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Dresdner Journal : 21.10.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-10-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189610212
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18961021
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18961021
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-10
- Tag 1896-10-21
-
Monat
1896-10
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 21.10.1896
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MN, Das Ergebnis der Beratungen deS ZehncrauS- schusscS ist also ein geradezu minimales. Insbesondere ist cs ohne alle und jede Bedeutung sür die gegen wärtige außerordentlich schwierige Lage der deutsch- liberalen Bertretung im Ncichsrate und cs hellt auch das Dunkel, in welches das künftige deu'schfortschritt- liche Parteigebilde immer noch gehüllt ist, nicht im geringsten auf. Die deutschlibcrale Sache aber schreitet ihrem Untergänge in demselben Tempo entgegen, wie bisher. Über die (sutwilteluuft der deutschen Lchutz- gebiete während seiner Amtsführung hat Direktor I)r Kayser in der von uns gestern ermähnten Rede noch folgende Ausführungen gemacht: Bei Übernahme meiner Verwaltung beliefen sich die Ein nahmen in Kamerun aus 278ovv M, sie sind in diesem ElatSjahr aus 640 000 M gestiegen; in Togo betrugen sie 1890/91 93 500 M. und bel.iusen sich in dienm Etatsjahr aus 380 000 M. In Südwcst - Afrika bet ugen die Einnahmen I8S0 91 1200 M , in d m lausenden Elatsjahr 386 000 M. In Ostafrila sind die Einnahmen während der ganzen Zeit fast ständig geblieben, was aber insofern eine Steircrung be deutet al, der Ruvienkurs einen erheblichen Lturz erlitten hat, der bis sitzt fast 2» Proz beträgt. Dem allmählich wachsenden Inlere e des Reichs ags für die Kolonien cntfprichl die Erhöhung des ReichszufchusseS, wo, aus her- vorgrht diß das Be> trauen zn der Entwickelung unserer Schutzgebiete und zu der Verwaltung der Kolonien dauernd gestiegen ist Während im Jah e 1890/91 von dem Reirte etwa 2H Millionen für die deutjchrn Kolonien verwendet worden sind, hat die Aufwendung im Jahre 1896 97 etwa 9^ Millionen betragen Diesen erhöhten Auswendungen entspricht aber auch der wirtschaftliche und kulturelle Fortschritt In allen unseren Koionirn ist die Zahl der Stationen im Innern gewachsen Von 1 Stationen, die im Jahre 1890/91 in Ost-Afrika bestanden, ist die Zahl im Jahre 1896 97 aus 19 gestiegen; in Kamerun von 2 aus 10, in Togo von 2 aus 5, in Südwest-Asrika von 1 aus 26 Den gleichen Fortschritt machte das Anwachsen der weihen Be völkerung Sie betrug in Kameiun im Jahre 1890: 105 und stieg auf 230 i n Jahre 1896, in Togo zählte fie 35 und im Jahre 1896 96,> in Südwest-Asrika im Jabre '890. 450 und im Jahre 1896: 2025 Köpfe. Für Ost-Asri a liegt eine folche Staiistik nicht mit Genauigk.it vor Wenn aber im Jahre >894 die weihe Bevölkerung auf 750 Köpfe gefchätzt wurde, so darf man annehmen, dah diese Zahl das Sechsfache ter Ansangsbe- völkeruog darstellt Auch die Zahl dee Handelsfirmen hatsich in allen Schutzgebieten vergröbert Während in dem Jahre 1890 an der osM'rikamschen Küste die Lstasrikaniiche Gesellschaft mit ihren Stationen thätig war, sind im Jahie 1896 97 13 selbstän dige Firmen vorhanden Die 11 Kamcrunfirmcn des Jahres l»90 haben sich um sünf deutsche vermehrt. In Togo wuchs die Zahl der Firmen von 11 auf 18, in Südw.stasrika von 12 auf 23. Der Handelsverkehr unserer Kolonien beträgt im Gesamtumsatz über 30 Mill. M, wovon 10 Millionen ans das deutsche Zollgebiet fallen, welches im Jahre 1890 an diefem Handel mit emcm kaum nennenswerten Betrage beteiligt war. Von Plantagenuntcrnehmnngen