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M Bekanntmach«««. auf die bedeutende Gefahr, welcher die Stadt bei Ausbruch eine» Schadenfeuers ausgesetzt Ist, hat «an für nSthig erachtet, folgende «e- siimnuMMituf Grund der Feuerlöschordnung für die Stadt Schneeberg zur pflichtgemäßen Befolgung in Erinnerung zu bringe«. i) Bel Bränden in der Stadt haben auf entstandenen Feuerlänn die Eprt-enmannschasten fich sofort mit ihren Abzeichen versehen an den Standort der Spritze», zu denen sie gehören zu versammeln und von da aus mit den Spritzen, Schlauchen u. s. w. auf de« Brandplatz zu eilen. 2) Die übrigen feuerwehrpflichtigen Bürger und Einwohner dagegen haben fich ungesäumt und zwar mit Feueretmer» versehe», «ach der Brand stelle zu begeben. Außerdem haben die nicht feuerwehrpflichtigen, in der Umgebung der Brandstelle wohnend« Bürger ihre Feuerelmer vor die HauSthüre ihrer Wohnung auf die Straße zu setzen. 3) Sämmtliche Mannschaften haben den Anordnungen des FeuerpolizeicommiffarS oder dessen Stellvertreters sofort «achzukommen, ebenso hab« die ein zelnen Abtheilungen ihren Anführem unbedingten Gehorsam zu leisten. Müßige Zuschauer in der Nähe der Brandstelle werde« «icht geduldet, habe« vielmehr der Aufforderung der Polizeiorgane, mit Hand anzulege«, bei Vermeidung sofortiger Arretur Folge zu geb«. Alle diejenigen, welche unentschuldigt oder »icht genügend entschuldigt, bei einem der ihn« obliegend« Dienste fehle», Uisgthorfam bezeig« oder sich sonst Zuwiderhandlung« gegen die Vorschriften der Feuerlöschordnung zu Schulde» komm« lass«, werd« «it Geldstrafe bis zu 20 Thaler oder mit verhältnißmäßiger Haftstrafe belegt werden. Mn» »erwartet von der guten Gesinnung der Bürger und Einwohner der Stadt, daß in der Stunde der Gefahr jeder seine Pflicht und Schuldigkeit thut und durch schnelle und thatkräftige Hilfe größer Unglück abzuwend« sucht. Schneeberg, am 21. Juni 1873. Der R a t h. Jähnichen, Stadtrath. Hausverkauf. Das im herrschaftlichen Besitz befindliche sogmannte EbischhauS in Hartenstein sammt Scheune, Schuppen, WafferhauS, Röhr- und Bachwasser, soll i« Wege der Unterhandlung verkauft werden. (6871—73) Dieses Bcsitzthum würde sich zu Anlegung einer Lohgerber ei vorzüglich eignen. * Rentamt Hartenstein, am 16. Juni 1873. Meyer. Tages gefchichte Wochenschau. Im deutsche« Reiche fanden im Laufe der verflossenen Woche hin und wieder abermals recht schwere Gewitter statt; aber auch in der 53. Sitzung des deutschen Reichstages hat.eS am 16. Juni nachmittags zwischen 4—6 Uhr nach langer Zeit mehrmals sehr stark gedonnert. Der Donnergott war der Bundeskanzler Fürst BiSmarck. Es handelte stch am Schluffe der Sitzung, die bisher ganz ruhig und harmlos verlaufen war, um die Feststellung der Tages ordnung für die nächste Sitzung und da schlug der Präsident Simson unglück licherweise vor, auch den von Windhorst (Meppen) und Genossen eingebrachten Noth-Preßgesetzentwurf, betreffend die Aufhebung der Zeitungöcautionen und AeitÜngSsteuer, mit auf die nächste Tagesordnung zu setzen. Dagegen sprach der Bundeskanzler. Da nun aber die Abgg. Windhorst und LaSker die Antwort nicht schuldig blieben und den jetzt dem BundeSrath zur Berathung vorliegenden Reichsprcßgesetzentwurf hart und schonungslos angriffen, so gerieth der Bundes kanzler in Zorn und donnerte mächtig gegen das Verlangen einer freieren Presse los, Fünfmal ergriff Bismarck das Wort und jedeSmal ertönte sein Worr- Donner mächtiger. Die ReichStagSavgcordneten lauschten aber nicht, wie gewöhn lich in weihevoller Stille den Worten des Bundeskanzlers, sondern sie wurden gleichfalls erregt und ließen allerlei Zwischenrufe rc. hören, so daß der Präsident selbst von der Glocke Gebrauch machen mußte. Hier nur eine Scene aus dem parlamentarischen Gewitter in den Nachmittagsstunden deS 16. Juni. Der Abg. LaSker verwahrte den Reichstag vor dem vom Fürsten BiSmarck gemachten ' Vorwürfe, als ob der Reichstag im Stande gewesen wäre, noch mehr Gegen stände zu erledigen; vielmehr seien ihm die Vorlagen von der Regierung tropft» - w ise zugegangcn. Der Reichstag wäre genölhigt, auö Mangel an Vorlagen 4—5 Tage Ferien zu machen, und da verdenke man