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SLO drei Jahren so viel über Bazaine und Metz geschrieben, und daß man nicht allein die Sache zur Genüge kennt, sondern sich auch schon viel darüber in Zorn versetzt hat, um jetzt nicht etwas abgestumpft zu werden. Wie schon gesagt, wird aber das Interesse, wenn «S erst einmal zu den Verhören kommt, wohl ein größeres werden, und dann ist es sogar möglich, daß wieder alle Leidenschaften erwache». Um 3 Uhr 25 Minuten wird du Sitzung wieder ausgenommen und mit dem Vortrage de- Berichts fortgefahren. Derselbe faßt die Statt gehabten Un- teiHandlungen zusammen und thut dar, wie sehr dieselbe« gegen die Ordonnanz vom 3. Mai 1832 verstoßen. Die Stellen, welche auf die Unterhandlungen Bazaine'S mit dem Feinde Bezug haben, machen auf die Richter und das Publi kum keinen für Bazaine günstigen Eindruck. Der Marschall steht auch sehr düster aus, und sein Verthridiger Lachaub, der fortwährend de» Vortrag des B-Ücht- nach einem Eremplar in der Hand sehr aufmerksam verfolgt, spricht mehrere Mal zu ihm und scheint ihm Muth einflößen zu wollen. General Boyer verließ ein zweites Mal Metz und begab sich zur Kaiserin nach Hastings. Seine Misston konnte nach dem Bericht keinen Erfolg haben;, dieS werde dadurch be- ivus«, daß der preußische Generalstab, der am 26. Oclober gewußt, daß die Stadt keine LebenSmutel mehr habe, nun ohne Schonung vorMang« sei. Er habe.de» Marschall einen Brief gesa«dt, in welchem er erklärte, daß jede-EUt- v-rständniß unmöglich sei, da das Kaiserreich von der Nation nicht anerkannt werden würde und die deutsche Regierung nicht mit einer Regierung unterhan deln könne, die Frankreich nicht annehmen würde. Hier wirft der Bericht BiS- Matck vor, so lange von einem Veiständnip gesprochen zu haben, als die metzer Armee kämpffähig gewesen sei, aber sich dessen, was er früher gesagt, nicht mehr erinnert zu haben, als der unheilvolle Augenblick gekommen sei. Der Bericht ergeht sich sehr breit über die politische Frage und therlt die Einzelheiten über die ersten Unterhandlungen Boyer'S mit dem deutschen Hauptquartier mit in so fern sie den mit der Kaiserin abzuschließenden Frieden betreffen. Schließlich wird dann die Frage wegen der Fahnen besprochen, Vie Bazaine bekanntlich nicht ver- mchlen lassen wollte. Liese Stelle des Berichts macht auf die Versammlung einen erregenden Eindruck, besonders, da sie nm den Worten schließt: „Deshalb erklären wir, daß der Marschall Bazaine gegen seine Ehre gehandelt hat." Äa- zaine verliert in diesem Augenblick sein kaltes Blut, legt sei»e Hand auf die Stirn und es scheint, als wolle er sich erheben. Lachaud sagt aber einige Worte zu ihm, und Alles geht fast ohne Aufsehen zu erregen vorüber. «Um Uhr war der Vortrag des eigen,lichen BerrchtS beendet. DaS „keiuwü genöral" muß NU» vorgetragen werden. Der Präsident vertagt de» Bortrag desselben auf eine nächste Sitzung und befiehlt, den Marschall hinwegzuführen. Der Präsident vertagt dann die Sitzung auf morgen 1 Uhr. (K. Z.) Deutschland. ' Berlin. Wie die „Ostd. Z." berichtet, hat der Erzbischof LedochowSki seine Equipage nebst Pferden in dem DzialynSki'schen Palais ix Sicherheit ge bracht. Das himmlische Gut allein scheint diesem edlen Dulder also doch nicht zu genügen. Sein Reich ist mehr von dieser Welt. Dortmund, 9. Oktober. Bischof Vr. Reinkens ist hmte Nachmittag 5j Uhr von Berlin hier eingetroffen, um der morgen hier stattfindenden ersten Pro- vinzialversammlung der Westphälischen Altkatholiken beizuwohnen. Iserlohn. Am 5. d. hat sich in unserer