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Dresdner Journal : 02.11.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-11-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189611024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18961102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18961102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-11
- Tag 1896-11-02
-
Monat
1896-11
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 02.11.1896
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ve»»»«»ret«: Für Dresden vierirliährlutz x Mart «0 Pf., bei den Kaiser, lich druiichrn Poftaaftalten vikiitliährlich S Mart; außer» »alb de« Deutschen Reiche« Loß- und Etempetzuichlaa. Uinzelne Nummern: 10 Pf. Grsch«t»e«: Täglich mit Lutnahme der Eo»n- und Feiertage abend«. Ferner «nfchluß: Nr 1PO». Nw-ncr M Jourml. ßlutäNbi-ungogrbübrra: Für den Raum einer gefpal- trnen Zeile kleiner Schnü SV Pf Unter „Eingesandt" die Zerl« Sv Pi Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Ausschlag Herausgeber: Königliche Expedition de« Dresdner Journal« Dretden, Zwingrrstr SV. Fernfpr Anschluß: Nr ITßb M255 18S6 Montag, den 2. November, abends. Amtlicher Teil. TreS-en, 31. Oktober. Se. König!. Hoheit der Prinz Johann Georg, Herzog zu Sachsen, ist gestern Abend 8 Uhr 2!) Mm., Ihre König!. Hoheit die Frau Prinzessin Johann Georg, Herzogin zu Sachsen, heute Vormittag 9 Uhr 55 Min. nach Dresden zurückgekehrt. Dresden, 2. November. Ihre König!. Hoheit die Frau Gräfin von Flandern ist gestern Abend 9 Uhr 25 Min. hier eingetrossen und hat in der König!. Villa Strehlen Wohnung genommen. Dresden, !. November. Mit Allerhöchster Ge nehmigung ist der Obersteuerinspektor t)r. Richter in Plauen in die Stelle des Vorstands des Haupt zollamtes Schandau unter Ernennung zum Oberzoll inspektor versetzt worden. Mit Allerhöchster Genehmigung ist dem Maler Karl Ludwig Noah Bantzer in Dresden die Stelle eines Lehrers an der Akademie der bildenden Künste daselbst mit dem Titel Professor übertragen worden. Dresden, 2. November. Se. Majestät der König haben dem Oberdirektor des König!. Steinkohlenwerkes in Zauckerode und Hilfsarbeiter mr Finanz-Ministe rium Geheimen Bergrath Förster in Dresden das Ritterkreuz 1. Klasse des Verdienstordens Allergnadigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß die Mitglieder der General direktion der Staatseiseubahnen Finanzrath Peters und Finanzrath Or. sur. Otto sowie die nachgenannten Beamten der Staatseiscnbahnverwaltung: der Ma schinendirektor Hoffmann, der Transportinspektor Bahmann, der Eisenbahnsekreiär Engel und der Betriebssekretär Geiler die von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen ihnen ver liehenen Ordensdekorationen und zwar: Bahmann den Rothen Adlerorden 4. Klasse, Peters, vr. Otto und Hoffmann den Kronenorden 3. Klasse sowie Engel und Geiler den Kronenorden 4. Klasse annehmen und tragen. Wekanntrnachung. Es wird hiermit zur allgemeinen Kenntniß ge bracht, daß den Unteroffizieren und Mannschaften dienstlich verboten ist, sich auf Veranlassung von Civilpersonen mit dem Vertrieb von Druckwerken und Waaren innerhalb von Truppentheilen oder Behörden — seien dies nun ihre eigenen, oder fremde — zu befassen. Den Unteroffizieren und Diannschaften ist zugleich befohlen, von jeder seitens einer Civilperson an sie ergehenden Aufforderung zum Vertrieb von Druck werken oder Waaren ihren Vorgesetzten Meldung zu machen. Sämmtliche Amtsblätter werden um Abdruck dieser Bekanntmachung ersucht. Dresden, den 30. Oktober 1896. Kriegs-Ministerium. von der Planitz. Wekanntlncrchung. Die Westdeutsche Versicherungs-Aktienbank in Essen hat an Stelle ihres bisherigen hier- ländischen Vertre:ers Peter Koppe in Leipzig, den Versicherungs-Jnspekior Herrn Karl Ernst Rudolf Otto Bandhauer daselbst zum Bevollmächtigten für das Königreich Sachsen erwählt. Der genannte neue Bevollmächtigte ist von der unterzeichneten Königlichen Brandvcrsichei ungs-Kammer Kunst und Wissenschaft. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 31. Oktober: „Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand". Schauspiel in fünf Akten von Goethe Die Aufführung des „Götz von Berlichingen" zum Besten der Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger, am Abend des Resormationsfeste«, war eine Abschiedsfeier: mit der Darstellung der Titelrolle schied Hr. Karl Porth aus dem Verband des HoftheaterS, dem er ein Viertel jahrhundert hindurch lhätig und rühmlich angehört hatte. Das Haus war bis auf den letzten Platz gefüllt und die stürmischen Huldigungen, die von Szene zu Szene dein Darsteller bei diesem letzten Auftreten gebracht wurden, belegten hinlänglich, in wie hoher Achtung der Künstler bei dem Dresdner Publikum gestanden hat, wie schmerzlich sein Rücktritt empfunden wird. Kann man auch Hrn. Professor Porth zu dem freien Entschluß nur beglück wünschen, aus der Reihe der aktiven Darsteller noch im Vollbesitze der Kraft, in ungeschwächter Geltung zu scheiden, so ist es doch für die Hofbühne unter allen Umstände» ein Verlust, den bewährten und hochverdienten Künstler zu missen, der sich so großer Beliebtheit erfreute. Mit Recht und gutem Takt hatte Hr. Porth im Götz eine der Rollen gewählt, in denen er die Besonderheit seines Naturells, das eigentümlichste Verdienst seiner Schule überzeugend zur Anschauung bringen konnte, eine der Ge stalten, in denen er lange Zeit unübertroffen im Gedächt nis unseres Zuschauer- und HörerkreiseS leben wird. Der biedere Götz, dessen mannhafter Grundton dem individuellsten Zuge des Charakterspieler« verwandt und sympathisch wie wenig andere Gestalten war, der im Wechsel seiner Er lebnisse und Schicksale doch die reichste künstlerische Mannig faltigkeit fordert und gestattet, wurde von Hrn Porth noch bestätigt und vom Stadtrathe zu Leipzig für das ihm übertragene Amt in Pflicht genommen worden Gemäß Z 10 Absatz 2 der Vollzugsverordnung zum Gesetze über das Mobiliar- und Privat - Feuer versicherungswesen, vom 20. November 1876, wird solches hierduich mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß in der Person des ständigen Stellvertreters des Bevollmächtigten der Westdeutschen Versicherungs-Aktienbank, des Bureauvorstehers Paul Frenzel in Leipzig, eine Aenderung nicht eingetrete» ist. Dresden, den 28. Oktober 1896. Königliche Brandversichernngs-Kammer. 9149 Schwedler. Leonhardi. Erneununge«, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Departement des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Angestellt wurden im IIl. Vierteljahre 189« im Schul- inspcktionS Bezirke: I. Ann aber g. 1)Emil Robert Neumann, bisher Hils-lchrer in Schönbach, a s ständiger Lehrer in Buch holz; 2) Hugo Kühlmann, bisher Lehrer an der Gemeinde- Beamten- und Bürgerschule in Geyer, als ständiger Lehrer in Geyer; 3) August Alwin Günther, bisher Lehrer in Bären stein, als ständiger Lehrer in Ober-Crottendorf; 4) Heinrich Schiegel, bisber Lehrer in Jöhstadt, als ständiger Lehrer in Müden»»; L) Ferdinand Reinhard Schulze, bisher Schul vikar in Colmnitz, als siündiger Lehrer in Jöhstadt; 6) Gustav Adolf Harzer, bisher Lehrer in Bärenstein, als ständiger Lehrer in Ehrensriedersdors II. Auerbach. 