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Dresdner Journal : 10.11.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-11-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189611109
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18961110
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18961110
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-11
- Tag 1896-11-10
-
Monat
1896-11
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 10.11.1896
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ve»»««-ret«: Für ^e» vvr«liLhrkch »Wart Ps, bei den Kail«, ltch deuüchcn PostaastaUe» vieNtliährlich Z Marl; außer» halb de« Deutsch«» Reiche« Poß» und Stempelzuschlä». Ninzelne Nummern: 10 Pf. G^chet»e«: Täglich mit Ausnahme der Soun- »ad Feiertage abends 8er»ipr.«nlchluß:Rr1»I». Dresimer Journal. Antündtgungsgebühre» : Für den Raum einer gespal- tenen Znle kleiner Schrift du Ps Unter „Eingesandt" di« Zeile LU Ps Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Ausschlag. Herausgeber. Königliche Expedition det Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr dv. Fernspr -Anschluß: Rr 1-V-. ^262. Dienstag, den 10. November, abends. 18S6. A«kü«diftunftea aller Art finden im „Dresd ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung, und es werden die Gebühre« im Ankündigungs teile mit 20 Pf. für die kleingespaltene Zeile oder deren Raum berechnet; für Ankündigungen unter „Eingesandtes" sind die Gebühren auf 50 Pf. für die Zeile festgestellt. Lönigl. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Ernennungen, Versetzungen rc. tm öffentliche« Dienste. Tcpartcmcnt »er Finanzen. Bei der Verwaltung der fiskalischen Hütten wurden besördert: der Hütten meister Kochi nke zum Oberhüttenmeifter bei der Muldner Schmelzhütte, die Vicehüttcnmeister Wolfs und Gasch zu Hüttenmeistern, der erstere bei der Muldner Arsenikhülle und der Thonwaarensabrik, der letztere bei der Halsdrückner Schwcsel- säure- und der Bleiwaarcnsabrik, seiner der Hültenwa.dein Choulant und derHülsswarkein Illing zuVicehüttenmeistcrn, der erstere bei der Muldner, der letztere bei der Halsbrückner Schmelzhütte, der HüljSwardein Buck zum Hattenwardein bei der letzterwähnten Hütte, endlich die Hüttenr.ndanlcn Tzschöckel und Schisfn er zu Hüls-wardeinen, der erstere bei der Muldner, der letztere bei der Halsbrückner Hütte. Tepartement des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Erledigt: ». ständige Lehrerstelle an der Kirchschule zu St Nicolai in Meisten. Kollator: das Kö.iigl. Ministerium deS Kultus und öffentlichen Unterrichts Besetzung: zu Lstcrn 1897. Gehalt: llvv M und 200 M Wohnungsgeld; steigend laut Gehaltsjkala bis 21<>v M und Wohnungsgcld. Meldungen sind mit sämtlichen Zeugnissen bi-zum 28. November cinzureichen an den König!. Bezirksschuliusgeklor, Schulrat Wangemann in Cöün a E. Uichiamtlicher Teil. Eiur Hundgtbung Lord Lalisburys. Der Schleier, welcher seit langer Zit über der gegenwärtigen Politik Englands lagerte und den die Erörterungen der englischen Presse sowie die zahllosen Reden berufener und unberufener Politiker nachgerade bis zur Undurchsichtigkeit verdichtet hatten, ist etwas qelüftek worden Lord Salisbury hat bei dem gestrigen Lordmayc-s-Bankett in London eine Rede gehalten, in welcher er den Standpunkt der englischen Regierung zu den gegenwärtigen Fragen der auswärtigen Politik llargcstellt hat. Lord Salisbury besprach zunächst die venezo lanische Frage und erklärte, daß er sie infolge der Vorschläge der Vereinigten Staaten für beigclcgt erachte Eingehend wandte sich hierauf der Premier minister den orientalischen Verhältnissen zu und führte dabei