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«84 Standarte mit dem larbmmkränzt« Eilernen Kreuze trägt sie in der Linken. Bi- zur Spitze dieser Srunoarte erreicht das Siegesvenkmal (die Figur der Vittoria ist 31 und mit der Standarte 40 Fuß hoch) eine Höhe von 1941 Fuß über dem Terrain. — Am 3. September fand in Berlin ein Rinisterrath statt, in dem Beschluß über die Einberufung de- deutschen Reichs- und d-S preußischen Landtags gefaßt worden ist. Die „Epen. Ztg." brachte «UN die Nachnchr, daß w'der im Herbste dieses Jahres noch zu Anfang deS nächsten Jahre» ver Reichstag noch einmal einberufen werden würde, sonder« daß eine Einberufung deS deutschen Reichstage- mit seinen jetzigen Abgeordneten gar nicht mehr erfolgen werde, und daß erst nächsten Spätsommer nach einer stattgesundencn Neuwahl von ReichSabgeordneten der deutsche Reichstag nach Berlin einberufen werden würde. Aus Italien wird bestimmt versichert, daß der König Victor Emanuel in der Mitte dieses Monats September eine Reise nach Wien und von da nach Berlin antreten werde. Diese Nachricht wirbelt in den öffentlichen Blättern viel Staub auf, und will man in dieser Reise Victor Emanuels große politische Zwecke finden. Man spricht allgemein die Bermuthung aus, Victor Emanuel wolle eine sichere Allianz mit Oesterreich und dem deutschen Reiche anbahnen, für den Fall, daß in Frankreich der Graf von Ehambord als Heinrich V. doch den Thron bestiege und, der Jesuitenpartei folgend, etwa versuche» sollte, dem Papst wieder zu seiner weltlichen Herrschaft zu verhelfen, und so da- vereinigte Italien wieder zu zerreißen. Wie Frankreich die in Aussicht stehende Reise Vicwr Emanuels auffaßt, darüber gleich Nähere- weiter unten, unter Frankreich. — Uever die schamlosesten jesuitischen Umtriebe und Pläne meldet et» italienische-Blatt folgende höchst interessante Tinge: „Au- dem Vatikan gehen tagtäglich im Durchschnitt 5—6 Kisten unter päpstlichem Wappen und Siegel nach Civita Becchia, um dort verschifft zu werden. Und was enthalten sie? Die kostbarsten Schätze der Kunst und Wissenschaft au- den unterdrückten Klöstern. Es ist ein Unterschleif, der großartiger nicht betrieben werden kann und nun ein halbe- Jahr schon betriebe» wird. Andere Kisten kom men dafür an, ebenfalls versiegelt und für die italienische Regierung unbe rührbar. Und was enthalten sie: Waffen und Munition und Alle-, was ein nicht unbedeutendes Heer braucht. Man kennt in Rom und zeigt mit Fingern auf die Häuser, wo Uniformen für alle Truppengattungen, Zuaven und Antlbomer nicht ausgeschlossen, verfertigt werde«. Die Vereine für die katho lische» Interessen arbeiten Tag und Nacht; die klerikalen Journale werden alle Tage frecher und unverschämter. ES werden in de» Kirchen dreitägige Andachts- Übungen abgehalten, worin für den Untergang de- Königreichs Italien und für die Wiederherstellung der weltlichen Herrschaft de- PapsteS gebetet wird. M^n quält die Gewissen und versagt die Tröstungen der Religion nicht allein allen Ltb-ralen, sondem selbst denen, die für Freunde derselben gelten. Ma» verth ult große Geldsumme», streut überall den Samen der Unzufriedenheit mit den gegen wärtigen politischen Zuständen aus und schürt den Haß gegen die italienische Regie rung. Man hetzt die Römer auf, keine Steuern zu bezahlen, nicht in der National- Garde als Einjährig-Freiwillige zu dienen, und raunt sich schließlich in die Ohren: ,Die Franzose» kommen bald und ehe das Jihr um ist, gehört Rom wieder demPapste." Der Minister deS Innern begreift, daß die Regierung auf ihrer Hut sein muß. Höchst beachten-werlh