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Dresdner Journal : 14.10.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189610144
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18961014
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18961014
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-10
- Tag 1896-10-14
-
Monat
1896-10
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 14.10.1896
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Für Dresden viertel,Lhrltch , Mart bO Pf., bei den Kaiser lich dcuüchcn Postanstalten vierteljährlich »Marl; außer- halb de» Deutschen Reiche« Loß- and Stempelzuschlaa. Einiclne Nummern: 10 Ps «rschetne,: LLglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend«. Feraspr.Anschluß: Nr1»»ß. D«Mcr M Ämmal. Ankündigun-Sgebahre«: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift »0 Pf Unter „ Eingesandt" die Zeile bv Pf. Bei Tabellen- und Zifsernfatz entsprechender Ausschlag. Herausgeber: Königliche Expedition de- Dre-dner Journal« Dresden, Zwingerstr. «0. Fernspr -Anschluß: Nr Ißßb. 18S« V 210 Mittwoch, den 14. Oktober, abends. Nichtamtlicher Teil. Englisches. über die Gesinnungen, die man in England uns Deutschen gegenüber hegt und jetzt ganz offen zur Schau trägt, spricht sich in ausführlicher und sach gemäßer Weise der nachstehende interessante Aufsatz der „Berliner Neuesten Nachrichten" aus. Die Haltung der englischen Presse in Bezug aus die Pariser Feste wird von unserem Londoner Berichterstatter zum Gegenstände einer eingehenden Betrachtung gemacht. So unabsehbar auch die Menge der Meinungsäußerungen ist, so ist die Ausgabe, au- diesen Äußerungen ein gedrängt,- Bild der öffentlichen Meinung Englands zu geben nichlS weniger als groß, tenu im Grunde enthalten die Leitartikel wie die Stimm ungsberichte aller Blätter immer nur den nämlichen Gedanken: die rassisch-französische Allianz ist da» lctzie Ente derBiSmarck- schen Poliiik, der Dreibund ist nunmehr matt gesetzt und die Geschicke Europas weiden sortan von den beiden Mächten bestimmt, die in der wichtigsten Frage, die gegenwärtig tie Staatskunst beschäftigt, dec orientalischen Verwickelung, mit Großbritannien zu einem Einverständnis gelang! sind. Liest man die Leitartikel, die sich m t dem vor »blichen Ab kommen zwischen England, Frankreich und Rußland beschäftigen, so könnte man thatsächlich annehmen, daß außer diesen drei Staaten in Europa keine Macht von einig in Gewicht bestehe, und serner, daß es sür England gar keine erwüujchtcie Kom bination geben könne al- das Bündnis zwischen Frankreich und Rußland, das den Frieden wie keine andere politische Sicherheit verbürge. Die „St. James Gazerte" schließt ihre Wochenschau mit den Worten: „Für uns ist die Besiegelung des französifch- russisch n Bündnisses zugleich der Ausgangspunlt einer An näherung britischer Interessen an jene mächtigen Alliierten, sodaß wir mit behaglicher Ruhe abwarten können, wie sich Deuischland der zu seinen Ungunsten veränderten Sach lage gegenüber verhalten wird." Unser Korrespondent schreibt nuu weiter: „DaS Blatt ist das einzige, das deutlich zum Ausdruck bringt, was die anderen nur leise und versteckt anzudeutcn be lieben Im Hintergründe jeder einzelnen Besprechung der Pariser Vorgänge steht und strnd nämlich die Sorge, ob denn auch wirklich England so berechtigten Grund habe, sich mit den Thatsachen, die es anscheinend