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SS4 20. Juli die Abrechnung de« „Streike-Comite'S". Daraus erfahr« wir, daß an UnterstützungSgeldm» «Summe 365 fl einzegang« find, für 430Arbeiter, die ca. 14 Tage streikt«. Während der gleich« Zeit habe» sie 6000 fl. Ar beitslohn verlor«, resp. nicht verdi«t. Bekanntlich ist mit de« Streik nichts erreicht mord«. Die Fabrik selbst, die unwidersprochen von allen Weberei« in Baye« die besten Löhne brrahlt, hat vielmehr setzt ein größeres Angebot von Arbeite« als früher «ad dle wenig« von hier weggegangenen flnd zum Theil wieder gekommen, weil fie anderwärts (im Bamberg, Augsburg rc.) thetlS keine Arbeit, theilS bet höher« Kost- und Logispreisen d« Lohn niedriger gefunden habe». Ein ebenso theurer als lehrreicher Vorgang! Ob wohl auch die Agi tator« ei» Opfer gebracht oder etwas verlor« haben?? Ganz sicher und ge wiß nicht! Wir aber seh« »och hinzu: Möchten doch Alle, die es mit ihre« Geldbeutel wirklich gut mein« vergleich« Aufhetzern zum Streik« ihre Ohren recht fest verschließen. Frankreichs gegenwärtige Regierung steuert mit Sieb«meil«stiefeln und «ner wahrhaft« Berserkerwuth dem allgemeinen Unglück, der Zerrüttung und Zerklüftung des LanreS zu durch ihre maßlose Reaktion, durch ihre religiöse Heuchelet und durch sihren mehr als srech« Uebermuth. Die Linke, d. b. die wirklich republikanisch gesinnte Partei in der Nationalversammlung wird bei jeder wichtigen Abstimmung unter rohem Hohngelächter von der übermüthigen Rechten niedergestimmt. Alle republikanisch gesinnten Blätter werd« schonungslos unter drückt. Ein Mitglied, der Linken interpcllirte wegen dieser in: einer Republik nicht zu rechtfertigenden Maßregel das Ministerium in einer der letzteren Sitzung«. Und was that das Ministerium auf diese Interpellation hin? ES stellte bei der Nationalversammlung den höhnischen und freche« Antrag, die Antwort auf diese Interpellation auf sechs Monate! 1» vertagen. Und richtig dieser empörende Antrag wurde mit großer Majorität angenommen! Wird aber in sechs Monaten auch das Ministerium Broglie in Frankreich noch eristiren? —» Unsere deutschen Truppen in Frankreich räum« seit acht Tag« eine Stadt nach der andern und in wenig Wochen werden alle unsere Truppen Frank reich verlassen haben. Da hat aber schon dle Regierung durch scharfe Ver ordnungen dafür gesorgt, daß nirgends in Frankreich Festessen oder Bankette wegen der Räumung Frankreichs veranstaltet werden dürfen. Die Regierung fürchtet nämlich, daß bet solch« Gelegenheit« der Er-Bxäkdent Thier», dessen eigenstes Werk diese baldige vollständige Räumung Frankreichs ist, in Trinksprüchen und Gelegenheitsreden gefeiert wird, und das soll vermieden werden, weil die jetzi gen Regierungsmänner keinen Mann in ganz Frankreich so bitter und entschie den Haffen, wie ThierS. So stockblind macht die politische Parteiwuth. Und ThierS hat doch Großes für Frankreich geleistet. Der kleine Mann war ein mächtiger geistiger Riese gegen die jetzig« erbärmlichen Zwerggestalten, welche mit so gewaltigem Ungeschick die G-schicke Frankreichs leiten. Noch weit trauriger wie in Frankreich schaut eS aber gegenwärtig in Spanien aus. Geht eS dort nur noch einige Wochen so fort, so ist All'S aus Rand und Band, so ist das von Gott so reich gesegnete Land in die vollständigste Anarchie versunken. Manche hoffen zwar von der Energie des jüngsten Ministeriums noch Hülfe