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ine europäische Steife zwölf dabu zu Hilfe zu kommen vermag. Man lebt in Varun streng zurückgezogen « zu schätzen ist. Rament- und empfäigt nur Famijimglieder; eS ist für Fremde kemeS BleibmS dort, denn bar sein. Und vor Jahre--! im Dorfe befindet sich, Nur ein Krug, der Niemanden beherbergt und wo man vor — Hunger gestorben, weder Wein noch Bi-r, sonderfi höchsten- verdünnten Spiritus findet. Bor persische Dienste zu nehmen, Jahren fanden sich englische Correspondenten in Varzin ein; von dieser Manie !nstruktionSofstriere, Gärtner hat vor Allen der Krugwirth sie befreit. .... , z vor und nicht minder Herr Rane entgegen. Der Kampf hat vor Allen der Krugwirth sie befreit. Kaiser Wilhelm hat vpn EmS au- eine telegraphische Anfrage nach Pill nitz, betreffs des Gesundheitszustandes des Königs gerichtet und die beruhigende Nachricht erhalten, daß bis auf eine durch die Asthma-Anfälle deS Nachts ver schuldete Erschöpfung keine beunruhigenden KrankheittSsymptome zu verzeichnen sind. Koburg, 8. Juli. Eine- der curioseften Objecte fi-calischer Besteuerung hat endlich der nunmehr geschloffene Landtag des HerzozthumS Koburg befestigt. Die Hagestolzsteuer ist aufgehoben. Bisher mußten die Erben jedes Jungge sellen so und soviel Procente von seiner Hinterlassenschaft in die Landarmen- kasse entrichten. Oesterreich. Wien. Die Exkönigin Isabella von Spanien weilt seit einigen Tagen hier unter dem Inkognito einer Gräfin von Toledo. Seitdem Kaiser Franz Joseph den Ton angegeben und Isabella in ihrem Hotel aufgesucht hat, besucht auch die gesäumte Bollblut-Aristokratie Wiens die päpstlich garan- tirte Tugendrose. Auch Hr. v. Schmerling, der Erzieher deS Prinzen AlphonS (derselbe frequentirt bekanntlich das hiesige „Theresianum", dessen Curator Schmerling ist) und Erzbischof Rauscher hatten bei der verflossenen Königin Audienz. Der redselige Cardinal soll, während seiner halbstündigen Audienz nicht ein einziges Mal zu Worte gekommen sein, so viel wußte ihm Madame Isabella von der Liebenswürdigkeit deS Papstes zu erzählen. Und als die Ex königin dem Erzbischof einen sehr lange» Besuch in seinem Palais in der Rothen thurmstraße zusagte, soll Rauscher freudig erschreckt Worte des Dankes hervor gestammelt haben. Gestern besuchte Madame Isabella im strengsten Inkognito ln Begleitung ihrer Infamen und zweier Pfaffen die Weltausstellung. Die beiden J-suiten an der Seite der korpulenten Dame nahmen sich sehr symmetrisch aus. Frankreich. Paris, 10. Juli. Der Schah reist von Marseille nach Rom und dann über Venedig und Triest nach Wien. Er bleibt 8 Tage in Wien und ebenso lange in Eoastantinopel. Nach Persien kehrt er über Trapezunt zurück. Paris, 10. Juli. Während seines Aufenthalts in Belfort hielt General Manteuffel eine Ansprache an die Civilbehörden, worin er sagte, die Einwohner der Stadt hatten sich während der Occupatio» ebenso würdig benommen, wie ihr V rhalten während des Krieges patriotisch gewesen sei. Manteuffel fügte hinzu, daß der Patriotismus und die Hilfsquellen Frankreichs so groß seien, daß die Siege der deutschen Truppen über sie der größte Ruhm sei, und daß Frankreich in wenigen Jahre» seinen Einfluß in Europa wiedergewonnen haben werde. Italien. Rom, 11. Juli. Den „Italienischen Nachrichten" zufolge hat der Papst den Carlistenführer Santa Cruz wegen seines mit dem Charakter eines Priesters unvereinbaren Verhaltens Vorstellungen gemacht, welche Santa Cruz in seiner Antwort unberücksichtigt gelassen hat. Der Papst