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Dresdner Journal : 05.11.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-11-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189611059
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18961105
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18961105
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-11
- Tag 1896-11-05
-
Monat
1896-11
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 05.11.1896
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Ik»»«-»rrl«r Für Dresden ocerreliöhrUch » Atart »0 Vf, bei den Aaifrr- lich deutschen Poftanftaltru vierteljährlich «Matt; außer. d«tb de« Deutschen «eiche« Potz- und Stempelzuschlaa. Uiazelne Nummern: tv Ps. Grschetue«: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend«. Fernivr -Anschluß: Nr.lVOL. M258. Drcs-lm W Aomnal. AukünAtiungagrdühre»: Für den Raum einer qespal- tenen Zeile kleiner Schrift >0 Vs Unter „Eingesandt" die Zerle so Ps. Vei Tabellen und Ziffernsatz entsprechender Ausschlag. der,,««e»rr: Avnigliche Expedition de« Dresdner Journal« Dresden, Zwingerstr 20. Aernspr -Anschluß: Nr1VOK. — Donnerstag, den 5. November, abends. 18S«. Uachbekelungen auf das „Dresdner Journal" für die Monate November und Dezember werden zum Preise von 1 M. 70 Pf. angenommen für Dresden: bei der unterzeichneten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), für anSVärts: bei den Postanstalten des betreffenden Orts zum Preise von 2 M. Lönigl. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Dresden, 5. November. Ihre Majestäten der König und die Königin sowie Ihre König!. Hoheiten der Prinz Georg, Herzog zu Sachsen, und die Prinzessin Mathilde, Herzogin zu Sachsen, haben Sich gestern Nachmittag 4 Uhr 30 Min. nach Sibyllenort in Schlesien begeben. Dresden, 30. Oktober. Se. Majestät der König haben Allergnüdigst geruht, die Revierverwalterstelle auf Sachsengrunder Revier im Forslbezirke Auerbach dem zeitherigen Forstassessor und Verwalter des Halben dorfer Reviers Ficker unter Ernennung desselben zum Oberförster zu übertragen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Bahnwärter bei der Staatseisenbahnverwalt- ung Böhme in Jessen das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Wekcurntlnachun^. Nach erfolgtem Einvernehmen und im Einverständ msse mit dem Ministerium des Innern ist der außer ordentliche Professor und Direktor der chirurgischen Universitätspoliklinik zruLeipzig, vr. ruml. Friedrich, zum Mitglieds der ärztlichen Prüfungskommission zu Leipzig, speziell für das Fach der Chirurgie und zu nächst auf die Prüfungsperiode 1896/97 ernannt worden. Dresden, den 28. Oktober 1896. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. v. Seydewitz. Götz Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Trpartement der Finanzen. Bei dem Finanz Ministerium sind ernannt worden: Göllnitz, zeityer Ver messungS-Jngenieur-Assistent, als Vermessungs-Ingenieur beim Tomänen-Vermessungsbürrau; Steglich, zeithcrBüreauassistent bei der Hauptbuchhalterei der Staalseiscnbahncn, als Bureau assistent. Bei der Po st Verwaltung sind ernannt worden: Borisch, zeither Postdirector in Buchholz, als solcher in Crimmitschau; — Heeger, zeither Ober-PostdirectionssecretSr, als Postkassirer bei dem Postamte 1» in Leipzig. Departement des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Zu besetzen: die neugegründete b stündige Lehrerstclle zu Dohna. Kollator: der Stadtgemeinderat zu Dohna Die Stelle, welche mit einer Lehrerin besetzt werden soll, g wöbrt cm AnsangSgehalt von 1obO M. — Pf. und 200 M. — Pf. Wohnungsgeld. Die Besetzung der Stelle erfolgt zu Ostern 1887 Gesuche sind mit den erforderlichen Zeugnissen bis zum I. De zember an den Kollator einzureichen. Im Geschäftsbereiche des evangelisch-lutherischen LandrSronsistoriums sind oder werden demnächst folgende Stellen erledigt: das Pfarraml zu lZwota (Oelsnitz) — Kl. I — Collator: das cvang.