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Dresdner Journal : 20.10.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-10-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189610200
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18961020
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18961020
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-10
- Tag 1896-10-20
-
Monat
1896-10
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 20.10.1896
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Ve»«O»Dtkets: Für Dresden vierteljährlich , »0 Pf, bei den Sailer- lich deulfchcn Pvft.iaNaUcn Vierteljährlich »Mart, anher- Grsch«t»e»: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abends. Fern«-, -Anlchluß: Art»»». Dresdner M Journal. AttkanbigungSgebahre«: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift SV Pf Unter „Eingesandt" die Zeile so Pj Bei Tabellen und Zifferrfah entsprechen der Ausschlag Herausgeber: Königliche Expedition des Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr so. Fernspr -Anschluß: Nr ILdb. M245. Dienstag, den 20. Oktober, abends. 1896. Bestellungen auf das „Dresdner Journal" für das vierte Vierteljahr werden zum Preise von 2 M. 50 Pf. angenommen für Dresden: bei der unterzeich neten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), sie a«S- »nrtS: bei den Postanstalten des betreffenden Orts zum Preise von 3 M. König!. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Dresden, 17. Oktober. Mit Allerhöchster Ge nehmigung Sr Majestät des Königs ist dem Bade meister Heinrich Adolf Bauch in Stadt Wehlen für die von ihm am 3. Juni dieses Jahres nicht ohne eigene Lebensgefahr bewirkte Errettung eines Knaben vom Tode des Ertrinkens in der Elbe die silberne Lebensrettungsmedaille nebst der Befugniß zum Tragen derselben am weißen Bande verliehen worden. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Amtshauptmann vr. Hempel zu Bautzen den ihm von Sr Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen ver liehenen Kronenorden 3. Klasse annehme und trage. 'Neuordnung, Ue zur Führung der Börsenregister zuständigen Amtsgerichte betreffend, vom 10. Oktober 180»'. Mit Allerhöchster Genehmigung wird auf Grund von 8 '-4 Satz 2 des Börjengesetzes vom 22. Juni 1806, Reichs-Gesetzblatt S. 170, die Führung der Börsen register für Waaren und für Werthpapiere übertragen für die Bezirke der Landgerichte Dresden und Freiberg dem Amtsgerichte Dresden, für die Bezirke der Landgerichte Leipzig, Chemnitz, Zwickau und Plauen je dem am Landgerichtssitze befindlichen Amtsgerichte, für den Bezirk des Landgerichts Bautzen dem Amtsgerichte Zittau. Dresden, den 10. Oktober 1896. Ministerium der Justiz. Schurig. Sruenuuuge«, Versetzungen re. im öffentliche« Dienste. Departement der Justiz. 1. Prädizierungen. Ver liehen worden ist: den Referendaren beim Oberlande-gerichte Wahl, beim Landgerichte Chemnitz Weller, beim Landgerichte Leipzig Kroker, Schingnitz und Schatz, beim Landgerichte Plauen Heinig nach der Bestimmung umer V der Verordnung vom 20. Februar 1867 der Amtename .Assessor". 