsche» Kaisers vom 3. September ist erfreut, Gelegen heit zu haben, um die Jrrthümer zu berichtigen, welche in den dem Papste er statteten Berichten vorgekommen sel« müssen uns den Papst zu der Bermuthung führten, der Kaiser billige nicht die von der Regierung cingeschlagencn Bahnen. Nach der Abfassung Preußens kann ein solcher Fall nicht eintrcten, da Gesetze und ReginungSmaßregeln landesherrlich:! Zustimmung bedürfen. Zu deö Kai sers tiefem schmerze habe ein Theil katholischer Unterthanen seit zwei Jahre» eine politische Partei oiganißtt, welche den in Preußen seit Zahi Hunderte» be stehenden conf-sfionellcn Frieden durch staatsfeindliche Umtriebe zu störe« sucht. Leider haben höhere katholisch- Geistliche diese Bewegung nicht nur gebilligt, sondern sich ihr bis zu offner Aufl hnang gegen die Landesgesetze angeschloffen. Aehnltche Erscheinungen wiederholen sich in der Mchrzahl in ander» europäischen Und in einigen überseeischen Staaesn. D.r Kaiser habe nicht die Ursache« zu untersuchen, durch welche Priester und Gläubige einer christlichen Confessto» be wogen worden, den Feinden jeder staatliche» Ordnung in der Bekämpfung der letztere« behilflich zu sein. DeS Kaisers Aufgabe aber sei, in den ihm vo» Gott anvertraute« Staakn den inneren Fr.eden und deS Gesetzes Ansehen zu wahre«. In dem Bcwußtiein, einst vor Gott Rechenschaft zu geben über die Erfüllung seiner königlichen Pflicht, wird der Monarch die Ordnung und das Gesetz i-der Anfechtung gegenüber aufrecht erhalt n. H erzu sei er verpflichtet als christlicher Monarch auch da, wo er mit Schmerz sei rem königliche» Beruf gegen die Die ner einer Kirch- zu erfüllen habe, von welcher der Kaiser annehme, daß sie nicht minder wie die evangelische, das G. bot deö Gehorsams gegen di« weltliche Obrig keit alö den Ausfluß deS H offenbarten göttlichen Willens erkennt. Piele dem Papste unterworfene Geistliche setzten die Regierung in die Nothwendigkeit, die Befolgung der LandeSgesetze zu erzwingen. Die Regierung stütze sich auf die große Mehrzahl treuer katholischer und evangelischer Unterthanen. Hoffentlich werde der Papst, von der wahrer, Sachlage unterrichtet, seine Autorität anwen- den, um der bedauerlichen Entstellung der Wahrheit und dem Mißbrauch deS priesterlichen Ansehens ein Ende zu machen. Mit diesen Umtrieben habe die Religion Christi durchaus nichts zu tbun. Der Brief deS Kaisers schließt da mit, daß der evangelische Glaube, zu welchem sich der Monarch gleich seine» Vorfahren mit der Mehrzahl seiner Unterthanen bekenne, es nicht gestatte, eine« andern Vermittler in dem V-ihältmß sowohl zu Gott, als zu Christum anzu- nchmcn. Diese GlaubenSverschndcnhelt halte ihn aber nicht ab, mit AnderSglau- benden in Frieden zu leben. Mainz, 10. Oct. Vor dem B zirkSg-richt fand heute unter großem Zudrang die Verhandlung der Klage deS vr Moufang alö Regens deS Prie ster-Seminars gegen vr. Krumm, evangelische» Pfarrer zu Großwinternheim, statt. Letzterer hatte in einer Polemik mit dem Jesuilen-Blatt zu Gau-AlgcS- hum über den von dem bekannten Pater Roh mit 1030 Thlr. prämiirten (aber niemals bezahlten) B-weiö, daß in den Werken der Jesuiten der Satz: „der Zweck heiligt die Mittel" — gelehrt werde, schließlich die Moral der Jesuiten, wie sie namentlich im Guryschen auch am hiesigen Seminar eingesührte» Lehr- bache gelehrt wird, eine „Spitzbub-n-Moral" genannt. Auf Grund d-S Zu satzes, daß diese Moral „leider auch im hiesigen Seminar gelehrt werde", hatte der Regens Klage auf Beleidigung bezüglich der Ausübung seine» Berufes er hoben. vr Krumm betonte auch heute wieder, „die Jesuiten-Moral sei eine wahre Spitzbuben-Moral", führte den Bew iS d-r Wahchelt dieser Behauptung in einem längeren Vortrage, m welchem, belegt mit zahlreichen Stellen aus den Moral-Theorten der Jesuiten, eS an drastischen Argumenten nicht mangelte. Die Staatsbehörde hielt formell die Klage für begründet, wogegen sie materiell den Beweis der Wahrheit jener Behauptung, die noch festzustellende Richtigkeit und Authenticität der angeführten Stellen auö de« Jesuite«werken vorauösetzend, für erbracht, die Freisprechung dcS Beklagte« als angezeigt erachtete. DaS Bezirks gericht wird am 7. November sein Unheil sprechen. Moufang war nicht er schienen. (Franks. I.) Da