Richard Wagner: Vorspiel za „Die Meistersinger von Nürnberg" Die Meistersinger ziehen im festlichen Gepränge vor dem Volke in Nürnberg auf; sie tragen in Prozession die „leges tabulaturae“, diese sorglich bewahrten altertümlichen Gesetze einer poetischen Form, deren Inhalt längst verschwunden war. Dem hoch getragenen Banner mit dem Bildnis des harfespielenden Königs David folgt die einzig wahrhaft volkstümliche Gestalt des Hans Sachs: seine eigenen Lieder schallen ihm aus dem Munde des Volkes als Begrüßung entgegen. Mitten aus dem Volke vernehmen wir aber den Seufzer der Liebe: er gilt dem schönen Töchterlein eines Meisters, das, zum Preisgewinn eines Wettsingens bestellt, festlich geschmückt, doch bang und sehnsüchtig seine Blicke nach dem Geliebten aussendet, der wohl Dichter, nicht aber Meistersinger ist. Dieser bricht sich durch das Volk Bahn; seine Blicke, seine Stimme raunen der Ersehnten das alte Liebeslied der ewig neuen Jugend zu. — Eifrige Lehrbuben der Meister fahren mit kindischer Gelehrttuerei da zwischen und stören die Herzensergießung; es entsteht Gedränge und Gewirr. Da springt Hans Sachs, der den Liebesgesang sinnend vernommen hat, dazwischen, erfaßt hilfreich den Sänger, und zwischen sich und der Geliebten gibt er ihm seinen Platz an der Spitze des Meistersinger-Festzuges. Laut begrüßt sie das Volk; das Liebeslied tönt zu den Meisterweisen: Pedanterie und Poesie sind versöhnt. „Heil Hans Sachs“ schallt es mächtig. Richard Wagner: Ges. Schriften Band XII. Max Schillings: „Von Spielmanns Leid and Lust" (Vorspiel zum dritten Akt der Oper „Der Pfeifertag“) Die Oper „Der Pfeifertag“, die um die Jahrhundertwende in Schwerin zur Uraufführung gelangte und eben jetzt in einer Neubearbeitung wieder in den Spielplan der Berliner Staatsoper aufgenommen wurde, gehört zur geistigen Gefolgschaft von Wagners „Meister singern“. In Form eines farbenprächtigen Kulturbildes aus dem Leben der mittelalter lichen Pfeiferzünfte wird auch sie zu einem Preislied auf deutsche Art und Kunst. „Vergeßt ob fremdem Ohrentrug nicht heimatlichen Herzenszug“ — das ist der Leit gedanke des Werkes und in gewissem Sinne auch der des berühmten Zwischenspieles „Von Spielmanns Leid und Lust“. Dieses beginnt im Ton eines lastenden Trauer marsches in F-Moll, auf die Tragik alles Künstlertums hindeutend. Ein zarter melodiöser Mittelsatz in As-Dur scheint einen Sonnenstrahl beglückender Liebe erglänzen zu lassen, bis schließlich mit einem im leuchtenden Glanz der Blechbläser erstrahlenden wuchtigen Oktaventhema das stolze Bewußtsein der unvergänglichen Kraft wahren Künstlertums aufklingt. Ludwig van Beethoven: Fünfte Sinfonie (C-Moll) 1. Satz: Allegro con brio (C-Moll, 70 „So pocht das Schicksal an die Pforte“. Mit diesen Worten soll Beethoven selbst das wuchtige, nur aus den vier Noten g, g, g, es bestehende Hauptmotiv des Satzes, das wie eine lapidare Ueberschrift an der Spitze steht, bezeichnet haben. Ein Abbild titani schen, trotzigen Ringens wider feindliche Mächte des Geschickes zu geben, ist denn auch der Sinn dieser Musik. Zwar tritt dem Trotzmotiv eine weiche, flehende Es-Dur- Melodie entgegen, aber sie kommt nicht auf. Den Beginn und den ganzen weiteren Verlauf der Durchführung beherrscht das zu Ausbrüchen dämonischer Leidenschaft anschwellende Trotzmotiv. Nur selten unterbrechen den Sturm Momente der Erschöpfung und des Besinnens. Mit einer noch einmal alle leidenschaftliche Kraft zusammanraffen- den kurzen Coda wird das Ende erreicht.