-luth. Landesconsisiorium. das Pfarramt zu Eichigt (Oelenitzl - Kl. IV (A) - Collator: das evang- luth Landcsconsistorrum, das Pfarramt zu Oberherm ers- dorf .Chemnitz II) - Kl. I — Collator: das evang-luth Landesconsistormm. — Dagegen wurden «»gestellt, bez. befördert: Friedrich Max MöbiuS, Prcdigtamtscaudi.al, als Hilssgeistlicher in Zug — Parochie St. Pltri in Freiberg — (ffrciberg/, Johan» Gotthelf Feurig, Pfarrer in Porschendors mit Liebelhal, als Pfarrer in Marbach (LeiSnig), Karl Emil Neubert. EphoralhilsSgeistlicher in Oeltnitz i/L, alS Diaconus daselbst (Ephoralort), August Ehrhardt Ruppert, Predigtamts- candidai, alS Ephoralhältgeiftlicher in Oelsnitz i V, Walter Giesemann. HilsSpred ger an der Landesanstait BräuuSdors, als Anftaltsgeistlicher daselbst, Mariin Theodor Bohne, Diaconus in Burgstädt, als Pfarrer daselbst (Rochlitz^, l)r. ptril. Julius Wilhelm Fleischer, DiaconuS in Falkenstein, als Pfarier in Bergen (Plauen i B>, Heinrich Eduard Paufler, Diaconu- in Oelsniy, als Pfarrer in Langenleuba-Oberhain (Rochlitz), Ltlokar Horn, PredigtamtScandidat, a:S Diaconals vicar in Loschwitz (Dresden II). Nichtamtlicher Teil. Neue Taflesfragtn haben in unserer schnelllebigen Zeit die Diskussioij über die sogenannten „Hamburger Enthüllungen" schon wieder in den Hintergrund gedrängt. Nur noch ein Arriäregardengefecht ist es, wenn heute der „Reichs anzeiger" noch schreibt: Aus dcm Artikel eines hiesigen Blattes über „den Zweck der Entaüllungcn" sind nachstchende Behauptungen in verschie dene Zeitungen übergegangen: „Zar Nikolaus II hatte die Absicht, während seines Auscnlhalts in D'Utschland dcm Fürsten Bismarck in Friedrichsruh einen Besuch abzusiatten Ter junge Zar hegt für den brutschen Staatsmann das Gefühl aufrichtiger Belehrung m d Zuneigung Tas Vorhaben feines Besuchs war kein Geheimnis Ter Besuch ist unterblieben, aus eine Anregung hin, die nicht von niedriger Stelle kam Wenn der Zar auf die Erfüllung seines Vorhabens und Wunsches verzichtete, so konnte es nur geschehen sein, weil ihm von höchster Regiermigs stelle der Verzicht nahegelegt wurde. Wie wir zuverlässig er fahren, ist d.is auch der Fall gewesen." Wir sind zu der Erklärung ermächtigt, dass weder an Allerhöchster Stelle noch in amtlichen Kreisen von einer Absicht des russischen Kaisers, den Fürsten Bismarck zu besuchen, etwas bekannt geworden ist. Die vorst.hendcn Angaben über die Gründe, warum der Besuch nnterblioben sei, beruhen daher auf Erfindung. Im Vordergründe des politischen Interesses steht heute das Ergebnis der amerikanischen Präsi denten- oder richtiger Elektorenwahl. Wir haben schon mehrfach auf die Gründe hingewiesen, aus denen Deutschland dem Wahlergebnisse im allgemeinen mit dem Gefühle der Bismarckschen „Wurstigkeit" ent gegen sehen konnte: wir hatten in den beiden möglichen Fällen des Wahlausganges gleich wenig zu gewinnen. In Mac Kinley ist der ausgesprochene Anhänger eines in seinen Folgen für Deutschland höchst verderblichen Schutzzollsystems gewählt worden; Bryans Wahl hätte eine Erschütterung der internationalen Geldverbältnisie und des Weltmarktes bedeutet, deren Folgen für Deutschland ebenfalls voraussichtlich nur die verderb lichsten hätten sein können. Nun wissen wir wenig stens, woran wir sind, und können mit der größten Seelenruhe dem komischen Streite znsehen, der sich über die