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3 ähnich«n, Stadtrath. Tagesgefchichte. Das Stättegeld ist ai» ^viKvn» IiIeslKV» »n» Dllvn»taM ttin S Klirr flog« Quittungsempfang im hiesigen Raihhause zu erlegen. Wer nach dieser Zeit sich nicht durch OuittungSvorzeigung über Bezahlung des tarifmäßigen StättegeKeS auSzuweif« vemag, hat den doppelten Betrag desselben zu entrichten. Schneeberg, am 16. Juni 1873. Der Stadtrath« ^7) Die Landtagswahlliste ist zu Anfänge dieses Monats einer Revision unterworfen worden. Es wird dies hierdurch bekannt gemacht und find etwaige Einsprüche gegen die Wahlliste innerhalb 7 Tagen hier anzubringen. Lößnitz, einer Gruppe vereinig!, die unter der Leitung Thiers und Grech demMiniste- rium ernste Besorgniß einflößen. Spanien hat endlich am 8. Juni durch die konstitumnden KorteS mit 210 gegen nur 2 Stimmen die Errichtung der föderalen Mpublik beschlossen. Streng gesetzlich wäre also die neue Regierungsform fertig. Wenn der neue Bar» nur hält, und vor allen Dingen: wenn die Regierung nur auch mit de« —' Karlisten fertig wäre. Ei» neueS, haltbares Ministerium will auch immer und immer nicht zu Stande kommen. England ist gegenwärtig durch den Besuch des Schah'S von Perfler beglückt worden. In Berlin sollen der Schah und seine Begleiter den beste« Eindruck durchaus nicht hinterlassen haben. Die persischen Sitten sind eben ganz andere, wie die unseren. Berliner Zeitungen versichern, daß sämmtliche Pracht- zimmcr die der Schah und seine Begleiter innen hatten, total renovirt werden müßte«. Rußlands Erpedition gegen Khiwa ist nun in vollem Gang. Bereit- Haben Vorpest.-ngefechte stattgefunden. Am 11. Mai war der russische Vortrab des ErpeditionScorpS am Amu Darja angelangt. Die in einer Zahl von 3Z0E Mann dort stehenden Chiwesen wurden geschlagen. Am 14. Mai rückte Gene ral Kaufmann in der Rtchtung von Schurachan weiter. -- Die Kai serin von Rußland soll in Italien erkrankt sem. Rumänien macht wieder einmal viel von sich reden. Während in Spa nien die fördcrative Republik unter freilich etwas trüben Aussichten proklamirt worden ist, befindet sich Fürst Karl von Rumänien auf dem Sprunge, de« Beispiele Ton Ämadeoö zu folgen und seine geliebten Vök. r auf Nimmerwieder sehen zu veranlassen. Er hat seine Gemahlin bereits vorausgeschickt und läßt nur die gebräuchliche Anstandspause folgen, um auf demselben Wege, auf de« er gekommen, der Heimath zuzueilen. Damit würde denn wahrscheinlich , ei» Stückchen „orientalische Frage" in Fluß komme», und eS will uns in hohe« Grade bcmerkenS werth erscheinen, daß gerade ix dem gegenwärtigen Augenblicks die hervorragendsten Blätter im Czarenreich die MaSke einer sehr feindlichen Sprache gegen Preußen vornehmen und von der nahen Eventualität eine- Krieg-S zwischen Preußen und Rußland sprechen. Wir find überzeugt, daß hinter dieser offenbaren Spiegelfechterei ein Manöver steckt, welches manche- Vorausgegangene erklären und Europa eine- schönen TageS einige artige „Ueber- raschung" bringen wird. In unserem deutschen Reiche hat seit viel« Jahren kein neuer Gesetz entwurf in den öffentlichen Blättern aller Farben, namentlich aber in den großen Zeitungen, einen so ganz allgemeinen Un Men? sturm heraufbeschworen, als wie der Entwurf eines neuen Re ichSpreß gese tzeS, welchen am 7. Juni dcr Reichskanzler Fürst Bismarck dem ReichSrathe vorgelegt hat. Welches . Schicksal dieser Preßqcsetzentwurf im ReichSrathe haben und ob der ReichSrath mehre seiner größten Härten auömerz« wird, werweiß cSj allein der ReichSrath, so viel scheint bereits sicher zu sein, wird den Preßzes tz-Entwurf in der Fassung, wie ihn de« Reichskanzler übergeben hat, nicht annchmen, und bereirS haben in der verflossenen Woche mchre Abgeordnete den Entwurf zu einem sogenannten , Nothprcßgesctz" beim Reichstage eingebracht, woturch ver Regierungsentwurf beseitigt werden soll. Ob dieser Schachzug gelingen uns verfangen wird, scheint zweifelhaft, dm jedenfalls, so will eS unS bedänken, veiwirst ver Reichstag den von der ReichSregicrung vorgelegten Gesetzentwurf und der Nothpreßgesetz Ent wurf findet auch keine Annahme oder wird einfach