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preußischen Ministerien dagegen lautet nur auf 1,114,950 Thlr., d.h. die Ge- hälter für sicbcn LtaatSminlster, vier StaatSsccretäre, vierzehn Mtnistertaldirector«, überhaupt in Summa für 161 höhere und 543 subalterne Minikerialbeamle. Mithin ergibt dieser Vergleich, daß zwanzig Personen einer Privatgesellschaft in ei nem Jahre 61,730 Thlr. mchr Behalt bezogen als 704 preußische Ministerialbeamte. Das Berliner v. schreibt: Wenn es wahr ist, daß General v. Manteuf fel im Stande war, von dm bei der OccupationSarmee erzielten Ersparnissen mehr als hunderttausend Thaler in Form von Gratifikationen an die Offiziere und an die einzelne« Regimenter zu vertheilen, so wird dieser Vorgangs dem Reichstage bei Durchsicht d.S MilitairetatS voraussichtlich Anlaß zu der Frage geben, ob nicht die der Militairverwaltung zugewtesenen Fonds viel zu hoch gegriffen waren. Sehnliche Ersparnisse kommen in andern Ressorts nicht vor, weil sie absolut unmöglich sind, denn die Chefs der Civilverwaltungen bekommen ihre etatsmäßigen Quoten auf das Vorsichtigste zua-messe» und sie find von H-rzen froh, wenn sie mit ihren kärglichen Summen fertig werden, ohne EtatS- übersckreimngen sich zu Schulden kommen zu lassen. Im Weiteren überrascht, daß em rommandirender General befugt ist, Ersparnisse zu vertheilen und diese V rtheilung selbstständig vorzunchmen. Einer solchen Machtbefugniß erfreut sich im ganzm Deutschen Reich wd.r der Finanzminister noch der Reichskanzler. Die etwaigen Ersparnisse werden an die Reffortkasse abgeliefekt und von dieser der Generalstaatskasse überwiesen. Wer gönnt denn nicht einem Lieutenant zweihundert Thaler Ertraeinnahme und einem Regiment einen DiSposttionöfond für Lustbarkeiten? allein es muß in EtatSsachtn Alles seine Ordnung haben, und darum überraschen die Manteuffel'schen Dispositionen ungemein. Vielleicht sieht sich die Finanzverwaltung veranlaßt, in irgend welcher Weise zu erklären, wie sie über die eigenmächtigen Arrangements eines Generals denkt, oder besser noch, die Militärverwaltung kommt dem Finanzmintster mit Erklärung über das Manteuffelsche Verfahren zuvor, zumal die Herren v. Roon und v. Kamele sich anschicken, den Militairetat um ein Beträchtliches vom Reichstage sich erhöhen zu lassen. Erhöhungen üb rraschm mit Recht da, wo man echebliche Erspar nisse zu machen im Stande ist. Lüdenscheid. Am 12. Juli fand hier ein seltenes Doppelfest statt. Der Metzgermeistec Geyer feierte in zweiter Ehe seine silberne Hochzeit uns die 28. Kmdtaufe. Er selbst ist eins von 22 Kindern seines Vaters. Sein ält fter Sohn aus zweiter Ehe hat schon den Feldzug milgemacht und der zweite dient gegenwärtig, während daS jüngste Kind noch in dec Wiege ruht. Düse besonderen Verhältnisse erregten große Thilnahme in der Bürgerschaft. DaS Fest wurde in der großen Schützcnhalle abgehalten und war von etwa 500 Personen besucht. München, 21. Juli. Nachdem das erste Drama aus dem Zeitalter der Dachau? r Banken (der Prcceß Spitzedcr) gestern in später Nachtstunde vor unserm Schwurgericht zum Abschluß gelangt, hat nun heute Morgen daS zweite seinen Anfang genommen. Diesmal sind eS die Familie Dosch, Mann, Frau und Sohn, dann der RechtSconcipient Brücklmeier, der ehemalige Gendarm Gg. Meisinger und der Packträger Walther, welche, des betrüglichen Bankrotts, Therlnahme hieran, Urkundenfälschung, Betrug, Unterschlagung und Diebstahls angellagt, vor Gericht stehen. Für diese Verhandlung find drei Tage anberaumt, uns folgt