Frage entsponnen hat, welche von den beiden Parteien noch korrumpierter als die andere ist, welche mit noch verwerflicheren Mitteln ge arbeitet hat, als die andere und wer von den beiden Kandidaten der — Unverfrorenere gewesen ist. Was übrigens den Umfang des von Mac Kinley errungenen Sieges anlangt, so stellt sich heraus, daß die „Gutgeldleute" im Jubel über ihren Erfolg — der danz offensichtlich auch verschiedene» nichtamerikanischen Börsenblättern zu Kopfe gestiegen ist — zunächst etwas geflunkert hatten. Immerhin aber ist der Sieg der Goldleute doch wohl groß genug, um etwaige Experimente der transatlantischen Silbermänncr, wenn nicht für immer, so doch für lange Zeit unmöglich gemacht zu haben. Frankreich und Rußland erachten, wenn nicht alles täuscht, den Mowern nunmehr für gekommen, aus ihrer „Entente" praktische Folgen zu ziehen. Die orientalische und die ägyptische Frage werden die politischen Gebiete sein, auf denen man zunächst ge ¬ meinsam zu operieren gedenkt. Der russisch-englische Gz rnsatz wird gerade hier aufs deutlichste in die Er scheinunq treten und auch für Deutschland wird dann wohl die Stunde nicht mehr fern sein, in der es heißt, Farbe zu bekennen. Aussicht auf lebhafte poli tische Diskussion ist daher für die nächste Zeit reichlich vorhanden. Daß man hierbei gar oft auf die Worte zurückgreifen wird, die in diesen Tagen aus dem Sachsenwalde in die ganze Welt gedrungen sind, dessen kann der Alte in Friedrichsruh schon jetzt völlig sicher sein. Über die preussische Finanslaqe schreiben die „Berl. Pol. Nachr." folgendes: Die in auswärtigen Blättern aufgetauchtc Behauptung, als ob innerhalb der Staatsregierung über dre Finauzvorlngc MeinungSverichicdenheite» Herrichten, entbehrt jeglicher Be gründung. Übec diefe Vorlage, deren einer Teil bekanntlich die Errichtung eines fogenannten AusgleichefondS bilden wird, herrscht bis aus den Wortlaut vielmehr vollständige Überein stimmung. Und zwar ist diese nicht erst neuerdings erzielt, sondern sie rührt bereits aus der Zeit her, als noch der später ausgegebene Gedanke, den Landtag schon rn der vorigen Session mir dieser Vorlage zn besassen, zur Erwägung stand Wenn insbesondere behauptet wird, gegen diesen Fonds beständen Bedenken, weil er die Vcwcgungssreiheii der Eisenbahn Verwaltung beeinträchtige, jo cntbehrt bekanntlich diese Be hauptung icdcr thatjächlichen Unterlage weil durch jenen Fonds in Wirk.ichkeit gerade die Freiheit der Bewegung i» Bezug aus Maßnahmen, von denen eine zeitweilige Verminderung der Eijenbahnüderschüsje erwarict werden kann, we:entlich vermehrt und daher zum großen Teile das erreicht wird, was die Be sürworter des sogenannten Eiscnbahngarautiegesetzcs vom 27. März 1882 aus der Grundlage einer finanziellen Scheidung zwischen der Eisenbahn- und der gesamten übrigen SiaatSver Wallung erstrebten. Aber nicht bloß die Behauptung, als ob über die Bildung eines Ausgleichssonds Meinungsverschiedenheiten obwalten, ent behrt der Begründung. Auch die in der Presse hervorgelreienc Andeutung, daß zwischen den Ministern der össent- l.ichen Arbeiten und der Finanzen ernstere Meinungs verschiedenheiten betreffs der Eiatsausstellung 1897/98, als bei srühcrcn Etatsvechandluugen beständen, trifft nicht zu. ES liegt in der Natur der Sache und wiederholt sich ziemlich in jedem Jahre, daß auch »ach Abschluß der Elatsvcrhaiid lungen die zu veranschlagenden Einnahmen mit den Ausgaben nicht im Gleichgewicht stehen. In solchen Fällen wird regel mäßig und naturgemäß aus den Etat dec EisenbahnverwaUung zurückgegriffen, weil dessen Elastizität in erster Linie Abhilfe der Finanznot erhoffen läßt. Die demzufolge nicht