Suche löschen...
Dresdner Journal : 08.10.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-10-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189610084
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18961008
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18961008
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-10
- Tag 1896-10-08
-
Monat
1896-10
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 08.10.1896
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
schweigend; der Zar nahm eine der nach dem Winvreichtum einer Gegend kann dadurch die Wassermenge in ihrer Wirkung verhundertfacht werden. In der Kraft der Winde und der Wasserfälle stecken allein schon Energiemengen, die nicht nur den jetzigen, sondern auch wohl den zukünftigen Bedarf der Menschheit decken können. Ferner wird man hoffentlich dereinst auch dahin gelangen, die Energie der Sonnenstrahlen direkt (unter Umgehung des Zwischenstadiums der Wärme) in elektrische umzuwandeln Das muß gelingen, wenn, wie Maxwell und Hertz zeigten, elektromagnetische Schwingungen sich nach denselben Gesetzen und in demselben Medium wie das Licht fortpflanzen, wenn also das Licht selbst nichts anderes ist als eine elektromagnetische Erscheinung Werden dann später noch, wie wohl als sicher angenommen werden kann, die Akkumulatoren vervollkommnet und verbilligt, so wird man daran denken können, die überreichen Encrgiespenden des Sommers für den Winter aufzuspeichern. Sind wir aber dahin gelangt, dann muß die Sandwüste, der wertloseste Boden ein wertvoller Besitz werden, in dem sich nun die auf ihn fallenden Sonnen strahlen verwerten lassen Ja sogar an eine Aus gleichung der Temperaturextreme, an eine künstliche Aenderung des Klimas werden wir denken können So weit Cohen Prof v. Branco fügt noch hinzu, daß auch die anziehende Kraft von Mond und Sonne sich ver werten lasten werde, indem Ebbe und Flut, gleich Wasser fällen, dienstbar gemacht würden. Auch habe schon vor Jahren der bekannte Erdbebenforscher Milne in Tokio darüber geschrieben, daß für solche durch Vulkanismus heimgesuchten Länder, wie Japan und Island, einst die Entschädigung eintrcten werde, indem die dort größere unterirdische Wärme auSgenützt würde Bis jetzt habe der Vulkanismus nur Borax, Schwefel und andere Handels artikel geliefert. Später würden die vulkanischen Zentren viel wichtigere Aufgaben erfüllen, indem von ihnen und den heißen Quellen au» vermittels Akkumulatoren und Drahtlcitungen Maschinen getrieben und Städte erleuchtet würden paraten Elemente, die Realisten, Opportunisten a la Rieger, die extremen Radikalen ä l» Pasaty, die Progressisten (Omladina) und die Bauernpartei (Stastep), zum Schweigen gebracht und sie genötigt, sich der Parteidisziplin nach dem Diktate der „Rarodni Listy" zu fügen Als im Jahre 1893 die Negierung den unglücklichen Versuch unternahm, durch Verhängung des Belagerungszustandes in Prag diesen schrankenlosen Einfluß des Grögrschen Organs auf die tschechischen Volksmasten zu bekämpfen und den von den „Rarodni Listy" niedergerunacnen Alttschechen wieder auf die Beine zu helfen, da verstand es der Verstorbene, durch rechtzeitige Unterbindung des radikal aufstrebenden Ge- dankenslugS seines Blattes der Gefahr der Unterdrückung desselben zu entgehen, ohne jedoch während der ihm durch die Umstände aufgenötigtcn zweijährigen vorsichtigen und maßvollen Haltung die Gunst der radikalen Leserkreise ein- zubüßen Dadurch, daß er seit jeher mit Erfolg bestrebt war, alle hervorragenden journalistischen und schrift stellerischen Kräfte in den Dienst seines Blattes ein zustellen, ist es ihm möglich geworden, letzteres auch während dieser kritischen Zeit als das inhaltsreichste und lesenswerteste