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Dresdner Journal : 10.11.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-11-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189611109
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18961110
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18961110
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-11
- Tag 1896-11-10
-
Monat
1896-11
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 10.11.1896
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die man durch herau«fordernde Worte oder durch un gehörige und scharfe Ausfälle einschüchtern könne, Kaiser Wilhelm sei seinen persönlichen Charaktereigenschaften nach eher geneigt, einen Schlag mit einem Schlage zu beant worten. Selborne« prätentiöse Ansprüche auf Südafrika könnten nicht allein von Deutschland als Herausforderung aufgefaßt werden und würden es auch nicht, sie gälten ebenso gut den anderen Seemächten des Kontinent», welche von der Wichtigkeit durchdrungen seien, die es habe, daß der Seeweg nach Ostindien sich nicht allein in den Händen Englands befinde. Dies habe Kaiser Wilhelm mit klarem Blick auch eingesehen, al« er so energisch gegen die Annektier ung Transvaal« protestiert habe „Wir glauben zu wissen," sagt „Nowoje Wremja", „daß Rußland und Frankreich Deutschland ihre Unterstützung nicht vorenthalten werden, wenn England eS wagen sollte, den in der Edinburger Rede verkündeten Plan zu verwirklichen Die Rede SelborneS dürfte ein offenes Eintreten Deutschlands in das französisch-russische Programm im Orient »ur Folge haben, was natürlich auch eine rasche Ordnung der ägyp tischen Frage erleichtern würde." Türkei. Konstantinopel. Der russische Botschafter v. Nelidow wurde vorgestern vom Sultan in Abschiedsaudienz empfangen und hat sich gestern auf Urlaub nach St. Peters burg begeben. Amerika. New-Dork. Zwischen den mittelamerikanischen Re publiken Nicaragua, Honduras und San Salvador ist eine Vereinigung zu stände gekommen, deren Grund züge in einer am 17. Oktober dem Staatsministerium zu Washington übermittelten Abschrift genau festgesetzt sind. Diesem Vertrage zufolge betrauen die drei Freistaaten eine gemeinsam erwählte gesetzgebende Körperschaft mit der Leitung aller auswärtigen Angelegenheiten, sowie der Besetzung aller diplomatischen Stellungen Die bisher von den Einzelrepubliken in Washington unterhaltenen Gesandtschaften werden aufgehoben; die Vertretung der Freistaaten wird einem gemeinsamen Bevollmächtigten über tragen. — Mr. Bryan hat seine Niederlage mit großer Ruhe hingenommen Als ihm sein leidenschaftlichster Partei gänger, der Senator Jones, die Meldung von Mac Kinleys Sieg telegraphierte, schickte er an diesen eine Glückwunschdepesche und fügte hinzu: „Wir haben die Entscheidung dem amerikanischen Volke anheimgegeben, und sein Wille ist Gesetz." Senator Jones selbst aber giebt sich nicht zufrieden Nachdem sein Versuch, mehrere zweifel hafte Staaten für Bryan in Anspruch zu nehmen, an der unbezwinglichen Macht der Abstimmungsziffern scheiterte, begann er giftige Verdächtigungen auSzustreuen und zu sagen, die Wahl Mac Kinleys sei mit Gold erkauft worden. Ferner behauptet er, die Presse, welche für Mac Kinley gearbeitet, sei bestochen gewesen. Demgegenüber weist der hiesige Korrespondent der „Times" darauf hin, daß alle großen Blätter der Union, vom Atlantischen bis zum Stisten Ozean, ohne Unterschied der Parteirichtung für Mac Kinley eingetreten seien, und fragt, ob Mr. Jones etwa glaube, daß