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-sogleich erfolgte Knall und Fall. Der Spaten hatte eine Granate getroffen, die sogleich furchtbare Verheerung anrichtei'e, indem ein Knabe in die Herzgrube getroffen, todt »irdersank, zwei andere« wurde da« G-ficht verbrannt Md ein vierter an der Stirn schwer verwundet. Andere kamen glücklicher Weife mit dew Schrecken davon. Bei weiterem Rachgraben fand «an im Sande noch sieben andere Granaten versteckt. Die Untersuchung ergibt hoffentlich, auf welche Weise dieselben dahin gekommen sind, damit solche Ruchlosigkeit ihre Strafe findet. In Betreff deS gemeinschaftlichen Spielen« von Lotterieloosen wird dem Berl. Tgbl. eine merkwürdige Entscheidung mitgetheilt. Der Fall ist folgender: Ein Kaufmann in Dramburg, der weder Lotterie-Collecteur noch Unternehmer ist, ließ einem Bekannten auf dessen Bitten die Hälfte eine« von ihm gespielten Viertel-Loose« der preußischen Siaatölotterie ab und Mundete demselben den Be trag dafür. Da« LocS erzielte keinen Gewinn und der Käufer de« Loose« ver weigerte jetzt die Zahlung. Der Kaufmann wurde bei dem dortigen KreiSg'- richte klagbar; die Einleitung der Klage wurde jedoch durch Verfügung abge lehnt, wert wegen Spielschulden eine gerichtliche Klage nicht Statt finde. Die deßhalb bei dem Appellationögericht in CöSlin erhobene B schwerde wurde al« unbegründet zurückgewiesen, „da die §§. 557,558, Theil I Tit. 11 A.L.-R. , nicht Mr den Lotterie-Collecteuren, sondern überhaupt den Unternehmern, also Jedem, der zum Lotteri, spiel Credlt gibt, die Klage versagen". Da e« sich um eme Bagatelle handelte, war eine wettere Beschwerde unzulässig. Die Entschei dung ist für Jeden, d.r mit Anderen, wie so häufig, gemeinschaftlich ein Loo« spielt und den Einsatz auölegt, oder einem Anderen einen Th.il seine« Loose« gegen Stundung des Betrage« abläßt, äußerst beherzigenswerth. Königsberg i. Pr., 10. August. Rach dem amtlichen Cholerabericht sind vom 6. bi« 8. August hierselbst 60 Personen an der Cholera erkrankt und 33 gestorben. Oesterreich. W ie«, 8. August. So kalt und gleichgültig die Kreise deö Cabinet« die Begegnung der Orleans und BourbonS in und nächst Wien ansehen, so lebhaft rnteresstrt man sich für diesen Zwischenfall im diplomatischen Corps, dem sich bei dieser Gelegenheir ein Anlaß bietet, zu zeigen, wie weit seine DefinitionS- und JnformationSgabe nicht. Wa« sich zwischen hier und FrohSdorf abspielt, hat so wenig Betherligte und Zeugen, daß eö schwer sein wird, den Schleier eher zu lüften, als e« den Haupt-ActeurS genehm ist. Daß der Graf von Paris seinen oller cousiir in FrohSdorf besuchte und von diesem empfangen wurde, ist richtig, und auch die Worte, mit denen er sich daselbst einführte, hat ei« Telegramm berichtet. Der Einsiedler von FrohSdorf und sein Gast müssen sich doch recht gut gefallen haben; denn sonst hätte der Erstere sich kaum beeilt, «ach Wien zu kommen, um den Besuch zu «wieder« und einige Stunden in Gesellschaft dcS Grafen von Paris zu verleben. Auch der Eifer, mit dem ver schiedene hier weilende Mitglieder der orleanistischen Fraktion der National- Versammlung nach FrchSdorf pilgern — darunter auch Graf d'Harencourt —, deutet man als ein Symptom der Versöhnlichkeit von Seite» de« kov. Und während di« alles hier vorgeht, weilt de: Botschafter Frankreichs, der Marquis de Banneville, in Paris, angeblich, um seine Entlassung zu betreiben, die man hier übrigens nicht gern zu sehen