Volltext Seite (XML)
Holz-Auktion. Im Gasthofe zu Neidhardtsthal sollen Montag, - e « L « I « « i 1 8 » S, von Vormittags 94 Uhr an, folgende auf Hundshübler Forstrevier in den Abheilungen 14 und 22 aufbereitete 1649 Stück weiche Klötzer von 23 -40 Eentim. oberer Stärke und 964 Stück dergleichen von 12—22 Centim. oberer Stärke einzeln und partienweise gegen sofortige Bezahlung und unter den vor Beginn der Auktion bekannt zu machenden Bedingungen an die Meistbietenden versteigert werden. Wer die zu versteigernden Hölzer vorher besehen will, hat sich an dm mitunterzeichneten Revierverwalter zu wenden. ? König!. Forstrentamt Eibenstock und Forstevierverwaltung Hundshübel, am 3. Juni 1873. Wettengel. Tagsögxfchrchts. - Deutschland. Ucber den Gesundheitszustand dcö „Grafen" BiSmarck läßt sich der „Strudel" aus Berlin schreiben: „Man hat sich einmal daran gewöhnt, die „Krankheit des Reichskanzlers" als politische Farce zu nehmen, ja sie wurde stets als die spanische Wand, hinter welcher er seine Künste vorbereitet, ge schildert, und Graf BiSmarck selbst hat mit der ihn charakterisirenden, von Ei- gcnfinn nicht freien Energie und einer gewissen Leichtlebigkeit, die ihm in großer Dosts zur Beifügung steht, von seiner Krankheit, welche in einem peinlichen rheumatischen Leidet, uns einer leichten Reizbarkeit des Nervensystems besteht, nicht- wissen wollen. Die Aerzte behaupten, daß sein Leiden wohl in geistiger Ueberanftrenzung seine Ursache findet, aber hauptsächlich durch körperliche, wie «r sich solcher wahrend dcS Krieges mit einer gewissen Bravour aussetzte und die mit stetiger aufreibender GeisteSthätigkeit gewiß nicht harmonirt, begünstigt wurde. Graf BiSmarck wird nun, dem Andrängen seiner Familie und Freunde folgend, sich längere Zeit während der Sommersaison von den StaatSgeschäften zurückziehen, zuerst eine Badekur in Wiesbaden unternehmen, welcher im Herbste der Besuch eines Seebades folgen soll." — Der „Sprudel" constatirt zwar in > einer RedactionSanmerkung, daß ihm obige Mittheilung „vor acht Tagen" aus , Lester Quelle zugegangen sei. — Dieselbe erscheint unS jedoch nicht recht lauter, well sie die Erhebung des Reichskanzlers in den Fürstenstand vollständig ignorirt und ihn beharrlich noch als Grasen behandelt. Endlich ist das Dunkel gelichtet, welches bisher über dem Schicksal der am 24. Juni v. I. auf unerklärliche Weise verschwundenen 4jjährigen Anna Böckler geschwebt hat. Fast ein volles Jahr hindurch haben die armen Eltern in quälender Ungewißheit und meist in dem Glauben gelebt, daß ihr Kind von einer Zigeuner bande geraubt und möglicherweise zu halsbrecherischen Produktionen gemißbraucht werde. Nachdem die umfassendsten Nachforschungen nach dem Verbleib des ver mißten KindeS angestellt worden find und nicht nur ganz Deutschland, sondern fast das halbe Europa über diesen Fall in Aufregung versetzt worden ist, ist dasstlbe am Dienstag (3.) früh als Leiche zu Treuen auf der elterlichen Besitzung selbst, in einer Scheune aufgefunden worden. Ein in dieser Scheune beschäftigter Arbeiter wollte sich nämlich, wie manschreibt, aus dem neben der Tenne belegenen Scheuncnfache einiges ArbeitSgeräth holen und entdeckte in diesem Raume, welcher -'S auf das sogenannte Lagerstroh geleert war, von diesem nur wenig bedeckt, den Schädel einer Kinderlciche. Diese selbst lag in einer kleinen Grube in stark geknickter Lage. Der eine Fuß war gebrochen und noch mit dem gut erhaltenen Stiefelchen bekleidet, welches als dasjenige der Anna Böckler auf das Bestimmteste recognoöcirt worden ist. Auch der Strohhut derselben wurde unter der Leiche gefunden. Das Scheuncnfach ist in der vorjährigen Ernre voll Getreide gefahren ' und hat dir Leiche jedenfalls schon seit jener Zeit unter dem Lagerstroh gelegen. Ob nun ein Verbrechen vorliegt, dürfte erst die sofort vorgenommene Obduktion der Leiche und die nähere Untersuchung ergeben. Man glaubt zu der Annahme einer solchen berechtigt zu sein, weil die Grube, in welcher die Leiche lag, nicht durch die Schwere des Körpers gebildet, sondern