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Dresdner Journal : 13.10.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-10-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189610137
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18961013
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18961013
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-10
- Tag 1896-10-13
-
Monat
1896-10
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 13.10.1896
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Für Dretdtn vteNeljShrlrch , Start b« Pf, bei den Kaiser- lich Lkunchtii Pvftanstaltcn mertrljährlich» Mark; außer halb de« Deutschen Reiche« Poft- und Stempelzuschlaa. Linzelne Nummern: 10 Pf. Urschet«»»: Täglich mit Autnahme der Sonn- und Feiertage abend«. Ferner -Anschluß: Rrir»L. Dresdner SIonrnal. Anlündigungagebühre»: Für den Raum einer gefpal- tenen Zeile tlriner Schnst 2V Pf Unter „Eingesandt" die Zeüe bo Pf Bei Tabellen- und Zisfen fitz entsprechender Ausschlag. Herausgeber: Königliche Expedition de« Dre-dner Journal« Dre-den, Zwingerstr 20. Fernspr -Anschluß: Nr IftftS. M 239. 1896 Dienstag, den 13. Oktober, abends. Amtlicher Teil. DreS-eu, 12. Oktober. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, die erledigte Oberforst meisterstelle im Forstbezirke Marienberg dem zeitherigen Verwalter des Schmiedeberger Forstreviers, Oberförster Friedrich Gustav Winter, unter Ernennung desselben zum Oberfotstmeister zu übertragen. Dresden, 7. Oktober. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, die Professur für Hütten kunde an der Bergakademie zu Freiberg, dem Vor stande des Hüttenlaboratoriums Dr pdil. Franz Jakob Arnulf Ludwig Schertet, und diejenige für Probir und Löthrohrprobirkunde an der gedachten Berg akademie dem seitherigen Assistenten bei dem metallurgischen Laboratorium daselbst, Dr. xdil. Frie drich Ludwig Wilhelm Kolbeck, zu übertragen. Auch ist mit Allerhöchster Genehmigung dem ersten Assistenten im chemischen Laboratorium der Berg akademie, Dr. pbil. Otto Eduard Brunck, das Prädikat „Außerordentlicher Professor" verliehen worden. Se. Majestät d.'r König haben Allergnädigst geruht, dem bisherigen unbesoldeten Stadtrath, Privatmann und Hausbentzer ü Roda in Crimmitschau das Ritter kreuz 2. Klasse vom Albrechtsorden zu verleihen Weücinutrnachung. Von dem Ministerium des Innern ist auf ge stellten Antrag genehmigt worden, daß die Land gemeinde Gaschwitz mit Kleiustädt ln im Bezirke der Ämtshauptmannschaft Leipzig künftighin nur die Namensbezeichnung Gaschwitz führt. Dresden, am IO. Oktober 1896. Ministerium des Innern. v. Metzsch. Paulig. Sraeuvuugeu, Versetzungen re. tm öffentliche» Dienste. Departement Ser Finanzen. Bei der Postverwalt ung sind ernannt war en: Marquardt, zeither Post- verwalter in Bärenstein, als Ober PostaWcnt im Bezirke der Kaiserlichen Oberpostdirection zu Dresden; — Georg Conrad Liebel, pensionirter Heizungs-Maschinist des Polizeiamts in Leipzig, a!S Postagent in Oberlichtenau ^Bez. Leipzig). Bei der fiskalischen Str a tze n bau-Berw a l tun g ist ernannt worden: Frommelt, zeither Straßenbauaufseher, als Amte straßer-meister, ohne bcwndcren Dienst bezirk, bei der Straßen- und Wasser - Bamnspektion Freiberg. Departement des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Erledigt: die ständige LehrersteUe zu Noschkowitz; Kellator: die oberste Schulbehörde; Einkommen — außer freier Wohnung und Honorar sür Fortbildungsschule — Ivos M.; Bewerbungsgesuche sind bis 3l. Oktober an den König! Bezirks- schulinspcltor sür Döbeln, Schulrat Mushacke, einzureichen; — die