war nn Jahre 1890 noch nirgend die Rede In Ostasri'a sind j.tzt 16 derartige Unternehmungen un Gange nnd Gesellschaften dabei thätig, deren Grundkapital allein sür diese Zwecke mehr als 8 Millionen beträgt. In Kamerun sind ebenfalls 7 Plantagennnternehmungen im Gange In Togo sind diese Unternehmungen auf 8 ge- wachfeu Über die in Cüdwestafrika thätigcn Gchllschaften und deren Kapital ist dem Kolonialrat cme besondere Denkschrift zugegangen. Schon hat auch auS unseren Schutzgebieten eine mehr nnd mehr wachf ndc Ausfuhr stattgesunden Bereits im vergangenen Jahre Hai allein die Ostafrikanische Gesellschaft loofooo Pfd. Kaffee von ihren Plantagen nach Deutschland ge bracht. In Kamerun ist z. B. die Kakaoausfuhr vou etwa 5000 lcx- des Jahres 1890 aus 141973 lcß im Jahre 1895 gestiegen Überall ist klargesteitt, dab der Plantagenbau in unseren Schutzgebieten eine außerordentliche Zukunft tat. In Lstafrika sind wertvolle Kohlenlager entdeckt worden, und die Möglichkeit des Aufsindens wertvoller Steine ist in größere Nahe gerückt. In Kamerun haben die Bodenuntersuchunaen ergeben, daß wahrscheinlich Kohlen oder andere wertvolle Ge steine zu finden sind. Auch in Südwestafrika kann die Hoff nung auf den Betrieb eines einträglichen Bergbaues nicht als eine aussichtslose bezeichnet werden Während die Sterblichkeit in den ersten Jahren unserer Kolonialpolitik eine erhebliche war, ist sie insbesondere noch da durch glücklicherweise gesunken, daß einerseits überall für ge sunde und zweckmäßige Wohnungen und eine gute lörperliche Verpflegung,gesorgt ist, und daß anderseits durch Entsendung zahlreicher Ärz:e und durch die Erbauung wvhleingcrichteter Krankenhäuser die Tiopcnkrankheiten mit großem Erfolg be- kämpst werden In allen afrikanischen Schutzgebieten bestehen Kranlcnhäuier, die gleichzeitig mit wissenschaftlichen Laboratcricn verbunden find, in welchen sehr wertvolle Forschungen über die Malaria und andere tropische Erkrankungen gemacht werden. Ter letzte Kongreß deutsch r Naturforscher und Ärzte hat der Kolonialabteilung wegen ih.er Fürsorge auf dem Gebiete der Tropenhqgieine feine besondere Anerkennung ausgesprochen. Was wissenfchastlich aus unserem kolonialen Ge biet geleistet worden ist, davon geben nicht nur die Samm lungen unserer Museen Auskunft, sondern nicht rninder die mit Unterstützung der Kolonialabteilung hcrausgegebcneu wissen schaftlichen und kartographischen Werke Auch in den Schutz- ge ieten sind überall Rcgierun rSschulcn für d e Ein geborenen eingerichtet und Wanderl hrcr angcstcllt worden. wie fie sich wohl in keiner anderen Privatsammlung vor finden werden. Seine meisten (Raser sind unter den Kuisürstcn Joh Georg l bis IV für die Hofkellerei Dresden angefertigt worden und zeigen neben dem großen sächsischen Wappen die Jahreszahl, den Bestimmungsort und die Anfangsbuchstaben von Namen und Titeln des Kurfürsten, so z B. ck(okan) V(eorx) v(sr) 4(te) H(srz.ox) X(u) 8(aek->vn) cksüliob) O(Ievs) V(nä) ü(er^) bX"K^cn) V(n<I) >V(e8tpbuIen) (/(kurtürsk) Hervorgehoben zu Iverdcn ver dienen noch 4 große Humpen von 1693, die für die „Hof- kellerep Preozsch" (wohl Pretzsch bei Wittenberg, wohin sich später Christ. Eberhardine, Gemahlin August des Starken, zurückzoz) und ein kleiner mit dem StistSwappen von Naumburg im Herzschild, der 1662 für Herzog Moritz, Joh. Georg l. jüngsten Sohn, gemacht worden ist. Als höchst interessante Stücke müssen endlich eine Butterglocke von 1687, bei der sowohl Glocke wie Teller das Wappen tragen, und 3 kleine Lckörgläser bezeichnet werden. Die letzteren, welche wohl die Überbleibsel eines zahlreichen Services bedeuten, zeigen je eins der Wappen, aus denen sich das große