Suche löschen...
Dresdner Journal : 09.11.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189611093
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18961109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18961109
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-11
- Tag 1896-11-09
-
Monat
1896-11
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 09.11.1896
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Be,»i«Oret«: Für Tresden vreneliährlrch 2 Mark dv Pf., der deu Kaiser- lich deutsihen PoftaaftaUen v«ertel>ährltch»Mark, außer- halb de« Druffchen Reiche« Poß- und Stempelzuschlaa. Einzelne Nummern: 1v Pf. «rschet»»«: Täglich mit Autnahme der Sonn- und Feiertage abend« Fernspr -Anschluß: Rr1LAK. DrrsNcr Ilmmal. >ntün»t«un«s,tbatrt»: Für den Raum einer aespal« tenen Zeile kleiner Schrift 20 Pf Unter „Eingesandt" die Zeile bv Pi Bei Tabellen- und Zisftrniatz entsprechenver Ausschlag. Heran «,e»er. Königliche Expedition del Dresdner Journal« Dresden, Zwingerstr »0. Fernspr -Anschluß: Nr ILEK. M261. 189«. Montag, den 9. November, abends. Amtlicher Teil. TreS-eu, 9. November. Se. Majestät der König haben AUergnädigst geruht, dem Premierlientenant ü la suite dir Armee, Prinzen Hermann v. Schön burg-Waldenbnrg, Durchlaucht, die Erlaubnis, zur Anlegung des ihm von Sr. Königt Hoheit dem Groß- herzog von Mecklenburg-Schwerin verliehenen Groß- kreuzes des Greifen-Ordens zu ertheilen. Dresden, 5. November. Se. Majestät der König haben AUergnadigst gernht, dem Präsidenten des Evan gelisch-lutherischen Landeskonsistoriums Johann Alfred von Zahn in Dresden das Äoniturkreuz l. Klasse vom Albrechtsorden zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Geheime Hofrät Professor I)r. Schilling zu Dresden das ihm von Sr. König lichen Hoheit dem Herzoge von Sachsen-Coburg und Gotha verliehene Comthurkreuz 2. Klasse des Sachsen- Ernestinischen Hausordens annehme und trage. WekannLrnachung. Tas Ministerium des Innern hat dem Kranken- unterstützungs-Verein der Handlungsgehilfen zu Buchholz, eingeschriebene Hülsskasse, auf Grund des 1. Nachtrags vom 25. September dieses Jahres zu dessen Staturen vom 9. Dezember 1892 bescheinigt, daß er, vorbehaltlich der Höhe des Krankengeldes, den Anforderungen des tz 75 des Krankenversicherungs gesetzes vom I5>. Juni 1883 in der Fassung der No velle vom 10. April 1892 nach wie vor genügt. Dresden, am 4. Novrmber 1891». Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. Vodel. Lippmann. Srueanuugen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Departement der Finanzen. Bei der Post Verwalt ung sind ernannt worden: Schwarz, zeither Posticcretär, als Postmeister in Adors (Vogtl.); Krause, zcither Postver- nulter in Deutschenbora, als solcher in Oppach; Goeres, zeit- her Postvcrwalter in Walddorf, a:s solcher in Deulschenbora. Departement des Krieges. Beamte der Militär-Verwaltung. Durch Verfügung des Kriegs-Ministeriums Den 4. November 1896. Großmann, Intendantur - Sekretariats - Assistent von der KorpS-Intendantur, zum KriegSzahlamt versetzt. Kappel, Intendantur-Sekretariats-Assistent von der Koips- Jiuenvantur, zum Intendantur-Sekretär, Farr, Bureaudiätar von der Intendantur der 3. Division Nr. 3.', Gran, Bureaudiätar von der Korps-Intendantur, — zu Intendantur-Sekretariats-Assistenten, — ernannt