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Sie mir wohl bewillige« werde«? Ohne Zweifel gab eS Verleumdung-«, welch: man verachte« muß; ohne Zweifel wäre auch in einem Lande, welche- an die Sitten der Freiheit gewöhnt lst, vie Agitation in einem Augenblicke erlaubt, wo «an,' ohne Frankreich zu befrage», über seine Geschicke entscheiden will. Und bewundern Sie bet dieser Gelegenheit die Ehrlichkeit der Parteien! Ma» klagte uns vor einige« Monate» an, de« Pakt von vordeaur zu verletze«, «eil wir «intge unumgänglich «olhwendige Geietze vorschluge», die in nicht- der Zukunft verpflichtete», UN» die Wik, ohne fi- aufzwinaen zu wolle», einfach der bestehen den gesetzgebenden Gewalt unterbreiteten. Und heute unterhandeln Einige ohne Mandat, ohne Vollmachten, ohne die Anwesenheit der Bersamnlung über die ganze Zukunft von Frankreich, welche man dann fast ohne DiScusflon und be sonder- ohne Zuthun de- Lande-, Haupt-Jnteresfirten einziger legitimer Gou- verain, consecriren lassen will. Was man in England und Amerika Agitation nennt, würde daher u»ter den gegenwärtigen Umständen wohl erlaubt sein, aber darf keine Agitation geben, und gerade in de« Interesse der Gache und aller Rechte, die wir sicher stellen wollen. 3» der That werden wir bald nicht allein die Republik zu vertheidigen haben, die, was mich anbelangt, die einzige Re gierung bleibt, die fähig ist, alle so sehr gespaltenen Pattelen im Ramen des g meinschafilichen Interesses zu vereinen, welche allein zur Demokratie mit der hwrcich-nden Autorität spreche» kann, und die diesmal, Welt davon entfernt, Frank reich zu beunruhigen, ihm nur erschienen ist, um die Ordnung, die Armee, die Finanzen, den Credit wieder h-rzustellen, das Gebiet zurückzukaufen, mit Eine« Wort, um alle Wunden des Krieges, eine einzige ausgenommen, zu schließen; wir werden, sage ich, nicht allein die Republik zu verlh-tdigen haben, sondern auch alle Rechte Frankreichs, seine bürgerlichen, politische» und religiösm Frei heiten, seinen socialen Zustand, seine Prmcipie«, die 1789 proelamirt, der gan zen Welt zu Theil geworden find, seine Fahne endlich, unter welcher er daS Weltall kennt, unter der unsere siegreichen oder besiegte» Soldate» stch mit Ruhm p-deckren, die jedoch, so th-uer fi- auch unserem Herzen ist, nicht hinreichen würde, wenn alle Dinge, deren Emblem sie ist, uns geraubt würde», de»n von alle» geheiligten Dingen ist sie nicht allein das Bildniß, sondern auch die Wirk lichkeit, und die dreifarbige Fahne, allein übrig geblieben, um die Eo«trer-Re- volution zu decken, wäre die gehässigste, empörendste aller Lüge». Diese» alles, ich wiederhole eS, werden wir bald, nicht durch Mittel, die man leicht entstelle» könnte, sondern durch die kalte und feste Vernunft zu vertheidigen haben. Die Rücksichten, welche wir nicht sür die haben würde», die u»S verleumde», muß man für die ernste Lage deö Landes haben, welche von unS Alle» ei» ebe» so festes als maßvolles Auftreten erheischt. Ich werde Sie also nicht heute, son dern später besuchen, wenn wir, nachdem wir die jetzige KrifiS durchgemacht, unS in Sicherheit und Ruhe der Befreiung deS Gebiets erfreuen könne». Einst weilen empfangen Sie meinen lebhaften Dank rc. A. ThierS. Der Maire von Nancy gab sofort den Mitgliedern deö GemeinderatHS Kenntniß von diesem Schreibe« und schloß seine Antwort folgender Maßen: „Wir find zu große OrdnungSfteunde, um einen auf so edeln und erleuchteten Gesinnungen begründeten Beschluß nicht anzunehmen. Angesichts der Krists, die wir durchmachen, wenn die Geschicke Frankreichs so ernstlich in Gefahr find, Fahnenfrage kei« Sinv-ckändniß erzielt worden. — Graf Remus,t hat die ihm von republikanischer Geste angetragene Eandidatur für Toulouse angenommen. Versailles, 6. Oktober. Heute begann in Trianon der Proceß gegen Bazaine. 