Volltext Seite (XML)
uodeinhalbguldenssück« hat der Außschuß des BundeSratheS für Handel und Berlehrowesen ein Verbot beantragt; dagegen ist aber von den öst.rreichtschun- ganschcn Einguldcnstücke» —. gegen die sich in letzter Zeit eine so völlig unge rechtfertig e Mißstimmung, nammtlich seitens d r Leipzig-Dresdner Eisenbahn, bemerklich machte — nickt die Rede. Die veränderten Z it -rhälmiffe haben auch, wie wir hören, die Preußischen G.sandten a« den Dmiichm Höfen veranlaßt, sich in einer Collectiveingabe an ihren Ressortchef, d:n Minister der auswärtigen Angelegenheiten, »u wenden und denselben in ausführlicher Darlegung dieser Verhältnisse zu bitte», denselben entsprechend im Etat pro 1874 eine Aenderung der G.haltSverhältniffe des Ge sandtschaftspersonals ei,treten zu lassen. Es soll jedoch, wie uns versichert, wird, auf dieses Gesuch bereits ein abschlägiger Bescheid erfolgt sein, wahrschein lich in der Voraussicht, daß das Abgeordnetenhaus zu einer solchen Mehrbelastung d's Etats schwerlich seine Zustimmung g ben würde, da das Fortbestehen der Gesandtschaften von diesem bekanntlich nur noch als eine Frage der Zeit ange- shrn wird. Berlin, 10. Juli. Der Teneral-Telegraphen-Direcrion ist eine neue Er findung vorgelegt worden, wodurch eS möglich wird, jede« telegraphische Wort mit höchstens drei Buchstaben zu schreiben. München, 16. Jul. In der heutigen Sitzung des Schwurgerichts gegen Adele Spitzerer uns Genossen verlas der Präsident AppellationSrath Müller ein dem Vorstande des GemembecollegiumS, Gugg-nhrim-r zvgekommeneS anonyme« Schreiben, in dem Arbeiter, welche diese- Schreiben verfaßt haben sollen, drohen, daß, wenn der Proceß schlecht auSgehe und sie (die Schreiber) daS ihnen ge stohlene Geld nicht wieder erhalten, si: die Häuser Guggenheimer'S und anderer Gcmeindebevollmächtigten mit Petroleum in Brand stecken und den Elstern er schießen würden. Fulda, 11. Juli. Die Casinomänner unserer Bischoföstadt haben wieder eine neue Demonstration inscmirt, um dec erstaunten Welt zu zeigen, daß sie als getreue Söhne der Kirche „auf dem Damme" sind. Am 16. d. M. wollen die Herrin ohne Damen nach dem bei Wünfeld (sünf Stunden von Fulda) lie genden G.hilfersberg wallfahren und do:t für das Wohl der Kirche und des bedrängten Heiligen VatecS beten. Dreißig Grad Reaumür, — und eine solch: ' kirchliche Luftfahrt! DaS nennt man „fromm sein". Bor einer Wähler» rsammlung zu HaderSleben erstattete dieser Tage der Abgeordnete Kryger-Bfftofl eine» Bericht über die Unterredung welche er mit dem Fürsten Bismarck gehabt. „Als ich mich gegen Aö»d", so erzählt Kryger, auf einer Soiree im Ministerium deS Aeußern mit mehreren ReichStagö- mitgliedern unterhielt, kam BrSmarck zu mir, grüßte mich freundlich und redete mich ungefähr folgendermaßen an: „ES freut mich sehr, Sie als Gast in mei nem Hause zu sehen. Ich benutze die Gelegenheit, dir Sie mir geboten, Ihnen meine Anerkennung für die Energie, den Eifer und die Tüchtigkeit zu bezeugen, womit Sie Ihre schwierige Sache im Reichstage verteidigen. Sie allein käm pfen für Ihre Sache und bilden so eine Partei für sich selbst; deshalb halte ich eö für meine Pflicht, Jhmn den Standpunkt klar zu stellen, den ich Ihrem parlamentarischen Verhalten gegenüber einnchme. ES thut mir herzlich leid, daß ich außer Stande bin, Ihnen, der Sie so allein hier stehen, eine tröstende Nach richt mit auf den Weg zu geben, womit Sie Ihre Wähler erfreuen könnten. Ich spreche cS hier offen und ehrlich aus, daß zur Zeit keine Aussicht vorhan den ist, daß Ihre Sache entschieden werden könne. DaS