Kemter, Baumgaertner, Miiitäranwürtcr, alsJntendantur- BurcauSiätarien bei der Korps-Intendantur angestellt Moser, Zahlm-Aspirant, zum Zahlmstr bei der 3. Abth. 3. Feld Art. Regts Nr. 32 ernannt. Departement des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Erledigt: Die 4. ständige Lehrerstclle in St Egidien. Kollator: die oberste Schulbehörde. Eii kommen: 1000 M Gehalt, 120 bez. 18» M. Wohnungsgeld und 72 M. für Foit- bildungsjchulunterricht. Bcwcrbungsgefuche mit sämtlichen Zeugnissen bis in die neueste Zeit sind bis zum 16. November bei dem Königl. Bezirksschulmspcktor, Schulrat Lötzsch in Glauchau einzurcichcn; - die 4 ständige Lehrerstelle zu Zschorlau. Kollator: die oberste Schulbehörde Einkommen: lOov M vchalt, eoentwll 72 M. für Forlbüdungsschulunter- richt, außerdem freie Wohnung im neuen Schulhauje. Gesuche mit den eisorderlichen Bei agen sind bis 28 November ein zureichen an den Kö: igl. Bezirksschulinspektor vr Hanns in Schwarzenberg ÜUttss und Wissenschaft. Nesidenztheatcr. — Am 7. November: „K önigHeinri ch". SHauspiel in vier Akten mit einem Vorspiel „Kind Heinrich" von Ernst v. Wildenbruch. (Zum ersten Male.) Mit der Vorführung des großangelegten historischen Dramas „König Heinrich" hat sich unser Nesidcnztheater an ein Unternehmen gewagt, das, genau betrachtet, über die eigentlichen Aufgaben, die Kräfte und die Mittel einer zweiten Bühne weit hinauswächst. Daß diese Vorführung nur durch zwei auf längere Zeit in Aussicht genommene Gastspiele (ves Königl. Preußischen Hofschauspielers Adal bert MatkowSky und des Hofschauspielers Gustav Starcke), durch eine ganze Reihe von Neucngagements, durch äußerste Anstrengungen der stündigen Mitglieder de« Resivenztheaters, sich dem Stil der großen Tragödie an zunähern und anzubcquemen, überhaupt ermöglicht werden kann, mindert nichts an ihrem Verdienst Da Stoff, Problem und theatralische Ausführung des in Berlin und anderwärts so erfolgreich aufgeführten Wildenbruchschen Dramas dasselbe von den meisten Hofbühnen ausschließen, die ernste und in ihrer Art bedeutende Schöpfung aber unter allen Umständen dargestellt und gesehen zu werden verdient, so kann man nur wünschen, daß das vom Residenztheater unternommene Wagnis von einem vollen und anhaltenden Erfolge absolviert werde. Der Abend der ersten Aufführung vereinigte ein doppeltes Publikum: die litterarisch Teilnehmenden, die vom Namen des Dichter« und dem Rufe des Dramas angelockt waren und die zahl reichen Bewunderer und Bewunderinnen de« Hrn MatkowSky; ihr vereinter rauschender Beifall gab den Eindruck eines «roßen Erfolges, der durch zahlreiche volle Häuser hoffent lich bestätigt werden wird Der deutsche König und Kaiser Heinrich IV. gehört zu den tragischen Gestalten der Weltgeschichte, die fort und Nichtamtlicher Teil. Wo stiebt es noch Arbeit und Brot;' Man schreibt uns: In dem Maße, wie die Bevölkerung der großen Städte wächst, bedarf es einer größeren Menge ter für die Ernährung der Stadtbewohner unentbehrlichen Erzeugnisse des Bodens. Gleichwohl besetzen und versperren die immer weiter nm sich greifenden Fabriken und sonstigen gewerblichen Anlagen immer größere Flächen des Bodens, auf dem die Landwirt schaft bisher ihre Früchte bauen konnte. Das hinaus entstehende Mißverhältnis zwischen dem Bedarf und