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614 PertraL zu kas > Letzteres der Fall sein, so hätte Varon Reuter keine Acket^ sein Monopol gegen jede großherrliche Laune dieser Art v^HeidWt^" ' SMMvn e^ eignes Militär besäße, so würde er — wie der „Spec- ralor' schreibt — Mu: die Jntriguen des Hofes von Teheran und deS be- nacpbancn Ruß'ankö rm-n schweren Stand haben. Was wird den Schah hin dern, eie.:'^-ischlisß-nd ic Eisenbahnconirakte später einmal zu zerreißen, und waS w' d Bevvlkeruno von Teheran hindern, den Herrn Baron in einen Gaso- rneter zu werfen, wenn ihr die Beleuchtung durch GaS als etwas Sündhaftes erscheinen sollte? Nicht eine Conce sion ist eS, die Baron Remer erkaufte, son dern eine SouzerKnität; diese erreichen aber selten glückliche Erfolge, weil sie in das nationale Leben eingreifen, während sie bloS Dividenden im Auge haben. ES ist schon schwer, mit dem Khedive fertig zu werden, um wie viel schwerer mit dem Schah, seinem Hofe und seinen Kindern, deren der letztverstorbene Be herrscher Persiens nicht weniger den 360 hinterlassen hat. Paris, 1. Juli. Die republikanische Linke hat für dm Fall, als Dufaure dm Antrag auf Berathung der constitutionellm Gesetze einbringm sollte, beschlos sen, denselben,u unterstützen. Die Decentralisations-Commission hat dm EmsuS wiederhergestellt, indem sie den Beschluß faßte, daß jeder Bürger, um Wähler zu sein, durch mindestens eia Jahr in eine der vier Steuerclassen eingetragen sein muß. Hiedurch wäre daö allgemeine Stimmrecht abgeschafft. Die Regierung ist in Folge dieses Be schlusses der Monarchisten bestürzt. Daö Organ Thierö', Bim Public, sagt, daß wenn Dufaure die Kammer daran erinnern sollte, daß sie auf die wichtige Aufgabe der konstitutionellen Or ganisation ds Landes vergessen habe, dies nur geschehe, um die Aufregung der Gemüther zu beschwichtigen, welche so groß ist, daß alle industriellen und kom merziellen Angelegenheiten unter ihrem Einflüsse inö Stocken gerathen sind. Paris, 1. Juli, Die Berichte, welche die Regierung aus den Departe ments erhält, lauten beunruhigend. In den S-ädten wie auch auf dem Lande wächst die Entrüstung über den klerikalen Fasching. DaS Landvolk ist beson ders erbittert, weil eS schon jetzt von der Geistlichkeit stark belästigt wird, und die, welche sich den Geboten derselben nicht fügen, auf alle mögliche Weife chicanirt werden. Die Bauern befürchten auch, daß man sie wieder unter daS geistlich-feudale Joch bringen will, unter dem sie sich bis 1789 befanden. Mit Ausnahme von Ernou! und de la Boullerie, welche beide den Syllabus offen anerkannt und sich ihm ohne allen Rückhalt unterworfen haben, wollen die übri gen Minister, obwohl fromme Leute, die der Kirche weitgehende Coacesstonen zu bewähren bereit sind, ihr doch den Staat nicht ganz unterthänig ma chen, wie eS die Ultramontanen verlangen. Aber die Geistlichkeit vor den Kopf zu stoßen, ohne deren Unterstützung sie sich nicht an der Gewalt würden erhal ten können, waM sie auch nicht und suchen sich nun dadurch zu helfe», daß ihre officiöscn Blätter versichern müssen, sie seien nicht klerikal. Aber schon dicS versetzt die Ultramontanen in Zorn, und das UniverS rückt heute dem Broglie'- stÄm Frankens zu Leibe ob der Ketzerei, daß er gestern darzuthun suchte, daS Ministerium sei keineswegs „klerikal". — Am letzten Sonntag wurde in Paris ein neuer katholischer Gcsellenvcrein (der siebente) eröffnet. Der