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Dresdner Journal : 26.10.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-10-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189610262
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18961026
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18961026
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-10
- Tag 1896-10-26
-
Monat
1896-10
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 26.10.1896
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Dresden, 26. Oktober. Se Majestät der König erteilten am gestrigen Sonntag vormittags Hl2 Uhr im König!. Nesidenzschlosse nach dem Besuche de« Gottesdienste- an die nachgenannten Herren Audienzen: LandgerichtSdircktor Or. Franze, Oberforstmeifter Winter, Kommerzienrat Wolff, Baurat Adam, Land richter lfi. Meister, Pastor eiu. Rühle und Stadträte Wetzlich und Weigandt. Nachmittags um 5 Uhr fand bei Sr. Majestät in Billa Strehlen König! Familientafel statt, an welcher Ihre Köniql. Hoheiten der Prinz Georg, der Prinz Friedrich August nebst Durchlauchtigster Ge mahlin und die Prinzessin Mathilde teilnahmen. — Heute vormittag Hl! Uhr trafen Se Majestät der König, von Strehlen kommend, im Residenz schlosse ein, nahmen erst militärische Meldungen und sodann die Borträge der Herren Staat-minister und DepartrmmtSchefs der König!. Hofstaaten entgegen. Nach Erledigung der Regiernng-geschäfte kehrten der Monarch nachmittags nach Billa Strehlen zurück. Dresden, 26. Oktober. Auf der Tagesordnung der heu'.e abgehaltenen (sechzehnten) Sitzung der evangelisch-lutherischen LandeSsynode stand nach dem Registiandenvortrag zunächst die Beratung des Antrags des Berfassungsausschusses zu dem mit Erlaß Nr. I I vorgelegten Entwürfe eines Kirchen gesetzes, die Berwaltung von Grundstücken geistlicher Lehne im Falle der Verpachtung betreffend. Der Berfassungsautschutz beantragte einige meist redaktionelle Änderungen und schlug vor, die in dieser Sache ein- gegangeneii Petitionen a's erledigt zu erklären. Nachdem der Berichterstatter S. M. Or. v Wächter die Gründe für die Beschlüsse des Au-schusses eingehend dargelegt hatte, sprachen sich die S.-M. Pfarrer Hammer, LUperinten- dent Spranger, Pfairer Pie. Lehmann, Oberamtsrichter Kramer, Superintendent Hösselbarth, Amtshauptmann Or. Nnmpelt und Gutsbesitzer Dämeritz für die Bor lage aus. Die S.-M. Pfarrer Arnold, Pfarrer Große und Lkonomierat Eulitz wünschten eine fakultative Fassung des H 7. Pfarrer vr Ot'o wünschte Be seitigung des genannten Paragraphen, während die S M. Pfarrer Oi. Schönberg und Rittergutsbesitzer v Carlowitz sich gegen das ganze Gesetz aussprachcn. Die erhobenen Bedenken wurden von dem Pi äsidenten der Landeskonsistoriums v. Zahn, welcher den Stand punkt deS Kirchenregiments ausführlich darlegte, in längerer Rede zurückgewiesen. Nachdem in der Spezialdebatte die S.-M. Geh. Rat l)r. Wach, Amts- hauptmann De. Rumpelt und Sekretär Weidauer zu 8 l gesprochen hatten, wurden die 88 1 bis mit 6 angenommen. Zu 8 7 nahm der Präsident des LandeskonsisteriumS v. Zahn abermals das Wort und sprach bei Schluß der Redaktion noch fort. Dresden, 26. Oktober. Der Präsidei t der Ober rechnungskammer, Frhr. v. Salza und Lichtenau, ist von seinem Urlaube zurückgekehrt und hat am heutigen Tage die Geschäfte wieder übernommen. Deutsches Reich. * Berlin. Se. Majestät der Kaiser sind am Sonnabend von den Hochzeitvfcierlichkeiten in Schwerin aus der Wildparkstation wieder eingetroffen. — Der neue Direktor des Kolonialamtes, geh: Legationsrat Frhr. v. Richthofen, übernahm am Sonn abend die Geschäfte, nachdem er vormittags mehrere