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Wähler in Hartenstein! Dresdner Bör se, vom Iv. September Oester». Silbergulden waren an heutiger Börse ä mit lS Ngr. 4 Pf. Zum 18. September 1873 ist die Neuwahl eines Landtags-Abgeordneten für den 21. städtischen Wahlkreis, der die Städte Reichenbach, Kirchberg, Wildenfels und Hartenstein umfaßt, anberaumt Hu nun unser zeicheriger Vertreter, Herr Bürgermeister Querner in Kirchberg, auf dem vorigen Landtage die Interessen seines Wahlkreises in anerkennenSwerthester Weise vertreten und gezeigt, daß er mit den gewerblichen Verhältnissen, sowie sonstigen Wünschen und Bedmfnissen dess lben vollkommen vertraut ist, so finden wir uns veranlaßt, an alle unsere Mitwähler die Aufforderung ergehen zu lassen, nächstkommenden Earl Friedrich Nierbaae«. I G Grauer. Earl August Lasch Ehristian Günther Ehristia« Ferdinaud Jäh«. Trust Püschmann. S. «. Fuchs. F W Hösslbarth Herrmau« Häpe Gustav Jacobi. K. Theodor Dittrich. Ed. »uschbek. Ferdinand Schreiber Alfred Buschbeck Rath-Wirth Schubert. Ehristia« Strunz Karl Werner. B Espig. Wilhelm Wolfgang. Ferdinand Gei-ler. August Nierbauer. Ehr. Fr. Ebert Herrmann Müller Anton Mönnich. E. Schaller I. Seidel. Lonis Schubert. F. Edaard Tobe«. Friedrich Nötzold Friedrich Epperlein Karl Tenbuer. Wir find natürlich weit entfernt, uns diese unverblümten Worte a»zueig»«, Mißbilligen vielmehr höchlich die beleidigende Massivität deS geistvollen Königs. — Vo, Interesse wäre eS uns aber doch, zu wissen, ob er dabet fich vielleicht gar erlaubt haben sollte, an Etwas wie die künftigen Nationalliberalen zu denken. Im Jahre 1863 schrieb die „Wochenschrift des Rationalvereins" — und ähnlich wie fie — sämmtliche später nationalliberalen Blätter r —„Wie gering man auch nach den abgelegten Proben von dm Geisteskräften der Bismarck und Eulenburg denken wöge, man kann ihnm doch nicht die Vor aussetzung derjenigen Unzurechnungsfähigkeit zugute koumen lassen, ohne welche eine Selbsttäuschung über die Natur und den unfehlbaren AuSaang ihrer Politik nicht möglich ist"! — Wie die nämlichen Blätter nach 1866 schrieben und noch schreiben: die Steine reden eS! — Laökir, der Herr und Meister Ler Nationalliberalm hat einmal gesagt: — der politische Mann dürfe nicht konstant sei». —- Wen» das wahr ist, dann muß ma» eS den Herre» lassen, daß fie sehr " große politische Männer find. Wer eS — eS ist unS selbst so gegangen — vor 1866 und namentlich 1863 wagte, von Bismarck große Dinge zu erwarten, ihn für den Man» der Zukunft zu erkläre», und dem Staate Preußen unter seiner Führung eine nie geahnte Größ» zu prognostictren: — dem wußte» dieselben Herren nicht, genug Schänd und Brand anzuthun, die sofort nach 1866 Wortführer der »ationalliberale» Partei wurden. — Damals, vor 1866, that diese Partei oder thaten die, die eS nach 1866 sehr bald wurden, McS waS fie konnten, um in Preuße» die Erfolge von 1866 unmöglich zu machen. Und als diese Erfolge ohne sie errungen waren, dann thaten ft- Alles, wa« fie konnten, um fie womöglich fich zu vindiciren. In der Ausbeutung des, ob auch fremden Erfolgs, liegt die Größe drr Rationalliberalen. Sie thun Alles, um fich mit dem Strome flott zu erhalten. Hierin liegt einfach auch das groß- Geh.imniß, warum fich Bismarck auf ' fie stützt, — ein V-rhältniß, auf das fich freilich in naiver Ntchtahnung des natürlichsten Zusammenhangs der Dinge — nur kindlichere Gemüther wie auf ein ' mysteriös» Weltereigniß Etwas zu Gute thun können. — Der große und vor Allem praktische Staatsmann macht eS mit den Herren, ' wie mit d-r Eitrone: — er quetscht fie aus und wirft fie dann weg; der Mohr ' wird gehen könne». Merkwürdig nur, daß fie eS selbst nicht sehen. Bor 1866 sahen fie freilich auch Nichts. Die Blindheit wird fich schon legen. — Jenes der Anfang, so vorauSfichtlich daS Ende der Partei, deren jetzige Macht ja nicht Wunder nehmen kann, da fie eben der billige Nachläufer des Erfolgs ist. Wie aber die Gegenwart? Mit dem „liberal", denken wir, ist eS wohl abgethan. Ausnahmegesetze möge» vom Sta»dpu»kte praktischer Staatöklugheit für eine Regierung ihre Berechtigung haben: — die parlamentarische Partei aber, die dazu die Hand bietet, wird fich einmal kaum eines weiten politischen Blickes rühmen können, da fie übersteht, daß sie eine Waffe schmieden hilft, deren Schneide fich bei allem Lavircn mit demselben Rechte doch einmal auch . gegen sie kehren kann, — sodann aber namentlich nun und nimmermehr bean spruchen können, noch länger für „liberal" zu gelten. Denn das Volk hat Verständniß und Jnstinct genug, um das recht gut durchzufühle». — Und wer sind die eigentlichen Schöpfer jener unfruchtbaren Massenanhäufung der Milliardenbestände, — die