ist nicht so zu ver stehen, als ob keine Möglichkeit vorhanden wäre, daß die Frage später geordnet werden könnte: aber wann und wie, bin ich nicht im Stande Ihnen zu sagen. Selbst mit dem besten Willen ist eS mir unmöglich, die Sache jetzt aus der Welt zu bringen. Hinter mir stchm 41 Millionen, auf deren Wünsche ich auch gcnöthigl bin, Rücksicht zu nehmen. Sie müssen auch nicht vergessen, daß euch die Polen mit nationalen Forderungen kommen." — Kryger antwortete, daß diese Mittheilung traurig und entmuthigens für ihn sei. Wenn indessen keine Veränderung geschehen könnte, hätten die NordschlcSwiger doch wenigstens ein Recht, zu verlangen, daß ihre staatsrechtliche Stellung klar geordnet werde; sie könnten doch unmöglich immer und ewig in ihrer j tzigen, in staatsrechtlicher Beziehung unbestimmten Stellung bleiben, denn die verderblichste von allen Stei lungen wäre doch die, welcher ein fester Haltepunkt und die Mittel fehlten, die Zukunft vorzudereiten. „Sie haben Recht", erwiderte der Reichskanzler, „aber auch darauf ist eS mir unmöglich, eine Antwort zu geben." Indessen, wandte Kryger ein, könnte bei der Nichterfüllung deS 8 V. deS Prager Friedens ein anderer Factor sich geilend machen. Oesterreich hätte nur unter der Bedingung auf sein Mitbesttz 'ngSrecht an die Herzogthümer verzichtet, daß die Bewohner der nördlichen Distrikte Schleswigs durch eigene Willensäußerung ihren Sou- rerain wählten. Geschähe dies nicht, stärde jenes Mitbcsitzungsrecht noch in Kraft. „Oesterreich hat," bemerkte der Reichskanzler, „nur wenig Interesse an dieser Sache gehabt; der Art. V. ist nicht aus Otsterreichischer Initiative h.'r- vorgegangen; derselbe ist ausschließlich von Frankreich auögcgangen, und der Französische Kaiser hat nur sehr wenig verlangt (hier zeichnete der Reichskanzler einen ganz kleinen Fleck auf den Tisch), nur so viel, daß er sagen könnte, sein AbsiimmungSprincip wäre constaiirt." Kryger antwortete, daß dies sehr glaub lich wäre, und man sähe daraus, daß das AbstimmungSprincip nur ein äußerer Schein, eine Verletzung dcö Völkerrechtes wäre. Da nun der Reichskanzler Frankreichs erwähnt, und da Kryger wiederholte Male in seinen Reden im Reichstage sich der Sache der Elsasser und Lothringer angenommen, so daß man ihm besondere Französische Sympathien zugeschrieben hatte, mußte er hier sagen, daß Frankreich jedenfalls weder seinem Lande, noch seinen Wühlern, noch ihm selbst etwas Gutes grthan habe. Der Sache der Elsaß-Lothringischen Äevöl- . kerung habe er sich nur angenommen, weil sie seine Leidensgefährten seien und weil er am besten da- harte Schicksal verstehen könne, welches ihr durch die KriegSbegebenheiten geworden. „Frankreich" fuhr Kryger fort, „ist zu Grunde gegangen. Warum? Weil ke- damals den Umfang und die Bedeutung der Dänische« Frage nicht verstand. ES hat ruhig zugesehen, als alte Besitzungen, w Ich« drei Großmächte garantirt hatten, von Dänemark abgerissen wurden. DeS- hrlb hat Frankreich Elsaß und Lothringen verloren. Auch würde England Nordamerika gegenüber nie in die jämmerliche, demüthigende Lage gerathen sein, wenn eS auf der Londoner Eonferenz Achtung vor dem Rechte bewiesen hätte. Doch hier will ich diesen Punkt nicht weiter erörtern Ew. Durchlaucht ver stehe» da- besser al« ich". — , Ja, Sie habe» Recht", antwortete der Reichs kanzler, „ich theile ganz Ihre Ansicht. Ich wiederhole «S, Sie haben Recht. Halte» Sre nur au«. Fahre» Sie »ur fort, wie bisher. Unterlassen Sie nicht die schwierigsten Fragen an mich zu richten, «och schwieriger al- die, welche Sie bisher vorgebracht haben. Und