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Dresdner Journal : 03.11.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-11-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189611037
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18961103
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18961103
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-11
- Tag 1896-11-03
-
Monat
1896-11
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 03.11.1896
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vezn« «kreis. Für Drr«deu vrerrel,ahrl,ch 4 Marl 56 Pf, bei den «arser- tich deutschen Poftanftalten viciicliähAichSvlark; außer halb de« Deutscheu Rnche« Poß- und Stempelzuschlua. Li»t«ln« Nummern: 1« Pf. Wrschetne»: Täglich mit Aufnahme der Sonn- und Feiertage abend«. Fernlpr -Anschluß: NrUBt. Dresdner M Hounml. A«ktnbt>a»gS«tbßtzrr»: Für den Raum einer gefpat- tenen Zeile kleiner «christ rv Pf Unter „Eingesandt" die Zeile 56 Pj Bei Tadcllen- und Ziffernsatz entsprechender Ausschlag Herausgeber: Königliche Expedition de« Dresdner Journal« Dresden, Zwingerstr SO. Fcrnspr-Anschluß: Nr t«»». M256. Dienstag, den 3. November, abends. 1896. Amtlicher Leit. TreSde«, 3 November. Ihre König!. Hoheit die Frau Gräfin von Flandern ist heute Nachmittag ? Uhr 15 Min. nach Potsdam abgereist. Das Hoflager Sr. König!. Hoheit des Prinzen Georg, Herzogs zu Sachfen, ist am heutigen Tage von Hostermitz nach Dresden (Palais Zinzendorfstraße) verlegt worden. Er«e»»»»ße», Versetzungen re. im öffentliche» Dienste. Departement be« Kultus und öffentlichen Unterrichts. Angestellt wurden im Hl. Vierteljahre 1896 im Schul- infprktionS Bezirke: XI. Freiberg. 24) Emil Max Bretschneider, bisher Schulvikar in Niederhermsdorf, als ständigcr Lehrer in Heidel berg. XII. Glauchau. 25) Hermann Walter Valtin, bisher Schulvikar in St Egidien, als ständiger Lehrer daselbst; 26) Ernst Alexander Wagner, bisher Lehrer in Neudörfel, als ständiger Lehrer in Mülsen St. Jakob; 27) Friedrich Heimann Hosmann, bisher Hilsslchrer in Bernngrün, als ständiger Lehrer in St Egidien; 28) Gustav Wagner, bisher Lehrer in Zschopau, als ständiger Lehrer in Glauchau ; 2V) Karl Paul Berger, bisher Schulvikar in Ernstthal, als ständiger Lehrer daselbst; 36) Alsrcd Hug, Richter, bisher Hilsslehrer in Röblitz, als ständiger Lehrer in Hohndorf. XIII. Grimma vakat. XlV Großenhain. 31) Ernst Robeit Schumann, bisber Hilfslehrer in Mylau, als ständiger Lehrer in Thien dorf; 32) Julius Walter Erler, bisher Lehrer in Borna, als ständiger Lehrer in Großenhain XV. Kamenz valcut. XVI. Leipzig I. 33) Mariha Theodora Pusch. bisher provisorische Lehrerin an der III höheren Bürgerschule, als ständige Lehrerin an derselben; 34) Oskar Rudolf Schwarz bach, bisher provisorischer Lehrer an der II. Bürgerschule, als ständiger Lehrer an derselben; 35) Albert Hugo Bruno Puchta, bisher provisorischer Lehrer an der X. Bürgerschule, als ständiger Lehrer an derselben; 36) Gustav Avals Seeliger, bisher provisorischer Lehrer an rer XI Bürgerichule, als stän diger Lehicr an derselben; 37) Otto Johannes Parcival Steche, bisher provisorischer Lehrer an der ^II>. Bürgerschule, als ständiger Lehrer an derselben; 38) Karl Rudols Müller, bis her provisorischer Lehrer an der 5 Bezirksschule, als stündiger Lehrer an derselben; 39) Georg Rudols Ebeling, bisher pro- visoriscker Lehrer an der 8 BczirkSschule. alS ständiger Lehrer an derselben; 46) vr. Karl Friedrich Walter Pasig, bisher provisorischer Lehrer an der 11. Bezirksschule, als ständiger Lehrer an derselben; 41) Erwin Bruno Mahling, bisher provisorischer Lehrer an der 