es möglich sei, eine solche Ein mütigkeit mit Geld zu erkaufen. — Nach neueren Schätz ungen wird im Nepräsentantenhause des nächsten Kongresses die republikanische Mehrheit 5l und die Mehrheit der Gutgeldleute 43 betragen, während im Senat 42 Republikaner für Erhaltung der gegen wärtigen Währung, 9 Demokraten gegen Freisilber, 4 Republikaner, 25 Demokraten und 7 Populisten für Frei silber und 9 Senatoren zweifelhaft sein werden Die Stell ung einiger Senatoren ist zweifelhaft. — Die amerikanische Presse hält die Gefahr, daß der jetzige amerikanische Zoll tarif erhöht wird, für gering, es sei denn, daß es ge schehen müsse, um dem Bunde eine neue Einnahmequelle zu verschaffen Der „New-Bork Herald" erklärt, daß Mac Kinley seine Ansichten über den Schutzzoll in den letzten Jahren bedeutend modifiziert habe; er sei jetzt kein extremer Schutzzöllner mehr; zudem wisse er, daß die Leiter seiner Partei von extremen Maßregeln auch nichts wissen wollten Marc Hanna, der Organisator des Sieges, sagt, Mac Kinley werde dem Lande seine Ansichten alsbald nach dem Zusammentritt des Kongresses mitteilen Der neue Präsident werde Schutzzölle nur so weit begünstigen, als sie dazu dienten, die jetzige Höhe amerikanischer Löhne zu wahren und die Fabrikanten in den Stand setzten, mit dem Auslande zu konkurrieren. Andere meinen, daß der fanatische Schutzzollmann und zweifelhafte Goldwährungs mann ganz allmählich den Versuch machen werde, seine schutzzöllnerischen Pläne durchzuführen. Aste«. Bombay. In Scholapur (Provinz Bombay) fanden ernste Unruhen statt Ein aus etwa 1500 Sack be stehendes Getreidelager wurde von einem Volkshaufen von ungefähr 5000 Personen geplündert. Die Polizei, welche alsbald herbeigeeilt war, versuchte vergeblich, der Plünderung Einhalt zu thun, und war gezwungen, Feuer zu geben. Dabei wurden 4 Plünderer getötet und 6 verwundet, woraus der Haufe auseinanderging. Man hält weitere Unruhen in derselben Gegend für wahrscheinlich. Örtliches. Dresden, 10. November. * Ihre Durchlaucht die Prinzessin Feodora zu Schleswig-Holstein besuchte gestern die Ausstellung der holländischen Aquarellen in Emil Richters Kunsthandlung, Prager Straße. * Am 29 Oktober fand unter dem Vorsitze des Herrn Oberbürgermeister« Beutler eine gemeinschaftliche Sitzung des Rates und der Stadtverordneten statt. Die Versammlung war einberufen worden zur Wahl von vier Vertrauensmännern und vier Ersatzmännern in denjenigen Ausschuß, welcher nach den Bestimmungen des Gerichtsverfassungsgesetzes über die gegen die Urliste für die Schöffen- und Geschworenenwahl erhobenen Einsprachen zu entscheiden, die Schöffen und dieHilf«- schöffen zu wählen und die Geschworenen vorzu- schlagen hat Auf Vorschlag de« Ausschusses für die Gemeindewahlen wurden, und zwar durch Zuruf, Stadtrat Buchdruckereibesitzer Schröer, Kaufmann Hofstädter, Stadtv. Sattlerobermeister Gottschall, FritdenSrichter Kaufmann Thümmler zu Vertrauensmännern und Stadt verordneter Kanzleirat Geyh, Apotheker Ur piiil. Hübner, Stadtv. Fabrikant Gmein er, Baumeister Carl zu Ersatz männern gewählt. * Uber die Gesamtrat«sitzung vom 3. November entnehmen wir dem „DreSdn Anz" nachstehende Mit teilungen: I. Infolge des Ratsbeschlusses wegen Auf hebung des JohänniSjahrmarkte» ist da« König! Ministerium des Innern um entsprechende Anordnung gemäß ß 65 der Reichsgewerbeordnung zu ersuchen gewesen Das König! Ministerium hat hierüber folgende Ver ordnung erlassen: „Der vom Stadtrate zu Dresden an das Ministerium gerichtete Antrag, den Dresdner