etwa folgendes aus: Er glaube, das englische Volk sei jetzt einmütig gegen ein isoliertes Vorgehen in dieser Frage Wenn man das Schicksal der Armenier und ter übrigen unter türkischer Herrschaft stehen den Völkeisckasten verbessern wolle, sei es besser, jo viel Nationen, wie möglich, aus der Seite Englands zu haben. Wenn Eng land eine Regierung zwingen wolle, ihre Gesetze zu verbessern, so müsse England das Land besetzen Dazu sei ein großes Heer erforderlich; mit der Flotte sei das unmöglich, ohne Aus hebung aber könne England kein großes Heer haben Te:halb schließe England sich dem europäischen Konzert an in dem GiaubtN, daß dies das beste Mittel sei, Rcsormcn hcrbeizusuhren Er könne sich der Idee Morleys und Courtneys nicht anschieben, daß England Tcrritorialbcsitz aulgeben muffe, um die anderen Mächte zu versöhnen. In dem seht vorliegenden orientalischen Problem sehe er keinen Grund, die bisher vcrsolgte Politik zu verlaffen, oder einen Hektar dcS Landes auszugeben, welches England jetzt besetzt halte. Nachdem Lord Salisbury dann Kitchener Paschas und Lords Cromers anerkennend gedacht hatte, kam er wieder aus das europäische Konzert zn sprechen und äußerte, dasselbe scheine ihm sich jetzt in einer günstigeren Lage als jemals zu befinden, um seine Ziele zu creichen Er, Redner, unterschreibe dir Ansichten, die Hanotaux über ein europäisches Vorgehen in der Türkei aus gesprochen habe, säst vollständig. England habe immer sympathische Beziehun m zu dem Dreibunde unterhalten, er Hosse, daß der Dreibu, d auch scrner in herzlichem Einvernehmen mit England zusammen wirken werde Was Rußland an- betieffe, so wolle er energischen Widerspruch cinlegen gegen die in jüngster Zeit ausgestellte Behauptung, daß zwischen Engl nd und Rußland ein unvermeidlicher und immerwährender Anta gonismus bestehe Er sehe in dieser Behauptung einen Aber glauben veralteter Diplomatie Er habe gmen Grund zu glauben, daß Rußland die gleichen Absichten vcrsolae wie Eng land, soweit es sich nm die surchlbaren Vorkommnisse im Orient handele Übrigens sehe er keine Schwierigkeit, Gewalt anzu wenden, wenn die übrigen süns Großmächte damit überetn- stimmtcn. Den Christen und Mmelmaneu dcS türkischen Reiches in gewissen Grenzen die gute Verwaltung des Westens zu ver leihen, wäre lediglich durch Vermittlung Les Sultanats möglich Die erste Pflicht der englischen Regierung sei die Vertretung der Interessen und Rechte Englands; eine weitere Pflicht der Re gierung sei eS, die Interessen ter Menschlichkeit zu sördcrn, ohne die Wohlthaten des Friedens, w.lchcn England so sehr liebe, in Gefahr zu bringen. Man kann nicht gerade sagen, daß die Erklärungen des britischen Premierministers etwas/ Neues oder Überraschendes enthielten Das; England es aufgiebt, in der armenischen Frage aus eigene Faust vorzu- grhen, war längst vora iszusehcn. Die Einigkeit der Kontinentalmächte und die eigene Ohnmacht Englands mußten notwendigerweise schließlich diesen Entschluß herbeiführen. Mit voller Offenherzigkeit hat ja auch der britische Premierminister diese die auswärtige englische Politik bestimmenden Thatsachcn darge.egt. Offenbar hat der Lord damit einen Dämpfer auf die öffent liche Meinung in England aufzuseyen beabsichtigt, die in letzter Zeit bekanntlich in maßloser gehässiger Weise gegen den Dreibund und besonders gegen Deutsch land gehetzt hat. Der britischen Regi.rung scheint die Richtung, welche die öffentliche Meinung in Eng land dem Dreibünde gegenüber eingenommen hat, entschieden nicht gerade bequem zu sein. Diese Vermutung wird bestätigt durch den Umstand, daß Lord Salisbury es sorgfältig vermieden hat, politische Streitfragen zu