tschechische Taaeblatt auf seiner seitheriaen Höhe zu erhalten. lution und der Souveränität des Volkes Tie Worte: „Freiheit" und „Gleichheit" stören den russischen Autokraten nicht Dies ist nicht nur ein Sieg Frankreichs, sondern ein Sieg der Menschheit." * Paris. Der erste Zarentag ist vorüber. Gestern begann der zweite mit dem Besuch zweier katholischer Kirchen, der Kathedrale Nortredame und der Saint-Chapelle. Das politische Ereignis des vorgestrigen Tages bildet der Toast des Zaren, welcher, wenn er auch nicht das er wartete Wort Kiliane« ausgesprochen hat, doch von den Banden sprach, welche Frankreich und Rußland ver einigen. „Oeg Iieii8 qui vous unissent", diese Worte werden in den Blättern bei Besprechung des Kaisertoastes vorangestellt. Auch der Besuch, welchen der Zar den beiden Kammerpräsdenten abstattete, wird von den Blättern als besonderes Entgegenkommen für die Gewalten der Republik gekennzeichnet. In den Blättern wird mit- geteilt, daß der Zar von dem Empfangt, den ihm Paris bereitete, entzückt und der Eindruck desselben ein wahr Der verstorbene jungtschechische Parteiführer hatte durch die „ „ , ...... . ., ... , jeden Widerstand schon in seinem Anbeginn erstickende l welches uns die völkcremanzipierende Revolution vermacht aggressive Sprache seines Organs nacheinander die dis- hat. Heute neigt er sich vor den Resultaten dieser Revo- haft bedeutender sei. Ter Zar soll, als er Felix Faure verließ, zu ihm gesagt haben: „Einen solchen Empfang hätte ich nicht erwartet! Welche Stadt ist doch C« steht außer Frage, daß der unbeschränkte einheitliche Einfluß d« „Rar. Lcsty" aus da» tschechische Volk nun auf die vielgliederige jungtschrchlsche Parteiführung über gehen wird, die vermöge ihrer Zusammensetzung da» Jungtschechentum in seine» fmherigen festen Parteigesüge auf -re Dau« nicht »ird -usnmmenhalten können Man muß Lrch diesbezüglich gegenwärtig halten, daß die Oppor tunisten Eun und Honold, die Radikalen Ed Grsgr und Vasaty, die SteaUste, Kaizl und Kramacz die Zeit al» gekommen betrachten »erden, um im jungtschechischen Klub endziltig die Herrschaft an sich zu reißen Paris. Der Zarenbesuch in Pari» ist nun zur Thatsache geworden und an die Jahreszahlen 1891 — Kronstadt — und 1893 — Toulon — reiht sich eine dritte: 1896 — Paris —. Sie setzten die Idee der französisch-russischen Allianz in die Welt, die aber bi» jetzt noch nicht verbrieft worden ist. Wird sie Nikolaus II. in Pari» besiegeln? Der Umstand, daß der Zar in Cher bourg nur von der „befreundeten" Nation sprach, läßt eher eine verneinende als bejahende Antwort erwarten Die Franzosen hoffen es jedoch mit fester Zuversicht und daher sprechen auch die Zeitungen von der französisch russischen Allianz, als sei dieselbe von ihm und dem Präsidenten der Nepublik bereits unterschrieben. Mit ge ringer Ausnahme brechen alle Pariser Blätter in Jubel rufe über dieses Ereignis aus. Der „Rappel" schreibt: „Alle diese Frendenrufe, die den Zaren überallhin begleiten werden, wo er hinkommt, werden eine lange Manifestation zu Gunsten des Friedens sein Europa will den Frieden, Frankreich ebenfalls, Rußland wünscht ihn nicht weniger und die französisch-russische Allianz ist stark genug, ihn denen aufzuzwingen, die versuchen würden, ihn zu stören. Jedenfalls vergessen wir nicht und werden niemals ver gessen, was sich vor 25 Jahren ereignet hat." — Der „Voltaire" sagt: „Was unseren Gast noch mehr als unsere Galavorstellungen und öffentlichen Lustbarkeiten zum Nachdenken auffordern wird, ist die Einstimmigkeit aller Franzosen bei diesem großen Hoffnungsfeste. In diesen Tagen der Freude und des Glanzes wird der Zar recht wohl bemerken, daß wir nichts vergessen haben Er wird bei dem umflorten Standbilde