Rittmeister, Graf de Mu», Adjutant des Generals Ladmirault, der sich schon durch seine lyoner Capucinaden bekannt gemacht, stand der Feierlichkeit vor, der auch ein Bischof anwohnte. — Der Präfect von Lyon hat die Statue der Republik aus dem Sitzungssaal des GemeiverathS der genannten Stadt hinwegnehm n lassen. Versailles, t. Juli. DaS Ereiguiß deS heutigen TageS in Versailles war der Besuch, welchen ThierS der National-Versammlung, von Buthelemy Saint-Hilaire, Leo» Say, de Römusat und dem Admiral Pothnau begleitet, adstattcte. Auf dem pariser Bahnhose wurde er sofort erkannt und mit stürmi schem Hoch begrüßt. Auf dem Versailler Bahnhofe, wo sich die Nachricht von seiner Ankunft schnell verbreitete, wurde ihm ebenfalls ein sehr warmer Empfang zu Theil. Als cr aus dem Wagen stieg, eilte Gambetta zu ihm hin, um ihn zu begrüßen und ihm die Hand zu drücken. ThierS nahm auf seinem Sitz im linken Centrum Platz und war während der ganzen Sitzung fast fortwährend von seinen Anhängern umringt. Man bemerkte unter denselben Lacretell:, Ca simir Pener, Picard und viele Andere. ThierS sah sehr wohl aus. Die Sitzung war dem Gesetz Betreffs d.-S EigenthumS in Algerien gewidmet, zu dessen dritter Berathung überzugehcn die Kammer beschloß. Italien. Nom, 3. Juli. Die in Fulda versammelt gewesenen Bischöfe übersandten dem Papste die Abschrift deS in Berlin überreichten Protestes. Der Papst richtete jetzt ein Schreiben an den Kölner Erzbischof, worin er erklärte, cr setze sein größtes V-rtrauen in die deutschen Bischöfe, welche alle Kirchenrcchte zu wahren wissen werden. Belluno, 2. Juli, Abends. In Afiago (Provinz Vicenza) heftiges Erd beben. In dem benachbarten Orte Farra vulkanische Eruptionen mit Ascheregen. Spanien. Havanna, 2. Juli. Eine Proklamation der Föderirten fordert auf, vom Bürgerkrieg abzulaffen und die spanische Republik anzuerkennen. Dänemark. Kopenhagen, 29. Juni. Man berichtet den „Hamb. Nachr." über ka tholische Propaganda unter der dänischen Bevölkerung: Als einUeberrest mittel alterlicher Sitte oder Unsitte aus der katholischen Zeit des Landes ist eine Art Jahrmarkt in dem Dorse Tidsvilde, etwa eine Meile von Fri-drichswerk in Nordseeland, zu betrachten, namentlich insoweit sich damit der abergläubische Ge brauch deS Wassers der dortigen sogenannten Heilquelle der „Heuigen Helena" verbindet. Kranke aller Art, allerdings wohl nur aus der dortigen Gegend und nur der niederen Volköklasse angehörig, finden sich dort in der Johannisnacht 'ein und verbringen di selbe im Freien, auf dem Grabe der Heiligen Helena rc. ruhend, indem sie Heilung für ihr Uebel erwarten. Immerhin ist eS merkwür dig, auch hier im Lande, wo man doch so nüchtern und gegen jede Art von Humbug auf seiner Hut ist, noch immer einem solchen Ueberreste katholischen Aberglaubens zu begegnen. Königreich Sachsen. Dresden, 1. Juli' Die Cholera (eS läßt sich das nicht länger ver schweigen) gewinnt in der Umgegend Dresdens an Verbreitung. Die Dörfer Gorbitz, Wölfnitz, Pesterwitz, Löbtau u. A. stellen dem unheimlichen Gaste aus Asten ein nicht unbeträchtliches Eontingent von Opfern; und nicht weniger als 50 Procent der Cholerafälle verlaufen mit tödtlichem AuSgangr Vorgestern ist auch eine' Dame von hier, die von Wölfnitz aufgebrochen war, um der Cholera zu entfliehen, hier in Dresden verstorben. Nach einer Verordnung der KreiSdtrectto» find bis auf Weiteres in Meerane und Umgegend