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10 pCt. Zmse»; die Zmsen werden vierteljährlich vorausbezahlt und können mit! die Emancipatio» der Leibeigenen, berühmt gemacht habe, eine Maßregel, welche entsprechender Sicherheit wieder angelegt werden. Ferdinand Graf von Holnstein allein dazu angethan fei, seinen Ramen der Nachwelt zu überliefern. Der Mt- Abends in den MooSburgcrhof und traf dort den Metzger vrod und den Schneider . Knippes zwei höchst übel beleumundete, schon mehrfach wegen Betrugs abgestrafte .Individuen. Diese machten ihm den Vorschlag, er solle feinen Ramen als „StandeSherr" dazu benutzen, eine Dachauerbank zu gründen, sie wollten ihm dabei helfen; mit de« eingelegten Capital sollen Grund und Waldungen gekauft und letztere abgeschlagen und zu Geld gemacht werden. Graf Holnstein ging freudig auf dieses Ansinnen ein; er hatte am kritischen Abend nicht einen Kreuzer Geld in der Tasche, Knipper und Brod mußten ihm die Zeche bezahlen. Knipper sorgte sofort für Karten folgenden Inhalts: „Bei dem Unterzeichneten könne» Gelder in jeder beliebigen Größe angelegt werden per Monat von 100 st. zu Frankreich. Paris, 28. Juli. Am Schluß eines „Die Räumung" überschriebenen Artikels sagt der Constitutione!: „Die Deutschen werden in einigen Tagen den französischen Boden verlassen haben; indessen noch zwei Provinzen zurückbchaltcn und Frankreich wird so lang- in Trau-r sein, bis cS Elsaß-Lothringen wiedcr- «rlangt hat. Mögen auf diplomatischem Wege oder durch Waffengewalt die französischen Fahnen wieder aus M.tz und Straßburg aufgehitzt werden, sicher ist, daß sie dort wieder wehen werden. Preußen hat einen furchtbaren Satz in Anwendung gebracht: das Recht dcS Stärker». In Frankreich erinnert und unterrichtet man sich mehr, als unsere Nachbarn auf der andern Seite des Rheins glauben. Laß sie unser Geld nehmen, um sich daS vergossene Blut bezahlen zu lassen, können wir ihnen am Ende verzeihen, aber sie nahmen uns zwei Provinzen, und eröffneten so ein schreckliches Conto in dem Hauptbuch unseres Grolles. Sie wissen aber, daß wir unsere Schulden bezahlen." Wohlfeile Drohungen. Versailles, 29. Juli. Die Nationalversammlung hat in ihrer heutigen Sitzung die Handelsverträge mit England und Belgien ohne DiScusston ange nommen. Hieraus verlas der Vicepiüsivent des MinisterraiheS, Herzog v. Broglte, «ine Botschaft V S Marschallpräsidenten Mac Mahon. Mac Mahon erklärt dann, die Veriammlung könne ohne jede Beunruhig ung die Ferien antreten; die öffentliche Ordnung und die legitime Autorität der Nationalversammlung werde aufrecht erhalten werden. Er wache darüber mit dem aus den Reihen der Versammlung erkorenen, durch daS Vertrauen der Ver sammlung beehrten Ministerium. DaS gute Einvernehmen der Regierung und der Nationalversammlung habe bereits glückliche Erfolge erzielt und die fast de- battelose Annahme der wichtigsten Gesetze, namentlich deS Armeegesetzes herbei- gcführt. Die Versammlung werde b i ihrem Wiederzusammentrttt die ungedul digst erwartete Befreiung vcS Landes von der Occupatio» vollzogen und nur die französische Armee auf französischem Bvden finden. Dieses unschätzbare Ereigniß sei ein Beweis deS gemeinsamen Patriotismus Aller. ThierS habe dazu mächtig durch seine glücklichen Verhandlungen beigetragen; die National versammlung verlieh ihre Unterstützung durch eine kluge und feste Politik, und die Bevölkerung half durch bereitwillige Uebernahme drückender Lasten. Frank reich habe Ursache, dankbare Freude zu äußern, müsse aber lärmende Manifesta tionen