der Stadt Straßburg vorbei fahren und beherzigen, daß Frankreich, ruhmgekrönt in seiner Kunst und stolz auf seine Streitmacht, denen treu bleibt, die ihm treu sind" Der „Solei!" schreibt: „Heute sind wir stark. Wir sind stark, weil wir seit 25 Jahren sämtlich, Republikaner sowohl wie Monar chisten, an der Wiederherstellung unserer Armee und der Reorganisation unserer Militärmacht gearbeitet haben Der Besuch des Zaren ist der Lohn für diese 25 Jahre beharrlicher Arbeit und mutiger Anstrengung. Rußlands Kaiser achtet uns, weil wir, obwohl stark, ver standen haben, weise zu sein." Der „Gaulois" meint: „Paris fühlt, daß etwas Großes vor sich geht, etwa« ernstes, gutes und labendes Und dieses „etwas" ist der definitive Wiedereintritt dcS Vaterlandes in seine historische Stellung als Macht ersten Ranges." „Libre Parole" begrüßt im Zarenbesuch die „Morgenröte besserer Tage". Die „Autorirö" dankt dem Zaren für die Förderung der monarchistischen Sache durch seinen Besuch in Paris: „Die im Elysöe für den Zaren errichtete Estrade ist die Estrade des französischen Thrams." Der „Petit Parisien" äußert, daß das republikanische Frankreich sich mit dem Empfang des Zaren nichts vergeben und nichts aufgegcben habe. Dagegen habe der Zar mit den Konventionen ge brochen, in die ihn seine Umgebung verwickelt habe. Er und noch nirgends in praktischer Anwendung. Es bezweckt die Feststellung gewisser für jedes Individuum charak teristischer Elemente, um auf Grund dessen später die Identität des betreffenden Individuums ermitteln zu können. Solche Identifikationen sind von größter Wichtig keit für die Strafrechtspflege, da häufig gerade die schwersten Verbrecher über ihre Person falsche Angaben machen, um den ihnen mit Rücksicht auf ihr Vor leben bevorstehenden Strafverschärfungen zu entgehen. Früher begnügte man sich — und thut es in Deutschland jetzt noch — mit dem sogenannten Verbrecheralbum, das heißt, man nahm von jedem Verbrecher ein photographisches Bild auf, welches etwa später notwendige Identifikationen ermöglichen sollte Jedermann kennt die Mängel eine« solches Behelfes, sie bestehen in den Veränderungen, welche im Lause der Jahre der Gesichtsausdruck und auch die Gesichtsbildung erfahren, und in der Schwierigkeit, gegen den Willen des zu Porträtierenden von ihm ein zuver lässiges Bild aufzunchmen Diesen Übelständcn Hilst nun die Bertillonage ab, welche ihren Namen ihrem Erfinder Bertillon, dem Chef des »orviev ck icksntikieation ck« 1» pr^tseturs cks la polioo, verdankt. Das „B Tgbl." teilt über dieses Verfahren folgendes mit: Bertillon ging von der Beobachtung aus, daß die Knochen eines erwachsenen Menschen allein während seines ganzen Leben» sich nicht verändern, und daß daher die Aufzeichnungen, welche über die einmal an einem Menschen vorgcnommene Knochen messung gemacht worden sind, auch nach vielen Jahren noch für ihn zutreffen, seine Jventifikation also ermög lichen müssen Dieses konstante Verhalten findet aber insbesondere statt bei solchen Knochen, die mit ihren Nachbarknochen durch sogenannte Knochennähte oder durch unelastische Gelenkknorpel verbunden sind. Auf der Messung dieser Knochenlängen, die jede Täuschungs möglichkeit auSschließt, beruht nun da» Verfahren Haupt sächlich werden sechs Knochenmaße ausgenommen, gemessen wird nämlich: Die Länge und Breite des Kopfe«, sowie die Länge des linken Fußes, des Mittel- und kleinen Fingers an der linken Hand und des linken Vorderarmes Wichtig, wenn auch nicht unbedingt unveränderlich ist auch das Äaß von der Länge und Breite de» linken Ohre» keineswegs stets dieselbe Körperlänge besitzt. Die mensch liche Wirbelsäule besitzt nämlich zur Verbindung der ein zelnen Wirbel untereinander zahlreiche elastische