und Besserung, doch, wie uns bedünken will, steht diese Hoffnung auf schwachen Füßen. Die Karlisten haben in der verflos senen Woche bedeutende Fortschritte gemacht, sie sollen schon zu 30,000 Mann angiwachsen sein und — wie gewöhnlich — daö kräm rische England liefert Kanonen, Flinten, Munition rc. Urd wer bezahlt eS? Die Herren Pfaffen und Jesuiten können schon über Geldmittel verfügen. Deutschland. Ein sonderbarer Strikc wird, wie man der „Deutsch. Ztg." schreibt, von den Sträflingen in Stein in Scene gesetzt. Diese weigern sich nämlich zu essen. Ursache dieses freiwilligen Hungers soll die Einführung einer strengeren Haus ordnung sein, welche den Sträflingen lästige Bestimmungen hinsichtlich des Rau chens, Lesens u. s. w. enthält. Einige Hetzer stachelten die Mehrzahl der Sträf linge auf, sich aller Nahrung zu enthalten, in der thörichtcn Hoffnung, aufdie- sm Wege die Abänderung der neuen strengen Hausordnung zu erwirken. Eine nicht unbeträchtliche Zahl der Sträflinge hat in der That seit fünf Tagen we der gegessen noch getrunken. Einige Sträflinge konnten, als sie der Aufseher in dle Schule führte, vor Ermattung in Folge der Kasteiung sich nur mühsam dahinschleppen und stürzten auf dem Wege zusammen und dennoch beharren die selben hartnäckig in ihrer Weigerung, zu essen. Die Haupthetzer wurden voll d.n übrigen Sträflingen abgesondert, und man ist zu der gegründeten Hoffnung berechtigt, daß die Natur diesem unnatürlichen Etrike bald ein Ende machen werde. Nach vorliegenden Anzeig'n kommen auch in der jetzigen warmen Jahreszeit vielfach — und besonders unter den Postsendungen an Soldaten — Packete vor, welche Butter und andere Fettwaaren enthalten. Da durch daö Durchdringen des fettigen Inhalts häufig sowohl die Adressen unkenntlich gemacht, sowie auch andere Postsendungen beschädigt werden, so sind die Poftanstalten durch eine Ver fügung d-S Generalpofiamteö veranlaßt worden, durch entsprechend- Vorsicht bei der Annahme auf F rnhaltung derartiger Packete hinzuwirken. Schweinfurt. Ein gewaltiges Feuer sah man am 21. Juli von den Bergen KissingenS aus. Es stand das Dorf Bergrheinfeld in Hellen Flamm«. 120 Gehöfte liegen in Schutt und Asche. Ein starker Westwins trieb das wüthende Element durch alle Gaffen deS OrtS, 500 Menschen find ohne Ob dach, 200 Familien haben Gut und Habe verloren. DaS Feuer soll durch eine geistesschwache Frau herbcigeführt worden sein. I« Jahre 1856 wurde Berg rheinfeld schon einmal eingeäschert. - Oesterreich. Prag, 25. Juli. Sämmtliche czechische Blätter erklären heute, der Reichs tag werde bei Fortsauer deS gegenwärtigen Systems von den Czech« unbedingt nicht beschickt werden. In Mikulince hat dieser Tage wegen eines zum Christenthume über- getretenen jüdischen Mädchens zwischen der jüdischen und christlich« Bevölke rung ein großer Krawall stattgefunden, wobei Polizei und Gendarmerie ein- schreiten mußte. Frankreich. Paris, 23. Juli. Ueber die Physiognomie der geräumt« Städte nach dem Abrück« der deutsch« Besatzungen schreibt et» Pariser Correspondmt der „A. A. Ztg.": „DaS Wiedersehen ist tragikomisch. An all« Ort« rückt hinter der abzi-henden deutschen Garnison französische Gmdarmerte mit zahlreichen Polizisten ein, welche sofort Hand an die Bevölkerung leg« und belaaerungS- zchändlich jede Möglichkeit einer Dankesäußemng für Hem, ThierS hintertrei- peN, die Bevölkerung nicht zu Athen» und Wort