so ruhig begrüßt, ohne jedes Bedenken abzufinden. In den ernsten Kreisen ist man sich wohl bewußt, daß die sranzöjisch-russische Entente sür Groß britannien vielleicht wichtiger sein könnte als sür Deutschland, das von aggressiven Tendenzen Rußlands nichts zu besorgen hat Das ist denn auch der Grund, weshalb man unausgesetzt nach Ber.in blickt und beständig len Deutschen vor- hält, sie sollten sich nur überlegen, in welche ungünstige Position sic neuerdings geraten wären, zumal sie den besten Freund, den sie hätten haben können, nämlich England, in das andere Lager gelrieben hätten. Sehr bezeichnend in dieser Beziehung ist ein angebliches „Eingesandt" der „Times" in der heutigen Nummer. Ta schreibt ein „Student of History", der cs vermutlich schon zu Amt und Würden in der Redaktion des Blattes gebracht hat, folgendes: „„Für alle die klar sehen, kann es keinem Zweifel unterliegen, daß das franko-russische Bündnis oder wie immer man das Verhältnis nennen will, gegen die Tripelallianz im allgemeinen und gegen den Deutschen Kaiser im besonderen gerichtet ist . . . Gerade w il eine solche Allianz unvermeidlich war, hätte er vor allem die Freundschaft mit England pflegen sollen — der Ration, die vor allen anderen zu freundschaftlicher Gesinnung sür ihn geneigt war. Er hat es anders beschlossen, und diese Wahl wird in der auswärtigen Politik nicht eine Siärkung sür ihn bedeuten, wenn cs auch in Berlin Leute geben wird, deren Konkurrenzneid und Eifersucht gegen uns besriedigt werden mag Es ist nicht lange her, daß ein sranko-russisches Bündnis von uns als ein Anlaß betrachtet worden wäre, mit dem Dreibunde in engere Fühlung zu kommen. Nun mag aber das Bündnis stark und kräftig sich entwickeln, England betrachtet das mit Gleichmut, wenn nicht mit Genugthuung: das ist das Resultat der deutschen Afrika- polilik (Aha!) und der ungcmessenen Angriffe der deutschen Presse aus England." Mit dem Gleichmut Englands muß es doch nicht gar so weit her sein, das beweist eben eine solche Äußerung nnd auch die sonstige Haltung der maßgebenden Blätter Denn die an scheinende Übereinstimmung der öffentlichen Organe mit den Pariser Verbrüdcrungsäußerungen ist nicht mehr nnd nicht weniger als eine sehr konsequent durchgesührle Methode publi- Kmtst und Wissenschaft. Auö Arnolds Kunst-Lalon. (Schl iß) Die Ausstellung von Handzeichnungen lebender deut scher Künstler bietet soviel des Interessanten und trefflich Gelungenen, daß man nur ivenige Namen zu übergehen das Recht hat Anderseits kann man bei der Fülle der Arbeiten nicht jede einzelne hervorheben, sondern muß sich mit kurzen Hinweisen und Andeutungen des Charakteristi schen begnügen. Besonders reich ist die Ausstellung an scharf gezeichneten, lebensvoll wirkenden Köpfen, Figuren- studien und Bildnissen. Dahin gehören, außer den vorgestern erwähnten, drei Studienköpfe aus der Bretagne von Fritz Erler, ein ganz reizendes Werk von E Knaus, das Brustbild eine« jungen Mädchens, und mehrere Pastelle von Hugo v. Habermann, die wie die beiden Heiligen (auf graugrün und goldgelb) eigene technische Probleme behandeln und wie die weib lichen Bildnisse eine außerordentliche Verve der Darstellung geltend machen Eugen Kirchner ist mit drei tüchtigen Figurenstudien vertreten, Fritz Mackensen hat ebenfalls zwei vorzügliche Blätter oben gedachter Art (Frauentypus und Mädchenkopf) ausgestellt und endlich verdient auch Emil Orlik für seine Figurenstudien Beachtung. Von letzterem ist eine andere treffliche Leistung in der virtuos entworfenen Zeichnung „Populäres Konzert" vorhanden, während von Kirchner noch einige sehr feine landschaft liche Blätter und von Mackensen eine prächtige Baumstudie sowie zwei flott gemachte Bootzeichnungen in die Augen fallen Unter den vier Kreidezeichnungen Fritz Burgers, von denen drei nach Gegenstand und Behandlung Pariser Zeichen tragen, gebührt wohl dem einfach und wahr aus geführten Kinderbildnis (Marguerite) der erste Platz. In diesem Zusammenhänge ist auch der Grieche Nicolai Gysis zu nennen, dessen pfeifender Knabe und lesende« Mädchen zu den angenehmsten und fertigsten Produktionen in der Ausstellung zählen und der sich außerdem noch in einer Anzahl kleinerer Blätter al« ein phantasieooller, von klugen und poetischen Intentionen bewegter Künstler erweist. Im Gebiet de« Landschaftlichen erfreuen un« Arbeiten Mischer Taktik, wie man sie nur in einem so durchaus national gefesteten Kreise fertig bringt, wir e- dir englische Presse ist. Dre Überzeugung ist durchaus allgemein, daß sür die englische Expansionspolitik der eigrntjiche Gegner nur Rußland und Frankreich sein kann und daß die freundlichere Gestaltung der Beziehungen zu Deutschland niemals wichtiger war, als ge rade der jetzigen Konstellation gegenüber. Die „Times" geben daS an einer anderen Stelle sogar ziemlich deutlich zu erkennen, indem sie sozusagen die Eigenliebe des Deutschen Kaisers apostrophieren und ihren Zweifel auSdrückcn, „ob der energische und durch viele GcistcS- gaben ausgezeichnete Monarch lange eitragen werde, durch den >üngercn und bis vor kurzem der Welt noch ganz unbekannten Zaren in den Hintergrund gedrängt zu werden." Die Methode istdiealte Praktik der britischen Gcschästspolitik Sturm zu säen, der den Kontinent schädigt, indcß die englischen Schiffe dabei guten Fang ein- heimsen. Uebcrhaupt verdient die Haltung des „Cityblaties" während der Pariser Festtage als typisch für die englische: Stimmung besondere Beachtung Da wird in einem höchst phantasieceich aufgeputzten Jmbroglio des Hrn. Oppert ge schildert, wie Nicolaus II. im Spiegelsaale von Versailles „die letzte Spur des Märchens von 1871 ausgetilgt habe", sodann fingiert derselbe erfindungsreiche Herr, ein Franzose habe neben ihm ausgerusen: Ach, wenn doch auch der Deutsche Kaiser das alles mit ansehen könnte, dann erst wäre der Friede gesichert; und zuletzt pointiert er seinen Bericht über die Revue in ChülonS mit dem „elou": „„Ein englischer Offizier, der auch die deutschen Manöver gesehen hat, sagt mir, der Parademarsch sei bewundernswert gewesen und die Infanterie und Artillerie erscheine unbedingt den deutschen Truppen überlegen. Nur die Kavallerie lasse noch einiges zu wünschen."" Wenn man alles richtig betrachtet, so findet man in all den langen Expektorationen der „Times" eine bewundernswerte Übereinstimmung in dem Sinne, den Deutschen recht nahe zu führen, wie sehr ihnen gerade jetzt die britische Freundschaft er sprießlich sein könnte. Ähnlich verhalten sich alle anderen Blätter von Gewicht. Sie nähren bei ihren Lesern die Fiktion, daß ein französisch-russisches Band sür England keine Bedenken habe, daß nur Deutschland davon unangenehme Folgen cr- waiten könne und stellen sich zugleich aus den Standpunkt, daß es Deutschlands Sache sei, die Beziehungen zu Großbritannien wieder aus einen sreundlicheren Fuß zu bringen Am weitesten geht darin der „Standard", der neuerdings nicht bloß bei der Sansibar-Angelegenheit be sonders heftig gegen Deutschland losfuhr. Die Meldungen über angebliche handelspolitische Störungen im deutsch-russischen Grenzverkehr werden von ihm auch als ein Symptom der eigentlichen Stimmung zwischen Rußland und seinem westlichen Nachbarn herausgehoben, nnd das Stichwort von der „Jfolicr- ung Deutschlands" ist ihm besonders geläufig Freilich, wo cs auf England angcwendet wird, dr nennt man cs „splenäil isontiou". Die Haltung der englischen Pr-ssc beweist erstens, daß man in London wie immer Miene macht, sich dem anzZchließen und anzubcquemen, was unvermeidlich scheint, das heißt im gegen wärtigen Falle, daß man eventuell selbst aus der Bitternis des russisch-sranzüsischen Bundes sür den englischen Magen Honig zu saugen versucht: zweiten-, daß man mit großer Spannung aus die Entwickelung in Deutsch and schaut und daß man je eher je lieber eine Gelegenheit sähe, die alte etwas gönnerhafte Position gegenüber dem „r-rnncknor. ok ller Oraciousölajest^" wieder einuchmen zu können. Das ist, wie sehr sich auch der Stolz der Briten hütet, cs klar auszusprechen, die wirkliche Lage der Dinge hier und darüber kann leine gewundene Phrase des Opportunismus hinwegtäuschen". — Wie sich jetzt nach dem Bekanniwerden des Wortlauts der Rede, die Lo.d Rosebery am letzten Freitag in Edinburgh gehalten hat, ergirbt, hat der englische Staalsmanu bei dieser Gelegenheit in hohem Grade bemerkenswerte nnd, was die Hauptsache ist, durchaus zutreffende Bemerkungen über den gegen wärtigen Zustand des britischen Reiches ge macht. Der Lord äußerte u. a. folgendes: Eine wesentliche Betrachtung ist mit unserer ganzen auswärtigen Politik verbunden, die ich bisher noch nicht gesehen habe und auf die ich Ihre Ausmelkiamkeu mit einem Satze lenken möchte; sic betrifft den Charakter des englischen Reiches selbst, und sie ist eine Befrachtung, die sich mcht bloß aus diese Frage beschränkt, sondern auf den ganzen Verlaus Ihrer auswärtigen und Ihrer kolonialen Poliiik erstreckt Das britische Reich ist in Wahrheit — nne Napoleon lll. ganz saljch von seinem Reiche sagte — das britische Reich ist der Friede. von Gustav Kampmann, in denen verschiedenartige Naturstimmnngen klar, überzeugend, poetisch wieder gegeben sind, ebenso mehrere, ein weites Gesichtsfeld eröffnende Landschaften (Blick auf Konstanz, Blick in die Reichenau) von Theodor Meyer-Basel. Neben Richard Müller, dessen Marabu-Bilder wir schon gerühmt haben, weist die Ausstellung einen zweiten Tiercharakteristiker E M. Geyger auf, sür dessen Talent namentlich die beiden Elefantenstudien sprechen Im letzten Zimmer des Salons treffen wir Humoristika an, Zeichnungen von Oberländer, A. Hengeler und Harburger, die Klassiker der „Flie genden Blätter", aus deren Repertoir viele Glanzstücke den Beschauer zu heiterem Genießen festhalten. Auch einige neuere Mitarbeiter des Münchener Witzblattes, so der die „Moderne" vertretende Th. Th Heine, sind hier zu finden und neben den Zeichnungen zu den „Fliegenden Blättern" liegen mancherlei Beiträge für die Zeitschriften „Jugend" und „Pan" aus Der Größte unter ihnen allen, an Erfindung wie auch an malerischer Auffassung, ist Ober länder, dem bis jetzt Hengeler am nächsten zu kommen verspricht. Sächsisch? Künstler sind an der Ausstellung nach Zahl und Wert der Produktionen hervorragend beteiligt Den Nicht-Dresdnern den Vortritt lassend, erwähnen wir zu nächst die drei Leipziger Max Klinger, Otto Greiner und Ernst Klotz, über ersteren, dessen Talent bekanntlich in der Zeichnung und Radierung kulminiert, braucht man kaum etwas zu sagen; seine Leistungen auf den hier in Rede stehenden Gebieten finden Anerkennung aus allen Parteilagern. Die ausgestellten männlichen und weiblichen Akte sind meisterhaft gezeichnet und die Federzeichnungen zu einem noch nicht herausgegebenen Prachtwerk „Amor und Psyche" enthalten sehr originelle Zierleisten; zu einigen anderen Darstellungen, wie beispielsweise zu dem Blatt „Christus auf dem Meer", werden dagegen wohl nicht alle Beschauer Zugang finden. Von Otto Greiner sieht man Figurenstudien, Köpfe, eine Landschaft, ein Genrebild. Die Mehrzahl der Blätter ist in Rölhei auSgeführt, nur das letztere (Badeanstalt) ist eine Feder zeichnung und zugleich eine in Konzeption und Durch führung außerordentlich charakteristische, technisch vollendete Arbeit. Die Figuren wie namentlich die zwei raufenden Männer gehören in ihrer packenden Lebenswahrheit zu den ES will den Frieden und eS braucht den Frieden. Während der letzten 20 Jahre, noch mehr während der letzten 12 Jahre habenSie JhreHände mit nahezu krampfhaftem Eifer aus jedes Ländergebiet gelegt, das an das Ihrige anstieß, oder von irgend einem Gesichtspunkt au- begehrenswert für Sie erschien. (Lachcn.1 Das hatte zwei Ergebnisse. DaS erste Ergebnis ist das, daß Sie bis zu einem nahezu unerträglichen Grade den Neid anderer Kolonial völker aufgestachelt haben, und daß in der Beziehung zu vielen Ländern oder vielmehr einigen Ländern, welche srühcr freundlich zu Ihnen waren, Cie heute, als Ergebnis Ihrer Kolonialpolitik — ob recht oder unrecht — und ich selbst möchte eher in dieser Beziehung als ein Sünder angesehen zu werden befürchten — nicht auf ihr thätiges Wohlwollen, sondern auf ihr thätiges Übelwollen rechnen müssen; und zweitens: Sic haben eine so gewaltige Masse Territorium gewonnen, daß Jahre darüber vergehen werden, bevor Sie dasselbe in Ruhe werten verwalten und übersehen können, oder bevor Sie es fähig zur Verteidigung oder geeignet machen können sür die Künste Ihrer Verwaltung. Haben Sie Kenntnis davon, wieviel Gebiet in den letzten wenigen Jahren Sie dem Reiche zugesügt haben? Ich habe mir die Mühe einer Zusammenstellung gemacht, die ich zu treffend erachte. In 12 Jahren haben Sie dem Reiche zugefügt, sei es in den Grenzen einer zeitigen Aneignung, sei es einer Oberherrschaft, sei es eines sogenannten Einflußgebietcs, 2600000 Quadratmeilen Landes. Ich sehe Sie schmunzeln. (Lachen.) Ob Sie das thun mit dem Gefühle der Überfüllung oder der Beruhigung, wenn Sie hören, daß Sie cine so große Masse unverdauten Gebietes um sich haben, das will ich nicht untersuchen, sondern nur folgenden Vergleich ziehen; er wird Ihnen deutlicher zeigen, was Sic gethan haben. Während das Gebiet des vereinigten König reichs England, Schottland, Wales, Irland, Kolonialinscln rc. 120000 Quadratmeilen beträgt, haben Sie zu diesen 120 000 Quadratmeilen des vereinigten Königtums, das ein Teil Ihres Reiches ist, haben Cie während der letzten 12 Jahre eine Flache Landes hinzugesügt, das 22 mal ;o groß ist als das vereinigte Königreich selbst (Beifall) Ich sage deshalb, daß dies für manche Jahre eine Politik bedeutet, von der Sie nicht abgehen können, selbst wenn Sie wollen. Sie mögen gcnöti >t werden, das Schwert zu ziehen — ich hoffe, es wird nicht der Fall eintrcten —, aber die auswärtige Politik von Großbritannien muß un vermeidlich eine Politik des Fiedens bleiben, so lange bis sein Gebiet konsolidiert, genügend bevölkert und besiedelt ist. (Hört, hört!) Sie mögen mich freilich fragen, welche Wege ich für die Behandlung dieser Frage Vorschläge, nachdem ich alle andern Vorschläge verworfen. Kein Gentleman im ärztlichen Beruf hat das Recht, die Pillen seiner Gegner zu verwerfen, wenn ec dafür nicht eigene Arzneien verschreiben will Meine Ansicht - ich fürchte, sic ist nicht cine sehr neue, aber es ist nicht minder sicher, daß sic die einzige vernün'tigc ist —, mein einziges Heilmittel sür die Behandlung der orientalischen Frage ist das vereinigte Auftreten der Mächte. Hierzu bemerkt die „Kölnische Zeitung": „Lord Rosebery hat in der That mit diesen kurzen Sätzen den Nagel auf den Kopf getroffen. Er, der genaue Kenner britischen Charakters und britischer Politik, wiederholte hier in unzweideutigen und offenen Worten, was von deutscher Seite so oft den Eng ländern dargelegt worden ist, wenn sic sich über deutsche Unfreundlichkeit beklagten. Englische Ländergier und englische Mißgunst gegen koloniale Ausdehnung euro päischer Mächte, namentlich Deutschlands, sind in der That der Schlüssel für die Lösung zahlreicher wichtiger politischer Fragen der letzten beiden Jahrzehnte; und wie die Worte Lord Roseberys beweisen, ist dieser Angelpunkt denn auch in England richtig er kannt wurdest; aber die notwendigen Schluß folgerungen werden daran« noch nicht gezogen. Wir können das mit Ruhe abwarten; denn uns ist es sicher, daß, je länger Großbritannien seinem „krampfhaften Eifer", um Lord Roseberys Worte zu gebrauchen, ohne Rücksicht auf seine Nachbarn und zum Teil sogar mit Kränkung ihrer direkten Inter essen, fröhnt, es um so mehr dauernden Schaden für sich davontragen muß Denn so richtig es ist, daß, wie Lord Rosebery sagt, England sür die Erhaltung des Friedens besorgt bleiben muß, so lange die gewaltige Ländermasse, die ihm zum Opfer gefallen ist, unver- deften Leistungen, die man in der an vorlrefstichen Studien dieser Art sehr reichen Ausstellung ivahcnimmt; wer von dem jugendlichen (l869 geborenen) Künstler bisher noch nichts zu Gesicht bekommen hat, wird nach den hier vor liegenden Schöpfungen sich sofort der hohen Meinung und Erwartung anschließen, die von Greiner« Talent und von seiner weiteren Entwickelung in Fachkreisen gehegt werden. Der dritte Leipziger, Ernst Klotz, überzeugt uns von seiner Begabung in sehr angenehmer Weise durch sein vor zügliches Selbstbildnis, in weniger sympathischer Art durch das Doppelblatt „Kinder des Geistes und des Fleisches", auf welchem die letzteren Menschenexemplare so naturalistisch gekennzeichnet werden, daß wohl auch unter den Be suchern nur die ausgesprochenen Vertreter dieser Klasse lange vor der Darstellung Halt machen dürften — Unter den Dresdnern gewährt uns Konrad Starke mit Kreidezeichnungen die erfreulichsten Eindrücke Alle von kräftigster Tonwirkung, erreichen sie mit dem Material bedeutende Wirkungen, zeigen in den Figuren eine große Energie der Auffassung und in dem Land schaftlichen eine sehr feine malerische Haltung. Die „Frau im Felde" und „Im Walde" sind