Knorpel- scheiben, und hierdurch erleidet der Unterkörper dann, wenn der Oberkörper, wie beim anhaltenden Lausen, Stehen und dergleichen, lange auf ihn drückt, an seiner Größe eine kleine Einbuße, welche durch Ruhe jedoch sich wieder aus gleicht. Hiermit hängt wohl auch die Beobachtung zu sammen, wonach Kinder, die lange bettlägerig sind, oft schneller wachsen, wie andere, und auch die bekannte dra stische Redensart, „sich die Beine in den Leib stehen", findet hierin ihre Erklärung. Die Bertillonage ist in Frankreich schon vierzehn Jahre lang obligatorisch und wird an allen Personen vorgenommen, welche wegen eines ge meinen Verbrechens rechtskräftig verurteilt werden. Die Maße werden auf zwei gleichlautenden Maßkarten ver zeichnet, deren eine im Ministerium de» Innern aufbewahrt wird, während die andere an Behörden rc. je auf Requi sition und je nach Bedarf versandt zu werden bestimmt ist. In Paris werden im Durchschnitt täglich 100 bis 150 Personen gemessen, und wie wertvoll dies ist, ergiebt allein der Umstand, daß im Jahre 1891 in Paris 600 Per sonen, welche gar keine oder falsche Angaben über ihre Personalien machten, als rückfällige Verbrecher lediglich auf Grund der Meßkarte rekognosziert wurden; hat sich doch ergeben, daß unter 100000 Menschen kaum zehn auch nur annähernd gleiche Maße aufzuweiscn haben. Da» ganze Verfahren ist zuverlässig, billig und bei guten Instrumenten sehr einfach; e» hat denn auch bereit« in zahlreichen Kultur ländern, ja sogar in Japan schon Eisigang gefunden. Die preußische Regierung hat vor einiger Zeit einen höheren Kriminalbeamten zum Studium dieser Einrichtung nach Paris geschickt. Theater. Au» Berlin wird uns geschrieben: Der erwartete gute Erfolg, der dem dramatischen Märchen „Tausend und eine Nacht" von Holger Drachmann nach der Erstaufführung am „Theater des Westen»", der neuen Bühne in Berlin, versagt zu sein schien, hat sich nunmehr doch eingefunden Schon die nächsten Abende waren entscheidend. Da« durch die Erfahrungen nach der Eröffnungsvorstellung wesentlich gereiste Spiel ließ die Vorzüge der Dichtung deutlicher hervortreten und da» Handschrift entgegen. Auch eine Urkunde mit der Unter schrift der russischen Gattin aus dem Hause Rurik des Königs Heinrich I. (11. Jahrh.) konnte ihm gezeigt werden. Unter lebhaften Zurufen der Menge begaben sich die Kaiserlichen Majestäten nunmehr nach dem Pantheon, wo der Zar das Grab Carnots besuchte, das die Söhne des Ermordeten umstanden Nikolaus II hatte vorher einen prächtigen Orchidcenstrauß durch seinen riesenhaften Leibtschcrkessen dort nicderlegen lassen. Sonst waren auf der Grabplatte nur noch die Trauerkränze Alexanders UI, der russischen Flotte, Petersburgs und Moskaus ausgelegt. Ter Kaiser richtete an die Söhne Carnots die wohl wollendsten, wärmsten und herzlichsten Worte. Von den Malern Puvis de Chavannes, Bonnat und Levy geführt, besichtigte er die Wandgemälde mit Anteilnahme. Im Jnvalidenhause, welches das Zarenpaar hierauf besuchte, sprach der Zar einige Krimsoldatcn an; Napoleons Grab fesselte ihn anscheinend nicht besonders. — Die Feier der Grundsteinlegung der Brücke „Alexander III." verlief äußerst glänzend. Der Kaiser und die Kaiserin von Rußland trafen um 3 Uhr am Cours la Reine ein, wo in einem prächtigen Zelte Präsi dent Faure, die Präsidenten der beiven Häuser des Parla ments, die Minister und das diplomatische Corps ver sammelt waren. Der Kaiser und die Kaiserin wurden von dem zahllosen Publikum, welches die auf dem rechten und linken Seineufer errichteten Tribünen füllte, sowie von der aus den Schiffen Kopf an Kopf stehenden Menge enthu siastisch begrüßt. Nach der Ansprache des Handelsministers Boucher, in welcher er den Kaiser und die Kaiserin