soll beabsichtigen denselben a «Uvivis zu suspendiren. — Im Vatikan werde» Vorbereitungen für den Em pfang deS Schah von Persien getroffen. England. Eine höchst wichtige Nachricht bringt der Telegraph heute noch aus London, nämlich daß die Verlobung deS Herzogs von Edinburg mit der Großfürstin Marie von Rußland nunmehr wirklich stattgesunden hat. Wenn man in unserer Zeit auch auf dynastische Verbindungen kein so großes Gewicht mehr legt, so spricht die erwähnte That;ache doch wenigsten- dafür, daß zur Zeit die Beziehungen der beiden betreffenden Höfe zueinander, trotz der central-astatischen Frage, besser sein müssen, als sie von mancher Seite dargestellt werden. Spanien. Madrid, 10. Juli. Der Ministerrath hat den Finanzvorschlägen von Carvajal seine Zustimmung ertheilt, wonach eine Anleihe von 2 Milliarden Realen emittirt werden soll, welche durch die Emission von einer Milliarde Hypothckenscheinen durch neue Steuern zu» Betrage von 700 Mill, sowie durch andere Unterpfänder garantirt wird. Perpignan, 11. Juli. Berichte von der spanischen Grenze melden, daß die Colonne der Karlisten unter Saball in der Stärke von 3000 Mann die Colonne unter Cabrinetty, welche circa 1000 Mann zählte, bei Ripoll über fallen hat. Cabrinetty wurde getödtet und der größte Theil der Mannschaft gefangen genommen. Belgien. Das Duell Ranc-Caffagnac fand zwei Kilometer von Bettenburg auf einer kleinen, zwischen zwei Gehölzen liegenden Wiese statt. Auf ausdrückliches Ver langen des Herm von Caffagnac war verabredet worden, daß man Fechthand schuhe tragen sollte, da das Duell sonst leicht durch einen unbedeutenden Stich in die Hand hätte beendet werden können. Jeder der beide« Theile hatte seine Waffen mitgebracht und das LooS sollte entscheiden, welche man gebrauchen würde. Herr v. Caffagnac besitzt eigen- zu diesem Behufs einen Louisdor, den er beständig bet einem geweihten Rosenkränze aufbewahrt; zum sechsten Male entschied diese- in die Lust geworfene Geldstück zu Gunsten seiner Waffen. In der Bestimmung deS Platze- war er minder glücklich; denn dieser wurde ihm an einer Stelle angewiesen, wo er die Sonne im Gesicht hatte. Die Kämpfer warfen ihre Kleider ab und nahmen in einer Distanz von 15 Metern mit der Berechtigung, sich nach Gutdünken geamseitw zu näh in, Stellung. Herr v. Caffagnac schritt sogleich um Zweidrtttel dieser Distanz vor und nicht minder entschlossen kam ihm von der anderen Sette Herr Rane entgegen. Der Kampf entspann sich «it großer Heftigkeit. Da- Duell war seit sech- oder sieben Jah ren vorbergesehen und «an erkannte, haß jeder der beiden Theile mit der Frcht- rveise semes Gegner- wohl vertraut «ar. Herr Ranc schlägt sich bewunderns würdig r er besitzt viel kalte- Blut, kräftige- Hand- und Kniegelenk und ist sehr gewandt. Hm v. Caffagnac hat den Vortheil eine- höheren Wuchses richtete sich deshalb auf das Einfachste ein. Die Blumenthal, di« nach th« Besitzer von Varzin waren, verschönerte» e-, und so kam e- an Bismarck, den am meisten der Park, die Wälder und seine Feldmarken interessiren. Auf letz teren giebt'S noch viel zu thu«, «nid Bismarck ist «in guter Oekonom. Was eS heißt, aus einem Rittergute eine Revenue hrrauSzuschlagen, hat er empfun den, als er in früheren Jahrm ans die Einkünfte aus einem vorpommerfchen Gute angewiesen war, das ihm viel Sorgen machte. Die Kniephof'schen Er fahrungen kann er jetzt verwerthen und eS läßt sich ganz so an, als werde der Reichskanzler aus Varzin ein Äuster-Dominum machen, soweit die Natur ihm »er zu Hilfe zu kommen