doch «erde ich Ihnen nicht antworten kön- nen. Aber Sie haben nicht allein Recht, Sie haben auch eine Pflicht, für die Interesse« Ihrer Wähler einzutrete«, wie Sie eS bisher getha« habe». Sie ke»ne» Ihre Pflichten. Die Versicherung gebe ich Ihne», da-, wenn Sie auch noch so scharf austrete», werde ich^e« Jy»e» »ie übel »ehmm. Sie find mir jederzeit willkommen." Frankreich. Pari«, 11. Juli. Wer bet der gestrige», de« Schah zu Ehre» abge- halte«en großen militärischen Revue sich de» Herzog von Aumale etwa- näher ansah, welcher im Generalstab deS Präsidenten der Republik sich befand, der mußte frappirt fei» von seine« mürrischen, schlechten Aussehen. Er ist seit Kurzem um zehn Jahre gealtert. Der Herzog von Aumale kann nicht ver schmerzen, die Gelegenheit verpaßt zu haben, die sich ihm vielleicht am 24. Mai mit etwas Energie geboten haben würde, anstatt Mac Mahon Präsident der Republik zu werden. Und heute muß er, der Orleantde, i« Gefolge reite», DaS ist bitter demüthigend. Lor eitrige» Wochen lebte der Herzog noch in dem Glaub », eS könnte Alle- sich »och zu seinen Gunsten einrichten lassen. Man überzeugt« sich aber bald, wie sehr man sich geirrt. Der Mar ¬ schall de Mac Mahon ist keineswegs so leicht zu stürze», wie Herr Thier- eS.war, und zwar aus tausend Gründen, wovon die triftigsten die find, da rr Präsident bleiben will und durch da- Gewährenlasse» feiner Minister unanfechtbar ist; femer würde» weder die Legitimisten noch die Bonapartiste» die Hand dazu leihen. Unter solche» Verhältnissen hat die Majorität beschlossen, der Präsidentschaft Mac Mahon'S eine bestimmte Dauer, man glaubt fünf Jahre, zu geben, und soll demnächst einen Vorschlag in diesem Sinne der Nattonal- ' Lusammlung vorgelegt werden. Die Orleaniste« haben zugestimmt, da alle Chance« de« Herzog- von Aumale jetzt vorläufig dahin find und man nur Zeit gewinnen will und kann, um Frankreich für die Restauration zu bearbeiren. Was auch die officiösen Blätter von dem Empfange Mac Mahon'S bei der Revue fabeln möge», ist eitle Lüge. Der Präsident der Republik merkte eS recht wohl, wie die Pariser ihn kalt und geringschätzig behandeln. Den „C-puziner- Präfisenten" nannte ihn ein Gassenjunge zum großen Gaudium einer Gruppe Arbeiter, die nichts weniger al- zum Beifallklatschen aufgelegt waren. Dagegen stimmte die Menge auch nirgend- den Ruf: „Es lebe die Republik!" an, und den 750 Souveränen, wooon höchsten- ein Fünftel auf ihrer Tribüne erschiene» war, wurde wahrlich da- Grüßen nicht sauer gemacht. Gleichgiltigkeit, eine bleierne Gleichgiltigkeit lastet seit einigen Tagen auf der öffentlichen Meinung, und, wie ich höre, ist die- auch mehr oder minder in der Prosinz der Fall. Die Republikaner find bestürzt. Eie fange« an, einzuschen, daß sie sich von Illusionen genährt und daß die Herrschaft deS Versailler Krummstabeö nicht so leich zu brechen ist. Daher auch die bittere Heftigkeit der Sprache, welche die Republique Fran^aise seit einige« Tagen anschlägt. Herr Thiers hält sich still in seinem Hause. Kaum würde man feiner noch gedenke», wenn sich der Schah und d:r Gemeinderath von Nancy nicht des Manneö erinnert, der noch vor Kurzem der Trost und die Hoffnung Frankreichs zu sein schien. Heute hofft man nichts mehr und läßt sich widerstandslos von den Clericalen gängeln. Roch haben die letzten deutschen Truppen nicht den Boden Frankreichs verlassen, und schon schlagen die Herren Jesuiten politisches Kapital au- dem Umstande, daß die Ultramontanen die einzigen Alliirten find, worauf Frankreich zählen kann, wenn > S gilt, den Rachckrieg zu