zürückweisen, welche mit den schmerzlichen Opfern deS erlangten Friedens wenig im Einklänge stehen würden. Frankreich sei fest entschlossen, den Frieden aufrecht zu erhalten, sowie sich selbst wiederzugeben, und werde mehr als früher vermögen, mit den ausländischen Mächten in aufichtiger Freundschaft zu leben. Die ausländischen Mächte theilten diese Ansichten und Gefühle. Alles aber sei die Frucht d-S Verhaltens der Nationalversammlung, welche die inner» Streitig keiten vergaß, um den gemeinsamen Interessen deS Vaterlandes zu dienen. Die Nationalversammlung werde hoffentlich dabet verharren. Die Botschaft des Marschallpräfidenten wurde beifällig aufgenommen und sodann die Sitzung aufgehoben. Schweiz. AuS der Schweiz wird berichtet: Bel einem Ausfluge nach Morner und Monetier am DinStag bestieg der Schah den kleinen Saleve (Berg an der Grenze zwischen Genf und Savoyen, 4360 Fuß hoch und wegen seiner schönen Aussicht viel besucht), wohl als der Erste, der dies zu Pferde gethan hat. DaS Wagstück verlief, Dank der Reitkunst d;S Schah und der Sicherheit seines ara bischen Pferdes, ganz glücklich. England. London, 29. Juli. DaS Unterhaus verhandelte in seiner heutigen Sitzung über die gestern eingebrachte Botschaft der Königin betreffs der Vermählung des Herzogs von Edtnburg. Gladstone leitete die DiScusston durch eine längere otede ein. Der Minister erklärte, die Zeiten seien vorüber, wo Fürstliche Ver nister beantragte darauf, die Ctvilliste für de» Prinze» von jährlich 15,000 auf 25,000 Pfd. Sterl, zu erhöhm und der zukünftigen Gemahlin desselben für den Fall, daß sie ihn überlebe, ein Jahreseinkommen von 6000 Psd. Sterl. auSzusetzcn. Der Antrag fand mehrseitige Unterstützung und wurde, nachdem Taylor seine Opposition für die zweite Lesung angekündigt hatte, vom Hause angenommen. In der heutigen Sitzung deS Oberhauses beantragte Lord Granville de» Erlaß einer Adresse an die Königin, um derselben in Erwiderung auf ihre Bot schaft betreffs der Vermählung d-S Herzogs von Edinburg den Dank und die lebhafte Thellnahme des Hauses auszusprechen. Nachdem darauf Lord Granville Erklärungen in ähnlichem Sinne, wie Gladsto»« im Unterhause abgegeben, wurde sein Antrag, der vom Marquis von Salisbury unterstützt wurde, einstimmig angenommen. Spanien. Madrid, 25. Juli. Die Revolutions-Ausschüsse von Granada und Se villa gehen außerordentlich selbstständig zu Werke. In Granada ist beschlossen worden, die Einkünfte der Staatsdomänen, Kirchen und Klöster einzuziehen, die Glocken einzuschmelze» und nach Einrichtung einer Münze Geld aus dem ge wonnene» Metall zu prägen, und endlich den höchstbesteuerten Bürgern eine Schatzung von 120,000 Realen aufzuerlegen; in Sevilla, alle Pacht-Contracte auf die. Hälfte deS Pachtzinses herabzusetzen, daS stehende Heer abzuschaffen und durch Freiwillige zu ersetzen, alle Kirchengüter einzuziehen, die Pensionen abzuschaffen, die geschlossenen Werkstätten und Fabriken so wie Lie nichtbebau ten Grundstücke anderen Leuten zu überweisen, welche dieselben productiv macken würden. DaS find schon recht schöne Anfänge der bundesstaatlichen Republik. Außerdem hat der „Canton Granada" den dort gewählten CorteSmltglieder» zu wissen gethan, daß fie abgesetzt seien. In dem sonst so ruhigen Salamanca ist auch ein RevolutionSauöschuß ernannt, die rothe Fahne aufgepflanzt und eine Anzahl Barricadcn errichtet. In der Provinz Castellon haben mehrere Städte daS Beispiel der Provincialhauptstadt nachgeahmt und ihre Unabhängigkeit auSae- rnfen. Sie wollen jede ganz auf eigenen Füßen stehen. ES