vermag. Man lebt in Varzin streng zurückgezogen ausgeganM,. M die Regierung und alle regierungsfreundlichen Blätter schwelg« darob in Donne und Seligkeit, denn der Schah von Persien ist a« 6. Juli nicht nur wohlbehalten in Pari- eingetroffen und höchst pomphaft empfang« werd«, sonom« er hat sich auch in der verflossenen Woche ganz trfflich in der ehemalige» Weltstadt Parts amüfirt. Mac Mahon und fein Ministerium sind wahrhaft überselig, einen astatischen Despoten al- Gast bei stch zu sehen. - Jedenfalls hofft da- Ministerium von ihm — lerne» zu können, wie man ein Volk wahrhaft beglückt. Der Schah trägt übrigen- immer europäische Tracht, nur daß dieselbe nicht, wie die europäischen Uniformen, mit Gold gestickt, sondern mit Edelstein« gleichsam besät ist. Er Hal aus seine europäische Reise zwölf Anzüge mitgenommen, von dmen jeder nach Millionen . lich da- Sattelzeug seiner Pferde soll geradezu unschätzbar sei frist find feine Unterthanen bekanntlich tausendweise vor Der Schah hat die Absicht, 30 bis 40 Franzosen in so insbesondere Berg- und S traßen-Ingenieure, JnstruktionSoffiziere, Gärtner und Arbeiter der hervorragendsten pariser G wcrbe. Der gute Man» muß also oe» Herren Franzosen m-hr zutrauen, als uns Deutschen, denn daß er Deutsche mit in seine Dünste nehmen will, davon hat nichts verlautet, während seines Aufenthaltes in Berlin. — Was meld« außerdem die neusten Berichte aus Frankreich? Alle Nachrichten bestätigen den wachsenden Uebermuch der ultra montanen Partei. Die „Kirche" wird dem armen bethörten Volke als letzter RettungShafen angepriesen. Wallfahrten folgen auf Wallfahrten. Nebenbei fahndet dle Regierung auf ehemalige Mitglieder der Kommune, um so unter den niederen Volke rn Paris Furcht und Schrecken zu verbreiten. An den alten Spruch „Gestrenge Herren regieren nicht lange" scheinen die jetzigen Gewalthaber nicht zu denken, und find die Großen schlimm, so find die Kleinen noch schlimmer: die Präfektenwirthschafl geht bereits weit über jedes Maß und Ziel hinaus. Außerdem geht die Regierung mit der Absicht um, die Nationalversammlung so bald als möglich in die Ferien zu schicken. Sie hält dies für daS beste Mittel, um der'Ueberwachung, welche dle Republikanisch: Opposition fortwährend auS- übt, zu entgehen. Ist einmal die Kammer hierdurch unschädlich, dann beabstch- tigt daS Kabtnet Broglie, mit aller jener Entschlossenheit vorzugehen, welche zur Wiederherstellung der „moralischen Ordnung" oder eigentlich der „religiösen" nothwendig ist. Auch der Plan, Mac Mahon auf 4 oder 5 Jahre zum Prä- .fidenten zu ernennen, wird noch immer von vielen M.tgliedern der jetzigen Mehr heit aufrecht erhalten. Hinter diesem Plane stecken die Bonapartisten, die Zeir gewinnen wollen, bis Lulu zwanzig Jahre alt ist und als Prinz-Präsident, auftreten kann; denn das Bündniß der Jesuiten mit de» Bonapartisten tritt im mer mehr zu Tage. Man wird daS Ministerium Broglie stürzen, wenn eö seine Schuldigkeit gethan, und den Marschall Schildwachsteher dazu, sobald der Augenblick günstig ist. Spanien's allgemeine Lage in der Gegenwart läßt sich kurz in folgen den Sätzen zusammenfassen: Tiefe moralisch- und häufig auch materielle Zer rüttung; in den nördlichen Provinzen und in Katalonien Bürgerkrieg, den die Karlisten mit Zähigkeit unterhalten, wiewohl selber unfähig, etwas Haltbares und Dauerhafte- zu schaffen, und von der aroßen Majorität deSLandes zurück- gestoßen; eine demoralifirte Armee, ohne MannSzucht und ohne Mittel ihren Stand zu verbessern, da die Republikaner