berühren, deren Erörterung in Deutschland und bei den übrigen Dreibundmächten irgendwie Anstoß erregen könnte. So ist er ins besondere einer Erörterung der britischen Politik in Südafrika aus dem Wege gegangen. Statt dessen findet man die schönen Phrasen von dem herzlichen Einvernehmen Englands mit dem Dreibunde. Daß England bemüht ist, den Gegensatz zu Ruß land möglichst wegzuleugnen, kann nicht überraschen. Einen Beweis dafür aber, daß die Beziehungen Eng lands zu Rußland gute seien, vermochte Lord Salis bury nicht beizubringen. Gleiche Worte platonischer Freundschaft widmete er übrigens auch Frankreich, indem er die letzten Ausführungen des Ministers Hanotaux billigte Wer aus den Ausführungen Lord Salisburys etwa schließen wollte, England beabsichtige sich dem Dreibunde anzuschließeu, würde durch die Thatsachcn wohl bitter enttäuscht werden. „Freundliche Bezieh ungen" zum Dreibunde möchte man natürlich sehr gern. Denn Lord Salisbury kann sich nicht verhehlen, daß England des Wohlwollens der Dreibundmächte an gesichts der drohenden Wiederaufnahme der ägyptischen Frage durch Frankreich und Rußland dringend bedarf. Die Andeutung, daß die britische Regierung nicht gesonnen sei, irgend etwas von ihren; bisherigen Besitzstände im Oriente aufzugcben, deutet ja vielleicht auf die englischen Pläne hin. Aber etwaige Pflichten, die ein solches Freundschaftsverhält nis mit sich bringt, auf sich zu nehmen, daran denkt man in England natürlich nicht. Schon aus diesem Grunde wiro Deutschland englischen Freundschafis- versicherungen gegenüber sich äußerst kühl zu verhalten baben. Schon der Hinw is auf einige der markantesten Proben rou liebenswürdigen Aeußerunqen der öffeiit lichen Meinung in England dürfte ein solches Vcr halten rechtfertigen Diese öffentliche Meinung in etwas zu beschwich tigen, ist, wie schon bemerkt, wohl auch mit der Haupt zweck der Rede Salisburys gewesen. Einigermaßen scheint dies auch schon gelungen zu sein Wenigstens enthalten sich die Londoner Blätter bei Besprechung der Rede irgendwelcher Ausfälle gegen Deutschland. Wie gemeldet wird, billigen alle Blätter mit Aus nahme des „Daily Chronik le" die gestrige Rede Lord Salisburys. Der „Standard" sagt: „Wir sind in eine Periode verhältnismäßiger Ruhe ein getreten, nnd es wird mit Genugthuung bemerkt werden, daß Lord Salisbury erklärte, der Dreibund habe Eng land durchweg in der ägyptischen Frage unterstützt. (?) Was Frankreich anbetrisft, so war seine Sprache vorsichtig und gewissermaßen andeutender Natur." Die „Morning Post" führt aus: „Es ist Lord Salis bury gelungen, das Konzert der Mächte Europas aus der eifersüchtigen Übereinstimmung nichts zu thnn, in eine harmonische, wenn nicht herzliche Vereinigung zn verwandeln." Diese Behauptung erscheint durchaus fragwürdig! Die „Daily News" meinen, die Zu verficht Lord Salisburys, den Sultan durch das curo päische Konzert gefügig zu machen, sei sehr leer, aber nicht gerade hoffnunglos. Der „Daily Telegraph" ist der Ansicht, die Rede werde dazu beitragen, das Los der unglücklichen, unter Mißwirtschaft stehenden Unterthanen des Sultans zu bessern. „Daily Chronicle" meint, abgesehen von der Stelle, wo Lord Salisbury ernstlich auf ein Zu sammengehen mit Rußland hinzuweisen scheine, ent spreche die Rede in keiner Weise der großen Ver trauensstellung, die England in Lord Salisburys Hände gelegt habe. Unter Anspielung auf den Vor schlag, daß England durch Ausgabe gewisser Gebiete, welche es besitze oder besetzt halte, andere Mächte dazu zu bewegen suchen solle, in der Türkei zu interpellieren, bemerken die „Times", es liege nicht der geringste Grund vor, daß solche Gebietsaufgabe