haben nun einige dieser Orte im Gebirge carlistifche Neigungen, und dort find also carlistische Cantönli geschaffen worden, welche mit den republikanischen Nachbarn keinerlei Beziehungen haben «ollen. DaS die Logik der föderalistischen Lehren. Die Gefahr dieser Verwirrung ist freilich nicht sehr groß; denn Castellon kehrt schon zur Ordnung zurück und zieht natürlich die kleineren Orte nach. Die Eroberung Jgualada'S durch die Carlisten und der baldige Abzug der Banden ist an dieser Stelle bereits eingehend geschildert worden. Es ist nur noch auf einige zwischen diesen beiden Ereignissen liegende Vorfälle zurückzukom men, auf die Schandthaten, welche auch hier wieder den Carlisten zur Last ge legt werden. Zeitungen auS Barcelona erzählen folgende Züge von Barbarei: In der mit Hülfe erstickenden Petroleumrauches eingenommenen Kirche wurden mehrere der gefangenen Freiwilligen niedergestochen. Von den Freiwilligen, welche das Fort Pi besetzt hatten und sich zuletzt ergaben, wurde die Hälfte auf dem Fleck erschossen, nachdem die Unglücklichen zuerst gezwungen worden waren, einen Meßgesang mit anzustimmen. Kein Haus, in das die Carlisten einge- drungen find und daS fie nicht auSgeplündert haben. In den meisten Häusern an der Straße de la Soledad und an der Rambla ist kein Werthgegenstand zu rückgeblieben, selbst die Möbel wurden auf die Straße geschleudert urd verdor ben. Einem Uhrenhändler ließen fie nicht einmal ferne eigene Taschenuhr; die Wanduhren, welche sich schwer mitschlcppen ließen, wurden zerschlagen. Einen Sattler, bei dem fie von ihm selbst gefertigte Patrontaschen vorfanden, ermorde ten fie nebst seinem Sohne. Zwei Kinder, die um ihren Vater weinten, der fie allein gelaffe», um in den Kampf zu ziehe», wurde» gege» die Mauer deö Hau- seSl geschleudert und getödtet. Frauen der Freiwilligen wurden ermordet und selbst Säuglinge nicht geschont. Die Kaffeehäuser, daS Athenäum, eine Fabrik, die Caftrne, die Kirche und viele Häuser wurden niedcrgebrannt. Die Bewoh ner eines brennende» Hauses sprangen aus den Fenster» auf die Straße hinab und wurden von de» Barbaren mit dem vayonnet »iedergestoßen. Die Verluste der Vertheidigcr JgualadaS im Kampfe werden auf 70 geschätzt; die Zahl der Ermordeten ist nicht festgcstellt. Die Carliste» müsse» auch große Verluste er litten haben, denn fie verbrannten, nach ihrem Brauche, eine bedeutende Anzahl Leichen und sollen 300 Verwundete gehabt habe». Vielleicht mögen die Er zähler der carltstischen Gräuel hin und wieder übertrieben haben, aber das steht jedenfalls fest, daß die Verthetdiger von Thron und Altar nicht minder barba risch zu Werke gehen, wie das Gesindel von der Internationalen, wo cS ein mal auf einen Augenblick das Heft in Händen hat. Madrid, 25. Juli. Es heißt, daß der Marschall Serrano im Laufe der Woche hierher kommen und den Oberbefehl über die Nordarm e erhalten werde. Unter ihm sollen auch die Generale MorioneS und Primo de Rivera wieder ein Commanvo übernehmen. Mit den republikanischen „Feldherrn" hat die Regie rung bisher kein Glück gehabt. Aber die Dinge find so weit gediehen, daß die Föderalisten fich entschließen müssen, tüchtige Officiere ohne Rücksicht der Partei stellung zur Rettung deS Landes zu bemfen. Perpignan, 29. Juli. Der Angriff der Carliste» auf Berga ist, wie der Commandant von Manresa hierher telegraphirt, vollständig mißlungen. Dieselben hake» fich unter beträchtliche» Verluste» auf PratS de LlusaneS zurückgezogen. «öuigreich Sachfen. Dresden, 30. Juli. DaS Dresdner Joumal veröffentlicht folgende- aus