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82« oder praktisch Verdienste um die BülkerrechtSlehre erwsrbrn haben und dabri durch kein olpimnatischrö Amt an der freien und unbefangenen Theilnahme gehin' dert stn», hatte auf Verlangen der Staaten Rechtsgutachten abzugeben, je nach Umständen schiedsrichterliche Remter zu übernehmen, und überhaupt für die Ber- breitung und Fortbildung der Kenntniß des Völkerrechts zu wirken. Als Sitz des Instituts, das im September d. I. constituirt werden soll, ist Gent in Aus» sicht genommen, und haben bisher etwa dreißig Männer von anerkannte« wissen schaftlichem Xiamen aus den verschiedenen Rationen ihre Mitwirkung zugesagt. Berlin, 3. September. Der Kaiser hat eine Ordre erlassen, durch welche sämmtlichm Forts von Metz und Straßburg die Namen der Fel-marschäll- KrpnpriNz Friedrich Karl, Kronprinz von Sachse», Molike, Rob», ferner die Namen deö GrvßherzogS von Mecklenburg, BiSmarck'S, ManteuffeÜ'S, Zaftro-v'S und der commandirenven Generale beigelegt werden, eben so den Forts Düppel- Alsen und FrtedrichSort vie Ramen Herwarth und Falkenstein. Zum General- Obersten der Infanterie ist der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin, zum General-Obersten der Casalluie Prinz August von Würtemberg ernannt. Dem Cadettrncorpö sind Büsten und Portraits gefallener Generale verliehen. Außer den höchsten Ordens Auszeichnungen an BlSmarck, Moltke und Roo» find zahl reiche Avancements höherer Militär-Chargen angekündigt. Berlin, 4. September. Die soeben erschienene „Prov.-Eorr." bestätigt, daß der Kaiser, der in den letzten Tagen seine alte Rüstigkeit und volle Frische erprobt habe, morgen mit der Kaiserin zu den EinzugSfeterlichkeiten des erb- großherzoglichen Paares nach Weimar geht. Gegen den 20. d. MtS. sei dem Besuch dcS Königs von Italien entgegenzusehen, welchem auf die zu erkennen gegebene Absicht, dem Kaiser Wilhelm im Laufe des September feinen Besuch abzustatten, eine herzliche Einladung zugegangen sei. Diese Zusammenkunft werde eine erfreuliche und bedeutsam« Bestätigung der schon lange zwischen de» beiderseitigen Höfen und Regierungen geknüpften nahen freundschaftlichen Bezieh ungen s tn. — Ferner meldet die „Prov.-Corr.", daß die Räumung von Ver dun am 8. October erfolgen werde.t Im zweiten Quartal dieses JahreS wurden in Berlin schlachisteuerpflichtig eingeführt: 18471 Ochsen, 13925 Kühe, 31425 Kälber, 207,345 Hammel uns 170734 Schweine, zusammen 441900 Stück Schlachtvieh oder 2822 Stück mehr als im gleichen Zeitraum v. I. — AuSgeführt wurden im zweiten Quartal d. I. 17773 Ochsen, 6255 Kühe, 2182 Kälber, 165667 Schafe und 80302 Schweine, so daß mithin zum Konsum in Berlin verblieben 698 Ochsen, 7570 Kühe, 29243 Kälber, 41698 Hammel und 90432 Schweine. Di' Bayerische Presse beschäftigt lebhaft die Frage der Einberufung deS diesjäh igen Landtages. Es war in letzter Zeit vielfach das Gerücht ver breitet worden, daß dieselbe wegen der in Bayern gegenwärtig herrschenden Epidemie gänzlich unterbleiben solle, und eS wurde über die Berechtigung der Regierung, von der Einberufung des Landtages überhaupt abzusehen, hin und her gestritten. In dcr„A. A. Z." wird versucht, diese Berechtigung auf Grün der bestehenden Gesetze nachzuweisen. Es wird dabei insbesondere der Artikel 7 der Bay-rischen Verfassung allegirt, welcher, im Falle „außerordentliche äußere" Verhältnisse die Einberufnng des Landtages verhindern, die Forterhebung der Steuern auf ein halbes Jahr gestattet. Von der andern Sette wird freilich behauptet, daß einmal eine Epidemie kein