Kurwappen zusammensetzt, so das der Erz marschallwürde, der Markgrasschaft Meißen und das ver einigte des BurggrafentumS Altenburg und der Grafschaft Ravensberg. Über die übrigen Stücke der Hauschildschen Sammlung möchte ich hier, um nicht zu ausführlich zu werden, nur kurz referieren Zu erwähnen wären zuerst die äußerst wirkungsvollen, farbenprächtigen orientalischen Fayence- Schalen, -Krüge und -Vasen, die in zweierlei Blau und Grün, einige auch mit Hinzunahme von Rot, auf milchig weißem Grunde leichtes Rankcnwerk, auf den Rändern vielfach Wellen- oder Wolkenornamente zeigen Die eine Schale mit einer Art von Granatapfel, die andere mit einer Kanne im Muster, die letztere noch mit Gold gehöht, verdienen ganz besondere Beachtung Diese Fayencen, die man früher mit der Insel Rhodos in Zusammenhang brachte, glaubt man heute auf türkischen Ursprung zurück führen zu müssen Unter den italienischen Majoliken ragt »ine mächtige Schale aus Deruta besonders hervor. Hier Einen geradezu staunenswerten Aufschwung hat da- MissionSwcsen in unftren Schutzgebieten genommen. Im Jahre 1890 waren im ganzen in unseren Kolonien 6 deutsche Missionsgeievschasicn ihitig. Jetzt haben sich allein 12 pro- irstaniischc teastchr MisuonsgeseUschaflen mit 6S Stationen uns 8 deutsche katholische MissionSgenllschasirn mit 79 Stationen gebildet. Die Zahl der Missionare ist im Wachsen begriffen. In Togo sind 27, in Kamerun 37, in Ostafrila in dreiKüsten- stadtea olllin 45. Tiefem geistigen Rüstzeug zur Seite steht in allen asrikani- fchen Gebieen eine krirgStüchtige Schutztruppe; wä-rrnd im Jahre 1890 von allen Seiten darüber geklagt wurde, daß in unfer n Kolonien w der tür Missionen noch für wirtschaftliche lln rrnehmungen ein a> -reichender Schutz vorhanden fei, st jetzt überall Eigentum und Lebrn gesichert und, soweit überhaupt em dauernder Friede in Afrika jetzt möglich fein kann, der F.iedc im wefeutlichea gewahrt, auch sind alle Mittel vorhanden, um ri,en Bruch des Frieden- sofort niederzuschlager. Für die nächste wichtige Ausgad. zur Erfchl cßung der Kolonien, für den Eifenbahnbau, sind alle erforderlichen Vorarbeiten abgeschlossen. Tagesgeschichte. Dresden, 21. Oktober. Die evangelisch-luthe rische Landessynode beschäftigte sich in ihrer heu tigen (zwölften) Sitzung mit dem gestern an dieser Stelle mitgeteiltcn Anträge des BerichtsauSschusses, beziehentlich mit dem mit Erlaß Nr. 6 vorgelegten B richt über den Zustand der evangelisch-lutherischen Landeskirche. Ueder den ersten Abschnitt des Be richtes (Konfessionelle Verhältnisse des Landes> er stattete S.-M. Superintendent I-io. Noth Bericht. Die Debatte, an welcher sich die S.-M. Superintendent Meyer, Oberkonsistorialrat Hofpredigcr v Löber, Super intendent Isie.vr. Schmidt, Fabrikant Zickmantcl, Super intendent Oberkonsistorialrat 0. Dibelius, Pfarrer vr. Eckardt, Amtshauptmann vr. Rumpelt und Super intendent Kirchenrat Michael beteiligten, betraf in der Hauptsache die Stellung der Landeskirche gegenüber den anderen Bekenntnissen und den verschiedenen Sekten. Besondere Wünsche wurden nicht zum Ausdruck ge bracht und spezielle Anträge wurden nicht gestellt. Über den zweiren Abschnitt (Gottesdienstliche Ord nungen» berich ete S.