bat, dem großen Werke der Zivilisation und des Friedens seine hohe Weise und den huldvollen Schutz der Kaiserin zu bfterretch-U»rar». Wien Der Ausstand der Werkstättenarbeiter der StaatSeisenbahnen in Wien und Prag ist noch nicht beendet Gestern mittag war der Hermin abgelaufrn, den die Direktion der Staatteisenhshngesellschaft üen Streikenden zur Wiederaufnahme der Arbeit gestellt Hane. Da sich niemand meldete, betrachtet die Direktion die Ausständigen al» entlasten und gedenkt in den nächsten Tagen neue Arbeiter zu engagieren Dagegen wurde in den Werkstätten der StaatSeisenbahngesellschast zu Prag und Bubna die Arbeit mit etwa 100 Arbeitern wieder ausgenommen, welche sich im Lause de» Vormittags ein gestellt hatten Seitens der Polizei wurden Maßregeln getroffen, um die Arbeitenden nötigenfalls zu schützen Patrouillen durchstreiften die Gasten, desgleichen waren Wachtposten in der Nähe der Eingänge der Werkstätten ausgestellt. Es kamen einige Mißhandlungen von Arbeitern selten» der Streikenden vor, doch wurde die Ruhe nicht gestört — Die Lage im nordböhmischen Streik st e biete ist andauernd beruhigend. Die Nachrichten der Blätter über Gewaltthätigkeiten im JuliuSschachte ent sprechen den Thatsachen nicht. In Dux, Brüx und Komotau sind die Belegschaften fast vollzählig eingesahren Einige in Kopitz verbreitete Flugschriften wurden sofort beschlagnahmt. Prag Der Tod des aus seinem Gute Dol bei Libschitz nach einer längeren schweren Krankheit verstorbenen Herausgebers und Leiters des jungtschechischen Haupt- organS^ l)r. I. Grögr, bildet das große Tagesereignis im tschechischen Lager, Vesten thatsächliche Bedeutung für die weiter? Entwickelung der Dinge in Böhmen und wohl auch in Westösterreich nicht unterschätzt werden darf. Der jetzt auS dem öffentlichen Leben für immer geschiedene jüngere Bruder des durch seine parlamentarischen Brand reden berüchtigten I)r. Ed. Grögr war nicht allein der Begründer der unter seiner zielbewußten 35jährigen Leitung zum größten und einflußreichsten tschechischen Prcßorgan gewordenen „Rarodni Listy", sondern auch der jung- tschechischen Partei. Letztere verdankt ihm ihr Da sein, aber auch ihre gegenwärtige Stellung als sührende Partei im tschechischen Lager Eines vollen Vierteljahr hunderts der opferreichsten angestrengtesten publizistischen Arbeit dieses besten Agitators, den je eine politische Partei in ihren Diensten hatte, hatte e» bedurft, um der alttschcchischen Partei im Reichsrate von ihren 64 Mandaten endlich — 4 Abgeordnetensitze abzuringen und im Jahre 1888 die Begründung des viergliedrigen jungtschechischen ReichsratS- klubs unternehmen zu können. Nachdem nun aber einmal der seitherige felsenfeste Autoritätsglaube, auf besten Unter lage das Älttschechentum die Vertretung des tschechischen Volkes nach außen monopolisiert hatte, durch dieses Wagnis erschüttert mar, bildete der Haupterfolg der agitorischen Thätigkeit Ur. Grögrs nur noch eine Frage der nächsten Zeit. Seit 1891, in welchem Jahre die jungtschechischc Partei unter der Führung des von ihm geleiteten Blattes den Wiener Ausgleich zu Falle gebracht und unter dessen Trümmern auch die alttschechischen Väter desselben be graben hatte, entfaltete I. Grögr alle seine Fähigkeiten als Parteiführer, um der von ihm begründeten Partei ihre so mühsam errungene Stellung im öffentlichen Leben auf die Dauer zu sichern. Die Jungtschechen haben es seiner Energie und seinem auch von der deutschen Presse anläßlich seines Ablebens voll gewürdigten konzilianten Charakter zu verdanken, daß sie seither nach außen ihr festes Parteigefüge bewahrt haben, indem sie unter dem auf ihnen lastenden unwiderstehlichen Druckt deü Grögr- fchen Organs die von Zeit zu Zeit in ihrem