parlamentarische» Heber und Leger ihrer so vor zugsweise» Verwendung auf Stärkung und Ausbildung de- Militarismus? Wer anders als die Herren Nationalliberale»? Glaubt ma» etwa, daß die Bevölkerung daS nicht sieht? Oder meint man gar, da- ste fich dazu verstehe» wird, daS »och länger „liberal" zu »nm«- — Bliebe also „»ational". — Hier begegne» wir vor Allem der bekannte» Phrase von dem „»eitere» Ausbau der deutsche« ReichSeiuheit". — W«« wir aber frag«: — u»d waS denkt Ihr Euch, wie die Sach« heute liege», durch Euch liege», bestimmt klar und deutlich unter diesem weiter» Ausbau: — welche Antwort bekomm« wir da? Ganz gewiß — wir sollt« uns des Gegenbeweises freue», müssen ihn indeffr» erst abwarte» — wieder solche schön klingende aber Richt- sagende Redensart« vom „Ausbau" re., natürlich versetzt mit etwas unvermeidlichem „R-ichSfetnd", „Reactionair partikularistisch" u. s. w., — aber Alles uur ja hübsch allgemein, und ohne eine Spur von specieller Motiviru»a! — Mit der Sprache heraus wollen ste wenigstens bet unS nicht, die Herr«, zumal jetzt vor den Wahlen. — Wie ganz verschieden ist ja doch der Rationalliberale, namentlich der nicht- preußische, im Reichstage und auf dem Landtage! — Dort: — mit welcher Berschämtheit wird über diese nebensächliche Zube- hörigkeit zu einem Parttkularstaate hinwegaeschlüpft, wie ruhig werd.» die nicht selten hinreichend deutlichen Anspielungen auf de» Einheitsstaat «»gehört, — hier: wie rühmt man fich, ein guter Baier oder Sachse rc. zu sein, mit welcher sittlicher Empörung weist man den Borwurf unitarischer Bestrebungen zurück, — bis allenfalls einmal ein «ukoot ternble bei einer öffentlichen Gelegenheit aus der Schule schwätzt! — Dort: Ausbau des Reiche», Anhäufung der Milliarden beim Reiche mit Uebergehung der Einielstaaten, Ordnung der Paptergeldfrage unter äußerster Nichtberücksichtigung wohlberechtigter Interessen der — nichtpreußischen — Parti kularstaaten, — hier: — ja, wie sich die Herren in diesem, dem Lande empfindlichste», weil klingende» Punkte noch herauSreden, darauf find wir wirklich neugierig! — Einstweilen wollen wir unserer SettS jedenfalls einmal mit der Sprache herausgehe», und es de» Herr« auf de» Kopf zusage»: — der nationale Aus bau ist absolut so wett vollendet und gediehe», daß eine Steigerung nur noch in dem Einheitsstaat gipfeln kann und möglich ist. — Annerion also, das ist eS, waö die Herren wollen, auf dem Reichstage unverblümt, auf dem Landtage verblümt, — weiter Nichts! — Warum freilich? Wir wissen eS nicht; denn daß i» einem Einheitsreich.', wo fie und ihre Ziele verbraucht find, ihr Weizen nicht blühen kann, scheint unö klar. — Indessen darüber, daß eS so ist, — daß die Annenon bei der heutigen Aus- und Durchbildung deS nationalen Gedankens im Deutsche» R iche noch das einzige denkbare politische Ziel der Nationalliberalm sei» kann, darüber kann doch beim beste» Wille» kein Zweifel mehr sei». — Möglich, daß den Herre» solche Offenheit ungewohnt kommt; wir hoffen aber daß ihnen künftighin die Dinge noch öfter bei dem rechten Name» genannt werden! — Und hoffen wir namentlich, daß man mit solchen Tendenz« künftig auch in gewisse« maaßgebenden Kreisen etwa» weniger Federlesens machen möge. — Giebt man ja doch gerade uns in Sachsen, und unserem, bald genug über und über auSgebeutcten Entgegenkommen gegen da» Reich oft die Schuls an der für die Selbstständigkeit der Einzelstaat« unverkennbar immer bedrohlicher wer denden Wendung der Dinge. Sammethandfchuhe thun eS wirklich nicht. — DaS Land aber mag eS sich überlegen, ob eS solche VolkSbeglück-r hab« will, die mit Sachsen ein Ende machen möchten. Wir denken auch, eS wird eS fich überlegen, und eS unS ersparen, ihm von Neuem den Ruf ans Herz zu legen: — Wählt, wen Ihr wollt, — nur keinen Nationalliberale», d. i. keinen Annertontsten! — Fr Nierbauer. Earl Fr. Förste«. Friedrich August Jacobi. Baumgarte« Moritz Tittel. F. W. Franke. E W Hei«e E. K. Göckeritz Eduard Röhner. E. F. Müller. Friedrich Fach» Iuliu» Kirste«. Wilhelm Windisch. A«to« Schubert. Montag, am l5 September, in der Zeit von Vormittags 10 Uhr bis Nachmittags 3 Uhr an der Wahlurne Mann für Mann zu erscheinen und ihre Stimmzettel für Herrn Bürgermeister und Fabrikbesitzer Ferdinand Querner in Kirchberg abzugeben, um eine ehrenvolle Wiederwahl desselben sichern zu helfen Wie eS zum großen Theile seiner Thätigkeit zu danken ist, daß unserer Stadt ein" namhafter Beitrag zu den Kosten des Umbaues eines Theiles der Straße nach Stein aus Staatsmitteln gewährt wird, dürfe « wir uns versichert halten, daß er auch auf dem bevorstehenden Landtage mit erneutem Erfolge für das Wohl seines Wahlkreises wirken wird. Hartenstein, den 10. Septbr. 1873. Neuma««.