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S10 Mg seiner Neugierde « v»Lv»r,»^iche verletzt, andere iur Anwendung der Schußwaffen kam . lergie der Truppen trat bald nach 10 das Publikum zog eS vor, sich nach Hause zu begebm. August. Der gestrige Abend und die vergangene Nacht bar an dem Throne zu vertreten, jener Fusion nicht fern gestanden und derselben die W.-ge geebnet haben. Diese Tatsache wird in Oesterreich seiber a!S fist- stchend betrachtet und daraus erklärt es sich auch, daß die Wiener Blätter mit einer gewissen Besorgniß auf die zukünftige Gestaltung der auswärtigen Politik O.st neichS blicken; in Oesterreich ist zu oft schon das Unwahrscheinliche zur Thatsache geworden, als vaß nicht jedes Vorzeichen einer anscheinend im Anzüge begriff nen Wendung der Politik, selbst auf die Gefahr hin, mißdeutet zu werden, darauf rechnen könnte, argwöhnisch ins Auge gefaßt zu werden. — In dem Kampfe nun, welcher zwischen dem Deutschen Reiche und dem Päpstlichen Stuhl entbrannt ist, wird Oesterreich-Ungar« — daS begreift sich aus dem Wesen dieser Monarchie — mit uns kein Schutz- und Trutzbündntß abschließen; eS wird die Oesterretchtsch Ungarische Regierung sich nicht an dem Vorgehen der Deutschen Reichsgewalt und der Preußischen Regierung gegen die Ausschreitungen der katholischen Hierarchie betheiligen, sondern vielmehr auf die Herstellung und Er haltung eines leidlichen rnoä», viveoäi mit derselben hinarbeiten; das aber glauben wir erwarten zu dürfen, daß, sobald jener Kampf von dem kirchlichen auf das politische Gebiet hinübergesplelt und zu internationalen Verwicklungen führen sollte, die Oesterretchtsch-Ungarische Regierung sich nicht zu den Feinden deS Deutschen Reiches schlagen wird. Wie mächtig auch immer der mit Hof einflüssen und mit Revanchegedanken in der Armee, mit feudalen Machtgedanken und mit nationalem Haß gegen das Deutschthum sich verbündend Ultramontaniö- muS in Oesterreich-Ungarn fein möge, den Leitern dieses Reiches trauen wir denn doch so viel Einsicht in die Dinge und so viel Rücksicht auf geschichtliche Erfahrungen zu, daß sie nicht ein Staatswesen, welches wie kein zweites darauf anzewtesrn ist, seine politische Aufgabe in der Erhaltung des Europäischen Friedens zu erblicken, um fremder Zwecke wegen in politische Abenteuer der ge fährlichsten Art verstricken werden. Die Oesterretchisch-Ungarische Monarchie vor die Existenzfrage zu stellen, ohne daß irgend ein innerer EtaatSzweck, ohne daß Vie äußere Ehre des Staates eS mit zwingender Rothwendigkeit erheischt, da könnte nur von Solchen geschehen, denen die Existenz diese- Staat-wesen- «ine gleichgültige Sache ist, wUchen, wie ein Oesterretchischer Kirchenfürst einmal sich ausdrückte, Oesterreich der unnützrst' Staat unter der Sonne ist, wenn er nicht de» Dienste der Römischen Kirche sich htngiebt. Wie der „A. A. Z." aus Wien geschrieben wird, hat zwischen den Eabineten von Wien und Berlin au- Anlaß der vollzogene« Thatsache der Fusto« ein verttaulichrr Reinung-au-tausch über die Eventualität einer Monarchische« Re- mtt L?o?er Müh« zu beschaffen ist. Die deutsch« Negierung hat 1j Millionen P fluid Nickel, deren sie bedarf, da- Pfund zu fünf Thaler, größtentheils bet englischen Geschäftsleuten bestellt. Norwegen, da- Land, welche- den meisten Nickel besitzt, hat doch nur vier Nickelwerke, Schweden hat deren zwei, von de- ne» eins in die Hände eine- berliner ConsortiumS übergegangen ist. Außer in diesen beide« Ländern findet sich Nickel nur noch in Nord-Amerika, doch ist der dortige Gehalt sehr gering. Der Rickelbau ist an sich