bloß im lausenden Jahre, sondern zumeist nach Abschluß der kommissa rischen EtatSverhandlungen zwischen der Finanzoerwaltung und den übrigen Ressorts stattfindenden Auseinandersetzungen zwischen jenen und der Eisenbahnverwaltimg sind wegen der Komplizienbeit der einschlägigen Verhältnisse zumeist rcchl schwieriger Natur Dies g-lt auch von der Etatsausstellung sür 1897/98. Weitere und schwerere Melnungsverschiedenheiteu sind aber nicht hervorgetretcn, und diejenigen, welaic in diesem Jahre, wie in andere» Jahren hervoriralen, sind inzwischen beglichen. Es liegt in der Natur der Sache, daß der Finanzminister angesichts der starken Vermehrung der dauernden Ausgaben, welche sür 1897/98 in Aussicht zu nehmen ist, sehr vorsichtig in Bezug auf alles sein muß, wenn eine Minderung der Staatseinnahmen zu befürchten ist Über 20 Millionen für die Erhöhung der Beamtenbcsolduugen in Preußen, der Anteil Preußens an der gleichen Maßregel im Reiche, die 7 Millionen Mark iür das LehrerbesoldungSgcsetz, der Mehrbedarf für die StaatSjchuldcnverwaltung von 4 bis S Millionen Mark rc. schwellen den Ausgabectat in sonst ungewöhnlicher Weise an Dazu kommt der Einnahmeaussall insolge der Emsührung des sogenaniiten Rohstosstariss für Kohlen, andere Brennstoffe und Erze, welcher die Höhe der nach den Sätzen zu berechnenden Summe von 15 Millionen Marl zwar schon im crsten Jahre infolge der Vermehrung des Verkehrs nicht erreichen wird, immcrhin aber beträchtlich ins Gewicht fällt Es liegt daher in der Natur der Sache, und ist duichaus berechtigt, wenn bei der Ausstellung des nächstjährigen Etats mit großer Vorsicht verfahren wird. Tie Kuliurinteressen werden darunter aber so wenig zu leiden haben, wie die Interessen des Verkehrs. Die nächsten politischen Pläne Nufflands werden von dcm bekannte» St. Petersburger Offiziosus heute wie folgt angcdc»tet: Gestern ist das russische Kaiserpaar von seiner Auslands reise hierher zurückgekehrt. Alle Welt crwartet nunmehr, daß baldigst die Ergebnisse der während des ZareubcsucheS in Paris zwischen den russischen und den sranzösi scheu Staatsmännern gepflogenen Besprechungen, be treffend die türkischen Angelegenheiten und di- ägyp tische Frage zutage treten werden. Mit Einmütigkeit wird von der russischen Presse die Forderung ausgestellt, daß Ruß land in Bezug auf die Türkei treu und fest zur Catente der kontinentalen Mächte halten soll, gleichzeitig wird aber betont, daß diese Entente sich nicht mehr daraus beschränke» könne, der türkischen Regierung platonische Ratschläge, welche sie nicht befolgt, zu erteilen, oder Hinsicht lich der bis zum heutigen Tage unausgeführt gebliebene» Reformen freundschaftliche Vorstellungen zu machen Jmnur mehr gewinnt in Rußland die Ueberzeugung Oberhand, daß cS Zeit sei, zu energischen Schritten überzugehcn, und die russische Presse fordert die europäischen Großmächte mit Nachdruck auf, zum Schutze ihrer in der Türkei lebenden Untcrthancu wirksame Vorsichts maßregeln zu ergreife», die im gegebene» Falle sofort zur Aus führung gelangen können. Ferner soll die Psorte i i offizieller Form von diesen Maßregeln verständigt werde», damit sie nichts unternehme und nichts geschehen lasse, was deren Verwirklichung erfordern würde. Die russischen Blätter erklären, daß die von de» Mächten bisher ergriffenen Vorsichtsmaßregeln unzulänglich seien, da trotz derselben die Gefahr neuer Massacres sortbestehe. Es sei demnach nolhwendig, die Ruhe in der Türkei durch eine positive Lösung der orientalischen Krise zu sichern Ticstezüg lich schlägt „Nowoje Wrcmja" die Einberufung einer euro päischen Konferenz vor, während die „Nvwosti" noch weiter gehen