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Dresdner Journal : 01.10.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-10-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189610019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18961001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18961001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-10
- Tag 1896-10-01
-
Monat
1896-10
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 01.10.1896
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Beilage zu 229 des DleÄUtr IöUNtlllA. Donnerstag, den 1. Oktober 1896, abends. Aachrichte« aus den LarlLesleiien. * Leipzig. 30. September Der wirtschaftliche Auf schwung, welcher seit dem Frühjahr 1895 zu verzeichnen ist, hat namentlich in diesem Jahre zu einer großen An zahl von Lohnbewegungen geführt In verschiedenen Branchen kam e« hierbei von vornherein zu einer Einigung zwischen den Arbeitgebern und den Arbeitern, dagegen brachen in sechs Fällen Ausstände aus, und zwar in der Dauer von 2H Wochen bis 8 Wochen Die Gesamt kosten dieser Ausstände stellen sich auf 25 750 M Hier von entfielen auf die Tischler 8270 M, die Schmiede 5K00 M, die Klempner 5500 M, die Glaser 4000 M, de Schuhmacher 1600 M und die Maler 770 M Der Ausstand der Maler ist eigentlich nur ein „Versuchsballon" geblieben, der nicht aussüeg, ander» die übrigen Aus stände, die zum Teil sehr hitzig ausgefochten wurden. Hierbei erlangten die Klempner und Schmiede nur teil weisen Erfolg. Bei den Schuhmachern wurde auch von den Meistern die traurige Lage des Gewerbe» anerkannt, doch fiel der Lohnzuschlag nicht ganz den Erwartungen der Gehilfen entsprechend aus Die Glaser und die Tischler einigten sich nach sicbenwöchigem Ausstande schließlich mit ihren Arbeitgebern, welche den größten Teil der Forder ungen anerkannten Bei den Tischlern war der eigentliche Ausstand, soweit die Lohnfrage in Betracht kam, schon binnen kurzem beendet; die Frage der Maifeier ließ ihn aber von neuem ausbrechen Die Beendigung erfolgte durch Vergleich, d. h beide Teile einigten sich dahin, daß fortan nur an Sonn- und Festtagen die Arbeit ruhen solle. Beteiligt waren an den Ausständen insgesamt 2335 Gehilfen, davon die Hälfte, nämlich 1170, Tischler; dann folgten die Klempner mit 324, die Schuhmacher mit 294, die Schmiede mit 250, die Glaser mit 245 und endlich die Maler mit 112 am Ausstand beteiligten Gehilfen. — Die Holzdrechsler beschlossen in einer gestern abend abgehaltenen Versammlung, an die Arbeitgeber ihrer Branche folgende Forderungen zu richten: 1) 56stündige Arbeitszeit pro Woche; 2) 36 Pf. Mindeststundenlohn; 3) für die ersten beiden Überstunden einen Zuschlag von 33^ Proz, für weitere Ueberstunden und Feiertagsarbeiten einen solchen von 50 Proz; 4) Beibehaltung des jetzigen Lohnes bei der verkürzten Arbeitszeit, 10 Pro;. Zuschlag für Akkordarbeit; 5) Sicherung des bisher bei Akkord arbeit im letzten Jahre verdienten Durchschnittslohnes; L) Auszahlung des vollen Lohnes am Freitag. — In der deutschen Fachschule für Drechsler und Bild schnitzer hierselbst fand heute vormittag der feierliche Schluß des 25. Semesters statt. Der Zentralverband deutscher Drechslerinnungen und verwandter Berufsarten geht damit um, der Fachschule den Titel einer Bundes fachschule zuzuerkennen Zahlreiche Anerkennungen wurden der Schule und deren Vorstand zuteil. * Borna, 30. September Der hiesige Männer - gesangverein, welcher in diesem Jahre sein fünfzig jähriges Bestehen festlich zu begehen gedenkt, hat in seiner letzten Versammlung für diese Festseier die beiden Abende des 5. und 6. November bestimmt. * Zschopau, 