Johanni«, markt vom Jahre 1898 an auszuheben, hat Veranlassung gegeben, durch Gehör der Hewerbekammern de« Lande» die bei dieser Frage beteiligten Interessen zunächst noch genauer zu erörtern. Hierbei haben sich sämtliche Gerverbr- kammern einstimmig, auch die Dre«dner, für die Bei behaltung dieses Markte« teilweise sehr dringend verwendet In diesem Gutachten wird insbesondere dar- gethan, daß eine große Zahl von Gewerbetreibenden, in einzelnen Orten und Gegenden ganze Gewerbezweige, im Mangel genügender Kundschaft am Orte oder in defsen näherer Umgebung auf den Absatz ihrer Waren im Jahr marktsverkehre angewiesen seien und auch schon durch Wegfall des Dresdner JohanniSmarkteS eine kaum oder wenigstens schwer zu ertragende Einbuße erleiden würden Wenn der Wegfall diese» Markte« auch für einen Teil der Dresdner Gewerbe- und Handeltreibenden Vorteile in Aussicht stellt, so würden sich diese Vorteile nur durch eine, wie das Ministerium nach den angestellten Erörterungen anzunehmen hat, überwiegende Schädig ung einer großen Anzahl namentlich kleiner Ge ¬ werbetreibender erkaufen lassen, die unter der gegen wärtigen gedrückten Lage des Handwerks nicht minder leiden, als die Handel- und Gewerbetreibenden in Dresden, zu deren Gunsten der vorliegende Antrag gestellt ist. Auch beweist der starke Besuch des Dresdner Johannis marktes, daß dessen Abhaltung noch einem Bedürfnisse weiter Kreise der Bevölkerung entspricht Das Ministerium des Innern muß deshalb für jetzt und so lange die ein schlagenden Verhältnisse sich nicht wesentlich geändert haben, Bedenken tragen, dem Anträge des Stadtrates zu Dresden weitere Folge zu geben." Der Rat nahm hiervon Kenntnis und beschloß, auch den Stadtverordneten diese Entscheidung mitzuteilen — II. Die unmittelbare Beaufsichtigung der Gasrohrlegungen in dem von den städtischen Gas fabriken versorgten Gebiete wird zur Zeit von einem Werk meister für das Gasrohrnetz auSgeübt. Dieses Gebiet um faßt außer dem Stadtgemeindebezirke noch Teile von Pieschen, Blasewitz und Loschwitz und ist fortgesetzt er weitert worden Es wurde daher beantragt, dem Werk meister hierzu eine Hilfskraft beizugeben, als solche einen Rohrwärter neu anzustellen und diesem gleiche Dienstbezüge wie den Rohrwärtern beim Wasserwerke zu gewähren. Der Rat beschloß, die Stelle eines solchen RohrwärterS für die Gassabriken vom 1. Januar 1897 ab neu zu begründen und vorschlagsgemäß mit 1700 M. Jahres gehalt sowie mit Pensionsberechtigung auszustatten. — III. Der Rat trat sodann ein in die Beratung de« Haus - haltplaneS auf das Jahr 1897. Es wurden fest gestellt: Position 31, Militäramt, mit 2330 M. Ein nahme und 8000 M. Ausgabe, also 5670 M. Zuschuß (505 M weniger als im Vorjahre); Position 32, Quartieramt, mit 59 622 M. Einnahme, 79 660 M Ausgabe, demnach 20038 M Zuschuß (4253 M mehr als 1896); Position 43, Armenamt, mit 264317 M. Einnahme und 1026451 M Ausgabe, also 762134 M. Zuschuß (333 524 M. mehr als 1896); Position 44a, Versorghaus, mit 21233 M Einnahme und 90 501 M Ausgabe, also 69 268 M. Zuschuß (419 M. weniger als im Vorjahre); Position 44b, Arbeitsanstalt, mit 79 450 M. Einnahme, 150 731 M Ausgabe, also 71281 M. Zuschuß (10816 M. mehr als 1896); Position 44o, Kinderpfleganstalt, mit 6300 M Einnahme, 24141 M Ausgabe, also 17841 Mark Zuschuß (606 M mehr als 1896); Position 44 6, Kinderversorgung in Stadtpflege, mit 8700 M. Einnahme und 22 600 M Ausgabe, also 13 900 M. Zuschuß (wie im Vorjahre); Position 44s, Kinderversorgung in den Landpflegen, bei 