Parteilager aus brechenden gefahrvollen Krisen glücklich überwunden haben habe der Stadt Paris eine Vase geschenkt und nicht ge zögert, sie mit der phrygischen Mütze zu schmücken. „Kürzlich hörte er stehend die Marseillaise an, dieses Lied, Ganze erzielte bei dem ausgezeichnet besuchten Hau/ solchen Beifall, daß man hofft, da» Märchenbrama länge, e Zeit auf dem Spielplan erhalten zu können — Die weniger günstige Aufnahme in der ersten Vorstellung erklärt sich aus besonderen Ursachen, da« Stück selbst hat sie gewiß am allerwenigsten verschuldet. Es war, wie mit Recht von vielen Seiten gesagt worben ist, vor allem ein Fehler, das neue Haus mit der Aufführung eines noch unbekannten Schauspiels einzuweihen Dazu kam die in mehr als einer Hinsicht noch mangelhafte Darstellung, die ungenügende, zum Teil sogar falsche Besetzung der Haupt rollen und schließlich auch die noch unerprobte Akustik des Hauses. (Mehrfach wurde das Spiel durch Zurufe, wie: „Lauter!" „Man hört nichts!" gestört) Die letzten drei Proben ivaren, da der Tag noch den Tapezierern und Scheuerfrauen gehörte, Nachtproben und nur eine Probe fand vor offenem Vorhänge, aber vollständig leerem Hause statt. Außerdem hatte der Regisseur in dem an sich vielleicht begreiflichen Bestreben, dem realistischen Ge schmack der Berliner zu huld.gen und demzufolge da« Stück dem modernen Schauspiel so sehr als möglich zu nähern, der Dichtung in so grausamer Weist zugesetzt, daß von dem ihr ursprünglich eigenen Märchenzauber so gut wie nichts übriggeblieben und alle feineren Züge verwischt waren, weshalb jede tiefere Wirkung auf Phantasie und Gemüt versagte. Erfft in den nächsten Abenden, wo die Darstellung mehr Sicherheit und das Publikum mehr Sammlung zeigte, machte sich die wahre Kraft der Dichtung geltend. * Die phonographiskbe Wiedergabe der Gesänge der Hopi-Jndianer. Wir entnehmen einem Aufsatze von Heinr Laufer in der „N. Mus -Ztg." (Stuttgart) das Nachstehende: Die Amerikaner wollen auf alle nur erdenk liche Weise die „nrimitivs inume", namentlich ihrer Indianer, für die Wissenschaft retten und urbar machen So hat in jüngster Zeit der bekannte amerikanische Eth nologe I- W Fcwkes, der die Schlangentänze, ein neun- tägige« Fest der Hopi-Jndianer im Staate Arizona, er forschte, die Gesänge diese« Stammes durch den Phono graphen auszuzeichnen versucht, eine Methode, die seitdem mancher Ethnograph zur Sammlung sprachlichen und musikalischen Material« angenommen hat. Früher sang teil werden zu lasten, wurde eine Festkantate gesungen: worauf eine von dem Akademiker Herrbia gebichtete Ode von dem Schauspieler Paul Mounet vorgetragen wurde Die erste Strophe lauter französisch: „IrS« illustrs em- psrour, kils ck'^Ierauckrv Hl, I» kraue», pvur tdtvr t» grauäs vionvsou«, ckuos la luvgue ckos I>i«ur par m» voir t» ualuv, ear Io posto soul iwut tuto^vr los row". Er führt fort: Und in Ihnen, Madame, die Eie diesem Feste die höchste Schönheit geben, begrüße ich die himmlische Sanftmut, au« der Ihre Anmut gemacht ist; diese Brücke wirft einen ungeheuer» Bogen vom endenden zum be ginnenden Jahrhundert und verknüpft Völker und Zeiten. Wenn das Morgenrot des neuen Jahrhunderts anbricht, wird Paris stolz seine Triumphstraße wieder dem trium phierenden Paare öffnen, dem cs heute zujubelt.... „Ehe Du an diese geschichtliche Lände hinabsteigst, sinne ernst, träume vor dieser Brücke, die Frankreich Deinem Vater Alexander weiht, sei stark und menschlich, wie Dein Vater war, laste Deinen geschichtlich gestählten Degen in der Scheide, ein friedlicher Krieger; betrachte auf Dein Schwert gestützt die Erdkugel, die sich in Leiner Hand dreht. Deine Kaiserliche Handbewegung erhält sie im Gleichgewicht; Drin doppelt starker Arm wird davon