1. Oktober. Auch in unserer Stadt geht man mit dem Gedanken um, dem Fürsten Bismarck ein Denkmal zu setzen Auf Anregung des Hrn. Stadt rat Carl Wendler wird zunächst am Freitag eine Ver sammlung stattfinden, in welcher zur Bildung de» Komitees zur Errichtung eines BiSmarck-Denkmals geschritten werden soll. Das Denkmal dürfte auf dem freien Platze zwischen der Bismarckstraße und dem König!. Seminare errichtet werden. * Plauen i. V., 30. September. Die bei Jocketa gelegene große El sterthalbrücke wird nächstens das fünfzigjährige Jubiläum ihrer Gründung feiern; an dem Bau haben zeitweise 800 Arbeiter Beschäftigung gefunden. An derGöltzschthalbrücke waren sogar bis zu 1500 Mann beschäftigt. Den Bau der letzteren leitete Betriebsingenieur Dost, den der Elsterthalbrücke Betriebs ingenieur Kell. * Wilsdruff, 30. September. Der hiesige Landwirt schaftliche Verein veranstaltet am 17. und 18. Oktober im Hotel zum Adler hierselbst eine Ausstellung von Obst, Obstbäumen, Gemüse und Feldfrüchten. Als Preisrichter fungieren Garteninspcktor Lämmerhirt, Hofgärtner Büttner und Gutsbesitzer Eder-Naußlitz Die Anmeldungen sind möglichst frühzeitig, spätestens aber bis zum 10. Oktober an Stadtgutsbesitzer Kuntze-Wilsdruff einzureichen. Die Einlieferung der Ausstellungsgegenstände hat bis spätestens Freitag, den 16. Oktober, mittags 12 Uhr, zu erfolgen, wenn auf Prämiierung und günstige Ausstellung Anspruch gemacht wird. An Preisen sind aus gesetzt: ein Ehrenpreis, zwei erste Preise, vier zweite Preise und acht dritte Preise, im Gesamtwerte von 120 M.; diese werden verliehen für 1. vorzügliches Tafelobst ohne Beschränkung der Sortenzahl und für 2. vorzügliches Marktobst. Zur Preisbewerbung werden nur die von den Ausstellern selbst erbauten Früchte zugelassen; gesammeltes Obst ist ausgeschloffen. Der Verein wird im ÄuSstellungS- lokal gleichzeitig eine Verkaufsstelle für spätere Lieferungen errichten. * Meißen, 30. September. An den hiesigen Lan dungsplätzen der Kohlenkähne herrscht jetzt ein sehr leb haftes Treiben. Von den meisten der Stadt- und Land- Htu junger Raufbold. Bon Th. B. Aldrich. Deutsch von M Busch Wenn Johnny sich ganz behaglich im Bette zu sammengerollt hat und, mit seiner rosigen Wange auf einem von seinen zerkratzten Patschhändchen ruhend, durch und durch ein untadeliges Bild des Friedens und der Unschuld darbietet, fällt es schwer, sich zu vergegenwärtigen, wa» für ein rühriger, widerhaariger, streitfertiger, arglistiger kleiner Thunichtgut er ist. Es liegt etwas so Komisches in diesen pygmäenhusten Schuhen und Strümpfen, die auf die Diele hinge schlenkert sind — sic sehen aus, als ob sie aufspringen und davonlaufen könnten, wenn sie Lust hätten — cs liegt etwas so Lächerliches in diesen Höschen, welche frucht lose Versuche zu machen scheinen, auf den Großvater- stuhl zu klettern — besagte Höschen bewahren noch immer die Gestalt von JohnnyS flink hinstrampelnden Beinen und weigern sich, schlafen zu gehen —, eS lieat, sage ich, in diesen Dingen und in Johnny selber etwas, was mir's schwer macht, mich zu er innern, daß Johnny, wenn er wach ist, die Schlau heit Macchiavell« und das kalte Blut des Kapitäns Fracasse besitzt. Ich weiß wahrhaftig nicht, wo Johnny diese un erfreulichen Charakterzüge her hat Ich selbst bin der am wenigsten diplomatische und tollkühne der Menschen. Natürlich will ich damit nicht andeuten, daß Johnny seine Gemütsart von seiner Mutter geerbt hätte. Sie bewohner wird jetzt der Winterbedarf gedeckt Die Schiff, fahrt geht überhaupt sehr flott. Vielfach fahren jetzt sogenannte Spreekähne mit Obst beladen, aus Böhmen kommend, hier durch. — Von den