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Dresdner Journal : 06.11.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-11-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189611062
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18961106
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18961106
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-11
- Tag 1896-11-06
-
Monat
1896-11
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 06.11.1896
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Nichtamtlicher Teil n Kunst und Wissenschaft Klangbild, trotzdem der Saal bald leer war P zu geringer Geltung Eine bekannte rühmliche Dar- einem Palestrinaschen gewählt wurde, haben sie bekanntlich überhaupt gar keinen Versuch gemocht, das ihnen gehörige Mandat zn verteidigen. Aber auch die nahe verwandten Par teien des Freisinns und der Sozialdemokraten haben keine Ursache mit ihren Erfolgen bei den letzten Nach wählen sich zu brüsten, obwohl Nachwahlen bekannt lich für die mit aller Skruvellvsigkeit agitierenden radikalen Parteien weit größere Chancen bieten als allgemeine Wahlen. Auch in Brauvenburg hatten be kanntlich die Sozialdemokraten nach fieberhafter Agitation und trotz starker Vermehrung der Jndustne- bevölkerung nur 147 Stimmen Zuwachs zu verzeichnen. einmal Seiten gekrach Salon spieler, am des ver- Ernstcs, wie im Plan vorgesehen war, gen Norden. Der Eisdruck, der schon im Oktober begonnen, wurde ungeheuer und hielt Herbst und Winter an Schuld daran war die Flutströmunq, die das Eis zweimal am Tage auseinander und wieder zusammenprcßte Oft hob der Druck den „Fram" fußhoch aus dem Eis und ließ ihn unter dem sich öffnenden Eise wieder zurücksinken Kein anderes Schiff hätte das ausgehalten, aber unser guter „Fram" übertraf alle Erwartungen. Er krachte noch nicht in den Fugen, so sehr auch daö Eis in seine sich stemmte. Oft konnten wir vor dem Tonner- des sich türmenden Eises unsere eigenen Worte im nicht verstehen, das genierte aber nur die Karten weil sie einander nicht Trumps ansagen konnten ivendete, und Hr. Koenig, der in einer äußerst flachen Ballade von Sobirey nicht einmal Gelegenheit hatte, mit einigen Toncffekten die sonore Tieflage seines Basses zur Wirkung zu bringen. Bei den gestrigen Vorträgen war die Akustik des Saales vollkommen zulänglich, namentlich einpfing man auf dem Balkon ein ganz klares und schönes ** Nansens eigener Bericht im „Daily Ehronicle" über die Reise des „Fram", dessen ersten Teil wir gestern nach dem „Berl Lok.-Anz." wiedergegeben haben, sagt in seinem zweiten Abschnitt folgende«: Am 20. Sep tember saßen wir, wie erwähnt, im 77. Grad 44 Min. nördlicher Breite im Eise fest. Gern wäre ich östlich am Rande des Eises entlang gegangen, um, wenn möglich, das geheimnisreiche Sannikowland zu untersuchen und von dort aus die Richtung nach der Bennet-Insel einzuhalten Allein es fand sich nichts als Eis nach jener Seite hin, und wir wären nur langsam vorwärts gekommen: ich wandte mich daher nordwestlich und folgte dem Rande des Eises Am 21. September hatten wir eine Bucht im EiS erreicht, von wo aus der Eisrand sich südwestlich auSdehnte Hier war der Weg nach Norden versperrt, wir ankerten daher am 22. September an einem Eisberg in 78 Grad 50 Min nördlicher Breite und 133 Grad 37 Min östlicher Länge und ließen da« Ei« um uns sich festschließen Mit ihm trieben wir bis zum 29. September nach Norden. So überschritten wir den 79. Breitengrad Schon jubelten wir, aber ein Nordwind sprang