Stunden mit l)r. Kayser und anderen Beamten gearbeitet hatte Der Staatssekretär Frhr v. Marschall führte Frhrn. v. Richthofen in seine neue Stellung ein, zu welchem Zwecke er alle Herren des Refforts versammelt hatte. — Im Reichsamt des Innern treten heute Vertreter der Regierungen zusammen, in deren Gebieten sich Börsen befinden Nach der „Post" wird es Aufgabe dieser Kon ferenz sein, eine Reihe von prinzipiellen Fragen wegen Einführung des Börsengesetzes einheitlich zu regeln Dahin gehören vor allem die Bestimmungen über die Organisation des Maklerwesens, über die Preis feststellung, die Feststellung von Standardtypen der Produkten börse, die Beteiligung der Landwirtschaft am Börsenaus- schusse rc. Auch über die Anstellung der Staatskommiffare dürste man eine prinzipielle Einigung erzielen, zumal da von verschiedenen kleineren Börsen der dringende Wunsch laut geworden ist, der Staatskommiffar möae seine Thätig- keit lediglich auf die Mitwirkung beim Ehrengericht be schränken Sobald über diese Punkte eine prinzipielle Einigung erzielt worden ist, werden die Staatsregierungen ihrerseits in der Lage sein, die Börsenordnung, n festzu- stellen — Im weiteren Verlauf der letzten Sitzung des Kolonialrats berichtete RechrSanwalt llr Scharlach über die Ergebnisse der Beratungen des für die Neu-Guinea- Angelegenheit nicdergesetzten Ausschusses Danach würde eS dem Interesse des Reichs entsprechen, die Landeshoheit im Schutzgebiete dec Neu-Guinea-Compagnie unter Ab findung der letzteren auf das Reich zu übernehmen Nach einer längeren Erörterung der Vorschläge des Ausschusses trat die Versammlung ihnen mit einigen redaktionellen Abänderungen bei Am Nachmittag erklärte der Vorsitzende auf eine Anfrage die Preßnachrichten über neue Etatsforderungen aus Anlaß eines angeblich gegen die Wahehe stattgehabten Zuges für erfunden. Die Versammlung trat alsdann in die Beratung der ihr oorgelegten Denkschrift über die in Deutsch- Südwestafrika thätigen Gesellschaften ein. Mit besonderer Berücksichtigung der Frage der Zweckmäßigkeit der Zulassung englischer Gesellschaften im Schutzgebiete schilderte Rechtsanwalt l)r. Scharlach eingehend die Ent stehung, das durchaus korrekte Verhalten und die Thätigkcit der South Westafrica Company. Er hob insbesondere hervor, daß in der fraglichen Zeit für eine deutsche Gesell schaft weder in Deutschland noch anderswo Geld zu haben gewesen sei, während die von ihm nachher gegründete eng lische Gesellschaft lebhafte Beteiligung in Deutschland ge funden habe. Der Vorsitzende bestätigte diese Ausführ ungen und erklärte unter Hinweis aus seine früheren Mitteilungen im Reichstag, daß die Gesellschaft jeder Zeit ihre Verpflichtungen streng erfüllt und sich in jeder Weise der Negierung entgegenkommend verhalten habe. Er beklagte auch, daß sich in Deutschland kein Kapital für Deutsch-Südwestafrika gefunden habe. Der Vorsitzende knüpfte daran eine Reihe von Mitteilungen über die Entstehung und Wirksamkeit des Karaskhoma-Syndikats und der South Nfrican Terri tories Company. Staatsminister v. Hofmann wies darauf hin, daß die Konzession des Karaskhoma-Syndikats vom Kolonialrat seiner Zeit genehmigt worden sei, und daß sie so wie so verfalle, wenn die Gesellschaft nicht binnen einer gewissen Frist die ihr obliegenden Eiienbahnbauten in Angriff nehme. Die Versammlung empfahl schließlich der Regierung baldige Ausführung einer Landungsstelle am Swakop und Herstellung von Telegraphenlinien im Schutzgebiete. Außerdem bezeichnete sie es als erwünscht, vor der endgiltigen Einführung von Zöllen in Deutsch- Südwestafrika darüber gehört zu werden Der Kolonial rat wurde alsdann bis