nicht ermüdet, denn Alexander hat Dir zugleich mit seinem Reich die Ehre hinterlasten, die Liebe eines freien Volkes erobert zu haben. Möge die Zukunft Tir den ruhmreichen Beinamen Deines Ahnhern Peter zuerkennen, edler Kaiser, der Du den großen Stein ein mauern wirst, unerschütterlichen Granit, wo der Friede thronen wird. . . ." Während sodann die Zeremonie der Grundsteinlegung von dem Kaiser und der Kaiserin und dem Präsidenten Faure vorgenommen wurde, segelte von dem jenseitigen Seineufer langsam ein weißes Boot heran, auf welchem sich vierzig weißgekleidete Mädchen, Töchter der hervorragendsten Handelsherren und Fabrikanten, be fanden. Dieselben überreichten der Kaiserin unter brausenden Zurufen der Volksmenge eine ein Meter hohe Silber vase mit den seltensten und prächtigsten Blumen. — Nach Beendigung der Feier begaben sich die Majestäten unter den Beifallsbezeigungen der Menge zur Besichtigung des „Hütel de la Monnaie". Dort nahmen die rus sischen Majestäten und Präsident Faure verschiedene Ateliers in Augenschein und wohntem dem Prägen der Erinnerungs medaille bei, die ihnen alsbald überreicht wurde. — In dem „Institut", wo die Majestäten alsbald eintrasen, richtete der greise Akademiker Legouoö eine Anrede an diefelben, in welcher er sie willkommen hieß und an bcn Besuch Peters des Großen erinnerte, worauf er sortsuhr: „Ihre Anwesenheit, Madame, fügt unseren ernsten Sitz ungen etwas recht Ungewohntes hinzu, die Anmut Wie sollen wir Ihnen dafür danken, daß Sie die Gnade hatten, in diesem kleinen Saal Platz zu nehmen? Tas Beste ist, glaube ich, wir geben Ihnen eine Vorstellung von unserem gewöhnlichen Thun. Wir zeigen Ihnen Akademiker an der Arbeit; Ihre Sympathirbekundung gilt nicht der Akademie allein, sondern auch unserer Sprache, die Ihnen keine fremde Sprache ist. Wir fühlen bei Ihnen den Wunsch, zum französischen Geschmack und Geist in vertrautere Beziehung zu treten " Dann las Coppee seine Willkommstrophen vor, für die er sich nicht gerade angestrengt hat. Es ist ein artiges Kompliment im Ge schmack der Höflichkeitedichtung des achtzehnten Jahrhunderts Das Zarenpaar und Präsident Faure wohnten sodann sür einige Augenblicke den Arbeiten an dem Wörterbuch der Akademie bei und unterschrieben das über die Festsitzung aufgenommene Protokoll Von dem „Institut" begaben sich die Herrschaften nach dem Hotel de Ville, von der Menge, welche sich dichter als jemals angesammelt halte, mit unbeschreiblichem Enthusiasmus begleitet — Die Kande laber auf dem Platze vor dem Hütel de Pille waren an gezündet; der Platz bot einen feenhaften Anblick; auf den daselbst errichteten Tribünen hatten sich Sänger und Musikcorps aufgestellt. Sobald die Ankunst des Kaiser- paares gemeldet wurde, stimmten Sänger und Musik, die durch elektrische Signalapparate verbunden waren, die russische Hymne und hierauf die Marseillaise an Prä sident Faure reichte der Kaiserin den Arm und betrat an der Seite des Kaisers die Stufen der Ehrenestrade unter anhaltenden begeisterten Zurufen der Menge. Die Truppen präsentierten unter den Klängen der Musik. Der Präsident des MunizipalratS Baudin, umgeben vom Munizipalrat, begrüßte die Majestäten und sagte, die Bevölkerung von Paris jubele dem Gaste und Verbündeten der Republik zu und habe in ihrer Arbeit innegehalten, um demselben die Huldigung zu erweisen, welche die Tradition, die Vaterlandsliebe und der Glaube an die Bestimmung der beiden großen befreundeten Nationen erweisen hießen Der Zug begab sich sodann nach der Salle du Prevost, in welcher die Chöre der Großen Oper und de« Konservatoriums unter Begleitung des Musikcorps der Garde republicaine die russische Hymne zum Vortrag brachten, und ging von hier nach dem in einen prachtvollen