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-4 8dr Li Platzzebühren Ar die Gruft auf d m Kirchhofe zu entrichten. Der neukatho lische Pastor weigerte sich jedoch mit Energie, vle Leich: auf de« Friedhöfe auf- zuitthmen, indem er sagte, „nur der Gewalt zu weichen." Der Bürgermeister erließ darauf ein Dekret an den Pastor, worin er ihm einen Erlaß de» Ober- Tribunals anführte, wonach die Alckatholiken al» nicht aus der katholischen Kirche au-geschieden zu betrachten seien und ihn schließlich aufforoerte, der Beerdigung keine Hindernisse in den Weg »u stellen, bei Vermeidung einer Erecutivkrafe von 25 Thlrn. Dennoch widersetzten sich der Pastor und ein Caplan am Ein gänge de» Friedhofs dem Eintritt deS Zuge», wurden jedoch von der Polizei bei Seite geschoben, welche Letztere eö auch für geboten erachtete, zum Schutze der mit dem Zusüllen der Gruft beschäftigten Leute bis zur Beendigung, dieser Arbeit auf dem Friedhöfe zu verbleiben. Die evangelischen Mitbürger WittenS hatten dm Alckatholikm warme uno h-rzlich-Unterkützung zu Theil werden laffm. Berlin, 26/August. Nachdem der Präsident des Reichskanzleramts, StaatSminister D-lbrück, von seiner Badereise zurückgekehrt ist, schreibt man der „Darmst. Ztg." von hi r, werden nun wieder vie politisch wichtigeren Arbeiten in der Reichsverwaltung ihren Anfang nehmen.' Außer einigen hervorragenden Reichö-VerwaltungSfragen, so namentlich der Papiergeld- und Vanknotenfraae, du fte auch demnächst di- Frage wegen der Einberufung d:S Reichstages ihr- Endigung definitiv sieden. Bei vieler Gelegenheit wollen wir bemerken, daß StaatSminister Delbrück sich nicht der Meinung zuneigt, daß der Reichstag «och zu einer Herbstfesfion zusammen berufen werden müsset er ist vielmehr der Ansicht, daß eine möglichst frühe Einberufung des preußischen Landtags und dann eine schon im Januae sich an di: La wtagSsitzung anschließende ReichötagSsesston daS geeignetste Mittel wäre, in ersp.ießlicher Weise die gesetzgeberischen Arbeiten für daS Reich zu erledigen. Aus dem Umwege über Müichen, d. h. durch Professor Pettenkofer erhalten wir eine Zusammenstellung über sämmilich: Erkrankung '» und Todesfälle an Cholera, welch: in halbmonatlichen Absch litten im ganzen Königreich Preu ßen in einem Zeiträume von 12 Jahren vocgekommen sind. Drese Statistik hat um so mcht Interesse, als aus ihr klar h-rvorg-ht, daß cS nicht der Hochsom mer, sondern der Spätsomm:r und der Herbst sind, welche die meist.n Cholera opfer gefordert haben. In diesen zwölf Jah en starben zusammen in der 1. Hälfte deS April von 71 Cholerakranken 50, in der zweiten Hälfte von 110 Kranke« 62; in der echten Hälfte deS Mai starben von 192 Cholecakranken 112, in der zweitm von 650 Kranken 334; in der ersten Hälfte des Juni starben von 3819 Cholerakranken 1961, in der zweiten von 4894 Kranken 2431; in der ersten Hälfte d.S Juli starben von 6106 Cholerakranken 3050, in der zwei ten Hälfte von 10,866 Cholerakranken 5340; in der ersten Hälfte des August starben von 21,870 Choleralranken 11,674, in der zweiten von 41,758 Kranken 21,966; in der eisten Hälfte des September starben von 57,395 Cholerakranken 31,048, in der zweiten von 45,415 Kranken 25,513. Ebenso rapise wie die Zahl der Erkrankungen bis zum September (incl.) im Steige« begriffen sind, ebenso rasch geh n sie sowohl wie d:e Todesfälle von da an wieder abwärts. So tritt bemtö im October eine Differenz von circa 10,000 in den Erkrank- pngen ein. ES starben in der erstm Hälfie des October von 35,874 Cholera kranken 19,462, in v-r zweiten