Verbrauch an Bodeuerzeugnissen und dem zu ihrer Hervorbringung verfügbar bleibenden Lande kann nur auf zweierlei Art ausgeglichen werden: Entweder durch den Bezug der fehlenden Bodenerzeugnisse aus an deren Ländern, die daran noch Überfluß haben, oder durch gesteigerte Ertragsfähigkeit der einheimischen Bodcnwirtschaft. Der erstere Weg hat freilich große Nachteile und Gefahren. Er diückt die ohnehin niedrigen Preise der landwirtschaftlichen Erzeugnisse noch mehr herunter, fühlt dadurch zu weiterer Ver armung der Landwirte und durch diese zur Verarmung der Bevölkerung überhaupt. Denn so richtig der alte Spruch ist: „Hat der Bauer Geld, so hat's die ganze Welt", so gewiß wird es auch für die gewerb treibende Bevölkerung fühlbar, wenn der Bauer kein Geld hat Ein Volk, das mit der Beschaffung der unentbehrlichsten Nahrungsmittel auf die Einfuhr aus anderen Ländern angewiesen ist, wird von diesen Ländern abhängig und muß diesen der Ernährung halber seinen Arbeitsverdienst zuwenden. In dieser Lage befinden sich jetzt schon einige Länder Mittel europas, nämlich die übervölkerten Industrieländer. Ihre Lage ist auch insofern eine nicht unbedenkliche, als einem Lande, dessen Lebensfähigkeit auf dem Ab sätze seiner gewerblichen Erzeugnisse der, ht, durch den Wettbewerb anderer Länder die Absatzwege verengt oder ganz abgegraben werden können. Diese Gefahren lassen es für Industrieländer dringend geboten erscheinen, ihre Unabhängigkeit und Lebensfähigkeit dadurch zu sichern, daß die einheimische Bodenwirtschast zur höchstmöglichen Stufe der Ertrags fähigkeit emporgehoben wird. Ties kann freilich bei den gegenwärtigen Verhältnissen durch die Landwirt schaft allein nicht mehr erreicht werden, weil die In dustrie, während der niedrige Preis der Ackerfrüchte das zu ihrer Gewinnung nötige Arbeitslohn kaum mehr teckt, die Arbeitskräfte, deren die Landwirtschaft bedarf, immer mehr aufsaugt und veiteuert. Wohl aber könnte auch jetzt noch Hilfe geschafft werden, dinch zweckmäßige Verbindung der Landwirtschaft nut dem Gartenbau, der eine weit ausgiebigere Ausnutzung des Bodens ermöglicht. Durch solche Benutzung kann der Verlust an Boden, den die Landwirtschaft durch die Ausdehnung der gewerblichen Anlagen und Wohn sitze erlitten hat, einigermaßen ausgeglichen werden; sie erschließt neue Gelegenheit zur Arbeit, gestattet eine Erhöhung der Arbeitslöhne und verhilft auf diese Weise dazu, daß die Arbeitskräfte, die sich in der letzten Zeit von der Industrie hatten anlocken lassen, für die Bodenwirtschaft wiedergcwonnen werden. Von den verschiedenen Zweigen des Gartenbaus, die mit der Landwirtschaft verbunden werden können, wiid sich zunächst der Gemüsebau empfehlen, der als der Vorläufer des Obstbaues zu behandeln ist, weil er einen baldigen Ertrag liefert, während beim Obst bau längere Zeit vergeht, bis die jungen Anpflanz ungen lragfähig werden. Der Nutzen des Gemüse baues äußert sich nach mehreren Richtungen. Zunächst wird eine große Menge gesunder und wohlfeiler Nahrungsmittel gewonnen, die der Vo kSernährung jahraus, jahrein zu gute kommen, in gleicher Weise aber auch die auf den Gemüsebau verwendeie Arbeit belobnen. Bei Gemüseaiten, die sich nicht zur Auf dewahrung eignen, wie Salat, Spinat, Blumenkohl und dergl., bei denen daher auf möglichst schnellen