7) Theodor Oskar Paul Schmiel, bisher Kirchschullehrer in Hiischfeld, als stündiger Lehrer in Falken stein; 8) Karl August Stark, bisher Schulvikar in Lengenfeld, alS ständiger Lehrer in Untersachjcnberg. III. Bautzen, valrat IV. Borna 9) Otto Friedrich Härtel, bisher Lehrer in Hohndors, als stündiger Lehrer in Frohburg; 10) Alexander Bruno Lindner, bisher Lehrer in Weißig, als Kirchschullehrer in Bubendorf V. Chemnitz I. 11) Ernst Friedrich Bruno Weis, bis her Lehrer in Wallenburg, als siündiger Lehrer in Zschopau VI Chemnitz II. 12) Eluard Otto Schiefer, bisher Hilfslehrer in Stollberg, als ständiger Lehrer in Zwönitz. VII Dippoldiswalde. 13) Paul Heinrich Graupner, bisher Lehrer in Thiendorf, als Kantor und 2 ständiger Lehrer in Geising. VIII. Döbeln. 14) Franz Joseph Sitte bisher Lehrer in Heiligenbvrn, als! ständiger Lehrer in Richzendain; lü> Otto Paul Thomas, bisher Hilfslehrer in Dübeln, als ständiger Lehrer daselbst. IX. Dresden I 1«) Iuliu? Karl Dankwarth, bisher Studierender an der Universität Leipzig, als ständiger Lehrer an der 10. Bezirksschule; 17) Franz Oskar Mältia, bisher Hilfslehrer an der 2t Bezirtsschule, als ständiger Lehrer an derselben; 18) Friedrich Richard Morgenstern, bisher Hilfs lehrer an der 3. Bezirksschule, als ständiger Lehrer an der selben: 19) Arthur Steglich, bisher Hilfslehrer an der 1. katholischen Bezirksschule, als ständiger Lehrer an derselben; 20) Oskar Berger, bisher Hilssiehrer an der 4 Bezirksschule, als ständiger Lehrer an derselben. X. Dresden II. 21) vr Friedrich Karl Barthel, bis her Lchnr in Leipzig, als Schuldirektor m Blasewitz; 22) Walter Friedrich Georg Eggers, bisher Lehrer in Lotz darf, als ständiger Lehrer in Liegau; 23) Friedrich Oskar Paul Nitzsche, bisher Lehrer in Großzschocher, als ständiger Lehrer in Oberlößmtz (Schluß folgt.) Nichtamtlicher Teil. Ter Ltreit über die „Hamburger Enthüllungen" ist wieder mit neuen Kräften von hüben und drüben eröffnet worden, nachdem die „Hamburger Nachrichten" selbst in zwei Aufsätzen auf die wichtige Angelegenheit zurückgekommen sind. Wir können, da wir unsere Ansicht über die Publikationen des Hamburger Blattes mehrfach ausgesprochen l aben, keine Veranlassung finden, zu den Debatten Stellung zu nehmen, die sich an die neuen Veröffentlichungen der „Hamburger Nach richten" knüpfen, zumal nicht die allergeringste Aus sicht auf einen Ausgleich der sich entgegenstehenden Anschauungen gegeben ist. Wir beschränken uns da her auf die Wiedergabe deS in der Angelegenheit vor liegenden wichtigeren thatfächlichen Materials. In ihrer Sonnabend-Nummer befassen sich die „Hamburger Nachrichten" mit der bekannten Erklärung deS „Reichsanzeigers" in nachstehender Auslassung: Wir haben in unserer Mittwoch-Morgenausgabe die Er klärung mitgeieili, welche der „Rcichsanzeiger" im nichtamt lichen Teile gegen den neulichen Artikel der „Hamburger Nach richten" über die deutsch-russischen Beziehungen veröffentlicht hat. Wir beabsichtigen nicht, in eine Polemik mit du Redaktion deS „RcichsanzeiqerS" auch in ihrem anßuamtNchen Teile ein- zutrcten, sind aber doch genötigt, gegen einige Sätze ihres Artikels Berwahrung einzulegen. Einmal geben wir nicht zu, daß diplomatische Vor gänge der in Rede stehenden Art zu den „strengsten Staatsgeheimnissen" gedören Die besprochenen russisch- deutschen Verhandlungen gehören der Geschichte an und den Archiven; ihre Geheimhaltung war für uns wie sür den Drei- bm d von Hause auS kein Bedürfnis, sie erfolgte lediglich auf russischen Wunsch, und die Situaiion, aus welcher dieser Wunsch damals beruhte, besteht heute nicht mehr Im deutschen Inter esse hätte unserer Ansicht nach die volle Veröffentlichung gelegen, da der ganzen Sache für uns nicht etwa ein Puden- dum zu Grunde liegt, sondern ein berechtigter Anlaß für alle friedliebenden Angehörigen des Reiches wie des Dreibundes, mit Geuugtyuung aus den