Hälfte von 29,903 Kranken 15,809; in der ersten Hälfte des Nov.mber starben von 21,215 Choleralranken 11,363, in der zweiten von 11,621 Kranken 626?; in der ersten Hälfte des December Karben von 8100 Cholerakranken 4246, in der zweiten von 5665 Kranken 3008; in der ersten Hälfte deö Januar starben von 2857 Cholerakranken 1424, in der zweiten vom 1719 Kranken 893; in d.r ersten Hälfte deS Februar starben von 909 Cholerakranken 510, in der zweiten von 687 Kranken 332; in der ersten Hälfte deS März starben von 266 Choleralranken 159, in der zweiten Hälfte von 74 Kraalen 55. Wie aus den hier mitgethulten Zahlen hervorgeht, hat die Epidemie im September die meisten und im April die wenigsten Opser gefor- deU: gleich; itig ergiebt sich aber auch die traurige Thatsache, daß, mit Aus nahme der ersten Hälfte des Januar, an Cholera stets 50 und mehr Procent der Erkrankten gestorben sind. Oesterreich. Nach dem neuesten amtlichen Ausweise find bisher in Ungarn und Sieben bürgen 60,000 Menschen an der Cholera gestorben; eine erschreckend große Zahl, welche fast die Verheerungen der blutigsten Kriege übertrifft. — AuS Trient, 23. d., wird unö geschrieben: Die Furcht vor der Cholera veranlaßt einige Gemeindevorstehungen WälschurolS zu Maßregeln außerordeml chster Art. Die Bürgermeister der Städte Roveredo und Ala haben nämlich Kundmachungen veröffentlicht, wonach jeder Fremde, wenn er die Stadt betreten will, mit einem LesundheitS-Ccrteficats der Gemeindebehörde jenes OrteS, von welchem er abge reist ist, versehen sein muß, widrigenfalls der Betreffende entweder de« Rückweg antreten oder sich einer Quarantaine fügen muß. Eine gleiche Verfügung dürfte auch demnächst Trient erlassen. Scho« seit h-uleFrüh ist der Zutritt nach Trient vcn der Seite deS SarcathaleS ohne Gesundh ilS-CerNficat verweigert worden, Nachdem in der Gemeinde Vigo-Cavevine fünf Cholerafälle, wovon drei mit tödlichem AuSzange, sich ergeben haben. — Außer diesen Maßregeln wurden poch überall RäucherungSansialten errichtet, i« denen Jedermann vor dem Ein- ttttte in den Ort einige Minuten in einer chlorgefüllten Kammer verbringen muß. Auch da» Gepäck wird auf diese Art deSinficirt. Da alle Sanitäts-Maßregeln den Gemeinden überlassen, sind, so kann man sich denken, zu welchen Verfügungen sich die Landgemeinden in ihrer Furcht Hinreißen lassen. Gastein, 27. August. Kaiser Wilhelm ist heute Vormittag 9 Uhr von hür abgereist. S-. Maj stät verabschiedete sich von den aus der Schloßterrasse versammelten Notabiluäten in sreundlichster Weise und unterhielt sich längere Zeit mit dem Grasen Beust. Die anwesenden Damen überreichten dem Kaiser, wel cher im nächsten Jahre wiederzükommen verhieß, prachtvolle Blumensträuße. Frankreich. Paris, 25. August. „Ordre" will, im Gegensatz zu den Versicherungen d.r Fustsnisten ganz sicher wissen, Graf Chambord sei entschlossen, ein sehr be stimmt gehaltenes Manifest zu veröffentlichen; die Leiter der Fusion machten große Anstrengungen, um dm Grafen von dieser Idee abzubringm. Man versichert, daS neueste Losungswort der Anführer der Monarchisten sprech- sich für große Mäßigung auö, um der Regierung keine Schwierigkeiten zu bereiten; deshalb habe auch die Rede des Herzog- von Brozlie die Zustimmung der gesammten monarchischen Presse gefunden. Pari», 26. August. Gegenüber dem Artikel eine- legitimistischen Jour nals erklärt das „PayS", noch solle der vor dem 24. Mai geschloffene Part aufrecht erhalte» werden. Die Bonapartisten müßten fich indessen die Sprache der Legitimist-» zur Warnung dienm lassen und