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veröffentlicht die Weissagungen eines neuen ultramontanen Propheten, den Msgr. Villon unter seinen de sondern Schutz genommen hat. In dieser famosen Pro« pyeze ung heißt cS; „Ein neuer Krieg wird bald zwischen Frankreich und Preußen auSbrtchen/ Ein fürchterliches Kriegs Werkzeug wird von eine« Franzosen er funden werden." Dann folgt die Beschreibung der ersten KkiegSbegebenhetten und endlich die der entscheidenden Schlacht uns ihre Folgen: „Am Vorabend der großen Schlacht fordern die Italiener Nizza zurück uns dringen schon in der Richtung auf Lyon vor, aber sobald sie die allgemeine Niederlage der Preußen erfahren, gehen sie über die Gränze zurück. Entscheidende Schlacht zwischen den Franzosen und den Deutschen. Große Eile der Bewaffnung; vollsiändtgeS Schweigen in dem französischen Heere; cS ist ausgestellt auf einer »»bewaldeten Höhr, hat zu seiner Rechten eine Ebene und vor sich einen Canal, einen Wald und die Preußen in furchtbarer Anzahl. Der französische General verzweifelt an dem Erfolge, aber man beruhigt ihn. Daö Gefecht beginnt, die Niederlage der Preußen ist vollständig; der Canal ist gefüllt mit Leichen. Der Feind zählt 80,000 Kampfunfähige. Man verfolgt die Preußen, welche ihre Bagage im Stiche lassen; ihre erste Armee steht über ChalonS, Verdun, Thionville, Coblenz, Mainz bis Königsberg. Die zweite Armee, an der Loire geschlagen, flieht über Nancy und Mtz. Die dritte flaht durch daS Elsaß. Unsere drei siegreichen französischen Armeen rücken bis B.ilin vor, wo man Papiere auffindet, dir Rußland, Italien und Spanien compromittiren, und man rückt über Berlin hinaus. Unsere drei Armeen vereinigen sich vor Königsberg und liefern den vereinigten Preußen und Russen eine Schlacht. Rußland strcckt die Waffen, man unterzeichnet einen Frieden mit ihm. Preußen hört auf zu eristiren. Polen wM' hergestellt. Oesterreich gibt die polnischen Provinzen heraus, aber wird nach d.r Seite von Griechenland hin entschädigt. Die Gränzen Frankreichs er strecken sich bis Frankfurt und umfassen einen Theil von Baiern. Der Papst erlangt seine Rechte wieder. Italien, geschlagen, wird in drei Königreiche ge- theilt. Der kranke Papst stirbt gegen daS Ende deS italienischen Feldzuges. Hcrfillung der legitimen Fürsten in Spanien." Eine weitere Prophezeiung be- ttifft die Schweiz. Dort wird die verfolgte katholische Kirche triumphirend auö dem Kampfe hervorgehen. Die Schweiz wird ihre republikanische StaatSform nicht verlieren, aber unter daS Protektorat des heilige» Vaters gestellt werden! Wie deutlich sich m diesen Albernheiten die Bestrebungen und Wünsche der Ultra montanen auSspr chen, braucht nicht hervorgehoben zu werden. Parts, 4 August. - Die „Agenre HavaS" rectificirt ihre gestrige Nach richt von der Rase des Grafen von Parts nach Villers bei Trouville; der Graf von Paris habe sich nach Wien begeben. Der dem Grafen von Chambord zu gedachte Besuch werde einfach ein Act ehrerbietiger Achtung sein, politische Fra gen würden nur mü äußerster Nese.ve und mit derjenig n Beschränkung bespro chen werden, welche auch die Majorität der Nationalversammlung in Folge stillschweigenden Einverständnisses beobachte. Versailles, 2. Aug. In den letzten ackt oder zehn Tagen erpedirt Herr Thicrö jeden Morgen ein Dutzend kleine Briefchen, um diesem oder jenem Dcputirien ein Wörtchen zu sagen. Wenn Herr ThierS dieses thut, so orga- nisirt er eine kleine Jntrigue nach seiner Art, und je heiterer er dabei erscheint, je ernsthafter meint er die Sache. Herr ThierS trägt einen Optimismus und