13. Bezirksschule, als ständiger Lehrer an derselben; 42 > Albert Ernst Bohne, 43) Otto Her mann Benedix, 44) Max Hermann Hossmann, bisher pro visorische Lehrer an der 17. Bezirksschule, als ständige Lehrer an derselben; 45) Ludwig Otto HSiißel, bisher provisorischer Lehrer an der IS Bezirksschule, ai» ständiger Lehrer an der selben; 46) Max Bruno Thierselder, bisher provisorischer Lehrer an der 18. Bezirksschule, al« ständiger Lehrer an der selben; 471 Karl Ernst Enge, bisher proviiorischer Lehrer an per 22 Bezirksschule, als ständiger Lehrer an derselben; 48) Elisabeth Auguste Oelze, bisher provisorische Lehrerin an der 24. Bezirlsjchule, als ständige Lehrerin an derselben. XVII. Leipzig II. 4S) Robert Hugo Liebing, bisher Lehrer in GerSdorf, als Kirchschullehrer in Dewitz; 50) Kurt Bruno Felix Rath, bisher Lehrer in Lossa, als ständiger Lehrer in Mölkau XVIII. Löbau 51) Friedrich Paul Wunderlich, bisher Vikar in Riela, als ständiger Lehrer in Sohland a. R.; 52) Gustav Hermann Mielsch, bisher Lehrer in Berthelsdorf, als Kirchs.yullehrcr in RennerSdorf; 53) Ernst Richard Kollocks, bisher Lehrer in NiedersriederSdols, als ständiger Lehrer an der niederen Schule zu Oberoderwitz; 54) Ernst Re nhold Kern, bisher Lehrer in N:cderlcutersdors, als Kirchschullehrer in Koitmarsdors. XIX. Marienberg, vaLat. XX Meißen 55) Bernhard August Haugk, bisher Lehrer in Bahra, als ständiger Lehrer in Zscheila; 56) Max August Kunath, bisher Lehrer in Dahlen, als Kirchschullehrer in Dörschnitz; 57) Herman» Otto Ra», bisher Lehrer an der BeaintcuschMt in Lommatzsch, als Schuldirektor in Lommatzsch; 58) Walter Michael, bisher Vikar in Freiberg, als ständiger Lehier in Coswig XX!. Olsnitz. valent. XXII Oschatz. 59) Kurt Amand HcinsiuS, bisher Hilfs lehrer in Hartha, als ständiger Lehrer in Dahlen; 60) Knrt Heinrich Mühle, bisher Schuldirektor in Mülsen St. Jakob, alS Sckuldirellvr in Strehla. Lunst und Wissenschaft. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 2. d. Mts : „Runenzauber". Oper in einem Akt (zwei Abteilungen) von Emil Hartmann. Tert nach Henrik HertzS Drama „Sven DyringS Haus" von Julius Lehmann Aus dem Dänischen übersetzt von Emma Klingenfeld. (Zum ersten Male) Wie bei der Mehrzahl der neuen Opern findet man auch bei dem gestern aufgeführten Werke keine Veran lassung, sich lange mit dem Textbuche zu beschäftigen Das Libretto dieser einaktigen Oper gehört zu den vielen derartigen Hervorbringungen, die gar zu bescheiden auf poetische» Eigenleben verzichten und es ganz dem Tonsetzer überlassen, wie er auf ihrem kahlen Boden einen blühenden Garten hervorzaubere. Das Libretto greift außerdem auf das Wesen der sogenannten „Zauberoper" zurück, für welche unser heutiges Publikum nicht die geringste Empfäng lichkeit mehr besitzt; es giebt sich im ganzen so naiv, mischt Geisterspuk und Tragik so gezwungen miteinander, daß unsere Teilnahme, unser Gefühl von all den Per sonen und Vorgängen auf der Bühne kaum einmal ernstlich in Anspruch genommen wird. Das Drama „Sven Dvrings Haus" von Hertz gilt al« eine der besten Schöpfungen dieses namhaften Dichters, der Textbuch-Verfasser scheint also bei seiner Benutzung sehr wenig glücklich gewesen zu sein Emil Hartmann ist dem deutschen Publikum durch svmphonische Produktionen seit langem bekannt; man schätzt ihn bei uns al« einen solid durchgebildeten, namentlich für Genremusik befähigten Komponisten. Seine Musik in „Runenzauber" ist melodiö«, wohlklingend und geschickt, ohne Überladung und Ausschweifung in der Harmonik wie in der Instrumentation. Sie enthält manche sehr ansprechende Stücke, wie die tt-moll-Romanze Regisses, die frische Balletmusik und da« Melodrama bei der Erscheinung XXIII. Pirna. 