Absatz hinzuwirken ist, folgt der Verbrauch und der aus dem Absatz gezogene Gewinn nnmittelbar auf die Ernte. Andere Gemüse, die sich zum Einmachen eignen, wie grüne Bohnen, Gurken, Spargel und dergl., liefein in den übrigen Monaten de« Jahres gesunde und billige Nahrung für das Volk und willkommene Ein nahmen für ihren Erbauer. Der hohe Nährwert ge wisser Gemüsearten, z. B der Erbsen, ist immer noch nicht in dem Maße bekannt und geschätzt, wie er es verdient. Die Chemie der Nahrungsmittel gicbt m dieser Beziehung höchst beachtenswerte Fingerzeige. Hierzu kommt, daß der Gartenbau gerade für die jenigen, welche unt.r der jetzigen Lage der Landwirt schaft besonders zu leiden haben, sich am besten eignet. Der Getre.bebau ist nur lohnend, wenn er auf großen Flächen betrieben werden kann und wenn die Bc schasfenhcit des Bodens sich für die daraus zu ziehende Getreideart eignet. Beim Gartenbau kann aber auch das kleinste Fleckchen Erde ausgenutzt und durch sorg fältige Bearbeitung ein Boden von sonst geringer Güte crtragsfähig gemacht werden. Kleine Besitz ungen, auf denen bei Feld- und Wiesenwirtschaft der Eigentümer kaum mehr bestehen kann, eignen sich immer noch zum Gartenbau. Und da der Gartenbau eine sehr sorgsame, bis ins kleinste sich erstreckende Bearbeitung und Pflege, nicht bloß des Bodens, sondern häufig auch der einzelnen Pflanzen und Bäume erheischt, giebt er zugleich einer größeren Menge von Arbeitskräften Beschäftigung und Lohn. Denn wenn auch Gemüse und Obst im Verhältnis zu ihrem Nährwert und ihrem Nutzen für die bessere Lebenshaltung der weniger bemitüllen Volksklassen als billige Nahrungsmittel zn bezeichnen sind, bleibt ihr Preis doch immer hoch genug, um den beim Gartenbau beschäftigten Arbeitern einen auskömmlichen Arbeitsverdienst zu verschaffen. Vorteilhaft wird der Gartenbau ferner auch da durch, daß bei seinem Betriebe die Städte und das platte Land einander gegenseitig unterstützen können. Viele Stoffe, die für den Stadtbewohner wertlos, ja lästig nnd kostspielig sind, z B. Schutt, Kehricht, Fabrikat fälle, Straßen- und Schleusenschlamm, faule uttd verdorbene Waren und dergleichen, vermag der Gärtner, und zwar in noch höherem Grade als der Landwirt, nutzbiingend zu verwenden, insbesondere weiß er mit dem Dünger, dessen wertvollste Bestand teile bei der Landwirtschaft infolge unzweckmäßiger Be handlung und Aufbewahrung häufig verloren gehen, sparsamer und umsichtiger hauszuhalten. Bei der Mannigfaltigkeit der Ziele, die mit dem Gartenbaue verfolgt werken können, steht noch eine ganze Reihe anbei er Nutzungen zur Hebung des Bodenertrags in Aussicht: Die Blumenzucht, welche teils Schmuck liefert für öffentliche und häusliche Feste, teils Nahrung für die Bienenzucht, die Ein fuhr und Pflege fremder, oder die Aufzucht ein heimischer Gewächse, sei es zu Zwecken der Hellkunst, sei es zu gewerblicher Verwendung, als etwa der farbehaltigeg Pflanzen nnd Hölzer für Färberei und Malerei, der Lorbeer und Maulbcersträucher für Seidenzucht, der Nesseln für Gespinnste und Webereien, der Gewürzsträucher für Fabriken von Riechwassern, Salben und Wohlgerüchen u dergl. m. Wie viele, jetzt unbeachtete und vermeintlich wertlose Fleckchen Erde können durch solche Pflege einträglich gemacht werden! Ganz besonders, wenn bei der Ausnutznng