Schulstelle in Wallbach b Hartha; Rollator: die oberste Schulbehörde; Eink. mmen — außer sreier Wolmung mit Galten' und Honorar silr Fortbildungsschule — 1V28M ; Beweriungs- geiuche sind bis 3l Oktober bei dem Rüi igl Bezirisschulinspelior sür Döbeln, Schulrat Mushocke, einznreisen; — zur Er ledigung kommt zum l. Januar 1897: eine ständige Lchrer- stelle in Tharandt. Rollator: Tas König!. Ministerium des Kultus und öffentl ichen Unterrichts Einkommen: l2»o M mit Aitelszulagen bis zu 20l>0 M neben freier Wohnung. Musikalisch besähigte Bewerber brvorzugt; sür Vertretung drs Kantors eine Entschädigung von 100 M. in Aussicht. Bewerb- ungsgesuche bei den, Rönigl. Bezirksschulinspcktor für Dresden- Land, Schulrat Glüllich, bis zum 28. Oktober einzureichen Zu besetzen: am 1. Januar I8S7 die XXl ständige Lehrerstelle an den Bürgerschulen zu Roßwein. Ter Ge halt beträgt llütt M. einschließlich Wohnnngsgeld und steigt bei zufriedenstellenden Leistungen durch Alterszulagcn bis 2lvo M. Gesuche sind bis 20. dieses Monats bei tem Stadt rate zu Roßwein cinzurcichen. Nichtamtlicher Teil. Der unüberbrückbare russisch-englische Gegensatz tritt jetzt, da sich die hcchgehenden Wogen der fran zösischen Russen-Begeisterung allmählich etwas zu glätten beginnen, wieder mit aller Deutlichkeit in die Er scheinung. Das Menschenmöglichste, diesen Gegensatz zu überbrücken, sein Dasein einfach hinwegzudisputieren, hat man in England in der letzten Zeit, wie bekannt, versucht. Noch jetzt giebt man sich dort krampfhaft den Anschein, als ob der Anschluß an den russisch- französischen Zweibund eine vollendete Thatsache sei. Man will der Welt glauben machen, England sei von Bundesgenossen umringt, während man auf das ver haßte Deutschland als auf die „gegenwärtig isolierteste" Macht mit spöttischer Miene hiuweist. In Wahrheit aber verhalten sich die Dinge natürlich ganz anders. Die sogenannte Annäherung an Rußland, von der man in England so viel Wesens macht, beschränkt sich, wie von Anfang an allgemein richtig vermutet worden ist, offenbar lediglich darauf, daß man in England eingesehen hat, mit den Mitteln, deren man sich bisher in den ver schiedenen Phasen dcr orientalischen Frage bedient hat, nicht mehr weiter zu kommen. Infolgedessen und um im europäischen Konzert wieder mitsingen zu können, hat man seine Tonart erheblich herabgestimmt. Die russische Diplomatie hat das „große" Entgegen kommen bewiesen, von dieser neuen englischen Gemüts stimmung sich zu überzeugen und von ihr „Notiz" zu nehmen. Wenn mau will, ist das ja auch eine An- uäherung, aber was für eine! Sich jedoch etwa weiß machen zu lassen, es hätten die in der all emeinen Weltlage beruhenden Gegensätze zwischen englischer und russischer Politik auch nur im geringsten an ihrer Schärfe etwas eingebüßt, davon ist man in Rußland nach den Tagen von Balmoral genau so weit entfernt, wie vorher. In voller Klarheit spricht sich hierüber u. a auch wieder einmal der bekannte St. Petersburger Ofsiziosus der „Polit. Correspondenz" aus, der die Stimmung seiner Landsleute und der Negierungskreise so genau kennt, wie irgend einer. Aus letzterem Grunde wird man auch das sür beachtlich halten müssen, was er über die jüngste russisch-französische Verbrüderung sagt bezw. die russische Presse sagen läßt. Zu bemerken ist zu diesen Auslassungen nur, daß in Deutschland kein Mensch über den Sinn im unklaren ist, in welchem Rußland das Verhältnis zu Frankreich aufgefaßt wissen will, und wenn die Sicherheit vor läge, daß diese russische Auffassung den maßgebenden französischen Persönlichkeiten gegenüber mit voller