2 Beamten-Etat a) In den Ruhestand sind ver setzt worden: die Sekre'äre beim Landgerichte Chemnitz Ficker, beim Landgerichte Freiberg Schenk, beim Landgerichte Leipzig Schwarze, beim Amtsgerichte Meerane Wagner, beim Amts gerichte Pirna Braune, der zeither in Wartegeld versetzt ge wesene Selretäc beim Amtsgerichte Mügeln Küntzel, der Wacht meister beim Amtsgerichte Etersbach Langlotz, ter Diener beim Landgerichte Bautzen Zscharschnch. d) Aus Ansuchen sind entlassen worden: die Assessoren und Hülftrichter beim Amtsgerich t Ostritz vr. Siber, beim Amtsgerichte Taucha vr. Eras, die Assessoren beim Land gerichte Chemnitz Weller, beim Landgerichte Leipzig Schatz. v) Ten Vorbereitungsdienst bei Justizbehörden haben ausgegeben: die Reserendare beim Landgerichte Dresden vr. Trutsche!, beim Landgerichte Leipzig Beier und vr. Berger, beim Landgerichte Zwickau Teichmann, bei der Staatsanwaltschost beim Landgerichte Leipzig vr. Lehmann, beim Amtsgerichte Annaberg vr. Bochmann, beim Amts gerichte Auerbach vr. Kopp, beim Amtsgerichte Augustusburg Roßbach, beim Amtsgerichte Chemnitz Helsig, beim Amts gerichte Döbeln vr Irmer, beim Amtsgerichte Döhlen von KoppenselS, beim Amtsgerichte Frankenberg vr Reiche. Große, beim Amtsgerichte Frauenstein Just, beim Amts gerichte Geithain Vollert, beim Amtsgerichte Hohenstein- Ernstthal vr Kretschmar und Ranft, beim Amtsgerichte Kamenz vr Häßler, beim Amtsgerichte Kling nthal Bayrisch, beim Amtsgerichte Leipzig Kneschke, beim Amtsgerichte LeiSnig vr. FreieSleben und vr. Mehner, beim Amtsgerichte Lengenfeld Kömmlitz, beim Amtsgerichte Lichtenstein Kotte, beim Amtsgerichte Lommatzsch vr Seyler, beim Amtsgerichte Mittweida vr Müller, beim Amtsgerichte Oederan vr Nau mann, beim Amtsgerichte Oschatz von Bötticher, beim Amts gerichte Pausa Täger, beim Amtsgerichie Pegau vr. Obst- felder, beim Amtsgerichte Rohwein Hübner, beim Amts gerichte Sayda vr. Wenck, beim Amtsgerichte Schneeberg Vr. Höckner, beim Amtsgerichte Sebnitz vr. Jani, beim Amtsgerichte Stollberg Hennig, beim Amtsgerichte Waldheim Jordan, beim Amtsgerichte Wolkenstein vr. Otto, beim Amtsgerichte Zöblitz Wittmaack, beim Amtsgerichte Zschopau Schnelle, beim AmtSgenchte Zwenkau Zobel. ck) Verstorben sind: der Referendar der Staatsanwalt- fchast beim Landgerichte Chemnitz Klengel am 9. September 1896, der Diener beim Amtsgerichie Dresden Höcke am 12. September 1896, der Diener der Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Leipzig Götze am 14. September 1896, derAmts- richtcr beim Amtsgerichte Stollberg vr. Meißner am 18.Sep tember 1896. e) Zum Vorbereitungsdienste bei Justizbehörden sind zu gelassen worden: die Referendare vr. Hoch beim Ober'andesgerichle, Pilz beim Landgerichte Chemnitz, vr. Krug, Michaelsen, Vr. Nestler und vr. Stübcl beim Landgeiichte Dresden, Wangemann beim Landgerichte Leipzig, Drechsel beim Landgecichte Plauen, vr. Härtel und Hof mann leim Landgerichte Zwickau, Herrfurth und vr. Rabitz bei der Staateanwaltschast beim Landgerichte Bautzen, vr. Bräuer, Lehmann, vr Schulze und von Wilucki bei der Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Ciemnitz, Bothe, vr Edelmann, vr. Cmperius, Vr. Enderlein, Neißner, Quos und Schäffer bei der Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Dresden, vr. Flemming und Meiß der der Staatsanwalt schaft beim Landgerichte Freiberg, Vr Barthol, Heinze, von Miaskowski, Reichert, Ue. Reinhardt, Rübner, Schöncke, Viehweg, Werner und Vr. Wünschmann bei der Staatsanwaltschaft leim Landgerichte Leipzig, Peiscl und Schmalz bei der Staaisanwaltfch.rst beim Landgerichte Plauen, Schnauder bei der Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Zwickau, von Herder beim Amtsgerichie Fre bcrg. Graichen beim Amtegerichte Penig, die Rcchtslandidaicn von Löten beim Amtsgerichte Bischofswerda, Kretschmann beim Amts gerichte Borna, Avrer, Jahn und Zopfs beim Amtsgerichte Dresden, Breit, Nathansohn und Seeger beim Amtsgerichte Leipzig, Müller beim Amtsgerichte Leisnig, Scheider beim Amtsgerichte Mittweida, Schömberg beim Amtsgerichte Ncu- salza, Klemm beim