auf und trieb uns südöstlich. Da« war eine traurige Zeit, wir glaubten, es habe sich alles gegen uns verschworen Der 8. November sah uns wieder im 77 Grad 43 Min sicher sein: Hr. Prosessor Brunner hat beim Antritt des Rektorats der Berliner Universität am 15. Oktober d. Js. eine (seitdem auch im Druck erschienene) Rede gehalten, in welcher u. a gOagt ist: ,Tie Eigenart der deutschen Universitäten besteht einerseits in der Mittelstellung, die sic zwischen Anstalt und Körperschaft als StaatSanstaltcn mit körperschaftlicher Verfassung einnehmen, und anderseits in der Verbindung von Forschung und Lehre Es wäre denkbar, die Universitäten zu Lern- und Aussage Anstalten «mzugestalten und sie ans die Lehre überlieferter Kenntnisse zu beschränken Damit würden sie aushören, Stätten oer Wissenschaft zu fein-, denn die Wissenschaft bedarf der Forschung und die Forschung bedarf freier Bahn Mit der Freiheit, welche die Forschung genießt, verbindet sich das Ver antworUichkeits- und Pflichtgefühl, wie es schon die Stellung des öffentlichen Lehrers mit sich bringt So bietet die glückliche Mischung von körperschaftlichen und anstaltlichen Elenienten, von Forschung und Lehre, eine Schutzwebr gegen die zwei Hauvtfeinde aller Wissenschaft, gegen die Trägheit und gegen die Zuchtlosigkeit des Denkens " Der Kern des besonders aktuellen Teiles dieser Argumen tation ist in der Behauptung zu finken, die sog. Universitäts- freiheit erweise ihre Berechtigung dadurch, daß das bei den Professoren vmauszusetzende Vcrantwo tlichkefts- und Pflicht gefühl eine Schutzwehr bilde gegen die Zuchtlosigkeit des Denkens Wie aber nun, wenn durch Thatsachen belegt werden kann, daß der Grad von Verantwortlichkeit?- und Pflichtgesühl. den gewisse Prosessoren an den Tag legen, eben nicht zureicht, um eine Schutzwrhr zu bilden gegen Zuchtlosigkeit des Denkens? Wie dann? Wird sich dann nicht das Argument umkchren und die Schlußfolgerung dahin tauten, daß, wo die Voraussetzung hinfällig wird, daß die Professoren Zucht zu wahren verstehen, auch die Konklusion zn gunsten der Lehrfreiheit der Universi täten ihren Boden verliert? Ein Studentenverein, auch wenn er sich „wissenschaftlich" nennt, ist keine Fakultät, das wissen wir. Aber wenn ein solcher Verein eine festliche Zusammen kauft veranstaltet, die mit cincm Vortrag cinaeleiiet werden soll; wenn sür diesen Bortrag ein Redner bestimmt wird, der Nch in hervorragender Weise an agitatorischer Politik luteiliqt; wenn dieser Redner sieb ein Thema wählt, dessen Behandlung sich voraussichtlich in Widerspruch setzen wird mit allen Grund sätzen, die an preußischen Universitäten offizielle Giltigkeit haben, — ist es da nicht die offenbare Pflicht eines Univerfi- titslehrers insbesondere eines Ordinarius, zum allrrmindc'ten von einer solchen, das Gegenteil von „Zucht deS Denkens" be fördernden Gelegenheit sich fern zu halten? Polarcxpcvitionen, über Monotonie zu klagen gehabt. Für uns, die wir die wissenschaftlichen Untersuchungen leiteten, gab es mehr zu thun, als wir schaffen konnten Der „Fram" ivar ein herrliches Observatorium, kein Wunder, daß unsere Ausbeute so reich und wertvoll ausgefallen ist Die außerordentlich vollständigen meteorologischen, magne tischen und astronomischen Beobachtungen sind das Werk des Lieutenants Sigurd Scott Hansen, während v, Blessing den größten Teil der botanischen Untersuchungen und Beobachtungen der nuror» bvrenlis unter sich hatte, nebenbei auch die nicht unwesentliche physiologische und medizinische