Deutlichkeit zum Ausdruck gebracht worden sei, so wäre es unnötig, über die jüngsten Ereignisse über haupt uoch ein Wort zu schreiben. Diese Sicherheit hat mau aber in Deutschland zur Zeit noch nicht; man muß vielmehr noch immer mit der Thatsache rechnen, daß selbst das offizielle Frankreich sich in ganz falschen Illusionen über die Tendenz des Blind nisses mit Rußland wiegt. Daß hierin eine gewisse Gefährlichkeit der Situation liegt, kann ernstlich kaum bestritten werden. Der Wonlaut der vorstehend gedachten offiziösen St Petersburger Auslassung ist folgender: Das Ereignis dieser Woche, der Besuch des russischen Kaiser: aares i» Paris, steht naturgemäß im Vordergründe dcr poliuschcn Diskussion in der hiesigen Preße Da in diesem Augenblicke die leitenden Persönlichkeiten der russiichen Regie: - ungskrefie, sowie säst alle Mitglieder der Kaiser!. Familie und der höheren Gesellschaftsklassen von St. Petersburg abwesend sind, ist cs noch nicht möglich, deren Auffassung über die Be deutung und die Tragw-iie des erwähnten Ereignisfis wiedcr- zugeben, und man kann zunächst bloß d n Eindruck konstatieren, den der Zarenbesuch in der Presse und in dcr Bevölkerung im allgemein u hervorgerufcu hat. In vieler Hinsicht fallt zunächst die Einmülhigkeit der Meinungsäußerungen der russischen Blätter aus. Dieselben haben übereinstimmend die Notwendigkeit anerkannt, daß der Zar, nachdem er dem Kaiser Franz Joseph, dem Kaiser Wilhelm II. und der Königin Viktoria Besuche abgestattet hatte, sich auch nach Frankreich begebe, und haben diesen Entschluß des Kaiser- Nikolaus II. mit großer Befriedigung ausgenommen Dieser Befriedigung wurde in der russischen Presse um so leb hafter Ausdruck verliehen, als man aus den hier cingelaufenen Nachrich en über die in Frankreich getroffenen Vorlereitungen für den Besuch deS russischen Kaiserpaarcs die Gewißheit schöpfte, daß der Zar wohl in g änzender und cnthusiastiicher Weise empfangen, aber daß hie.bei dennoch alles vermieden würde, was geeignet wäre, bei den übrigen Regierungen und Nationen eine Verstimmung hcrvorzurusen und dadurch Rußland der einen oder der and.ren Macht gegenüber in eine falsche Position zu bringen Dcment prcchend bewegen sich auch die Kommen tare der gesamten russischen Presse über den Zar, »besuch in Paris innerhalb der Grenzen taktvoller Besonnenheit und schlagen niemals die chauvinistische Note an. „Nowoje Wremja", „Nowosli„MoSkowskija Wjcdomosti", „Pcter- burgskija Wjedomosti", „Stufet", „Graschdanin" und alle übrigen Blätter heben vor allem ausnahmslos den friedlichen Cha rakter des Besuches des Zaren in Frankreich hervor und entwickeln tue Ansicht, daß derselbe auSschl eßlich zur Be festigung tuS europäische» Friedens jowie zur Hebung der Sicherheit Frankreichs und Rußlands beitragen werke Das sei der alleinige Zweck, der sowohl ven dcr russisch.» wie von der französischen Regierung (?) hierbei verfolgt werde und beide Länder würden sich künftighin, dank dem glänzenden Erfolge dieser durchaus friedlichen Temonstration, ungestörter al- je ihrer inneren Entwickelung w dmen können. Indem der Zaren- besuch in Paris, so iüh:en die russischen Blät:er des weiteren aus, die Allianz zwischen Rußland und Frankreich vollende, stelle cr auch gl-ichzeüig in enkgiltigcr Weise das volle Gleich gewicht zwischen der russisch-französischen Allianz einerseits und dem Tr ibunde anderseits der Es werde dadurch zwar dem bish rigen Stande Ineses nützlichen Gleichgewichtes kein neues Moment hinzugrfügt, aber dessen Festigkeit und Tauer erhalte frische Gaiantien, zum Nutzen nicht nue der beiden zunächst