12^ Uhr Mittags war dl« Sitzung eröffnet, zahlreiches Publikum war anwesend. Zunächst ward die Ordre, wonach der Marschall vor Gericht gestellt wird, alsdann die Zusammensetzung des Kriegsgerichts verlese». Auf die An- frage des Präsidenten nennt vazalne seinen Bor- und Zunamen, dann folgte der Z.'ugenaufruf, wobei als erste Canrobert, Le Boeuf, Froffart, Bourbaki und Changarnier aufgerufen wurde». Schweiz. Bern, 5. Oktober. Den 69 renitenden Geistlichen deS berner Jura ist eine nochmalige Frist von 14 Tagen gesetzt worden, u« ihre Unterschrift von dem Proteste gegen die Entsetzung des Bischofs Lgchat von feinem Amte zurück zuzieh:». Nach Ablauf dieser Frist soll — wie den gedachten Geistlichen eröff net wurde — das gegen sie ergangene, auf Amtsentsetzung lautende ErkennMiß des ObergerichtS sofort zur Ausführung gebracht werde». Spanien. müssen wir uns vor dem Worte deS großen Bürgers beuge», welcher so wür dig die einzige Polittk personificirt, die im Stande ist, unS von unseren Un- glücksfällcn zu erheben und die Zukunft deS Lande- zu sichern. Mögen alle von einer aufrichtige» Vaterlandsliebe beseelten Franzosen sich um diese so weise Politik schaare» und voll L rtraucn in die Zukunft mit Geduld die unS ver kündete Stunde abwarlen. Wenn wir dann, wie zu hoffen steht, Herr» ThierS empfangen werden, so wird der von ihm verfolgte Zweck erreicht sem, und wir werden zugleich dem Retter deö Landes und dem Befreier deS Gebiet- zujauchzen. PartS, 3. October. Die „K. Z." schreibt: Bekanntlich wurde der Ad miral Saiffet am 8. Februar 187 t von de» Republikaner» zum pariser Depu- tirten gewählt und war längere Zeit Mitglied der Linken. Da er aber später zu den Royalisten überging, so haben ferne Wähler folgende- Schreiben an ihn gerichtet: Herr Deputier l Wir gehören zu de» Wählern, welche am 8. Februar 1871 für Sie stimmten. Wir habe» Sie ernannt, damit Sie Ihre» Platz auf der Linken nehmen und m.t der Linken stimm ». Dies habe» Sie auch während der erste« Zeit gethan. Dann nahmen Sie Ihren Platz auf der Rechten und stimmten auch beständig mit der Rechten. Wir machen Ihne« darüber keine» Vorwurf. Sie haben von Ihrer Freiheit und Ihrem Rechte Gebrauch gemacht. Aber, Herr Tepmirter! Sie müssen auch begreife», daß wir, der wir Sie er wählten, keine« Vertreter mehr haben, und daß Sie unsere» Gegnern eine Stimme liefern, was gegen dcn gesunden Menschenverstand und die Gerechtigkeit, gewiß aber gegen Ihre Ehre ist. Wenn Sie, H-rr Dcputirter, ein Ehrenmann find, wie wir noch glauben, so zählen wir auf Ihren sofortigen Rücktritt. Wir ha be« die Ehre rc. Erne große Anzahl von pariser Kaufleuten und Fabrikanten unterzeichne« gegenwärtig eine Declaration, worin ste erklären werde«, daß „sie dem Schreibe» LeS Herm Feray ihre Zustimmung geben." Herr Feray, Deputtrter und einer Ler gemäßigten Mitglieder deS linken Centrumö, hat stch bekanntlich in einem offenen Briefe mit großer Entschlossenheit sür die Aufrechterhaltung der Republik und gegen die Wiederherstellung der Monarchie ausgesprochen. Andere ähnliche Kundgebungen werden in großer Anzahl erwartet. Paris, 3. October. Der GauloiS eröffnete bekanntlich vor drei Tagen «ixen Feldzug zu Gunsten der Berufung an das Volk, und veröffentlicht f-it gestern die Name« der Personen, die seinen Anträgen ihre Zustimmung gebe». 