61) Paul Armin Frommelt, bisher Lehrer in Kreischa, als ständiger Lehrer in Bommern; 621 Adolf Emil Kutschke, bi-der Kirch chullehrrr in Mittelbach, als Kirch- schullehrer in Dors Wehlen. XXIV. Plauen, rudat XXV Rochlitz. 63) Max Werner, bisher Schulvikar in HilmSdors. als ständiger Lehrer daselbst. XXVI Schwarzenberg 64) Ernst Hermann Schn eider, bisher HilsSlehrer in Breitenbrunn, als ständiger Lehrer in Jugel. XXVII. Zittau. 65) Otto Wilhelm Clemen-, bisher Lehrer in Eichgraben, als 2. ständiger Lebrer an der evangeli schen Kirchschule zu Ostritz; 66) Oskar Bruno Rambousek, bisher Hilfslehrer an der oberen Schule zu WeigSdorf, als ständiger Lehrer in Eichgraben; 67) Oskar Hasrnselder, bis her Vikar an der katholischen Kirchschule zu Seitendorf, als 2. ständigtr Lehrer an drrfelben; 68) Gustav Julius Hiller, bisber Lehrer ,n Burkersdorf, als Kirchschullehrer zu Burkers dorf mit Schlegel; 69) Adolf Richard Hartmann, bisher Schulvikar in Sohland a. d Spree, als 2. ständiger Lehrer an der Kirchschule zu BurkerSdors mit Schlegel; 7V) Kurt Erwin Kießling, bisher HilsSlehrer an der Allgemeinen Stadtschule zu Zittau, als ständiger Lehrer an derselben; 71) Ernst Edmund Lange, bisher Lehrer in DornhenncrSdors, als 2. ständiger Lehrer in Niederleuteredors. XXVIII. Zwickau. 72) Hermann Ernst Lange, bisher Schulvikar in Schönau, als ständiger Lehrer in Liebschwitz; 73) Hermann Alwin Kleindienst, bisher ständiger Lehrer m Grünau, als Kirchschullehrer in Schönau; 74) Paul Karl Hermann Walter, bisher Lehrer in Werdau, als Schuldirektor in Stcinpleis; 75) Gotthold Große, bisher Lehrer in Leitels- hain, als ständiger Lehrer in Wcidau; 76) Gottfried Moritz Reinhold Steinmann, bisher Hilfslehrer in Thürmsdorf, als ständiger Lehrer in Neudörfel; 77) Hermann Richard Noatzsch, bisher Lehrer und Kantor in Callnberg, als Kirch schullehrer in Planitz; 78) Ernst Robert Friedrich Ritter, bis her Lehrer in Cainsdorf, als ständiger Lehrer in Crimmitschau; 79) Heinrich Eduard Schmutzler, bisher Lehrer in Langen bernsdorf, als ständiger Lehrer in Neukirchen Zu besetzen: die Kirchschulstelle in Breitenau bei Liucnstein Kollaior: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1015 M 75 Pf. vom Schuldienste, 357 M 74 Pf. vom Kirchendienste, 72 M für Fortbildungsschulunlerricht und außerdem freie Amtswohnung und Gar engenuß. Gesuche sind unter Beifügung der erforderlichen Zeugnisse bis zum 22. No vember bei dem König! Bezirksschulinspektor Richter in Dip poldiswalde einzureichen; — die Lehrerstelle an der zwei- klassigeu katholischen Schule zu Grimma. Kollator: das Apo stolische Vüariat. Einkommen der Stelle außer freier Wohnung im SchulhanS: 1632 M vom Schuldienst, 260 M. vom Kirchendienst, 72 M für Turnunterricht und event. 48 M an die Frau des Lehrers für Erteilung de-Handarbeitsunterricht«. Bewerdungsgcsuche sind bis zum 21. November unter An schluß der erforderlichen Unterlagen an die Kollaturbehörde zu richten. Nichtamtlicher Teil. Ter Zerfall der „Bereinigten Linken" in Österreich. Aus Wien wird uns geschrieben: Seit dein Beginne des großen Ringens zwischen dem Liberalismus und dem Antiliberalismus hat man bei uns wohl noch niemals das Schauspiel be obachten können, daß die führenden journalistischen Organe beider Parteien bei einer politischen Er örterung gemeinsame Sache machen. Heute ist dies in gewissem Sinne der Fall. Denn die vorgeschritten liberale Presse schlägt in den Nachrufen, welche der „Vereinigten Linken" gewidmet werden, bevor das Erdendasein dieser Gruppe noch in aller Form be endet ist, fast