scheint. Noch gestern sollen Kaiser und Kai serin der bei dem Hoffeste anwesenden Frau v. Banneville in sehr schmeichel haften Ausdrücken ihr Bedauern über den Austritt ihres Gemahl« ausgesprochen haben. Desto aufmerksamer verfolgt zumal die italienische und russische Diplo matie das geheimnißvolle Spiel von FrohSdorf, das freilich, auch wenn e« nicht in die Zeit der sauren Gurken fiele, einiger Beachtung werth wäre. Ob es mehr als ein Impromptu oder ein Intermezzo ist, darüber wird man wohl aus Paris viel zuverlässiger unterrichtet werden, als e« von hier im Allgemeinen möglich ist. Frankreich. Paris, 9. Aug. Der Courrt.r de Lyon theilt folgende Einzelheiten über die Frohödorfer Zusammenkunft mit: Als der Gros von Paris den festen Entschluß gefaßt hatte, seinen Vetter zu besuchen, berief er die Mitglieder seiner Familie zusammen,, um dieselben zu befragen. Sein Beschluß wurde von allen gebilligt; der Herzog von Nemours und der Herzog von Chartres (Bruder deö Grafen von Paris) zeigten sich be sonders eifrig, um den Grafen von Paris anzufeuern. Man diöcutirte als dann die Frage, ob der Graf sich allein oder in Gesellschaft eines seiner Oheime nach Wien begeben solle. Man entschied sich für Letzteres. Zuerst brachte man den Herzog von Nemours in Vorschlag. Man erkannte an, daß die Anwesen heit dieses letzteren nicht bezeichnend genug sei. Nemours ist nämlich von je her Legitimist gewesen und sein Mitgchen konnte daher nicht den Charakter einer entgültigen Versöhnung haben. Da der Herzog von Aumale wegen der Ba- zaine'schcn Sache Pari« nicht verlassen konnte, so bot sich Prinz von Joinville an. Ferner beschloß man, das strengste Geheimniß zu beobachten, wa« um so leichter war, als außer den Mitgliedern der Familie nur zwei Vertraute der selben, der Herzog von DecazeS und Eduard Bocher, der Verwalter der Fami liengüter, der Konferenz beigewohnt hatten. Am nämlichen Abend wurden die Pässe bestellt; der für den Grafen von Paris lautete auf de« Namen eines Grafen de Villers. Um die Neugierde der Böswilligen und Indiskreten ab- zulenken, reiste der Graf von Paris mit seiner Frau und Kindern nach VillerS- sur-mer ab und kam dann sofort nach Paris zurück, um mit seinem Oheim Joinville nach Wie» abzureisen. Die Prinze» trafen in Wien am 3. Abends ein. Am 4. begab sich der Prinz von Joinvllle «ach FrohSdorf, wo seine An kunft angeuieldet worden war. Er wurde sofort von seinem Verwandten em pfangen. Einige Stunde später kam er nach Wien zurück, wo dann ein Ver trauter des Grasen von Chambord eintrat, um den Grafe» von Parts zu be grüßen. In der Unterredung, welche zwischen dem letzteren und dem Abgesand te« seines Vetters Statt fand, wurde beschlossen, daß keine politische Frage be rührt werden solle. Der Graf von Chambord hatte eS so gewünscht. Der Graf von Paris bemerkte, cS sei auch sein Wunsch; eS komme ihm nicht zu, über gewisse politische Probleme zu verhandeln, deren Lösung Sache deS Landes sei. Er sagte: „Ich habe gewisse Ideen, der König hat die seiniaen. Rar t» Übereinstimmung mit der Nation kann er die seiniaen, deren Prüfung mir nicht zukommt, zur Geltung bringen oder modificiren." Nachdem diese Präliminarien so geregelt wäre«, ging der Graf von Paris am 5. »ach FrohSdorf. Der Graf von Ehambord erwartete ihn in cinem Salon, empfing ihn stehend, und nach dem er ihm die Hand gereicht, setzte er sich u»d bat ihn, sich niederzusehe«. Darauf sagte der Graf von Part-: „Sirei Ich