Vorgang zurückzublicken Staats niüi ner, die den Frieden überhaupt pflegen wollen, die sich die Schwere der Verantwortlichkeit stets vo: Augen halten, welche die Schuld an einem Kriege der größten europäischen Mächte untereinander mit sich bringen würde, sind sich der Pflicht be wußt. jedes sich ihnen bietende Mittel zur Erhaltung des Friedens, welches mit den Interessen des eigenen Landes ver träglich ist, auch anzuwendcn und zu vertreten Tie Behauptung, daß das 1890 abgclausene deutsch russische Abkommen mit der Treue gegen den Drei bund nicht verträglich wäre, ist vollständig aus der Luft gegriffen für jeden, der es kennt und der die Dreibundvcrträge auch nur oberflächlich liest Schon dieser Text wahrt der österreichisch-ungarischen Monarchie in Bezug ans etwaige neue deutsch-sranzüsijche Verwickelungen die Freiheit, sogar bei einem Angriffe Frunkr.ichs ans Deutschland neutral zu bl-ibe» und niemandem ist es eingefallen, deshalb von einer Duplizität der öster reichischen Stellung im Dreibunde zn sprechen. Auch wenn, wie man theoretisch bei aller praktischen Unwahrscheinlichkeit sich zurechtlegen kann, Rußland vom Deutschen Reiche un- provoziert angegriffen würde, so wäre auS dem Dreibunde vertrage eine Verpflichtung zur österreichischen Beteiligung an dem deutschen Erobrrungskliege gegen Rußland nicht herzu- leiten. Der ganze Dreibund in corpore könnte, wenn Rußland dazu bereit wäre, mit letzterem ganz das selbe Abkommen trcssen, waS bis 1890 zwischen Ruß land und Deutschland bestanden hat; er würde deshalb aus seinen Hauptzweck, die gemeinsame Verteidigung gegen rus sische Angriffe, i ichl zu verzichten brauchen, und es würde gewiß allen Freunden deS Friedens in Europa eine erhebliche Beruhigung gewähren, wenn die drei verbündeten Regierungen der russischen gemeinsam ihre Neutralität für den Fall eines unprovozierten Angriffe- aus Rußland zusagten. Wenn bei der russischen Regierung Neigung dazu vorauszusetzen wäre, so würde es sich unserer Ansicht nach empsehlen, noch heute denselben Vertrag zu erneuern, dessen Fort setzung im Jahre 1890 von uns abgelehnt wurde und dessen jetziges Bckanntwerden in so hohem Maße die sittliche Ent rüstung aller derjenigen Parteien in der Presse erregt, welche vor 1890 dem Reiche unfreundlich und kämpfend gegenüber standen, nach 1890 aber sich für die Stützen desselben ausgaben. Wir finden bei dieser Sachlage die Behauptung, daß „Staatsgeheimnisse" zum Nachteile des Deutschen Reiches preis- gegeben worden wären, unbegründet und werden in dem leider nicht mehr bestehenden russischen Vertrage stets einen Beweis der Einsicht und der Gewisjenhastigkeit der Regierung Kaiser Michelins I. erblicken. Noch weniger können wir die Wendung des „Reichsanzeigers" unbeanstandet lassen, m welcher er daraus „verzichtet", „Falsches zu berichtigen" oder „Unvoll ständiges zu ergänzen". Letzteres würde der „Reichsanzeiger" nur können, wenn er den Text des so heftig angefochtenen deutsch-russischen Vertrages vollständig veröffentlichte; Falsches aber ist in unseren Anführungen überhaupt nicht cntha tcn ge wesen und die Andeutung, alS ob eS wäre, würde uns wohl eine Berechtigung geben, im nichtamtlichen Teile des „ReichS- anzeigerS" eine Berichtigung im Sinne deS 8 l! des Preß- gesetzes zu verlangen. In der gestrigen Ausgabe kommt das Blatt auf seine eigene erste Veröffentlichung und auf die Motive der letzteren zurück und fühlt folgendes aus: Wunderlich erscheint uns die Auslegung, in welcher sich die klerikalen und liberaler Blätter bi? zur „Nat.