auf weiteres vertagt, nach dem Se. Hoheit der Herzog Johann Albrecht zu Mecklen burg dem Vorsitzenden noch den Dank der Versammlung für seine Leitung der Beratungen ausgesprochen hatte — Der böswilligen Ausbeutung deü Falles Brüsewitz zu allen möglichen Verleumdungen der Offizierstandes, der sich die sozialdemokratische Presse mit dem denkbar größten Behagen hingicbt, und in welcher Arbeit sie von der freisinnigen und einem Teile der Zentrumspresse in der unverantwortlichsten Weise unterstützt wird, treten die „Hamburger Nachrichten" in durchaus zutreffender Weise in einem längeren Aussatze entgegen, in dem es u. a. heißt: „. . . In der Ausmalung des Zustandes, als ob es in Deutschland eine militärische Kaste gäbe, die sich ein Recht über Leben und Tod der Zivilbevölkerung anniaßen dürfte, schwelgt der „Vorwärts" förmlich und er ist in der angenehmen Lage, sich dabei auf das Urteil des„so gemäßigten" Pariser „Tempo" berufen zu können Aber auch in der Presse anderer Parteien, in der bürgerlich demokratischen und nicht am wenigsten in der klerikalen, findet inan bittere Klagen über die Folgen des „falschen" oder des „über spannten" militärischen Ehrbegriffs, — und das alles lediglich auf eine angebliche Äußerung des Lieutenant v Brüsewitz hin! Zunächst wird doch erst einmal ab- zuwarten sein, ivie diese Äußerung wirklich gelautet hat, und je nachdem wird es sich dann fragen, ob ein „falscher" oder „krankhafter" Ehrbegriff lediglich im Kopfe eines ein zelnen Offiziers oder in der ganzen Armee zu konstatieren ist. Viele Leute scheinen aber das letztere schon jetzt als cr- wiesen anzunchmcn, und das ist, wogegen inan sich wenden muß Der Ehrbegriff, welcher nach Tradition und Vorschrift in unserm Offizicreorps lebt, ist eines unserer wertvollsten nationalen Güter, das wir heute weniger als je preiSgcben wollen. Gewiß dürften sich mit diesem Ehrbegriff in einzelnen Köpfen verschrobene und krankhafte Vorstellungen verknüpfen, aus denen beklagenswerte Folgen hcrvorgehcn können Aber deshalb jenen Ehrbegriff verwerfen unv die moralische Wesenheit unseres Offiziercorps umgestalten zu wollen, liegt keine Veranlassung vor Ähnliche Fälle, wie der Karlsruher Vorgang, sind auch in der Vergangenheit vorge- kommcn. Daß sic nicht ganz zu vermeiden sind, liegt in der Un vollkommenheit aller menschlichen Einrichtungen. Aber wir möchten behaupten, daß, wenn man eine Statistik über sie aufmachte, sich ein steter Rückgang ihrer Zahl heraus stellen würde . . . Was den vom „TempS" erhobenen Vor wurf einer abgeschlossenen Kaste anlangt, so ist uns sehr ziveifelhaft, ob andere Offizierkorps, z. B das französische, sich in innigeren, oder auch nur fo innigen Beziehungen zam Bürgertum befinden, wie da« unserige. Aber frei lich die soziale Position unsere« Offizierkorps, die Achtung, in welcher e« bei der ganzen Nation steht, ist eine erheblich andere, als in den übrigen Ländern. Sollen wir unS darüber grämen? Wir dächten, gegenüber der Perspektive, daß unsere Armee eine» Tages berufen sein kann, die be stehende Ordnung gegen den Ansturm der Revolution sicher zu stellen, hätten wir alle Veranlassung, ein in dieser Weise geachtetes Lffizierkorps al« einen unschätzbaren Besitz zu betrachten Jene Achtung aber steht in unlös barem Zusammenhänge mit dem strengen Ehrbegriffe unseres Osfiziertorp«; ihre Voraussetzung ist, daß der Offizier auf sich hält, daß er sich bei all' seinem Thun und Lasten der Pflichten seiner Stellung bewußt ist. Diese Eigenart unseres Osfizierkorp», mit der e« sich in den glänzendsten Schlachten der Weltgeschichte bewährt hat, sollten wir um einer vereinzelten Ausschreitung willen