auch nur im geringsten die Orientpolitik der anderen Mächte beeinflussen würde Italien und Abefshuien. Angesichts der lebhaften Beunruhigung, die sich neuerdings der Gemüter in Italien über die Möglich keit der Wiederaufnahme der kriegerischen Operationen in der Eritrea bemächtigt hat, dürfte es nicht ohne Interesse sein, zu erfahren, was der russische Ver trauensmann des Negus Menelik, der bekannte Leiter der russischen geistlichen Mission in Abessynien, Leontjew, zu den seitherigen Verhandlungen des Monsignore Macario und des Majors Nerazzini, die die Freilassung der italienischen Gefangenen und den Abschluß eines Friedensvertrages zwischen König Humbert I. und Menelik bezweckten, sagt. DaS römijche Telegramm der „Agence HavaS" — so lautet jein diesbezüglicher Gutachten ii» „Nowoj- Wremia" — nach welchem im Vatikan alle wegen der mißlungenen Mission de- Msgr. Macario cnipöit wäre der pour laut pota^s et pour tont potin nur zwei vom NeguS Menelik sreigclasscnc Gc- sangenc mit sich nach Rom zurückbrachtc, veranlaßt U"s, über die jetzigen Ereignisse und die Mission dcS Majors Nerazzini einige Worte zu sagen. Die Nachricht, Kaiser Menelik yal>e zn Ehren der K>önuug Sr. Majestät des ru fischen Kaisers jene Sv Gefangenen frcigelassen, d e nach Italien zu begleiten mir übertragcn worden ist, bestimmte Papst Leo XIII, den Mjgr. Macario nach Äthiopien zu senden. Der heilige Vater war davon überzeugt, daß der Herrscher eines chiiftiichen Landes sich zu seinem Ratschlage mit voller Aufmerksamkeit und Bereiiwilligkeit verhallen werde und sandte Menelik einen Bries, in dem er ihm den Rat erteilte, alle italienischen Gcfangcneu zu befreien Der Gedanlengaug dieses päpstlichen Schreibens war folgender: Tic letzten Ereignisse Hätten Mene ik in den Augen der ganzen Welt so erhöbt und berühmt gemacht, daß er die errungenen Sympathien und die Achtung der ganzen gebildeten Welt nur noch durch die humane Th>t der Bcsreiung aller Kriegsgefangene > Wecker steigern könne Die Gesangenen trügen höchsten- die Schuld, daß sie ein gehorsames Werkzeug in den Händen ihrer Regierung gewesen seien Der Bries schloß mit dem Versprechen einer hohen HimmclSbclohnuna sür die gute That, mit Erwägungen über das Thema, daß im Grunde genommen jede weltliche Herrschaft nicht von dieser Welt wäre, und mit dem Ausdruck der Ucberzeugung, taß die Bitte des Papstes erfüllt werde Zu gleicher Zeit erhielt Macario den Austrag, er möge Menelik den Gedanken cingeben, sich an Se. Heiligkeit mit der Bitte um Vermittelung des Frie den- mit Italien zu wenden. Dadurch würde das Prestige des Vatikans sehr gehoben werden. Der Omrinal würde sich dann in der Schuld des Papstes fühlen und gleichzeitig würde auch die Frage der Zulassung der katholischen Missionare, die vor 2S Jahsen von Menelik aus Äthiopien entfernt worden sind, in erheblichem Maße ihrer befriedigenden Lösung nahcgebracht fein Diese schwierige Mission wurde den» noch jungen, ener gischen und sehr gebildeten koptischen Bischof Macaiio anver traut, da man im Vatikan hoffte, baß seine nicht italienisü e Her kunft dem Negus mehr Vertrauen einflößen und dem Unternehmen größeren Erfolg sichern werde. Wie sehr man in Rom vom günstigen Erfolg der Mifsion überzeugt war, geht klar aus dem Umstande hervor, daß Macario, als er in der Wüste meiner Gefangenen abtiilung regegnete, mich sofort wegen der Evakuierung, der Verpflegung dcr Gefangenen und betreffs der Organisation der einzelnen Gesangenentranspoite uni Rat anging Als jedoch Gerüchte über den Mißerfolg der Unterhandlungen des Msgr. Macario mit Menelik nach Italien gelangt waren, da war die ganze katholische Welt doch noch immcr