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6S6 vielen Leuten, die aus den Theatern und Eoncerten kamen. Innerhalb der Cor- teS herrschte ebenfalls viel Verwirr»», und Cavallerie bewacht, um die 1 Pöpel außerhalb zu schützen, der Dem Belgrader Bidovdan wird auö Konstantinopel berichtet, daß der König von Griechenland nach Besuch der Wiener Weltausstellung sich nach der türkischen Hauptstadt begeben werde. Der Eorrespondent deS serbischen Blattes fügt hinzu, daß alle Welt diesem Besuche viel politische Wichtigkeit beilege. Daß in Athen die Sympathien für russtsche Glückseligkeit schon seit Langem stark im Abnehmen begriffen find, ist bekannt, und ebenso, daß stch mehr und mehr Stimmen dort für eine dauernde Aussöhnung mit dem nächsten Nachbar, der Türkei, vernehmen lassen. Königreich Sachsen. Leipzig, 23. Juli. Da m neuerer Zeit die Auswanderung aus mehre re» deutschen Staaten und namentlich auch Militärpflichtiger sehr überhand ge nommen, hat das königl. Ministerium des Innern, um den hieraus entstehenden Uebelständen wenigstens einigermaßen zu begegnen, für angemessen erachtet, daß alle Auswanderungsagenten und Werbeemtffäre, welche sich nicht im Besitze der deutschen Reichsangehörigkeit befinden, aus dem Lande ausgewiesen werden. Den Polizeiobrigkeiten des Leipziger Regierungsbezirks wird Solches zur Nachach tung mit der Anweisung eröffnet, dem ensprechend das Weitere zu verfügen. Meerane, 20. Juli. Als einen interessanten Beleg, wie die Herren Socialdcmocraten die von ihnen so oft im Munde geführten Worte Freiheit, Versammlungsrecht uitd Gleichberechtigung Aller auffassen, kann ich Ihnen fol gendes Stücklein des Herm Reichstagsabgeordneten, -Adv. Reinhold Schraps zu Crimmitschau mittheilen. Wie Sie wissen spielt derselbe in unseren städtischen Wirren als Beistand deS abgesetzten StadtverordnetenvorstcherS N. O. P. Mei ster eine große Rolle, leitet die zu dessen Gunsten ins Werk gesetzte Agitation, und ist wegen groben Unfugs in einer am 21. v. M. abgehaltenen Versamm lung vom hiesigen Stadtrathe mit vier Wochen Gefängniß bestraft worden. Ja dieser Versammlung war auch eine größere Anzahl hiesiger Lehrer zugegen gewesen, und hatten einige davon auf Veranlassung der Poliz ibehörde die Vor fälle in derselben wahrheitsgetreu bezeugt. Obgleich nun dieselben hierbei durch aus nicht aus eigenem Anmebe gehandelt, so hat doch Herr Advocat Schraps in der irrthümlichen Meinung, als sei. der Besuch derartiger Versammlungen de» Lehrern »och verboten, fünf Lehrer Meerane'S wegen ihrer Theilnahme an dieser Versammlung sowohl bei d r K. KreiSdirection zu Zwickau als auch b.'t >. Da der Brunnen von Alter- her der beliebte Au- , r Herzen ist, wie die Bibel e- in dem Zusammentreffen Jacob- mit der schöne» Nahet am Brunnen so schön verzeichnet hat, so suchten die bibelfesten junge» Leute auch die Belegenheit, um ihrer Neigung eine» paffen« den Wsdnuk-t» geb«. Der jungt-Man» wollte aber nicht sichen Jahre u« der Supermtendentur Glauchau denuncirt, welche Behörden aber natürlich das edle Machwerk ohne Weiteres »ck »et» gelegt haben. Dasselbe zeugt nebenbei von einer solchen GcsetzeSunkenntniß, indem das Verbot deS Besuchs öffentlicher Ver sammlungen seitens der Lehrer am 15. März 1870 aufgehoben wurde, und ist so schlecht stylistrt, daß vielleicht selbst ein Echulknabe eS besser gemacht haben würde. Um einen solchen Reichstagsabgeordneten sind Sie wirklich zu beneiden I * Liebesromantik auf dem Lande. Aus