zer stören wollen? Jeder Unbefangene begreift, wem allein die Deklamationen über den „falschen Ehrbegriff" zum Vorteil ausschlagen können. Bei der heutzutage bis in die gemäßigten Richtungen hinein eingeriffenen demagogischen Agitationsweise enthält der Fall Brüsewitz für die ver schiedensten Parteien eine starke Versuchung, dem Sensation«- und Entrüstungsbedürfnis der Menge zu schmeicheln Sie alle aber, mit Ausnahme der Sozial demokratie, sägen dabei an dem Aste, auf dem sie sitzen, und betreiben die Geschäfte derjenigen, deren natürliches Interesse es ist, die Armee zu diScreditieren. Das sollte man in einem großen Teile der „bürgerlichen" Presse doch etwas bester beherzigen!" Schwerin. In der Schloßkirche hat am Sonnabend die Trauung des Erbgroßherzogs von Oldenburg mit der Prinzessin Elisabeth von Mecklenburg- Schwerin stattgefunden. Die TrauungSceremonie vollzog der Hofprediger Wolf. Den HochzeitSzug eröffneten nach Vorantritt von Kammerherren und Hofcharqen Se. Majestät der Kaiser, welcher die Großfürstin Maria Pawlowna führten Es folgte Se. Königs. Hoheit Prinz Heinrich von Preußen mit der Erbgroßherzogin von Mccklenburg- Strelitz, Großfürst Wladimir mit der Herzogin Eugenie vcn Oldenburg und dann die anderen Fürstlichkeiten. Wiederum unter Vorantritt von Kammerherren und Hof chargen folgten dann der Bräutigam, Erbgroßherzog von Oldenburg, geführt von den Großherzoginnen Marie und Anastasia und die Braut, geführt von dem Groß herzog von Oldenburg und dem Großherzog von Mecklen burg-Schwerin. Se. Majestät der Kaiser trugen die Uniform der Mecklenburgischen Dragoner, Se. König!. Hoheit Prinz Heinrich Marineuniform, der Erbgroßherzog von Oldenburg Dragonerunisorm. Bei der Erteilung des Trau segens läuteten die Kirchenglocken und ertönten Kanonen schüsse. Nach beendigter Trauung sand eine Defilircour und sodann Familientafel in der Waffenhalle statt. — Das neuvermählte erbgroßherzogliche Paar reiste nach mittags um '?4 Uhr über Lübeck nach Schloß Lensahn bei Eutin ab. Se. Majestät der Kaiser verließen nach mittags 3 Uhr 45 Minuten im Sonderzuge Schwerin. München Der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe ist gestern früh nach Berlin zurückgereist. Darmstadt. Der Kaiser von Rußland, der Groß- Herzog und Großfürst Sergius besuchten gestern nachmit tag, einer Einladung des Offiziercorps de« Leibgardercgiments Nr. 115 folgend, das Kasino dieses Regiments. Später wohnten das russische Kaiserpaar sowie sämtliche hier an wesenden Fürstlichkeiten der Tannhäuser-Ausführung im Hoftheatcr bei. österreich-Nngarn. Temcsvar. Der Honvedminister Baron Fejervary hielt gestern hier seine Programm rede als Kandidat für das Abgeordnetenhaus. Die Rede wurde sehr beifällig ausgenommen. Der Minister trat für die unveränderte Aufrechterhaltung des staatsrechtlichen Verhältnisses mit Österreich ein, da Ungarn dabei nur gewinne, ferner für eine gerechte Verteilung der Quote, und sprach sich miß billigend über die falschen Propheten aus, welche an dem Ausgleich rütteln wollten und die nicht bedächten, daß sie hierdurch Ungarn dem Ruine zusühren würden. „Was die Wehrkraft angeht, so ermöglicht es das Land, wenn auch mit Opfern, daß sie derart organisiert wurde, daß das Ansehen der Monarchie und in derselben dasjenige Ungarns nach außen bedeutend gestiegen ist und wir uns gegen jede Eventualität gesichert fühlen. Wir müssen die auf diesem Gebiete sich zeigende Kraftanstrengung des Auslandes mit großer Aufmerksamkeit verfolgen und nicht nur von Zeit zu Zeit die Aufmerksamkeit auf die unserseits zu be folgende Thätigkeit lenken, sondern auch, unter Wahrung der vitalsten Interessen