selbst die ersten find, die sich den heilsamsten Maßregeln widersetzen; ein enormes Defizit in den Finanzen, wel ches nicht ayderS als mit einem Bankerott enden kann; eine Regierung, schwach und unfähig, sich Gehorsam zu verschaffen; eine Nationalversammlung, di-, kaum konstituirt, aller Autorität baar iss, kurz, das ChaoS überall. Daß ist die allgemeine Situation des Landes. — Italien hat endlich wieder ein Ministerium. Am 10. Juli hat eS den Eid geleistet. Minghetti ist Präsident und Ministrr der Finanzen. Ob aber daS Ministerium Minghetti langen Bestand haben wird, möchten wir sehr stark bezweifeln, weil eS unter schweren und langen Geburtöwehen daS Licht der Welt erblickt hat. Rußland ist hocherfreut über die Eroberung Khiwa'S, und die Pe tersburger „Börs.-Ztg." spricht sich also darüber auS: DaS kleine und nur auf niedriger ^Kulturstufe stehende Ländchen, meint das Blatt, s-i zwar nicht im ' Stande, die bedeut,nden Kosten, die der Feldzug Rußland verursacht habe, auch nur annähernd zu ersetzen; desto größer aber seien die moralischen Vortheile, die Rußland auS der schnellen und siegreichen Beendigung deS mit den größte» Schwierigkeiten verbundenen KriegSzugeS erwachsen. Wenn auch der Einfluß Rußlands in Mittelasien schon bisher bedeutend genug gewesen sei, so werde doch sein Ansehen dort unbeschränkt sein nach dem Falle Khiwa'S, deS einzigen Khanats, daS sich bisher d m russischen Einflüsse entzogen und den räuberischen Nvmadenstämmen zum Schlupfwinkel gedient habe, von wo aus ganze Banden verheerende Raubzüge nach Persien, Buchara und dem Lande der Rußland tri- butbaren Kirgisenstämme unternommen hätten. Doch weit höher noch, als dieser Vortheil, sei in moralischer Hinsicht die Thatsache anzuschlagen, daß die Ein nahme von Khiwa Europa und Asten den Beweis geliefert habe, daß die rus sische Armee die physische und moralische Kraft besitze, nicht bloS den Feind, der ihr in geschlossenen Reih« mit bewaffneter Hand entgegentritt, sondern auch den w:it schlimmeren Feind, der sich in Gestalt einer über 100 Mellen langen unfruchtbaren Sandwüste, einer nordischen Kälte und unerträglichen tropischen Hitze und eines alle Kräfte erschöpfenden Wassermangels ihrem Vordringen ent- gegenstcllt, siegreich zu überwinden. — DieCholeraepidemie gewinnt in Warschau, ungeachtet der mit größter Energie gegm sie in Anwendung ge brachten sanitär« polizeiliche» Maßregel», mit jedem Tage größere Verbreitung und intensivere Kraft. Die Zahl der, täglichen Erkrankungen ist bereits auf 20—25 gestiegen und man befürchtet, daß sie mit der Zunahme der Hitze und wen» erst das Sommerobst in größeren Quantitäten zu Markt gebracht wird, »och bedeutend wachsen wird. Deutschland. Nach Mitteilungen aus Hinterpommern führt der Reichskanzler Fürst Bi-marck in Varzin ein idyllisches Stillleben. Er läßt sich zur Durchsicht nur die wichtigsten Aktenstücke zuschicken; alles Uebrige besorgt für ihn der klügste und erfahrenste Mann des RelchSkanzleramteS, Staatsminister Delbrück. BlS- ' marck'S gegmwärtige Beschäftigung liegt in der Meliorirung deS Varziner Do minium-, zu welchem im Ganz« v Rittergüter gehören, darunter zwei seit langer Zeit recht ergiebige; die übrig« bedürfen gründlichster Nachhilfe. DaS Wohn haus, da- man hin und wieder ganz irrthümlich Schloß genannt hat, läßt Bis marck von de» Baumeistern Ende und Böckmann-in Berlin au-bauen oder viel mehr durch Anbauten '«weitem. Der alte Gras Podewtls, der Ende vorig« ' Jahrhundert- Varzin befaß, wa-, obwohl sehr reich, «ngemem anstrmchsk- und