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Dresdner Journal : 16.10.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-10-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189610163
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18961016
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18961016
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-10
- Tag 1896-10-16
-
Monat
1896-10
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 16.10.1896
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Dresdner Journal a. 18S« W24S Freitag, dm 16. Oktober, abends Nichtamtlicher Leit in den ruc- germanische Schutzgilde dar Die Kraft der Prokuratoren dem neu auf 1er- mit einem anderen in Streit geraten ist, darf anrufen; die Entscheidung hat allein die die ein Schiedsgericht einsetzt. Stirbt ein müssen alle Mitglieder der Ünivsrsitas ihm nb as bestrebt ist Ernennung Alexander Kaiserlichen welcher er Scholar, der die Gerichte Uoivsrsita«, Scholar, so das Geleit ihr irr 4- on 'N. .ie ss, ss, hr r). LI Amster- Pelers- al- ld- lhr ch- af. uß- gs- ner nt- ner är- hee im nit, das des (?) au- dcn den der ter- 1er- sson hen ver- che icht in, zu- sn- >vd thaten sich Vie Lanvsleute zu einem Genossenschaftsschutz bündnis zusammen. Die verbündeten Scholaren waren eine Macht Zeitweilig gab es vier Universität,«» in Bologna. Die natia teutonica war die angesehenste und mächtigste und die einzig privilegierte. Ein Statut von 1497, das älteste, das auf uns gekommen ist, giebt über die Ziele der Universitäten und das Leben und Treiben in ihnen Ausschluß An der Spitze der Universität standen zwei Prokuratoren. Hauptziel der Universität war Pflege der „b'ratsrllitas". Der einzelne Scholar ist gehalten, den Genossen in Krankheit zu pflegen und zu trösten, ihm stets beizustehen, ihn aus den Doktorgängen zu begleiten Kein vestitur schon lange nicht mehr im Brauch Zweierlei war wesentlich an der Form der Doktorpromotion Der Dok- lektüre, dann sollen sic sich an bürgerliche Blätter halten Die Reform der sozialdemokratischen Presse wäre Sisyphus-Arbeit. N«k»udt,nngSgebützren: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schnst iv Pf Unter „Eingesandt" die Zeile 50 Psi Bei Tabellen- und Ziffernsatz enlsprecüeuder Ausschlag. Herausgeber: Königliche Expedition de« Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr 20. Fernspr -Anschluß: Nr 1EES. spater wirv sie freier, als es oen Professoren gelingt, die Macht des Kanzlers einzuschränken Auch in den Pariser Ein richtungen nach Jnnungsart lassen sich Keime deutschen Rechtes erkennen. Aber nicht nur die Einrichtungen der Universitäten, sondern auch ihre Symbolik geht auf deutsches Recht zurück, die eben vollzogene Investitur ist ein Zeugnis dafür. Der Rektor hat den Szeptereid zu schwören Er legt bei der Eidesleistung zwei Finger der rechten Hand auf die gekreuzten Universitätsszepter (die Berliner Universitäts szepter waren einst Eigentum der Universität Erfurt). In der gleichen Form wurde vormals auch der Doktoreid ab gelegt. Die Szepter haben den altgermanischen Eidstäben gleich zu gelten. Diese aber waren ursprünglich das näm liche wie die Zauberstäbe. Bei der Promotion war früher eine ganze Reihe von Eiden zu leisten Unter anderem mußte der Doktorand Urfehde schwören, daß er sich an dem Professor nicht rächen werde, wenn er in der Prüfung durchfiele. Älter