hieraus am 25. d. das dritte Drama, die Verhandlung gegen Frie drich Grasen v. Holnstein, den Metzger Brod und Schneider Kmpper wegen betrüglichen Bankrotts und Theilnahme hieran; dann am 28. und 29. dS. daS< vierte, die Verhandlung gegen Herb und Lindner wegen betrüglichen und ein fach« Bankrotts. Was daS Unheil gegen Adele Spitzeder und Genossen be trifft, so wird dasselbe heute allenthalben besprochen und, mit Ausnahme weniger Stimmen auS gewissen Kleis«. hört man nur befriedigende Aeußerungen. Ueber den bereits gemeldeten Brand der alten fürstlichen Burg in Braun schweig geht der „N. Pr. Z." nachstehender Bericht zu: In der Nacht vom Sonntag zu Montag ist ein G bäuve, an welches sich für Braunschweig große historische E innerungen knüpfen — die alte Burg Dankwarderode — fast ein Raüb der Flammen geworden. Die jetzigen Gebäude stammen zwar aus neu erer Zeit, stehen ab r auf vrn Grundmauern des alten Palastes, in welchem Heinrich der Löwe nachdem er zum zweiten Mal aus der Verbannung von England heimgekehrt war, s ine lctzten Lebensjahre in stiller Einkehr verbrachte und von dem ab er mitt Ist einer Gallerte durch daS noch heute sichtbare Pfört- chen in den von ihm erbaut n St. BlasiuSdom gelangen konnte, in dessen Mit telschiffe er nun seit fast si.b n Jahrhunderten neben seiner frommm Mathilde das Grab gefunden hat. Der nördliche Theil dcS jetzigen Gebäudes ist von dem Herzig Friedrich Ulrich zu Anfang des 17. Jahrhunderts vollendet, und in ihm findet sich noch eine Reihe romanischer Pfeiler und Rundbogen, die letzten Reste des ursprünglichen Palastes Heinrich'S. Der nach Süden hin ziehende Flügel, mit seinem Säulenpoitale nahe an die Nordoftfeite dcS Chores der Domkirche grenzend, wurde in den siebzig r Jähren deS vorigen Jahrhunderts im Zopfstil sür Herzog Ferdinand, den Helden des siebenjährigen Krieges, den H lden von Minden, neu erbaut. Seit dem Tode deö Herzogs nur periodisch wüdcr b.wohnt, wurde daS „FerdinandöpalaiS" nebst dem an grenzenden Flügel in den l.tzten fünfzig Jahren als Jnfanteriecaserne benutzt. Das Feuer brach im l tztgenannten Flügel gegen 11 Uhr Nacht- aus. Unge achtet die Feueiwehr sofort zur Stelle war, griff daS entfesselte Element doch rasch um sich; prass Ind brachen die Flammen auS dem Dache hervor und be leuchteten grotesk den hart daneben liegenden Dom, dessen graue Thürme maje stätisch in den nächtlichen Himmel emporragten, während das uralte Wahrzeichen Braunschweigs, der eherne Löwe, mitten in dem ihn umgebenden Tumult vor dem lodernden Schlosse Wacht zu halten schien. Rach einige» Stunden anstren- aender Arbeit war weitere Gefahr abgewandt Noch heute (Dienstag) brennt eS in den masfiven Umfassungsmauern. Von den dort aufbewahrt gewesenen Mon- tirungSvorräth« dcS 67. Infanterieregiments soll wenig beschädigt sein. Frankreich. ' Paris, 21. Juli. ThierS ist heute Morgen um 11 Uhr auS Anzin nach Paris zurück gekehrt. Nach Bien Public hatten ihn im Nord-Departement überall die Rufe: „ES lebe die Republik! ES lebe ThierS I" begrüßt, selbst in den kleinsten, ausschließlich von Bauern bewohnten Ortschaften. Am häusiz- ff« hörte man: „ES lebe der Befteier deS Landesgebietes!" In den Reater- «ngSkreisen habe» diese Huldigungen höchst unangenehm berührt. Ma» hatte zwar im voraus gewußt, daß ThierS noch immer sehr populär sei, aber doch gehofft, da- Norddepartement, welche- von jeder eine- der reaktionärste» vo» Frankreich war, werde keine so allgemeine Begeisterung an den Tag legen. Die Voposttion-kretse sind sehr befriedigt, weil