komme, um Sw. Maj. einen Besuch abzustatte«, den ich scho« seit langer Zeit zu «ach« wünschte. Ich komme, um i« meinem Name« Md i» de« aller Mitglieder «einer Familie Sw. Raj. «eine ehrfurchtsvolle Huldigung nicht allein al- dem Oberhaupt unseres Hause«, sondern auch al« de« einzig« Repräsentant« des monarchi sche« PnncipS in Frankreich darzubrütg«." Nach einer kurz« Pause fügte er Hinz«: „Ich habe die HoffnMg, daß der Tag komm« wird, wo die franzö sisch- Nation begreift, dass ihr Heil « diesem Princip iß, Md e« ist nur dort." — Bet diesen Worten erhob sich der Graf von Chambord mit Thrän« 1« den Auge« und öffnete seinem Vetter die Arme. Die Versöhnung war eine vollständige. Die Unteredung nahm alsdann einen intimer« Verlauf. Am nämlichen Tage b«ab sich Graf von Chambord nach Wie« ins Hotel „Zum Kaiser", wo sein Vetter abgestiegen, und erwiederte d« Besuch. Der Graf vo» Baris empfing ihn an dem HauSthor. Mehrere in dem Gasthause wohnende Franzos« waren bei de« Empfang anwesend und erstaunten über dessen Herz- lichkelt. Graf Chambord blieb eine halbe Stunde da. Paris, 10. August. Ein gestriger Artikel des „Journal de Paris" über die Bedeutung des Besuch« de« Grafen von Pari« in FrohSdorf, in welchem zugleich erklärt wird, daß die Prinzen von Orleans dem Grafen von Chambord gegenüber jeden Anspruch auf den Französischen Thron aufgegeben hätten, wird heute von den legitimistisch« Blättern unter dem Ausdrucke der vollständigste« Befriedigung abgedruckt. Italien. Der Papst wird trotz der drückenden Hitze nicht müde, Deputationen zu empfangen, ihre Adressen anzuhören und sie mit Reden zu beantworten. So empfing er' dieser Tage die Vertreter deS frommen Instituts zur Hülf-leistuna an arme verschämte Wöchnerinnen und zur Taufe ihrer Kinder. In der Adresse wird u. A. erwähnt, daß das Institut bereit« 576 arme Kindbetterinnen unter stützt und eben so viele Kinder hat taufen lassen, so wie eö auch alljährlich am 25. Juni, dem Krönungstage deS Papstes Pio Nono, zwei Mitgiften unter die von ihm getauften Mädchen verloosen läßt. Nachdem der Papst die Vertreter des Instituts belobt hatte, daß sie arme Wöchnerinnen unterstützen und die See len ihrer Kinder retten, sprach er einige passende Worte gegen die Freidenker, welche die jungen Seelen dem Satan zuführ«, und schloß wie gewöhnlich mit seinem Segen. Spanien. Madrid, 6. August. Die amtliche Zeitung theilt die Zusammensetzung der auserlesenen Truppenkörper mit, welch-, nur au« zur Disposition stehende« Officieren gebildet, sich nach Catalonien begeben, um bet der Reorganisation der dortigen Armee al« Kern zu dienen. ES ist ein Bataillon Infanterie von 400 Mann, welches in sechs Compagnieen zerfällt, und eine Schwadron Cavallerie. Jede Compagnie ist von einem Obersten befehligt,. hat als Lieutenant- zwei Oberstlieutenants und als Fähnriche zwei Majore oder auch OberstlieutenantS, als Mannschaften durchschnittlich 17 Hauptleute, 7 Lieutenants und 40 Fähn riche. Bet der Schwadron ist das Verhältniß ähnlich, nur daß die Mannschaft aus 7 Rittmeistern, einem Lieutenant und 21 Fähnrichen besteht. Die Name» find sämmtüch aufgeführt; eS fehlt nur noch der Kommandant deS Bataillon«, zu welchem der Kriegs-Minister einen Generallieutenant oder Feldmarschall (der „msrisol cke enwpo" hat in Spanien nicht den hohen Rang wie in anderen Ländern) ernennen wird — dem Vernehmen nach soll Mackenna diesen Posten erhalten; zum Unterbefehlshaber wird ein Brigadier