Stadt em beklagenSwerth es Unglück ereignet; waS schon längst befürchtet wurde, ist eingetreten: der Einsturz der katholischen Kirche hierselbst, wenigstens ein großer Theil derselben, und zwar, >waS doppelt schmerzlich, unter Verlust von Mn;chenlrben. Schreiber dieses, auch ein Mitbewohner der Lehmkuhle und Augenzeuge des schrecklichen Vorfalls, will versuchen, in Kürze de, selben zu beschreiben. Seit ungefähr 3 bis 4 Wo chen war man mit dem Abbruch der Kirche, welche von dem Bauunternehmer Liesenhoff in Letmathe angekaust ist, beschäftigt, und hatte man daS Dach bereits bis zur Hälfte sortgeräumt, alö die Katastrophe 5z Uhr Abends eintrat. Die oben befindlichen Arbeiter, 9 bis 10 an der Zähl, waren eben im Begriff, einen schweren Balken herunterzulassen, als drei derselben bemerkten, daß der Boden unter ihren Füßen schwankte und sich bedenklich neigte. Ihren Kammeraden ei nen WarnungSruf zustoßend und dann selbst dcmThurme zueilend, welcher noch fest steht, war das Werk eines Augenblicks, doch klder war eS für die Anderen ,zu spät. DaS Dachgefimse hatte seinen Stützpunkt verloren und so fiel die ganze Balkenlage, mit Allem, was drauf und dran war, im wüsten Chaos hinunter in die Kirche. Ein fürchterlicher, weithin hörbarer Krach verkündete das entsetz liche Ereigniß, während eine dichte Staulwolke sür's Erste jeden Einblick in das Innere der Kirch- unmöglich machte. Der Schrecken der umwohnenden Leute und der Vorübergehende» läßt sich denken. Hr. 0r. Franz, welcher der Kirche gegenüberwohnt, war einer der ersten auf dem Schauplatz deS Unglücks. Mark und Bein erschütternd- Hilferufe ertönten aus dem Innern der Kirche. Trotz der drohenden Gefahr eines neuen Einsturzes wurden die Unglücklichen in un glaublich kurzer Zeit hervorgezogen und auf dm Platz hinter der Kirche vorläu fig zum ersten Verbände sorgsam auf Kiffen gebettet. Den vereinigte» Kräften der Herren Doctoren Franz, Schutte und Gräve gelang es, sämmtttche Unglück liche wieder ins Lebe» zurückzurufen, doch bei einigen nur für kurze Zeit. Der Eine verschied auf dem Wege zum Krankenhause (derselbe war im Falle mit dem Kopf aus de» Balken geschlagen, wo er liegen blieb, bis rin anderer nachflürzen- der Balken ihn auf die andere Seite des Kopfes traf, so daß ihm das Gehirn aus Nase, Mund und Ohrm drang). Ein Anderer ist noch am selbm Abend im Krankenhause verschieden. Ein Dritter hat schwere innere Verletzungen da vongetragen und soll auch wohl nicht wieder aufkommen. Auch die Uebrigen erlitte» bis auf Einm theilweise schwere Verletzungen. Letzterer rettete sich da durch, daß er von der Umfassungsmauer der Kirche direkt hinabsprang und da- durch mit dem Schrecken davon kan. In Folgt dieses Ereignisses hat sich be greiflich.! Weife «ine große Aufregung der Gemüther bemächtigt. Frankreich. Paris, 8. Oclober. Graf Chambord hat sich der Welt entzogen und an einen Ort in Ober-Oesterreich begebe», de» nur seine ergebensten Freunde kennen. So meldet der FrancaiS. Ob der Retter Frankreichs und durch dtefts der Retter der Welt in ein Kloster oder in eine Quarantaine gegangen, um gegen die An steckungen der liberale« Ideen sich zu schütz«, wird die Folge lehre«. Der Her zog von ChartteS, de« der Herzog von Nemours am Samstage folge« wird, ist in Paris mit wunderlicher Kunde etngetroffen r Der Prätendent hat „seine Familie" mit alle« Ehre« empfange«, aber keines Fingers Breite von dem Bo de« aufgeaeb«, auf dem er sich Anfangs bewegt hatte, bevor er seine» letzte« Brief schrieb, der ihm den Name« „der doppelzüngige Heinrich" eintrug ; er