-M Superintendent Weidauer und stellte namens des Ausschusses die gestern mit geteilten Anträge unter I, II und III. An der Debatte beteiligten sich die S M. Superintendent vr. Bloch mann, Pfarrer Siebenhaar und Pastorprim Wetzke. Tie Sitzung dauerte bei Schluß der Redaktion noch fort Deutsches Btetch. Berlin Sc. Majestät der Kaiser empfingen gestern in Wiesbaden den Besuch des Kaisers Nikolaus von Ruß land. Der russische Monarch traf mit dem Großfürsten SergiuS und dem Grobherzoge von Hessen um 12 Ühr 40 Min. mittags in Wiesbaden aus dem Taunusbahn hofe ein, wo Sich Se. Majestät der Kaiser in der Uniform Seines russischen Regiments zum Empfange mit großem Gefolge eingesunden hatten. Der Zar trug preußische Generalsuniform. Der Zar und der Kaiser küßten sich wiederholt; ebenso herzlich war die Begrüßung mit dem Großfürsten Sergius und dem Großherzoge. Nach der Vorstellung des Gefolges fuhren der Zar und der Kaiser im vierspännigen Wagen sofort nach dem König! Schlosse. Der Großfürst Sergius und der Großherzog von Hessen, welche ebenfalls preußische Generalvuniform angelegt hatten, folgten im zweiten Wagen Nach cingenommcnein Diner fuhren der Zar, der Großhcrzog von Hessen und der Großfürst Sergius wieder nach Darmstadt zurück. Se Majestät der Kaiser begleiteten die hohen Gäste zum Bahnhose. — Die „Nordd. Allg. Ztg" schreibt: Tas Zusammen treffen des Besuches Sr. Majestät des Kaisers von Rußland in Daimstadt und des Aufenthaltes Sr Majestät des Deutschen Kaisers in Wiesbaden hat naturgemäß zu einer Begrüßung der beiden Monarchen geführt, welche frei von allem offiziellen Zeremoniell lediglich den Charakter der Intimität bewahrte, wie sie der traditio nellen Freundschaft und den nahen verwandtschaftlichen Beziehungen der beiden Herrscher entspricht. Der offizielle Gegenbesuch der Deutschen Majestäten bei den Kaiserlichen Herrschaften in Rußland ist, wie wir hören, sür den Be ginn des nächsten Sommers verabredet. — Über die Beratungen des Kolonialrats am Montag wird noch ausführlicher berichtet: Bei der Be ratung des Etats von Deutsch-Ostafrika veranlaßten längere Erörterungen die Kosten der Zollverwaltung dcS ostasrikanischen Schutzgebiets sowie die Anstellung von Wanderlehrern Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg regte die Hinaussendung von Forstbeamten zum Schutze der Forsten des Schutzgebiets an. Besondcie Aufmerksamkeit erregte die Nachricht, daß es dem Berg assessor Bernhardt gelungen ist, am Nyassasee das Vor kommen von Steinkohlen, die in einer Schlucht zu Tage ist das Brustbild einer Frau zur Darstellung gebracht, und zwar in der früheren Manier, bei der sich noch der spanische Einfluß an dem trefflichen Metalllüster erkennen läßt Von den sonstigen keramischen Erzeugnissen wären noch zu nennen: ein Faycncckrug, der in bunten Farben das Wappen von Anhalt-Bernburg zeigt, schöne Siegburger, Rährener, Kreuffcner und Sächsische Krüge, eine stattliche Anzahl antiker Thonvasen, -schalen und -lämpchen, vier antike, stark irisierende Gläser rc. Aber auch andere Gebiete des Kunstgewerbes findet man hier in guten und charakteristischen Stücken vertreten, so eine Anzahl ge triebener, mehrfach noch gotischer Messingschalen, die wohl einst als Taufbecken dienten. Pokale, Krüge und Becher aus Eselmetall, Schlüssel, Maske, Taschenbügel, Dreifuß in Eisen, eine kleine Bestecksammlung, Spiegelrahmen und Wappenschilder in Holz geschnitzt und bemalt oder ver goldet, geschnitzte und mit Elfenbein eingelegte Truhen, einen prächtigen süddeutschen Barockschrank, eine höchst inter essante, alte italienische Fregatte, eine Anzahl Stickereien und verschiedenes anderes mehr. Die im Kunstgewerbemuseum ausgestellte Sammlung Hauschild ist nicht nur wegen einzelner vorzüglicher Stücke, sondern auch wegen ihrer Vielseitigkeit beachtenswert, sodaß sich der Besuch derselben als ein sehr lohnender erweisen wird Z Über die Kirchenmusik in Paris wird uns aus der französischen Hauptstadt geschrieben: Eine gute Kirchen musik erfüllt neben ihrer Aufgabe, die in der Förderung der eigentlichen Ziele des Gottesdienstes beruht, noch einen doppelten Zweck Sie ist einerseits ein treffliches Mittel, um die indifferente Menge zu einem häufigeren Kirchen besuch anzuleiten, anderseits wirkt sie erzieherisch im all gemeinen und verfeinert das musikalische Verständnis im oesonderen Mincher Kmzelredncr wirkt nicht so unmittel bar auf seine Zuhörer ein, wie eS eine mächtige feierliche, au» Künstlerhand und Künstlermund hervorgchende Musik zu thun vermag In Frankreich und namentlich in traten, festzustellen, und daß Proben dieser Kohlen von sachverständiger Seite eine günstige Beurteilung gefunden haben. Im Anschluß hieran wurde die Erschließung de» Rufidschi und Ulanga, welche den besten Wasserweg zum Nyassa Herstellen, in Erwägung genommen. — In der 'Nachmittagssitzung begrüßte der zu den Sitz ungen de« Kolonialrats eingetroffene geh. Legationtzrat vr. Frhr. v Richthofen den Kolonialrat und erbat dessen Unterstützung und sein Wohlwollen für seine künftige Amtsführung Hierauf wurde mit den Etal-beratungen sortgesahren Der Gouverneur v Wißmann befürwortete die Anschaffung eines größeren Dampfers zu Transport zwecken und zum Tonnenlegen und sand dabei die Zu stimmung de« Kolonialrat» Hinsichtlich de« Eisenbahn- baue« in Ostafrika teilte dir Vorsitzende mit, daß diese wichtige Angelegenheit noch innerhalb der Reichsbehörden erwogen werde E« wurde alsdann in die Beratung des Etats für Togo und Kamerun ein- getreten In dem ersteren Schutzgebiet ist neuerdings ter sehr ergiebige, Guttapercha liefernde Baum Kicksia africana in großen Mengen entdeckt worden, und e« wurden daran Hoffnungen auf einen erheblichen Auf- schwuna dc« Handels geknüpft Frhr. v. Richthofen er klärte sein Interesse sür den Bahnbau in den Kolo nien, den er für eine der wichtigsten Aufgaben der gegen wärtigen Kolonialpolitik erachte. Er habe für den Bau von Eisenbahnen im Innern Afrikas, wesentlich mit Hilse deut schen Geldes, in fremdem Lande erfolgreich gewirkt und hoffe, auch im Dienste de« eigenen Vaterlandes mit gleichem Erfolg in gleicher Richtung wirken zu dürfen. Einstimmig be fürwortete die Versammlung die Erhöhung der Gehälter der Landeshauptleute in Togo und Südwest-Afrika. Tie befürwortete Anlage einer Handelsfaktorei am Benue erachtete Hr. Woermann wegen der zu großen Entfern ung von der Küste zur Zeit für aussichtslos. Er wünsche dringend den Bau einer Eisenbahn in Kamerun, um dem Handel ein größeres Gebiet zu erschließen Zuletzt wurde in eine allgemeine Besprechung der südwest afrikanischen Verhältnisse eingetreten und dabei die 'Notwendigkeit einer direkten Telegraphenverbindung mit dem Schutzgebiete hervorgehoben. — In der gestrigen Sitzung beriet der Kolonialrat den Gesetzentwurf, betreffend die Wehrpflicht in den Schutzgebieten, und nahm die im Sinne des Kriegsministeriums gemachten Vorschläge an Sodann wurde die Frage der Erweiterung des Handels an der ostafrikanischen Küste eingehend erörtert. — Es bestätigt sich, daß Gouverneur v Wißmann nicht nach Afrika zurückkehren wird. Über einen Nachfolger ist noch nichts bestimmt. Hr. v Wißmann ist gegenwärtig allerdings völlig gesund, aber er fürchtet mit gutem Grunde, bei der Rückkehr nach Ostafrika von neuem aufs Kranken lager geworfen zu werden, von dem er sich dann ni ht mehr erholen würde. Lediglich um sich der kolonialen Sache zu erhalten, kehrt er gegenwärtig nicht auf seinen Posten zurück. Die Angelegenheit wird in der Weise ihre Lösung finden, daß Hr. v. Wißmann zur Disposition des Reichskanzlers gestellt und daß Hr. v. Trotha mit der Wetterführung der Geschäfte betraut und voraus sichtlich demnächst auch zum Gouverneur ernannt wird Die geschäftliche Erledigung dieser Angelegenheit wird unmittelbar nach der Rückkehr des Reichskanzlers erfolgen. Hr. v. Wißmann wird sich in der Nähe von Berlin an siedeln und der Kolonialabteilung seine Kräfte zur Ver fügung stellen. Er hofft in 2 Jahren seinen Gesundheits zustand so weit zu befestigen, daß er alsdann wieder aktiv in den Kolonialdienst eintreten kann. — Zu dem gestern telegraphisch mitgeteilten Aufsatze der „Times" gegen Deutschland bemerken die „Hamb. Nachr": „. . . Völlig abgeschmackt und lächerlich ist der Versuch der „Times", die kolonialen Erwerbungen Deutsch lands als unberechtigte Eingriffe hinzustellen, die England und Frankreich gezwungen hätten, ihrerseits ebenfalls neue Länder in Beschlag zu nehmen, um ihren Besitzstand zu sichern. Mit demselben Rechte hätte England, als Deutsch land Elsaß Lothringen nahm, Ägypten oder gleich die ganze Türkei annektieren können. ES ist doch der Gipfelpunkt englischer Heuchelei, wenn die „Times" die Welt glauben machen wollen, daß sich England durch die bescheidenen Er- wrbungen Deutschlands in seinen schon vorhandenen ungeheuren Kolonialbesitz bedroht gefühlt hätte und des halb seinerseits zu weiteren Ländcrannektionen habe schreiten müssen Wir glauben, daß der neue „Times"-Artikel lediglich die Wirkung haben wird, die Überzeugung von der Verlegenheit und Isoliertheit Englands zu erhöhen und die wenig wohlwollenden Gefühle, die jetzt in Deutschland gegen England vorherrschen, zu ver schärfen" — In diesen Tagen ist die Nachricht durch die Presse gegangen, daß die bayerische Regierung Erhebungen über die Wirkungen der Bäckereiverordnung an- stellcn lasse. Solche Erhebungen werden aus Anregung des Reichsamts des Innern in allen Bundesstaaten vorgenommen. — Die deutsche Seefischerei hat sich in den letzten Jahren und namentlich, nachdem die Dampfschiffahrt einen erfreulichen Aufschwung genommen hat, gehoben, ihre Be deutung verschwindet aber noch immer gegen die der Seefischerei anderer Länder. Während Deutschland im Jahre 1894 einer SalzheringSeinsuhr au» dem Ausland« im Gesamtwerte von nahezu 25 Mill M bedurfte, belief sich der Ertrag der Salzhering.produktion deutscher Hering»loggcr auf etwa» über 700000 M Und wenn sich auch im Jahre 1895 dieser Betrag etwa verdoppelt hat, so ist der deutsche HeringSfana immer noch gegen den Heringskonsum im In» land verschwindend klein Englands Salzheiingtsang lieferte im Jahre 1894 einen Ertrag von 24,5 Millionen, Hollands von 9,5 und Norwegens von 3,6 Millionen Dabei war der norwegische Heringtsang de« genannten Jahre« ein Mißerfolg, der durchschnittliche JahreSertrag stellt sich höher — Die Einberufung der beiden Häuser de« preußi schen Landtage« erfolgt, wie die „Kreuz-Ztg " von unter richteter Seite erfährt, zum 20 November. Die amtliche Bekanntgabe dürfte heute schon erfolgen. München Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe ist gestern mittag H 1 Uhr mit Gemahlin nach Schillingsfürst abgereist. Zur Verabschiedung waren der Minister de« Äußern Frhr v. Crailsheim und der preußische Gesandte Graf v MontS mit den übrigen Mitgliedern der preußischen Gesandtschaft am Bahnhofe erschienen. Weimar. Der gestrigen Sitzung des Deutschen Gewerbekammertages wohnten geh. Regierungsrat Wilhelmi vom Reichsamt des Innern, sowie geh Negier- ungSrat Slevogt und Oberbürgermeister Papst, beide aus Weimar, bei Die Versammlung erklärte sich mit dem Grundprinzip des Entwurf» der Handwerker- Organisation auf der Basis der ZwanzSinnungen ein verstanden Dafür sprachen sich u a. aus: Bremen, Chemnitz, Dresden, Hamburg, Leipzig, Lübeck, München, Plauen, Würzburg, Weimar, Zittau; dagegen Ludwigshafen, Nürnberg und Stuttgart. österretch-Uugarv. Wien In der antisemitischen Majorität des Wiener Gemeinderates ist eine kleine Palastrevolution ausge brochen Elf sogenannte Deutsch-Nationale haben ihren Austritt aus dem Bürgerklub erklärt und den selben damit begründet, daß sie sich nicht sür verpflichtet erachten, der christlich-sozialen Partei zur Alleinherrschaft zu verhelfen. Die elf Sezessionisten berufen sich auf Vor gänge der jüngsten Vergangenheit, welche das Vertrauen in die Aufrichtigkeit der christlich-sozialen Partei bei ihnen zerstört und damit die Voraussetzung de« Bündnisses bei den Wiener Gemeinderatswahlen entfernt hätten Unter den Vorgängen der jüngsten Vergangenheit sind wohl die Differenzen im antisemitischen Zentral-Wahlkomitee sür die nieberöstcrreichischcn Landtogswahlen bezüglich der deutsch nationalen Kandidaturen zu verstehen, welche bekanntlich von der Majorität dieses Wahlkomitees abgelehnt wurden Eine größere Bedeutung ist der Spaltung im anti semitischen Bürgerklub nicht beizulegen. Derartige Miß- Helligkeiten haben sich im Schoße der antisemitischen Partei bereits zu wiederholten Malen ergeben und sind, wie selbst die „N Fr. Pr." zugiebt, jedesmal wieder bei gelegt worden. Buda Pest. Der neuerbaute Justizpalast wurde gestern nach der Schlußsteinlequng durch den König feierlich eröffnet. Aus eine Ansprache des Justizministcrü erwiderte der König, er sei freudig zur Eröffnung des der Gerechtigkcitspflcge gewidmeten Palastes gekommen. Tie ungarischen Gerichtsbehörden hätten die Reinheit des Justiz wesens jederzeit kochgehalten, er zweifle nicht, daß sie in diesem neuen Gebäude jederzeit bei Erfüllung der ge richtlichen Pflichten nur durch Gesetz und Gerechtigkeit ge leitet würden — Blutige Wahlausschreitungen sind auf der Tagesordnung. Ihr Schauplatz ist bisher ausschließlich das von Slovaken bewohnte oberungarische Grenz gebiet, wo die klerikale Volkspartei gegen die Liberalen agitiert. Im Neutraer, Thuroczer, Sohler und Zipfer Komitate kam es zu Ausschreitungen, die das Ein schreiten von Militär notwendig machten. Der niedere Klerus thut sich insbesondere hervor. Er hetzt und fana tisiert die Menge in empörender Weise und sucht durch die Frauen zu wirken, die an vielen Orten die eigent lichen Urheberinnen der Krawalle sind. Bei geschloffenen Kirchenthüren sollen sie auf das Kruzifix beeidigt worden sein, für die Volkspartei zu stimmen und jedem Liberalen Todfeindschaft zu schwören Im Sohler Komitate fand eine Revolte gegen die Behörde statt, es kam zu Schlägereien, wobei Messer zur Verwendung gelangten und Menschenopfer fielen In der Zips wurden die liberalen Kandidaten auf ihrer Rundreise in den Gemein den fast gesteinigt und ihre Anhänger fühlen sich in ihrer Sicherheit so bedroht, daß sie um Einschreiten des Mili tärs ansuchten, was auch gewährt wurde. Frankreich. Paris Nächsten Montag tritt der Pariser Ge meinderat zusammen, um über das Budget 1897 der Stadr Paris zu beraten. Dasselbe erhebt sich in Ein nahmen und Ausgaben auf die Summe von 326274550 Francs 9 Cts Es ist das erste Mal, daß das städtische Budget die Summe von 300 Millionen überschreitet. Im Jahre 1893 wies der Seinepräfekt auf die Gefahren des beständigen Anwachsens des Budgets der Stadt Paris Paris mangelt es gewiß nicht an hervorragenven geist lichen Rednern, aber diesen fehlt ost die Zuhörerschaft. Dem priesterlichen Worte gegenüber nimmt der Durch schnittspariser sofort eine Fechterstellung ein, dem macht vollen Zauber einer würdigen Kirchenmusik dagegen giebt er sich sofort gefangen. Entspricht nun da«, was die Pariser Kirchen in Hinsicht der Musik bieten, den berech tigten Ansprüchen ihrer Besucher? Man darf diese Frage betreffs der berühmteren Kirchen bejahend beantworten. Die Organistenstellen an denselben werden wie in Deutsch