Amtsgerichte Zwickau. * 0 Zu Expedienten sind ernannt worden: die vor maligen Expedienten Klcint beim Amtsgerichte Pirna, Barth beim Amtsgerichte Zwickau, die Lohnschreiber Weber b i der Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Chemnitz, Nitzsche bei der StaatSanwaltfchast beim Landgerichte Dr-Sdcn, Lehmann, Mädiger und Schäfer beim Amtsgerichte Dresden, Jahreis beim Amtsgerichte Leipzig, Preißler beim Amtsgerichte Meßen (Schluß folgt.) Im Geschäftsbereiche des evangelisch-lutherischen LandeSeonsistariums sind oder werden demnächst folgende Stellen erledigt: das Pfarramt zuZfchirla mit Erlbach (Grimma) —Kl. VIl (v) — Collmor: das evang-luth Lnndes- consistonum; das Pfarramt zu Thammenhain c Grimma) Kl. IV (6) — Collator: F K A D. von Schönberg auf Thammenhain; das Pfarramt zu Großnaundorf (Radeberg, — Kl. I Collator: das evang -luth LandeSconsistorium; das Pfarramt zu Porscbcndors mit Lie bet Hal-(Pirna) — Kl. IV (A) - Collator: das evang.-luth. Landesconsistorium Dagegen wurden angestellt, bez. befördert: Gustav Theodor Löwe, Hilssgeistlicher in Cölln a/E., als Tiaconus in Lcirzig-Thonbe.g (Leipzig l); vr. pbil Johannes Martin Paulinus, Predigtamtscandidat, als Pfarrer in Altenhof (Leisnig); Arthur Philipp Oswald Paulinus, Predigtamts- candidat, als Hilssgeistlicher an St Pauli in Plauen i V. (Eohoralort); Arno Rudolf Otto, Epho alhilssgeistlichcr in Grimma, ais Hilssgeistlicher in Schirgiswalde ^Lberlausitz); vr Kurt Rudolf Bufchick, Predigtamtscandidat, als Hilss- geistlicher in Cölln a,E (Meiß n ; Martin Gotthold Frotscher, Predigtamtscandidat, als Hilssgeistlicher in Kötzsch-nbroda (Dresden II); Adolf Arthur Wend, Predigtamtscandidat, als Hilssgeistlicher in Tolkewitz — Parochie Leube« - (Dresden II); Fridrich Rudclf Schreckenbach, DiaconatSvicar in Kaditz, al- Diaconu- daselbst (Dresden II); Georg Victor Weichelt, II Diaconu- an St. Marien in Zwickau, al- Archidiaconus daselbst (Ephoralort); Albert Ferdinand Leander Hempel, Predigtamtscandidat, al- Tiaconu- an St. Johanni- in Plauen i/B. (Ephoralort); Kurt Reinhold Adalbert Lindner, Archidiaconus in Zwickau, al- Psarrer in Markranstädt (Leipzig II); Christran Rühle, Predigtamtscandidat, als EphoralhilsSgeistlicher in Grimma. Departement des KultnS und öffentlichen Unterrichts. Zu besetzen: eine ständige Lehrersteve an der einfachen Volksichule zu Hartmanntdorf b Burgstädt Kollator: der Gemeinderat daselbst. Gehalt: 10S0 M. von 4 zu 4 Jahren um ISO M. steigend bis zu 1800 M und 210 M Wohnuiig-- geld Etwaiger Fortbilduug-unterricht wird mit 4b M pro Jahr und pro Siunde vergütet. Gesuche sind bis zum 24 Oktober an den Semeinderat zu Hartmannsdorf zu richten. Erledigt: die II. ständige Lehierstelle zu Rosenthal lSachs. Schweiz). Kollator: das König! Miiistecium des Ku ius und öffentlichen Unterricht-. Tie Stelle gewählt nach dem «master außer freier Wohnung im Schulhaus ein johr- l ch S Gciamieinkomwen von 1000 M. Gesuche sind an den Kollator zu richten und m t dcn erforderlichen Beilagen bis zum 2. Novcmter an dcn Königl. Bczirksjchnlinspeltor Schul rat Lehmann zu Piri a einzusenben. Mchiamllilhet' Teil. Tie allgemeine politische Lage wird durch die gestrige Zusammenkunft des Deutschen und des russischen Kaisers in Darmstadt, der heute noch ein zweites Zusammentreffen in Wiesbaden sich anreihen wird, kaum in nennenswertem Umfange be eiuslußt werden. Höchstens insofern könnte von einem solchen Einflüsse gesprochen werden, als nunmehr die jenigcn Schlüsse nicht gezogen werden können, die im Falle des Unterbleibens einer Zusammenkunft der beiden