Ungam wird über einen Vorfall berichtet, der, in muthwtlligem Scherze begonnen, bald einen tragischen Au-gang genommen hätte. Am 12. Juni kamen eine Köchin und ein junger Mann (ebenfalls ans der dienenden Klaffe) zu dem tiefe» Brunnen eine- HauseS, um Trinkwaffer zu holen. Da der Brunnm von Alter- her der beliebte Zu- sammenkunstöort liebender Htrzm ist, wie die Bibel eS in dem Zusammentreffen Wirrung. Die Thüren wurden von Infantes dH- Gebäude verlassenden Deputirtcn vor dem itzdeß keinen Versuch zur Unruhestiftung machte. Die Straßen wurden bis zu später Stunde patrouillirt und die strategischen Punkte waren stark besetzt. Eine große Aktheilung Infanterie war außerhalb deS Kriegsministeriums aufgekellt, um die Mißvergnügten einzufchüchtem. Die Unversöhnlichen sind sehr erbittert, werden aber von ihren Frührern in Schran ken gehalten, die sich m schwach fühlen, um sich in Madrid auf einm Kampf einzulaffen, und deren Politik darauf gerichtet ist, die Champagne durch Aufstände in den Provinzen fortzusetzen." Madrid, 21. Juli. Die Bande» Dorregary u»d Baldespina, die -usam« men 8000 Mann stark sein sollen, find vor Elizondo eingetroffen und haben die Stadt zur Uebergabe aufgefordert. Dieselbe ist jedoch von 850 Man» regulä re« Truppen vertheidigt,- die eine Verstärkung von 4000 Man» erwarte». Do« Carlos soll sich nach Echalar zurückgezogen haben. Alicante, welches sich als unabhängigen Canton erklärt hatte, ist nach Ab fahrt der meuterische» Fregatte Vietoris zum Gehorsam zurückgekehrt. ES sei bet dieser Gelegenheit bemerkt, daß der durch eine Entscheidung der Cortes nunmehr bestätigte Beschluß der Regiemng, die Mannschaften meuterischer Schiffe Seeräubern gletchzustellen, bis jetzt die Kriegsschiffe Almanso, Victoria, Men dez Nunez und Fernando el Catolico betrifft, und daß befreundeten Mäch ten das Recht zugestande» ist, diese Schiffe anzuhalten und die Mann schaften vor Gericht zu stellen. Wenn sich unser „Friedrich Karl" und unsere „Elisabeth", die in den panischen Gewässern weile», also zur Abwechslung ei« kriegerisches Vergnügen machen wollen, so steht ihnen wenigstens von spanischer Sette nichts im Wege, eine lustige Jagd auf die oben genannten Kriegsschiff« anzustellen. Das wäre eine Manövergelcgenheit, wie sie in FriedenSzeiten nicht leicht wiederkehrt. Andererseits hat Deutschland freilich keine Beranlaffung. das Blut seiner Seetruppen und Matrosen aufs Spiel zu fetzen, um sich in die Kämpfe der spanischen Parteien einzumischen. Madrid, 23. Juli. Die beabsichtigte Ernennung Martinez' zum Gene- ralcapitain von Valencia an Stelle des General Velarde wird, der amtliche» „Gaceta" zufolge, nicht erfolgen. — Der Oberst der Civilgarde zu Barcelona ist, wie „Jmparrial" meldet, mit einigen Mannschaften zu den Carlist.« über- gegange». — Gestern Abend fand eine Versammlung sämmtlicher hier anwesen der Generale statt, in welcher die letzteren dem Chef der Exekutivgewalt, Sal meron, ihre patriotischen Gesinnungen kundgaben und stch bereit erklärte«, die Posten zu übernehmen, welche ihnen anvertraut werden würden. Rußland. St. Petersburg, 24. Juli. Die Friedensbedingungen mit Chiwa sind dem „GoloS" zufolge folgende: Chiwa zahlt eine KriegScontribution von zwei Millionen Rubel binnen siebe» Jahren. Zur Sicherheit bleiben so lange Schu- rachau und Kunkrad durch die russischen Truppen besetzt. Das Chanat Chiwa bleibt selbständig unter der Regierung des jetzigen Chans. Die Grenze von Chiwa bildet künftig