bis jetzt die vielen und langjährigen Verhandlungen über die Vereinig ung der beiden Herzogthümer Coburg und Gotha zu keinem endgültige« Resultat geführt haben, so ist in der letzten Session des gemeinschaftlichen Landtag- der Antrag eingebracht und angenommen worden, eine Commtlfion niederzusetze», welche mit der Regierung in Erwägung zieh:» soll, ob und wie, mit Ausschluß der Verein gung der beiden H-rzogthüm-r in Bezug auf das Vermögen und die Steuer-Gesetzgebung, eine Vereinfachung und Verbesserung deS StaatS-OrganiS- «uS und seiner Verwaltung herbnaesührt werden könne. Diese Commission, bestehend aus vier Gothaer und drei Coburger Abgeordneten, wird am 20. Oktober in Gotha zusammentreten. Wie da- „Frkf. I." hört, soll in den betr. Vor schlägen von de« Herzogthum Coburg u. A. ein bedeutendes finanzielle- Opfer verlangt werden, und schon au- diesem Gmnde dürfte zu bezweifeln sein, daß die Verhandlungen zu dem gewünschten Erfolge führen. Vor sigwerk. Ein schreckliches Unglück wurde am vergangenen Mittwoch »urch die Aufmerksamkeit eine- Lokomotivführers verhütet. Der letzte Zug, welcher Abend- um 11 Uhr von Gleiwih her in Borsigwerk ankommen soll, hatte ebm den kurz vor dem hiesigen Bahnhofe gelegenen, etwa 40 Fuß hohen Damm zu passiken, al- der Lokomotivführer auf dem Bahnkörper vor sich «n Hinder- niß bemerkte. Schnell wurde da- Signal zum Bremsen gegeben, so daß der Zug in langsamerem Tempo auf besagte-Hinderniß stieß und dasselbe zum Theil bei Seite schob. Bei näherer Besichtigung ergab fick denn, da- Prellsteine an die inneren Seiten der Schienen geschoben waren, welche durch Bretter und starke Hölzer festgeklemmt wurden, so daß eine Entgleisung deS Zuge- hätte stattfin den müssen. — Man vermuthet in dem Nichtswürdigen, der diese Ruchlosigkeit verübt, einen früheren Eisenbahnwärter, der vor kurzem auf eine Anzeige des selben Lokomotivführers aus dem Dienste entlassen worden war. Derselbe war nämlich bei dem Nachmittags von hier nach Gleiwitz abgehende» Zuge auf dem hiesigen Bahnhofe auf der Lokomotive, wo er den betressenden Führer bemerkte, an dem er nun fürchterlich- Rache bei der in der Nacht erfolgenden Rückkehr deS Zuges nehmen wollte. Da man seinen Aufenthalt kannte, so wurde er noch in derselben Nacht von dem hiesigen Stationsvorsteher und dem Schulzen abgeholt und in das Polizeigefängniß nach Ruda gebracht. Oesterreich. Wien, 10. Oktober. DaS „Vaterland" bringt heute de» dritte« Leit artikel: „ReichSsacnstan Bismarck", wori« eS unter einer Reihe anderer ge meiner Ausfälle heißt: „Einstmals diente die Armee zum Schutze der Unter thanen, der Beamtenstand zur geregelte« Ordnung der Geschäfte, di« Polizei zur Sicherung deö Lebens und EigenthumS, die Criminalgerichte zur Bestrafung der Verbrecher, der FiScuS zur Förderung deS Staatshaushalts und die Schulen für de« christliche» Unterricht. Heutige« Tage- wird dieser ganze Apparat fast einzig gegen die Katholiken verwerthet, um ihr Gewissen zu knechten und die Aeuß^rungen ihres Glaubens zu unterdrücken. Die heidnischen Kaiser, selbst Nerv und Dioclitian, waren in ihre« Forderungen den Christen gegenüber ge nügsamer als der Reichssacristan BiSmarck." Sodann bringt das „Vaterland" an der Spitze seiner „politischen Ueberstcht" nachstehende Mittheilung: „Wir erhalten folgende Zuschrift: „Herr Redakteur! ES wird Ihnen bereits bekannt sein, daß der Polizei-Präfidcnt Herr v. Madai vorigen Sonnabend hier an- gekommcn ist und seitdem fortwährend vertrauliche Konferenzen mit dem Bürger meister Nr. Felser und dem Polizei-Präsidenten Marr hält. Es bandelt sich dabei nicht bloö um — jedenfalls ganz unnölhige — Sicherheits-Maßregel«, sondern vorzüglich um Jnsce»irung emeS so populär erscheinende« Empfanges, wie er dem König von Italien zu Theil wurde. Herr v. Madai soll im Auf trage deS Fürste» Bismarck erklärt haben, daß dafür keine Unkosten zu g-oß sein würden. Wien, 8. Oktober 1873." Die „K. Z." bemerkt hierzu, daß Herr v. Madai eine derartige Erklärung unmöglich den beiden genannten amtlichen Personen gegenüber abgegeben haben kann." Die Stelle, „daß dafür k ine Un kosten zu groß sei» würden," und in dem Zusätze, „amtlichen" Personen ist gesperrt gedruckt, damit der Pöbel, wen« er etwa gar zu dumm sei» sollte, mit der