29000 M Einnahme und88530 M Aus gabe, also 59 53OM Zuschuß( l 430 M. mehr als im Vorjahre); Position 45», Krankenhaus, mit 397 490M. Einnahme, 538071 M Ausgabe, also 140581 M.Zuschuß (7949M. mehr als 1896); Position 45b, Genesungsanstalt Fiedler- Haus, mit 16 802 M. Einnahme und 24 008 M. Ausgabe, also 7206 M Zuschuß (1659 M. weniger als im Vor jahre); Position 45o, Irren- und Siechenhaus, mit 440 264 M Einnahme und 475 922 M. Ausgabe, also 35 658 M. Zuschuß (3362 M. mehr als 1896); Position 456, Hohenthal-Haus, mit 8788 M Ein nahme und 20 623 M. Ausgabe, also 1 1835 M. Zu schuß (15 M. weniger als 1896); Position 46, Beiträge an wohlthätige Vereine und Anstalten, mit 43550 Mork (150 M mehr als im Vorjahre); Position 47, Ratsarchiv, Stadtbibliothek und Stadtmuseum, mit 40 M. Einnahme und 16 680 M. Ausgabe, also 16 640 M. Zuschuß (1220 M. mehr als 1896); Position 48, Körner-Museum, mit 725 M. Einnahme und 6085 M. Ausgabe, also 5360 M. Zuschuß (140 M. weniger als im Vorjahre); Anhang II. Sparkasse, mit 2 747 900 M Einnahme und 2 304000 M Ausgabe, also 443 900 M. Überschuß (40000 M. mehr als 1896); Anhang III. Leihamt, mit 135 370 M Einnahme und 113 682 M Ausgabe (weicht vom Endergebnisse von 21 688 M. Zuschuß nur um 244 M. von dem Vorjahre ab) — Zu den Beschlüssen unter I! und III ist noch die Zustimmung der Stadtverordneten einzuholen. * Der unter dem Protektorate Sr. Majestät des Königs stehende Dresdner Kunstgewerbeverein veranstaltet am Donnerstag, den 12. November, abends '^9 Uhr im kleinen Saale der „Drei Raben" einen Vortragsabend, an welchem Hr. Direktor vr. Th Volbehr-Magdeburg über das Thema: „Die Kunst im Dienste des modernen Kunstgewerbes" sprechen wird Auch Nichtmitglieder (Damen und Herren) sind als Gäste an diesem Abend willkommen. * Die Gesamtsumme der für die Hinterbliebenen der mit S. M. S. „Iltis" Verunglückten bei der Haupt-SeehandlungS-Kaffe in Berlin eingegangenen Gaben beläuft sich auf 60 532 M. 3 Pf. (veral. die Schluß quittung im Anzeigenteile der heutigen Nummer unseres BlatteS). DaS Komitee schließt die Sammlung mit ver bindlichem Danke für alle Spenden, welche eine ausgiebige Hilfe gewährleisteten. Etwaige weitere Beitrüge sind direkt an die „Marinestiftung" zu senden, welcher der Gesamt betrag behufs bestimmungsmäßiger Verwendung übergeben worden ist * Der diesjährige (11.) ordentliche Vereinstag des Vereins für die evangelisch-lutherische Diako nissenanstalt zu Dresden wird am 25. d MtS, nach mittags 4 Uhr, im Festsaale der Diakonifsenanstalt (Bautzner Straße 68) abgehalten. * Ingenieure seien auf da« im Ankündigungsteile der vorliegenden Nummer unsere« Blatte« enthaltene Preisausschreiben de« König!. Norwegischen Mini steriums für die öffentlichen Arbeiten, behufs Erlangung von Entwürfen zu einem BahnhofSarrangement für die in Christiania endenden Eisenbahnen, hierdurch auf merksam gemacht. — 8. In der gestrigen Versammlung des Ge werbevereins wurden zunächst 35 neue Mitglieder aus genommen. Hr Mechaniker Edwin Winckler gab hierauf einen Überblick über die diesjährige Bayerische Landes ausstellung in Nürnberg; ganz besonders lobte der Vortragende da« Arrangement der Ausstellung und die Einrichtung des Katalog« Zum Schluß legte Redner der Versammlung einige auf der Ausstellung mittels einer RotationSmaschine von König u Bauer hergrstellte Kunst drucke vor Hr. vr. Eduard Engel hielt sodann einen Vortrag über das Thema: „Zur Kulturgeschichte de« Nachrichtenwesen« im 19 Jahrhundert". In der Hauptsache berücksichtigte