solche» „außerordentliches äußeres" Verhältniß wäre und das ferner der cilirte Artikel der Verfassung durch die neuern Budgetgesetze BaiernS aufgehoben sei. Darin scheinen jedoch Freunde und Gegner der Nichteinberusung überetnzustimmen, daß der Regierung das Recht zustehe, den Landtag an einem andern Orte als gerade in München, dem schlimm sten Choleraheerde BaiernS, zu versammeln — und zu diesem AuSkunftömittel dürste denn auch gegriffen werden. Fulda, 31. August. Der Adresse, welche der Klerus unserer Stadt an dm Bischof Kött anläßlich dessen Verurtheilung gerichtet, haben sich bereits auch die Priester der umliegenden Dccanate angeschlossen. Voraussichtlich wird der gcsammte DeöksankleruS dieser Demonstration ox okkeio beitreten. Der am hiesigen katholischen Schullehrer-Seminar als Religionslehrer fungirmde Geistliche Schröier ist wegen Unterzeichnung der Loyalitätsadresse schlesischer Katholiken vom Erzbischof L.dochowSki zur Verantwortung gezogen worden. In dem an ihn gerichteten erzbischöflichen Schreiben wird ihm ange kündigt, daß er durch die Unterzeichnung der Adresse eo ipso der größeren Ex- communication verfallen sei, und er wird gefragt, ob und in welcher Weise er daS aeg bene Acrgcrniß wieder gut machen wolle. — Dem ohne Genehmigung der Staatsbehörde vom Erzbischof Grastn Ledochowöki an der Parochialkirche zu Echrimm als Mansionar angi stellten Geistlichen Wendlandt ist im höheren Auf trage durch den Landrach eröffne.t worden, daß seine kirchlichen Functionen dem Staate gegenüber keine Gilägke t haben und die Vornahme derselben gerichtlich verfolgt werden würde. Der Geistliche erklärte, daß er wie bisher so auch fer nerhin seinen Pflichten nachkommen und seinem geistlichen Vorgesetzten Gehor sam leisten werd». Wartenburg, 31. August. In unserem Städtchen von etwa 4000 Einwohnern herrscht die Cholera seit einigen Wcchen in wahrhaft schrcckenerre- gender Weise. ES hat Tage gegeben mit über 20, durchschnittlich mit 15 Sterbcfällen, und rafft die Seuche auch hier besonders arme Leute und Kinder fort. Vielfach sind, um Ansammlungen großer Menschenmaffen in Choleraorten zu vermeiden, und der Ansteckung vorzubeugen, die Jahrmärkte aufgehoben; hier hatte zum vorigen Freitage die katholische Geistlichkeit zur Vertreibung (?) der Krankheit einen besonderen Choleraftiertag angcordnet, zu dem viel Volk, natür lich mit Opfern zusammen strömte, und als besonders wirksam daS Barfußgeh-n während der Processton und der Feierlichkeit (die Kirche ist au-gcfltest) ange wiesen! ES war der Tag kühl und regntgt, und die Folgen zeigten sich, wie zu erwarten, in vermehrten Erkrankungen. Und die städtischen Behörden duldeten Liesen Unfug! Straßburg, 2. September. Mehrere Straßburger Kaufleute, ein Straß burger Etsenbahnbeamter und einer Avmourt wurden am Sonntag in Lüneville ohne jede Provocation von wüthenvsn BolkSmassen verfolgt und lebensgefährlich bedroht. Et» Kaufmann ward am Auge schwer verletzt und nur mit Mühe durch einen französtschln Arlillerirosficter gerettet. Schöneck, 31. August. In unserer Stadt ist am 21. August die Cho lera zum Ausbruch gekommen, und diese Krankheit ist mit solcher Heftigkeit ausge treten, daß in dem kleinen Städtchen mit 2700 Elnwohnern in wenigen Tagen über 120 Personen erkrankt und 72 davon verstorben sind. Frankreich. Paris, 2. Sept. Die Bestätigung der Nachricht von der Reise deS Königs Victor Emanuel nach Wien und Berlin hat bereit- Eindruck gemacht; man fühl«, daß, wenn eS den Royalisten und Jesuiten gelingt, ihre Pläne durchzusetzen, Frankreich bald von neuem Unglück heimzesucht