davon überzeugt, der Negus werde cS schließlich doch nicht wagen, auch nur einen Gefangenen weniger zu befreien, als er es zu Ehren des russischen Zaren m lhan hatte Man ging dabei von dem kalho lischt» Standpunkte aus, daß der Papst auch in den Augen Meneliks höher stehe als die weltlichen Oberhäupter der Staaten. Diese Hoffnungen waren jedoch den Anschauungen Mci.elikS voll kommen entgegengesetzt; vrn m stigcrweise wollte er die Bedeutung de.' zu Ehren des russischen Kaisers vollzogen.» Aktes nicht schmäl rn und gab dem päpstlichen Gesandten im ganz n nur zwei k.anke Gegangene mit, von denen der eine, der geistig zcr- rüitcte Or. Maggi, nur durch die uuermudl che Fürsorge der Mitglieder meiner Expedition wieder auf die Bcine gebracht werden könnt Was die An chanungen, Bestrebungen und Forderungen Mereüls Nom gegenüber betriff', jo werden sie schon dadurch tlar gelegt, daß der Negus sich bereit erklärt hat, sie ans ein Minimum ein zuschränken, wenn sie nur nicht von seiten Rußlands absällig kritisiert würden. Aus diesem Grunde empfiehlt cs sich, auf die jetzige Sachlage in Abessynien einen Blick zu werfen. t>>. Nerazzini, der zum Major und außerordentl chen Gesandten des Königs Humbert — aber ohne besondere Rechte »nd Vollmachten — ernannt worden ist, kam im Mai in Zeila an und schickte einen Brief an den Negus, in welchem er erklärte, daß er bchuss Einleitung von Friedens Unterhandlungen an seinem Hose erscheinen werde Er schrieb das aus Vo: sicht, um eine offizielle Erlaubnis und Einladung vom Negus zu erhallen, die seine persönliche Sicherheit garantierte. Er dachte an das Geschick des miliiäriichen Dele gierten nach dcr Schlacht bei Adua, des Majo>S Sa sa, der rin März von Menelik in Hast genommen worden ist, weil er sich dem Negus gegenüber eine Mystifikation hatte zu schulden kommen lasst». die von Seite der Italiener als eine Kriegslist ausgcsaßt, von den Abesfyuicrn jedoch nick einem ganz anderen Namen bezeichnet wurde. Bevor dieser Bries zum NcguS ge langt und dessen Antwort cingelrossen war, vergingen volle zwei Monate In dieser Zeit erfolgte die Konfiskation des , Doclnyl" und seiner Ladung, und als der Bries Meneliks eintiüs, in welchem die Bereitwilligkeit d.s Negus zum Empfange des Majors Nerazzini ausgesprochen war, hielt dcr Gouverneur von Harrar, Ras Makonen, den Brief zurück. Seinen Inhalt teilte er Nerazzini nicht mit und wandte sich wegen des Zwischenfalles m t dem gekaperten Schiffe an den Negus, um neue Jnstruklionen zu ervitten Dcr Negus aber, dessen Grundsatz cs ist, jeden anzuhörcn. besohl, den Major Nerazzini durchzulasscn, li.ß ihm jedoch sagen, daß Fricdcntuntcrhand- lungen nicht stattfinven würden, da er sür diese einen anderen Weg gewählt habe. Infolge meiner Mission nach Rom, die den Zweck hatte, dein Quirinal das Mindestmaß der Wünsche Meneliks mitzuleilen, änderte sich die Rolle des Majors Ne razzini -, er wurde beauftragt, für den General Valles am Hose Meneliks den Boden zn sondier.» General Valles sollte mit außerordentlichen Vollmachten als Gesandter des Königs Humbert erscheinen, um den Friedcnsschluß an Ort und Stelle persekt zu machen, blieb jedoch in der Erwartung der Benach ri.htigung über den Empfang beim Negus in Masjauah zurück Wenn sich daher Major Nc azzuä auch bemüht hat, irgend welche FricdenSverhandlungen anzuknüpsen, so waren dicse Ver bandlungen von vornherein zum Mißerfolge verurteilt, da der Negus zunächst eine abwartende S.ellungnadme zu den Friedens- Vorschlägen des Ouirinals sür da? Vo.teilhasteste hält. . . Kunst und Wissenschaft. - Im östlichen Seitensaale der städtischen Ausstellungs halle an der Stübel-Allee sind