Nase auf diese Insinuation gestoßen werde. Solcher niedrigen AguationS- mittel bedient sich ein Blatt, das für die Kirche und moralische Ordnung ein zustehe» behauptet. Welche sittliche Verwilderung muß in Kreise» herrsche», wo solche Mittel gut geheißen werden. Salzburg, 12. Oktober. Der Graf v. Chambord ist hier angefommen. Derselbe hat dem Großh-rzog vo» ToScana einen Besuch abgestattet. Heute Nachmittag wird eine Deputation von Franzose» hier erwartet und von dem Grafen empfangen werden. Frankreied. Paris, 10. Oct. Die Nachrichten über den Stand der republikanischen Sache laute» jetzt unbedingt günstiger, wenn sie auch nicht absolut be ruhigend find. Die Mitglieder der äußersten Linke«, der sogenannten Union Republicaine, haben am 8. d. M. sich in Paris versammelt. I» einem sum marischen Berichte, welche die „Republique Franeaise" über diese Versammlung bringt, heißt eS, daß nach den übereinstimmenden Meldungen der aus den De partements zurückgekehrten republikanische« Deputirten die Bevölkerung einmüthig und mit der größten Energie gege« die Umtriebe und die Complote der Roya listen sich ausspreche. „Zum Glück", meldet der Bericht weiter, „beschwichtigen die unausgesetzten Erklärungen der Vertreter der republikanischen Idee, an deren Spitze Herr ThicrS steht, diese aufgereizte Stimmung und bringe« überall den Geist der Ordnung, der Einigung und der Wachsamkeit zur Geltung," Die Versammlung hat außerdem den alte« Cremieur beauftragt, vom juristischen Standpunkte aus einen Bericht über die neueste administrative Bedrückung der Presse abzufaffen. Endlich wurde beschlossen, eine Commission zu ernenne», die sich mit den Fractionen der Linken und des linken CentrumS über ein gemein schaftliches Verhalte« und über die Organistrung des Widerstandes aller republi kanischen Kräfte gege« dre Fei«de der Republik zu verständigen hat, damit, wie eS in dem Brief vo» ThierS heißt, „nicht allein die Republik, sondern auch alle Rechte und alle bürgerlichen, politischen und religiöse» Freiheiten Frankreichs vertheidigt werden." Diese Commission soll in einer am 25. Oktober start- findenden Generalversammlung aller Mitglieder der Union Republicaine er nannt werden. Pari-, 13. October. Bier republikanische Eandidaten find gewählt; Remusat mit 47,500 Stimme« gegen Niel mit 19,600, Turiguy mit 39,800 Stimmen gegen Giltst- mit 28,200, Reymond mit 59,800 Stimmen gegen Faure mit 24,500, Girot mit 36,300 Stimmen. Versailles, 11. Oct. Bei der Aufregung, in welcher sich gegenwärtig alle Gemüther befinden, tritt jeden Augenblick die Frage hervor: Wa- wird die Armee thun, wenn die Monarchie Henri V. von der Kammer votirt werden sollte? In den letzten Tagen kam diese Frage in einem Kreise vo» Officieren zur Sprache, obgleich diese so viel wie möglich vermeiden, unter sich über Poli tik zu sprechen. Eincr der Herren sagte: Wenn Mac Mahon zu Gunst» n de- KöuigthumS Henri V. Befehle ertheilt, welcher General würde cs wagen, ihm nicht zu gehorchen? Und kein Officier würde gegen die Befehle seines General handeln, wenn dieser mit Mac Mahon einig ist, deßhalb glaube ich, daß that- sächlich H.nri V. bet der Armee alle Unterstützung finden würde, obgleich dir Armee augenscheinlich nicht legitimistisch gesinnt ist. Ein anderer höherer Offi cier sprach sich hingegen ander- aus. Nack seiner Anficht würde im eben ange- deutetcn Falle Paris ruhig bleiben, und diejenigen Monarchisten, welche mit dem rochen Gespenst« der Commune drohten, wüßten nicht, wa- ste sagen. Die Com mune sei in Paris uur durch ganz außerordentliche Umstände möglich gewesen, die niemals wiederkehren würden. Wa- gegenwärtig möglich sei, wäre ein Auf stand der Bauem auf dem Lande. Wenn aber Frankreich in solcher Weise ge ge« Henri V. aufstände, wa- würde die Armee thun? Nach der Behauptung de- Sprechers, den ich cittre, ist die Armee in diesem Augenblicke zum großen Th:ile beurlaubt, um die Ersparnisse zu ermöglichen, welche die Lmke rn der Kammer im Mai 1870 verlangt hat. Zwei Drittheile der Soldaten und die Hälfte der Officirre find auf Urlaub entlassen; manche Compagnie von 150 Mann konnte heute nur 50 Man« auftveifm, manche Cavalleriecompagnie ist genöthiat, Jnfanteriesoldattn zu Hülfe zu nehme«, um ihren Dienst thun zu könne«. Irr