denselben Ton an, wie er auch in den antisemitischen Blättern zur Geltung gelangt. Da wie dort wird mitleidslos das Verdikt über die Partei gesprochen, deren Existenz thatsächlich abgeschlossen ist, wenn auch manche Nächst - beieiligte noch immer an die Möglichkeit einer Wunderkur glaube» wollen. Eine Übereinstimmung der Anschauungen, wie man sie im gegebenen Falle wahrnimmt, kann nicht auf Grund irriger Noraus- der toten Frau Helvig, die in Zeichnung und Farbe nordische Elemente gemeinsam haben, und wie die Chöre, unter denen der sechsstimmigc in -V« das stärkste Kolorit zeigt. Sie weist in Ritter StigS Ballade vom Runen- zaüber, in dem auf Mendelssohn zurückveutenden Finale (^-moll), im Duett und in der vorletzten Szene der ersten Abteilung feine Einzelheiten auf und ruft insgesamt den angenehmen Eindruck hervor, daß der Verfasser immer mit vollem Ernst bei der Sache gewesen ist. Aber zu gleich ergiebt sich ein großer Mangel an dramatischem Nero, an scharf und charakteristisch wahr ausgeprägter Deklamation, an schöner Mannigfaltigkeit und starkem Auf schwung der Tonsprache Wie in der dramatischen Hand lung schlägt auch in der Musik kein rascher, kräftiger Puls, das meiste erscheint zu gleichmäßig und zu weit aus gesponnen, der liedmäßige Ausdruck überwiegt, das An dante ist da« vorherrschende Zeitmaß und die gerade Taktart wird höchstens in zwei oder drei Stücken durch eine ungerade abgelöst, sodaß schließlich alle anmutcnde Melodik, aller Wohlklang, alles hübsche Kolorit die Ab spannung des Hörers nicht verhindern. Die von Hrn Hagen mit größtem Eifer geleitete Auf führung der Oper war nach Art der getroffenen Besetzung eine sehr befriedigende, trotzdem eS keinem der AuSführendcn, auch Frau Wittich nicht gelang, aus der einzelnen Rolle oder aus irgend einer Nummer des in geschlossenen Formen auftretenden Werke« eine allgemeine große Wirkung herauS- zuholen Die Aufnahme beim Publikum — das Hau« war halbleer — war eine wohlwollend freundliche, der Komponist leistete am Schluß den Rufen einer Minderheit mehrfach Folge. P Konzert. Im Musenhause gab gestern Fr. Teresa Sewell, emc unserer zahlreichen einheimischen Klavier lehrerinnen, ein Konzert Dasselbe war namentlich durch die doppelte Leipziger Mitwirkung von Interesse: Biolin- vorträge de« hier in letzter Zeit ost gehörten und längst nach Gebühr geschätzten Gewandhau«konzertmeister« Hrn Karl setzungen zu stände kommen. Auf die nachsichtige Kritik der Antisemiten und der Klerikalen durfte die Vereinigte Linke niemals rechnen und der Tadel oder Spott von dieser Seite hat daher keine symptomatische Bedeutung. Wenn aber diejenigen Blätter, die jahr zehntelang treu und unermüdlich für die manchmal schwer zu enträtselnde Politik der deutschen Linken einqetreten sind, nun ohne Schonung den Stab über diese Partei brechen und wenn dieses Vorgehen von den einstigen Anhängern der Partei in der Bevölker ung gebilligt wird, so muß eine solche Thatsachc auf triftige und ernste Motive zurückgesührt werden. Die Ursachen, welche im Laufe der Jahre einen allmählichen Niedergang der Volkstümlichkeit der Ver einigten Linken bewirkt haben, sind schon so oft er örtert worden, daß eine neuerliche Besprechung der selben wohl überflüssig ist. Die förmliche Konstatierung des Zersetzungsprozesses erfolgte, als vor einiger Zeit der Aufruf zur Gründung der deutschsortschrittlichen Partei veröffentlicht ward — einer Partei, die im Aktionskreise der Vereinigten Linken auflreten und zum Teile aus frühere» Mitglieder» dieser Gruppe gebildet sein soll und die ein Programm entwickel!, welches einst in fast analogen Worten von der Ver einigten