Redner den Briefverkehr. Von diesem war zu Anfang diese« Jahrhundert« der allergrößte Teil unserer Bevölkerung so aut wie ausgeschloffen wegen der hohen Portopreise Nach dem jetzigen Geldwert be rechnet, kostete 1772 ein Brief Berlin - Hamburg 1,20 M , Berlin - Nürnberg 2,50 M , Berlin - Dresden 1,25 M , Berlin Memel 4 M., ein Paket von 10 Pfd Berlin - Hamburg 6 M; 1824 kostete ein Brief innerhalb Preußen« 2 M In den fünfziger und sechziger Jahren kostete ein Brief nach Ostindien 4 M , nach Brasilien 7,50 M Von England aus, da« einen ganz sonderbaren Tarif hatte, ging der Anstoß zu einem Fortschritt im Brief verkehr, aber nicht von einem Fachmann«, sondern von einem Dorffchullehrer, Rowland Hill, der in hartem Kampfe den Pennytarif durchsetzte. Da« jetzige Nachrichtenwesen bezeichnete Redner al« ein nahezu ideale«, da e« dem ärmsten Manne möglich sei, für 10 Pf. nach den ent ferntesten Orten der Erde Mitteilungen zu machen Da« Telegraphenwesen zeigt dieselben EntwickelungSphasen wie der Briefoerkehr. Die kürzeste Depesche, die von Berlin nach Köln im Jahre 1850 noch 14 M kostete, kann man jetzt für 50 Pfg. befördern lassen. Der Vortrag wurde mrt lebhaftem Beifall ausgenommen. * Die zweite diesjährige Hauptversammlung de« Dresdner ZweigvereinS der evangelischen Gustav Adolf-Stiftung wurde am Sonntag abend 6 Uhr in der dichtgefüllten Kreuzkirche mit einem Festgottesdienste eingeleitet, bei welchem DiakonuS Winter von der DreikönigSkirche über 2. Tim 1,7: „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Zucht" predigte; ferner wurde die Motette von Wermann „Zeuch an die Macht, du Arm des Herrn" vorgetragen Die Nachversammlung fand in der Sakristei der Kirche statt und wurde eröffnet mit einer Ansprache des Vorsitzenden des Zweigverein«, ArchidiakonuS vr Neubert, welche anknüpfte an einen Brief Philipp Melanchthons vom 13. Februar 1555, der aus Dresden datiert und als Trost- und Hilfs schreiben an 200 bedrängte und vertriebene evangelische Geistliche Böhmens und der Lausitz gerichtet ist — also eine Gustav Adolf-Vereinsarbeit de« Reformators darstellt, lange vor dem Bestehen des Gustav Adolf-Vereins! — Aus den geschäftlichen Verhandlungen der Versammlung ist folgende» hervorzuheben. An Liebesgaben hat der Zweigverein im laufenden Jahre 4500 M gesammelt. Außerdem sind ihm 2 Legate von 500 bez. 100 M zu gefallen DaS zu verteilende Drittel in Höhe von 1500 M. wurde derselben Gemeinde wie 1895 zu gebilligt; nur an Stelle von Steyr in Oberösterreich, welches bei der Generalversammlung in Dessau die große Liebesgabe von 19000 M empfangen hat, wurde Jägern- dorf in Österreich-Schlesien eingesetzt, eine aufblühende, durch den tüchtigen Kurator, den pensionierten österreichischen Major v Hake, trefflich geleitete Gemeinde. Des weiteren wurden die ausscheidenden Vorstandsmitglieder Schuldirektor Bochow, ArchidiakonuS vr. Neubert, Pastor I6o. Richter in Strehlen und Schuldirektor Uhlig in Löbtau wiedergewählt. Für den verstorbenen Pastor Nicolai trat Verlagsbuchhändler Alexander Köhler in den Vorstand ein Als Rechnungs revisoren wurden wieder ernannt Kommerzienrat Collenbusch, Hoflieferant A Liebert und Kaufmann G A Renner juu. Mit Gebet wurde alsdann die Versammlung geschloffen. Die Kollekte des Abends betrug 130 M und wurde für die evangelische Gemeinde Budweis in Böhmen bestimmt. -m. * Ein Ausschuß, der sich u. a. au« den Herren Fuhr werksbesitzer Gustav Jank, Posthalter Hofmann, Fuhr werksbesitzer Brenner, Vorsitzendem der Fuhrwerksgenoffen- schaft, Sondermann, Direktor