ernannt. Die patriotische Selbstverläugnung der wackeren Officiere, besonverS derjenige», welche al« Gemeine in, diese« bnlslloi» äe äistlQguiäos, wie die Bekanntmachung de« Kriegs- Minister« e« nennt oder ElitecorpS, wie man auf „deutsch" sagen würde, einge treten sind, verdient gewiß die höchste Anerkennung. Man darf gespannt sein, wie dieser in seiner Art und Ausdehnung vielleicht einzig in der Geschichte dastehende Truppenkörper sich im Felde bewähren wird. Seine Hauptaufgabe wird e« sein, den catalonischen Streitmächten, deren DiSciplin so beklagenSwerth gelockert ist, ein Vorbild der Entsagung und der MannSzucht zu geben. ES gelang den Carlisten-Banden Castor und Arrechaga, am 3. d. durch Überraschung in Portugalete, der Hafenstadt von Bilbao, etnzudringen, welches nur durch 200 Freiwillige des Bataillons NeuvilaS verthetdtgt war. DaS Kanonenboot Buenaventura eröffnete das Feuer gegen den Feind. Bald rückte auch der General La Mero mit 300 Mann -zur Hülfe an und warf die Ein dringlinge auö den Orte hinaus, indem er ihnen einen Verlust von 20 Todt« und 76 Verwundeten zufügte. Laguncro ließ eine Besatzung in Portugalete zckrück, welche die Befestigungen verstärkt. Madrid, 9. August. Die Regierungstruppen sind gestern Mittag in Va lencia eingerückt; die revolutionäre Junta nnd die aufständischen Soldaten haben sich nach Cartagena eingeschifft. Madrid, 10. August. Die CorteS haben die zur gerichtlichen Verfolgung von 3 Deputiiten, die der aufständischen Bewegung in Cartagena sich angeschlos sen haben, erforderliche Ermächtigung ertheilt. Die Minorität der Cortes droht, sich der Theilnahme an den ferneren Berathungen zu enthalten, wenn die Regie rung die Ertheilung einer Amnestie verweigern sollte. — Eingetroffene Nachrich ten bestätigen, daß Granada sich an die RegierungStiUpp« ergeben hat. Madrid, 10. Aug. Die Linke der Ko tes beschloß in einer heute ab gehaltenen Versammlung,! auf die BerathUM der neuen Verfassung nicht einzu- gchen, wenn die Regierung für diejenigen Republikaner, Welchs an der aufstän dischen Bewegung zu Gunsten der Einführung von Cantonalregierungen theil- genommcn hätten, nicht eine Generalamnestie ertheile. Von der Regierung wird, gutem Vernehmen nach, die Ertheilung einer solchen Amnestie für inopportun angesehen. Aus den Provinzen wird gemeldet: Eine Abthetlung Regierungs truppen unter Salado hat eine» von Galvez, Contreras und PemaS comman- dirten Jnsurgententrupp bei Chinshilla, westlich von Albaceta, geschlagen und auseinandergesprengt; die Artillerie und Bagagen der Insurgenten fiel in die Hände der Truppen, ebenso 400 Gefangene, unter ihnen ein Theil von einem Marinebataillon. Galvez, Contreras und Pernas gelang eS, zu entkommen.— Die Carltsten find in Mondragon eingerückt. Holland. Rotterdam, 11. August. Heute fand die Consecration des Jansenist«- bischofs Rnikel Harlem und des Altkathoukenbischofs Reinkens durch Heykamp und deS JansemstenbischofS Dewenter statt. 14 holländische, 7 auswärtige Pfarrer, 40 Gemeindeglteder und Missionäre, sowie einige Seminar ist« de-Jan- ftnistenseminarS in AmerSfort war« anwesend. Amerika. New-York, 9. August. Der Dampfer „Wawaffet" ist auf dem Poto mac in Flammen aufgegangen. An Bord de« Dampfer- befanden sich 117 Person«, von d«« «r 28 gerettet sind. Königreich Sachse«. Dresden, 1l. August. Von vorgestern (Sonnabend) bi« heute Mittag find au« hiesiger Stadt 8 neue Erkrankung-- und 6 Todesfälle an der Cholera,