Linken aufgestellt, aber nicht eingehalten worden ist. Die neue Parteigrüudung rief die Er innerung an alle Fehler und Mißgriffe der Vereinigten Linken wach. Es wäre kein Raum für diese Schöpfung gewesen, wenn die Vereinigte Linke nicht stets in kritische» Tage» unter dem Einflüsse von Oppor tunitäts-Erwägungen die Grundsätze übersehen hätte, die angeblich ihre Richtschnur sein sollten und die nun in den Händen anderer Männer wieder zu cinenr Palladium werden sollen Bedurfte es nach dem Rückzüge Pleners, nach der Lossagung hervorragender Politiker von der Gruppe und nach der Bildung der deutschsortschrittlichen Par tei noch eines Beleges für die Lebensunfähigkeit der Vereinigten Linken, so haben ihn die Ereignisse der letzten Tage gebracht. Die Partei fordert, um vor ihrem Ende noch einmal heroisch zu sein oder, um das Ende vielleicht doch noch zu verzögern, in ge harnischtem Tone von der Regierung Erklärungen über deren zukünftiges Verhalten in den großen nationalen und konfessionellen Fragen. Die Führer der Ver einigten Linken benutzten dazu den Anlaß der Ausschußdebatte über den Dispositionsfonds und schwangen sich zu der Drohung empor, daß sie den Dispositionsfonds verweigern würden, wenn ihnen die Antwort des KabinettschefL keine Befriedigung des Gewissens — vielleicht auch der Wähler! — ge währen würde. So wurde das Votum über den Fonds zu einer hochpolitischen Entscheidung gestempelt Die todesmutigen Kämpfer bezogen in der Debatte ihre Stellungen und lauschten auf die Worte des Kabinettschcfs, welche ihnen künden sollten, ob sie die Schwerter ziehen müßten oder nicht. Aus der Rede des Grasen Badeni empfingen sie den Eindruck, daß die Regierung nicht in dem Maße auf ihre Wünsche eingehe, wie dies gegenüber einer Partei, die einmal mächtig war, am Playe sei. Die Schwerter wurden daher nicht in die Scheide gesteckt, — aber auch nicht erhoben, sondern nochmals geschliffen. Und dann ersolgte die neue peinliche Frage an den Regierungschef, wie seine Er klärung aufzufassen sei! Graf Badeni war liebens würdig und human gestimmt, er entsprach, wie ein liberales Blatt heute sagt, dem „heißen Sehnen der Linken und er trat an ihr Sckmerzenslager, um sie mit den Tröstungen der hohen Regierung zu versehen". Und nach der abermaligen, sehr präzisen Äußerung des Ministerpräsidenten wußte die Pmtei nun wieder nicht, ob sie sich befriedigi fühle» sollte oder nicht! Die Meinungen im Klub sind geteilt; die deutsch böhmischen und kärnttmerische» Abgeordneten wollen sich mit aller Unhöflichkeit verabschieden; der Tag des solennen Zusammenbruches der Partei scheint ge kommen — da verfallen die „Führer" auf das ingeniöse Auskunftsmittel, die Abstimmmung über den Dispositionsfonds, die eine endgiltiqe Klärung des Verhältnisses der Gruppe zur Regierung bezeichnen sollte, freizugeben und somit politisch belanglos zn machen! Ein solcher Vorgang vermag das «Schicksal einer Partei, die nicht leben kann und nicht sterben will, natürlich nur um wenige Tage zu verzögern. Angesichts der hier geschilderten Begebenheiten wird niemand gegen die Regierung einen Vorwurf erheben, weil sie die speziellen Anliegen der Ver einigten Linken nicht mit zärtlicher Sorgfalt behandelt. Beanspruchen die parlamentarischen Parteien unter einem Regime, das kein streng parlamentarisches ist, eine beträchtliche Einflußnahme auf die innere Politik, so müssen sie sich ihren Einfluß eben erkämpfen. Eine Gruppe aber, die durch Neubildungen im eigenen Lager den Boden unter den Füßen verliert und die in entscheidenden Augenblicken nicht weiß, was sie will, kann eine Berücksichtigung ihrer Postulate seitens der