-Ztg " über eine Veröffentlichung befinden, von der wir nur bedauern, daß sie nicht früher erfolgt ist und daß sie nicht, nachdem sie erfolgte, im national«! Interesse mit allgemeiner Genugthnung ans genommen ist. Wir können das Übermaß der liberalen und klerikalen Entrüstung uns aus der Sache selbst nicht erklären. Letztere ist in sich vernünftig, berechtigt und nützlich; außerdem sind wir, fo lange wir die Gesetze nicht verletzen, niemankem sür den Gebrauch veiantwortlich, den wir von unserer ver fassungsmäßigen Freiheit, unsere Ansicht durch Wort und Schrist auSzuspcechen, gemacht haken, Die wohlwollendsten Kritiker beschränken sich daraus, unsere faktischen Angaben sür unwahrscheinlich zu halten, wie daS ja auch der bekannte Artikel im „Reichsanzeigcr" thut, indem er darauf „verzichtet, Falsches zn widerlegen", llm die Glaub Würdigkeit unserer Angaben zn erschüttern, oder doch d:e Ehrlich keit deS ersten Reichskanzlers anmsechten, wird da- — vom diplomatischen Standpunkte aus betrachtet — doch vollständig banausische Argument ins Gefecht geführt, daß die Haltung der deutschen Regierung im Parlament und in den Reden des damaligen Kanzlers eine Unmög ichkeit ge wesen sei, wenn sie „in ihrem Schubfach", wie ein Blatt sagt, eine Sicherheit gegen russische Angriffe ini Falle eines sranzösi- schcn Krieges besessen hätte. Daß diese Sicherheit aus «> Jahre vorhanden war, erscheint uns als ein glänzender Erfolg der deutschen Staatrkuust, len man loben, aber nicht schmähen sollte; aber über die Dauer hinaus, aus welche man Verträge der Art zu schließe» pflegt, aus unbestimmte Zeit >inc solche Sicherheit zu erlangen, lag außerhalb der obwaltenden Möglich keiteu. Wenn der vorhandene Vertrag 1890 nicht die beider seitige Bereitwilligkeit zur Fortsetzung sand, so trat doch immer wieder das si vis pacom, pur» bellum in sein Recht und sowohl die Erhaltung des Friedens als eventuell auch die Er Neuerung des Vertrages hatte umsomehr Aussicht aus Erfolg, je stärker das Deutsche Reich in etwaige Kriege eiulrelen konnte. Große Armeeemrichlungen lassen sich aber nicht plötzlich im provisieren, wenn das Bedürsms dafür eintritt, und der Reichs kanzler hat 1888 nur seine Pflicht gclhau, wenn er beim Reichs tage die militärischen Bürgschaften für die Erhaltung des Friedens uachsuchte, auf die man sich verlassen mußte, wenn die Verträge versagten. Daß die Fühlung mit Rußland durch den Abschluß des Dreibundes, wie die „Nanonalzeüung" sagt, allen Werl ver loren hat, können wir nicht zugeben, und wir glauben auch nicht, daß diese Auslassung von unsern beiden Bundesgenossen im Drei bünde unbedingt geteilt wird Denselben war die Rück versicherung mit Rußland nicht unbekannt und schwer lich unerwünscht; im Gegenteil, man hat mit Befriedigung gesehen, daß Teulschland die Beziehungen, die es mit St Peters burg unterhielt, jederzeit benutzte, um Verstimmungen zwischen beiden benachbarten Kaiserreichen zu verhüten, respektive bei zulegen Unsere Bundesgenossen werden zwar das Vertrauen gehabt haben, daß der Dreibund einen Kiieg nach zwei Seilen hin werde bestehen können, aber im Interesse des Friedens wird es ihnen doch lieber sein, wenn ein Krieg, der von allen kontinenlalen Mächten die ungeheuerlichsten Opfer an Blut, Geld und Berniögen fordern würde, überhaupt vermieden werden kann. Dächten die beteiligten Regierungen anders, so würden sie schon unter Kaiser Wilhelm I. die russischen Beziehungen Deutschlands zum Gegenstände von Besprechungen gemacht Haven ES ist dies niemals der Fall gewesen, obschon ihnen die Pflege der politischen Beziehungen zu Rußland, wie sie von Berlin aus trotz aller Rüstungen und Börsenmaßregeln niemals unterbliei en ist, und selbst die jetzt verschrieenen Abkommen nicht fremd waren. Wir glauben, die aufgeregten Blätter in der Presse zerbrechen sich ohne Not den Kopf der zum Dreibunde