des Bodens für gewerbliche Zwecke in bestimmten Dorsschasten oder ganzen Bezirken planmäßig zu fort die Phantasie der Dichter wieder erfüllen. Vom alten Züricher Bodmer, der schon 1768 den Stoff ausgriff, von Friedrich Rückert, Hans Köster bis zu Jul. Riffert und Ferdinand v. Saar hat der im Zusammenstoß und Kamps mit der zur Weltherrschaft aufstrebenden Hierarchie zer malmte Kaiser eine Reihe dramatischer Verkörperungen und die Sympathie der Poeten gesunden, ohne daß es einem gelungen wäre, den großen weltgeschichtlichen Konflikt, dessen Träger und Vertreter der vierte Heinrich und sein gewaltiger Gegner Hildebrand (Papst Gregor Vll.) sind, durchaus in volles, unmittelbar ergreifendes Leben zu verwandeln In gewaltiger Plastik und Anschaulichkeit heben sich aus den Mönchschroniken des frühen Mittel alters heraus gewisse Ereignisse und düstere Tage des Lebens dieses tiefunglücklichen Herrschers; der natürliche und dramatisch hinreißende Höhepunkt dcr Heinrichtragödie bleiben immer die Vorgänge von Canossa Der ungeheure welt geschichtliche Konflikt, den üb v Giesebrecht, der Geschicht schreiber der deutschen Kaiserzeit, in die gewichtigen Worte zusammenfaßt: „Als Heinrich vor dem Thore von Canossa vergeblich um Einlaß flehte, erblaßte der Glanz des deutschen Kaisertums und eine neue Glorie bildete sich um das Haupt des römischen Bischofs. Jene Tage von Canossa konnten niemals wieder vergessen werden; Blutströme sind in einem mehr als hundertjährigen Kampfe vergossen worden, um das Andenken an dieselben zu tilgen, aber sie haben es nimmer vermocht. Von Canossa beginnt eine neue Periode unserer Kaisergeschichte, der Geschichte des Papsttum«, eine neue Epoche in der Weltgeschichte Als der Roms Geboten widerstrebende Erbe der kaiserlichen Ge walt verlaffen und vernichtet am Boden lag, war er nach der Meinung Gregors an der Stelle, die ihm und jedem gebührte, der dem heiligen Petrus sich nicht willig fügte", — übt um so unwiderstehlichere An ziehungskraft, al« er sich scheinbar in ein paar großen, menschlich ergreifenden Handlungen zusammendrängt Und doch hat die Geschichte eben nur scheinbar für die Kon zentration und Vereinfachung der miteinander ringenden Gegensätze und Mächte gesorgt; der Tragödie von Canossa ist ein über die ganze abendländische Welt ausgedehnter jahrzehntelanger, lauter und stummer Kampf voran gegangen, der Demütigung König Heinrichs ein jahrzchnte- janger verzweifelter Widerstand, ein endloses Auf und Ab von Glück und Unheil, von Sieg und Verrat, von Königstroy und Priesterhochmut, bis zur letzten Kata strophe, gefolgt. Nicht leicht fordert ein zweiter Stoff so unbedingt, so wiederholt die Kühnheit des großen Dichters, der das Wesentliche fest ergreift, das Unwesentliche hinter sich wirft, dem tausend schwankende Züge und fließende Farben zum klaren Bild werden, der mit wenigen Ge stalten und Szenen eine Weltbreitc und ein ganzes Menschenalter spiegelt. Der Überreichtum des Stoffs warnt vor jedem überflüssigen Zug, jedem unnützen Wort — und doch soll, ja muß alles Einzelne menschlich warm ergreifen, muß die Macht des beseelten Wortes unsere Seelen in Schwingung setzen Leicht hat es der Dichter nicht, der hier mehr als ein politisch-rhetorisches Exer zitium und mehr al« eine bunte theatralische Haupt- und Staatsaktion