Abteilung Es wurden gleichfalls zoologische Forschungen angestellt, Sondierungen, Temperatur- Messungen, Untersuchungen über Salzgehalt des Meer wassers, atmosphärische Elektrizität und dergleichen mehr. Nahe Sibirien und nordwärts bis 79 Grad nördl. Br fand ich die MeereStiefc gering, kaum 90 Faden Ein wenig mehr südlich von dieser Breite dagegen stieg die Tiefe rapid, und nördlich davon erhielt ich sogar bis 1900 Faden. Man kann daher wohl das ganze Polarbecken als eine Fort setzung de« tiefen Kanals anfehen, der nordwärts vom Nordatlantischen Ozean zwischen Spitzbergen und Grön land entlang läuft Die Entdeckung eines polarischen Tiesbeckens wirft alle früheren Theorien, die auf ein polarisches Flachmeer gebaut sind, über den Hausen Übrigen« förderten die zahlreichen Bodenproben einen merk würdigen Mangel an organischem Leben zu Tage, was manche Änderung in den Ansichten über Bodenablager ungen Hervorrufen wird. Auch Temperatur und Salz gehalt de« Meere« kollidierten mit den bisherigen wissen schaftlichen Voraussetzungen Unter der Eiswasseroberfläche de» Polarmeeres fand ich eine tiefgehende Warmschicht mit stärkerem Salzgehalt; sie ist einen Grad über Rull und hängt wohl mit dem Golfstrom zusammen Darunter Richt bloß das gemeingilNge 0»i tuest evn-sotiro viäetur kommt hier in Betracht, sondern weit mehr, und eS thui uns wirklich leid, Akademiker, die ihrer wissenschaftlichen Leistungen wegen vielfach hochgeschätzt werden, erst daran erinnern zu müssen. Die Ausübung aller staatliche-, und gesellschaftlichen Autorität beruht darauf, daß eine PcrsönUchlen nicht bloß durch die ihr als Individuum zu Gebote suhcndr Kraft und L.isiungSfähigkeu wirkt, sondern mehr noch durch die Vor stellung einer Wü de, in welcher sich die besondere, der Persön lichkeit zukommeude ideale Ausgabe und eine gegen da» Gemein wesen übernommene Pflicht symbolisiert. ES gehört zum Grund wesen dieser Würde und der durch sie bedingten Autorität, daß sie überall, wo sie öffentlich austritt, sich auch Geltung ver schafft. Ein Offizier, ein Beamter düisen nicht ruhig zuhüren, wenn in einer Versammlung, in der sie zugegen sind, die Achtung vor dem Staal verletzt wird, den zu vertret.» ihre Ehre ausmachl, oder die Ehrfurcht vor dem König, dem zn gehorchen ihr Ruhm ist Aus dieser positiven Vcrpfl chtuug der mit öffentlicher Autorität brkleideicn Persönlichkeiten wird dann — mit vollem Recht — der Schluß gezogen, daß Reden und Handlungen, bei denen solche Persönlichkeiten, ohne Wider spruch zu erheben, sieiwillige Zuhörer und Zuschauer sind, ihre Billigung finden und zwar nicht bloß ihre persönliche Billigung, sondern auch ihre Zustimmung in der amtlichen Eigenschaft, die sie zu vertreten haben Da die Universitäten eine Mittelstellung einnehmen zwischen Anstalt und Korporation, so steht einem Professor immer der Ausweg offen, mit Berufung aus seine Stellung als Mittelding den Vergleich mit direkten Staatsbeamten abznlehnen Wir lassen uns daher in eine Erörterung über das Maß sia Uicheu Pflichtgefühls, das von einem Universitätslehrer zn verlangen Ware, nicht weiter ein Wir beschränken uns darauf, eine ganz konkrete Frage zu stellen Pastor Naumann hat in einer Vcr sammlung, in welcher neben bekannten sozialdemokratischen Agitatoren (auch weiblichen Ge chhchts) mehrere Lrdiuarü der Universität anwesend waren, die Äußerung gethan: „Hat man sc gehört, daß junge Geistliche veiwarnt worden wären, weil sic zu mammonislisch seien oder sich den Eisenkönigen zu nahe gestellt