ist auch folgende Mittheilung deS italienischen Blatte-, „Pacse". Diese- melket wörtlich: „PmS IX. hat den deutschen Bischöfen welche mit ihre» Regierungen in Konflikt gerathen find, kund thun lassen, daß sie im Kalle persönlicher Gefahr in Rom Zuflucht suchen sollen. Er scheint sie aber mcht im Vatikan aufnehmen, sonder» in Privatwohnunge» unterbringen zu wollen. Die Verwaltung der apostolische» Paläste hat deren bi- jetzt vier ge- miethtt, wird aber im Nothfalle noch mehr belegen." Auf diese Weise unttr- ftützt also der — Statthalter Christi, der oberste Bischof der Kirche die deutschen Bischöfe indircct in ihrem Widerstande gegen die Landesgesetze. DaS ist mehr ol-.stark! Hat aber CyristuS nicht selbst gesagt: Gebt dem Kaiser, waS deS Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist. Und außerdem steht klar und deutlich in der Schrift geschrieben: Jedermann sei unterthan der Obrigkeit. Der Heilig- Vater aber bietet den, den Landesgesetzen gröblich widerstrebenden deutschen Bi schöfen eine Zuflucht-,-täite an! Wohin solle» derartige Dinge führen? In Frankreich sind in der verflossenen Woche die Hoffnungen und Aus sichten der Fustontsten und Legitimisten plötzlich sehr stark gesunken, denn die große Mehrzahl der französischen Nation merkt nunmehr recht deutlich, wohin die jetzige Regierung engvcrbunden mit dem Jesuitengelichter, Frankreich führ-n will, nämlich in erster Linie zu einem Kriege mit Italien, um die weltliche Herrschaft de- PapsteS wieder aufzurichten. Außer der beabsichtigte« Reise deS Königs von Italien an die zwei Kaiserhöf- in Wien und Berlin, hat aber vor allen Dinge« ein Artikel in dem französischen Blatt „Das 19. Jahrhundert" die französische Nation aufgeschrcckt und hat ihr gezeigt, waS da kommen kann, ja kommen wird, wenn die Legitimisten und Fusionisten ihre Pläne durchsetzen und Heinrich V. auf den Thron bringen. Das Blatt „DaS 19. Jahrhundert" behauptet aber, das Italien am Tage «ach der Thronbesteigung Chambord'S die Anerkennung seiner Einheit verlangen würde, ein Akt, der von Sette deö bour- bomschen Königs dem Verzicht auf die weltliche Gewalt deS PapsteS gletchkäme, im Weigerungsfälle würde Italien sofort seine Truppen in'S Feld stelle« und, unterstützt von Preußen, an Frankreich die Kriegserklärung abgehen lassen. In der gegenwärtige« Lage Frankreichs würde aber ein solcher Fall die Bezahlung einer neuen KriegSkontribution und der Verlust von Savoy:«, vielleicht auch von Belfort und der Franche ComtL bedeuten. Die Mittheilung ist ernst genug, um zum Nachdenken zu veranlassen; sie hat innere Wahrscheinlichkeit genug, dl- Geister zu beschäftigen, denn daß Italien die angegebene Haltung einnähme, ist ganz natürlich. Die royalistische« Journale haben nie gewagt zu behaupten, daß ihr König in seinem Lilienmantel den Frieden nach Frankreich brächte, sie sprachen viel mehr, wenn auch schüchtern davon, daß Heinrich V. bei den legitimen Königen Europa'S gewiß auch Allianzen finden würde, daß das göttliche Recht die Throne wieder mit einander einigte, welche allesammt von dem revolutionären Geiste der Völker bedroht seien. Aber wer wollte in eimm gegen Italien unternommenen Kriege der Alliirte Frankreichs sein? Frankreich würde sicher allein steh;«. Aus Spanten lautete» die Nachrichte» in der verflossenen Woche fort und fort sich widersprechend, ganz wie zeither. Deutschland. Mit dem 5. September ist nunmehr auch der Rest der Kriegsentschädi gung Frankreichs an Deutschland gezahlt und dadurch das französische Terri torium von der deutsche» Occupatio« befreit worde». Damit erledigt