geben will. E« darf Ernst v. Wildenbruchs Dichtung un bedingt zugestanden werden, daß sie das Haupt erfordernis der kühnen Gedrängtheit von vornherein im Auge hat. Schon das Vorspiel „Kind Heinrich", so wenig es zu vollem, hinreißendem Leben gedeiht, (weil es in Wahrheit ein ganzes Schauspiel für sich sein würde, die Kindheitsschicksale des Königsknaben zu dramatisieren, um den eine bestehende und eine neu emporstrebende Welt anschauung stritten) sucht doch in einem Vorgang die widerspruchsvollen Dinge und Kräfte zusammenzusaffen, die aus die unselige Jugend des König« emgcwirkt haben: die frühe Verwaisung, die kirchlich fromme, lieblose Kälte der Mutter, den Sachsenhab gegen das fränkische Herrscher geschlecht, den harten Druck und Zwang gegen rasch- wallende« Blut und angeborenen Königssinn Wir sehen Werke gegangen wird, um die bei Herstellung gewisser Ware» nötigen Pflanzknstvsfe in der zum lebens fähigen Betriebe unerläßlichen Menge nnd Güte zu liefe, n. Auch hier können der Gewerbsleiß und der Gartenbau sich gegenseitig so in die Hände arbeiten, daß auch das kleinste Fleckchen Land am Gewinne be teiligt wird. Nicht außer acht zu lassen ist endlich der Segen, der aus der Beschäftigung mit Land und Gartenbau für Leib und Seele der Arbeiter erwächst. Die Arbeit in Gottes freier Natur ist der Gesundheit und den Kräften des Körpers zuträgsicher, als das un ruhige, lästige Treiben in den geräuschvollen, mit schwüler Luft, bisweilen selbst mit schädlichen Dünsten erfüllten Räumen der Fabrik. Hier im Garten ge wählt die Arbeit freie Bewegung mit wohlthuender Abwechselung der Verrichtungen; dort in der Fabrik herrscht die Gebundenheit an den sich immer gleich bleibenden Gang der Maschine; hier erweitert die Mannigfaltigkeit der Aufgaben den Gesichtskreis und das Verständnis des Arbeiters; dort schränkt die Arbeitsteilung das Sinnen und Streben des Arbeiters ein auf ein enges, den Geist abstumpsendes Einerlei; hier immer neue Fllude über die Dankbarkeit der Mutter Erde für jede)' auch die geringste Mühe, die ihr gewidmet wird, dort täglich sich wiederholende Anstrengung ohne Vorwärtskommen, ost ohne Ver ständnis des Wertes der Einzelarbeit für die aus hundert eintönigen Verrichtungen hervorgehende Ge samtleistung. Wer in seinem Berufe die Zeugnisse einer rastlos waltenden, in immer neuen und schönen Formen sich offenbarenden Schöpferkraft täglich vor Aug-rr hat, der muß sich hingerissen fühlen zu Be wunderung, Tank und Anbetung der Allmacht, Weis heit und Liebe Gottes, der ist bewahrt vor der stumpf sinnigen Hoffnungslosigkeit, die von dem Umsturz alles Bestehenden ihr Heil erwartet, wie vor den soisialistischeu Hirngespinsten, die dem Arbeiter goldne Berge vorzaubern sollen und durch das Verkrache« der auf sie gebauten Gründlingen bloß neues Elend ge bähren. Die Not unserer Tage, hervorgegangen aus einem gekünstelten und überreizten Verkehrsleben, fordert ge bieterisch von uns die Rückkehr zur Natur. Im vor stehenden ist einer der Wege, die za ihr führen, ge zeigt worden; möchten recht viele sich entschließen, ihn zu betreten; er wird ihnen Frieden und Glück bringen; denn er g/bt ihnen nicht bloß Arbeit und Brot, sondern er führt sie auch wieder zu Gott, dem Urquell alles wahren Glückes. Politische ^nthiillunqen werden von neuem durch