Hütten? Nein! Verwarnt wurde höchstens ein Geist licher, wenn er zu sehr nach der Aibeitcrscite gegangen ist. Gerade das ist charakteristisch " Den Zeitungsberichten zufolge war diese Steile vom Beifall der Versammlung begleitet, ein Widerspruch erjolgte nicht Ta erhebt sich denn doch die Frage: Ist die Universität gewillt derartige verwerfliche, ganz aus dem Niveau L ebknecht Bebelscher Demagogie sich halterde Ver dächtigungen der obeisten Staats- rind Kircheubchörden zu sank tionier-n und mit ihrer Autorität zu decken? Die Antwort lautet selbstverständlich verneinend. Abrr aus dieser Vernein ung scheint sich der Schluß zu ergcbcn, daß zum mind.sten eine größere Klarstellung der Verantwortlichkeiten unabweisbar ge worden ist. liehen Abschnitt befanden sich u. a. Reinh Beckers klangvolles »Hochamt im Walde" und da« von Kremser gesetzte aller- .»«bste altniederländische Volkslied „Komm, o komm, holdes Kindchen". Den Sologesang vertraten Hr. Neubauer, der seine dünne, mit einigen hübschen Kopstönen auSgestattete Tenorstimme in Th. Blumer» stimmunggebendem, melodisch Zwei Rkichstaftsuachwahlen haben gestern stattgefunden, deren Ergebnisse immer hin bemerkenswert sind. Die eine Nachwahl fand in Mainz statt Dort erhielt bei der letzten Reichstagswahl im Jahre 1893 im ersten Wahlgange ein Sozialdemokrat 8965, ein demokratischer Kandidat 204?, ein Zentrumskandidat 5133, ein Nationalliberaler 5269 nnd ein Antisemit 270 Stimmen. Bei der Stichwahl siegte der Sozial demokrat mit 10688 Stimmen gegen seinen national liberalen Konkurrenten, der 8196 Stimmen erhielt. Die Sozialdemokratie hatte übrigens den Wahlkreis auch schon im Jahre 1890 erobert. Die gestrige Ersatzwahl bietet ein wesentlich anderes Bild. Es erhielten I)r. Dovid (Soz-Dem.) 7289, Rechtsanwalt vr. Schmitt (Zentrum) 7132, Ober schulrat Solvau (Nationallib.s 2981 und Geometer Wolf (deutsch-soziale Reformpartei) 826 Stimmen. Ein demokratischer Kandidat war nicht aufgestellt. Die Ergebnisse der noch ausstehenden Orte sind be langlos. Infolge des Rückganges bei der sozial demokratischen Partei um rund 1700 Stimmen, des erheblichen Anwachsens der Zentrumsstimmen und des ebenfalls sehr großen Rückganges der National liberalen fallen diesmal die letzteren bei der Stichwahl ganz aus und mit den Sozialdemokraten kommt der Zentrumsmann unter so guten Aussichten zur Stichwahl, daß die Hoffnung auf die Niederlage des Sozialdemokraten eine wohlbegründete ist. Schon wenn die antisemitischen Wähler, was wohl bestimmt gehofft werden kann, für den Kandidaten des Zen trums eintreten werden, dürfte letzterer zum Siege ge langen. Aber auch von den Nationalliberalen darf man wohl erwarten, daß sie ihre sogenannten kulturkämpfer ischen Neigungen bezähmen werden angesichts der Möglichkeit, dem gemeinsamen Feinde aller patriotisch Gesinnten eine empfindliche Niederlage zu bereiten! In dem anderen Kreise, der gestern zu wählen hatte, dem Gießener, erhielt bei der letzten Reichs- tagSwahl der nationalliberale Kandidat 4300, der antisemitische 5606, der sozialdemokiatische 2852 und der freisinnige 1883 Stimmen. In der Stichwahl siegte dann der Antisemit mit 8163 Stimmen über den Nationalliberalen, der 6987 Stimmen erhielt. Soweit bis jetzt bekannt ge worden, haben bei der gestrigen Wahl erhalten Meinert (Nat.-lib.) 1519 Stimmen, Prof. Stengel (Freisinn) 1832 Stimmen, Kohler (deutsch-soz. Refp.) 2413 und Scheidemann (Soz.