übrigen- ungemein müh sam. nnS schon daraus erhellt, daß auf etwa 10V geförderte TonS etwa 2 Ton- Nickel kommen. Die Ausrüstung der preußischen Cavallerie wird in Zukunft noch mehr fache Ergänzungen erfahren. So soll dieselbe nicht nur mit Dynamitpatronrn, sondern auch mit Schraubenbrechern und Schraubenschlüsseln zur Abnahme und Z rstörung von Eisenbahnen versehen werden und ferner Hebelbohrer und ei serne Klammern zum Erklettern der Telegraphenstangen Behufs Abnahme der Leitungen erhalten. Barmen, 27. Aug. Als der gestern Abend 10; Uhr von Rittershausen kommende Personenzug hier anlangte, bemerkte man eine« Wage«, dessen Trirt- bret so wie Thürgriffe vollständig abgetrennt und mit Blut bedeckt waren. Wie wir bis j-tzt erfahre«, soll der betreffende Wage« auf ei» »«richtiges Geleise gerathen und von einer dahinbrausenden Maschine erfaßt worden sein. Leider ist dabei ein Menschenleben zu beklagen, indem der dienstthuende Schaffner bei dieser Gelegenheit gräßlich verstümmelt wurde. Auch find mehrere Passagiere durch hcrcinfliegende Glasscherben erheblich am Gesichte verletzt worden. Metz, 28. August. Bei der Eröffnung deS Bezirkstage- für de« Bezirk Lothringe« erschienen von 33 zu demselben gewählten Mitgliedern 3l und von diesen leisteten nur 10 den vorgeschriebene» Ew; der Bezirkstag ist deshalb nicht beschlußfähig. Posen, 27. August. Ganz in derselben Weise wie gegen den Probst Arendt in Filehne, Kruszka m Kröbe», Grabowski inChludowo (Kr. Posen) ist Vie Regierung auch gegen den Geistlichen BarcikowSki zu Buk vorgegangen, welchen der Erzbischof fett dem 2. Juli d. I. zum Bicar an der dortige« Kirche ernannt hat. Dem Geistliche« wurde seitens deS LandratHS eröffnet, daß er sich aller kirchlichen Functionen bei Geldstrafe bis zur Höhe von 100 Thlr. zu ent halten habe. Der Bicar erklärte hierauf, wie die- auch von den übrigen sus- p-ndirte« Geistlichen geschehe« ist. daß er als Priester sich stets nur nach den Anordnungen der vorgesetzten geistlichen Behörde richte» werde. UebrigenS functio- niren, wie wir aus dem „Kuryer Poznanski" ersehe», die su-pendirten Geist lichen ung-stört Wetter und auch der Vicar BarcikowSki hat d>m ultramontanen Blatte zufolge beschlossen, wie bisher so auch fernerhin seine Functionen inner halb wie außerhalb der KircheauSzuüben, „es seiden», daß man ihn gefänglich cmjtche, in die Kirche nicht hineinlaffe und vor dieselbe eine Wache stelle." Lie „Magdeb. Ztg." macht bekannt: Wir ersuchen unsere geehrten Abon nenten, die vorkommenden Verspätungen im Erscheinen unserer Zeitung gütigst entschuldigen zu wollen. Die hier herrschende Epidemie hat auch die Kräfte unserb Personals geschwächt und wir sind nicht in der Lage, augenblicklich Ab- hülft schaffen zu können. (Am 24. und 2). August sind in Magdeburg a» der Cholera 197 Personen erkrankt, 117 Personen gestorben.) Oesterreich. Aus Oesterreich werde» Stimmen laut, welche daran mahnen, daß der UltromontaniSmuS noch nicht die Hoffnung aufgegebe» hat, die Politik jenes Reichs seinen Zwecken dienstbar zu machen. Es ist eine bekannte Thatsache, daß in sehr hohen Kreisen deö Oesterretchischen KaiserstaatS, welche mit Groll die Dahnen der traditionellen Oesterreichlschen Politik seit dem Jahre 1870 verlassen sehen, der nie rastende Wunsch nach einer Umkehr in dieselben seit dem Stur« des Herrn ThicrS und, seitdem die Aussichten auf eine Restauration deS KönigthumS m Frankreich gewachsen sind, sich mlt besonderer Lebhaftigkeit geltend macht. Auf OHcrrcichischem Boden ist die Fusion der beiden Linien deS HauscS Frankreich zu Stande