zur Zeit die in der Preis bewerbung um das Bismarck-Denkmal in Dresden eingegangenen 63 Entwürfe ausgestellt Ihre Zahl kennzeichnet ein besonderes Interesse an der Aufgabe und ein erfreuliches Regen der Kräfte unter den Bildhauern; die Arbeiten selbst bekunden zum Teil ernste künst lerische Anspannung und das Bemühen der Verfasser, ent sprechend den Bedingungen des Preisausschreibens in Auf fassung und Behandlung möglichst einfach zu verfahren. Ein erster Preis ist mit Recht nicht verliehen worden, keiner der Entwürfe tritt durch Ursprünglichkeit und Größe der Konzeption und Ausführung hervor und ragt bedeutend über den Durchschnitt empor. Den zweiten Preis hat die Arbeit des Bildhauers W. Stein (Leipzig) erhalten, und auch darin stimmen wir dem Urteil des Richter kollegiums völlig bei. Bismarck ist hier im Mantel und mit Helm dargestellt, die Hände, deren rechte eine Rolle hält, ruhen auf dem gerade vor den Körper gestellten Pallasch; das Gesicht ist porträtähnlich, der Ausdruck von sinnendem Ernst, die Haltung ganz leicht und natürlich DaS glatte Postament erhebt sich auf einem Stufen unterbau, den eine etwa! zu massive Architektur flankiert, am Sockel befindet sich die Figur eines alten Germanen, der in kriegerischer Attitüde die deutsche Kaiserkrone be wacht Im einfach-kräftigen Gesamteindruck kommt diesem Entwurf kein anderer völlig gleich Am meisten nähert sich ihm sonst der mit dem dritten Preise bedachte der Zerren Architekt Pätzel und Bildhauer Rühm (Dresden), -uf diesem sehen wir den Fürsten ohne Helm und ohne Mantel, die Hände auf den Pallasch gelegt. Der GesichtS- auSdruck verdeutlicht eine besondere gehobene Stimmung, mutet fast seherisch an. Am Postament (Rustica) sitzt wie auf dem Steinschen Entwurf ein Germane, in friedlicher Haltung. Im ganzen Modell nimmt sich die Figur des Kanzlers nicht so bedeutend aus als für sich allein betrachtet, wirkt vielmehr etwas elegant. Ebenfalls mit dem dritten Preise sind der Entwurf des Bildhauers Earl Meisen (Friedenau bei Berlin) und zwei Entwürfe de« Bildhauers Wandschneidec (Charlottenburg) ausgezeichnet worden Der ersterwähnte stellt Bismarck in Helm und Mantel dar und empfiehlt sich trotz der zu massigen, druckenden Gewandbehandlung bezüglich der Statue als eine gute und wirksame Leistung, wohingegen dcr vor den Sockel postierte Ritter Georg zu Pferd (nach eben vollbrachter Tötung des Drachen), wenn er auch an sich ein lebendiges Bild giebt, das Denkmal allzu stark, zu Ungunsten der Bismarck-Gestalt belastet Unter den beiden Entwürfen Wandschneider« fällt derjenige auf, dcr dem Sockel de« Monuments die Weltkugel als Unterlage giebt, an deren Ecken allegorische Figuren sitzen (Kraft, Weisheit, Treue bis zum Tod, Wahrheit). Ab gesehen von der nicht gleichgemäß gelungenen Durchbildung dieser Figuren, erscheint uns der Einfall mit der Welt kugel zwar aus schönem patriotischen Hochgefühl entsprossen, aber zugleich eine weder notwendige noch besonders glückliche Verdeutlichung der mächtigen Staatskunst des ersten Kanzlers zu sein. Hier ist die verlangte Einfach heit des Denkmals nicht mehr vorhanden, die eigene Sprache der Persönlichkeit Bismarcks wird durch soviel Beiwerk nicht verstärkt, sondern abgeschwächt Die Figur de« Fürsten selbst, barhaupt und ohne Mantel, die Hände mit dem Pallasch und einer Rolle (die Verfassung ?) an die Brust gedrückt, macht einen sehr ansprechenden Eindruck Die Komposition de« Ganzen ist geschickt und hält alle- ziemlich gut zusammen. Der zweite Entwurf Wand schneider» begnügt sich mit zwei allegorischen Figuren Angekauft sind die Entwürfe von Haverkamp (Friedenau bei Berlin), Lederer (Berlin) und