alle öffentlichen Versammlungen verboten. Die Cbemnitz-Aue,Adorfer EifeKäßnI Bereits in letzter Nummer haben wir ein kurze- Referat über die am 30. Juni in Dresden stattgefundene Generalversammlung der Chemnttz- Aue-Adorfer Eisenbahn gebracht, glauben aber im Interesse unserer Leser zu bandeln, wenn wir nochmalS und zwar etwas ausführlicher darauf zurückkommen. Nach Auszählung der vertretenen Stimmen und Neuwahl des Aufsicht-- ratheS, beleuchtete Herr Finanzrath Schicker» de» gegenwärtigen Stand dcS Unternehmens und die in der Presse mehrfach ventilirten Verhältnisse deS Con- sortium- für die Stammaktie». ES ist die Beobachtung gemacht worden, daß sowohl in den Gegenden, durch welche die Bahn gebaut werden soll, als auch tn der Presse in neuester Vergangenheit Befürchtungen oder auch Borwürfe auf getaucht find, die wesentlich da- Ziel haben, die Lebensfähigkeit de- U»t:r»thmen- m Zweifel zu stellen. Dagegen ist nicht besser aufzukommen al-durch Anführung der einfachen Thatsache». Der geschäftliche Stand de- Unternehmen- ist jetzt Deutschland. Berlin, 2. Juli. Die Provincial-Korrespondenz schreibt in einem Arti kel überschrieben „Wahlen im Reichölande" Folgendes: In hohem Grade über raschend ist die Größe der Niederlage, welche die französische AgitationS-Partei in dem allergrößten Theile der ländlichen Wahlbezirke erfahren hat. Je weiter von großen Städten eiuferot, um so sachlicher und verständiger wurden die Wahlen auSgcführt. Dieses Ergcbniß ist um so höher anzuschlagen, al- sich dis ültramontane Partei in dm Reichslanden mit der französischen Partei ver band und die Geistlichkeit ihren Eii flaß großench.'ilS zu Gunsten der Wahlent haltung geltend machte. Der Ausfall der Wahlen ist unter solchen Verhält nissen vor Allem ein Zmgniß für den gesunden, praktischen Sinn deS elsaß- lothringischen Volks, welches, unbeirrt durch alle politischen Wühlereien, fast überall Männer gewählt hat, denen eS den guten Willen und dis Einsicht zu traut, seine unmittelbar.» Jntercssm auch unter mucn Verhältnissen erfolgreich wahrzunehmcn. In solch in Sinne allein wird die Regierung der -Reichslande gewiß die Wahlen auffassen und willkommen heißen: nicht als eimn Sieg deS DemschthumS oder auch nur einer bewußt denlschsceundlichsn Gesinnung, dazu ist eö zu früh, wohl aber als die Befestigung einer selbstständig elsaß-lothringi schen Gesinnung, welch: entschlossen ist, auf dem Boden der Thatsachen daS Wohl und Interesse deS Landes er, st wahrzunchmen, somit zugleich als eine entschiedene Abwendung von der französischen Wühlerei, welche die Geschicke Elsaß-LothringenS fort und fort in die politischen Wirmr und Gefahren Frank reichs hineinzuzieh n bestrebt ist. Der Artikel schließt: Füe jetzt können wir «ns freudig daran genügen lassen, daß bei den bytcn Wahlen eine elsaß-lothrin gische Partei die sranM'che Partei gründlich geschlagen har, zuversichtlicher als je dürfen wir der Zeit entgegensehen, wo aus der elsaß-lochringischm eine wirk lich deutsche Rcichspartei hervorgehen wird. Ein in einem conenan Falle abgegeb.ner Ministerialbescheid spricht sich deh n aus, daß daö Ti-nsthalter cwes Beamten behufs Vollendung deö 50jäh- rig-n Jubiläums von dem Tage an zu berechnen ist, an welchem er in den Dienst ausgenommen wurde, mit der Maßgabe jedoch, daß die vor Beginn deö achtzehn tem Lebensjahres, also vor vollendet m siebzehnten Lebensjahre im Dienst zuge- . brachte