eine außerordentlich gute Laune zur Schau; was mag der Grund dafür sein? Die Einen sagen, cS seien die finanziellen Verlegenheiten des Herrn deBrog- lie, welche dahin gediehen find, daß der Herzog b'Aumale genöthigt «ar, mit seiner Börse einzulreten, um die freundliche Auseinandersetzung deö Herrn dr Broglie mit seinen Gläubigern möglich zu machen; die Anderen sagen, eS Landle sich um den neuen Versuch der Fusion zwischen den Legitimisten und Oileanisten. Letzteres könnte leicht der guten Laune deS Henn ThierS zu Grunde liegen. Die Nachricht, welche daS Journal de Rouen gebracht hat, ist richtig; der Graf von Paris hat mit Herrn de Broglie eine Unterredung ge habt, und daö unter ihnen verabredete Stichwort ist, mit dem Scheine der äu ßersten Teferenz sür den Herrn Vetter denselben dahin zu bringen, sich selbst lächerlich und so die Fusion unmöglich zu machen. Macht sich der Graf Cham- to:d unmöglich, so hofft Herr de Broglie diejenigen Legitimisten, welche noch kiwaS praktischen Verstand haben, zu seinen orkamstischcn Ideen bekehren zu können. Herr ThierS freut sich über diese Kombination, denn sie wird vorauS- fichllich die Einigkeit der coalisirten Parteien stören und bei dem Wiedereintritt der Kammern die Majorität verschieben. Aber daS Journal de Rouen sagt wicht Alles; wenn Herr ThierS nach einer Seite zu trennen sucht, so sucht er nach anderer Seite hii zu vereinigen. ES ist mit ihm verabredet worden, daß die 280 Depulirlen, welche sich aufrichtig der Republik anschließen, alle wäh rend der Vakanz zu ihren Wählern r.dcn oder wenn sie daS nicht können, ein Rundschreiben erlassen sollen, und daß in allen diesen Reden und Rundschreiben die Auflösung der gegenwärtigen Versammlung verlangt werden soll. UeberdieS wird Herr Thiers bei den nächsten allgemeinen Wahlen die Oberleitung haben in dem Sinne, daß die Republikaner aller Departements ihm ihre Candidaten- listen vorlegen werden, und Herr ThierS wird zugeben, daß, wo eS keine con- servativ-republtkanische Kandidaten gibt, der radikale Kandidat jedem monarchi schen Kandidaten vorgezogen werde. Die Huldigungen, welche in der Provinz dem Herrn ThierS dargebracht werten, tragen viel zur Einigung der verschie denen Fraktionen innerhalb der republikanischen Partei bet. Obgleich Herr ThierS kein eifriger Republikaner ist, so will er doch die Republik befestigen, weil er darin die einzige Zukunft deS Landes erkennt, und deshalb ist er auch auf die oben erwähnte Ueberetnkunft ringegangen. Die Demonstrationen in den östlichen Departements zu Gunsten der Republik und deS^Herrn ThierS machen Hem Ministerium und selbst dem Marschall Mac Mahon böseS Blut. So gar Herr Ernoul steht schwarz und wird entmuthiat. Er scheint zu merken, daß eS trotz allem Wechsel der Präfekten und Unterpräfecten sehr schwer sein wird, bei den Wahlen über die Republikaner zu siegen. Er hat dieses selbst gesagt und hinzugefüat, „wenn wir nicht siegen, so wird cS für immer mit uns aus sein." Herr ThierS sagte vorgestern Jemandem, der darauf hinwies, wie sehr die Monarchisten an Boden gewinnen: „Ja, sie gewinnen an Boden in der Versammlung, aber im Lande, nein I Warten sie nur. Keiner von ihren reaktiv- nären Beschlüssen wird bestehen, wenn wir nur zwei Stunde» lang Republik haben." Bet derselben Gelegenheit äußerte Herr ThierS, daß der Herzog d'Au- male sehr schlecht berathen gewesen sei, als er den Vorsitz in dem Kriegsgerichte über den Marschall Bazaine angenommen habe. Er lächelte auf seine, spöttische Weise über di« Phrase deS FranxaiS, der nach einer Inspiration von Herrn de Broglie gesagt