man meint, daß bei den allgemeinen Lahl«, die früher oder später stattstnden müssen, all« Wahllisten, an deren Spitze sich Thier-befindet, durchgehe» und alle Candidaten, die er befürwortet, gewählt werden. England. Die Reuter'fche Concesfio» hält Parlament und Presse in England in unablässiger Bewegung. Der Sprecher de- UnteHause- kündigt an, er »erde sich bei dem Unter-Staat-secretär für <M-»värtige Angelegenheiten erkundige», ob Ihrer Majestät Regierung irgendwelche Kenntntß vo» de» zwtsche» dem Schah von Perfie» u»d Bara» Reuter gepfioge»« Unterhandln»«« gehabt, bevor Letzterem diese „ungewöhnliche u»d gefährliche Loneesfion" ertheilt wurde. Die Romina Post erklärt, der «altschm Regierung bleibe keine Wahl, al- sich de» Reuter'sche» Projektes anzunehmen, wolle sie nicht riskiren, daß dieser, welcher gern seine« englische» Adoptiv-Vaterlande die Borhand lass« wolle, sich ver anlaßt sehe, sich ein« andrr« Abnehmer für seine Waare, beispielsweise Ruß land, auSzusuch«. DaS russisch« Etsenbahnsyst«» werde da»» bi» Tehera» wrd von da nach dem Perfisch« Meechus« und Bunder Abaß «»-gedehnt werd«, wa- die Eisenbahnverbindung bi- zur indischen Grenze bringe», jene merkwür dige neutrale Zone, vo» der «an so viel gehört hat, in Stücke reißen und in kurzer Zeit die russische Macht im Herz« Persiens herstrllen müßte. Rußland. Petersburg, 23. Juli. Der russische „Invalide" veröffentlicht den Wortlaut der Proklamation des Chans von Ehiwa über die Aushebung der Sklaverei. Der Cha» erklärt alle Sklaven t« Reiche von Ehiwa für frei, die Sklaverei ist auf ewig aufgehoben. Die Befreiten, dm Unterthanen gleichge stellt, könne» im Reiche von Chiwa bleib«, für die Heiuckehrmde» werde» de- sondere Maßregeln getroffen, sie werd« vo» Chiwa aus unter Eskorte geleitet, die überall die Aufhebung der Sklaverei verkündet. Spanien. Der von Don Carlos an die royalistische» Freiwilligen bei seinem Erschei nen in Spanien gerichtete Aufruf, dm wir schon auszugsweise mttgetheilt, lau tet nach der Semaine de Bayonne vollständig, wie folgt: Freiwillige! Indem ich den Gott der Heerschaarm anrufe und die Stimme Spanien- im Todeskampfe vernehme, erscheine ich in eurer Mitte, eures Mu- theS und eurer Loyalität gewiß. Arm an Rittel», aber reich an Glauben und Heldenmuth, habt ihr verstanden, etnm unglaublichen, fabelhaften F-ldzug in großartiger Weise auszuhalten, und unter unaufhörliche» Entbehrungen und Mühe» habt ihr nur Eins verlangt: Waffen. Meine Bemühungen, euch solche zu verschaffe», find nicht ganz unftuchtbar gewesen. Und nachdem ich diese Pflicht erfüllt habe, so viel eS mir möglich gewesen, komme ich, eine andere pr erfüllen, die meinem Herzen viel angenehmer ist; ich komme, wie ihr, zu fechtm für unser Vaterland, für unseren Gott. Ich werde nicht, zurückgehalte» von Erwägungen politischer Conventen,,, diesem heldenmüthig« HerstellungSkampfe mit gekreuzt« Armen zuschauen. Ich beklage die Verblendung der Armee, welche gegen uns ficht, weil sie euch und mich verkennt. Ihr und ich würde» sie mit offenen Armen aufnehme», wm« sie in einer gutberathmen Stunde bedächte, daß die monarchische Fahne seit 15 Jahrhunderte» die Fahne des Ruhmes und der Ehre der spanischen Heere ist; wen» sie bedächte, daß die einzige wirklich «o- narchische Fahne die meine ist: die Fahne der Gesetzlichkeit und des Rechts. Weil daS aber nicht ist, so müssen wir durch Gewalt eine gottlose und verderb liche Revolution unterdrück«, welche sich nur durch Gewaltthätigkeit erhält. Mit einer überwältigenden