Schiffern wird in diesem Jahre allgemein über die niedrigen Frachtsätze geklagt Der fortwährend hohe Wafserstand de» Sommer» hat allen Fahrzeugen, auch den größeren, Gelegenheit ge geben, stet« volle Ladungen zu befördern Dadurch sind die Frachtsätze außerordentlich herabgedrückt worden — Nächsten Sonntag hält hier im „Waldschlößchen" der Elbgau-Stenographenbund (GcbelSberger) seine dies jährige Versammlung ab, zu der zahlreicher Besuch er wartet wird. Die Versammlung beginnt mittag» 12 Uhr. — Über den Schaden, welchen der Sturm in voriger Woche hier angerichtet hat, wird von den Obstgärten- besitzern allgemein sehr geklagt. In Gasern wurde in dem Klunkerfchen Obstgarten ein großer Apfelbaum um geworfen; der Baum trug etwa 3 bis 4 Scheffel schöne Früchte (Reinetten), welche, da sie noch nicht reif sind, nunmehr welk werden Große Körbe voll Fallobst mußten ans Vieh verfüttert werden BefonderS spielte der Sturm auch den großen wertvollen Winterbirnen übel mit. Einem Obstpächter, welcher Gärten in Löthain, Krögis, Löb schütz rc gepachtet hat, soll ein sehr erheblicher Schaden erwachsen sein. * Großenhain, 30. September Die Vorarbeiten zu der für 1897 geplanten Ausstellung für Gewerbe, Industrie und Landwirtschaft haben insofern eine festere Gestaltung gewonnen, als die Summe von 100000 Mark als Garantiefonds gezeichnet, der ursprünglich in Aussicht genommene Platz in der Nähe der Gasanstalt und des städtischen Militärreithause« ausgegeben und der westlich der Berlin-Dresdner Eisenbahn zwischen der Röder und der Wildenhainer Straße gelegene Teil der neuen Stadtparkanlaqen endgiltig als Ausstellungsplatz bestimmt und für Abhaltung der Ausstellung die Zeit vom 24. Juni bis 20. Juli 1897 sowie als Schlußtermin für die Anmeldung zur Beteiligung der 31. Dezember 1896 festgestellt worden ist. Der für die Ausstellung in Aus sicht genommene Platz hat außer den bestehenden Wegen eine Fläche von über 100000 qm. * Kleinzschachwitz, 30. September. Das der hiesigen Gemeinde durch die Augustin-Stiftung gehörige Stistshaus ist von dem derzeitigen Wirte des „Sächsischen Hofes", Hrn. Scholz, angekauft und niedergcrissen worden Das so gewonnene Areal wurde teil« zur Erweiterung genann ten Etablissements, teils zur Verbreiterung der Straße verwendet. Der hierdurch nötig gewordene Neubau eines Gemeindehauses ist zur Zeit ziemlich vollendet. — Die Hrn Vermessungs-Ingenieur Ueberall übertragene Herstellung eines BeschleußungSplanes für unsern Ort ist nunmehr bis zur Vollendung gediehen, und der Plan wird demnächst zur oberbehördlichen Genehmigung ein gereicht werden Wenn auch an eine Vornahme der Be- schleußung — diese würde gegen 400000 M erfordern — zur Zeit noch nicht zu denken ist, so ist bei Neubauten auf die künftigen Beschleußungs-Anlagen doch bereit« Rücksicht zu nehmen. * Wehlen a. E., 30. September. Die vor kurzem von dem „Pirn. Anz" veröffentlichte und nach diesem Blatte auch von uns wiedergegebene Nachricht von einer Masernepidemie, die hier ausgebrochen sei, entbehrt der Begründung. Die im Lause des September vor gekommenen zehn Todesfälle unter Kindern rühren (als ärztlich beglaubigt) meist von Krämpfen und anderen Ur sachen her. Nur in zwei Fällen sind Masern festgestellt * Pirna, 30. September. Die vor einigen Tagen erfolgte Aufhebung der Wehrsperre in der Moldau macht sich hinsichtlich des Verkehrs auf unserem Elbstrome insofern recht bemerkbar, als seit dieser Zeit der Flößerei betrieb sich wiederum sehr lebhaft gestaltet hat * Rottwerndorf, 30. September. Ein schwerer Un glücksfall trug sich heute vormittag in der 11. Stunde im benachbarten Rottwerndorf zu Im