eS ihm noch, wenn er diese freie Zeit benutze, um Anträge aus der Initiative deS Hauses zu erledigen, in denen einmal von Rechten des Volkes die Rede, nachdem stch der Reichstag moMelang mit finanziellen Vorlagen beschäftigt habe. Fürst Bismarck er widerte hierauf: „Der Vorredner LaSker hat meine Aeußerungen verschoben und zu seinem Bedarf zurechtgelegt, sonst würde er nicht mit einiger Entrüstung gesagt haben, ich hätte den Reichstag angeklagt. DaS ist mir nicht eingefallen. (Widerspruch links.) Ich Habs ganz und gar nicht den Reichstag beschuldigt, die Vorlagen nicht überall rechtzeitig berathen zu habe». Das Militärgesetz ist allerdings so rechtzeitig erschienen, um von dem Reichstage noch durchberathen werd« zu können, und eS wird mir doch nicht bestritten werden können, daß hier mit einer Art von diklamatorischer Abschweifung auf die sogenannten Volksrechte . . . (Oho! lebhafter Widerspruch links.) Ja, meine Herren, das sind Reminis - cenzen aus der vergangenen Zeit, (nein! nein! hört! links) die ich wohl berech tigt bin, deklamatorische Redensarten zu nennen. (Unruhe.) Ich habe. lange genug in Zeiten gelebt, wo Jeder, der etwas für stch, Ifür seine Stellung, für seine politischen Interessen in Anspruch nehmen wollte und vorzubringen hatte, sich als Vertreter der BolkSrechte hinstellte. Zum Volke gehören wir alle, zum Volke gehöre ich eben so gut wie Sie, ich habe auch mein Volkörecht, ich kann mich auch Volksvertreter nennen, zum Volke gehört auch Se. Majestät »er Kaiser, (große Unruhe) diese Reden von Volksrecht das find gewisse, alte traditionelle Gewohnheiten und Tendenzen von solchen, dte stch liberal nennen, aber eS nicht einmal immer sind, (lebhafte Unruhe. Hört! hört! links) und ich verbitte cö mir, den Namen Volk zu monopolistren und mich davon auszunehmen. DaS verbitte ich mir. (Andauernde Unruhe.) DaS „Verbitte ich mir!" soll sehr viele Abgeordnete mehr als schmerzlich berührt haben. Doch war nun daS HauS bei der Feststellung der Tagesordnung so artig, das Noth-Preßgesetz ber der nächsten Sitzung in die letzte Reihe zu stellen, so daß eS also jedenfalls gar nicht zur Berathung kommen wird. Aber dieser parlamentarische Sturm hat unserer Anficht nach auch das Tute, daß nunmehr ter neue RetchSgesetzentwurf dieses Mal dem Reichstag gar nicht vorgelegt werden wird, weil fich der Bundeskanzler bei der in Rede stehenden Debatte doch ganz gewiß sattsam über zeugt haben wird, daß dieser Reichsgesetzentwurf im Reichstag durchaus keine Majorität für stch haben würde. — In der Budgetkommisston deS Reichstages ging eS am 22. Juni gleichfalls heiß her. Die „Rhn. Ztg." meldet darüber: Am 22. Juni früh kam eS in der Budgetkommisston zu interessanten Enthüllungen über die vom Abg. Richter in seiner Budgetrede vom 26. Mat erwähnten „gro ßen Etablissements zur Herstellung von Konservefabriken zur dauernden Ber« proviantirung deS Heeres und der Marine." Heute fragt er danach „zum vierten Male." Er erhielt diesmal Antwort, eS sei richtig, dte Armee in Frank- reich könne durch Lieferungen nicht genügend verpflegt werd«; dazu bedürfe man (in FriedenSzeit«!) Konserve, Erbswürste u. dgl., dte von der Privattndustrie (in Friedenszeiten!) nicht zu beschaffen seien. Deshalb werden in Mainz große Fabriken gebaut, dte, wie Richter hervorhob, noch längst nicht fertig find, wem die Okkupation vorbei ist, und die 900,000 bis 1 Million Thlr. kosten! Richter erklärte in der Kommission, mit Ausdrücken, die ich mit Rückflcht auf die „Preß freiheit" für tadelnöwerth (!) erachte, solche „dreiste Verletzung der Gesetze" sei ihm noch nicht vorgekommen, sie zeige von der vollständigen Demoralisirung der Militärverwaltung durch das Pauschquantum." Die RegierungSkommiffäre schwiegen! — Rrchter fragte auch, ob eS wahr sei, daß der bekannte Konser- ven-Jntendant Engelhard aus ersparten Verpflegungsgeldern 30,000 Thlr. Dotationen „ungesetzlich" erhalten hätte? Generalmajor VoigtS-Reetz bestritt eö nicht direkt, sagte nur, davon wisse er nichts! — Das kommt von de» Milliarden! Die Schweiz agitirt wieder mächtig für eine BundeSreviston im Sinne deS enischiedenen Fortschrittes, wobei eS vor allen Dingen mit darauf