die „Hamburger Nach richten" geliefert. Nachdem das Blatt zunächst in längerer Ausführung die Gegner des Fürsten Bis marck zu charakterisieien versucht hat, wendet es sich zu sachlichen Erörterung n und bemerkt folgendes: Tie Frage, ob politische Beziehungen, die seit mehr als sechs Jahren bedeutungslos geworden sind, nach dem Gewissens rate der demokratischen Blätter christlich-tugendhaft oder ruchles waren zu der Zeit, wo sie im Interesse des Friedens bcrgcstellt wurden, hat keine bewegende Kraft sür die öffentliche Meinung; da, wo sie eine berechtigte Kritik finden konnte, bei den Ge nossen des Dreibundes, hat sie offenbar keine Erregung ver ursacht und erlangt kauin in einzelnen sporadischen Kenn zeichen Berliner offiziösen Einflusses Beachtung. Die sitt liche Entrüstung unserer heimischen Demokratie findet dort nur mäßigen Anklang un) ebenso in Frankreich. In England zeigt sich schon mehr Sympathie dafür wie natürlich für jedes Austauchen von Lmnplomen rüsten feindlicher Grsinnu g in Preußen und in Deurschland seit dem KAmlricgc, in der polnischen Revolution von 1863, in Bezug aus die sogenannte Seeschlange, das preubüch-russische Abkommen, über welches der Chorus der prcustischrn Opposition, der eng- zwar nicht, was der Knabe, der Jüngling unter dem Einfluß so unholder Gestirne werdrn muß, aber wir ahnen es. — Ganz energisch, machtvoll und überwältigend setzt dann in einer großen, rasch weiterschrcitendcn, un engen Rahmen reich bewegten Handlung der erste Akt ein, der (wie schon in anderen Dichtungen Wildenbruchs, im „Fürsten von Verona", in den „Ouitzows", im ,/Neuen Gebot", im „Christoph Marlowe") der einheitlichste, ge waltigste und wirksamste des ganzen Dramas bleibt Tic Phantasie des Dichters giebt auch hier wieder in der ersten Anlage mehr aus, als sich für die Ökonomie des Ganzen heilsam erweist. Die Mannigfaltigkeit der szeni schen Wirkung, die Kunst, den Zuschauer in meäias re* zu versetzen, das ergreifende Anschlägen der Töne, die das Werk durchhallen sollen, wirken auch im ersten Akt des „König Heinrich" am stärksten Groß gedacht ist weiterhin die Gegenüberstellung des gewaltigen Papstes, die mit dem zweiten Akt anhebt — aber die breite und stellenweis geradezu schleppende Ausmalung der weltüber schauenden Größe der geistig-geistlichen Herrschernatur Gregors, die theatralische Entfaltung des mittelalterlichen Kirchenpompcs läßt den Lcbensatcm des Dramas stocken und zwingt dann zu Sprüngen, die der phantasievollsten Empfänglichkeit zu weit sind Zwischen dem Bannfluch, den Hildebrand-Gregor über König Heinrich ausspricht, und dem deutschen Weihnachtsseste, an dem der Verlassene und Gedemüligte von seinem Weibe und von der riesen Erschütterung seiner schuldbewußten Seele zum Gang nach Canossa gedrängt wird, liegt ein Stück Leben, das mir im Drama sehen müßten: die Wirkung de« Bannes auf König Heinrich« Volk, der Abfall der Fürsten, da« Ver zagen der Massen, das Versagen des Gehorsams, die tiefe Zerrüttung der Gemüter, die verhängnisvollen Wirkungen unüberwindlicher, mit der Muttermilch eingesogener Ge fühle und Vorurteile. Erst im Gegensatz zu dieser er- fchüttcrnden Niederlage de« König«, die nicht bloß an gedeutet, die geschaut, die miterlebt werden müßte, würde
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite