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werden schweigt», m de» Orgelpfeife» wird verschiedenes Gewürm ungestört Huis«, und da- Volk — was wird aus de« Volke werden? Da- wisse» wir nicht, vieü-lcht wird es sich zerstreue», wie eine Heerde, dere« Hirt erschlage» ist, vielleicht wird eS verwildern, in Verzweiflung und mit schmerzerfiillten Herz« Tag u»d Nacht Sott um Erbarme» anflehen. Nachdem so -die Sreuel der Verwüstung an heiliger Stätte eingetrete», dann wird Gott selbst hernieder- steige», um zu sehe», wa- mit seine« Volke und der Kirche geschieht. Wahr lich, so wird eS werden, aber nie uns »ima.r wie ihr eS wünscht: daß die Kirche sich selbst freiwillig eiserne Handschelle» anlegt und die Füße mit Ketten fesselt, »der daß es euch gelingen wird, da- katholische Volk vom „römischen Felsen lo-zureißen und zu Reinken- zu führen und ihm ungestraft „kurzröckige" geistliche Apostaten, StaatSpriester aufzudrängen — die nur Verehrung und Gehorsam gegm den „heidnischen^ Staat kenne»! Die- und keine andere ist di« Antwort auf die Frag« r «a- erwartet un-. Jede,andere ist Lug und Trug." Ob der Herr Prima- an diese Aü-geburt wilder Jesuitenphantaste glaubt? Schwerlich, auch hat diese verrück« Schilderung nur den Zweck, die Massen de- Volke- gegen de» Staat und die Gesetze desselben aufzustacheln. Um die- seibe auch l» weiteren Kreisen zu verbreiten, gibt st; der gestrige „Karyer PoM»-ki" an hervorragender Stelle im Wortlaute wieder. Darmstadt, 30. Sept. Wie öffentliche Blätter berichte», ist die Zahl der jungen Leute, welche sich dem Studium der evangelische» Theologie wid men, in den letzten 10 Jahren um nahezu die Hälfte gesunken. Im Jahre 1862 betrug die Zahl 1062, 1872 nur noch 625. Auf dir ei»zelnen Univer sitäten verthrilt, ist die Zahl in Berlin von 370 auf 214, in Bonn von 54 auf 39, in BreSlau von 115 auf 50, in Greifswald von 26 auf 21, in Halle von 381 auf 223 und in Königsberg von 116 auf 78 gesunken. Auch in Hessen-Darmstadt ist ein solcher Mangel an Candidate» eingetreten, daß die Beurlaubungen derselben ins ntchthesfische Ausland aufs Aeußrrste beschränkt werde». Kürzlich wurde ein baierischer Rheinpfälzer in unserem Lande «»ge stellt. Bei der letzte» Entlassung der PredigeramlS-Candidat« in Friedberg u^achte^Profeffor Köhler die Abnahme dieses Studiums zu« Gegenstand eine- eingehenden Vortrag-. Die materielle, ideale« Strebe» abgeneigte Richtung , der Zeit, die zu karge Dstirung der meisten Pfarrstellen gegenüber den enorm gestiegenen Preisen aller Lebensbedürfnisse, die vielfache» Anfeindungen, denen „die Diener de- göttlichen Worte-" in der Welt ausgesetzt sind, Alles dieses sind Momente, die «enig zu« Studium der Theologie anfeuern. Dazu kommt der Mißstand mit den Präsentationsstellen. Dieselbe» wurde» nicht selten an sehr jugendliche Theologe» verliehe» und hiedurch selbstverständlich ältere, er fahrene und oft würdigere Bewerber zu längerem Warte» genöthigt. Die ge genwärtig versammelte Landes-Synode ziehe diesen fühlbaren Mißstand eben falls in de» Kreis ihrer Berathunge». I» der katholischen Kirche wird noch ei» stärkerer Mangel an Theologe» eintrete», wenn bei dem Confllct zwischen Staat und Kirche immer «ehr theologische VorbereilungS- und Bildungs-An stalten geschlossen werden. Mainz, 29. September. Entsprechend de« Ausruf des Papste- „an alle Christen" zum Gebete für die in Deutschland bedrängte Kirche unter Gewährung eine- vollkommenen Ablasses wurde am letzte» Sonntage von den Kanzel» der Diöcese ein Hirtenschreiben des hiestgen Bischof- verlese», in de« folgende Stellen