Regierung nun und nimmermehr fordern. So muß man denn die Gewähr für die Pflege der deutschen Interessen in Österreich heute ganz und gar in dem Wille» der Regierung suchen. Die jüngsten Erklärungen des Grafen Badeni berechtigen zu der Hoffnung, daß die berech igten Wünsche der deutschliberalen Bevölkerung auch dann erfüllt werden dürften, wenn die traditionellen Vertreter dieser Wünsche vom Schauplatze verschwunden sind. Tie Zukunft muß lehren, ob die neu erstehende deutsch fortschrittliche Partei jene Hoffnung durch ihre Parteigrundsätze und ihre Partenaktlk zu verstärken vermag. Vor großer Vertrauensseligkeit in dieser Hinsicht möge man sich aber recht sorgfältig hüten! Autorität! (6.0.) Im konservativen Parteiprogramm wird als einer der obersten Grundsätze die Wahrung berechtigter Autorität proklamiert. Niemals hat der Hinweis aus diesen Grundsatz eine größere Berichtigung gehabt al» in der Gegenwart. Ohne AutonlätSprinzip kann kein Staatswesen, kein Gewerbebetrieb, keine Familie bestehen; wird die berechtigte Autorität zerstört, so steht der Umsturz vor der Thür. Mit unheimlichem Ersolg arbeitet eine große, rührige Partei, die Sozialdemokratie, an der Vernichtung bes „Autoritäts- schwindels". Nicht nur der staatlichen und „kapitalistischen", sondern auch der göttlichen Autorität gilt der beharrliche Kamps der Sozialrevolutionäre. Dieser Kamps aber würde ersolgreich nicht haben sein können, wenn er nicht mit dem Anschein einer politischen Berechtigung gejührt nnd insonderheit, wenn er nicht von anderen Seiten bewußt oder unbewußt unterstützt würde. Wenn aber die Sozialdemokraten und wenn freisinnige und andere Politiker die Autorität herabsetzen, so meinen sie immer nur die Autorität der „Anderen". Ihre eigene Autorität suchen sie dabei so hoch als möglich zu schrauben In der That würde die Soziaidemolralie, soiern sic jemals an die Herrschaft ge langte, niemals ohne Wahrung des AutorilätSprinzips bestehen können Die Sozialdemokratie sucht die göttliche Autorität zu untergraben, sic fordert aber unbedingtes Festhalten an der Autorität ihrer eigenen „Weltanschauung" Sie lästert die Autorität der Bibel; aber pe fordert die Hochhaltung der Autori tät von Marxens Kapital, der „Bibel des Proletariats". Sie sucht iu allen ihren Aktionen die staatliche Autorität zu zer stören; aber sie bestraft die Nichlancrleunung ihres Partei programm» und ihrer Parteiautoritäten durch „hinausflicgen- lasjen". Sie leugnet die Autorität de: gewerblichen Unter nehmer, aber sie hält in ihren eigenen Betrieben die Autorität auf das Strengste aufrecht Bei diesen Widersprüchen ist es unmöglich, daran zu glauben, das; die Sozialdemokratie grundsätzlich jede Autorität bctämpse. Es handelt sich hierbei eben nur um Bekämpfung derjenigen Autoritäten, die den sozialdemokratischen Bestrebungen im Wege stehen. Genau so verhält cS sich aber auch bei den gleichartigen Agitationen anderer Parteien Bekämpfen die demokratischen Richtungen die staatliche und die militärische Autorität, suchen sic die kirchliche Autorität und die Autorität der Monarchen zu schmälern, so thun sie daS, um sich für ihre eigenen Ziele freie Prill, und Darbietungen einer unserem Publikum unbe kannten jungen Sängerin, Frl. Rosa Staude. Über Hrn Prill könnte man nur Bekanntes wiederholen Ganz besonders sein kräftig ausklingender, mehr robuster als klangschöner Ton in der Kantilene gab, wie früher, seinen Leistungen ihren besonderen Wert. Schade, daß Prills bedeutende finger- und bogensichere virtuose Fertigkeit keinem wertvolleren Solostück zu gute kam, als dem Ernstschen b'is -moll-Konzert, einer besonders hohlen, mit