der Staatsbürger, den gesetzgebenden Körperschaft« bi» notwendigen Vorlagen machen " Redner konstatierte sodann, daß dre Nation stolz auf jeden Teck der Wehrkraft des Lande« sei und ihr patriotische Liebe und Naterftützung «»gedeihen laste Dasselbe sehe man auch bei den übrigen Völkern Europa« Er sei über zeugt, daß Ungarn auch auf diesem Wege standhalten und die Thätigkeit der aus seinen Söhnen bestehenden Wehr kraft stets mit wärmster Sympathie begleiten werde Kr«»lre1 ch. x-? Pari« Die Minister hielten vorgestern unter dem Vorsitz des Präsidenten der Republik, der zu diesem Zwecke nach Pari« gekommen war, aber nachmittag« 3 Uhr nach Rambouillet zurückkehrte, einen Ministerrat ab und besprachen sich hauptsächlich über den Wieder zusammentritt de« Parlament« und die Interpellationen. Sie kamen dahin überein, daß die Interpellationen übcr Algier sowie die Gesetzvorlage der Regierung über die Zuckerzölle an die Spitze der Tagesordnung der Kammer gestellt würden. Was das Budget von 1897 betrifft, so glaubten die Minister, daß cs am 9. November wcrde zur Diskussion kommen können Der Justizminister kielt über sein Projekt, die Reorganisation der Gerichtshöfe betreffend, Vortrag Dann wurde beschlosten, den franzö sischen Generalkonsul in New-Aork, Bruwaert, mit dem Studium der internationalen Münzfrage und besonders mit demjenigen des Münzwesens in den Vereinigten Staaten zu betrauen. Der Minister des Auswärtigen teilte mit, daß die Regierungen Frankreichs und Italiens sich gegenwärtig mit der gegenseitigen Verbesserung der Schiffahrtsverhältnisse durch die Aushebung der Cchiffahrts- zölle befaßten und daß am 1. November das diesbezügliche Einvernehmen in Kraft trete. Auch sprach Hr Hanotaur über die Entschädigung, um die Marokko hinsichtlich des Überfalles des französischen Schiffes „Prosper Corin" durch marokkanische Seeräuber angegangen werden soll — In vergangener Woche trat dcr 4. Kongreß der französischen Handclsvereine zusammen, zu welchem etwa 456 Delegierte erschienen waren, die 220 Vereine vertraten. Unter den von diesem Kongreß gefaßten Be schlüsten figurieren folgende: Aufhebung des Zündhölzer- monopolS; Opposition gegen die Einführung der Renlen- steuer im Interesse des StaatSkreditS und gegen die Ein führung des Alkoholmonopols jeglicher Art; Abschaffung des Privilegiums der Branntweinbrenner; Beseitigung des Oktroi; Erneuerung des Privilegiums der Bank von Frankreich; Erhöhung deS Gewichts der Postpakete auf 20 lc^ mit verhältnismäßiger Tariferhöhung; baldmöglichste Erbauung einer normalspurigen Stadtbahn rc. * Paris. Wie die „Petite Röpublique" meldet, be schäftige sich der Generalstad infolge der Errichtung eines Lagers in Malmedy mit der Frage einer Verstärkung der Garnisonen im Norden. Der Effektivbestand des 1. ArmeecorpS würde um ein Viertel erhöht werden. — In Lille wurde gestern des Denkmal des Generals Faidherbe eingeweiht. Ter Kriegsmimstcr begrüßte die Statue im Namen aller Franzosen, denn alle Parteien ohne Unterschied hielten das Andenken an den Führer hoch, der sich in schmerzlichen Tagen helden mütig gezeigt. Die Truppen zogen an dem Denkmal vorüber, eine zahlreiche Menschenmenge wohnte dcr Feier bei; es herrschte großer Enthusiasmus. — In Albi wurde gestern unter Festlichkeiten die Glashütte eingeweiht, welche von den früheren Aus ständigen von Carmaux vermittelst der durch verschiedene Subskriptionen aufgebrachten Beträge eingerichtet worden ist und welche von Arbeitern exploitiert und verwaltet werden soll. Rochefort und zahlreiche sozialistische Depu tierte wohnten der Feier bei. Die Stadt Albi wollte dem Unternehmen 60 000 Frcs. bewilligen, die