land nur von bedeutenden Künstlern bekleidet Saint- Sai-n« war während vieler Jahre Organist der Madeleine- Kirche, ebenso hat der kürzlich zum Professor am Konser vatorium ernannte Charles Widor seit 1871 dieses Amt an der St. Sulpice-Kirche inne. Mehrere der großen Pariser Kirchen weisen Meisterwerke von Orgeln auf, so besonders St. Eustache, Notre-Damc, St. Sulpice und St. Roch Die Orgel von St. Sulpice hat 6 Klaviaturen, 118 Register und gegen 7000 Pfeifen. Sie ist ein Werk von Cliquot u. Caoaill» - Coll und eine der besten in Paris und in Europa überhaupt Auf diesen kostbaren Orgeln werden gewöhnlich nur Fugen und dergleichen ge- svielt, während die auf dem Chor befindliche kleinere Orgel den Gesang begleitet. Wenn in den von der vornehmen Welt bevorzugten Kirchen Trauungen oder Be erdigungen stattfinden, verbinden sich mit den kirchlichen Gesangskräften die weltlichen der Großen Oper und sonstiger Musikanstalten Man kann dann wirklich einzig artige Leistungen hören. Im November jeden Jahres, am Fest der heil. Cäcilia, wird in der Kirche St Eustache ein Hochamt zelebriert, welche«, da die Aufführung der Musikstücke und Gesänge von der ,,8oeivk« ckss artistos inuswions, oompositours vt eftanteurs" veranstaltet wird, auf musikalischem Gebiete zu den ersten Ereignissen in der Weltstadt zählt Obwohl die Kirchenplätze gut bezahlt werden müssen, ist e« schwer, eine Eintrittskarte zu er halten In vielen Kirchenchören wirken Schüler de« Konser vatorium« mit, die sich auf diese Weise einen Nebenverdienst schaffen Während also in den großen Kirchen von Pari« für gehaltvolle Kirchenmusik bestens gesorgt ist, läßt der Gesang und das Orgelspiel in den kleinen recht viel zu wünschen übrig. Um hier die bessernde Hand anzu legen und die französische Kirchenmusik überhaupt zu fördern, hat sich in Paris ein Verein gebildet, der sich „8 oftola Oantorum" nennt und sich in erster Linie die Pflege des alten Kirchengesanges der Gregorianischen und der Palestrinaschen Schule angelegen sein läßt Diese Ver einigung hat bereits ihre eigene, in gewissen Zwischen räumen erscheinende Zeitung, sie veranstaltet Preisaus schreiben und Aufführungen und veröffentlicht Partituren. Nunmehr hat sie im Verfolg ihrer Ziele einen weiteren wichtigen Schritt gethan, indem sie eine Schule für liturgischen Gesang gründete und in der letztoerqangenen Woche eröffnete. Das Lokal der in der Rue Stanislas gelegenen Schule ist zwar bescheiden; einige Bänke, einige Stühle und zwei Harmoniums bilden das ganze Mobiliar Aber schon haben sich Schüft» in hinreichender Anzahl ein gefunden, viele Bischöfe lassen der neuen Schule ihre Unterstützung angedeihen, bedeutende Tonkünstler widmen ihr in uneigennütziger Weise ihre Kräfte und leiten die Kurse. Von diesen ncnney wir nur den Abbö Vigourel, Professor für alten Kirchengesang am Seminar von St. Sulpice, den ausgezeichneten Orgelspieler Alexandre Guilmant, ferner Vincent d'Jndy, Charle« Bordes, Andrä Pirro. Diese und andere Gönner der jungen Anstalt ver einigten sich am Einweihungstag im großen Saal der Schule. Zwischen einem Choral von Bach und einer Motette von Vittoria schilderte Hr. Guilmant in großen Zügen die Aufgaben de« Unternehmen« Dann begab man sich in eine benachbarte Kapelle, wo der berühmte Kirchen chor von St Gervais nach einigen älteren Stücken eine vortreffliche Motette des Abbö Bayer und einen schönen Choral von Borde« vortrug. Die Schule wird gewiß nicht verfehlen, auf die französische Kirchenmusik einen günstigen Einfluß auszuüben. H. A Litteratur. In Verlag von A G. Liebeskind in Leipzig hat vr. Gotthelf Haebler die „Fünf Vor-
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