der „Pietät", und Direktor Meinert hier gebildet hatte und den Zweck verfolgte, in unserer Stadt eine Fahrschule einzurichten, richtete unter dem 27. Januar d. Js. eine Petition um behördliche Förderung dieses Planes an die Königl. Polizeidirektion. Diese Petition ist am 10. Oktober abschläglich beschieden worden. Im Einverständnis mit einer Anzahl Fuhr- herrn erbot sich nunmehr der in Blasewitz wohnhafte Hr. Theod. Meinert eine Kutscherschule zu errichten, in welcher er nach bestimmtem Programm Belehrung über die Stallpflege, die Pferdewartung, die Geschirrpflege, die Be schirrung, das Fahren rc. zu erteilen beabsichtigte. Zeug nisse über die Befähigung in dieser Schule ausgebildeter Kutscher sollten unter Mitwirkung der hiesigen Fuhrherren nach dem Muster Wiens erteilt werden; auch wollte man mit dieser Schule einen Stellennachweis verbinden. Die in dieser Angelegenheit interessierten Herren waren durch Hrn. Meinert auf gestern abend zu endgültiger Besprechung nach dem „Kanzleihof" eingeladen worden; die anberaumte Versammlung konnte^edoch infolge zu geringer Beteiligung nicht abgehalten werden. * Dem Verein „Volkswohl" ist auf seine an den Rat der Stadt Dresden gerichtete Eingabe hin, betreffend die Anlegung eines für Jedermann zugänglichen Volks - parks auf dem der Stadtgemeinde gehörigen Birken wäldchenareale, sowie auf die gleiche, an die Stadt verordneten gerichtete und von diesen an den Rat zur Mitteilung seiner Entschließung abgegebene Eingabe mit geteilt worden, daß dieser Eingabe näher getreten werden wird, sobald die zur Zeit im Gange befindliche baupolizei liche Feststellung de« Bebauungsplanes für da« in Rede stehende Areal erfolgt sein wird. * Gestern abend kurz nach 10 Uhr rückte eine Feuer- wehrabteilung nach dem Grundstück Große Schießgasse 4 au«, woselbst in der Aschegrube ein Brand entstanden war. E« bedurfte nur kurzer Thätigkeit der Feuerwehr, um diesen Brand zu ersticken. Nachrichten aus Le« LanLrsteUe«. * Über den Eisenbahnunfall zwischen Mosel und Zwickau wird uns von zuständiger Seite folgendes mitgeteilt: Infolge des am 6 November in den Abend stunden auftretenden dichten Nebels, welcher thatsächlich Gegenstände in 5 bi« 6 m Entfernung kaum erkennen ließ, rvaren aus dem Bahnhofe Zwickau Verzögerungen de« lebhaften Rangierverkehrs eingetreten, welche unter anderem die sofortige Einfahrt des 9 Uhr 18 Min. ein- treffenden GüterzugeS von Chemnitz in dre Bahnhofsgleise verhinderten und nun Verspätigungen von 3 anderen Zügen um etwa sh Stunde verursachten Außer dem erwähnten Güterzuge wartete zunächst noch ein Omnibu»- zug bei Blockstation 72» auf das Freiwerden der Ein fahrt in den Bahnhof. Als nun der nächste Blockwärter bei Annäherung des Personenzuge« 256 vom vorliegenden Posten trotz wiederholter Achtungssignale nicht frei erhielt, weil vor diesem Posten der Omnibuszug hielt, lief er dem Personenzuge entgegen und winkte ab, was auch vom Lokomotivführer bemerkt wurde Dieser Zug hielt nun bei Block 72 o. Nach längerem Warten bemerkte der Bahnwärter da« Herannahen de« Güterzuge« 2330. Er lief auch diesem etwa 50 Schritte entgegen und winkte ebenfalls ab Der Zug war indeffen nicht zu halten und fuhr in den stillstehendcn Personenzug hinein Die erste Maschine bohrte sich in den Packmeisterwagen und drückte 5 Wagen unter starker Beschädigung zusammen. Die hinter den Lokomotiven de« Zuge« laufenden 16 Wagen türmten sich auf und wurden derart zur Leite geschleudert, daß sie beide Gleise versperrten Der