erklären. Die gestriege Revue hat die Revanche- Ideen wieder einmal neu belebt. Selbst die Republique Franoaise konnte sich nicht enthalten, einen kleinen Artikel in diesem Sinne Herrn Chauvin zum Lobe vom Stapel zu lassen. Italien. In Italien begegnet das neue Ministerium de« ausgesprochenen Wider willen der Linken. Ihr Hauptorgan „La Riforma" eröffnet den Kampf mit einem Artikel voll der herbsten Ironie. Sie sagt: „Wer wird leugnen, daß die neue Zusammensetzung deS Ministeriums eine sehr glückliche ist? Welcher an dere, als Graf Minghetti hätte den Muth gehabt, die Ehre, welche der Oppo- sit'on der Linken gebührt, zu usurpiren? Nachdem er den wichtigsten Theil sei ner Mission, die Linke an der Gewalt, an der Regierung participiren zu lassen, gestrichen, blieb ihm nach verschiedenen anderen Jntriguen, den so sehr verwirr ten Knoten zu lösen, nichts übrig, alö ihn mit dem allergröbsten Schwerte zu zerhauen, denn ein Mann wie Minghetti, das war vorauszusehen, bebt vor nichts zurück! Er steckte sich hinter Lanza, kehrte mit ihm nach Rom zurück, und fing immer wieder von Neuem an, Minister zu suchen. ES verschlug ihm gar nichts, die alten Minister, welche soeben von der Kammer niederkartätscht waren, wieder hervorzusuchen. Die Kammer hat den Grafen Visconti und seine College» verurtheilt. Graf Minghetti hingegen maßt sich an, kraft seines Man dats sie wieder zu rehabilttiren, er stellt sie dem Lande in anderen Kleidern vor, in den Gewändern seiner Satelliten, wir find daher dem Herrn Grafen doppelt dankbar, besonders aber tröstet eS das Land, daS Ministerium der Finanzen in seinen Händen zu wissen! Mit Sella hätte eS allenfalls 5 Jahre gehen kön nen, mit ihm wird cS in 24 Stunden zu Ende sein. Im November wird wohl wieder eingerissen werden, was er im Juli aufgebaut. Die Macht ist keine Equivoque, sie ist ein Recht, ganz ein Recht! Die Menschen der September- Convention (abgeschlossen mir Napoleon lll.) find dieselben der Tabaksregie, die I einen repräsentiren die Schande der nationalen Politik, die anderen die — Moral I in der Verwaltung!" — Die letzte Bemerkung bezieht sich auf die bekannte I Affaire des Majors Lobbia, der hohe Beamte der Bestechlichkeit beschuldigt hatte I und deshalb zu 3 Monaten Gekängniß verurtheilt worden war. Lobbia hat sich I bet dem ihn verurthetlenden Erkenntniß nicht beruhigt, hat appellirt und Revi-1 fion eingelegt, sein Proceß ist endgiltig noch heute nicht entschieden und schwebt I j.'tzt vor tcm Appellhofe von Lucca. Minghetti war damals Mitglied deö Ca- I binetS. „La Riforma" schließt ihren Artikel mit der Frage: „Wa- schadet cs I denn, wenn wir morgen daS Deficit um das Doppelte vermehrt finde« und die I öffentliche Schuld um ein paar Milliarden vermehrt wird? Wir haben wenig- I stenS einen Tag Poesie erlebt i« dieser Zeit der langweiligen Prosa!" Spanten. Perpignan, 15. Juli. Die Stadt Berga in Katalonien ist, wie von I der Spanischen Grenze gemeldet wird, nach lebhafter Gegenwehr von den I Carlistcn genommen worden. Die Besatzung in einer Stärke von 500 Mann I ist kriegsgefangen. Königreich Sachfen. I Dresden, 16. Juli. Nach den neuesten ärztlichen Anzeigen bi- incl. I 14. Juli beträgt die Sesammtzahl der in de» kgl. Gerichtsämtern Dresden und I Döhlen vorgekommenm Choleraerkrankungen 247, von denen 86, d. i. nahezu I 35 H einen tödtlichen Verlauf nahmen. I Kirchennachrichten aus Lößnitz. Am 6. Sonnt, n. Vrioit. predigt» Vorm. Herr Diät. vr. vl». Eckardt, I (Matth. 5, 1-12.) Nach«. Hr. HissSgeistlicher Dietel. (Joh. 1h 23-30.) I Di« veichtrede hält Hr. Diac. vr. xll. Eckardt.