und den Zusammentritt eines internationalen Kon gresses sür notwendig erachten, welcher sich mit der Revision des Berliner Vertrages zu besassen hätte, von dem nach der Ansicht des Blattes alle in der Türkei ausgetauchten Schwierig keiten abzuleiten seien Aber andererseits erklären sich alle russischen Kreise ohne Ausnahme nach wie vor gegen die Entthronung des Sultans, sowie gegen die Vornahme einer Teilung der Türkei, da derartige Unternehmungen eine allgemeine Erhebung der Mohammedaner gegen die Christen und im weiteren Verlaufe der Ereignisse einen europäischen Krieg herbeiführen könnten. Was nun die ägyptische Frage betrifft, so beharrt die öffentliche Meinung Rußlands auf - ihrer Überzeugung, daß dic>c Frage ausschließlich durch die Zurückziehung der englischen Truppen aus dem NUlande gelöst werden könne Sie weist alle anderen von euglffchcr Seite vorgeschlagenen Auskunstsmittel zurück, welche daraus hinaus laufen, eine andere Basis der Verständigung zwischen England und den übrigen Mächten als die Räumung Ägyptens aus zustellen. Die russische Piesse hält die Regelung der ägyptischen Frage sür dringend, und jene Blätter, welche die Einberufung eine» europäischen Konserenz oder eines internationalen Kon gresses behufs Lösung der türkischen Frage in Vorschlag »ringen, entwickeln die Ansicht, daß der diesem Anlässe auch die ägyptische Frage einer endgiltigen Regelung zugcsührt werden solle Letzteres sei um so dringlicher, als nach Beendigung der anglo-ägyptischcn Expedition nach dein Sudau die Stellung der Engländer in Ägypten eine unbezwingbare wäre Tagesgeschichtc. * Berlin. Beide Kaiserliche Majestäten be gaben Sich am Dienstag nachmittag 2 Uhr 20 Min mittels Sonderzuges von der Wildparkstation nach Berlin, nahmen hier in der Akademie der Künste die Entwürfe für ein Helmholtz-Denkmal in Augenschein und besuchten dann das Museum, um daselbst die neuen Erwerbungen des Museumvereins zu besichtigen. Die Abendtafcl sand im hiesigen König! Schlosse statt. Nach derselben be suchten Ihre Majestäten das Berliner Theater. Ihre Majestät die Kaiserin begaben Sich nach Schluß der Vor stellung nach dem 'Neuen Palais zurück, während Se 'Ma jestät der Kaiser vom Bahnhof Friedrichstraße aus um 'z l l Uhr mittels SonderzugS die Reise nach Schlesien antraten Gestern früh um 9 Uhr trafen Se. Majestät in Groß-Strchliy ein und begaben Sich sofort nach der Ankunft in das Jagdgelände — Das laufende Jahr ist das letzte, sür welches die gewerblichen Berufsgenossenschasten Zuschläge zu den Entschädigungen für ihre Reservefonds den Berufsgenossen aufzuerlcgen haben. Diejenigen Beruss- genossenschasten, welche Ende 1896 über einen Reserve fonds verfügen, der dem doppelten Betrage der jähr- jiche» Ausgaben gleichkommt, sind dann auch in der Lage, die Zinsen desselben zu Genossenschaftszwecken zu verwenden. Jedoch wäre es ein Irrtum, anzunehmcn, daß dies geschehen muß. Ein Zwang zur Verwendung der Zinsen besteht nicht Vielmehr kann die Marimalgrcnze des Reservefonds, wenn die bcrussgenossenschaftlichcn Ge neralversammlungen dies für nötig oder nützlich befinden, vorbehaltlich der Genehmigung des Reichsversicherungs- Lunst und Wissenschaft. Musikausführung. Die Haupthalle des städtischen AuSstellungS-PalasteS, welche auch Konzertzwecken dienen soll, ist dieser Bestimmung gestern mit einer großen Musik- Festaufführung übergeben worden. Letzterer ging zur Er höhung der Feierlichkeit ein von Hrn. Or. Koppel-Ellseld gedichteter, von der Hofschauspielerin Frl. Politz gesprochener Prolog voraus, der in einen Heilruf auf Se. Majestät den König auSklang und an den sich der allgemeine Gesang der Sachsenhymne