2» Folge dessen erhielt er von der Regierung folgende Mlttheilung: Die Regierung glaubte die Veröffentlichung der Listen nicht dulden zu dürfe», welchen der Corsaire vor einigen Monaten seine Spalte» eröffnete. Für Lie Aufrechterhaltung der Ordnung verantwortlich, kann ste nicht gestatten, das die Parteien, wie auch ihre Meinungen und Tendenzen sein mögen, stch die «ine de» ander» gegenüber durch das Einrücken von Listen mit Eigenname» in die Journalspalte» gruppiren. Ste kann daher nicht zulasten, daß daS Journal GauloiS solche Listen ausnimmt und so auf dem Wege der Presse ei ne» wahre» politischen Bund organifirt. Paris, 4. Oktober. Die Fufiontste« habm bis heut« die Unterschriften von 365 Deputtrten für die Wiederherstellung der Monarchie gewönne«. ES ist festaestellt, daß sich ein Hauffee-Syndicat gebildet hat, um de« CurS der französtschen Re«ten gleichmäßig mit dem Fortschreite« deS Restauratio«S«erkeS in die Höhe zu treibe«. Puri-, 5. Oktober. Die in einer gestrige» Versammlung vo»Mitgliedern Ler Rechte» gewählte Specialcommtssto» will ihr Programm am 21. d. M. vor- leaen. Die Abficht, die Nationalversammlung vor Ablauf der Ferien ei»zube- rufe», ist vollständig aufgegeben worden. — Der „Union" zufolge ist i» der Die Spoca versichert, daß die Mitglieder d-S diplomatische» Corps Caste lar wiederholentlich wegen seiner energisch.» Haltung und seiner Gefolge über die Cantonaliste» beglückwünscht habe». Bei einzelnen Diplomaten erstreckten sich diese Glückwünsche auch auf das Waffenglück gegen die Carliste». Einem Gerüchte zufolge stand die Flucht de- Jnsurgenten-Cy-fS von Cartagena nach Ora» in Algerie» bevor. Die Insurrektion scheine ihrem Ende nahe, da sogar die zu weniger al- zwei Jahren verurtheilten Sträflinge der Bewegung ferner ihren Dienst versage» sollen. Die erfolglose Rückkehr der Fregatten, welche Ali cante bombardirtsn, verursachte eine große Panique, da dieselben anstatt der erwar teten bedeutende» Geldbeute nur einige Verwundete zurückbrachten. Bei der Stadt Estella in Navarra wird eine größere Action erwartet. Die larlisten haben dort 14,000 Mann zusammengezogen. Haben die beiden, mit I-bereinstimmuxg zusamaenarbeitenden republikanische« Generale MorioneS und Santa Pau bei dieftr Gelegenheit dieselbe glücklich: Hand wie bisher, so läßt ich einem entscheidende» Schlage gegen daS carlistische Kanonenfutter entgegensehen. Amerika. Newyork, 3. October. Die Börse ist wieder beruhigt. Jay und Cooke erklären sich bereit, gegen Wiederaufnahme der Geschäfte ihr ganzes Pc vatver- mögen den Gläubigern zur Verfügung zu stelle». Königreich Sachfen. Dresden. Wir haben leider miizutheilen, daß Se. Majestät der König >ie Nacht vom Sonntag auf Montag beinahe völlig schlaflos zugebracht bat und die Kräfte deS hohen Patienten noch immer nicht zunehmen wollen. (Dr. R.) Wie die „Gazetta di Vinezia" berichtet, hat König Victor Emanu-l an den König vo» Sachse» nachstehendes Telegramm gerichtet: „An Se. Majestät c. Indem ich die Staaten Eurer Majestät pasfire, empfinde ich das lebhafteste Bedauern, hier nicht verweilen zu können; aber ich sende meine herzlichen Grüße und Wünsche für daö Wohlergehen und das Glück Eurer Majestät und der königlichen Familie." Wenn eS möglich sei» wird, dem nächsten Landtage nicht nur die Gehalte der StaatSdiener und Pensionäre, sowie das Einkommen der Lehrer den jetzigen zebensmittelpreisen entsprechend zu erhöhen, sond-r-r auch sür Straßen- und Ei senbahnbauzweck- und andere productiv: Ausgaben die nöthigen Geldmittel zu bewilligen, ohne zu