kur; vor dem Zu- fammenstoße auf den Wagen gestiegene Bremser Kermer au« Chemnitz wurde schwer verletzt und starb nach einer halben Etu»»e Außerdem trugen leicht« Berletzunge» davon 3 Bedienstete und 5 Passagiere. Die Strecke Mosel-Zwickau wurde auf beiden Gleisen für den Verkehr aesverrt Der Personenverkehr wurde sofort über die Industrie, bahn Zwickau-Crossen-Mosel geleitet Am Sonntag mittag waren beide Gleise wieder frei, sodaß der gesamte Verkehr wieder ausgenommen werden konnte Bezüglich der Ber- schuldungSfrage läßt sich heute ein sichere« Urteil noch nicht abgeben. Nicht auSgefchloffen ist, daß die Lokomotiv führer de« aufgrfahrenen Güterzuae« durch den Nebel in der Erkennung der Signale getäuscht worden sind * Leipzig, 9. November. Wie da« „Leipz. Tgbl." erfährt, ist al» Endtermin für die Einlieferung der Kvnkur renz- pläne zur Errichtung de« Leipziger Rathauses der 1. Mai nächsten Jahre» festgesetzt worden. — Heute trafen die Präsidenten und Sekretäre der sächsischen Handels- und Gewerbekammern zur Abhaltung der diesjährigen Präsidialsitzung hier ein. Die Herren versammelten sich vormittags in der Sächsisch-Thüringischen Industrie- und Gewerbe-Ausstellung und nahmen zunächst eine Besichtigung der immer mehr ihrer Vollendung enl- gegengehenden Anlagen und Bauten der Ausstellung vor. Sodann statteten sie dem Reichsgerichtsgebäude einen Besuch ab Die Sitzung nahm '^2 Ühr nachmittag» ihren An fang und dauerte bis 5 Uhr. Zu Ehren der Herren sand abends im kleinen Saale der Börse ein von der hiesigen Handelskammer gegebene» Festmahl statt. * Limbach, 9. November. Eine Frage, welche vor etwa 15 Jahren unsere Bevölkerung lebhaft beschäftigte, die Frage der Erbauung einer Eisenbahn Limbach- Waldenburg-Altenburg, taucht jetzt wieder auf Der hiesige Kaufmännische Verein bez sein Vorsitzender W. Ritt berger, ist, wie wir dem „Chemn. Tgbl." entnehmen, ge meinschaftlich mit dem Bürgermeister vr. Goldenberg und dem Leiter des Waldenburger EisendahnkomiteeS, Hrn Mai, mit einem Elektrizitätswerke in Verhandlung über vorbereitende Untersuchungen zur Erbauung dieser Bahn ge treten und es sind Besichtigungen der geeigneten Wege für eine solche bereits erfolgt. Die Vorteile, welche die Ausführung des Planes in industrieller und wirtschaftlicher Beziehung der betreffenden Gegend bringen würde, sind sehr erheblich. * Freiberg, 9. November. An der hiesigen Königl. Bergakademie betrug nach vorläufiger Feststellung die Zahl der Studierenden und Hospitanten am 1. November d. Js. 190 (gegenüber 176 Besuchern zu demselben Zeitpunkte im vergangenen Jahre); eS hat also erfreulicher weise wieder eine erhebliche Zunahme der Frequenz statt gefunden * Oelsnitz i. E„ 9. November. Von dem zweiten Hauptgewinn der Sächsischen Landeslotterie, welcher auf die Nummer 96 985 fiel, verbleiben sieben Zehntel in unserer Stadt. Die Gewinner sind meist Bergarbeiter. Es ist innerhalb 6 Jahren das zweite Mal, daß dieser Gewinn hierher gefallen ist. — Im Gottes hilfeschacht wurde in diesen Tagen bei 504 m Schacht teufe 38 m unter dem Glückaufflötz das Vertrauenflötz erteuft. Die Mächtigkeit dieses Flötzes konnte bis jetzt nicht festgestellt werden; zur Zeit ist es bis zu 1 m Tiefe aufgeschloffen. * Hohnstein, 9. November. Zu dem auch von uns wiedergegebenen Berichte des „Pirn. Anz." über eine Masernepidemie hierselbst wird jetzt dem genannten Blatte mitgeteilt, daß zwar die Masern unter der Kinder welt aufgetreten seien, aber deshalb noch nicht der Schluß der Schule oder nur einer Klasse