Zeit nicht dem pcnsionSfähigcn Dienstalter hinzuzurechnen ist. Mainz, 24. Juni. Trebur war gestern Zeuge eines sonst seltenen, aber, wie cS scheint, in diestm Jahre nichl vereinzelt dastchenden Phänomens. Gegen halb 12 Uhr Mittags sah.» gestern die dortigen Einwohner einen weißen Wol- kenstreifen, der sich aus dem Rheine zu erheben schien, mit großer Schnelligkeit . auf ihre Gemarkungen hin bewegen. Eine dichte Luftsäule, von der Dicke eines . Ofenrohre- Anfangs, wie ein Augenzeuge sagt, dann stärker und stärker wer- -»dend, bewegte sich unter furchtbarem Sausen und donnerähnlichem Getöse über - den Boden hin, wobei sie einen weißen Dampf auSsticß, als ob etwas brenne. Man glaubte sogar, eö brenne im Orte. Sie nahm ihren Weg über die Ge markung, wo sie an 100 Bäume entwurzelte, entästete oder mitten abdrehte. In der Schwarzbach, über welche die Windhose fortging, wurde daS Wasser hoch . empor gerissen, auf Kartoffeläckern, über welche dieselbe ihren Weg nahm, wa ren die Pflanzen schwarz geworden. Die ganze Erscheinung währte etwa eine Mbe Stunde. Oesterreich. Wien, 3. Juli. Authentische Meldungen über die Nachricht vom Aus bruch der Cholera hierselbst besagen, daß in der verflossenen Woche im Ganz-n 4 Cholerafälle vorgekommen sind, welche 3 Fremde aus inficirten Gegenden Ost preußens und 1 Fremden aus Turin betrafen. Von diesen Personen find 3 gestorben und 1 befindet sich in Besserung. In der hiesigen Bevölkerung find - kein- Erkrankung « an der Cholera vorgekommen und auch sonst ist der Gesund heitszustand in Wien befriedigend. '' Frankreich. Paris, 1. Juli. Unter dem Eindrücke der Spaltungen und Meinungs- verschiedenheiten, welche gelegentlich der Berathung deS Municipal-und des Wahlgesetzes zu Tage getreten sind, ist die Frage wegen Festsetzungen der Dauer der Gewalten Mac Mahon'S sowol im Schoße der Regierung, als auch in parlamentarischen Kreist n aufö neue in Erwägung gezogen worden. Legitimisten Und Bonapartistcn stehen sich jedoch bezüglich der dem Marschall zu gewähren den FunctionSdauer, alö auch bezüglich des Titels, den er führen soll, schroff gegenüber. Jene Mitglieder der National-Versammlung, welche sich zur Wallfahrt nach Paray-le-Monral begeben hatten, haben sich dort als Delegirte dieser Körperschaft auSgegebm. Belrastel hat von den Stufen des Altars herab eine Erklärung vorgelesm, wonach sich die National-Versammlung dem heiligen Herze» Jesu weiht. Der.Deputirte Besson hi lt im Auftrage deS Erzbischofs von Tourö und der Bischöfe von Autun und Besancon eine wahre Brandpredigt. Nachdem er /einer Freude über die Rückkehr Frankreichs zum Glauben Ausdruck gegeben, rief er: „Brüder! Wir gehen um einige Jahrhunderte zurück." Dann zur Fahne d-r päpstlichen Zuavcn gewendet, sagte er: „Gönnen wir dieser Fahne noch ei nige Augenblicke Ruhe, uns zur geeigneten Stunde werden wir uns auf den Weg machm, um den Heiligen Vater wieder auf den Thron Sankt Petrus' zu setzen." Wahrend dieser Rede wurde wiederholt gerufen: „ES lebe Pius IX.! -Es lebe die katholisch-' National-Versammlung von Versailles!" Ran versichert, Dufaure werde heute, Dienstag, seinen Antrag, betreffend die baldige Berathung der konstitutionellen Gesetze, in der Kammer einbringm. Da- rechte Centrum wird dafür stimmen, daß diese Gesetzentwürfe auf die Tagesordnung gesetzt werden. Dagegm «erden wahrscheinlich sowol die Rechte, als auch die radikale Linke den Antrag ablehnen,