intere fierten Mächte, sondern all-r europäischen Staaten ni d ds allg m.incn Fri dins, dcr, wie die Ereignisse in dcr Türkei zeigten, durchaus nicht fici v-n allen Gefahren sei. In diesem Sinne mn ern sich ave russischen Blatter über die praktischen Wirkungen der russisch srauzöi schen Verbrükerungssesle anläß lich des Zaicubesuchcs in Paris, und diese Auffassung scheint mit jener des Zaren und der russischen Re gierung in vollem Eintlange zu stehen Nebst deni alles überragenden Zarcnbcsuche in Paris hat sich die russische Presse in der jüngsten Zeit a Herma s m t den, von gewissen ai.gUfchcn Staatsmünm rn und Publizisten angeschlagenen Thema der Annäherung zwischen England uno Ruß land beschäftigt. Man ist hier allgemein davon überzeugt, daß die englische Regierung bei einer derartigen Annäherung den Zweck verfolgt, der Stimme Großbritanniens bei diir übrigen europäischen Mächten wieder jenes Gewicht zu verleihen, welches sie vor der gegeuwäiligen Isolierung Englands te- srssen hatte. Auch ist man weit davon entfernt, die eng lischen Ratschläge, daß die Ruhe in Ler Türkei durch eine russische Lllupatiou KonsranunvpclS hcrgestellt werden könnte, ernst zu nehmen, denn cin solches Unternehme» wurde Rußland zweifellos crnst-n Verwicklungen ausfetzen Die Idee einer Annäherung zwischen den beiden Reichen wurde dem nach von sämtlichen russischen Blättern, von de» eine» in schärferer, von den anderen in milderer Form znrückgewiescn. Jener Teil der russischen Pr-sse, welcher hierbei eine wm Iwollcndere Sprache England gegenüber führt , betonte, daß ein „Rapprochement" zwischen Großbritannien und Rußlans nur dann möglich wäre, wenn ersteres einen Be weis für die Aufrichtigkeit feiner Absichten erbrächte, z. B. in- deni es feine Zustimmung zu einer den Jitter:ssen Rußlands und Frankreichs entsprechenden Lösung der ägyptischen Frage gäbe. Eine solche Regelung wäre etwa die Neutralisierung AegNptenS. Als Gegenleistung hierfür könnten dann Rußland und Frankreich England bei einer den englischen Wünfchen entsprechenden Lösung d.r arme «ficken Frage behilflich fein Der ganze Plan sei a!er, wie hier betont wirb, ein chimärischer, da ja die Besetzung Tongole.s kulch dre anglo ägüptischcn Truppen im Gegenteile beweise, daß Eng land die Absicht Hale, seine Vorherrschaft in Ägnpten zn vcr- stärkew Also höchstens in der Form, in der Sache ttlbst be steht jcdcch kein Unterschied dcr Auffassung innnhalb dcr ge samten öffentlichen Meinung Rußlands mir Bezug auf die an geregte Annäherung zwischen England und Rußland. Ma» hält diese für u »dura: fahrbar Weder der Besuch drs Zaren in Balmoral, noch die von «ngbschen Staatsmännern und Publizisten genährte rusfophilc Strömung scheint in der ge kennzeichneten Stimmung Rußlands Großbritannien gegenüber eine wesentliche Änderung herbeicesührt zu habe». Man kann höchstens von einer leicht.» Tetteme sprechen. und cs wird aus- schlicßlich vo» dcm ferneren Verhalten der englischen Rcgieiung abhangen, ob diese Tötente sich weiter entwickel.i oder wieder verschwinden we:de Tagesgeschichk. Dresden, 13. Oktober. Gestern nachmittag Uhr fand zu Ehren der gegenwärtig in Dresden tagenden VI. ordentlichen evangelisch-lutherischen Landes synode im König!. Schlosse zu Pillnitz eine größere Hoftafel statt. Zu derselben waren Einladungen er gangen an die in Lvullßelieis beauftragten Herren Staatsminister Dr. Schurig, v. Metzsch, v. Scyvewitz und v. Watzdorf (von denen der letztgenannte auf Urlaub abwesend ist und infolgedessen cn der Hof täfel nicht teilnahm) und an den Vortragenden Rat Ministerialdirektor Geh. Rat Meusel, ferner