mttteS eines Instruments her- gestellt zu sein scheint. Minden. Vergangene Woche ist auf der Köln-Mindener Bahn ein Schaffner auf eine gewiß selten vorkommende Art verunglückt. Derselbe bemerkte, als-er nach der Abfahrt von der Station Alteneffen die Billets coupirte, einen „blinden" Passagier, für den er ein Strafbillet löste. Mit diesem in der Hand lehnte er sich in das Fenster des CoupeS, welches der „Blinde" allein inne hatte und verlangte von diesem Zahlung. Der „Blinde" aber gab dem Schaffner einen Stoß, so daß dieser vom Trittbrette fiel. Erst in Oberhausen vermißte man den Schaffner, der indeß bald, kurz bei der Station Alteneffen, mit zer- - schmetterten rechten Arme gefunden wurde. Er wurde in das Krankenhaus zu Essen gebracht, wo der Arm ampulirt werden mußte. Besonderes Unglück scheint die Gattin des Verunglückten mit ihren Ehemännern zu haben. Ihr erster Mann, ebenfalls Eisenbahnbeamter, wurde überfahren und sofort getödtet, und - kaum ist sie mit dem jetzigen einige Monate verheirathet, so wird er für zeit lebens zum Krüppel. Der blinde Passagier ist bis jetzt noch nicht ermittelt. Straßburg, 4. Juni. Heute Mittag find m fünf Waggons die ersten Zahlungen auf die fünfte Milliarde und zwar außer Gold und Silber noch in Wechseln 69 Millionen in 3025 AppointS eingegangen: im Ganzen wurde heute hier eine Zahlung von 112 Millionen Francs effectuirt. - Im deutschen Reichstag haben 116 Abgeordnete aller Fraktionen, darunter aus Sachsen Ackermann, Böhme, Brockhaus, Eysold, Georgi, Ludwig, Minckwitz, Oehmichen, Schaffrath, folgenden Antrag eingebracht: „ES sei dem Reichskanzler aeaenübrr auSzusprcchen: Eine deutsche Strasprozeßordnung, in welcher die Schwurgerichte durch Schöffengerichte ersetzt werden sollen, entspricht in keiner Weise dm von einem solchen Gesetze gehegte« Erwartungen und den Bedürfnissen der Strafrechtspflege." Oesterreich. Wien, 1. Juni. Die N. Fr. Pr. gibt eine Zusammenstellung der Zahlen, welche den Besuch der Ausstellung während deS abgelaufenen Monats betreffen. Für einzelne Tage ließen sich authentische Aufgaben nicht verschaffen, aber mit de« an der Totalsumme von 24 Tagen gewonnenen Durchschnitte besuchten dieselbe t« Ganzen täglich 19,000 Personen, damnter 10,000 Nichtzahlende. 'W ien, 4. Juni. Bet dem heute in der Hofburg stattgesundenen Galadiner brachte der Kaiser von Oesterreich folgenden Toast au-r „Aus das Wohl Gerlach. unsereS lieben^ÄasteS, meines theüren^Freundes, Sr. Majestät' deS Kaiser- von Rußland, er lebe hoch!" Der Kaiser von Rußland erwiederte mit folgende« Toast: „Auf das Wohl Sr. Majestät des Kaisers von Sesterreich nebst meine« herzlichsten Danke für seine lieben Worte, und auf das Wohl Ihrer Majestät der Kaiserin!" Frankreich. Paris, 2. Juni. Alle nur etwas vorauSfichtigen Leute in Frankreich fangen an, wegen deS UebergretfenS deS ClericaliSmuS besorgt zu werden; mehr als wegen der Möglichkeit einer Herstellung der Monarchie durch die drei- getheilte Majorität der National-Versammlung. Der Pariser Bürger, sonst in religiösen Dingen sehr gleichgültig, beginnt sich über die wachsende Dreistigkeit der katholischen Geistlichkeit und ihrer Organe zu beunruhigen. Kaum sind die Deputirten von der Rechten von ihrer Pilgerfahrt nach Chartres zurückgekehrt, so fordert schon der Bischof von Nantes zu einer neuen Pilgerfahrt nach Pa- ray-le-Monial auf, welche „eine große nationale Kundgebung sein soll. Der selbe Bischof erklärt, daß die Intervention der h. Jungfrau einm großen An theil an den jüngsten Aenderungen in der Regierung gehabt hat. Ist nicht Herr Thiers im Monat Mat, in dem der h. Maria geweihten Monat, gestürzt worden? Und dir Bischöfe in den großen Städten find noch gemäßigt, auf dem Lande und in den kleinen Städten führt die Geistlichkeit noch viel heftiger das Wort seit dem parlamentarischen Staatsstreiche. De: Fall dcö Herr« ThierS hat überall die ultramontane Partei so sehr in ihren Hoffnungen gestei gert, daß sie jetzt einen förmlichen Kreuzzug gegen den modernen Geist unter nehmen zu können glaubt. Selbst