ist, so sagt'er, bereit, alle möglichen Concesstonen zu machen, die seine Ehre gestattet, doch nur erst dann, wenn er t« seine Rechte wieder eingesetzt ist und auf dem Throne seiner Väter sitzt. DaS nennt man eine« Kauf i« Sacke, und dafür zu wühlen, scheint sogar ein Herzog vo« vroglie den Muth nicht zu habe». Sollte es morgex ix der Sitzung deS ständigen Ausschusses von der Majorität oder von der Minorität zu dem Anttage auf Einberufung der Rational-Versammlung kommen, so wird das Eabinet denselben bekämpf«, da man Zeit gebraucht, um die Verhandlungen mit dcm Grafen Chambord in ei« besseres Fahrwasser zu bring«. Schweiz. Genf, 9. Oktober. Geste« Abends 8 Uhr fand im JnstitutSsaale eine Versammlung von 806 liberalen Katholik« statt, welche die drei vacanten Pfar rerstellen an Pater Hyacinthe, CanonimS Hurtault und Abbs Ehavard verlieh; hierauf wurde der Psarrkirchcmath gewählt. Italien. Rom, 7. October. Der italienische Minister-Präsident hat sich, wie der „Paesc" berichtet, im Gespräch mit seine« Fr««»«» über die Reise des Königs nach Wi« und Berlin geäußert, daß :r in Folge seiner Unterhaltungen mit Moltke zur Ueberzeugung gekommen sei, daß in Italien vor Allem für tüchtige Natwxal-Bewqffnung gesorgt werden muß und daß eine seiner ersten Kammer vorlagen daraus gerichtet sei» wird. Wie der Mailänder „Corriere" versichert, soll demnächst an die Vertreter bei all« fremd« Mächten st» Circular über die KöntgSreise gerichtet werden, in welchem die Wichtigkeit der Freundschaft mit Oesterreich und Deutschland betont, zugleich aber auch jede Frankreich feindliche Auslegung beseitigt werden soll. Um die, Freundschaft zwischen Italien u«» Deutschland noch deutlicher hervortret« zu lass«, verhandelt man gegenwärtig — der Vorschlag dazu soll vom Fürst« BiSmarck auSgegang« sein — darüber, die Gesandtschaft« in Rom und Berlin zumRange von Botschaft« zu erheb«; indeß schwankt das italienische Eabinet noch, angeblich wegen konstitutioneller Scrupel, weil die Botschafter ohne Vermittlung der Minister direkte» Zutritt zu den fremden Monarchen haben. — Bezüglich des Buches von Lamarmora wird, wie der Florentiner „Corr. Jtal." erfährt, nach Eröffnung der ParlamentS- Eesfion eine Interpellation eingebracht werd«. Falls sich herausstelle» sollte, daß der General durch die veramwortlich« Minister nicht ermächtigt worden ist, den StaatS-Archiven Aktenstücke zu entnehme« und sie zu publicum, so wollen die Interpellanten den Antrag stelle», daß Lamarmora wegen Mißbrauchs von Dokumenten, die ausschließliches StaatSetg«thum find, in Anklagestand versetzt werde. Diese Nachricht hat lange genug auf sich warten lassen. Königreich Sachse», j Wie Berliner Blätter» aus Dresden geschrieben wird, ist in diesen Tag« aus Berlin der auf Sachsen entfallende Antheil an dm fünf Milliarden der KriegSkosten-Entschädigunz beim Finanzministerium eingetroffen. Leipzig, 9. Oktober. Bei der heutig« Wahl eines Vertreters der hie sigen Universität ix der erst« Kammer deS sächsisch« Landtages wurde Professor Zarncke mit 30 von 42 Stimmen gewählt. Derselbe lehnte dle auf ihn gefall«« Wahl ab, ebenso die Professoren Robbe und Brockhaus, welche bei de» »othwexdig gewordmex anderweiten Wahlen die Majorität erhalten hatten. Im vierten Wahl gange vereinigt« stch31 Stimmen auf Professor Friedberg, der die Wahl annahm. Klösterlein bei Aue, 7. Oct. Bei Gelegenheit unseres gestrigen Kirch weihfestes wurde gleichzeitig eine gewiß seltene Feier, die des 700 jährigen Be stehens unserer Klösterleiner Kirche damit verbunden. Im Jahre 1173 war auf Veranlassung deS Markgrafen Otto zu Meißen von Kaiser Friedrich dem Roth bart an der Grenze des Naumburger Stiftsprengels neben der Mulde, auf dem Grund und Boden deS jetzigen Rittergutes, ein kleines Kloster, AugustineroedenS, begründet worden, dem noch in demselben Jahre die Grundsteinlegung zur Klo sterkirche folgte, und hatte die Namen Olooter-ä».