an den Präsidenten des Evangelisch-lutherischen Landcskonsi- storiums v. Zahn, an den Ministerialdirektor Geh. Nat D». Waentig, den geh. Schulrat Kockel, die geh. Regierungsräte Kretzschmar und Dr. Böhme vom Kultusministerium und an die Oberkonsistorialräte Dr. Ackermann, Meusel, Lotichills und Clauß vom Evangelisch-lutherischen Landcskonsistorium sowie end lich au sämtliche Mitglieder der Synode. Für die Genannten war auf Allerhöchsten Befehl ein Extradampfschiff dcr Säct sisch-Böhmische» Tampf- schiffahrtsgesellschaft zur Fahrt von Dresden nach Pillnitz und zurück zur Verfügung gestellt worden, mit welchem die Herren nachmittags nach Uhr in Pillnitz cintrafen. Das Schiff legte an der großen Freitreppe vor dem König!. Schlosse an, wo auf sich die Gäste durch das mit Blattpsla>>zengrupp>n und aroßen sil- berren Kandelabern geschmückte Wasserpalais in den Speisesaal bgabeu, um au dcr König!. Tafel plaziert zu werden Gegen 5» Uhr trafen Se. Majestät der König, von Strehlen kommend, in Pillnitz ein. Kurz vorher war Se. König!. Höhet dcr Prinz Georg vorge- fahien. Nachdem Se. Majestät im Kaffeezimmcr das Direktorium der Synode, und zwar: den Präsidenten Wirk! Geh. Rat Gräfin v. Kocnncritz, Exccllenz, den Vize präsidenten Oberhofprediger rc. D. Meicr, den l. Sekretär Lbcramtsrichter Weidauer und den 2. Sekretär Superintendent Dr. Richter empfangen hatten, ei schienen Se. Majestät mit Sr. König!. Ho heit deni Prinzen Georg und den Herren vom Dienste in der Fcstversammlung, ehrfurchtsvollst von der selben begrüßt, und nahmen an der Tafel Platz. Rechts von Sr. Majestät waren plaziert: Se. Königl. Hoheit der Prinz Georg, Minister Dr. Schurig, Minister v. Seydewitz, Geh. Rat Meufil, Geh. Rat Professor Dr. Wach rc.; links von Sr. Majestät hatten ihren Platz: Se. Durchlaucht Prinz Georg von Schönburg-Waldenburg, Minister v. Metzsch, Obcr- stallmeister v. Ehrcustein, Geh. Rat Dr. Waentig, Hofmarschall v. Haugk rc: gegenüber Sr. Majestät saßen: der Präsident dcr Synode Wirk!. Geh. Rat Graf v. Koennerch; rechts von diesem der Vizepräsi dent dcr Synode, Oberhofprediger D. Meier, 1. Sekretär Oberamtsrichter Weidauer rc.; links der Präsident des Evangelisch-lutherischen Landeskonsi- stonums v. Zahn, 2. Sekrelär Superintendent Dr. Richter rc. Die Königl. Tafel, welche 91 Gcdcckc zählte, Ivar hufeisenförmig in dem mit Blattpflanzen reich ge schmückten großen Speisesaale aufgestellt. Dieser Saal, der im Empire-Stil crbaut ist, trägt auf 20 dorischen Säulen einen mächtigen Kuppelbau, der mit Plasondgemälden geschmückt ist. Zur Dekoration der Tafel waren die alten Silbcrschätze der Königl. Hossilberkammer verwendet worden. Zahlreiche große Aussätze, Blumen- und Fruchtkörbe, Girandolcn, Kandelaber und Schüsseln wechselten in reicher Fülle ab mit duftenden Blumcngcbindcn aus selten n tro pischen Gewächsen, die zum Teil auch als Zweige auf dcm Damasttafeltuche aufgelegt waren und dem Tafel- arrangcmeut prächtigen Farbenreichtum verliehen. Lunst und Wissenschaft. Hrn. Badrutts „Assomptione" und Raphaels „Sixtinische Madonna". Vor einigen Tagen wurde von Zürich aus die Mit teilung an zahlreiche deutsche Zeitungen gesandt, der be kannte tüchtige Hotelbesitzer Hr. Caspar Badrutt zu St. Moritz im Engadin habe sich mit seinem Gemälde, das, dieselbe Darstellung zeigt wie Raphaels Sixtinische Madonna in der Dresdner Galerie, auf die Reise nach Deutschland begeben, um hier die „Streitfrage" zu entscheiden, ob sein Bild oder das Dresdner das Original sei. Da die Laienwelt Dresdens und Deutschlands unter diesen Umständen durch die Annahme beunruhigt werden