in dem skeptischen Paris rührt sich der Cle- ruS und sucht Propaganda zu machen. Die Vicare halten Rundgänge bei den Familien ihres KirchsprengelS, und wenn sie nicht überall sehr gut ausgenom men werden, so verlieren sie deshalb doch nicht den Muth. Der Erzbischof von Paris hat diese Besuche befohlen, angeblich, um eine Statistik der wirklich christlichen Familien aufzustellen. Man sucht sich der Frauen zu bemächtigen und Hoffl dadurch auch die Männer zu gewinnen in Aussicht auf die nächsten Wahlen. In Paris haben diese Umtriebe keinen großen Erfolg, aber in der Provinz ist eS anders, denn dort find die localen Beziehungen mächtiger. In der Bretagne z. B. beginnen die Geistlichen bereits die Frauen aufzuhctzcn ge gen die Männer, die nicht regelmäßig in die Kirche gehen, kurz, daS Treiben der clerikalen Partei in Frankreich erinnert an die schönsten Tage der Restau ration. DaS UniverS bestrebt sich, die katholischen Gefühle deS Marschalls Mac MahonS zu erwecken, und erinnert daran, daß sich der Prinz LouiS Na poleon Bonaparte, als er Präsident der Republik geworden, am 5. Juli 1849 nach Chartres begeben habe. Er habe damals dem Maire der Stadt eine kleine Rede gchalten und darin gesagt: „In ChartreS hat der h. Bernhard den zweiten Kreuzzug gepredigt, diese glorreichste Idee des Mlttelalterö, welche Frankreich aus den inneren Kämpfen rettete und den CultuS des Glaubens über den CultuS der materiellen Interessen erhob! In ChartreS ward Heinrich IV. gesalbt, und hier war cö, wo er dem zehnjährigen Bürgerkriege ein Ziel setzte indem er von der Religion den Segen erbat für die Rückkehr deS Friedens und der Eintracht. Wohlan denn auch heute noch muß man sich auf den Glauben, bemfm!" Und, fügt das UniverS hinzu, heute müssen wir wieder einm Kreuzzug beginnen, wie ihn St. Bernhard gepredigt hat! Verflossenen Freitag wurde der Bericht Riant'S im Namen der Commission für die Prüfung des Kriegsgeräths vertheilt. Ueber den Stand des Materials bei Ausbruch des Krieges von 1870 finden sich in dem Bericht folgende Ziffern: Am 1. Juli 1870 bestand das Material aus 10,111 Kanonen, 7323 Lasfet- ten, 17,854 Protzwagen, 9387 Munitionswagen, 3,350,000 Gewehren, worun ter 1,053,000 ChaffepotS, 358,000 Tabatiere- und 1,400,000 Plstongcwehre. Davon fielen in die Hände deS FeindeS: 7234 Kanonen, 665,327 ChaffepotS und 500,000 Gewehre der älteren Modelle. Eö verblieben in runden Ziffern: 3000 Kanonen, 8000 Protzwagen, 2000 Munitionswagen, 350,000 ChaffepotS und 1,000,000 ältere Gewehre. Unter der Regierung vom 4. September wur den Vann neu hergestellt oder erstanden über 4000 Kanonen, 3000 Protzwagen, 700,000 ChaffepotS und 938,885 andere Gewehre (Sauvaire, Remington, Pea body Sharp, Jofhyre, Warner, Enfield, Snider). Zur Ausrüstung einer Armee von 1.200,000 Mann für 45 Tage liefert der verlcht einen Voranschlag, wel cher die Gesammtsumme von 1,030,461,868 Francs ergiebt. Gebm wir, ruft das „Paris-Journal" voll Begeisterung, diese Milliarde so rasch wie möglich; niemals ist das Geld der Steuerpflichtigen besser angelegt worden. Schweiz. Die Regierung deS CantonS Tessin hat, wie hierher aemeldelt wird, beschlossen, den Priester Luigi Arnobaldi wegen gesetzwidriger Beziehungen zu inländischen und ausländischen Geistlichen des Landes zu verweisen. Italien. Rom, 4. Juni. In dem Proteste der Ordenögenerale gegen die Kloster- gesetze heißt eS: Die OrdmSgenerale treten nicht bloS der früheren Päpstlichen Verdammung jeden Attentates gegen die OrdenSgeneralate bei, sondern sie pro- testircn insbesondere in ihrem eigenen Namen, indem sie den unter'm 4. Oktober 1871 den beim Päpstlichen Stuhle arcredirten fremden Gesandten überreichten Protest erneuern Der Protest weist nach, daß die Aufhebung der Klöster ein Attentat gegen die ganze katholische Welt sei. Die OrdmSgenerale protestiren ferner gegm die in der Kammer geführte Debatte, gegm d» auf die Ordm gehäuft n Verleumdungm, gegm das ganze Gesetz, als der Verfassung deS Kö nigreichs zuwiederlaufend und gegm die Erpropriationm. Sie appellirm an dm