werd'» wird. Faß all« liberalen Blätter drücken ihre Besorgnisse aus, die HttMen Und royalisti schen Organe zeigen sich dagegen sehr guter Laune; sie erblicken in Hen 'Borbe- rettunge», welch« da- Ausland wegen der bevorstehenden Thronbesteigung de- „Roy" nimmt, den deutlichen Beweis, daß Frankreich mS «uttyiShm allein furchtbar erscheine und daß folglich der König von Gottes Gnaden allein dem Lande seine frühere Macht wieder zurückgeben werde. Nicht so rosig, wie diese über- müthigen Apost l der Reaction und des Krieges, steht man da- bevorstehende Ereigniß in Versailles an. Die dortige Regierung befürchtet nicht sowohl bal dig; äußere, als innere Schwierigkeiten. Auch besorgt sie, daß die Entrüstung Frankreichs über das tolle Treiben ihrer Freund- bald eS ihr unmöglich machen werde, sich an der Gewalt zu erhalten. Der officiöse FranoaiS sucht daher die Tragweite der Reise deS Königs Victor Emanuel abzuschwächen; ihm zufolge beweist sie nur das gute Einverständniß zwischen Oesterreich-Ungarn und Ita lien, und dies könne in Frankreich nur mit günstigen Augen angesehen werden. WaS die Reise deS Königs nach Berlin «»belangt, so behauptet der FranoaiS keck, eS sei noch keineswegs sicher, daß Victor Emanuel auch de» Kaiser Wil helm besuchen werde. Gegen die Mittheilungen des XIX Siöcle sich wendend, bestreitet daS officiöse Organ, daß in dieser Beziehung dem Versailler Cabinet von einem fremden Diplomaten Mittheilungen gemacht worden seien. Ob der FranoaiS die Wahrheit sagt, muß dahingestellt bleiben; jedenfalls hat aber die Repüblique Francaise, die heute wieder einen langen Artikel über diese Sache bringt, ganz Recht, wenn ste behauptet, daß Europa nicht dulden oder doch zum wenigsten seine Vorsichtsmaßregeln ergreifen werde, wenn man jenen Eham bord, der sich als der Landsknecht der Kirche betrachte, an der Spitze einer Nation von beinahe 40 Millionen Menschen strllen wolle. Der FcancaiS er hebt auch gegen die Bhauptung Protest, daß ein gehrim-S Einverständniß zwi schen Frankreich und Russisch-Polen bestehe. Möglich, daß die französische Re gierung Polen ganz fremd steht; aber nicht so Chambord und seine Freunde. Dieselben unterhalten, wie hier nur zu gut bekannt ist, die intimsten Beziehun gen mit den Polen, und dies besonders seit die Tochter deS Herzogs von Ne mours sich mit dem Fürsten EzartoriSki verheirathet hat. Wie ich aus bester Quell« weiß, rechnet man bei den zukünftigen Ereignissen sogar mit großer Zu versicht auf die „katholischen Elemente" in Polen, daS man „schon aus Rück sicht für die Kirche Rußland nicht Preis geben dürfe". Natürlich, die Jesuiten, die hinter dem Grafen von Chambord stehen, rechnen bei d m Kampfe, den ste gegen die moderne Gesellschaft unternommen haben, auf alle katholischen Ele mente in Europa, sogar auf die in England, das ste durch dieselben lahm zu legen hoffe». Sitzt Graf Chrmbord auf Frankreichs Throne, so hat derselbe al- „ältester Sohn der Kirchr" schon als Prlncip-Mensch die Aufgabe, die moderne Gesellschaft niederzuwerfen. Nämlich wen» Europa sich dies gefallen lassen will. Schweiz. Die Stadt Genf hat sich nicht spotten lassen und dem Diamanten- Herzog dafür, daß er sie zur Erbin eingesetzt, eine solenne Leichenfeier berei ts, welch: das „Journal de Genev:" ungemein eingehend schildert. Wir ent nehme» dem Bericht Folgendes: Um 11s Uhr setzt« sich der Zug nach dem Kirchhofe in Bewegung. Ein Trupp Wachmannschaften zu Pferde eröffnet« ihn. Dumpfe Trauermarsche, von Tambours mit schwär,beflortcn Trommeln geschlagen, wechselten mit Melodien von Beethoven und