der Amudariafluß. Die Besitzungen von Chiwa auf dem rechten Ufer deS AmudariaS werden für die den Russen geleistete Hilft an den Emir von Bokhara abgetreten. Die Todesstrafe ist abgeschafft. Der AuSmarsch der russischen Truppen aus der Stadt Chiwa unter dem Oberbefehl dcö Gene ral Kaufman« ist auf dm 15/27. August 1873 festgesetzt. Türker. Elend« aufraff«» wird, kann in wenigen Tagen fallen. Wie bekannt, «arschirt -die westliche Hauptkolonne der Karltsten, dieselbe, die Puente la Reyna und ' Estella genommen, auf Loarono. Sie will offenbar, den Ebro forcire» und dm Bürgerkrieg MM Altkastilie» hinüberspielen. Gelingt e- den RegienulgSttuppe« ' nicht, denIbro zu vertheidigt», so wächst die Gefahr eines karlistischm Triumphes, a» den man »och vor drei Tage» nicht glauben kon«te, riesengroß empor, und seine verhängnißvollen Folge» treten in erschreckender Klarheit vor unsere Seele. Dennoch ist Kartaama noch wichtiger als der Ebro. Hier wird über Leben und Tod der spanischm Republik gewürfelt. KontreraS und seine Schaaren werden stch kau« gutwillig unterwerfm, denn diese Verblendeten, die in» Namen der Freiheit die Freiheit mordm, find die verbissenste» und verwegenste» Partei gänger. Sie werden die Zähne zeigen, und wenn die Truppen der Regierung nicht stark gmug find, Kartagena mit stürmender Hand zu nehmm, wenn dort nicht ein blutige- Erempel statuirt wird, dann steht da- Schlimmste zu befürch te». Darm ist Kumten, da- 8a»d der freien alte« Gemeindeverfassung, von .dem «ä» mit Recht erwarten durfte, daß eS der republikanische» StaatSform gewachsen sei« würde, wieder dem Despotismus verfalle^ da»» geht dies Land am Uebermaß deS falsch verstandene» Föderalismus zu Grunde, «ährend Frank reich an seine« eigensinnig ftstgeHaltenen Zentralismus krankt und leidet. Die Männer, welche in diese» schwere» Zeiten da- spanische Völk ztt letten hatte», trifft keine Verantwortung, wenn da- Unglück hereinbricht. Sie thun was ste könne», und ihre Schuld ist eS nicht, wenn die Ereignisse stärker find als sie. Nur der Eine Vorwurf kann ihnen schon jetzt nicht erspart werden: ste haben vergessen, daß in der praktischen Politik schöne Ideen nicht-, ener- gische Maßregel» aber Alle- bedeuten. Deutschland. Königsberg i. Pr, 24. Juli. Die „Ostpreußische Zeitung" meldet, haß,die Domherren zu Frauenberg ihren am 1. d. MtS. fälligen Gehalt noch nicht' empfangen haben. B.kanntlich soll jedem Einzelnen der Gehalt gegen Specialquittung von der Regierung ausgezahlt werde», doch weigern sich die Domherren, wte eS heißt zufolge Sherer Weisung, Speäalquittungen auszustellen. Wie», 24. Juli. Dem V.rnehmen nach wird der Kaiser von Besterreich de« Besuch des Kaisers von Rußland Ende September oder Anfang Oktober durch eine« mehrtägige« Besuch in St. Petersburg erwiedern. Frankreich. Paris, 20. Juli. Schon wieder eine neue. Pilgerfahrt ft. Dieses Mal ist der Bischof von Beauvais der Patton derselben. Der Pfarrer von Chiry (tm Oise-Departement) hat nämlich in seiner Kirch« den Schädel der heiligen Mutter Anna wieder aufgefunden oder wieder hervorgeholt, da er ziemlich in Vergessenheit gerathen war. Dieser Schädel ist beinahe vollständig, und der „Soleil", da- Organ der Prinzen von Orleans, versichert, daß er „vollkommen echt' sei. ES ist allerdings bekannt, daß zu Ende deS Mittelalter- diese Reliquie in besonderer Verehrung stand und daß jährlich «ine Pilgerfahrt zur heiligen Anna mit großer Feierlichkeit ssaufand. Später jedoch hörte