als der Doktoreid ist die Investitur. Die Universitäten übernahmen sie von der Geistlichkeit. Sie spielte eine große Rolle Erst mit ihrer Vollendung war ein RechtStitel erworben. Weil der Prager Rektor die zu schassen Wie sehr mau allerhöchsten Ortes zur Klärung der Lage beizutragen, beweist die des srühcren Gcucralgouvcrneurs von Kreta, Karatheodory Pascha, zum Chef-Interpret des Pal.istes, eine cminenie Vertrauensstellung, mit Topeka nadian» :-Lklun ml «kl rrserred L-ke. le und ck Lake ralbahn > 2V',, Phlla- reimte Silber, gS s-st, Tisyphus-Arbeit. (6.6.) Die sozialdemokratische Presse soll re formiert werden. Auf fast allen bisherigen sozial demokratischen Parteitagen ist diese Forderung erhoben worden, ohne daß es zu einem positiven Ergebnisse gekommen wäre. In Gotha-Sieblebeu wurde dieses Thema aufs neue und in sehr aussührlicher Weise erörtert. Eine ganze Reihe von Parteigenossen hat offenbare Mängel der sozialdemokratischen Presse dar gelegt und es ist auf deren Abstellung mit allem Rachdruck hingearbeitet worden. So treffende Worte aber bei dieser Gelegenheit gesprochen, so gute Nat schlüge erteilt worden sind, praktischen Erfolg wcrden sie auch diesmal nicht haben. Die sozialdemokratische Presse zu reformieren, ist ein ganz unmögliches Verlangen. Möge man die „Intelligenzen" holen, woher man wolle, die Blätter der Sozialdemokratie, namentlich deren Zentralorgan, werden das Niveau, auf welchem sie heute stehen, nicht verlassen können, oder sie werden überhaupt auf hören, sozialdemokratische Parteiorgane zu sein. Man wird von uns nicht annehmen wollen, daß wir Hrn. Liebknecht bewunderten und ihm — wie Pastor Nau mann den Manen Engels — einen Lorbeerkranz zu widmen beabsichtigten. Wir müssen aber aussprechen, daß wir den Undank und den Unverstand, der sich auf dem sozialdemokratischen Parteitage Liebkn.cht gegen über gezeigt hat, nicht begreifen. Man wird doch unter allen Umständen zugeben müssen, daß der ge nannte Leiter des „Vorwärts" stets als durch und durch zielbewußter Redakteur des sozialdemokratischen Zentralvrgans sich erwiesen habe Man verlangt vom „Vorwärts" bessere Informa tionen über innere und äußere Politik, fowie sofortige Stellungnahme zu den Tages fragen. Ja; aber ist denn das für einen „zielbewußten" Parteiredaktcur der Sozialdemokratie überhaupt zu ermöglichen? Die sozialdemokratischen Blätter sind doch lediglich als Agitationsmittel gegründet; sie sind also darauf an gewiesen, einseitig zu berichten. Die Sozialdemokratie gleichzeitig die Funktion eines Geheimfekretärs des Sultans be- lleivet. Karatheodory ist in Europa als ein hochgebildeter, dem Herrscher treu ergebener Staatsmann bekannt, der wiederholt Mimstcr des Äußern war und die Türkei nm Berliner Kon gresse vertrat. Schon der Umstand, daß er als Christ auf diesen Posten beruscn wurde, beweist den vorteilhaften Um- schwnng, der in den maßgebenden Kreisen Platz gegriffen hat. Auch aus dem Gebiete der Rechtspflege ist man bestrebt, die noch an- häng'gcn Prozesse so rasch als möglich zu Ende zu führen; ein zweiter außerordentlicher Gerichtshof ist ernannt worden, um die Ar beiten zu beschleunigen Es wird nun zunächst davon abhängen, ob die Ruhe in der nächsten Zeit nicht abermals gestört wird. Tie angeorvncten Sichcrheiismaßregeln werden mit allem Ernste gehanthabt, unv besteht sür die europäische Bevölkerung keine wie immer geartete Gefahr. Uni den Zuzug verdächtiger Elemente zu verhindern, ernannte man gemischte Kommissionen aus je einem Vertreter des Kriegs, der Polizei und des Ministe riums des Innern bestehend, die in Haidarpascha, Mersine, Alexandretto, Samsun, Kerasund und Trapezunt installiert werden und auch bereits dahin abgegangen sind, um die ein- langendcn Reisenden zu beobachten und Ruhestörern rechtzeitig das Handwerk zu legen Auch unter den Armeniern beginnt allmäh ich eine gewisse Zuversicht Platz zu greifen, und die Massenemigration hat seil mehreren Tagen erheblich ab- gcnommen, was auch die Regierungspresse mit Befriedigung kon statiert und wiederum die Armenier zum Bleiben veranlaßt, da den selben, insoweit sie sich nicht zu staatsge-ährlichen Ausschreitungen verleiten lassen, keinerlei Gesahr droht. Es scheint, daß die ukter- G, per wember > M. G. N„ per 12S25 Hafer ISO 75 ruhig Oktober M G, h, 70er 40,so, MG, N. n prakt. Mteritz. rd Neu- Melanie narober- cn i B. irxgrün; ,ch i. B. kautzcn; V. mit N-A., t am l. cium in dafelbst; I. Lidty irt Bolk- eistcr in nt Frl. Rudolf hemuitz; agdabne Dreßler ie verw. hemuitz; Antonia en; Hr. tdler in Harkort Gottlieb Leipzig; ädwärter Deutschland und Rußland. In einem Aufsatz der „Hamb. Nachr.", dessen Ver fasser Hr. Horst Kohl sein dürfte, wird darauf hin- gewiesen, daß das russisch-französische Einvernehmen, von dem jetzt erst wieder alle Welt die deutlichsten Beweise gesehen hat, sich in seinen Anfängen auf die Haltunz de» Fürsten Gortschakow zurückführen läßt, welcher Diplomat den Friedensbemühungen des Fürsten Bismarcks mittels Herstellung und Festigung des Drei- Kaiserbundes sehr wenig Vetständnis und sehr viel Neid auf die selbständige Stelle der deutschen Politik und speziell seines „diplomatischen Lehrling»" entgegen brachte. Schon im Jahre 1875 trat es zu Tage, daß sich der russische Kanzler von der Basis freundschaft lichen Einverständnisses, woraus eben jener Bund be ruhte, innerlich entfernt hatte und den Anschluß an Frankreich suchte. Trotz dieser Politik ließ sich Bismarck in der sorgfältigsten Pflege der Be ziehungen Deutschlands zu Rußlands und Österreich nicht beirren, er verwaltete unverdrossen in allen Divergenzen, die zwischen Österreich und Rußland ans dem Zusammenstöße ihrer beiderseitigen Interessen auf der Balkanhalbinscl entsprangen, das Amt der „ehr lichen Maklers" und betrachtete sich uack Beendigung des russisch-türkischen Krieges, als es galt, die mannig fach sich kreuzenden Interessen Rußlands, Öster reichs und Englands auszugleichen, auf dem Berliner Kongreß, wie er selbst einmal gesagt hat, als den „vierten russischen Bevollmächtigten", unterstützte alle russisch"« Wünsche, soweit es ohne Verletzung deutscher Interessen möglich war, nach Kräften und setzte tue meisten auch durch. Zu d.n bekannten Belegen dafür, wie Fürst Bismarck im vollen Einverständnis mit Kaiser Wil helm I. Rußland auch in schwierigen Situationen Treue hielt, bringt nun der oben ei wähnte Aufsatz der „Hamb. Nachr." ein neues Beweisstück. Zum Verständnis desselben ist zu bemerken, daß die russi schen Truppen nach anfänglichen Erfolgen am 30. und 31. Juli 1877 bei Plewna zurückgeschlagen worden waren und sich nach dem Schipkapasse zurückgezogen hatten. England bereitete, gestützt auf die Klagen der Türkei über angebliche Grausamkeiten russischer Truppen, eine gemeinsame Aktion der Mächte vor, in deren Auftrag der Deutsche Kaiser im Interesse der Humanität beim Zaren vorstellig werden sollte. Daß sie nicht zu stände kam, hatte Rußland dem Kaiser Wilhelm zu danken, der das englische Ansinnen mit dem Hinweis auf die strenge Neutralität ablehnte, die seine Regierung sich zur Pflicht gemacht habe. Kaiser Wilhelm, in dem die Erinnerung an die russisch- preußische Waffengemeinschast von 1^13 immer lebendig blieb, nahm an dem Mißgeschick der tapfern russischen Truppen persönlich den wärmsten Anteil und schrieb in diesem Sinne am 6. August von Gastein aus seinem Kanzler. Darauf antwortet Bismarck in einem Schreiben aus Varzin (l1. August 1877), in welchem die nachstehend angeführten Abschnitte den oben ge dachten Beleg enthalten: Tw. Majestät danke ich ehrfurchtsvoll sür das huldreiche Schreiben aus Gastein vom 6. und empfinde mil Allerhöchst denselben ein peinliches Bedauern über die unvorsichtige Zer splitterung der russischen Heere und die dadurch verursachten Unfälle. Nicht daß ich polit sch eine für Teuisch ands Frieden gefährliche Wendung d«S.,a'b b-sürcklete. im Negentcil haben diese unvermuteten Siege der Lürken die Mö lichkeit einer weiteren Verbreitung, des Krieges durch Einmischung Englands oder Beumuhigung Österreichs in die Feine , erückt Aber es ist unmög ich, ohne b.weqte Teilnahme das Unglück dieser tapsern und befreundete' Truppen zu Usen und ohne Erbitter ung von den schändlichen Grcuelthaien d r Türken ^egen Ver wundete und Wehrlose Kenntnis zu nehmen. Bei solchen Bar bareien ist es schwer, die diplomatische Ruh > zn bewahren, und ich denke, daß unter allen christlichen Mächten das Geiühl der Entrüstung allgemein sein muß. Vielleicht würde es den In tentionen Ew. Majestät entfpr chen, wenn das auswärtige Amt ve»»«c»rrt«: Für Treiben viertelftlhrlich »Mark b« Pf, bei den Kaiser- «ich brunchen PostanstaUen vierteliährlich S Wark; außer halb des Deutschen Reiche« Poß- und Stempelzuschlaa. Einzelne Nummern: 10 Pf Erscheinen: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend« Fernspr -Anschluß: NrlBBt. torand wurde aufgefordert, das Katheder zu besteigen, zum Zeichen, daß er das Recht des Gelehrten erlangt, und e« wurde ihm ein Buch überreicht, einmal geschlossen, damit er e» sich merke, daß man nicht nur aus Büchern lernt, sodann aufgeschlaaen, zur Mahnung, wa« er noch alle» zu lernen habe Man mag über die Promotionsfeierlichkeit denken, wie man will, man darf darüber aber nicht vergessen, daß ihre Vernach lässigung einen beklagenswerten Mißbrauch mit verschuldet, verwirft die „bürgerliche Geschichtsschreibung" der Ver gangenheit und Gegenwart, sie bekämpft alles Be stehende. Könnte sie diesen Aufgaben nachkommen, wenn sie objektiv und lückenlos über die Tagesgeschichte, die doch nun einmal vorläufig noch von den „Bourgeois" gemacht wird, berichten, wenn sie sofort, noch bevor die Parteileitung nach Stimmenmehrheit darüber be schlossen, zu den Tagesfragen kurzerhand Stellung nehmen wollte? Die Zeitungen einer Partei, sofern sie in erster Linie die Aufgabe haben zu agitieren, müssen stets den Charakter der Partei wiederspiegeln, sie werden stets an die Taktik der Partei gebunden sein. Man wird nun d.ch wohl nicht leugnen wollen, daß die Haltung des „Vorwärts" dem Charakter der Sozial demokratie vollkommen entspricht. Verurteilt eine lange Reihe von „Genossen" die Haltung des „Vor wärts", so ist das ein Mißtrauensvotum gegen die Partei überhaupt. Der „Vorwärts" kann beim besten Willen nicht aus der Haut heraus, in welche er durch die sozialdemokratische „Weltanschauung" gesteckt worden ist. Liebknecht und Andere klagen über den Mangel an „Intelligenzen" in der Sozialdemokratie und halten diesen für den größten Übelstand. Sie sollten sich aber nur klar machen, daß Intelligenzen niemals ge deihen, wenn man sie in eine Schablone hineiu- zwingt. In der Sozialdemokratie wird cs, auch wenn sie noch Generationen hindurch bestände, niemals In telligenzen, sondern immer nur Vormünder und Be vormundete geben. Außer der Schablone, die in der Sozialdemokratie rücksichtslos angewendet wird, steht aber auch noch die unsinnige Maxime, wonach nur die „schwielige Faust" Werte schaffe, dem Empor kommen jeder Intelligenz im Wege. Erklärte doch in Gotha unter lebhaftem Beifall der Redakteur Schmidt vom „Vorwärts", es sei ein Zog bei den Sozialdemokraten, daß sie Jeden in der Partei mit offenen Armen aufnähmen, der nichts anderes mit bringe, als eine verkrachte Existenz und den Titel Doktor. Liebknecht aber äußerte, man klage über Mangel an Talenten, dabei aber werde jeder „niedergeknüttelt", der aus bürgerlichen Kreisen zur Partei komme. Ja, diese „Niederknütlelung" ist aber eben die Folge der Mißachtung von „Kopfarbeit" Es könnte erfreulich berühren, daß die Mehrheit des Gothaer Parteitages die naturalistische Haltung des sozialdemokratischen Unterhaltungsblattes „diene Welt" streng gemißbilligt und Wandel verlangt hat. Indessen wird diese moralische Stimmung kaum lange standhalten. Eine Partei, die zu ihre» „wissen schaftlichen" Quellen ein Buch wie Bebels „Frau" zählt, macht einen wunderlichen Eindruck, wenn sie Leistungen von Naturalisten, wie Arno Schlaf, gegen über prüde auftritt. Noch wunderlicher aber nimmt es sich aus, wenn ein Mann, wie der Abg. Molken buhr, die Schwarzmalerei in der „Neuen Welt" durch folgende Worte mißbilligt: „Der Arbeiter, der mit Not zu kämpfen hat, der in Zeiten ter Arbeitslosig keit schon zu einer gewissen Mißstimmung geneigt ist, kommt nicht zum Genüsse der Kunst, wenn die Not in den allerkrassesten Farben geschildert wird, im Gegenteil, es wird dadurch eine Art Selbstmord stimmung hervorgerufcn." Hat denn aber nicht die Sozialdemokratie bei allen ihren Aktionen — sei es bei Arbeiterschutz- debatten, Bäckereienqueten, Soldatenmißhandlungs schwindel u. a. m. — die Not stets in den aller krassesten Farben geschildert und „Sclbstmordstimmung" hervorgerusen? Hr. Molkenbuhr wird das nicht be streiten können; aber er wird auch ein Aufgeben der sozialdemokratischen Praxis nicht befürworten wollen. Es ist daher ein unmögliches Verlangen, daß die sozialdemokratische Presse ihre Haltung ändere, dabei aber sozialdemokratisch bleibe. Mollen die Sozial demokraten anständige und unterrichtende Zeitungs ¬ ungen ein Zeugnis, daß sie wiiklich die Vorkämpfer christlicher Zivilisation gegen heidnische Barbarei in diesem Kriege sind. Ich freue mich, au» Eurer Majestät Schreiben die Be- stätigung meiner Überzeugung zu entnehmen, daß Deutschland die Hand zu irgend welcher Demütigung Rußlands nicht bieten darf, und daß Ew Majestät dem Kaiser Alexander „Farbe halten" wollen, d h. die noutralitö bisoveiUuote durchführen und bei den jetzt, wie zu vermuten, ferner gerückten Friedens- Verhandlungen billige Wünsche Rußlands diplomatisch unter stützen; auch solche, die nicht in allgemein christlichen, sondern in berechtigten russischen Wünschen ihren Grund haben. Solche Wünsche geltend zu machen, wird Rußland allerdings nur al« Sieger in der Lage sein, und der Sieg wird ihnen vielleicht noch länger den Rücken drehen, wenn sie, wie die letzten Be- richie über eine angeblich dritte Schlacht bei Plewna bekunden würden, falls sie richtig sind —, wenn sie sortsahren, starke feindliche Stellungen schnell und mit unzureichenden Kräften nehmen zu wollen. Nutzlose Aufopferung braver Soldaten ist das einzige Resultat. Ew. Majestät besorgten, daß die Türken den Kampf vor dem Eintreffen der russischen Verstärkungen er- Nationen waren in Bologna die Träger de» korporativen Leben» an der Universität. Von ihnen waren die Professoren abhängig. Ander« war c» in Pari» bestellt. Die Pariser Universität trug mehr den Charakter der Innung. Hier gab e» Abstufungen der UmversitätSmit- alieder: Scholaren, Baccalauren, Magister, Doktoren Die Gelehrteninnung ist von dem Kanzler von Notredame ab hängig Die Verfassung ist viel unfreier al» in Bologna. Erst die Promotion in udssntia. Die geschichtliche Entwickelung der deutschen Universitäten hat c« als etwa« Natürliches mit sich gebracht, daß diese ein nationales Gepräge tragen. National waren vor allem die evangelischen Universitäten. In Halle wurde zuerst in deutscher Sprache unterrichtet, in Wittenberg zuerst über deutsches Recht gelesen Eigen artig ist an den deutschen Universitäten vor allem ziveierlei. Einmal haben sie eine Mittelstellung zwischen Staatsanstalt und wissenschaftlicher Körperschaft Sodann dienen sie zu gleich der Forschung und dem Unterrichte. Beide Eigen heiten stützen einander Die deutschen Universitäten würden ihrer geschichtlichen Aufgabe untreu werden, wollten sie sich damit begnügen, nur das aufgehäufte Wissen der akademischen Jugend zu überliefern. Das würde zur Dressur führen und die Universitäten würden unfrei werden Die deutschen Universitäten sind überall angesehen wegen der nationalen Gesinnung, die sie unverbrüchlich pflegen. Ein englischer Parlamentarier hat jüngst an ein Wort Renans erinnert, den deutschen Universitäten mit ihrer nationalen Gesinnung seien die Siege von Sadowa und Sedan zu danken Das ist eine Übertreibung. So viel aber darf man sagen, daß der nationale Sinn der Universität mit ein mächtiges Mittel zur Schaffung der deutschen Einheit war. Das hat in glühenden Worten auch Fürst Bismarck anerkannt Die Universitäten waren eS, so sagte er, die in trüben Zeiten das Feuer der deutschen Einheit unablässig geschürt. Aufs innigste zu wünschen ist, daß die Macht nationaler Gesinnung die schroffen politischen, religiösen und wirtschaftlichen Gegen sätze, die an Deutschand zehren, überbrücke. Dazu thut strenge Pflichterfüllung not Die deutschen Universitäts lehrer sind stolz darauf, daß es einer der ihrigen war, der die Lehre vom kategorischen Imperativ fand. Der kategorische Imperativ gilt aber nicht nur für die Pro fessoren, sondern auch für die Studenten Don alterSher Kunst und Wissenschaft. Die Beziehungen zwischen -en Universitäten und dem deutschen Rechte. Bei der feierlichen Übergabe des Rektorats der Ber liner Universität an den geh. Justizrat Prof. vr. Brunner hat letzterer in seiner Antrittsrede die Beziehungen zwischen den Universitäten und dem deutschen Rechte erörtert. Er leitete seine Darlegungen mit dem Satze ein: Der Ur sprung der Universitäten geht auf einen deutschrechtlichcn Gedanken zurück Dieser Satz, so führte er aus, erscheint auf den ersten Blick paradox. Sind doch Bologna und Pari» die Grundtypen der Üniversitäten und waren doch die ersten Universitäten durchaus international. Da» in ternationale Latein war die Sprache der alten Universi täten. Nicht heimisches, sondern nur fremdes Recht wurde auch an den alten deutschen Universitäten gelehrt. Gleichwohl gehen die Anfänge der Universitäten auf eine deutschrechtliche Idee zurück, wie neuere ge schichtliche Forschungen über die Üniversität Bologna unzweifelhaft ergeben haben. Die UoivvrÄtm, von Bologna war ursprünglich eine Genossenschaft der Scholaren Diese Scholaren waren schon ältere gelehrte Männer, nicht jugendliche Studenten. In der Mitte des 13. Jahrhundert« bestanden in Bologna zwei univsrsitates, eine uitramontana und eitramontana Nur Fremde konnten Mitglieder der uoivorsitao werden Ein Scholar, der da« Bologneser Bürgerrecht erwarb, schied damit au» der univsi-sitas au». Hervorgegangen sind die Universität«», die sich in Nationen gliederten, au« der Notwendigkeit für die fremden Studenten, in der fremden Stadt sich rechtlich« Geltung zu verschaffen. Der Fremde, der in Bologna irgendwie rechtlich beeinträchtigt wurde, konnte nicht auf den Schutz der fernen Heimat rechnen Darum Leine Mitteilung in diesem Sinne an die übrigen Kabinette L) richtete und dieselben zu gemeinsamen Vorstellungen bei der Pforte ausforderte. Für die Rusten liegt in diesen Erschein- Für vw Majestät Pclltit scheint wenigstens eine Frucht schon gereist zu sein, die der richtigen Würdigung der deutschen Freundschaft in der öffentlichen Meinung Rußlands Die vor jährigen Bestrebungen des Fürsten Gorischakow und andrer antideutsch«! Politiker, eine uns feindliche Fühlung zunächst mit Österreich, und dann nach Belieben mit Frankreich zu finden, Deutschland aber in der Meinung des russischen Volkes und HeercS zu diskreditieren, sind definitiv mißlungen; wir sind mil England in gutem Vernehmen geblieb n, und die früher deutschfeindlichen Moskauer wollen eine Adresse an Ew Majestät lichten; die Freundschaft Öyrrreichs haben Ew Majestät in Ischl gestärkt, und die bisher unermüdlichen Be leumder der deutschen Politik find» mit ihren Fabeln über Kriegsgelüste keinen Anklang mehr. Der Drei - Kaiserbund wird unter Ew Majestät Führung mit GoticS Hilse auch ferner im stände sein, dcm Kaiser Al xander freie Bahn und d«m übrigen Europa den Frieden zu erholten. geben Am Tage der Schutzheiligen, der heiligen Katharina und auch sonst versammeln sich die Scholaren zum Schmause. Nach alledem stellte die Xatio teutonicu eine Schwurbruderschaft oder christianisierte Aus Konstantinopel wird uns geschrieben: Die im Mdizpalaste tagende außerordentliche Militär kommission, welcher sechs Europäer als Mitglieder angehören, worunter deutscherseits der Ches der Kaiserlich deutschen Militär mission Marschall v Kamphöoner Pascha, hält gegenwärtig unter dem Pläudium des Marschall-Schakir Pascha, ChesS der Kaiser lichen Militärkanzlci, Sitzungen ab, in welchen außer den ein schlägigen Fragen über besondere Wünsche des Sultans auch noch Beratungen sür die cinzusührenten Reformen Gegenstand der Diskussionen bilden Um Europa gegenüber jeden Schein einer Parteilichkeit zn vermeiden, wurde die Kommission außer dem beauftragt, alle jene Fälle strenge zu untersuchen, wo an läßlich der letzten Unruhen eine Schuld den mit der Aufrecht haltung der Ordnung betrauten RegierungSorganen bcizumesien wäre, ebenso wie bei allen Europäern Erhebungen gepflogen werden, inwieweit dieselben durch die Vorgänge der letzten Augustwoche zu Schaden kamen und wie hoch sich derselbe be laufe. Der Umstand, daß die Kommission, die schon durch die Berufung von sechs Europäern letzteren Vertrauen einflößt, auch mit der Erhebung der Schäden betraut wurde, hat in allen geschäftlichen Kreisen große Beruhigung hervorgerusen und den Beweis geliefert, daß es der Regierung ernstlich d rrum zn thun sei, die durch die letzten Ereignisse heivorgerusenen Bedenken zu zerstreuen. Was die eigentliche Rcsormfrage betrifft, so liegt derselben der bereits im vorigen Jahre ausgearbcitcte Text zu gründe, welcher von den Mächten genehmigt war und die sechs armenischen Vilajeis umfaßte Seither erhielt das Resormprojekt noch einige Zusätze, Makedonien betreffend, da man auch diese breiinende Fraae der Lösung näher führen will. Der Kaiserliche Jradü soll bereits unterzeichnet worden sein, den man gleichfalls den Botschaftern abschriftlich zur Kenntnis brachte, sodaß es sich somit nur noch um die Ernennung einer Kommission handeln würde, welche die Durchführung der Reformen zu überwachen hätte. Die Botschaften traten nach erfolgter Kenntnisnahme des Kaiserlichen Jradö b im österreichisch ungarischen Botschafter Baron Calice als Doyen des diplomatischen Corps zu einer nochmaligen Beratung zusammen, wobei beschlossen wurde, von dcr hohen Pforte noch einige, durch die seit vorigem Jahre ver minderte Lage notwendig gewordene Abänderungen zu verlangen, gleichzeitig aber von den betreffenden Regierungen daraus Bezug habende Instruktionen zu begehren. Aus alldem geht die loyale Absicht der Pforte hervor, den Verhältnissen Rech nung zu tragen, nur bedarf die Durchführung der Reformen schon in Anbetracht der Verschiedenheit der eigentlichen Bedürf nisse der einzelnen Völkerrassen einer gewissen Zeit Es wird hauptsächlich auch davon abhängen, in welcher Weise die finan zielle Frage einer befriedigenden Lösung cntgegcngeführt werden kann. Der Direktor der Ottomaubank Sir Edgar Vincent und der Chef der französischen Bonholders Major Berger, die sich augenblicklich in Paris befinden, wurden vor ihrer Abreise voin Sultan in einer längeren Audienz empfangen und übernahmen die Verpflichtung, dort selbst geeignete Schritte zu unternehmen, um durch eine zu entrierende Anleihe der Regierung in der Durchführung ihrer Absichten Erleichterungen neuern würden, nach den Zeitungen scheint eS aber, daß Russen die Geduld fehlt, bessere Gestaltungen abzuwarten entspricht der der Gildemeister, da« Geleit zur Doktor- Herausgabe der Insignien verweigerte, kam jene Studenten prüfung demjenigen zur Gerichtsstelle Ähnlich sind die ausioanderung zu stände, die zur Gründung der Uni- Universitäten in vieler Hinsicht auch den Hansen in London, versität Leipzig führte. Bei der Promotion ist die Jn- Wisby, Brügge, Nowgorod, zumal darin, daß jeder, der "" " ' ' ' "" " ' im fremden Lande das Bürgerrecht erwarb, au« der landsmannschaftlichen Gemeinschaft ausscheiden mußte. Die
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