würde» «öthigmfallS mit den Republikanern fich verbinden, wenn Letztere da- PlebiScit acceptirten. Schweiz. Bern, 25. August. Laut „Journal de S«:ve" «angelt es schon j-tzt nicht an vielfache» Vorschlägen betreffend die Berwendung der Millionen vrr Erbschaft des Hwzog» von Braunschweig. I« Augenblick, wo es sich «och u« den Antritt des Besitzes der Erbschaft handelt, sind diese Vorschläge jedenfalls v-rfrüht. Einstweilen hat der Genfer Administrativrath die Advocate» Alexander Martin und Elert-Biron in G-nf als juristische Vertreter der Interessen der Stadt Genf in dieser Angelegenheit bezeichn«. Spanier». I» Cartagma ist Streit zwischen den Soldaten und den Civilisi« auS- gebrochm, wobei eS Todte und Verwundete gab. Die Soldatm wolle» sich er geben. E- schei»en also dort ähnliche Vorgänge zu spielen, wie sie in Cadiz der U-bergabe vorausgingen, wo auch zuerst die rebellischen Artilleristen sich wieder sür die madrider Regierung erklärtm. Unter jmm Civtlistm in Cartagma werden ebm die rothen Freiwilligen zu versteh« sei». Madrid, 26. August. In der heutigen Sitzung der Cortes kam e» zur Sprache, daß die Carlistm und die, republikanischen Aufständisch« in der Pro vinz Castellon mit einander in'S Einvernehmen getreten srien. I« Uebrigen bettachtet die Regierung die Situation als ihr günstiger geworden, da die letzt« Gefechte gegm die Carlistm ausgefallen sind. — Man erwartet einen neu« Zusammenstoß in der Nähe von Estella, das von dm Earlisie» bei Annäherung der Division Santa Pau geräumt ist. — Einzelne Abtheilungen derselben, die fich w-igem den Befehlen Don Carlos Gehorsam zu leiste», zieh« »och immer im Norden umher, wo sie Stationen der Eisenbahnen und daS dort vorgefundene Material zerstören und die Arbeite» i» dm, Ausländern gehörigen, Bergwerk« zu stören suchen. In der Provinz Asturien hat die carlistische Bewegung völlig ausgchört. — Die Befestigungsarbeiten bei Bilbao find jetzt vollendet. — Car- thagena ist von der Land- und Geeseite her mg etngeschloffen, so daß die Be lagerten auf halbe Ration« gesetzt find. Voraussichtlich wird die Stadt nicht lange mehr Widerstand leisten. — Das Gerücht wonach auf der Blokadefiotte von Carthagen» eine Meuterei auSgebrochm sei, wird von der Regierung dementirt. Madrid, 26. August. I» der heutige» Sitzung des CorteS ist Castelar mit 135 Stimmen Majorität zum Präsident« gewählt worden. 73 Stimme« fi lm auf Olave. Castelar erklärte fich in einer Ansprache an die Versammlung zur U-bernahme deS ihm unverdient übertragenen Amtes bereit, zu dessm An nahme er fich durch die Gefahren und Schwierigkeiten der Situation verpflichtet halte. Er werde, sagte er, der DiScussion freien Lauf lasse», aber persönliche Angriffe unter den Mitgliedern nicht dulden. Sein politisches Programm sei dasjenige Salmeron'ö. Es sei die Aufgabe der gegenwärtigen Versammlung, die Sevremberrevolutisn fort- und durchzuführen; die Versammlung vertrete nicht eine Fraktion, sondern die gesammte Demokratie. Seit dem 11. Februar sei die Freiheit die Signatur der Republik; der Untergang der letzteren werde auch der Tod der ersteren sein. Castelar sprach fich ferner dahin aus, daß er fich zwar zu föderale» Grundsätzen bekenne und überzeugt sei, daß durch eine Föderation die Diktatur vermieden werde» könne; vor Allem wolle er indessen die n itionale Einheit und die Aufrechterhaltung der Integrität deS Vaterlandes. Dazu sei eine kräftige R-giemngSgewalt und die Wiederherstellung der Ordnung erforderlich. Die Republik laufe G-fahr unterzugehen, wmn die Ordnung fich nicht wieder befestige. Schließlich betonte Castelar, daß es besonders nothwmdtg erscheine, die DiSeiplin in der Armee wtederherzukellen. Madrid, 27. August. Nach einer hier etngetroffmen Depesche soll da» Fort Estella bereits von dm Carliste» genommen sei». In RegterungSkreis« wird diesem Ereigniß indessen wenig Gewicht beigelegt, da daS Fort nur auS einer befestigten Caserne besteht und nur eine Gamison von 150 Mann hatte. General Sanchez Bregua rückt in Eilmärschm heran, um dasselbe im Verein mit der Truppenabtheilung unter Santa Pau wiederzunehmen. Amerika. Rew-Dork, 23. Aug. Der Präsident Grant hat das über dm Capitä» Jack und fünf andere Modoc-Jndianer verhängte TodeSurtheil bestätigt und die' Strafe wird am 3. Oktober im Fort Elamath mittels deS Galgen» vollstreckt werden. Wieder ist ein großes Dampferunglück geschehen. Gestern barst der Kessel deS DampfbooteS George Wolfe auf dem ArkansaSfluffe und 27 Leute wurden gctödtet oder verwundet. Königreich Sachfen. Die „Leipz. Nachr." schreiben: „Wenn der einzige Zweck der Annahme- Verweigerung der Silberguld« an öffentlichen Kaffen der gewesen ist, die Reichs kassen vor Verlust zu bewahren, so scheint dieser Zweck damit keineswegs erreicht zu werden und daS ganze feindliche Auftreten gegm die Gulde« unmotivirt zu sein: den« eS wird jetzt plötzlich ein Umstand bekannt, an den vorher Niemand gedacht hat, und der doch sehr nahe liegt. Die Franzosen machen fich nämlich den so gesunkenen Silberwerth zu Nutz«, kaufen die österreichischen Silberguldm zu dem billige» Cour» von 94 bi» 95 pCt. an, schmelzen sie ei», münzen fle, da sie gleiche Legirung wie die französisch« 5 KrancSstücke habe», zu letztge nannter Geldsorte um und zahlen dieselben als Kriegsschuld an die preuß. Kaff«, die keinen Grund habe», die A»nah«e zu verweigem, da die Zahlung der 5 Milliarden ausdrücklich in französischem Gelde ausbedungen ist. Man steht also deutlich, daß die Zurückweisung der österreichischen Silbergulde« eigentlich eine nicht ihrem Zweck entsprechende Maßregel war und eS ist die» umsomehr zu bedauern, als der Mangel an Silbermünze im Kleinverkehr täglich empfindlicher hervortritt. Ueberall klagt man über diese» Ma»g»l und eS zeugt von wmig Voraussicht, daß man die Cirmlation einer so bequem« Münze wie der Silber- aulde» ist, hemmte, bevor man fiir ausreichenden Ersatz gesorgt hatte. Welche Calamitäten im Verkehr bei fortdauerndem Einziehm deS Silbergeldes und Zu- rückwetsm des SilberguldenS entstehen werden, läßt sich schon jetzt vorauSsehm; wir werden bald die Zeit haben, wo wir Thaler, Acht- und Viergroschenstücke mit Aaio beim Bankier kauf« müssen, und der Mittelstand hat den Schaden davon." Leipzig, 26. August. Die bedauerlichen Tumulte vom Sonnabmd und resp. Sonntag Abend hab« sich gestern Abend in erhöhter« Maße wiederholt. Die Pletßenaaffe bot gestern Abend von 11 Uhr ab den Schauplatz widerlicher Scmm. Die Häuser Rr. 1 u«d 2 und einige andere der genannt« Gaffe war« von einer dm nieder« Ständen angehörenden M«sch«maffe thatsächlich vollgestopft, so daß die aufgebotene Poliieimannschaft, die fich bekanntlich al» einziger Waffe lediglich eine» Stocke» bedient, nicht im Stande war, die an- drängende Menge zurückzuwetsen. Die Häuser Nr. 1 und 2 hauptsächlich wa rm die Zielscheiben der Tumultuant«, die fich nicht damit begnügtm, Fmsta und Läden ein,uschlagen und allerlei Sach« zu deowlir«, sonderns auch sich mehrfach an dem Etgmthum de» Verletzte» ,u bereiche« suchten. Nur erst nach einig« Stund« und al» da» rrquirtrt« Militär zur Unterstützung herbei-