verbündeten Regierungen. Wir sind zu der ganzen Besprechung dieser Verhältnisse, außer anderen Zwecken, über die wir Niemandem Anstunsl schuldig sind, äußerlich durch die fortgesetzte Geschichtssälichung veranlaßt worden, die von der klerikal-liberalen Presse nicht ohne Beihilsc der osfiziöscn in der Richtung betrieben wird, die Regierung Kaiser Wilhelms I. und seines Kanzlers unehrlicher Wene sür alle Übel verantwortlich zu machen, über die jetzt nach verschiedenen Seiten hin gek.agt wird, namentlich aber für den Abbruch der früheren günstigen Beziehungen zu Rußland, der die europäische Stellung des Deutschen Reiches sicher nicht bessert. Wir haben deshalb die uns mitgeteilte Thatsachc an die Öffentlichkeit gebracht, daß dieser Abbiuch erst unter der Regierung deS zweiten Kanzler- und durch die unzweideutige Zurückweisung des russischen Ansuchens um Fortsetzung des bis herigen Verhältnisses herbeigesührt wurde Gegen diesen akten- mäßlgcn Beweis, baß der Bruch des russische» „Drahtes" unter Capriui stattsand, kann die unehrliche Verleumdung der deutichen Politik unter Kaiser Wilhelm l. nicht stichhalten Wir hätten es richtiger gesunden, wenn von auusicher Seite, ebenso wie srüher bei Gelegenheit der Fälschung der „Emser Depesche", eine aktenmähigc Klarstellung der Wahrheit stattgefunden Hütte, und möchten dieselbe noch heute empsehlen. Wir glauben, daß Berlcumdungeii der Politik Kaiser Wilhelms I. und seines Kanzlers überhaupt nicht zu de» Auf gaben der Nachfolger des letzteren gehören, und wenn die Wirk samkeit des ersten Kaisers und des ersten Kanzlers als ein einmal mit allem Glanz, aller Wärme, allen gewinnenden Emzelzügen auSgestattet, die so ost eine tiefergehende Wirkung hinterlassen haben Die Höhepunkte von Porths Verkörperung des Ritters waren immer und waren auch vorgestern die Szenen, in denen die feste Redlichkeit, Lie schlichte Tapferkeit Götzens von Berlichingen von einem trockenen Humor, einer treuherzigen Lebensfreude durch leuchtet erscheint, der der Künstler, wie wenige, Ausdruck zu geben wußte Die Dankbarkeit des Publikums, die sich während des ganzen Abends in immer erneuten Beifallsausdrücken kundgab, hinderte nicht, daß eben diese Szenen den stärksten und wärmsten Beifall fanden Die Aufführung im großen Altstädter Hause, bei der sich zu den bekannten Vertretungen der zahlreichen Gestalten des Dramas die interessante Wiedergabe des Bruders Martin durch Hrn. Holthaus gesellte, zeigte, wie große Vorteile das HauS bei Schauspielen darbietet, in denen auf Massenmitwirkung etwas ankommt Die Grundstimm ung des Abends, die Stimmung lebendiger und dankbarer Anteilnahme an der bedeutenden Leistung des abgehenden Künstlers, drängte die Mißempfindung, die die hartnäckig festgehaltene Theaterbearbeitung von l8O4 erweckt, wohl einigermaßen in den Hintergrund, überwand sie jedoch nicht. Diese Bearbeitung, die, sofern sie von einer anderen Hand als der unseres großen Dichters selbst herrührte, eine Verballhornung heißen müßte und jedenfalls ein sprechendes Zeugnis dafür ist, welch' geringe Bedeutung Goethe der lebendigen, auS hundert Lebensquellen strömenden Poesie des Götz für das praktische Theater beimaß, ist nachgerade unerträglich geworden, eS wird höchste Zeit, eine andere zu schaffen, die vom ursprünglichen Götz streichen mag, waS sie will, wenn sie nur nicht« zusetzt Am Schlüsse rief da« Publikum den Darsteller de« Götz, da« scheidend« Mitglied der Bühne, immer auf« neue, immer lautschallender hervor Hr Porth richtete zwischen zwei grünen und buntfarbigen Hügeln stehend, die man aus allen Lorbeern und Blumen des Abends emporgetüinn hatte, in tiefer Bewegung einige Abschiedswortc an das beifallspendende