anschloß. Die Musikaufführung brachte unserem Publikum ein neues großes Oratorium „Die Seligkeiten" (l-ss Höntitucke«) von Cösar Franck Der Komponist ist in musikalischen Kreisen Dresdens bis her durch eine symphonische Dichtung und durch ein Klavier trio (kis-moll) bekannt geworden, am vorteilhaftesten durch das eigentümliche und bedeutende Kammermusikwerk. Er hat das Schicksal mancher talentvoller Tondichter geteilt, daß erst der Tod ihren Schöpfungen den Weg zu ver dienter Beachtung und Anerkennung sreimachte So ist auch sein Oratorium erst drei Jahre nach dem Heimgange des Verfassers in die Öffentlichkeit getreten, 1893 unter Colonne in Pari« aufgeführt worden. Lange mit: Unrecht im Dunkel gehalten, hat es dann freilich einen schnellen Rundgang in Frankreich, Belgien und Deutschland gemacht und überall den Beweis erbracht, daß die geraume Ver- spätigung nicht etwa durch ein unsichere» Maß seines Wertes und seiner Wirkungskraft bedingt gewesen ist. Da« Oratorium enthält vielmehr eine Fülle wahr und schön empfundener, gedanklich bedeutender und mit un gewöhnlicher Kunst ausgeführter Musik, deren Polyphonie ost auf Bach, deren Harmonik und Instrumentation auf moderne Meister wie Liszt und Wagner zurückweisen. Bezüglich der kontrapunktischen Stimmführung der Chöre und de« Orchester«, die bei aller Kompliziertheit nie da« gesangliche und schön klangliche Element unterdrückt, steht Franck unter den welschen Musikern der neueren Zeit auf einer Höhe, wie sie unter den deutschen etwa Brahms be hauptet; in der Harmonik nähert er sich mit seiner Vor liebe für Chromatik und Enharmonik der ncudeutschen Schule und ähnelt namentlich Liszt nicht nur in der Kühnheit, sondern auch in der Art der Modulationen Als Melo- dikcr ist er nicht reich und von großer Ursprünglichkeit, aber auch nicht dürftig und unselbständig; die Themen und Motive seines Oratoriums sind fast alle charaktervoll geprägt und zum Teil eigentümlich mit der Harmonie verwachsen und von dieser bestimmt. Der Schwerpunkt der Musik liegt in den Chören, die untereinander an Bestimmtheit des Ausdrucks, an Mannigfaltigkeit der Charakteristik, an Klarheit und Fülle der Klang wirkung wetteifern und in deren Empfindungsgehalt sich das nationale Wesen des TonsetzerS nicht verjeugnet, sich aber mehrfach mit einer diesem Wesen selten adäguaten Kraft de« Gefühls pari. Dagegen treten die Einzel gesänge zurück, sowohl an melodischer Struktur wie an Bedeutsamkeit des Ausdrucks, und insbesondere ist cS dem Tondichter gleichwie der Verfasserin der Dichtung nicht gelungen, die Stimme Christi sich mit höchster Weihe und Schönheit au« dem Ganzen heraus und speziell über die Umgebung der anderen Solopartien erheben zu lasten ... E« fehlt uns im Augenblick an Zeit, diese Bemerk ungen über die Musik weiter zu entwickein; wir werden Gelegenheit nehmen, auf das interessante, mit außerordent licher Kunst und großem inneren Ernst auSgesührte Weik zurückzukommen. Ebenso auch auf den von G Fr. Reiß sehr mangelhaft übersetzten Tert der Mine Colomb, welcher die acht Seligpreisungen in Christi Bergpredigt (Ev. Matth 5) in ebensoviel kleinen Dichtungen sozusagen um schrieben hat. Ihre Arbeit ist aber nur im geringeren Teil zu einiger Bedeutung und Klarheit gelangt und hat e« mit der (von Franck leide-- angenommenen) Disposition des Stoffe« veranlaßt, daß da« Oratorium zwar in den einzelnen Bildern genügende, wirksame Steigerungen und Gegensätze enthält, als ganzes aber der allmählichen Er hebung und Gipfelung, eines großen durchgehenden Zuges entbehrt. In der gestrigen Ausführung des Werkes waren reiche Kräfte thätig. Der große Philharm. Chor, die