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daS Geld, hauptsächlich silberne fünffrankenstücke, wird lange genug daselbst als topteS Capital liegen bleiben «Men. Er eristiren hier nämlich einigermaßen verzweifelte Gelhaerhältniffe. Auch von den f üh ren Raten der Kriegsentschä digung blieb daS französische Geld hier und wurde in großen Posten zu sehr niedrigen ZinS an verschiedene Banke« im Lande vergeben. Außerdem kauften Spekulanten jetzt bekanntlich sehr billiges Silber und ließen eS in Fünffranken stücke umprägen, womit sie dann zugleich im Verein mit jenen Banke« Elsaß - Lothringen überschwemmten. Hier aber steckt nun dieses Geld, das alles übrige fast verdrängt hat, wie in einer Sackgasse, denn im übrigen Deutschland, nament lich an den öffentlichen Kaffen, kann man, Angesichts der bevorstehenden Einfüh rung des neuen MünzsystemS, die Fünffrankenstücke entweder gar nicht oder blos mit Verlust anbtingm, u,v in Frankreich acceptirt man sie nicht zu größeren Zahlungen. ES fitzt also in dem schmalen Streifen Elsaß-Lothringen vwie festge bannt. Da nun aber die Einführung der neuen Währung dieses Geld auch hier zu Lande außer.CourS setzen wird, so steht eine allgemeine Kalamität bevor, wenn nicht die Regierung bei Zeiten in» Kittel tritt. Vorläufig hat sie denn auch beschlossen, von dem neu angikommme« französischen Silbergelde nichts in Umlauf kommen zu lassen, auch dürfen die öffentlichen Kaffen, mit Ausnahme der Eisenbahnkaffe, nicht mehr in Fünffrankenstücke« auszahlen. Aber damit ist noch nicht geholfen, namentlich nicht gegen die Privatspeculation, und eine Geld- ealamitär mcht gewöhnlicher Art kann nur dadurch vermi den werden, daß in Elsaß Lothringen so rasch wie möglich die neue Wähmng und das neue System eingeführt wird, und daß die Regierung in bestimmten Terminen daS französische Silber einlöst, um eS zunächst — zu dem andere« zu legen. Die Termine müßt«« überdies sehr kurz sein, damit die Spekulanten nicht mehr Zeit haben, rasch noch große Massen ins Laed zu werf n. Co« stanz, 14. Septbr. ScchSzehn bei dem Congresse anwesende geborene Westfalen erlassen einen Aufruf, worin eS heißt: „ES scheint jetzt endlich der Zeitpunkt va zu sein, wo ein offenes Hervortreten unabwetSliche Pflicht ist. Es zremt einem ehrlichen Westfalen, seine Ueb^rzeugung offen zu bekennen, mannhaft zu vertreten. Zu lange haben wir gezogen, an dem großen geistigen Kampse gegen das Umsichgreifen der hierarchischen und jesuitische« Bestrebungen unS zu b-thriligen, wo andere deutsche Volksstämme schon große Verdienste um Religion und Vaterland sich erwo.be« haben. Daher laden wir alle Westfalen, welche mit uns gegen die Verzerrung des Glaubens unserer Väter protestiren, zu einer Besprechung über die Organisation der Bewegung nach Dortmund auf de« 10. Oktober ein, wo besonders auch der Bischof erwartet wird. Oesterreich. Wie«, 15. September. Dec König von Italien kommt morgen Abend um 9 Uhr in der österreichischen Grenzstation CormonS an, woselbst der Empfang durch die heute dorthin gereisten österreichischen Herre«, sowie durch de« Statt halter von Triest ftattfindet. Graf Robillant ist sammt dem Personale der ita lienischen Gesandtschaft dem Könige bis Udine entgegengereist. Der Kaiser mit den Erzhcrzöge» wird den König am Bahnhofe in Wien erwarte«. Dir Kaiserin kommt heute Ade«d von Ischl, der Kaiser von Linz an. Der Wiener „Tages Presse" bietet der Besuch Viktor Emanuel'S ebenfalls wieder Gelegenheit, ihrem Groll gegen Preußen in etgenHümlichcr Weise Luft zu machen. DaS edle Blatt führt in einer Korrespondenz aus Berlin weitläufig aus, wie der genannte Besuch in d:n Berliner Hsfkreisen unangenehm empfunden werde. So sehr sich auch der Kaiser Mühe gebe, seinen Gast und Verbündeten würdig zu empfangen, so würde eS bei der Anwesenheit desselben am Hofe nicht an Demonstrationen fehlen, welche nichts weniger als Kundgebungen der Sym pathie „für den Räuber deö Kirchenstaates" sei» dürften. Zahlreiche hochgestellte Persönlichkeiten würden Berlin während dieser Zeit meiden und so zu verstehen gebe«, daß sie an diesem Besuche keine Freude hätten. Die Gemahlin des Kaisers gedenke ebenfalls in d eser Form ihren politischen Gesinnungen Ausdruck zu geben. B kanntlich sei die Kaiserin Augusta neben ihrer Schwägerin, der Königin-Wittwe, die Hauptstütze der klerikalen Partei in der Umgebung dcS Kaisers, sie fthe in Victor Emanuel den „Kirchenräuber" und könne sich nicht entschließen, ihm freudig zu begegnen. Die Wiener „Tages-Prcsse" ist in all' ihren Kundgebungen zu roth und plump, als daß sie ihre« Zweck, dem Gast de« Besuch in Berlin zu verleiden, erreichen könnte. DaS Blatt gibt indessen wenigstens zu, daß die Bevölkerung der preußischen Hauptstadt de« König von Italien mindestens sympathisch ausnehmen werde. Nach dem monatlichen Ausweisen sind in Ungarn der Cholera-Epidemie -iS 1. September 104,000 Personen zum Opfer gefallen. Seit Anfang dieses Monats hat die Epidemie im ganzen Lande bedeutend, an vielen Orten sogar rapide nachgelassen, und so steht zu hoffen, daß die obenerwähnte ungeheuere Ziffer nicht mehr bedeutend wachsen werbe. Aber an die Stelle der Epidemie treten jetzt gefährliche Fteb.r, die gleichfalls groß; Verheerungen anrichten. AuS dieser Ursache hat die Regierung, wie „P. N." vernimmt, den Plan in Erwägung gezogen, ob eS nicht zweckmäßig wäre, tie entsendeten Cholera Aerzte so lange !n ihrem Wirkungskreise zu belassen, als die allgemeinen SanitätSverhältniffe sich picht entschieden gebessert habe« werde«. Frankreich. .Paris, 16. September. Von einer großen Anzahl von Protestanten ist «ine Adresse an die der protestantischen Konfession angehörigen Mitglieder der Nationalversammlung gerichtet worden, in welcher dieselben aufgefordert werden, sich gegen jede monarch.sche RegierunaSform auSzusprechen. Unmittelbar nach dem Wteverzusammentriit der Französischen Natio nalversammlung werden, wie das „Journal de Havre" schreibt, die Führer der Rechten, Lucian Brun, de Carayon-Latour u. A. die Herstellung der Mo narchie, gleichzeitig die der äußersten Rechten, de Belrastel, de Franclieu, Roche- syucault-Bisaccia u. s. w. die bedingungslose Rückberufung Heinrichs V. bean tragen. B.ide Anträge werden gegen die Stimmen der gesammtrn Linken und cineS ThetlS deS rechten Centrums, dessen Rest sich der Abstimmung enthält, fallen. Darauf wird die Regierung die Verlängerung der Vollmachten Mac Mqhon'S beantragen; derselbe wird, von der gesammten Linken und dem rechten Centrum unterstützt, angenommen werden. Darauf wird das Cabtnet modi- fictrt, wobei der Rücktritt Ernoul'S, de la Bouillerie'S und Dampierre d'Hor- noy'S gewiß, de Magne'S und du Baratt'- wahrscheinlich ist. An ihre Stelle würden waDchetnlich Dufaure, Casimir Perier. Admiral Pothuau und even« iurU Mal Wayon'S specteller Freund, General Chanzy, eintreten. Bet der dar auf folgenden Berachung der konstitutionellen Gesetze beabstchtiat Broglte be züglich de- Wahlgesetze- im Allgemeinen die Bestimmungen vom 31. Mat 1850 — Alter von 25 Jahren, dreijährige- Domicil, bestimmte Steuersätze u. s. w. — aufzunehaml, während Dufaure den' Fortfall ve- CensuS zur Bedingung seine- Eintritt- in da- Cabinet mache. Die Krage der beiden Kammern an langend würde man hinsichtlich der Deputirtenkammer die ThterS'schen Idee« ausnehmend und dieser dann die Wahl eine- au- 258 Mitgliedern bestehenden, zu einem Drittel au- de« Deputirten, einem weiteren aus den G-neralräthm, dem letzten endlich au- de« Clem-, ! der Armee, Verwaltung, Akademie u. ft w. gebildeten Senate- übertrage«, dessen Mandat 5 Jahre währte. Rach der Eon- stittlirung desselben würde sich die Kammer auflösen. Das, bemerkt da» ge nannte Blatt, ist im Allgemeinen det in den officiellen Regionen angenommene Plan. „FranvaiS beeilt sich übrigen- sofort, alle diese Mitteilungen für falsch zu erklären; daß diese- officiöse Dementi indeß nicht- beweist, bedarf keine- WorteS. Die Hauptfrage bezüglich der Verlängerung der Gewalten deS Prä sidenten ist alle« Anscheine nach dahin gelöst, daß au- de« rechten Eentru« diese Aufrechterhaltung deS Provisorium- beantragt werde» und wie die Zu stimmung der Regierung, so auch die Majorität der Kammer erhalten wird. DaS Organ der Prinzen von Orleans, „Le Soleil", bestätigt da- so deutlich wie möglich, zugleich aber auch, daß di« Fusion für j-tzt wenigsten- völlig ge- scheitm zu erachten ist. Schweiz. Genf, 15. September. Sestern Nachmittag hat sich eine Deputation au» dem Chablais, gegen 6- bis 800 Personen an der Zahl, unter d r Führung der Deputirten Tabrrlet und Folliet über den Genfer See nach Ouchy (dem Hafenplatz von Lausanne) begeben, um Thier- eine Ovation darzubringen. In Genf ist das Gerücht verbreitet, Thier» habe, wie schon einmal i« Jahre 1871 so auch jetzt wieder eine ihm vom deutschen Kaiser zugedachte Auszeich nung dankend abgelehnt. Bern, 15. September. Der Appellation-- und Cassation-Hof hat heute beschlossen, die renitenten 69 Geistlichen des Berner Jura sämmtlich von ihren Aemtern abzuberufen. England. Der von englischer Seite in Angriff genommene Krieg gegen die Aschanti-, welche jüngsthin die englische Colonie Elmina an der afrikanischen Westküste überfallen hatten, hat begonnen. Der Anfang ist für die englisch; Marine nicht glücklich ausgefallen. Bei einer Flußfahrt wurde ein Kriegösch.ff in einen Hin terhalt gelockt und erlitt mehrere Verluste durch die Schüsse der AschaniiS. Zur Strafe schossen die Engländer später eine Stadt in Brand. Im Arsenal von Woolwich dauern die Rüstungen fort und ein Schiff nach dem anderen geht mit Kriegsmaterial nach der Goldküste ab. Der englische Convertit Dr. Talbot empfing ein nach dem französischen Wall fahrtsorte Paray-le-Monial gerichtetes Telegramm aus dem Vatikan, vaS aber in Folge einer Verzögerung in der Beförderung zu spät eintraf, um den eng lischen Pilgern mitgetheilt zu werden. Es lautet: „Der Heilige Vater dankt den in Paray-le-Montal versammelten Bischöfen und Priestern Großbritannien» und segnet sie mit überfließendem Herzen. Antonelli." Dieser elektro-magnetische Segen wird auch seine Wirkung ui die Ferne auf die Abgereisten sicherlich nicht verfehlt haben. London, 16. Sept. Eine „Reuters Telegramm-Company" »»gegangene Depesche aus Newyork vom 15. September gibt die Anzahl der beim Sinken deS Dampfers „Fronfide" auf dem Michigansee verunglücken Menschen von 2172 an. Rußland. Petersburg, 10. September. Wie man der „Wiener Deutschen Zeitung" meldet, ist der Separat-Hofzug, der den Kaiser Alexander dieser Tage auf der Reise nach Livadia von Moskau «ach Kiew bringen sollte, mit knapper Roth vor einer ernstlichen Gefahr bewahrt worden. Einer der Bahnwächter, denen in solchen Fällen besondere Aufmerksamkeit eingeschärft wird, bemerkte kurz vor dem Zeitpunkte, wo der kaiserliche Train die Gegend passtren sollte, mehrere Personen auf dem Bahnkörper mit etwas beschäftigt. Es schiene« ihm Hirte« zu sein, die, als er herankam, sich eiligst entfernten. Zu seiner nicht geringen Ueberraschung fand er an der Stelle mehrere Schienen von den Schwellen losgelöst, wodurch beim Passtren deS Zu^eö höchst wahrscheinlich ein Entgleisen desselben herbeige führt worden wäre. Schnell wird der Schaden gut gemacht und wurde« alle Maßregeln getroffen, um die vermeintlichen Hirten zu Stande zu bringe«. Doch konnte von diesem trotz der eifrigsten Nachforschungen bisher keine Spur entdeckt werden, was den Verdacht wachruft, eS wären als Hirten verkleidete Städter gewesen, die sich an der Eisenbahn zu thun gemacht haben. Eydtkuhnen. Nachdem vor drei Wochen ein russischer Postbeamter mit Unterschlagung von 55,000 Rubeln auSKybarty flüchtig wurde, ist wiederauf der Tour von St. Petersburg hierher ein größerer Diebstahl verübt worden. Al- nämlich am 11. d. bei Ankunft des Zuges die Postsachen untersucht wurden, fand man einen Briefbeutel, enthaltend die St. Petersburger Korrespondenz, zer> schnitten und seines Inhalt» beraubt. Der Verlust beträgt 150,000 Rubel. Die Spur deS vorher durchgegangenen Postbeamten hat man bis in ein Ostseebad verfolgt und steht seine Festnahme mit Bestimmtheit zu erwarten. Spanien. Der mißlungene Ausfall, de» die Aufständischen von Cartagena gege» laS Herreria- gemacht haben, so wie die Landung de» vo« 1000 Man« begleiteten Antonio Galvez bei Torrevicja werde« in Madrid al» ein Verzweiflungsstreich aufgefaßt. Galvez soll von Torrevieja, nachdem er sich mit Leben-mittel« versehen, in unbekannter Richtung abgesegelt sein. Di« Fregatte NavaS Tolosa verfolgt das Rebellenschiff — «S ist der Fernando el Catolico — und hat Befehl, es in den Grund zu bohren, wenn eS sich nicht ergibt. Aus dem Innern von Carta gena wird von wachsender Zügellosigkeit berichtet. Auch spreche» sich einige Mitglieder der Junta für die Capitulation aus. Da- Commando der Belage- rung-truppen hat in Folge der Erkrankung Salcedo'- der General-Capitän Martinez Campo- wieder übernommen. Derselbe hat über die Provinzen Castellon, Valencia, Alicante und Murcia den Belagerungszustand verhängt. — Au- dem Norden meldet man, daß der in Tolosa ««gekommene General Santa Pau mit dem Brigadier Loma eine combinirte Operatton in der Richtung der von den Carlisten besetzten Orte Azpettia und Bergara verabredet hat. (Einem neu.rn Telegramm zufolge wäre Don Carlo- von de» beide» Generale» geschlage» worden.) Amerika. Rew - Nork, 15. September. Der Dampfer „Fronfide" ist auf dem Michigansee gescheitert; mehrere Hundert Menschen find dabet ««gekommen. Königreich Sachsen. Leipzig, 15. September. Bek der heutige« ErgäuzungSwahl et«e» Landtags- abgeordnele« zur It Kammer für den erste» Stadtbezirk Leipzig ist der Herr Stadtrath Häckel gewählt worden. (Nach de» „L. N." haben sich von 3v77 Wahlberechtigte» i« Ganzen nur 401 an der Wahl bethetligt, vo« denen Herr Stadtrath Häckel 394 Stimme» erhalte« hat.) Chem «ttz, 15. September. Bei der heute hier für de» I. städtische« Bezirk