beMekkenSwerth find. Hr. v. K-tteler meint in diesem natürlich wieder ohne staatliches Placet verkündete» Hirtenschreibe»: Ma» we«de jetzt zwei Mittel ae- ge» die Katholiken an, die politische Verdächtigung und die Zerstörung ihrer kirchliche» Einheit. Die Treue der Katholiken und ihre unveränverlichen Grund sätze bezeichne man al- Feindschaft gegen das Vaterland. Man opfere Freiheit, Recht, Wahrheit, Toleranz, Liebe, alle höchsten Güter eine- Volkes, um die auf Vorurthrilen und unbegründeten Beschuldigungen beruhende Abneigung gegen die katholische Kirche zu befriedige». So werde rn Deutschland dessen älteste Reli gionsgemeinschaft, welche den dritten Thei. der Bevölkerung bilde, in ihren religi ösen Einrichtungen und ihrem religiösen Leben täglich beschimpft, gelästert und beeinträchtigt, ohne daß die herrschende Majorität eine Regung drö Gewissens oder de- „Schamgefühls" empfinde. Dies.r Nothstand treibe zu« Gebete an! Diese- Gebet war von dem Bischof auf ven gestrigen „Rosenkranz-Sonntag" festgesetzt und bezüglich desselben in dem Hirtenbriefe wörtlich weiter bemerkt: „Der heilige Vater fordert auf, in dieser bedrängte» Zeit Gott durch Vermittlung aller Heiligen, namentlich der Apostel, de- heilige« Joseph und insbesondere durch die unbefleckte Jungfrau Maria, deren Gebete ihrem Sohne gewissermaßen Be fehle seien, unsere Gebete vorzutragen. Da- hat mich zur Wahl de- Rosenkranz. Festes bestimmt. Da-Rosenkranz Gebet ist in der Kirche von jeher et» überaus kräftiges Gebet gewesen, um Hilfe in der Noth zu erhalten." Noch mehr aus diesem Hirlentroste zu citiren, ist gewiß nicht nöthig l Oesterreich. Wien, 2. Octbr. ES steht nunmehr fest, das Kaiser Wilhelm am 15. October zu einem mehrtägigen Aufenthalte in Wien eintreffe» wird. Fürst Bis marck wird direkt von Varzi« die Reise antreten, um gleichzeitig mit dem deut schen Kaiser bei dem österreichischen Hofe zu Gaste zu sein. Wie«. Wle ma« aus Wie« mittheilt, ist die Verlängerung der Aus- stellung nicht wahrscheinlich. Die unhetzbaren und unerleuchteten Räume find für die Novembertage nicht praktikabel und behaglich herzuftellen. Dazu kommt, daß jeder Tag der Direktion Unsummen für da- Aussichts-Personal kostet. Die „Neue freie Presse" stellte am 1. Oktober ihre WelrauSstellungS-Zettung mit «ine« Deficit von circa 200,000 Gulden ei«, führte also das Unternehme» programmgemäß, trotz täglicher 1500 fl. Einbuße, durch. Aehnltch geht eS ande re« Unternehme«. Wer also die verhältnißmäßig nahe, vielleicht« letzte Welt- Ausstellung dieser Art, die so großartig wie belehrend ist, noch besuchen will, der eile. Frankreich. Pari-, 3. October. Thier- hat, dem „Rappel" zufolge, gestern zahlreiche Besuche von D<putirtrn der Linken empfangend — Lion Say, der Führer des linken CentrumS, hat ei» Circular erlassen, durch welche- er seine Parteigenossen zu einer Versammlung auf den 23. October behufs Berathung über die unter den gegenwärtigen Verhältnissen ztt beobachtende Haltung einladet. Da- Circu lar hebt ferner hervor, die Partei werde sowohl jetzt, wie auch i« dem Falle, da- die Fusion zu Stande käme, von der Überzeugung durchdrmrgr« bleibe«, daß die Begründung der konservativ« Republik eine Rochwendigkeit sei. Belfort, 1. October. Sester« hat hterselbst, et«e« der ,,N. Z." zuge- gangrne« Prtvattelegra«« zufolge, eine neue Manifestation patriotischer Feigheit und Brutalität stattgefunde«. Es war dort seit der Räumung ei» deutscher Arzt zurückgeblieben, dessen Frau schwer erkrankt war; derselbe erhielt gestern den ve- such eine- deutschen Prediger-, welcher während der Occupatio« i« Belfort