Röttger in Berlin Der erste und der letzte bringen Nebenfiguren, jener einen Germanen-Wächter der Kaiserkrone und einen Besieger des Drachens der Zwietracht, dieser eine männliche Figur als Verkörperung der Kraft. Lederer giebt dagegen auf nüchternem Unterbau nur die Gestalt des Fürsten, freilich in einer so robusten Darstellung, daß wir, so gern wir gerade bei einem Denkmal für Bismarck alle Wirkung ausschließlich von der Heldenfigur ausgehend sehen möchten, den beiden anderen soliden Arbeiten doch den Vorzug geben — Im übrigen verweisen wir an dieser Stelle zu nächst auf die Entwürfe Nr 32, 40, 5 t und 55 als aus sorgfältige und geschickte Arbeiten Natürlich fehlt eS auch nicht an ganz verfehlten und sonderbaren Entwürfen, unter denen dcr die Nr. 4l tragende einen Hauptplatz zu be anspruchen hat. Die erste große internationale Kunst ausstellung, die im nächsten Jahre in Dresden statt- finden wird, erscheint jetzt, nachdem seit ungefähr einem Jahre die schwierigsten Vorarbeiten von den Mitgliedern der Ausstellungskommission in aller Stille und in um sichtigster Weise erledigt wurden, im vollsten Umfange ge sichert Wenn cs vielleicht manchem in Erinnerung an die in unserem Jahrhundert lange genug ziemlich be scheidene Stellung Dresdens neben den ersten Kunststädten Deutschland« als ein Wagni« erscheinen mochte, jetzt schon mit München und Berlin in Konkurrenz zu treten, so bürgen nicht nur die Nam-n hervorragender Dresdner Künstler von Wsltruf, sondern auch die zu frischem Leben erwachte jüngere Künstlergeneration sür eine kraftvolle und zielsichere Durchführung de« Unternehmen« Aber auch die allgemeinen Bedingungen für den Erfolg der Aus stellung sind die allergünstigsten. Dresden ist bekannt lich eine der schönsten Städte Deutschlands, es ist eine Fremden- und Verkehrsstadt ersten Ranges ge worden Neben den am Platze in Aussicht stehenden Ankäufen aus Privatmitteln werden die Erwerb ungen aus öffentlichen Fonds sowohl für die König! Gemäldegalerie, wie für andere öffentliche Kunstsammlungen Sachsens einen bedeutenden Umsatz herbeisühren Stehen doch zu Galerie-Ankäufen allein schon für deutsche Kunstwerke aus der Pröll-Heuer- Stiftung nahezu 90 000 M zur Verfügung Außerdem aber ist auch in jeder anderen Hinsicht das Gelingen der Ausstellung sowohl durch die Unterstützung dcr König! StaatSregierung, wie nicht minder durch das bereitwillige Entgegenkommen der städtischen Behörden und durch das Mitwirken der hervorragendsten Männer des ganzen Landes außer Frage gestellt Besonders der Stadt Dresden ist es zu danken, wenn jetzt hier eine dcr wichtigsten Vor bedingungen für das Gelingen der internationalen Kunst ausstellung erfüllt erscheint. Wir besitzen jetzt ein voll kommen genügendes großes Ausstellungsgebäude Die mächtige Entwickelung des Münchener ÄuSstellung«wesenS hängt bekanntlich unmittelbar zusammen mit der Existenz des dortigen GlaSpalastes Die viel später erst entstandene Bedeutung der Berliner Ausstellungen beginnt mit dem Dasein des Baues am Lehrter Bahnhofe Alle übrigen deutschen Kunstzentrcn waren seitdem durch Mangel geeigneten Raumes am Konkurrieren gehindert Jetzt tritt Dresden neben München und Berlin an dritter Stelle auf, um im allgemeinen Wettbewerb dcr schönen Künste einen Vergleich der deutschen Kunst mit der dcS Aus lände« zu ermöglichen Seine volle Berechtigung hierzu hat die Dresdner Künstlcrschaft nicht nur durch die drei wohlgelungenen Aquarellausstellungen der früheren Jahre bewiesen, sondern mehr noch durch ihre aufstrebende und schon allenthalben mit Beisall begrüßte, jugendfrische, lebendige Kunst.
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