Pillnitz von heute datirteS Bulletin: Obgleich die asthmatischen Zustände Sr. Majestät deS Königs in letzte» Wochen sich wesentlich gebessert hatten, ist im Zusammenhänge mit der großen Hitze seit gestern Abend eine bedenkenerre gende Abnahme der Kräfte eingetteten. Der oberhalb der Station zur Weintraube in der Lößnitz bei dem vahn- häuSchen Nr. 104 stationirte Bahnwärter Bartsch, wohnhaft in Serkowt-, Ver ¬ ehelichungen eine politische und diplomatische Bedeutung gehabt hätten; er schätze fich glücklich in dem Bewußtsein, daß die gegenwärtige Verbindung aus gw«»- seittger Zuneigung entspmnge» sei. Bor noch nicht langer Zeit habe das Eng lische Volk aus ganz speciellen und besondere» Veranlassungen Rußland als ei ne» feindliche» Staat bettachtet, er hoffe t»deffe», daß daS »eugeschaffene Band zwischen den beide» große» Reiche» entgegengesetzte Gestn»u»ge« Hervormfen werde. Gladstone äußert sodann, er müsse als einen besonders glückliche» Um stand hervorhebe», daß die Verbindung unter der Regierung eines Fürste» ge schloffen werde, der sich nicht durch auf Vergrößerung seines Reiches gerichtete Bestrebungen, sonbern durch einen unvergleichlichen Act der Humanität, nämlich entsprechender Sicherheit wieder angelegt werden. Ferdinand Graf von Holnstet, aus Baiern, am Graben Nr. 7, 1 Stiege." Diese Karte wurde sofort in Um lauf gesetzt. Graf Holnstein miethtte im genannten Hause bet Privatiere Anna Baumann zwei Zimmer, Brod wurde dort Portier, als welcher er eine Mütze mit der gräflichen Krone trug, Knipper war auch den ganzen Tag über in »er Wohnung, um daS Geschäft zu überwachen; daS Geld der Einleger »ahm An»a Baumann in Empfang und füllte die schon i« Voraus vom Herr» Grafe» unterschriebene» Wechsel aus, wobei sie von jedem Hundert eine Provision von drei Gulsen bezog. Graf Holnstein selbst kümmerte sich gar nicht um das Ge schäft, sondern ließ sich den ihn treffenden Theil deS Geldes geben und trieb sich dann in den verschiedenen Gasthäusern der Stadt herum. Der erste Einleger war der Schuhmacher Adam Steppt; er brachte 100 Fl., erhielt dafür sogleich 30 Fl. Zinsen unk überdieß 5 Kl. Trinkgeld. Vom 22. Oktober bis »um 7. November wurden 2825 Fl. eingelegt. Knipper und Brod hatte» sich für ihre Beihülfe schon im voraus zu sichern gewußt; fie hatten sich vom Grafen Wechsel von 900 und 1000 Fl. ausstellen lassen; von den Einlagen wurden nun sogleich von ihnen als Abschlagszahlung größere Summen zurückbehalten, so daß also dem Grafen Holnstein von den ersten 100 Gulden nur 7 eingehändigt wurden. AlS die Commission kam- sand sie auch nicht „ein Stecken" vor, der dem Grafe» gehörte; die Möbel wäre» Eigenthum der Hausfrau, baar Geld war nicht da und der Hr. Graf hatte außer den Kleidern, die er am Leib« trug, auch nicht das Geringste, waS ihm gehörte. Von einer Buchführung war gar nicht die Rede, obwohl Graf Holnstein einen gewissen Rumpel als Buchhalter mit einem monatlichen Salair von 80 Fl. angestellt hatte; eS fanden fich nur zwei a«S einem Buche hcrauSgeriffene Blätter mit einzelnen Aufzeichnungen. München, 30. Juli. Bekanntlich wurden am letzten FrohnleichnamSfeste auch die protestantischen Mannschaften zum Spalierbilden eommandirt. ES er regte dies sowohl bei »er protestantischen Bevölkerung BaiernS als auch in den auswärtigen Journalen großes Aufsehen und Aergerniß. DieS hat bewirkt, daß daS Kgl. Kriegsministerium eine ältere Verordnung wieder eingeschärft hat, nach welcher bei katholische» Feierlichkeiten nur Mannschaften katholische» Be kenntnisses verwandt weiden.