-Dem.) 2796 Stimmen. Zwar fehlt das Ergebnis aus 90 Orten noch, und zwar vorwiegend aus solchen ländlichen Ortschaften, die die Stimmenzahl des Antisemiten noch beträchtlich vermehren dürften, aber soviel dürste schon jetzt fest stehen, daß, wie in Mainz, so auch in Gießen die nationalliberale Kandidat, infolge eines außerordcnt lrch großen Stimmenrückganges, bei der Stichwahl nicht mitzusprechen haben, diese sich vielmehr zwischen dem Sozialdemokraten und dem Antisemiten unter guten Aussichten für den letzteren abspielen wird. Die Sozialdemokraten werden sich, wenn überhaupt einer Vermehrung ihrer Stilpme, dann nnr einer gering fügigen rühmen können. Der Erfolg der freisinnigen Partei, die noch bis zum Jahre 1890 den Wahlkreis zu ihrem festen Besitztum rechnen konnte, ist, trotz aus giebigster Agitation derselbe dürftige, wie bei der letzten Wahl. Ganz auffallend schlecht haben also bei den beiden Nachwahlen die Nationalliberalen abgeschnittcn. In Brandenburg Wcsthavelland, wo iu der vorigen Woche Die Großartigkeit des Schauspiels fesselte anfang« alle auf Deck, bald aber wurden sie dessen müde und blieben unten, wo es hübsch warm war und ließen Eisdruck Eis druck sein — fühlten sie sich doch so sicher wie in einer Festung. Die Temperatur siel jählings, das Quecksilber gefror im Thermometer, 63 Grad unter 0 war die niedrigste Messung Der Wind war schneidend, aber wir fühlten uns selbst beim Spaziergang auf Deck warm und munter Erst um Neujahr wurde im Innern des „Fram" mit Heizen begonnen, solch' ein warme» gemüt liches Nest war unser Schiff. Die Gesundheit aller war gut; ich glaube, dies Eismeer ist eine gesunde Gegend. Elektrisches Licht produzierte unsere Windmühle; war kein Wind, brannten wir gewöhnliches Ol. Das Leben an Bord war freundlich, jedermann verträglich, an Beschäftigung fehlte es nicht, aber auch ohne sie hatte niemand Langeweile. Wer nicht mit den wissenschastlichen Untersuchungen ständig beschäftigt war, dem stand die treff liche Bibliothek zur Verfügung, für den waren Spiele, Musik u a. vorgesehen Wir haben nie, wie andere Verantwortlichkeits- und Pflichtgefühl akademischer Lehrer. Voller Zustimmung dürfte bei unseren Lesern achstehendc Auslassung der „Nordd. Allgcm. Ztg." bietung wiederholten die Sänger gestern mit Wiedergabe von A Tagesgeschichtc. Dresden, 6. November. Se Königl. Hoheit der Prinz Johann Georg wird in Begleitung Höchst- seines persönlichen Adjutanten Premierlieutenants v. Nostitz-Wallwitz heute abend der Feier des 21. St ftungsfestcs de» Königl. Sächs. MiUtärvereins „Prinz Johann Georg" zu Cossebaude im Berg- restaurant daselbst beiwohnen Deutsches Reich. Berlin Se. Majestät der Kaiser gedachten Sich nach Beendigung der gestrigen Jagd in Groß-Strehlitz von dort nach Pleß zu begeben, wo heute und morgen größere Jagden stattfinden sollen. Im Neuen Palais dürften Sc. Majestät am Sonntag früh eintreffen Der Bundesrat hat in seiner gestrigen Sitzung den Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Reichshaushallsctats für 1897 98, den Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Haushaltsetats für die Schutzgebiete auf das Etatsjahr 1897 98 und den Entwurf eines Gesetzes wegen Aufnahme einer Anleihe für Zwecke der Verwaltungen des ReichSheercs, der Diarine und der Rcichscisenbahnen den zuständigen Ausschüssen überwiesen. Der Entwurf des Etats über den Rcichsinvalidenfonds zum Reichshaushaltsetat für 1897 98 wurde nach dem Berichte der zuständigen Ausschüsse genehmigt, ebenso der Entwurf des Etats der Marineverwaltung zum Reichshaushaltsetat sür 1897/98 und der Entwurf des