Negierung genehmigte jedoch den Zuwendungsbeschluß nicht. Der Glashütte fehlen noch 130 000 Frcs. zur Vollendung und zum notdürftigsten Betrieb. — In der Herz-Jesu-Kirche zu Armentii-res ver anstalteten 17 Redemptoiristen eine Mission. Da sie in ihren Predigten politische Fragen behandelten, organi sierten gestern abend etwa 200 Personen eine Gegen kundgebung Ein Teilnehmer derselben verlangte Be steigung der Kanzel zur Widerlegung der politischen Prcdigr. Als dies verweigert wurde, stimmte die Menge die Marseillaise und andere Lieder in dcr Kirche an. Die Kundgebung endigte mit einer Schlägerei, sodaß die Polizei cin- schreiten mußte. Mehrere Personen wurden verhaftet Italien. Rom. Die Ziviltrauung des Prinzen von Neapel und der Prinzessin Helene wurde vorgestern im Ballsaale des Quirinal vollzogen. Das Königspaar saß vor einem Tische, welcher in der Mitte des Saales ausgestellt war. Es war umgeben von allen hier an wesenden italienischen und montenegrinischen Fürstlichkeiten, sowie von der Königin Maria Pia, dem Herzog von Lporto, dem Prinzen Viktor Napoleon und dem Prinzen noch nntDramen un vetlamalorifchen Stil,einem „Camoens", einem „Karl Stuart", einem „Rafael" und höchstens mit einem patriotischen Schauspiel wie „Herzog Christoph der Kampfer" nach Lorbeeren trachtete, erst zn Ausgang der fünfziger Jahre die Reihe seiner bayerischen Erzählungen in der „Gartenlaube" begann und daran bald merkte, daß ihm hinter Almenrausch und Edelweiß sein Weizen blühe; da war der späterhin mit Grosse verschwägerte Franz Trautmann, dcr eben mit „Eppelein von Geilingen" den Weg zum chronikalischen Roman betreten hatte, den er in der „Chronika des Hrn. Petrus Nöckerlein", in den Münchener Stadtgeschichten und in „Meister NiklaS Prugger" fortsetzte, übrigens wie Grosse selbst ein Stück Maler, ein Stück Kunsthistoriker, der sich schon zu seinem großen Buche über das „Kunstgewcrbe vom frühesten Mittelalter bis Ende des 18. Jahrhunderts" rüstete; da war eine Phalanx von schöngeistigen Offizieren, die in den fünf ziger Jahren in Bayern etwa so gediehen, wie in den dreißiger Jahren in Preußen Die Grundrichtung aller entsprach einigermaßen der des früher geschilderten Hölli schen Poetenkreises, nur daß hier die Nach- und Neu romantik um ein gut Teil derber, realistischer und nur bei den katholisierenden Schülern des AmaranthdichterS Oskar v. Ncdwitz verblaßt und verweichlicht erschien. Dcr Ver fasser giebt neben den lebendigen Erinncrungen an diesen Poetenkreis auch manche zutreffende Bemerkung zum Besten, so wenn er sagt, daß z B August Becker in seinem Ge dicht „Jungsriedel, der Spielmann" ein Zeitbild des sech zehnten Jahrhunderts von viel echterem Ton und blenden derer Farbe gegeben habe, als jemals nachher die Baum bach und Wolff Es war Münchener Lyrik und Licht- malcrei im Schwindschcn Stil." Ganz natürlich war es unter diesen Umständen, daß Grosse, dem Vorsatz seiner Doktorvromotion in dem Maße näher tretend, als er sich von der Malerei entfernte, eine Abhandlung „über die Bedeutung der modernen Romantik mit Beziehung aus die bildende Kunst" schrieb und für eine neue Tragödie den Bruderkamps im altschwedischcn Königshaus der Png- linger zum Stoff wählte. Inzwischen waren nun die Berufungen norddeutscher Dichter und Gelehrten durch König Maximilian II. erfolgt, die dem Münchener Leben ein ganz neues Element zumischten, gegen da« sich baju- varischeS Autochthonentum freilich mit aller Energie sträubte Rasch nacheinander waren Emanuel Geibel, Paul Heyse, Fr Bodenstedt, H v Sybel, H W Riehl, Franz 1!oher in München emgetrossen, und auch Jutrus Grosse schloß sich um so mehr