könnte, als sei cs wirklich eine Streitfrage, ob das Dresdner Bild das Original Raphaels sei, eine Streitfrage, die möglicherweise zu ungunstcn des Dresdner Bildes entschieden werden könnte, so halte ich eS für meine Pflicht, an dieser Stelle eine kurze Darstellung dcS Sachverhalts zu geben. Kein Bild ist litterarisch bester beglaubigt als Raphaels Madonna in der Dresdner Galerie. Jeder Dresdner kennt die Stelle in Giorgio Vasari» Raphael-Biographie, in der der große Florentiner KunstgeschichlSschreiber des 16. Jahr hunderts von unserem Bilde spricht. „Für die schwarzen Mönche von Sankt Sixtu« in Piacenza malte er (Raphael) die Tafel des Hochaltars, auf der er Unsere liebe Frau mit dem heiligen Sixtus und der heiligen Barbara dar stellte: ein wahrhaft köstliches, ja einziges Werk (ev8» vsramentk, ruri^imu v «inxolar«)." Von eben diesem Hoch altar der Kirche des heiligen Sixtus zu Florenz nahm, wie urkundlich fcststeht, der Bologneser Maler Giovannini im Auftrage eines Vertrauensmannes des sächsischen Hofes, 1753 das Bild herab, um eS nach Dresden zu schicken, wo es zu Anfang des Jahres 1754 ankam und mit Hellem Jubel begrüßt wurde. Hatte doch seit zweihundert Jahren niemand cs anders gewußt, als daß Raphaels Bild in der Kirche San Sisto zu Piacenza den Hochaltar schmückte, und schien es Vasaris Zeugnis gegenüber doch auch unmöglich, daß die Echtheit des Bildes jemals bezweifelt werden könne! Es ist wahr, Vasari war auch nur ein Mensch. Er konnte irren, wie alle übrigen Menschen. Es sind ihm sogar manche Irrtümer in seinem biographischen Riesen werke nackgewiesen worden. Aber daß er sich bei einer so genauen Angabe, wie er sie über die Sixtinische Ma donna drucken ließ, in Bezug auf einen so bedeutenden Künstler wie Raphael und in Bezug auf eine so leicht erreichbare Kirche, wie diejenige des heil. SixtuS zu Piacenza, jemals in dieser Lösise geirrt, wäre erst noch nachzuweiscn; cs ist in diesem Falle um so undenkbarer, als cr selbst erzählt, daß er vor dcr Herausgabe der zweiten Auflage seines Werkes ganz Italien bereist habe, um die von ihm beschriebenen Kunstwerke zu sehen, und als cr an ver schiedenen Stellen seines Werkes gerade in Bezug auf Piacenza eine eingehende Ortskenntnis verrät. Ja! wenn sich das Bild thatsüchlick nicht in der Kirche San Sisto zu Florenz gefunden hätte, ließe sich vielleicht darüber streiten, ob Vasari recht berichtet gewesen Aber das Bild ist genau so, wie er es beschreibt, thatsächlich in dcr Kirche gefunden worden, für die Raphael eS nach Vasaris An gabe gemalt hat; und daß dcr heilige Sixtus gerade in die Kirche dieses Heiligen und die heilige Barbara in eben diese Kirche, in der nachweislich auch sie verehrt wurde, gehörten, liegt ebenfalls so auf der Hand, daß unter kritisch geschulten Lesern auch die ärgsten Verkleinere! Vasaris nicht auf den Gedanken kommen könnten, gerade diese Angabe feines Buches zu bezweifeln. Mindestens könnte die Angabe Vasaris, daß Raphael die Madonna sür die Kirche San Sisto in Piacenza ge malt habe, nach allen wissenschaftlichen Methoden der Welt nur durch einen vollgiltigen urkundlichen Gegen beweis entkräftet werden Nur wenn von anderer Stelle der über die Anfertigung des Bilves geschlossene Vertrag oder die Rechnung über seinrn Ankauf beigebrackt worden wäre, müßte irgend ein Irrtum in Vasaris Mitteilung vermutet werden. Herr Caspar Badrutt hat sich nun freilich schon vor einigen Jahren daran grmacht, das litterarische Zeugnis Vasaris durch andere litterarische Zeugnisse aus dem Felde zu schlagen. Urkunden hatte auch er nicht; aber litterarisches Material meinte er zu besitzen Er hat es in seiner pracht voll ausgestattrten, mit großen Kosten 1894 in Zürich ge druckten Schrift „^ssomptions ckvHa Kuckouna" veröffent licht. Wer dieses Material aber nur mit Halbwegs kritischem Blicke durchzusehen im stände ist, muß unwill kürlich auf den doch wohl unrichtigen Gedanken kommen, daß der sonst so liebenswürdige Herr Gasthofsbesiher ihn absichtlich zum Besten haben wolle. Hr. Badrutt führt eine Schriftquelle dafür an, daß sich 1561 eine „Himmelfahrt Maria mit vergoldetem fitahmen" ohne Benennung des Künstlers im Besitze des Hofes von Ferrara befunden habe. Er zicht ein zweites litterarisches Zeugnis dafür herbei, daß sich um 1506 in der Schloßkapclle zu Ferrara eine „Himmelfahrt der Madonna von Meister Girolamo da Carp:" befunden habe. Er führt ein drittes Zeugnis dafür an, daß sich 1770 eine „Himmelfahrt Mariae" aus der Schule Guido Renis in der Schloßkapclle zu Modena befunden habe — Was in aller Welt, wird man fragen, haben diese Dar stellungen der „Himmelfahrt Mariae" von unbekannter Hand, von Girolamo da Carpi und aus der Schule Guido Renis mit Raphaels Sixtinischer Madonna zu thun? Hat man jemals eine Darstellung der Himmelfahrt Mariae mit dem Christkind auf dem Arm, mit nur zwei Heiligen anstatt der zwölf Apostel und mit einer herabschwebendcn, anstatt mit einer emporschwebenden Madonna gesehen? Hält es irgend jemand für möglich, daß an dem kunst sinnigen Hofe der Este zu Ferrara, wenn überhaupt, so gar schon im 16. Jahrhundert, cin Originalgcmälde NapharlS, das dort sicher durch lebendige Überlieferung und persönliche Kenncrschnst vor Verkennung geschützt und wie ein Heilig tum gehalten worden wäre, sür ein Werk Girolamo da Carpis, daß es später gar für ein Werk aus der Schule Guido Renis angesehen und zum alten Eisen gethan worden wäre? Nur krasseste Unkunde der Geschichte könnte auf einen solchen Einfall kommen Gleichwohl will Herr Badrutt im Ernst sein Bild, dessen Darstellung mit der jenigen der Madonna von Piacenza übereinstimmt, in allen jenen Darstellungen dcr „Himmelfahrt Mariae" erkennen Jedem anderen wird es mindestens zweifelhaft bleiben, ob jene Mitteilungen überhaupt cin und dasselbe Bild im Auge haben. Zum „alten Eisen" müßte das Bild in Modena in dcr That bald geworfen sein; denn Hrn. BadruttS Bild finden wir 1841 im Hause des Verwalters der früheren eftensiscken Domäne l'ents torro. Dcr Herr Verwalter Baraldi sah das Bild allerdings für eine Himmelfahrt Mariae an; und diese Unkenntnis eines Laien ist das einzige Band, das es mit jenen genannten Bildern verknüpft. Hr. Baraldi wußte aber auch und schrieb cs nieder, daß sein Bild nur eine Kopie, daß das Original von Raphael sei und cr fügte hin^u, die Kopie werde wohl zu Raphaels eigener Zeit angesertigt sein Von einer Ver wandten dieser Verwalterfamilic erstand Hr Caspar Badrutt das Bild zu Ende der achtziger Jahre. Gesetzt selbst, sein Bild wäre identisch mit jenen im sechzehnten und achtzehnten Jahrhundert erwähnten Dar stellungen der „Himmelfahrt Mariae", so unwahrscheinlich dies auch ist, würde dann nicht für jeden unbefangenen Leser aus Hrn. Badrutts eigenen Citatcn gerade das Gegen teil von dcm folgcn, was cr aus ihncn folgert? Würden seine eigenen Nachweise nickt völlig genügen, darzuthun, daß sein Gemälde unmöglich ein Originalbild von Raphaels Hand sein könne? Ich glaube, jedem wissenschaftlich ge schulten Leser würden sie genügen. Mir ist denn auch keine Besprechung des Werkes Badrutts, dcr eben, wie er selbst sagt, „als Laie und in eigener Sache" schrieb, zu
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