zurückgezogen. Und dann bleibt mir der Preßgesetzgebung vor der Hand alles beim Alten, und wir m unserem Sachsen könnten uns zu solch' einem Auögange nur tausendmal gratuliren, da unser Preßgesetz doch ganz unzweifelhaft zu den besten und frei sinnigste» gehört, was jetzt in der verflossenen Woche von sehr vielen außer- sä'ch'stschen Zeitungen sehr gern öffentlich zugestanden worden ist. — Auf den Wortlaut des vom Reichskanzler vorgclegten PreßgcsetzeS näher einzugehen, dazu . fehlt unö in einem Wochenschau-Artikel der Raum; allein einige Urtheile aner kannt ruhig gehaltener, ja konservativer, selbst einiger nationalliberaler Zeitungen, welche letzter« bekanntlich für die BiSmarckische Aera häufig geradezu schwärmen, übtr den in Rede stehenden Preßgesetz-Entwurf unseren Lesern mitzucheilen, können wir uns doch nicht versagen. So schreibt die so maßvolle „Deutsche Allg. Zeit.", deren Redakteur der bekannte nationalliberale Prof. Biedermann in Leipzig ist, in einer ihrer neusten Nummern: „Daß die Regierung deS leitenden Staateö im neuen deutschen Reiche auch nur daran denk« konnte, die gesammte deutsche Presse in so harte und so entwürdigende Fesseln zu schmieden — taS, wir gesteh« eS, ist für unser nationales Gefühl tief schmerzlich, und daö könnte uns zugleich für die Zukunft Deutschlands bange mach n, wenn wir nicht wüßten und so oft erfahren hätten, daß die Verhältnisse stärker sind, als die Menschen, und daß der Geist aller Fesseln spottet." Und die gewiß ganz ruhige, ja zahme „AugSb. Alla. Zeit." schreibt wörtlich: „Dcr neue Entwurf eines ReichS-PreßgefetzcS hat mit einem Schlage sämmtliche Parteien geeinigt. Die Verdammung deS Entwurfes, ist «in: einstimmige, und eS läßt sich nicht errathen, auf welche Partei-Unterstützung deren Urheber und Abfasser deS Schriftstückes gerechnet habe». Der Reichstag würde sich und die er vertritt, auf das tiefste erniedrigen, wenn er zu solcher Knechtung der freien Meinungsäußerung, wie sie der § 20 zuläßt, die Hand böte. Ein gerechter Sturm der Entrüstung tritt der Undankbarkeit entgegen, mit der die Regierung dcr Presse zu lohnen sich unterfängt, die ihr doch die mäch tigste und un.mbchrlichste Stütze war. Noch ist aber das Selbstbewußtsein und Ehrgefühl zu groß, als daß der Köder finanzieller Erleichterung die unerhörte Strenge deS als Äquivalent geforderten RkpressivsystemS überseh« ließe." — Die „Breöl. Ztg." nennt den Entwurf ein Erzeugniß reaktionärsten Geistes, wie einst dis Karlsbader Beschlüsse. — Auch die illustrirlen Witzblätter über gießen den Preßgesctzentwurf mit ihrer scharfen und beißenden Lauge. So bringt die vorletzte Nummer der „WeSpen" das Bild: „Aus dem Nordöstlichen Divan", den Schah von Persien und Bismarck beieinander stehend, ersterer den Preß- gesetzentwurf in der Hand haltend. Darunter steht als erläuternder Tert: „Der Schah von Persien erklärt den neuen Preßgesctzentwurf für die unglaub lichste Leistung Bismarcks und bittet sich einen Ableger aus." Schneidender und kürzer kann man denPreßgesetzentwurf kaum verurtheil«. Wir aber meinen, eS hat sein unendlich Gutes, daß der Reichskanzler diesen Preßgesetz-Entwurf vorgclegt hat, denn dieser Gesetzentwurf wird jeden falls für Millionen, die leider! bis dato selbst mit offenen Augen nicht scharf und klar sahen, eine treffliche — Augensalbe, welche die Schuppen von den Augen entfernt. Bevor wir aber dieses Thema verlassen, nur noch einige kurze Worte: Wir find nämlich gewaltig gespannt auf unsere sächs. Nationalliberalen, als da find: Biedermann, Ludwig, 0r Leistnw rc. bei .der Berathung dtefts Preß- aesetzent Wurfes. Wenn unsere sächs. Regierung unserem Landtage solch' eincn Gesetzentwurf vorzulegen gewagt hätte, da hätten wir den fürchterlichsten aller Stürme (und mit Recht!) da hätten wir einen Ludwig, einen Leistner rc. in unserer II. Kammer hören wollen! WaS werden diese Herren jetzt in Berlin von sich hören lassen? Ludwig versteht eS bekanntlich beißend zu spreche». Wird «r im ReichStagSsaal auch Lauge und Salz in vollgcrütteltem Maße bei der Hand haben? Wir sind wahrlich höchlichst gespannt. In Frankreich ging es in der verflossenen Woche sehr still her. Die Nationalversammlung machte sehr wenig von sich reden. Der Minister des Inner«. Beule wurde am 10. Mat interpellirt, weil er das radikale Blatt „Eorsaire" verboten hat. Der Minister verantwortete sich, doch die republikanische Partei war von der Antwort nicht befriedigt. .