Herrscher sich wohl allgemein aufgedrängt haben würden. Es muß daher als völlig verfehlt erscheinen, wenn in einem Wiener Blatte der Zusammenkunft der Charakter eines „kalten Wasserstrables nach Paris" beigelegt wird. Tenn die jetzt in Frankreich lodernden, übrigens auch schon in einem sichtlichen Zusammensinken begriffenen Leidenschaften sind ja, worüber gar kein Zweifel bestehen kann, von nieman dem anders, als von dem russischen Herrscher selbst entfacht worden. Welche Wirkungen feine Worte von dem die französische und die russische Armee verbindenden Gefühle der „Waffenbrüderschaft" in den leicht erreg baren französischen Köpfen Hervorrufen würden, dar über konnte sich der Zar doch unmöglich im Zweifel befinden. Und es spricht nicht das geringste An zeichen dafür, daß inzwischen ein Wandel in den jenigen Gesinnungen des Zaren eingetretcn sei, die ihn vor wenigen Tagen erst veranlaßt haben, dem französischen Chauvinismus ein weites Entgegen kommen zu beweisen. Durch einen Höflichkeitsbesuch von wenigen Stunden der wohlüberlegten politischen Demonstration in Paris und CHUons gewissermaßen die Spitze abbrechen zu wollen, wäre übrigens auch ein so wenig zweckdienliches Unternehmen, daß es der klugen ruffischen Diplomatie unmöglich angesonnen werden kann. Das alle und jede Wirkung verfehlende Poltern der Herren Engländer gegen Deutfchland dauert immer noch fort und auch davon läßt man in London nicht ab, Deutschland als ein armes, verlassenes Knäb- lein hinzustellen, das binnen kurzem gezwungen sein werde, sich hilfesuchend an die gewaltigen englischen Soldaten zu klammern. Ui d dabei endigen diese schönen Betrachtungen merkwürdigerweise doch in den meisten Fällen damit, daß man unter allen möglichen verklausulierten Wendungen dem Anschlusse an dieses Deutschland das Wort redet. Hingegen ist es Kunst und Wissenschaft. K. Hoftheater. — Neustadt — Am 19 d. Mts.: „Das Käthchen von Heilbronn" Großes historisches Ritterschauspiel in fünf Akten von Heinrich v. Kleist, mit teilweiser Benutzung der Bearbeitung von Franz v Holbein Die Dresdner Hofbühne, immer voll Aufmerksamkeit für litteraturgeschichtliche Gedenktage, hatte die gestrige Vorstellung zur Nachfeier von Kleists Geburtstag bestimmt. Zur Aufführung kam „Das Käthchen von Heilbronn", diese köstliche Nationaldichtung, die nach einer langen Zeit des VerkanntseinS sich mit der ihr innewohnenden Schwung kraft au» der falschen Zusammenstellung mit den schlecht berufenen Ritterstücken befreite und zu jener starken volks tümlichen Wirkung vordrang, welche dem Goethcschen „Götz" rascher und leichter beschieden worden war. Und gerade das Dresdner Publikum war eines der ersten, die sich der richtigen litterarischen Bewertung des Dramas an- schlosien,und alle Schönheiten dieses „Märchens im Geiste de» blühenden deutschen Rittertum»" voll und anhaltend empfanden. Dem kam freilich bei uns sehr zu Hilse, daß unser Theater für die Hauptrollen, insbesondere für die weibliche, fast immer eine glückliche Besetzung hatte, wie denn auch jetzt noch die Aus führung des Werkes zu den besteingespielten der Hofbühne gehört. Gestern freilich war der Gesamt eindruck nicht ganz so lebhaft als sonst, aber eine derartige kleine Schwankung ist leicht erklärlich aus der jeweiligen Disposition einzelner Darsteller. Im Mittelpunkt der Darstellung stand, wie immer, Frau BastöS poetische Verkörperung de« Käthchen Den Grafen vom Strahl spielte Hr Dettmer, der Augenscheinliche von einer leichten Unpäßlichkeit behindert war Den Theobald Friedeborn gab — nach Hrn PorthS Abschied von der Bühne — Hr. Winds