dlese Pilgerfahrt auf und da- Heiligthum g>rieth in Vergessenheit. Da man aber anderer Orten so gute Geschäfte macht, so ist der Pfarrer von Chiry al- kluger Man» auf den Gedanken gekommen, die Pilgerfahrt zur heiligen Anna wieder in'S Leben zu rufen, und sein Bischof hat dies« Idee mit der ganzen Begeisterung, welcher sie werth ist, ausgenommen und empfohlen. Gerade zur rechten Zeit, da der 26. Juli da- Fest der heiligen Anna bringt. ES ist ein Eisenbahnzug zu herab gesetzten Preisen angeordnet, der die Pilger hinbefördern wird. Paris, 22. Juli. Der General-Postmeister Rampont wird durch den Post-Jnspector Libelon ersetzt. Das von Rampont aufgehobene schwarze Cabinet soll unter Simonew wieder hergestellt werden. Heute hat der große Wallfahrtsmonat begonnen. Bereits gestern gingen 432 Pilger von Paris nach Lourdes ab. Prinz Napoleon ist heute aus der Schweiz in Paris angekommen. Im Nord-Departement veranstaltet man Sammlungen, um Herrn ThierS «in Denkmal zu errichten. Versailles, 23. Juli. Die Nationalversammlung hat in ihrer heutigen Sitzung nach heftiger Debatte mit 396 gegen 263 Stimmen den vom Justiz minister Ernoul eingebrachten Gesetzentwurf angenommen, wonach die Permanenz- commisfion ermächtigt wird, während der Ferien der Assemblee wegen beleidi gender Angriffe gegen die Versammlung die gerichtliche Verfolgung der Beleidi ger zu veranlassen. - Versailles, 24. Jull. Die Deutschen räumten gestern Nacht- Charle- ville uud MeziereS. — Nachrichten aus Bayonne versichern, die Totalstärke der Carlisten in Nordspanien betrage 30,000 Mann. Aus England kommen Kanone«, viele Waffe» und Munition für die Carlisten und werden in Lequeitio auSladen. Schweiz. Im Canton Aargau ist eine Strike eigener Art eingetteten: ein Strike der Aerzte, d. h. dieselben haben in einer kürzlich abgehaltenen Versammlung be schlossen, die Alwen-PrariS so lange einzust-llen, bis die Behörden eine de» jetzigen Zeiiverhältnissen angemessene Taxe bewilligen werden. Dieselbe beträgt noch immer 70 CtS. für den Besuch, wie vor fünfzig Jahren, mag die Ent fernung noch so groß sein. Jedenfalls werden die ArbeitSeinsteller ihren Zweck erreichen, was ihnen auch zu gönnen ist. Italien. Wie au- Rom geschrieben wird, hat Don Carlo- beim Ueberschreiten der spanischen Grenze an den Papst folgendes Telegramm gerichtet: „Da- Ban ner der katholische» Religio» und der Gesetzmäßigkeit weht in diesem Augen blicke auf allen Punkten meine- Spanien. Der Triumph der Gache der Ge rechtigkeit ist nah,. Ich flehe um Euren Segen, der mich allein zum Siege führen kann. Der Himmel verzeihe mir da- Blut, da- vergossen werde« wird, und mein Lohn sei die Gewißheit, daß ich meinem unglücklichen Vaterlande sei»« Wohlfahrt wiedergeben kann." Die letzte« Nachrichten au- Spant« ha ben natürlich den Hoffnungsbarometer des Vatikan- wieder steigen lasse«. Man spricht dort von Don Carlo-, al- ob derselbe bereits auf de« Throne säße^und verbleitet geflissentlich, daß «ine französisch-spanische Allianz bevorstehe, deren erster Schritt di« Kriegserklärung arge« die italienisch« Regiemng sei» werde. „ Spanien. Madrid, 19. Juli. Madrid war gestern Abend in hohem Grade aufge regt'und Unruhm wurdm jeden Moment besorgt. Eine Panik verursachte dt« Explosion von Petarden in der Nähe der Corte-, wo sich ein; große Menschen menge angesammelt hatte. Ein Gerücht, daß die CorteS angegriffen worden scl«st, vttursachte groß« Bestürzung in d.r Nachbarschaft dnselben und unter dm