— Prinz vlonblo» ist «och in Parts, angeblich wil er Krankheitshalber nicht abreisen kann. Doch paßt seine Anwesenheit weder dm Bonapartisten, noch den anderen Parteien. — Die fromme Eugenie, in den HoffnungSwaffern, daß ste bald wieder die erste Violine in ! Frankreich spielen werde, schwimmend, wird sich nächstens mit ihrem Herrn! Sohn in die Schweiz begeben, um -ei etwa rintretenden günstigen Wendungen ! sofort bei der Hand zu sein. — Die drei Fraktionen der Linken habe« fich zu > Deutschland. Berlin, 13. Juni. Der BundeSrath hat sich gestern für die Ausgabe von Reicbspapiergels im Gesammtketrage von drei Mark oder einem Thaler pro Kopf der Bevölkerung ausgesprochen, jedoch einen definitiven Beschluß noch Vorbehalten, Metz, 8. Juni. Folgend:, in einem lothringischen Dorfe vorgekommme Thatsache, die für die klerikale Wühlerei charakteristisch, ist, wird dem Nrh. E. mitgelheilt: Ein geistlicher Herr hat dort, glaubwürdlger Nachricht zufolge, vo» der Kanzel herab gepredigt: „Feige Memmen seid ihr, Nichtswürdige, nur einer unter euch hatte den Muth, für sein Vaterland einzustehen, optirte für Frankreich? ihr anderen bliebet alle da." Diese an die jungm militärpflichtigen Leute de- DorfeS gerichtete Ansprache erzeugte aber durchaus nicht die gewünschte Wirkung, indcm Alle sofort die Kirche verließen. Der Vorsteher deS Dorfes aber wußte, was seines Amtes ist, und unterließ nicht, den für Frankreich schwärmende» geistlichen Herrn, der Unfrieden in feiner Gemeinde zu säen bestrebt war, zur Anzeige zu bringen, und so wird denn unserem Eiferer Veranlassung geboten werden, einmal ernstlicher über die wahren Aufgaben eines Geistlichen und speciel über die wahre Bestimmung der Kanzel nachzudenken. Frankreich. Paris, 11. Juni. Es herrscht heute hier große Aufregung. Die Ab sicht des Ministeriums, das fich die Wiederherstellung der Ordnung zur Auf gabe gemacht hat, die Presse zu corrumpiren und die Journale für seine Zwecke zu erkaufen, hat überall Bestürzung hervorgerufen. Mac Mahon soll de» Wunsch gehabt haben, taS ganze Mmisterium möge in Folge der letzt« Inter pellation« anstandshalber demisfiontren und fich durch Zuziehung anderer Ele mente neubilden. In der heute Morgens zu Versailles unter Vorsitz Mac Ma- hon'S stattgehabten MinisterrathSfihung, welche bis Mittag währte, hat jedoch keiner der Minister Neigung gezeigt, sich zurückzuziehen. Das Circular an die Präftcten wurde durch den Preßdirertor Auguste Leo nach den Inspiration« Äroglie'S und nach einem im Ministerrathe vereinbarten Programme redigirt, wonach die Unterstützung der französischen Journale erkauft und die widerspen stigen unter ihnen unterdrückt werde« sollen. Die ausländische Presse soll durch ConfiScationen eingeschüchtert und die Eorrespondenten derselben ausgewiesen werden. Schweiz. Zürich, 14. Juni. Der akademische Senat hat beim BundeSrathe und bei der Russischen Regierung gegen die Auslassung« der Petersburger Zeitung" aus Veranlassung der Abberufung der studirenden Russinnen von der hiesig« Universität Veiwahrung eingelegt. Bern, 13. Juni. Angesichts der angeblichen Verfolgung der katholisch« Geistlichkeit hat der Papst derselben durch ein Schreib« an Bischof Lachat d« für die Zeit« der Kirchmverfolgung gebräuchlichen DiSpenö zum MeffUes« in Privathäusern ertheilt. Matten. Rom, 14. Juni. Auf die gestern überreichte Adresse der OrdenSgmerale erwiderte der Papst, er theile ihre Beschwerden über die traurige Lage der reli giösen Körperschaft«; zwei Betrachtung« gewährt« ihm indeß Erleichterung: daß von Gott geliebte Seel« die Trübsal erproben müssen und daß überall da- Gebet wieder in Aufschwung komme. Wiederholter Tadel Seit«- der Kirche gegen die Urheber solcher Thaten werde gleichfalls eine mächtige Waffe sei», deren Gott zur Vernichtung der Feinde der Kirche sich bedienen werde.