Haus Er hob hervor, daß mit dem heu tigen Abend der Name Porth, der durch seinen unver gessenen Vater und ihn vreiundscchzig Jahre lang der Dresdner Hofbühne angehört habe, von dieser verschwinde, sprach seinen Dank für die ihm ein Vierteljahrhundert be zeigte Teilnahme aus und schloß mit einem herzlichen Lebewohl Er darf gewiß sein, daß sein Name nicht nur im Kreise der Lebenden, sondern auch in den Annalen des Dresdner HoftheaterS treu bewahrt bleiben wird Ad Stern. Nefidcnztheater. Am 1. November: „Wildlinge", Lebensbild in vier Akten von l)r. M. Bree. (Zum ersten Male.) Das lang erwartete, viel angekündigte Stück „Die Wildlinge" ist gestern wirklich in Szene gegangen und Kat die schwer zu lösende Preisfrage hinterlassen, ob die Widerwärtigkeit des Stoffes, die innere Haltlosigkeit der Charakteristik oder das unglaubliche Ungeschick de« Auf baues, der theatralischen Führung und Belebung peinlicher und zugleich unwirksamer fei. „Die Wildlinge" sind nach einem Roman de« Verfasser« „Wo die letzten Häuser stehn", einer Wiener Vorstadtgeschichte, in der alle Greuel de« verschuldeten und unverschuldeten Arbeiterelend« zusammen geschoben, aber am Faden einer Lrben«geschichte de« ver lumpten Franz Wollner so leidlich zusammengehalten sind, „dramatisiert" Der Persasser hat geglaubt, aus der Schil derung von Fabrik-HinterhauS- und Dachstubenzuständen, de« grauen Alltagsjammers und des hirnlosen Leichtsinn«, der sich durch diesen Jammer hindurchzieht, ein packende« Stück gestalten zu können. Ohne tiefere dichterische Kraft, die ein Motiv poetisch verkörpern, entwickeln, steigern, die Stimmung erzeugen könnte, ohne Beherrschung der thea ¬ tralischen Mittel bewegt sich das Schauspiel bald in breiter, schleppender, völlig gleichgütiger Milieuschilderung, bald in jähen Sprüngen je einem grellen Aktschluß zu Vorgänge und Personen lassen uns gleichgiltig; „die Wildlinge", höchst naturalistisch in der Intention und einer Reihe brutaler Einzelheiten, sind in der Charakterschilderung wie im Dialog und Ausdruck geradezu naturlos. Nicht einmal der Grundgedanke, den der Titel wiedergeben soll, daß Arbeiterkinder ohne Erziehung wie Wildlinge aufwachsen, tritt deutlich zutage, denn der Held Franz Wollner ist eigentlich nur ter Bluse nach ein Arbeiter und gleicht in seiner arbeitsscheuen Genußsucht und seiner srechen Selbstsucht vollkommen dem verdorbenen „Wiener Frichtl" oberer Lebcnsschichten. Die beste Kritik des trau rigen Machwerkes gab das Sonntagspublikum ab, das zu Szenen voll schweren Ernste» und tragischen Gewichts wie zu schlechten Witzen vergnüglich lachte, bi« ihm am Schluß deS dritten Aktes, wo sich der alte Wollner an der Spiegelleine aushängt, und zum Schluß de» vierten Akte», wo sich die zertretene Marianne aus dem vierten Stock in den Hof herabstürzt, allmählich das Lachen verging. — E« ist nutzlose Mühe und Arbeit der Regie und der Darsteller, die an solche Schauspiele verschwendet wird Daß es Hrn. Carl Friese gelang, aus dem unzufriedenen Arbeiter Schwarzmann eine lebendige Figur zu runden, Frl Claire Krona al» Marianne ein paar wirklich er greifende Augenblicke hatte, daß sich alle früheren und neuen Mitglieder de» Residenztheater« redlich abmühten, die hohlen Schatten diese« verkümmerten Kinde« der Hauptmannschcn „Weber" mit Blut und Leben zu tränken, muß billigerweise anerkannt werden; einen Maßstab für Vorzüge und Mängel der neu engagierten Darsteller und Darstellerinnen de« Residenztheater« geben Rollen, wie sie „Die Wildlinge" ausweisen, wahrlich nicht ab. Zu den vielen Geschmacklosigkeiten de» Stücke« gehört auch der Doktortitel aus dem Theaterzettel. Al« ob der
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