zwei besonders präch tige Blätter, letzteres in der Klarheit und Tiefe des Tons, in der Darstellung der an den Baumstämmen hinspielendcn Lichter und in der ungezwungenen Behandlung der sitzenden Dame geradezu ein Meisterstück. Nicht minder tüchtig präsentiert sich ein anderer von unseren jungen einheimi schen Künstlern, Robert Sterl, von dessen Arbeiten namentlich die Köpfe einer alten Frau und eines alten Manne« durch geistreiche Auffassung und große Feinheit der Behandlung hervorstechen und von dem auch die inter essante Wolkenstudie (Aquarell) Beachtung verdient Karl Koepping, unser anerkannter Meister-Radirer, hat zwei Studien ausgestellt, auf die sich auch ohne Hinweis die Aufmerksamkeit des kunstverständigen Publikum« richtet. Sascha Schneider hat bekannte Blätter ausgestellt, „Anarchist" und „Gefühl der Abhängigkeit", Figuren, die un« leider ihren gewiß besonders interessanten Gesichtsausdruck entziehen Neu ist vielleicht der männliche Akt, der das unbestrittene Zeichentalent Schneiders nicht verkennen läßt Von Max Pietschmann sind neben sehr tüchtigen Zeich nungen einige sehr bunte Pastellstudien vom Strand bei Rügen vorhanden. Paul Baum hat zwölf Bleistift daut ist, so falsch ist die — wohl auch nur als schöne Redensart englischen Zuhörern gegenüber geäußerte — Behauptung, daß England der Friede sei. Das Gegenteil ist offenkundig; blutige Spuren zeigen sich überall, wo England seine Hände ausstreckt, mag das in Ostasien, in Dongola, im Matabeleland, in Transvaal, in Dahomey der Fall sein, und nicht minder zeigen sich überall, wo England neue Erwerbungen sich aneignet, ernstliche Verstimmungen und Zerwürfnisse mit seinen Nachbarn. Gewiß, bisher ist äußerlich England dieses rücksichtslose Vorgehen leidlich geglückt. Aber wenn die Engländer den Thatsachen ehrlich und offen ins Gesicht sehen wollen, so werden sic nicht leugnen können, daß in diesen beiden Jahrzehnten trotz der Vermehrung des englischen Einflußgebietes um 2 600000 Quadratmeilen der politische Einfluß ihres großen Reiches jedenfalls nicht gewachsen ist. In Ostasien, im europäischen Orient, in Süd afrika hat das Ansehen Englands gewaltig gelitten; es ist dort längst nicht mehr, wie früher, die aus schlaggebende Macht. Und auch im Konzert der europäischen Mächte nimmt England längst nicht mehr dieselbe angesehene Stellung ein wie früher; cs ist darum gewiß mit Freude zu begrüßen, wenn ein Eng länder selbst, ein Staatsmann von den Erfahrungen und Kenntnissen eines Lord Rosebery, den Finger auf die Wunde legt und sie in ihrer ganzen Bedeutung seinen Landsleuten zu offenbaren versucht. Freilich, cs werden für England noch schlechtere Zeiten kommen müssen, ehe diese Darlegungen Lord Roseberys eine» Sinneswandel und ernstliche Besserung Hervorrufen werden." Und ganz in demselben Sinne faßt auch die „Kreuzzeitung" die Worte Lord Roseberys auf, indem sie schreibt: Lord Rosebery hat ohne Zweifel sehr treffend hervorgehoben, was die isolierte Stellung Englands herbeigeführt hat. Der Länderhunger der bereits übersatten Kolonialmacht, die mit Augen verschlang, was sie mit den Händen nicht greifen konnte, und kein Mittel scheute, um die anderen, vor allem aber Deutschland, in seinen bescheidenen kolonialen Anfängen zu hemmen, ihm Schwierigkeiten zu erregen, und womöglich noch nachträglich zu entreißen, was es mühsam genug an Einfluß und Besitz gewonnen hatte. Wir