dem neuen Kreise, der sich um die Berufenen bildete, an, als ihm seine poetische und litterarische Zukunft immer zweifelloser wurde. Vorher hatte es nicht an den schweren inneren Kämpfen und Sorgen gefehlt, die sich überall da einstellen, wo die er erbten Mittel zusammenschmelzen, ohne daß sich eine Aus sicht auf Erwerb zeigen will In demselben Augenblicke, wo sich unser Poet „in eine neue reinezLebenShöhe empor gehoben fühlte, unter sich die Abgründe überwundener ziel loser Lebensjahre" hatte er schlaflose Nächte um der Frage des täglichen Brots willen und fand die Schatten der Verzweiflung um so düsterer, als sie verheimlicht werden mußten Tapfer überwand er auch diese Gespenster, trat, ohne viel zu jammern, als Mentor eines jungen bayerischen BaronS in ein AbhängigkeitSverhältnw, das ihm freilich Zeit genug zu poetischen Arbeiten und literarischen Studien ließ und überdies nicht allzulange währte Vom Schlöffe Wonfurt in Franken hinweg wurde er nach München gerufen, um für das Feuilleton der offiziellen „Neuen Bayrischen Zeitung" die Besprechung der Münchener Kunst in ihren wöchentlichen Ausstellungen und die kritische Beurteilung deS Münchener Hoftheatcr« zu liefern. „Eine wie man zugeben wird, ziemlich umfangreiche und viel seitige Aufgabe, aber gerade eine solche hatte ich mir seit Jahren gewünscht Die Frist zur Überlegung war kurz bemessen Ich schwankte nicht einen Augenblick. In Won furt erwartete mich vielleicht ein behagliches, luxuriöses und farbiges Leben, jedenfalls ein Capua, in München dagegen Arbeit, aber auch Ehre und der Weg zum Erfolg." Schade bleibt es, daß Grosse in diesem Teil seiner Erinnerungen sich oft und wiederholt auf Aufzeichnungen bezieht, die vor Jahren in der Zeitschrift „Nord und Süd" erschienen sind und den „Ursachen und Wirkungen" ganz einfach hätten cinverleibt werden sollen. Gleichwohl läßt sich auch ohne das erkennen, daß sich das Leben des Poeten, der jetzt zum Journalisten, zum „Blattlschreiber", wie sie in München sagten, geworden war, von diesem Frühling 1855 an bunt und wechsclvoll genug ge staltete Bei der Redaktion der „Bayrischen Zeitung" wirkte er mit H W. Riehl, dem Kulturhistoriker und Novellisten, zusammen, dessen Vertrauen er rasch erwarb. Dagegen geriet er bald genug in Gegensatz zu dem ersten Lebenskrei«, dem er in München angehört hatte Man trug ihm unverhohlene« Mißtrauen entgegen, als wäre e« seine geheime Aufgabe, fortan feindselig gegen alles Bayerische aufzutretcn. Aus allen Einzelheiten, die er zur Geschichte jener Jahre und namcntlich der Eifersüchteleün, des geheimen Krieges zwischen Alt- und Neumünchen mitteilt, geht deutlich her vor, daß das Experiment des hochsinnigen, geistvollen Königs, die friedlichen Element« rasch zu verschmelzen, von vornherein geringe Aussicht auf Erfolg hatte. Es ist gewiß, daß die ersten Angriffe und Verdächtigungen gegen die poetisch wissenschaftliche Tafelrunde des König« von Alt münchen autzgingen. Daß aber Neumünchen, heraus- gefordcrt, seine Kampflust ebensowenig zu zügeln wußte, hat lange vor Grosse Franz Dingelstedt in seinen „Münchner Bilderbogen" ehrlich eingestanden, und man kann es ohne Schwierigkeit auch aus dieser Selbstbiographie herauslesen. Unter den Persönlichkeiten, denen der Verfasser in dieser Periode seines Lebens nähertrat, war auch der greife Maler v Vogelstein, der eben von Dresden nach München übergesiedeU war. Er war es, der den jungen Dichter im Jahre 1857 aufsorderte, ihn nach Italien zu begleiten So freudig und voll nun Grosse auch in den im siebenten Buche seiner Erinnerungen geschilderten Ein drücken von Rom und Neapel schwelgte, so erfuhr er doch