sich notwendig gemacht habe. * Zschopau, 10. November. Für den hiesigen Stadt bezirk soll eine Zuchtgenossenschaft errichtet werden * Gohrisch, 9. November. Die am 1. d. Mts er schienene letzte Kurliste für die verflossene Saison giebt die Gesamtzahl der diesjährigen Sommergäste hierselbst auf 849 an. Zur Zeit weilen noch vier Parteien mit 15 Personen hier. Aus früheren Jahren liegen folgende Verkehrsziffern vor: 1886: 133 Parteien mit 317 Per sonen, 1887: 172 bez 343, 1888: 191 bez 492, 1889: 229 bez. 480, 1890: 262 be, 550, 1891: 211 bez. 511, 1892: 280 bez. 621, 1893:327 bez. 702, 1894: 368 bez 826, 1895: 444 bez. 959. * Pirna, 9. November. Die Unfallstelle an der „Brautenfuhrt", an welcher die schon gemeldete Havarie des der österreichischen Nordwestschiffahrtsgesellschast ge hörigen Dampfers „Laube" erfolgte, bildete am gestrigen Sonntag das Ziel vieler Spaziergänger. Das Heben des Dampfers ist Hrn. Schiffsbaumeister Schinke in Schandau, welcher derartige Aufträge schon mehrfach mit glücklichem Erfolge zur Erledigung brachte, übertragen worden Dieser machte sich mit seinen Leuten alsbald an die Arbeit. Die Hebung dürfte einen Zeitraum von etwa acht Tagen in Anspruch nehmen. Vermischtes. * Se. Majestät der Deutsche Kaiser haben dem Kapitän des britischen Dampfers „Tafna", Orchard, eine goldene Uhr und Allerhöchstsein Bildnis ver liehen für die Dienste, welche der Kapitän bei dem Unfälle der Elsflether Bark „Athene" geleistet hat. Die deutsche Regierung hat den Mayor von Gloucester er sucht, da« Bildnis und die Uhr an Orchard, welcher in kurzer Zeit in Gloucester erwartet wird, auSzuhändigen ' Die paradiesische Schönheit von Srinagars, der Hauptstadt von Kaschmir, ist von vielen Reisenden gerühmt worden. Einer der schönsten Punkte der Stadt ist der Wularsee. Seine Ufer sind mit herrlichen Gärten, Schöpfungen der mächtigen Mogulkaiser, umkränzt. Bäume und Blumen von tausenderlei Gestalt und Farbe prangen und duften in ihnen jahraus, jahrein Hunderte von Wasserfällen verbreiten mit ununterbrochenem Ge plätscher angenehme Kühle. Der See selbst ist mit weiß- leuchtenden Lotosblumen über und über bedeckt, eher einer Wiese als einem Wasserspiegel gleichend. Von den Fischen dieses See» erzählt, nach dem „Evang Miss", der evangelische Bischof French eine drollige Geschichte. Der Beherrscher von Kaschmir, Maharadscha Gulab Sing, war gestorben. Seine Priester, die, wie der Verstorbene, entschiedene Anhänger der Lehre von der Seelenwanderung waren, verkündeten, die Seele de« Fürsten sei in eine Biene gefahren. Infolgedessen wurde es bei schwerer Strafe verboten, Bienen zu fangen oder Honig zu suchen, damit man sich nicht etwa unversehens an der Seele de« Fürsten vergreife. Ein Bienlein flog über den Wularsee und wurde von einem Fisch weggeschnappt. Wie, wenn e« gerade die Biene gewesen wäre, welche der Fürst sich zur Wohnung seiner Seele auserkoren hatte? Dann wäre sie ja nun in den Fisch übergegangen E« wurde also das weitere Gebot erlassen, daß niemand einen Fisch au« dem See fangen dürfe. Zwölf Jahre danach stürzte eine Kuh in den See und kam darin um; ihr Fleisch wurde von den Fischen gefressen. Nun ist die Kuh bekanntlich in den Augen der Hindu da« heiligste Tier; sie »u töten oder zu essen ist eine Todsünde. Sollte — so schloß man in Srinagar — die Seele de« verstorbenen Maharadscha solche Todsünde auf sich geladen und m der Gestalt eine» jener Fische mit von dem Fleisch dieser Kuh gefressen
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