re- sidtrt hatte. Auf einem Spaziergänge wurde» beide Herren von eine« Krämer erkannt, der die volk-mmge gegen ste aufhetzte; st: «ußte» in einen Laden fläch te», wo ste belagert wurden. Der herbetgeeilte Maire intervenirte »ergebe»-. Soldaten «ußte» die Straße räumen, worauf unsere deutschen Land-leute,in eine, Wagen steigen konnte»; die Menze verfolgte ste aber mit Steinwürfe», welche dm Pastor am Ange verwundete». Mit genauer Noth gelangte der Wag« au- de« FestungSthor, welche- hinter demselben geschloffen wurde. Aber i« der Borstadt fand eine Erneuerung der Gcen: statt und eS ergab sich die Nothwendigkeit einer neu« Intervention der Truppen." Der politische Himmel in Frankreich umdüstert sich mehr und mehr royali« stisch. Die Stellung der Republikaner wird voraussichtlich eiae sehr schwache sein, wma die Nationalversammlung im November oder noch früher zusammen- treten wird, und e- wird sich dann zeig«, daß weder die Beredtsamkeit de- H-rrn ThierS, noch Gambetta'- Heftigkeit an de« Votum der täglich wachsen- den royalistisch« Majorität Etwas zu ändern vermögen. Besonders gefährlich für die Republikaner sind die Desertion«, zu welche« sich ein Theil der Gegner der Restauration durch Aussichten auf gute Aemter und sonstige Bortheile ver locken läßt. In dieser Beziehung stimmen di« Mitteilungen von verschieden« Seiten überein. Ein haarsträubende- Bild von der Korruption-Virtuosität der royalistischen Restauration malt der Correspondmt der „A. A. Z.": Die Restau rationsverschwörung hat einen CorruptionSfondS gestiftet, wovon ein beträchtlicher Theil bet einem mit der Familie Orleans sehr befreundeten Bankhause in laufen der Rechnung sich befindet. Indiskretionen au- Bankkreisen verdankt daö diplo matisch: CorpS di« geschäftlich zuverlässige Mitteilung, daß aus jenem Fond bloS zum Ankauf von Versailler Stimmen bereit- 15 Millionen Francs baar verausgabt wurden und noch die gleiche Summe zu demselben Zwecke verwendet «erden kann. So steht es um dm Comptant des Geschäfts. Ma» denke sich die übrig« Zahlungsformen und Bestechungsmittel hinzu, welche vom Minister portefeuille Md einem Gesandtschaftspoften bi- zum Tabak-Verschleiß gehe», ab gesehen von den politische» Sacrtsteien, den dynastischen Boudoirs und den thrbe- dürftig« Finanzbaronen, welche an'S Kreuz der Ehrenlegion geschlagen werden wollen. Die Mäkler der RestaurationSverschwörung, welche obige» Geschäft betreibe« und darum wissen, schätzen auf vierhundert die Anzahl der Abgeordneten, welche ihn« nicht mehr entgehen können, weil ste bereit- „auf der Liste" prangen. Daher eine herausfordernde Zuverstcht de- Erfolges, welche keine-weg- bei den minder rynischen und einer staatsmännischen Ueb:rlegung «och fähige«! Mitglie dern der Verschwörung besteht. Sie wird sauber sei« die Monarchie, welche au- solcher Küche hervorgeht! Graf Chambord, dm ganz« bisher reinen Ro man seine- mystischen Dasein- mit Füßen tretend, mit der Tricolore in der eine« Hand, mit dem LouiS Philippistisch« Regenschirm in der and rn mit dem Syllabus im Herzen, de» Jesuit« im Rücke« und mit einer Verfassung in der Tasche, debütirt in Versailles a!S eine Zerrgestalt, wie vie Weltgeschichte noch keine gesehen hat. Diese Posse wird in einem Lande aufzeführt, wo längst jedes dynastische Gefühl erstorben ist und die Präte»d«ten nur noch in der illustrirt« Zeitung zum Lachen vorkommen können. Italien. Rom, 28. September. Wie der „Gazetta di Milano" von hier gem ldet wird, dürfte die Zahl der sogenannten Enthüllung« demnächst abermals ver mehrt werde». ES wird sich jedoch voraussichtlich