gekommen. Wenn man auch gern der Ver sicherung der Oesterrnchrschen Officiösen Glauben schenken mag, daß die Oefter- reichisch-Ungarische Regierung dabei in keiner Weise betheiligt gewesen ist, so glaubt man toch mit völliger Sichirheit eS ausspreche» zu können, daß hock stehende P rsoncn in Oesterreich, die Gelegenheit haben, ihre Ansichten unmittel- llauratio» i» Frankreich stattgefimdeir, und habe» stch bei)e Cabiuete in de« Entschluß ei«ig gesunde«: nach wie vor sich jeder wie immer gearteten Einfluß nahme auf den Proceß der inneren Entwicklung Frankreichs zu enthalte«, und jeder zeit erst mit den vollendeten Thatsache» zu rechnen und stch auseinander zu fetze«, Gastein, 26. August. Bon hier wird der „N. fr. Pr." telegraphisch gemeldet: die Reise Bt-marck- nach Gastei» ist drfinttiv aufgegebe», doch findet noch im nächsten Monat eine Zusammenkunft des Grafen Andrassy mit de« Fürste» Bismarck statt. Schweiz. Bern, 26. August. Ein hochwichtige- Ereigniß für die gesammte Gchwei- ist das Resultat der vorgestern im Canton St. Gallen erfolgten Abstimmung über das neue Civil-Begräbnißgefetz, welches die Friedhöfe de» Gemeinderäthen zur Verfügung stellt und fie de« Pfarrern entzieht, sie also bürgerlich macht, während sie btS jetzt confesfionel waren. Mit einer Mehrheit von etwa 360v Stimmen hat das St. Galler Volk diese« von den Ultramontanen auf da- etfrlgste bekämpften Gesetze die Genehmigung erthetlt. Frankreich. Paris, 29. August. Nachrichten aus Nancy zufolge zeigte der dortige Maire den Municipalräthen den bevorstehenden Besuch ThierS in Nancy an. Rußland. Petersburg, 23. August. Die Cholera ist de« Bernehmen nach auch hier — bis jetzt jedoch nur in sehr mäßigem Grade — zum Ausbruch gekommen. Königreich Sachsen. Wie das Dr. B.- und H.-Bl. meldet, hat sich der sächsische Finanzminister, um dem Mangel an Scheidemünze« abzuhelfen, an seine» Herrn College« in Berlin mit der Anfrage gewendet, ob er der Sächsische» Regierung wohl eine größere Summe ; Thalerstücke zur Verfügung stellen könne. Mit großer Bereit willigkeit ist der preußische Herr Finanzminister hierauf eingegangen und eS w:rd.n in diesen Tagen schon 200,000 Thlr. in ; Thalcrstück.n von Berlin hier eintreffen und dann dem Verkehr sofort zur Verfügung gestellt werden. Auch hat sich unsere Regierung in Bezug auf die Guldcncalamität auf die vom Reichskanzleramt erfolgte Umfrage dahin erklärt, daß eS wünschenSwerth sei, von einem gänzlichen Verbot der österreichischen s und 4 Guldenstücke so lange abzufthrn, dis kleinere neue deutsche Silbermünzen in genügender Anzahl geprägt sind, um dem Mangel an AuSgleichSmünzen vorzubeugen, der sich besonders in Sachsen und zwar in solchem Grade zeugt, daß viele Geschäftsleute dem Daxquier in die Hände fallen und Aufgeld für ; und H Thalerstücke bezahlen müssen. Haust du meinen — Gulden, haue ich d inen Thaler! Von mehreren aus Oesterreich zurückkehrenden Reisenden wird die interessante Thatsache berichtet, daß man dort beginnt, den preußischen resp. deutschen Thaler nur mit 28 Sgr. zu berechnen. Zu verwundern wäre das gar nicht, denn ist einmal allgemein der Werth deS Silbers gesunken, so trifft die Entwerthung den Thaler eben so gut, wie den Gulden. Ersterer braucht in Oesterreich a« öff ntlichen Kassen gar nicht angenommen zu werden und find t auch keine weitere t chnische Verwendung, während die Gulden ihres feinen Silbers wegen von Silber chmel- zereien und Medaillen-Fabriken hi r zu dem billigeren Preise jetzt vielfach aufge kauft werden. Ein - weitere Reis ersah ung in Bezug auf Geldsorten ist die, daß die neuen deutschen Goldmünzen, die 10-und 20-Markstücke, in O. sterreich, Italien und der Schweiz mcht gern und nur mit Abzug, angenommen werden. Wie das „Dr. Börf.