Rührung empfange ich die aufrichtige Huldigung eurer begeisterten Treue. Mit unsäglicher Rühmng betrete ich dies« baSco-navarri schen Bodm, von welchem aus ich den Ausdruck meiner Dankbarkeit an alle großmüthigen Vertheidiger der gerechte» Sache richte und den Klang meiner Freundesstunme an alle Spanier. Spanien schreit laut nach unserer Hülfe. Freiwillige voran! Spanten ruft, daß eS sterbe. Freiwillige, zur Rettung! Zugarramurdi, 15. Juli 1873. Carlos. Königreich Sachfe«. Beim 17. und 18. Ulanenregiment (Sachsenö) hat man nun mit der Be waffnung deö je vierten Zuges jeden Regimentes mit Carabiner-Hinterladem und den Schießübungen der Mannschaften begonnen. DaS „Fliegende Blatt deS Evangelischen Vereins der Gustav-Adolf-Stiftung" weist in seiner 49. Nummer nach, wie segensreich dieser Verein auch im letzten Rechnungsjahre gewirkt. ES wurden nämlich 1017 Gemeinden mit 202,151 ^Thlr. unterstützt und zwar in Preußen 364 Gemeinden mit 71,794 Thlr., im übrigen Deutschland 158 Gemeinden mit 37,740 Thlr., in Oesterreich diesseits der Leitha 293 Gemeinden mit 48,610 Thlr., in Oesterreich jenseits der Leitha 96 Gemeinden mit 10,078 Thlr. und in den übrigen europäischen und außer« iUropätsch« Lände« 106 Gemeind« mit 33,926 Thlr. (Im vorhergegangene» Jahre wurden 954 Gemeinden mit 199,107 Thlr. unterstützt.) Der gesammte Cassmumsatz im letzte» Rechnungsjahre betrug 225,571 Thlr., im Vorjahre 210,144 Thlr. An Kirchen und Kapellen find seit dem letzt« Berichte 65 eingeweiht worden: 58 Schulen und 20 Pfarren wurden vollendet. Und dennoch find noch zu bauen 413 Kirchen und Kapellen, 148 Schul- und 83 Pfarrhäuser und in 175 Gemeinden bedürfen diese Gebäude bedeutende Reparaturen, während noch viele Gemeinden unter großer Schuldenlast seufze». Der evangelische Gustav« Adolf-Verein hat während feines Bestehens 3,392,717 Thlr. in 2225 Unter stützung« verausgabt. — Einzig und allein die Liebe edler Verstorbener gewährte dem Vereine in diesem Rechnungsjahre ra. 163,000 Thlr. in 185 Legat« und Geschenk« (gegm 75 im vor. I.) sowie 85 indirekten Gaben für Gemeinde« und Institute. — An Stelle 9 aufgelöster find 53 OrtS- oder Zweigvereine und 20 Fraucnvereine »« entstand«. Feuilleton * (Ein fürstlicher Setzer.) Welche Werthschätzung man der Buch druckerkunst in Japan beilegt, beweist die veröffentlichte Thatsache, daß zur Zeit in der königlich« StaatSdruckeret in Haag ei» Schriftsetzer sich befindet, wie man wohl nur selten etnm solch« steht. ES ist dies ein Japanese, der Fürst Marao, ei» Datmto erstes Ranges, der von seine« Herrscher abgesandt wurde, die Buchdruckerkunst in jeder Richtung gründlich zu studiren. Er unterzieht sich seiner Aufgabe mit solchem Eifer, daß er täglich mehrere Stunden vor de« Setzkast« zubringt. Kirchennachrichten auS Schneeberg. Am 7. Sonnt«« nach Trinit. um 8 Uhr Gastprediat de« Hrn. Pfarrvicar Schönrich in Ursprung, um 2 Uhr prrd.Hr. Arch. Al«d» — Seborne: rs. Juli d. Maschinensticker E. H. Bölter ein S- — d. Sergeant Eh. E. Degen eine T — 21. Juli d. ans. B. »- Tischler F. W. Georgi eine T. — 22. Juli d. Bahnarbeiter G. F. Georgi eine T. — Ge- I storbene: t». Juli F. W. Kunzmann, V. u. Bäckerinstr. ein Ehemann im 72. I. — 20. I Juli Fr- Therese, Eh. F. Müller», Schneider« Ehefrau im 88 I. — 2l.2ult Earl Hermann. I E. H. Leidiger«, Bergarb. «Hel. S. im l. I. — E. y. Eh. Pfannenschmidt, Kaufmann, el« > Ehemann im »8 I. — 22. Juli Auguste Marie, der Sophie Wilhelmine Böhm T. im l — Fr. Earolin« Friederike, E. L. Lippold«, Handarb. Lheftau im «8. I.