abgesehen ist, den schädlichen Einfluß der Ultramontanen, der bigotten Bischöfe Md Priester gründlich zu brechen. Sonntags den 15. Juni fand deshalb in Solvthurn eine Volksversammlung statt, die größte und bedeutendste, welche in diesem 19. Jahrhundert in der Schweiz abgehalten wurde, denn fie war von 30,000 Män nern! die auS allen Cantone» hcrbeigeströmt waren, besucht. Mit lebhaftem Beifall wurden folgende Resolutionen (Beschlüsse, Entschließung«) angenommen: „Die schweizerische Volksversammlung in Solothurn vom 15. Juni 1873 be schließt: 1) Wir wollen die Durchführung einer zeitgemäßen BundeSreviston durch die Einigung aller Freisinnigen der Schweiz. 2) Wir verlangen von der Revision: allseitige Hebung und nationale Gestaltung unserer Wehrkraft; Anbahnung eines einheitlichen Rechtes; volkSwirthschastliche Reformen; Erweiterung der individuellen Rechte; ein Echweizerbürgerrecht; eine obligatorische unentgeltliche und konfessioneller Führung entzogene Volksschule; Zivilehe und von bürgerlichen Beamten geführte ZivilstandSregister; Freiheit für jedes GlaubenSbekenntniß; Wah rung der Rechte des Bundes gegen jede Kirchenorganisation und jede kirchliche Anstalt, die nicht auf nationaler und republikanischer Grundlage bemht; Aufhe bung der Nuntiatur und der nicht national und republikanisch organistrten BiSthümer. 3) Wir beschließen eine Petition an den BundeSrath, zu Händen der Bundes versammlung, dahin gehend: ES möge die Bundesversammlung in ihrer näch sten Sitzung die BundeSreviston auf dieser Grundlage in die Hand nehmen. 4) Wir wollen dte Bestrebungen deS schweizerischen Volksvereines zur Bildung von Sectionen in allen Kantonen der Schweiz unterstützen. 5) Wir gelob« uns, einig und treu für die Idee des Fortschrittes einzustehen und im Kampfe für die geistige und politische Unabhängigkeit unseres Volkes auszuharren." In Frankreich hat bei der neuen Regierung der künstliche Kitt, der die drei monarchischen Cliquen bei der Herstellung der „moralischen Ordnung" ver band, bereüs bedeutend von seiner Bindekraft verloren. Die Sondcrtntereffe« treten bereits, besonders bei der unverschämten und hungrigen Bonapartisten- partei, immer greller hervor, und die bonapartistischen und orleanistischen Blätter begeifern und besudeln und beschimpfen einander auf die allergemeinste Weise. Wahrlich, eine „noble" Clique, die jetzt daS große Wort führt in Frankreich! Vor allen Dingen aber mache» fich die erzreactionär« Bonapartisten ungemein breit und Hetzen und schimpfen in einem so unsauber» und schmuzigen Ton, daß man mit Ekel erfüllt wird, wenn man solche schamlose Gemeinheiten liest. Hier von vielen Beispielen nur eins: Ei» elendes Schmuzblatt eines gewissen Ville- > messant ruft dem Ministerium folgende Lehr« zu: „Die Republikaner bekehren zu wollen, wäre Wahnsinn. Eie find wie die Wilden, fie begreifen nichts als die Gewalt . . . Seim Sie stark ... Ich weiß es wohl, eS gehört Muth dazu, gewisse Dinge zu unternehmen: dem Volke daS allgemeine Stimmrecht nehmen, die Hand in den Rachen der Bestie stecken, Um ihr den Knochen, an dem fie seit 30 Jahren nagt, wegzunehm« ... Die erste Pflicht auf dieser Welt ist, sein Land retten; dieser Pflicht muß man Ramen, Popularität, Ruhm, kurz, Alles zum Opfer bringe», muß man selbst den Tadel Derjenigen auf stch nehmen, dte man gerettet hat . . . Daher an'S Werk, Minister und Deputirte! Proclamirt die feudale und reaktionäre Republik, und ist eS ge schehen, so kettet die Revolution, beschneidet das allgemeine Stimmrecht, zerbrecht die Gemeinderäthe, legt der Presse Schweigen auf und setzt alle September-Präf'kt« wie alle Beamten, dte Euch verrathen und trotzen ab. Und vergesset nicht, i« einigen Jahren wird man nicht fragen, ob Ihr gewalt- thätig oder gemäßigt gewesen, sondern man wird Euch fragen: Habt Ihr das Land gerettet." Nun zu Alchen — LandeSrettern kann sich Frankreich wahrlich gratulir«! — Der dicke Prinz Napoleon weilt zum Verdruß Mac MahonS immer noch in Parts. Doch spielt er eine traurige Rolle. Niemand nimmt Notiz von ihm. — Die fro«me Eugenie mit ihrem Sprößling „Lulu" ist plötzlich auf Arenenberg in- der Schweiz etngetroffen. Hier ist fie Frankreich