Wintergarten um- gewandeltcn Ehrcnhof. Hicrauf besuchtcn die Majestäten die herrlich geschmückten Säle und nahmen bei Vieser Ge- Pari»! Oh, ich liebe die Franzosen sehr!" Dabei schüttelte er dem Präsidenten der Republik beide Hände unter allen Zeichen der Bewegung Felix Faure war nicht weniger gerührt als der Kaiser Er streikte vor Ver gnügen. So schillert ein Mrtt »diese Wzene — Der „Gauloi«" berustfffichumf fßtgend- A»ß«ung eine« de- freundeten DiploMten: LLiHer Lag macht «nen ge schriebenen Vertrag nicht üdeißüfstg, aber er ersetzt ihn vollständig. Er schuf zMschen Frankreich und Ruß land eine so stark betonte Freundschaft und Intimität, daß jene Nation, welche die« vergessen und sich um da« Schicksal der andern nicht kümmern würde, vor der ganzen Welt entehrt scheinen müßte." — Rochefort greift den Präsidenten Faure an, welchem er vorwirft, daß er nicht da« Recht gehabt habe, die Grüße de« Publikums zu er widern. Die Begrüßung habe nicht ihm, sondern dem Zaren gegolten. — Die „Petite Röpublique" bespricht den Besuch des Zaren bei Loubet und Brisson, und erinnert daran, daß Faure die Absicht hatte, die Kammer und den Senat von den offiziellen Zeremonien auSzu - schließen. Da« sozialistische Blatt fragt: „WaS wird da» Land von den sogenannten Republikanern, die es regieren, denken, welche sich von dem autokratischsten aller Souveräne an den Respekt vor der republikanischen Tradition erinnern lassen müssen?" — Über die Vorgänge der gestrigen Tages ent nehmen wir einem Berichte der „Voss. Zta." folgendes: Vormittag« holte Präsident Faure das Kaiserpaar zum Besuch der Baudenkmäler ab Er trug einen zuge knöpften Gehrock und perlgraue Beinkleider; der Zar, der zum Festmahl und Lpernbefuch die rote Garde-Tscherkeffen- unisorm angelegt hatte, trug gestern wieder den Preobra- shenskenrock, die Zarin eine dlaßlila Seidenrobe und ein Hütchen mit weißem Schleier. Faure nahm seinen ge wohnten Platz auf dem Rücksitz ein. Der Zar ließ den Landauer trotz des Regens, der übrigens bald aufhörte, offen, um den Parisern sichtbar zu bleiben. Der erste Besuch galt der Notredame-Kathedrale. Kar dinalerzbischof Richard im roten Kleide empfing die Besucher, ihn umgaben seine Domherren in Staats- mänteln mit dem Kreuz an blauem Band auf der Brust. Während des Besuchs dröhnte die große Glocke, die nur in Jahren einmal geläutet wird, und die Orgel ließ zuerst die Zarenhymne, dann Kantaten er schallen. Der Zar verweilte in der GrabkapellePasteurs Im Kapitelsaale stimmten ihn die Soutanen der ermordeten Pariser Erzbischöfe Affre, Darboy und Sibour nachdenk lich; er nahm die Seidenabbildungen eines Muttergottes bildes aus dem vierzehnten Jahrhundert und der Kathe drale entgegen. Die Zarin sprach viel mit den Mitgliedern des Domkapitels, die sich nach der Abfahrt der Gäste hochentzückt über ihre Liebenswürdigkeit äußerten. Von da ging es in den Justiz palast. Die Kapelle war zur sogenannten roten Messe ausgeschmückt. Minister Darlan zeigte dem Zaren ein altes Eoangelienmanuskript, das seit mindestens sechs Jahrhunderten in Rheims auf bewahrt wird und auf das die Bourbonenkönige bei der Krönung zur Eidesleistung die Hand zu legen pflegten. Das Buch ist kirchenslavisch geschrieben; der Zar laS einige Zeilen der glagolitischen Schrift und meinte ver gnügt, das liest sich ja recht leicht. Darlan lächelte nur xx DaS Verfahren der Bertillonage (Knochen messung), dem au« Anlaß de« Zarenbesucht» in Pari« die Bediensteten der dortigen russischen Botschaft sich unter- und von der Länge de« Oberkörper» und de» gesamten werfen jmußten, ist in Deutschland noch wenig bekannt K örperS Hierbei sei bemerkt, daß ein erwachsener Mensch
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)