Dreyssigsche Singakademie und der Männergesangvercin „Liedergruß" ergaben einen stattlichen Chorkörpcr, das Orchester bildete die Winderstein-Kapelle aus Leipzig und in dem Quintett der Solisten befanden sich die Münchener Hofopernsängerin Frau Senger-Bettaque, die prcuß. Kammersängerin Frau Staudigl, der niederländische Konzertsänger Hr. Prof. Messchaert, der bekannte Bassist Hr. Sistermanns und der Leip ziger Konzertsänger Hr. PinckS — ein Ensemble, wie man es nicht häufig und besonders nicht für ein Oratorium mit so wenig umfänglichen und dankbaren Solopartien zusammenbringt. Wir wollen entsprechend dem geringen Maß ihrer Aus gaben nichts allgemeines über diese Solisten sagen, sie haben sich alle mit vollem Einsatz an der Aufführung beteiligt. Nur daß Hr. Messchaert bezüglich der Ver trautheit mit dem Stil des Werkes einen Schritt vor seinen Kollegen vorausstand, ist zu erwähnen Die in Einsätzen und Intervallen oft recht schwierigen Chöre wurden im allgemeinen sehr sicher, rein und mit Ausdruck gesungen, desgleichen that das Orchester seine Schuldigkeit Hr. Kurt Hösel leitete die Aufführung ruhig und bestimmt Er hat damit wie mit der ver ständnisvollen Einstudierung im Vergleich zu seinen früheren Bethätignngen in der Öffentlichkeit die beste Leistung gebracht, die stärkste Probe seiner Fähigkeiten abgelegt Wenn da» Oratorium trotzdem nicht zu seiner ganzen Wirkung gelangte, so ist da« von der Akustik des Raumes, von der Ausstellung der Tonkörper und von einer äußeren Störung verschuldet worden In dem Riesenraume, der nur bei großen Musikfesten zu füllen sein wird, ergiebt sich keine konzentrierte Klangwirkung; da« Massenbild, welche» da» Auge erfaßt, wird vom Ohre nicht beglaubigt, es klingt fast alles unerwartet dünn und schwächlich. Dazu kam gestern die Platz-Anordnung, die das Orchester wie einen Keil in den Chor hincinschob und die Blechbläser auf die äußerste Höhe setzte, wo sie nicht nur die daneben gesellten Kontrabässe totmachten, sondern in Fortestellen auch alle unter ihnen lagernden Ton massen drückten. Am schlimmsten erging es dabei dem Saitenquartett, dessen dürftige Wirkung der Zahl seiner Besetzung widersprach und viele Stellen der Musik schädigte Zu dritt gesellte sich diesen Mißständen noch ein sehr störendes Geräusch, das von den elektrischen Ampeln ausging Diese Beleuchtungskörper nahmen entgegen ihrer natürlichen Bestimmung krästigen Anteil an der musikali schen Aufführung und summten unermüdlich ihr monotones in alle Harmonien hinein. Die äußeren Einrichtungen in der Halle erwiesen sich zunächst und zum Teil noch als unvollkommen, namentlich, wie wir das in Dresden allerdings gewohnt sind, die Garderoben. Auch herrschte in dem Saale eine zu niedrige Temperatur H P 8 Frithjof Nansen hat im „Daily Chronicle" mit der Schilderung seiner Nordpolreise auf der „Fram" begonnen. Einem Berichte des „Berl. Lokalanz." über diese Publikation entnehmen wir den Wortlaut von Nansens Einleitung: „Meine frühesten Gedanken über arktische Unter nehmungen zum Zwecke der Erreichung des mysteriösen Nordpols führten mich zur Erkenntnis, daß die ausge wendeten Mittel nicht die besten waren. Da» ewig in Be wegung befindliche Eis zerdrückt die Schiffe und hemmt da« Vordringen von Schlitten und Hunden Es mußte daher ein neuer Plan gefaßt werden, und mein Entschluß reifte au» Die Ausfindung von Ueberbleibseln der „Jeannette"-Expedition brachte mich im Jahre 1884 darauf. Diese Gegenstände wurden aus der Südwestküste von Grön land gesunden und hatten nur quer durch da« Ei«meer nördlich vom Franz-Joseph-Land kommen können Ein
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