hat, die repuplicanisch-demokratische Partei wolle „den legalen Bürgerkrieg." Wenn die demokratische Partei, sagte Herr ThierS, di« Legali- läl zum Actionömittel macht, so wird sie stärker sein, als Hre Gegner, welche zu sehr vergessen, daß man nicht lange rückwärts gehen kann. Indessen finden viel« Freunde deS Herm ThierS doch, daß er eine zu passive Rolle spielt und handelt, als habe er noch lange Jahre vor stch. Sie möchten ihn deshalb er greifen sehen. Die Röpublique Frünpaise gibt dieser Ansicht und diesen Wün schen Ausdruck. Sollten übrigens. Hie Orleanisten wirklich dahin gelangen, für lhren Staatsstreich Hoffnung auf Erfolg zu erlangen, so werden sich, das ist sicher, die Legitimisten und die Bonapartisten den Republikanern «»schließen und mit ihnen sie Auflösung der Kammer verlangen und das wird jedenfalls der orleanistischen Politik drn Untergang bereit«. England. London, 4. August. I« der heutigen Sitzung deS Unterhauses beant wortete der Unterstaatöseeretär des Auswärtigen, Viscount Enfield, eine Inter pellation von Brewer und Otway wrgrn Bethetligung eines englischen Schiffes an der „Vigilante"-Affaire. Viscount Enfield erklärte, der Kapitän deö englischen Kriegsschiffes „Pi geon" hab- nur insofern stch an der Aufbringung des „Bigilante" btth-iltgt, als er bei der Unterzeichnung der vom Kapitän deö „Vigilant«" mit dem Kom mandanten der Fregatte „Friedrich Karl" abgeschlossenen Convmtton als Zeuge zugegen gewesen s.'i. Viscount Enfield machte ferner die Mittheilung, daß un- tcrm 24. vor. MS. an die englische» Marineoffiziere eine Instruction des In haltes abgegangen sei, die spanischen Jnsurgentenkrieaöschiffe nur dann als Pi raten zu behandeln, wenn dieselben gegen englische Unterthanen oder deren In teressen sich seeräuberische Handlungen sollten zu Schulden kommen lassen. Die Instruction für die Flottenoffiziere lautet ferner dahin, die auf den Jnsurgenten- 'chiffen etwa gemachten Gefangenen nicht an die spanische Regierung auszulie fern, sowie Beschießungen von Städten durch die Jnsurgentenschiffe zu verhin dern, bis die englischen Unterthanen und ihr Eigenthum in Sicherheit gebracht seien. Viscou tt Enfield machte darauf die officiell: Anz ige, daß das englische Mittelmeergeschwader in Gibraltar eingetcoffen sei. Spanien. Valencia, Cartagena, Cadiz und vielleicht noch Granada find jetzt die ein zigen beveutenden Städte, welche d n Widerstand gegen die madrider Re gierung fortsehen. Wie in Malaga eine verhältnißmäßige Ordnung heme- stellt worden, haben wir gestern geschildert; heute liegen die ausführlichen Be richte auch über die Einnahme Sevillas durch die Truppen dcS Generals Pavia vor. Der erste Angriff wurde am 28. Nachmittags unternommen. Nach sechs stündigem Kampfe, m welchem beide Theile erhebliche Verluste litten, hatte Pa via den Bahnhof, daS Pyrotechnicum und de» östlichen Stadttheil hmter der Puerta de la Carne erobert, wobei vier Kanonen in seinen Besitz fielen. Die Aufständischen, welche in dem Carne-Viertel ihre Hauptposttion gehabt, zogen sich nun in tue massiv« Tabakfabrik hinter den Gälten deö Alcazar und in die St. NtcolauSkirche zurück. Gegen diese letztere wurde, nachdem der Kampf während der Nacht geschwiegen, am folgenden Morgen zwischen 7 und 8 Uhr der zweite Angriff etngeleitet. Die Kirche war durch zwei Geschütze v rtheidigt und der Zugang durch eine Anzahl von Barrikaden versperrt. Diese Hinder nisse von den Truppen, welche sich durch die benachbarten Häuser den Zutritt erzwangen, ohne große Mühe beseitigt, und bald war auch die Kirche in ihrer Gewalt. Um 1 Uh: Nachmittags stürmte die Colonne Salcedo die Tabakfabrik, in welcher der RevolutionS-AuSschuß und angeblich der rebellische General Pier rad stch befanden. Auch dieses Bollwerk der Aufrührer fiel; und bald darauf nahmen die Truppen der Kathedrale so wie das Stadtviertel Macarena, und nun konnte von einem weitern Widerstande keine Rede sein. Am Abend war Sevilla erobert; aber die Meuterer hatten fliehend noch eine Anzahl von Häu sern, die sie mit Petroleum bestrichen, in Brand gefickt. Die Truppen haben eine große Menge Gefangener gemacht, unkr denen sich auch ausländische Mit glieder der Internationalen befinden sollen. Madrid, 4. August. Nach hier eingegangenen Nachrichten hat die zu den Aufständischen übergegangene Artillerie in Cadir sich wieder von denselben loSgesagt, die Mitglieder der dortigen rcvolulionären Junta verhaftet und die selben an die in Cadir eingerückten Regierungstruppen ausgeliefert. — DaS Bombardement gegen Valencia wurde fortgesetzt. — Granada hat stch der Re gierung unterworfen. — In Andalusien ist überall die Ruhe wieder hergesteüt. — Die CorteS haben eine Commission zur Berathung des Antrags ernannt, ob gegen 7 von den Gerichten namhaft gemachte Deputirte die gerichtliche Verfol gung eingelcitct werden soll. Königreich Sachsen. Dresden. Aus New-Aoik wird vom 1. August gemeldet, daß das sächsische Schützen-Militär-Mustkchor auf dem Dampfer Westphalia mit einem Verdienst von 45,000 Dollars seine Rückreise antritt. Dresden, 5. August. Von gestern Mittag bis heute Mittag sind 6 neue Elkrankungsfälle an der Cholera und 8 Todesfälle bei bereits früher Er krankten amtlich angezeigt worden. Der gegenwärtige Bestand der Cholerakran ken in hiesiger Stadt beträgt 24. Das gestrige Bulletin über daS Befinden Sr. Majestät deS Königs lautet; „Pillnitz, 5. August. Die Nacht war eine gute, Se. Majestät der König haben den größten Theil derselben geschlafen, fühlen Sich aber trotzdem heute früh wenig gestärkt, vr. Fiedler, vr CaruS. vr Ullrich." — Abgesehen von den ärztlichen Gutachten, die den inneren KrankheitSzustand unseres all verehrten Königs melden, ist im allerhöchste» Befinden insofern eine Besserung eingeireten, als der hohe Patient sowohl Sonntag wie Montag stch nicht nur außer Bett befunden hat, sondern auch an einzelnen Stellen in den Pillnitzer Schloßgarten stch in einer Sänfte hat trage» lassen. Khemnitz, 4. August. Gestern Mittag zwischen 12 und 1 Uhr verun glückten beim Kahnfahren auf dem Schloßtetch die Architekten Paul Rost aus Hartha und Robert Börner von hier im Alter von 21 und 26 Jahren. In Gesellschaft einer zum Besuch anwesenden Dame hatten sie im gemeinschaftlichen Rudern den Teich bereits mehrmals durchfahren und waren eben im Begriff, wegen einseitiger Ermüdung die Ruderplätze zu wechseln. Hierbei kam aber der Kahn so sehr ins Schwanken, daß Beide ins Wasser stürzten und ertranken, ohne daß Hilfe herbeikommrn konnte, weil unglücklicher Weise zu dieser Zeit Niemand tu der Nähe fuhr und der Hilferuf jedenfalls weiterhin nicht gehört worden ist, und die noch mit größter Anstrengung sich im Kahn erhaltende Dame aber, zum Tod erschrocken und einer Ohnmacht nahe, vollständig außer Stande war, zu helfen. Der Leichnam des Rost wurde gestern Nachmittag 4 Uhr, der des Börner ist heute Vormittag 48 Uhr aufgefunden. Börner hinterläßt Fra« und Kind, Rost war unvcrheirathet. Herrnhut, 3. August. Wie man den „V. R. berichtet, ist in Nieder- rupperSdoif vergangene Nacht in der zweiten Stunde im Wohnhaus deS Garten- nahrungsbefitzers Israel Feuer au-gebrochen und find durch dasselbe auch die