Reichshaushaltsetats für 1897'98 und zwar: a) Einnahme an Zöllen, Ver brauchssteuern rc, b) Einnahme an Stempelabgaben. Dem Berichte der zuständigen Ausschüsse, betreffend den Ent wurf eines Gesetzes zur Ergänzung der Gesetze über Post- dainpfschiffsverbindungcn mit überseeischen Ländern wurde die Zustimmung erteilt Die Etats zum ReichShaushalts- etat für 1897/98 und zwar: a) der Post- und Tele graphenverwaltung, b) für die Verwaltung der Eisenbahnen wurven genehmigt. Konzert. Im Saale des Vereinshauses hat Donnerstag die Konzertoereinigung der Mitglieder Königl. Domchores zu Berlin einen Musikabend Ter Wahlsieg Mar .Mnleys hat bekanntlich unter den Goldleuten großen Jubel erregt. Wie in Amerika, ist auch in England, Frank reich und Deutschland durch die Presse eine außer ordentliche Genugthuung über das Ergebnis des Kampfes zum Ausdruck gebracht worden. Es sei hier davon abgesehen, ob mit dieser Entscheidung schon das letzte Urteil über die Silberfrage gesprochen worden, und es sei zugegeben, daß die Möglichkeit einer gesunden Finanzpolitik durch den jetzigen Ausgang der Dinge gesichert worden ist. Denn wie man immer zur Währ ungsfrage stehen mag, so wird man doch den Weg der internationalen Regelung als den besten anerkennen und es als ein schwerer Wagstück ansehen, wenn die nord- amerikanische Republik in dieser Angelegenheit ganz selbständig vorgehen, eine Ära unübersehbarer Preis- revolutionen Hervorrufen würde Wir möchten hier vielmehr auf eine andere Seite des amerikanischen Wahlfeldzuges Hinweisen, den man nicht ganz und gar unter das Stichwort für oder gegen die Gold währung stellen darf. Es sind nämlich, was auch die „Nordd. Allg. Ztg." gestern betonte, innerhalb und durch den Wahlkampf in der Union soziale Erschein ungen hervorgetreten, die für die weitere Ent wickelung der amerikanischen Demokratie vielleicht be deutungsvoller sein werden als die Behandlung der Währungsfrage. Es ist in diesem Wahlfeldzuge zum ersten Male, von Bryans Seite aus, kie Leidenschaft des wirtschaftlichen Klassenkampfes in den unteren Schichten der Bevölkerung aufgerufen nnd verwertet worden. Bryan wandte sich in seinem Programm gegen einige große Mißstände auf wirtschaftlichem Gebiete, namentlich gegen die verschiedenen Trust bildungen, die große Erwerbszweige in Fesseln halten und die Konsumenten schwer belasten Das war recht und billig, aber er und seine An hänger schlugen bald übers Ziel hinaus, gerieten in sozialdemokratische Bahnen und arbeiteten mit Schlagwörtern gegen Kapital und schließlich gegen den Besitz überhaupt, welche die Massen aufregten und verwirrten, sodaß viele unter dieser Losung an die Wahl urne gingen. Dieses Agitationsmittel hat am Ende zwar nicht die gehofften Erfolge gezeitigt, in manchen Staaten und Wählerkreisen dem Silbermannc sogar geschadet, aber es ist jedenfalls zu einem ersten starken Ansatz einer sozialdemokratischen Bewegung gekommen. Ob letztere nun sich weiter entwickeln und in abseh barer Zeit auf die Parteibildung einwirken wird, darüber läßt sich wenig sagen. Bisher ist einer solchen gegen die besitzenden Klassen gerichteten Strömung einmal die enorme Ausdehnung des Staatenkomplexes mit der ebenso großen Manig faltigkeit der wirtschaftlichen Zustande und so dann das Dogma von der vollkommenen freiheit lichen Einrichtung der Ljankee Republik hinderlich ge wesen Aber ein beachtenswertes Symptom hat sich nun im letzten Kampfe gezeigt und gerade weil in diesem letzteren die wirtschaftlichen Interessen und