einfach und wirksam. In kleinen Rollen waren Hr Schwab und Hr. Husf zum ersten Male thätig und am Platze. — Das Haus sah ein zahreiches Publikum, das der Dichtung die alte große Teilnahme bezeugte und die Darstellung beifällig aufnahm. Konzert. Dresdens neuer Konzertsaal ist gestern mit einem Musikabend zum Besten der Alters-Unterstützungskasse der „Dresdner Presse" eingeweiht worden; die Kunst, die unserm Geist und unsern Herzen soviel Freude und Labsal zu bereiten vermag, hat sich hier zum würdigen Anfang auch gleich im Dienste materieller Wohlthätigkeit gezeigt Ein sinn- und klangvoller Prolog von Wolters, den die Hofschauspiclerin Frl. Politz mit Wärme vortrug, ging einer langen Reihe musikalischer Darbietungen vorauf. Letztere eröffneten die Herren Kammervirtuosen Scholtz und Böckmann mit Chopins Introduktion und Polonaise (op. 3) für Pianosorte und Viloncello, einem sür den Tondichter ganz und gar nicht charakteristischen Stücke, da« selbst bei so temperament voller Vorführung wie der gestrigen über einen äußerlichen Eindruck nicht hinauskommt. Hr. Scholtz spielte sodann Kompositionen von Schumann, Mendelssohn und von seinem Liebling Chopin, den er mit einer innerlichen Hin gabe interpretiert wie wenige deutsche Pianisten. Auch sein Vortrag der L-moN-Caprice Mendelssohn« war eine meisterliche Leistung in der vollendeten Leichtigkeit und reichen Nuancierung des Anschlag». Hr Böckmann brachte ein Adagio von Schubert mit schönem großen Ton und ausdrucksvoller Behandlung der Kantilene zu Gehör Das dankbare Stück stammt aus einer nachgelassenen Sonate für Arpeggione (ein jetzt vergessene», der Gambe ähnliche«, sechssaitige» Instrument) und ist von Böckmann bearbeitet worden Die beiden einheimischen Künstler wurden vom Publikum durch reichen Beifall ausgezeichnet Ten vokalen Teil de» Konzerts bestritten Frl. Gey (Wien), Hr v. Dulong und da» Deutsche Damen terzett (Berlin). Letzteres vereinigt angenehme Stimmen und singt recht frisch und verständig, steht aber bezüglich der klanglichen Vornehmheit und Ausgeglichenheit, der vollkommenen Eeschlosstnheit des Ensembles sowie der musikolischin Feinheit des VortropS bei weitem nicht auf dem Niveau, das beispielsweise die unvergessenen drei Holländerinnen behaupteten, und scheint auch ausfallendei- weise dcn so lohnenden a cazreHa-Gesang ganz zu meiden Hr. v Dulong entwickelte in Liedern von Schumann, Grieg u s. w eine kleine, im Ton nur wenig ausgiebige Stimme und einen Grad von Vortragskunst, der in Gesängen wie „Im Kahn" von Grieg und „Wiegenlied" von Emmerich ansprechende Wirkungen zu erreichen vermag. Frl. Gey haben wir in einer Musikaussührung des Hrn Uso Seifert kennen gelernt; sie empfiehlt sich mit ihrcm schönen Material, das zwischen Mezzosopran- und Altcharaktcr schwankt, mit ihrer zum Teil glücklichen GcsangSbildung und musikalischen Begabung als eine vielverhcißende Er scheinung unter dcn jüngeren Konzertsängerinnen Ihre Ausführung von Brahms „Feldeinsamkeit" war eine fertigt, erwärmende Leistung, in Schuberts „An die Musik" und Schumanns „Frühlingstraum" sand sie für manche Stellen einen überraschend schönen und wahren Ausdruck. Frl. Gey wurde vom Publikum sehr beifällig ausgencmnen und, gleich dcn andercn Solisten, zu mehreren Zugalen veranlaßt Der neue Konzertsaal macht mit seiner inneren Aus stattung gerade keinen festlichen, aber einen ruhigen, an genehmen Eindruck. Die Bequemlichkeit der äußeren Ein richtungen, namentlich der Garderoben müßte unseren Konzertbesuchern Thränen der Freude entlocken, so sehr haben sie in diesem Punkte bisher gelitten. Die Akustik des Saale» ist noch nicht einwandfrei, die Schall wellen zerstreuen sich noch nicht genügend, es entsteht eine Überproduktion an Ton. Auch der rednerische Vortrag war gestern schwer verständlich E« soll hierüber nach einem Konzert mit Orchester mehr gesagt werden. H P. von dem großartigen Ergebnisse, den der Besuch de» Zaren in Balmorol angeblich gehabt haben sollte, ganz still geworden. Nicht Rußland hat sich den englischen Aspirationen gegenüber entgegenkommend gezeigt, sondern — wie es in Deutschland jederzeit prophezeit worden war — England hat übel oder wohl seine Anschauungen den russischen untergeordnet Darin bestand die ganze angeblich durch Balmoral neugeschaffene Situation. Einen abermaligen Beleg hierfür kann man mit Recht auch in den jüngsten Ausjassungen des meist sehr gut unterrichteten Londoner Mitarbeiters der russischen Zeitung „Nowoje Wremja" erblicken, der seinem Blatt folgendes schreibt: „Au- dcn besten Quellen ist mir auf meine diesbezüglichen Erkundigungen hin versichert worden, daß die Gerüchte über eine englisch russische Vereinbarung jeglicher thatsächlichcn Be deutung entbehren und einzig und allein aus das Bestreben der Leiter der englischen Diplomatie und der öffentlichen Mein ung zurückgehen, die Engländer bei ter Überzeugung zu erhalten, daß ihnen alles gelänge und alles in der Welt zum Besten ansschlage. Selbstverständlich hat Lord Salisbury während seines Aufenthaltes in Balmoral die Gelegenheit gehabt, mit Kaiser Nikolaus auch über politische Angelegenheiten zu spreche« — aber nicht in der Eigenschaft des eigens zu diesem Zwecke bcrusencn Miniäcis des Aus wärtigen, sondern nur als dejournierender Minister der Königin, welche stets ein Mitglied des Kai inelts bei sich hat. Diese Unter redungen waren auch nur von b«schränkter Dauer und hatten nicht den Charaktervoll diplomatischen Konferenzen. TiePoätikwnrüber- haupt von vornherein aus dem Prolamin des Balmoraler Besuchs ausgeschlossen Das war eine der Vorbedingungen des ZarcubesucheS in England Wie wenig die Sommer- residenz der Königin sür diplomatische Konferenzen eingerichtet ist, geht n a. daraus hervor, daß diee Residenz nur ein ein ziges „Minifterzimmer" hat — speziell für den dejour- niercnd « Minister In den ersten Tagen nach der Ankunst Ihrer Majestäten rrhielt unser (d. h. der rus sische D R.) Botschof-er dieses Zimmer, und erst als Herr v Ltael abgcreist war, kovme Lord Salisbury iu Balmoral Ausenlhalt nehmen! CS >st aller», ings n chr in Ab rede zu stellen, daß in der allgemeinen Situation eine Milderung der Gegensätze cingclre eu ist m d im Vorgehen der MSä.te am Bosporus sich größere E nträchtigkeit be merkbar macht. Tie Ürsache hierfür ist aber durchaus nicht der Einfluß des Lord Salisbmy und die Annäherung einer europäischen Großmacht an England, sondern sie liegt darin, daß England von seinen Plänen der Absetzung des Sultans und des gesonderten geuallfamen Vergehens gegen die Türkei abgegaugen ist und dcn revolutionären Umtrieben der Armenler wenigstens keine sichtliche Unterstützung mchr gewährt " Rede des Di. Kayser im Holonialrat. Die gestrige erste Sitzung des Kolouialrats wurde durch den Vorsitzenden vr. Kayser mit einer bemeikenrwcrten Ansprache eröffnet, in der cS heißt: Nicht ohne tiese Bewegung habe ich den Herren den Rück tritt von meinem Amt anzuzeigen, zumal ich zum letzten Male zunl Vorsitz in dieser Versammlung beruf.n bin. Eine angesehene Zeitung bemerkte vor wenigen Tagen, daß ich derjenige Rcichs- bcamte sei, der den heftigsten und gröbsten Angriffen ausgesetzt wäre, und dem sein Amt zu verleiden, von gewisser Seite alles angewandt weide. Der Schluß läge ziemlich nahe, wenn man annehmcn wollte, daß ich diesen Angriffen weiche Tas wäre nach jeder Hinsicht ein Irrtum. Snt länger als Jahr und Tag strebe ich danach, von der schweren Last meines Amtes befreit zu werden. Wiederholte darauf gerichtete Anträge sind stets zurückgcwiesen worden, und noch in letzter Stunde sind die verschiedensten Versuch? gemacht worden, mich von meinem Entschluß zurückzubringcn Tie Entschlossenheit mein s Willens hat mich jetzt zum Ziel geführt. Es ist gewiß richtig, daß sehr heilige und geradezu pöbelhaste Angriffe gegen mich erhoben wurden, und daß anständige Menschen es vorzichen, aus dem Wege zu gehe», wenn aus der Straße mit Schmutz geworfen wird. Jene Angriffe würden aber niemals die Regierung bewogen haben, mir den Abschicd zu gewähren, noch würde ich selbst dadurch veranlaßt worden sein, ihn zu fordern Handelt cs sich doch hier um eine kleine Clique von Leuten, die jedes Mittel anwcnden, um ihr rein per sönliches Ziel zu erreichen. Die Achtung vor dieser hohen Ver sammlung hält mich davon zurück, einzelne dieser Men'chen bis in ihr innerstes Mark wie Mit Röntgenstrahlen zu beleuchten. Ein zahlreiches Material steht mir zu diesem Zweck zur Ver fügung. Ich darf cs vorlicgendcnfaVs um so mehr unterlassen, als das Gottesgericht bereits über einige von ihnen herein- gebrvchen ist und das Wort, daß jede Schuld schon auf Erden sich rächt, an ihnen allen zur Wahrheit werden wird In der Schillers „Don Carlos" im Pariser Odöon. Aus Paris wird der „Voss. Ztg." unter dem 18. dMtS geschrieben: Das Odöon, das amtlich die Bezeichnung „zweites Thöütre fraw.ais" führt, wagte gestern einen künstlerischen Versuch, der unter den hiesigen Theater- verhältnissen als sehr kühn bezeichnet werden muß: eS stellte Schillers ,Don Carlos" dar Soweit mir bekannt, ist dies die erste Aufführung, die Schillers Trauerspiel auf einer Pariser Bühne erlebt Übersetzt ist es allerdings schon sehr lange und sehr häufig; zuerst sehr bald nach dem Erscheinen in der Ursprache und seitdem mindestens ein halbes Dutzend Mal bis zur neuesten Zeit. Die be kanntesten Übersetzungen sind die von Marinier, von Regnier und von Barante Tiese drei sind Prosaüber- schungcn und alle drei betrübend unzulänglich Die von Marinier ist matt und farblos, die von Regnier reich an kräftigen Wendungen, doch sehr ungenau, die von Barante ebenfalls nicht achturatvoll genug sür dcn Gcdankengang und die Ausdrucksweise des Dichters Ten „Don Carlos" des Odöon zeichnet als übers, tzer und Bearbeiter Raymond. Ich glaube indes, daß er selbst keine Zeile des Stückes übersetzt, sondern sich darauf beschränkt hat, aus dcn verschiedenen vorliegenden Übersetzungen eine neue zusammenzustoppeln und das Buch für die Aufführ ung zusammenzustreichen Bei seiner Bühnenbearbeitung hat Raymond sich nicht an die lebendige Überlieferung des deutschen Theaters gehalten, die noch unter Schiller« Augen und teilweise mit seiner Mitwirkung entstanden ist. Anscheinend kennt Raymond diese Überlieferung nicht Er hat mit barbarischer Faust in der Dichtung gewütet, ohne Feingefühl für die Bühnenwirkung, ohne Verständnis für die Absichten des Dichters, ohne Bescheidenheit in der Handhabung eine« Werkt« von feststehendem Rantze im Weltschrifttum. Einige Beispiele sollen zeigen, wie der Bearbeiter mit der Dichtung versahren ist. Der eiste Auf zug endet mit dem sechsten Austritt König Philipp ladet den Hof zur Ketzer Verbrennung, die am nächsten Tage statt-
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