weniger um Deutschland als um Frankreich und Italien selbst handeln. Dem genannten Gewährsmann zufolge ist nämlich Frau Marie Ratazzi, die Wittwe de- italienischen Staatsmannes, im Begriff, ei» Buch zu beendigen, welche», an der Hand von Dokument«, die sich im Nachlasse ihres Gemahls vo gefunden, über die Affaire von ASpro- monte und Mentana „ein wenig m hr Licht" verbreiten^vird. Wie der Corre- spond«t meint, würden durch das Buch hochgestellte Personen arg compromittirt werden, und man habe deshalb die Veröffentlichung zu hintertreiben gesucht, in dessen ohne Erfolg, denn binnen Kurzem werde sich die Dame selbst nach Pari» begeb«, um ihr Buch dort drucken zu lassen. Diese Mittheilung der „Gazetta di Milano" klingt insofern unwahrscheinlich, als bekanntlich gleich nach dem Tode Ratazzi'S die italienische Regierung dessen Papiere unter Siegel legen ließ, und eS ist kaum glaublich, daß sie irgend welche compromittirende Aktenstücke wieder freigegeben hätte. Immerhin aber bleibt eS möglich, daß Manches au» dem Nachlasse des verstorbenen Staatsmannes bei Seite geschasst worden und somit dennoch seiner Wittwe Gelegenheit gegeben wäre, ihrer Skandalsucht, von welcher sie ja schon früher reichliche Proben gegeben, zu stöhnen. Rom, 2. October. Der Kronprinz von Deutschland wisst hier zwischen dem 4. und 9. November ein. Demnächst wird hier Moltke erwartet. Rom, 3. Oktober. Der Papst empfing gestern, am Jahrestage d.s Rö mischen PlebiScitS, 300 Mitglieder der katholischen Gesellschaften, welche er in seiner AntwortSrede ermuthigte, auf bessere Zeiten zu hoff«. Gesprächsweise äußerte der Papst, man wolle ihn verleiten, Rom zu verlassen, er aber werde fich niemals hierzu entschloßen. Spanien. Madrid, 1. Ort. Gestern waren die konstitutionellen Conservative» bei Admiral Topete versammelt und faßten den Beschluß, di« Verbindung m-t dm Radikal« abzulehnen und die stramme Politik der Regierung trotz aller r epubli kanischen Dogmen zu unterstütze». Diese hat ei» weitere» Decret veröffentlicht, da» die Admiralität wieder herstellt. We»» ma» den Versicherungen der Re gierung trauen kann, so beginnt die DiSciplin wieder in die Armee zuiückzu- kehr«, namentlich in Catalonien, wo die Lage ein tröstlichere- Ausseb« ge- wonn« hat. Die Regierung ist im Stande, der Nordarmee eine Verstärkung von 6000 Mann zuzuschicken. Gegen einzelne Freiwilligencorps muß noch fort während eingeschritte» werden. So ist dieser Tage das i» Utreta befindliche aufgelöst worden. Dagegen geht die Einreihung der junge» Leute in di: Re serve überall «tt der größt« Ordnung von Statte». Bo» Alicante ist der Minister de- Inner», Maiffonave, wieder abgeretst. Auf allen Stationen bi» Madrid ist er Gegenstand begeisterter Ovationen gewesen. Da» Bombaidrm«t di.ser Stadt hat eilf Leuten da- Leb« und dreißig ihre gesunden Glieder ge kostet. Die Intransigent« in Cartagena solle» da- Ergebniß der Beschießung mit großer Spannung erwartet hab«, indem sie sich einbüdeten, daß der Fall von Alicante d« Sturz der madrider Regierung herbetfahren werde. England. London, 30. September. Wohin «an immer hört, aller Orten macht sich entschiedene Mißbilligung über die passive Haltung der englische» Flotte vor Alicante laut, bei d« Freund« der Regierung kau« minder al- bei der« Geg nern. Alle- klagt über Schwäche und Inkonsequenz, und säße das Parlament zur Stunde, da- Ministerium hätte einen harten Stand. Seine Bertheidiger in der Presse beschränk« sich auf Time- und Dail- Telegraph, aber so lahm sind der« EirtschuldigungSgründt, daß e- besser wäre, sie hätten ganz geschwiegen.