einer sonst kaum vermeidlichen Erhöhung der direkten Steuer« zu schreiten, so verdankt daS Land diesen glücklichen Umstand der französischen Kriegsentschädigung. Der auf Sachsen entfallend- Antheil hieran beziffert sich, wie wir vernehmen, auf etwas über 3,900,000 Thlr. ES ist Sorge dafür ge tragen, daß dem Landtage sofort bei seinem Zusammentritt e«S Staatsbudget vorgelegt werden kann. Dasselbe wird dasjenige der letzten Finanzperiod- nicht unwesentlich übersteigen. Namentlich wird das außerordentliche Budget (»ie ein maligen Ausgaben) stärker als sonst sein. (Dr. N.) Leipzig, 4. Oktober. Der G-neralpostdirektor hat an die Beamten der deutschen ReichSpsstverwalmng folgendes Dankschreiben gerichtet: „Di- beim AuSbruch deö Krieges gegen Frankreich im Jahr- 1870 begonnene Wirksamkeit der deutschen Feldpost hat, wie die F-ldpostordre Nr. 208 LeS Näheren -rgiebt, mit dem Rückmarsch der letzte» deutschen Truppe« aus dem bisher occuptiten französischen Gebiet nunmehr ihren Abschluß gefunden. Wenn eö der d utschen Feldpost gelungen ist, den in früheren Feldzügen erworbenen gute« Ruf auch während des letzie» gewaltigen Krieges zu bewähre», so darf dies Ergeduiß in erster Linie dem einmüthigen, kraftvollen und ausdauernden Zusammenwirken aller zur Theilnahme berufen gewesenen Organe zugeschrteben werde». DaS General-Post-Amt nimmt daher gern Veranlassung, den Herre» Beamten und Unterbeamte», welche durch ihre aufopfernde Thätigkeit im Felde wie in der Heimath zur Erreichung jenes Erfolges beigetragen haben, für die in schwerer Zeit bewährte Pflichttreue und patriotische Hingebung selne Anerkennung hiermit auözusprechen." Diesem Schreiben ist ein Verzeichnis derjenige« Beamt«, und Unterbeamten der deutschen ReichSpost-Verwaltung beigesügt, welche während deS Krieges gegen Frankreich 1870—71 gefallen oder in Folge von im Feld dienste erlittenen Verwundungen bez. Krankheiten gestorben stn»; eS sind deren im Ganzen 145 Personen. Reichenbach, 2. Oktober. Zu Erweiterung seines Etablissements ließ Herr Keßler in der unteren Dunkelgaffe u. A. auch das vormals Anna Reg. Müller'sche HauS am Vach abtragen. Im Grunde desselben wurde gestern em interessanter Fund gemacht, indem die Arbeiter daselbst einen alte« sächsischen Laubthaler mit dem Bildniß d-S Herzogs Georg, einen Nürnberger St. L^uren- tiuS Ducate« (Jahreszahl 1617), «ine» österreichischen Ducate« (1618), einen Ducate» mit altdeutscher unleserlicher Schrift, einen anderen Ducaten mit der Jahreszahl 1632, eine unerkenntltche Münze und einen Silberdreier »eben einer kleinen irdene» Schüssel auffanden. DaS interessanteste Stück ist dec htzwer- zelchnete Ducate», indem der AoerS in gut gehaltener scharfer Prägung eine auf gestellte Garbe und zu beide» Seite» eine Scheune zeigt. Links schweb, eine Regenwolke am Himmel, rechts steht die Sonne, welche ihre Strahle» auf die Garbe entse»det, über derselben in hebräischer Schrift: „Jehova." Die Chronik sagt: „1631 große Dürre, daß das Getreide im Juni auf dem F-lde abstarb." Somit erklärt sich da- Gepräge deS jedenfalls höchst seltene» Goldstückes. Jeden falls waren die Münzen mit «och a«dere« al- ei« Sparpfennig versteckt und durch unerwartetes Ableben de-Eigner- ein unbekannter Schatz geworden. DaS Gefäß mag wohl bet der Arbeit zerbrochen sei« und so kamen blos bi: aufgefun« denen Stücke zu« Vorschein, während andere im Schutte zurückgeblieben sein mögen. Lichtenstein, 4. Oktober. Vorgestern Nachmittag besuchte ein 8jährtger - Knabe hier eine mit seinen «eltern befreundet« Familie. Derselbe findet aus de«