Gesichtspunkte die politischen mehr als je zuvor be drängt haben und weil du: ch diese Wablkämp'e die Grenzen der bisherigen Parteien vielfach gesprengt worden sind, anstaltet. Seit Jahren regelmäßig bei unö einkehrend, ist sie sich in ihren Vorzügen immer gleich geblieben, ob auch dieser und jener in das Ensemble neu eingetrctcn sein mag. Wohlklang, Sicherheit der Intonation, reiche dynamische Behandlung und vortreffliche Schattierung des Vor- lragS zeichnen heute wie vordem die Leistungen dieses doppelt besetzten Männerguartetts aus, da» in den Bässen pracht voll fundiert ist und seine wohlgeschultcn Stimmen zu musterhaften Zusammengehen vereinigt. Auch die Neigung zu etwas empfindsamem, mit der schönen Ton wirkung ein wenig posierendem Vortrag ist geblieben, doch kommt sie bei dem jetzt kürzer gehaltenen Programm nur ausdrucksvollem „Ave Maria" (Harfe: Frau Kammer- nördlicher Breite und 138 Grad 8 Min östlicher Länge, mufikerin Berzon) mit gut musikalischem Vortrag »er- Dann sprang der Wind um und führte un« allen sodaß die Verbände kaum mehr ganz in der alten Weise wiederherzustellen sein werden — gerade deshalb ist die Möglichkeit gegeben, daß dieses erste kräftige Auf- tauchen einer sozialistischen Bewegung nicht ohne Folgen bleibt, sei es nun im Sinne einer selbständigen Entwickelung oder, was näher liegt, einer Einwirkung tuf die weitere Gestaltung der amerikanischen Demo kratie als Partei. Wie Deutschland zu dem Ausgange der amerika nischen Wahl steht, ist schon mehrfach angedeutet worden. Mac Kinley ist ein entschiedener Anhänger der Monroe-Doktrin: Amerika den Amerikanern; er hat seine entsprechenden Anschauungen seiner Zeit in einer für das deutsche Handelsleben sehr empfind lichen Weise zu praktischer Durchführung gebracht Die Perspektive, die sich mit seiner Wahl für die deutsche Industrie und auch sür die deutsche Land wirtschaft eröffnet, ist daher keine erfreuliche Man versichert zwar jetzt schon von drüben, Mac Kinley beabsichtige nicht, die Schutzzoll Politik weiter zu forcieren, aber es sind das Erklär ungen von zweifelhaftem Wert. Vorderhand ist kein thatsächlicher Beweis dafür vorhanden, daß Mac Kinley seine dem Auslandsverkehr widerstrebenden Anschauungen modifiziert hat, man muß also zunächst damit rechnen, daß er versuchen wird, der amerika nischen Industrie durch Zölle noch weiteren Vorschub zu leisten. Diese Dinge werden sich ja bald klären, auch die Aussicht, ob er sür solche Verschärfungen die parlamentarische Mehrheit gewinnt. Geschieht letzteres, dann stehen Deutschland Kampfmittel zu Gebote, um solchen Maßnahmen nach Möglichkeit die Spitze zu bieten. der Lottis Miserere, das neben Gesang, einer Motette von A Becker und einem vornehm harmonisierten Liede von E. Wilsing den ersten, geistlicher Musik gewidmeten Teil des Chorprogramms ausmachte. In dem zweiten, weit ÄMNMl >«tü«ht,ungsgrbühre»: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift »v Pf Unter „Eingesandt" die Zeile so Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsay entsprechender Ausschlag. Heraa»«eber: Königliche Expedition de« Dresdner Journal» Dresden, Zwingerstr 10. Fernspr -Anschluß: Nr 1»»6. 2SN. 18S«. Erscheine«: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend» Fernspr -Anschluß: Rr.1T»». ' Für Dresden mertryahrUch r vlark bo Ps, bei den Kaiser- sich deutschen Postanfialten vitrttyöhrlich«Mark; außer halb de» Deutschen Reiche» Dresdner Freitag, den 6. , abends.
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