am meisten verblaßten Nummer der vormärz lichen Violinkonzert - Litteralur, die auch wegen ihrer Länge und schier endlosen Phrasengeschwätzigkeit einigermaßen gefürchtet ist Auf den langanhaltenden Beifall quittierte der Künstler mit einer Zugabe, einem schlummerliedartigen Dämpferstück. Die obengenannte Sängerin überraschte mit wertvollen Mitteln, allein im Gebrauch ihres metallischen, überraschend tragkräftigen Soprans geht sie leider naturalistisch zu Werke. An dem kleinen, traulich einfachen Mendelssohnschen Strophenlied „Wißt ihr, wo ich gerne weil" traten die Mängel be fonderS deutlich zu Tage; schlimm stand es hier namentlich auch um Atem, Phrasierung und Deklamation Einen Dacapo-Erfolg errang Frl. Staude mit dem leichtfüßigen Schlagerliedchen „Die Lustige" von S. C Marchesi. Die Konzertgeberin eröffnete die Vorträge, im Verein mit Hrn. Prill, mit der ersten Griegschen Klavier-Violinsonate. Sie gab ihre ansprechendsten Leistungen in einigen kleinen Klavierstücken gz - Der König!. Sächsische Altertumsverein nahm am gestrigen Tage unter Vorsitz Sr Königl. Hoheit de« Prinzen Georg seine Sitzungen wieder auf. Der erste Vorsitzende, Generallieutenant v Raab, begrüßte die An wesenden und teilte ihnen mit, daß eS durch da» Ent gegenkommen de« Königl. Finanzministerium« sowie de« Königl Hau«marschallamtcS dem Verein ermöglicht worden ist, einstweilen seine bisherigen SitzungSräume cm Brühl- schen Palai« auf der Augustu«ftraße, das bekanntlich bald dem neuen Landhausdau wird weichen müssen, beizubehalten Aus seinen Antrag würbe die Verlegung des Beginns der Sitzungen von 6 auf 7Uhr einstimmig beschlossen. Aus dem Bericht, den der Schriftführer über die Geschäfts führung im Laufe des verflossenen Sommers erstattete, heben wir nur einiges hervor. Am 6. Juni wurde ein Ausflug nach Pirna und Königstein unternommen, über den an dieser Stelle bereits eingehend berichtet worden ist Dem Domkirchenvorstand zu Freiberg, dem im Jahre 1895 die Summe von 1200 M für Herstellung von Kopien der vier im Museum de« Vereins befindlichen Apostelfiguren zugesagt worden ist, wurde Genehmigung erteilt, diefe Summe anderweitig zum Schmucke der Kirche zu verwenden, da die Aufstellung der fraglichen Kopien nach dem Urteil der be teiligten Bildhauer die Wirkung des im Altar angebrachten Reliefs beeinträchtigen würde Für die Herstellung der bei Renovierung der Kirche zu Lauenstein entdeckten Fresko malereien aus der Zeit um 1600 wurde ein Beitrag von 50 M. bewilligt. Eine Besichtigung des ehedem am Königl. Residenzschlosse angebrachten und jetzt auf dem inneren Neustädter Friedhöfe stehenden Totentanzes ergab, daß für die Erhaltung des Werke« leider nicht viel wird geschehen können; eine Überführung von seinem jetzigen ziemlich geschützten Standorte in da« Museum des Verein« oder an eine andere Stelle würde bei der hochgradigen Verwitterung des Werkes kaum möglich sein, eme Ab formung in Gips aber bedeutende Kosten verursachen Prof Ör. Gurlitt schlug vor, einen Versuch mit Impräg nierung des Werkes mit einem neuerdings entdeckten Fluidum, über das er sich nähere Mitteilung vorbehielt, zu machen Geh Oberbaurat Wanckcl berichtete über da« Museum de« Vereins; der Besuch wurde in diesem Sommer durch die Gewerbeausstellung wesentlich beeinträchtigt Er worben wurde mit Eigentumsvorbehalt ein Altarwerk von 1516 aus der Kirche zu Lugau bei Stollberg (Jnv.-Werk Hest 7 E 46), käuflich ein schadhafte« Kruzifix au« der Kirche zu Marrn (ebenda Heft 1, S 51); noch zu erwarten ist die Abgabe von zwei interessanten Grabdenkmälern der Familie von
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