komme» lass«. Auf die Mr- ! sellqts« Wird gefahndet, Eoneert und Bälle «erd« verbot«, Festbeleuchtung« wedd« gelöscht, die aus dm Häufe« strömend« Bewohner werden als Zusam menrottung auSetnandergestöbert, kein Ruf für H«. ThierS oder die Republik wird gestattet, die Schenk« und Kaffeehäuser muff« in früher Abendstunde ge schloffen werden, Verhaftung« von widerfpänstiae« Enthusiasten und Ercederrte» sind« überall noch am erste« Tage de- Wiedersehen» statt." Parts, 25. Juli. Heute Morgens fa»d bet Maurice Richard eine ge heime Besprechung der hier anwesend« vonapartisten Katt. Es wurde auch die Frage erörtert, ob Prinz Napoleon die Wiederverleihuug feines Grades al» DivtfionS-General verlang« solle. Mac Mahon, der auf ofsictösem Wege von dem Zwecke der Besprechung verständigt worden war, wird die Aufnahme Plon- Plon'S in die Armee-List« verweigern. Auf die Nachricht, daß Prinz Napoleon wieder in Paris eingetroffen ist, hab« die Rechte -und da- rechte Centrum die Streichung deS vonapartisten HaentjenS von der Candidaten-Lisie für die Per- «anenz-Eommisston beschloss«. Paris, 24. Juli. Officiöser Meldung zufolge find von d« Charleville räumend« OccupationStruppen auf dem Marsch nach Sedan 8 deutsche Sol dat« vor Hitze gestorben und 10 lebensgefährlich erkrankt. Die Bevölkerung soll theilnehmend ihnen Pflege gewährt hab«. Nachricht« aus MLztLreS (im Ardennendepartement) zufolge haben dort in vergangener Nacht unruhige Bewegung« stattgefunden. Zahlreiche HochS auf ThierS, aber auch Hochs auf Gambetta und die Commune wurdm aus gebracht. Die Polizei machte einige Angriffe auf die Menge. Verschiedene Verhaftungen wurden vorgenommen. Die Ruhe ist wieder h-rgestellt. Versailles, 26. Juli. DaS von dm Blättern erwähnte Gerücht, das die Regierung darüber in Berathung begriff« sei, die Carlisten als kriegführende Macht anzuerkennen, wird von der „Agence HavaS" als unbegründet bezeichnet. — In Charleville haben keine neuen Unmh« stattgeftrnden; Französische Trup pen sind daselbst eingetroffen. Italien. Rom, 25. Juli. Der Papst hat in dem heute stattgehabt« Eonsisioriu« 22 Bischöfe ernannt, und zwar 5 sür Italien, 5 für Frankreich (Air, Chambery, TarbeS NeverS und AmienS), 5 für BuennS-MreS, Irland und Australien (Adelaide) und 7 iw pnrlibas iwküeliaw. Der Papst erklärte in seiner Allocution daS italienische Klostergesetz als gegen daS natürliche und daS Men schenrecht verstoßend, wies auf die von der Kirche in ähnlich« Fällen verhäng ten Strafen hi« und empfahl Gebete, um daS Aufhören der Leiden der Kirche zu erflehen. Spanien. Madrid, 25. Juli. Die Aufständisch« in Cartagena rüsten Schiffe, um die deutschen Fregatten anzugreifen, doch fehlt eS ihnen an Mitteln, da ste weder Officiere, noch Maschinisten, noch Matrosen haben. Kein Officier der spanische» Marine bat sich ihnen angeschloffen, und die Matrosen desertiren fortwährend. Die Regierung ist überzeugt, daß sie alle gepanzerten Schiffe durch die treu ge bliebenen hölzernen Kriegsschiffe, die ste in Ferrol auSrüstet, wieder erobern wird. In Malaga haben die beiden feindlichen republikanischen Partei«, die um die Gewalt kämpfen, daS Feuer gegen einander eröffnet. Madrid, 26. Juli. Vier Officiere von der Civilgarde in Barcelona, welche zu den Carlisten übergegangen waren, sind dort erschossen worden. — Der General Soler hat den Chef der Jnsurrection in Malaga, Carbajal, ge schlagen und der