bedauern nur, daß Lord Rosebery nicht die eine notwendige Konsequenz aus seinen Prämissen gezogen hat: Wir wollen fallen lassen, was wir zu Unrecht und über unser kolonisatorisches Vermögen hinaus an uns gerissen haben. Die englische Politik, die aus Prinzip darauf verzichtet zu beißen wo sic bellt, die sich auf die unberechenbare Zeit, bis jene 2H Millionen englischer Quadratmeilen Landes kolonisiert sind, für unfähig erklärt, wird isoliert bleiben und weil ihre Hand gegen jedermann war, wird jeder manns Hand sich gegen sie erheben. Und wir sagen noch mehr: England wird die Zeit nicht finden, sein kolonisatorisches Ziel zu erreichen, und während cs alles zu sichern und zu behalteu trachtet, gerade derjenigen Gebiete verlustig gehen, auf denen seine Weltstellung ruht. Das ist keineswegs ein Schrecken mit Phantomen. Die Entwickelung in Ost und Mittelasien deutet bereits auf diese Zukunft hin, und wenn die Fehler der englischen Politik, wie es den Anschein hat, zu eiuer Frage nationaler Eitelkeit werden, könnte schon die heute lebende Generation die Probe darauf machen. Afrika wird England aus Asien vertreiben, das ist die Perspektive der Zukunft. zeichnungen beigesteuert, in denen die Lokaltöne leicht mit Wasserfarben aufgesetzt sind. Einige derselben, Düne bei Knocke, Vorfrühling in St. Anna und Landschaft mit Weiden, wirken durch echte Stimmung auch auf solche Besucher, die sich mit der eigenwilligen, absichtsvoll primi tiven Technik des Künstlers nicht zu befreunden vermögen. Zuletzt sei noch ein gutes Bildnis (des Frl. S) von Marianne Fiedler erwähnt Von Hans Unger ver zeichnet der Katalog ein Musikplakat und Umschläge für Notenhefte, sie sind uns aber in der Fülle der Ausstellungs objekte verborgen geblieben. -o. Deutsche Kulturbildcr aus Ungarn. Je heftiger im Deutschen Reiche der Kampf um kolo niale Fragen, der Streit um Lebensfähigkeit und Nutzen unserer überseeischen Besitzungen noch immer geführt wird, je gleichgiltiger ist man in weiten Kreisen gegen das Schicksal der älteren deutschen Kolonien in Osteuropa geworden, die ohne den Schutz der Rcichsflagge hinaus gezogen sind und sich wenigstens zum Teil bis heute er halten haben. Über eine dieser Kolonien, die deutschen Bauernschaften im Temescher Banat, berichtet Adam Müller Guttenbrunn in dem kleinen, bereits in zweiter Auflage vorliegenden Buche: „Deutsche Kultur bilder aus Ungarn" (Leipzig, Verlag von Georg Heinrich Meyer l 896). Er weist nach, daß die „Schwaben" im Banat, obschon sie niemals, gleich den Siebenbürger „Sachsen", eine politische Sonderstellung genossen haben, doch durch ihre Volkszahl der Siebenbürger Kolonie über legen sind und gleich dieser ein völlig eigengeartetes Volksleben sich erhalten haben Die Schwaben im Banat betragen über 400000 „Ter Name Schwabe ist hier so wenig als vollgiltig hinzunehmen wie der eines „Sachsen", wenn derselbe einem Siebenbürger Deutschen gegeben wird. Die Banater Schwaben sind ein Misch volk, das aus allen Stämmen Deutschlands und Deutsch- Osterreichs seine Säfte gesogen; das süddeutsche Element hat sich als das stärkere erwiesen und die schwäbische Mundart gelangte, wenn auch nicht überall in gleicher Reinheit, zur Oberherrschaft. Da« Gepräge de« Landes, wie es sich in Sprache und Tracht ausdrückt, ist im all gemeinen schwäbisch, und man hat also nicht ganz unrecht,
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