sich eine Finanz-Angelegenheit, die einzta in der Geschichte dasteht, den» von 1871 bis zu dem genannte» Tage hat unser Nachbar jenseit der Vogesen nicht allein fünf Milliarde», fo»der» zugleich die Zinse» d-S jedesmaligen Schuldenrestes abgo- tragen, sowie die Verpflegung für die OccupationS-Anuee besorgt, die bekannt lich nicht t» Natural-Lteferunge», sonder» in Baarzahlung bestand. Dank der Besonnenheit deS Reichskanzlers Fürste» Bismarck uns deS Präsidenten Thier» führte jede Modistctrung deS ursprünglichen Vertrages zu Arrangeur mtS, w-lche die Schuldabtrazung erleichterte», und darum habe» in der That, wie auch die „Magdb. Ztg." «eint, diese beiden Männer vollauf Anlaß, auf de« Tag de» 5. September stolz zu fei», der Frankreich und Deutschland glücklich au- Ver bindlichkeit und Anspruch herausgebracht hat. WaS nun werde» wird, ist frei lich eine andere Frage; würde doch der chauvinistische Haß gegen den Steger in dem frivol heraufbeschworene« Kampfe die Franzosen neuen Verwickelungen entgegentreiben, wen» ihr augenblickliches Unvermögen und ihre Jsolirtheit die» nicht verhinderte. Berlin, 6. Sept. Die kurze Zeit, während welcher die leitenden Män ner der Regierung hier a«» Anlaß der Feier de- StegesfesteS hier versammelt waren, schreibt das „D. W.", hat eine vollkommene Harmonie derselben gezeigt, welche sich auch in de» rasch erreichten Resultaten der Berathunae» kundgegebeu hat. WaS diese letzteren betrifft, so ist eS schon bekannt, daß sie hauptsächlich den Termin der Einberufung der parlamentarischen Körperschaften und die Neu wahlen, sowie die kirchliche Frage, zum Gegenstände gehabt habe». Hinsichtlich der letzteren mußte eS de« Herrn CulluSminifter ohne Zweifel erwünscht sei», dem sich immer schärfer zuspttzenden Conflict gegenüber st» der Uebereinstimmuna mit dem Gesammtministeriu« verstchern zu können und dies soll den» auch durchaus geschehen sein. Ebenso ist, wie wir hören, die Frage der staatliche« Anerkennung deS altkatholischcn Bischof vr. Reinkens zur Sprache gekomme« und nach dem, was man schon früher über di- Absichten der Regierung ver lautete, namentlich aber nach dem bekannten Urtheil de- Ober-Tribunal- hin sichtlich der rechtlichen Stellung der Altkatholiken, dürfte diese Anerkennung demnächst erfolgen. Der Fürst Bismarck ist in der besten Stimmung gewese« und eS dürften wohl auch noch andere, als die bekannten Gegenständ- zur Er ledigung gekommen sein, da der Fürst noch am Abend vor seiner (am 4. früh erfolgten) Abreise mehrere Stunden mit dem Minister Delbrück zusammen gewesen ist. Die Entwerthung der österreichischen Silbergulden hat Viele zu der irrigen Meinung verleitet, daß nunmehr alle österreichischen Silbermünzen dem Cour» unterworfen wären und nicht mehr für voll angenommen werden dürften. So sind unS eine große Anzahl Fälle, namentlich aber aus den Städten der Pro vinz Schlesien, bekannt geworden, in welchen Geschäfts- und andere Privatleute den VereinSthaler mit der österreichischen Prägung gar nicht oder höchstens für 28 Sgr. in Zahlung nehmen wollten. Demgegenüber und um das Publicum vor Schaden zu bewahren, machen wir darauf aufmerksam, daß nach Artikel 8 deS MünzvertrageS vom 24. Januar 1857 zwischen Oesterreich und Preußen im ganze» Umfange der contrahirenden Staaten dem Ein- und Zwei-Verein-- thalerstück bei allen Staatö-, G m inds- und anderen öffentlichen Kaffen, sowie in: Privatverkehr, namentlich auch bei Wechselzahlungen, unbeschränkte Giltigkeit beigelegt ist. Die Behauptung, daß d-r Erzbischof LedochowSki von Posen ncu rdingS einlenkcn wolle, wird von dem Posener Correspondenten der „Gaz. TorunSka" in entschiedener Weise zurückgewiesen. Graf LedochowSki soll danach fest entschlossen sein, seine oppositionelle Haltung nicht auszugeben, wenn das Ende davon auch „Gefängniß, Verbannung und Elend" sein sollte. BreSlau, 7. September. Heute Vormittag 11 Uhr stürzte in d-rNico- laivorstadt ein neugebautes, schon bewohntes Hau- ein, wobei mehrere Persone« verunglückten. 