General-Capitain in Andalusien, General Pavia, an die In surgenten in Sevilla die Aufforderung ergehen lassen, die Stadt auf Gnade und Ungnade zu ergeben. — In Bejar und in Cordoba ist der zu den Intransigen ten haltende Theil der Miliz entwaffnet, — Die Unruhen in Valencia werden, wie die Regierung hofft, ohne Blutvergießen betgelegt werden. — In Guipuzcoa ist der Brigadier Lomas in der Verfolgung von Don Carlos begriffen. — Der Preußische Consul in Carlhagena ist dem Vernehmen nach in Madrid eingetroffen. Bayonne, 26. Juli. Unter dem Vorsitze Marschall Serrano'S hat ge stern in Biarritz eine Versammlung aller in der Nähe weilenden Häupter der liberalen Partei stattgefunden, in welcher einstimmig beschlossen wurde, der der zeitigen Spanischen Regierung durch Vermittelung des Admiral Topete und zu Wiederherstellung der Ordnung und Freiheit in Spanien ihre Unterstützung anzubieten. Madrid, 26. Juli. Die Erklärung des Chefs der Erecutwgewalt Sal meron betreffs energischer Maßregeln zur Unterdrückung der inneren Unruhen und daö entschiedene Auftreten deö Keieyöminifterö haben — wie regierungs seitig gemeldet wird — die Führer der liberalen Parteien aller Schattirungen m und außerhalb Spanienö bestimmt, d r gegenwärtigen Regierung im Kampfe gegen die Carlisten und gegen die Intransigentes und gegen Alle, welche der Regierung alS Rebellen gegenübertreten, unterstützend zur Seite zu stehen. Belgien. Brüssel, 25. Juli. In den Kohlengruben Crachet und Piquery bei FramericS, unweit Monö, sind 5 Personen durch schlagende Wetter getödtet und 12 andere, zum Theil schwer, beschädigt worden. Amerika. Die Newyorker HandelSzeitung schreibt: „Ein Deutscher Fürst hat von fernem BegnadlgungSrecht in einer Art und Weise Gebrauch gemacht, gegen welche unser StaatS Secretär hoff ntlich in höchst energischer Weise protestiren wird. Wir erhalten aus Deutschland die Nachricht, daß der Großherzog von Hessen-Darmstadt sein fünfundzwanzigjährigeS RegterungSjubiläum am 22. v. MlS. gefeiert hat. Da dieses Ereizniß für loyale Hessen von Wichtigkeit ist, so hätten wir an dieser Stelle keine wettere Notiz davon genommm, wenn Se. Kgl. Hoheit bet dteser Feier die Vereinigte» Staat« «ic^t in Mitleidenschaft gezogen hätte. I» der Frankfurter Zeitung vom 24. Juni les« wir nämlich: „Darmstadt, 22. Juni. Auf Anlaß deS RegierungS-JubtläumS des Großherzog» wurde einer größere» Anzahl von Zuchthausgefangenen der Rest ihrer Strafzeit erlass«. Unter den begnadigten befindet sich auch der Domänenpfandmeister Schlick von Zwingenberg, der s. Z. den Kaufman» Güllich von hier am hell« Tage in seiner Wohnung erdolchte, sowie der ebenfalls weg« Morde» verur- theilte Schäfer Weckbach von Fränkisch Crumbach, beide jedoch unter der Be dingung der Auswanderung nach Amerika." — Die Nachricht tritt tn so be stimmter Form auf und kommt au» so respektabler Quelle (?), daß an der« Wahrheit kaum zu zweifeln ist. ES ist jedenfalls eine unverantwortliche Nach lässigkeit unseres Gesandten am Berliner Hof, daß er nicht sofort die Aufmerk samkeit des Bundeskanzlers auf diese grobe Verletzung der internationalen Ver träge gelenkt und in d« stärkst« AuSdrück« dagegen Einwendung erhob« hat. AlS im vorigen Jahre in hi«g« Zeitung« ähnttche Anklagen gegen die Re gierung« von Meckl«burg-Strelitz und Reuß-Schleiz erhoben wurde«, erließ Fürst Bismarck bekanntlich eine Erklärung, daß sowohl die Deutschen Journale,