- u. Hdlöbl." vernimmt, hat der Herr Finanzmimster eine Commission von Sachverständigen der verschiedenen Berufsclaffen nach Dresden cmberufen, welcher der auf Grund der Beschlüsse deS letzten Land tages neu ..uSgearbeiiete Gcsctzentvmf über die Steuerreform zur Begutachtung vorliegt. Diese Commission besteht aus 15 Mitgliedern, und ist bei deren Wahl von Abgeordneten dw 1. oder 2. Kammer ab^eschm worden. Es ist diesem Schritt ein Beweis dafür gegeben, wie ernst eö dem Minister um das endliche Zustandekommen eines neuen Steuergestzeö zu thun ist, und wie er vorher mög lichst alle Urtheile hören will. Aus Leipzig, 28. Aug., schreibt das „L. Tgbl.": Nach den im Laufe deS Mittwochs von den Militär- und Civilbehördcn erlassenen öffentlichen Be kanntmachungen konnte für Niemand mehr ein Zweifel vorhanden sein, daß eS auf das Dringendste geboten war, nach Eintritt der Dunkelheit von de« Kö- nigSplatz und seiner Umgebung möglichst ganz entfernt zu bleiben. Diejenige«, welche nun aber hofften, daß die durch Straßenplacate verkündeten energischen Maßregeln endlich den Scandalscenen ein für alle Mal ein Ende machen wür den, hatten jedenfalls nicht daran gedacht, daß cS eine Menge Leute giebt, deren Neugierde allen Vorstellungen Hohn spricht und fie selbst vor persönlichen Ge fahren nicht zurückschrecken läßt. Solche Menschen strömten von 8 Uhr ab wie der in größeren Massen nach den an den KönigSplatz angrenzenden Straßen und Plätzrn, so daß man nicht ohne Besorgniß den nächsten Stunden enlgcgcnschcn konnte. DaS Publikum drängte sich namentlich in dem oberen Theil der Pe- teröstraße, der Schloßgaffe, der Schillerstraße, auf dem Obstmarkt, in der Wind mühlen- und Zettzer Straße, während der KönigSplatz, auf dem dis Situation wohl auch am gefährlichsten war, von größeren Ansammlungen frei blieb. Als kurz vor 9 Uhr größere, vollständig feldmäßig ausgerüstete Militärabtheilung an den verschiedenen Punkten Aufstellung genommen hatten, da begann nun auch ofort das Werk der Säuberung, und eS verfuhren hierbei die Truppen, die ich, was sehr zu begreifen ist, sammt den commandirenden Offizieren sichtlich in sehr gereizter Stimmung befanden, mit der wünsch. nSwrrthen Energie. Ue- berall wurde mit dem Bajonett angegriffen, so daß die Menschenmenge stch bald weithin zerstreut fand. Der Rückzug artete meist in wilde Flucht aus, btt wel cher Mancher einen nachdrücklichen Denkzettel davon getragen haben wird. Eine SceNe an der PeterSkirche bewies, daß daö Militär nach einem wohl überlegten Plane handelte, von dem nur zu wünschen, daß er schon an früheren Abenden und insbesondere bei der Demolirung der Pleißengasie zur Ausführung gekom men wäre. Am Au^ange der PeterSstraße, da, wo die Magazingaffe einmün det, war ein starker Militärposten aufgestellt, der stch längere Zett ganz gleich- giltig gegen das Publikum verhielt. Auf einmal trieben die Truppe» vom Kö nigSplatz einen große» Schwarm Menschen vor sich her, und nun machte jener Posten Kehrt, um die Ausreißer auf das Kräftigst« zu empfangen. Die Solda ten hieben mit den Kolbm kräftig unter die Masse ein, und die fortwährend« Wehmfe bezeugte» die Wirkung dieser Thätigkeit. Wer hier einen Streich em pfange« hat, Dem ist hoffentlich die Lust zu fernerer Befriedige gründlich vergangen. Einige Leute wurden durch Bajonettst wieder durch Säbelhiebe der Offiziere. Zw eS glücklicherweise nicht. In Folge der Ew Uhr Sülle ' " Leip