bei der Rückreise, daß ihn ein tiefe« Heimweh durch alle Wunder Italiens begleitet hatte. Als er Mittenwald erreichte, war ihm zu Mute, wie einem Weltfahrer, der nach langen Jahren wieder die Heimat begrüßt, und wichtiger als alle Reiseerlebnisse dünkten ihm die Aus sichten, die sich inzwischen für den Druck seiner poetischen Arbeiten, seiner neuen Entwürfe eröffnet hatten „Am nächsten Tage schon konnte ich München wieder erreichen. Wie alte Bekannte grüßten die Tannen am Walchensee, die blauen Gipfel de» Herzogstand« und die Benediktiner wand, die blitzenden Kirchtürme von Heilbrunn und Bencdiktbeuren, wie alte Bekannte die grünen Wellen deS Starnberger Sees und die Sommerfrischler auf dem Dampfschiff Wohl erkannte ich manchen Herrn und manche schöne Dame aus der Jsarstadt, mich aber erkannte niemand, so sehr war ich auch äußerlich verändert, sonnen gebräunt und mitgenommen Nicht etwa brustkrank, sondern nur erschöpft, sonst glücklich, nach ganz unverhofftem Siege kehrte ich zurück!" Die Fauna der Tiefsee. Über die Tiessee-Fauna hielt am 23 d Mt« im Dresdner Verein für Erdkunde Hr Prof l)r. Ebert einen Vortrag. Vier Eigentümlichkeiten der Tiefsee sind es, die auf ihr Tierleben nicht ohne Einfluß fein können: der dort herrschende große Druck, der Mangel an Licht, die niedrige, aber gleichmäßige Temperatur und die saft absolute Ruhe. Obwohl dcr Druck, den das Wasser des Meere« auSübt, mit der zunehmenden Tiefe außerordent lich wächst und z. B in 9000 m Tiefe 900 mal so stark sein muß als an der Oberfläche, und obwohl dcr Körper von Fischen, die aus größerer Tiefe plötzlich an die freie Luft gebracht werden, durch die Ausdehnung der in der Schwimmblase enthaltenen Luft so aufgebläht wird, daß das Leben solcher Fische gefährdet ist, so merkt man am Bau des Körpers der Tiere der Tiefsee doch nichts, was als eine Folge deS hohen Druckes, in dem sie leben, an gesehen werden müßte. Die Muskeln sind bei ihnen keines wegs stärker entwickelt, sondern eher zarter, als bei den in der Nähe der Oberfläche lebenden Tiere Planche Tiere halten sich im Larvenzustande an der Oberfläche auf, gehen aber nach ihrer völligen Entwickelung in die Tiefe, und gewisse Arten leben bald an der Oberfläche, bald in etwa 1000 m Tiefe. Da« Sonnenlicht dringt im Meer sicher 100 bis 200 m tief, doch bis über 400 m wird sich kaum ein Lichtstrahl ungebrochen verirren Trotzdem giebt eS in 300 bis 500 m Tiefe noch viele Tiere, die außer ordentlich hell, namentlich rot und orange gefärbt sind. Aber gerade diese Hellen Farben dienen in solcher Tiefe zum Schutze der Tiere, invem sich z. B das Orange nnt dem Blau des Seewasser» deckt und ein so gefärbtes Tier völlig schwarz erscheinen muß. E« bleibt dadurch dem Feinde verborgen oder gewinnt, wenn es selbst ein Räuber rst, einen Vorteil über die Tiere, denen es nachstrllt In einer gewißen Tiefe muß schließlich ewige Finsternis herr schen Welchen Einfluß da» auf die Tierwelt dieser Tiefenregion haben muß, das zeigen die Erscheinungen, welche man an den in Höhlen lebenden Tieren wahr nehmen kann Diejenigen, welche sich in der Nähe des Eingangs aushaltcn, wohin noch etwas Licht dringt, haben außerordentlich große Augen, damit sie von dem spär lichen Licht möglichst viel aufnehwen können; bei dcn in den hintersten Höhlen lebenden Tieren fehlt dagegen da» Auge ganz und Tastorgane treten an seine Stelle So finden wir auch in gewißen Tiefen de» Ozean« neben Tieren mit ungewöhnlich entwickelten Augen solche, bei denen da« Sehorgan durch Tastorgane ersetzt ist, die an Länge den Körper deS Tiere« um da» Drei- bi« Zehn-
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