>ve, vvr»-6I»ustri erhalten. Am linken Ufer des nahen SchwarzwafferS, das sich hier mit der Mulde ver einigt, hatte das Kloster ein Vorwerk, um das sich nach und nach durch stark« Anbau der Klosterleute daS Städtlein Aue bildete. Am Ense deS 14. Jahrhun derts finden wir den früheren Namen des Klosters bereits erloschen, und an dessen Stelle tritt die Bezeichnung Klöstirlu oder Klösterle, aus der sich das heutige Klösterlein entwickelt har. Im Jahre 1429 ward daS Kloster durch die Hussiten zerstört und weiterhin 1535 durch d« Kurfürsten Johann Friedlich sä- mlarisirt; die Klosterkirche aber hat sich bis auf den heutige» Tag erhalten. Kirchenuachrichten aus Zwönitz. Am 18. Sonnt, nach Trin. predigt früh 9 Uhr Hr. Past. Neidhardt über Matth. 22, 34 — 40. — Der NachmtttagSgotteSdienst bleibt auSgefttzt. — Montag, den 13. Novbr. hält Hr. Diacon Schwabe früh 9 Uhr die Kirchweih predigt. — Freitag, den 17 Kus., soll früh 9 Uhr eine Wochencommunion ge- halten werden, bei welcher Hr. Diacon Schwabe di- Beichtrede hallen wird. Um unserem Versprechen gerecht zu werdens brii^Mc^bchüfs Verbreitung in weiteren Kreis« nachfolgende Erwiderung der „Dresdner Presse", in welcher der Versuch einer Widerlegung wohlweislich aus dem Spiele gelassen ist. Wäh rend wir bedauern, daß unsere Leser statt der versprochenen Erheiterung nur das Gefühl deS Widerwillens beim Lesen des Artikels hab« werden, setzen wir wohl mit Recht voraus, daß man uns ei» näheres Eingehen auf denselben ge« erlass« wird. — Wer Schmutz angreist, besudelt sich. —Deshalb stimm« wir sehr ge« dem Schluffe deS Artikels zu, Möge» unsere Leser verzeihen, daß wir ihr Anstands gefühl ix unserem Interesse mit Erzeugnissen der „Dresdner Presse,, beleidigt haben. Die Redaktion des Erzaebtraische» BolkSfreundeS. C. M. Gärtner. Jur Erwiderung. Herr C. M. Gärtner in Schneeberg hat sür die Redaction des Erzgebira- ischen Volks freundes (er ist, wie wir gleich Anfangs vermuthet«, gar nicht selbst Redakteur) einen geharnischten Artikel (bekanntlich tragen die Rückwärts!», „die Krebse", auch kleine Panzerchen) gebracht, weil wir uns erkühnt haben ihm einfach die Wahrheit zu sag«. Daß die- nicht mit „stumpfer" Feder geschehe» zeigt die große Erbosung des Mannes. „W«'S juckt, der kratze sich." Wir kannten bis jetzt weder ihn, noch sein Localblättchen, also bezeichneten wir ihn als einen „tz«iä»w". Auf politisches Feld darf er sich freilich nicht wagen, denn er bekennt ja selbst, daß er d« Artikel t» unserem Blatte (Nr. 276), auf welch« eS ganz besonders in der fraglich« Angelegenheit ankommt, gar nicht gelesen hat. Scho» äuS diesem Gm»de können wir uns auf eine Polemik mit ihm nicht etnlaff«. WaS die Stylistik in unserer kurz« Notiz anlangt, so vnweis« wir ihn auf seine früher« Lehrstunde» in der deutschen Sprache, wenn ihm überhaupt solche zu Theil wurde». Daß er grob ist, können wir ihm bezeug«; er selbst aber«»-, waS die Ehrlichkeit anlangt, einZeugniß bei- brtngm — wen» solches »erlmigt wird. Doch „gumgue proeoumitxr eto." Was übrigens den dortigen Schnupftabak anlangt, so ist derselbe bekanntlich seit der Zeit diSkreditirt, seitdem sich Herr Gärtner desselben bedient. . I« Uebrigen schließen wir die Act«.