7. München, September. Der König richtete a» d-n deutschen Kron prinzen die Einladung, anläßlich seiner Jnspectionöreise die königlichen Schlösser in Ansbach, Würzburg und Nürnberg als Absteigequartier zu benutzen. Oestesreick. Wien, 4. September. Das „Wiener Tag bl." will über die Reise deS Königs von Italien Folgendes erfahren haben: „Heute ist der österreichischen Regierung definitiv angezeigt worden, daß der König von Italien dem kaiser lichen Hofe seinen Besuch abstatten wird. Vicwr Emanuel dürfte voraussicht lich am 2t. September hier etntreffen. Der bisherigen Dispositionen zufolge nimmt der König von Italien den W.g über Florenz, Mantua, Udine, Cor- monö mit der Südbahn nach Wien. Der hiesige Aufenthalt deö Königs wird auf fünf Tage berechnet; während desselben soll ein« Hofjagd in Ober-Steier mark stattfinden. Bei der Reise nach Berlin wird d-r König einen Tag dem sächsischen Hofe 'widmen und zu diesem Zwecke in DreSde» verweilen, mög licher Weise auch die Reise in Prag unterbrechen, um den Kaiser Ferdinand in seinem Sommeraufenthalte aufjusuchen. Wien, 5 Sept. DaS N. W. Fr. Bl. schreibt: DaS Jahr der Wiener Weltausstellung, an welches wir O-sterreicher unsere kühnste» Hoffnungen, un sere regsten Erwartungen knüpfte», ist für uns eine Zeit der Enttäuschung ge worden, vom Kleinste» bis zum Größten, vom Handwerker bis zum Groß industriellen ist Jeder um eine Illusion reicher. Wenige Tage nachdem der Kaiser mit Stolz von dem wirthschaftliche» Aufschwünge seines Reiche- sprach, brach die fürchterliche Börsenkrisis aus, die Alle-, was ihr in den Weg trat, vernichtete, in alle» Schichten der Gesellschaft Verheerung anrichtend. Wenige Tage genügten, und der Credit war erschüttert, der allgemeine Verkehr begann zu stocken, an die Stelle deS früheren Vertrauens trat da- Mißtrauen, Handel und Industrie mußten ihren Zusammenhang mit der Börsenspekulation nur allzu sehr empfinden, da- stolze Gebäude war gebrochen. Wohin man auch immer blicken möge, nirgend- viel tröstende Erscheinung. So gefahrdrohend ist die Situation, daß die sociale Frage allen Ernste» an uns heramückt. Stagnatio», Rückgang in der Production, Creditlofigkeit, Daniederltegen deS Schaffen», Mangel an Anregung, Brrtheueung der Leben-mittel, BrodlostMt der n trde- ren Stände und bet all dem kein- Aussicht auf Besserung, wer sollte, wer könnte da die Hände müßig in den Schoß legen und ruhig zuwarten, bi» der Proceß seine» natürlichen Verlauf genommen. Die Regierung muß den oft laut ge wordenen Klagen der verschiedenen Industrie-Branchen willig Gehör schenken und mit Aufopferu« finanzieller Bortheile helfen. Man muß dafür Sorge trage», daß die Creditlofigkeit endlich schwinde, die Zweifel müssen gebannt wer de«. Der Kaufmannstand muß zur Gelbsthülfe schreite«, die Industrielle« müssen drängen und dränge«, bi- sie ihre gerechte« Wünsche erfüllt sehe». Geschieht all die- und zieht nicht dumpfe Resignation ein, dann wird e» auch gelingen, Herr der Lage zu werden. So traurig die Zetten auch find, r» werden ihnen gewiß bessere folgen, wenn wir ein Wort beherzigen: „zur Arbeit." Wien, 7. September. Das Cornshondenzbureau erfährt au- auchenttschet