Chopin, welche ein Elite-Musikcorp- spielt«. Unmittelbar auf die Reiter folgte, langsam gezogen von sechs Pferden, welche Federbüsche und schwarze mit Silberthränen geschmückte Schabracken tru gen, der Leichenwagen selbst, bedeckt mit schwarzem Tuch, auf welchem in Silber die Jnitialien, die Herzogskrone und das Wappen deö Verstorbenen sichtbar waren. Die vier Zipfel des Bahrtuches wurden von Officiercn der Feuerwehr getragen. Den Baldachin umkränzt' ein Schmuck von schwarzen Federn mit silbernen Krausen, und ähnliche Federbüsche befanden sich in jeder Ecke. DaS Ganze war sehr effektvoll. Hinter dem Traurwagen begann der Leichenzug, welcher in Sectionen von ziemlich weiten Abständen g-Milt war. Zuerst kam daS engere Gefolge mit dem Trauer - Marschall, hierauf der Präsident und die Mitglieder des Donseil aämioistrmik als Vertreter der Stadt Genf als Erbin deö Herzogs mit den Testamentsvollstreckern und den persönlichen Adjutanten, dann HuissierS mit den cantonalen Farben, welche dem.StaatSrathe voranschrit ten, weiter folgte daö Bureau deS Großen RatheS, ebenfalls begleitet von einem Huissier mit roth und gelbem Mantel, dann die Municipal-Agenten, der Muni- clpalrath, durch fast alle seine Mitglieder vertret'», die Vertreter der richterlichen Gewalt u. s. w. Die Delegirten deS College, deS Gymnasiums und der Aka demie trugen blau-gelbe Rosetten, die Farben Braunschweigs. Ein« unzählbare Menge füllte die Straß n, durch welche der Leichenzug ging, die Läden waren gi schlossen, kurz, Genf sah aus wis an einem Feiertage. Als der Zug beim Grabe angelangt war, sprach der Präsident der Stadtverwaltung, Le Royer, dem Verstoibenen die Gedächtnißrede und er zog sich , recht geschickt aus der Affatte. Er verschanzte sich hinter die Lehre von der Vergänglichkeit alle- Irdischen und besprach von dieser Position aus mit bewundernöwerther Nachsicht und Milde das Leben deö „tollen Karl", den er selbstverständlich nicht so, son dern „8. k 6b»rles-k'rLäerio-^ux»ste-6nilI»ume, üue üe vruas^vidr" nannte. Bezüglich der Motive, welche de» Verstorbenen vermocht hatten, Genf zu seiner Erbin zu machen, sprach der Redner vage Vermuthungen aus, die er s lbst nicht als stichhaltig betrachtet wissen wollte. Nur das hielt er als positiv fest, daß Genf den Bedingen deS Verstorbenen gerecht werden und sich mit Hülfe von dessen Geld verschönern müsse. Pastor Ehm sprach dann ein kurzes G-bet und der Sarg wurde in die Gruft versenkt, über der sich da- große Denkmal für Len kleinen Herzog einmal erheben wird. Spanien. Madrid, 3. Scpt. I» der Sitzung der Corte- trachte Olave zu dem Antrag, betreffend die strengste Anwendung der KriegSartikel, da- Amendement ein: „ES sollten die Fälle, i» denen aus Todesstrafe zu erkennen sei, vor die CortcS gebracht werden." DaS Amendement wurde mit 88 gegen 82 Stimmen abgelehnt. Wie versichert wird, würde Salmeron im Falle der Annahme deS Antrags über die Kriegsartikel seine Entlassung nehmen und Castelar Minister präsident werden. ^Madrid. AuS Port VendreS wird dem Reuterschen Bureau unter« 29. August telegraphirt.- Von Cartagena hier eingegangenen Nachrichten melden, daß die Insurgenten mit den geheimen Agenten deS Don Carlos in Verbindung getreten und übereingekommen find, sür den Fall, daß sie durch die Belagerer hart bedrängt würden, einen Theil der Fort- den Carlisten unter der Bedingung zu übergebe», daß alle carlisttschen Banden in Valencia die Republikaner an areifen. Diese Banden zählm zusammen 4000 Mann und vertheilen stch wie folgt; — 2500 Mann in Castellon «nter Cucala Valle-, dem Curaten von