Steinbruchc der Firma Schmidt u. Herrmann kamen durch eine herab stürzende Schale drei Steinbrecher in Lebensgefahr. Während sich der eine durch schnellen Sprung noch retten konnte, wurde der andere, Ernst Streit aus Rosenthal, von dem Gestein sofort erschlagen; der dritte, Hartmann aus Schöna, erlitt einen Bruch des linken Fußes. vermischtes. * Der gegenwärtige Jagdaufenthalt des Kaisers in Nominten erinnert an einen Jagdausflug des Großen Kurfürsten, den dieser genau vor 240 fahren, im Jahre 1656, nach Ostpreußen unternommen hatte und auf dem ihm in Königsberg ein Jagdpokal überreicht wurde, der sich in der von dem hochseligen Kaiser Wilhelm l. persönlich angelegten Gläsersammlung im Speisesaal des Schlosses zu Babelsberg befindet. Diesen hohen zylinderförmigen Pokal hielt der hochselige Kaiser ganz besonders wert; da« GlaS, mit Jaqdemblemen und Jagdbildern verziert, trägt folgende Inschrift: „Ihr edle Jäger allzumahl — Seid mir willkommen m diesem Sahl — Diana eure Göttin hier — Versammelt hat allerlcy Thier. — Wer Sie liebt, trinkt mich aus dabey — Es schall ein fröhlich Jäger-Geschrei." Der Große Kurfürst, der keine Gelegenheit vergehen ließ, dem edlen Weidwerk ist die fanfteste der Frauen. Ader was Johnny an geht, so ist er der Schrecken der ganzen Nachbarschaft. Er war zuerst sanftmütig genug — das heißt, in den ersten sechs oder sieben Tagen seines Daseins. Aber ich glaube, er war noch nicht älter als elf Tage und erst zweiundzwanzig Zoll lang, als er schon einen Grad von Grimmigkeit kundgab, der an einem betagten Riesen achtbar gewesen wäre. Bei dieser Gelegenheit wurde er rot im Gesichte — er war vor her schon über die Gebühr rot — ballte seine lächer lich kleinen Hände in bedrohlichster Weise und schlug sich in ohnmächtiger Wut selber ins Auge. Wenn ich an das Leben denke, welches er seine Mutter und Susanne während der ersten achtzehn Monate nach seiner Ankunft führen ließ, so schrecke ich vor der Verantwortlichkeit zurück, die ich übernahm, wenn ich Johnny erlaubte, mich Vater zu nennen. Johnnys streitsüchtiges Wesen entwickelte sich nicht früher als seine Verschlagenheit. Als er zwei Jahre alt war, kannte ich die folgende bittere Regel aus wendig: „Immer, wenn Johnny besonders ruhig ist, macht Euch auf einen Ausbruch gefaßt." Er hatte dann sicherlich etwas Arges vor. Und ich muß sagen, es lag eine Erfindungsgabe, eine Unverhofftheit und eine schlaue Berechnung in seiner Bösartigkeit, die mich fortwährend in Erstaunen versetzte. Die Uebel- thaten, die er beging, ließen sich alphabetisch ordnen. Niemals wiederholte er sich. Seine Hilfsquellen im Ersinnen schlimmer Streiche waren unerschöpflich. Nie that er das, was ich erwartete. Nie ermangelte obzuliegen, gab jährlich für die Jagd 54 000 Thaler au«. Seinen Geburtstag (16. Februar) feierte er regelmäßig durch eine Jagd, wenn nicht Kriegszüge oder Krankheit ihn davon abhielten Die glänzendste aller Veranstaltungen war eine Hirschjagd im Oktober 1679 im Revier von Kaput, die zwei Wochen dauerte und bei der über 300 starke Hirsche erlegt wurden In drei Fällen hat sich der Große Kurfürst, von der Gicht geplagt, in einem Stuhle auf den Anstand tragen lassen. Er war e« auch, der im Jahre 1671 die Anlage eines „Fasahn-GartenS" bei Potsdam befahl; die Karte von Suchodobv aus dem Jahre 1683 zeigt an der Stelle der jetzigen Unterosfizier- schule eine großartige bauliche und gärtnerische Anlage unter diesem Namen * Lieutenant Hausmann vom 1 Hessischen Husaren- regiment Nr 13, dessen Inhaber König Humbert ist, erhielt, nachdem die Manöver in Lothringen beendet waren, den Auftrag, nach Monza zu reiten und König Humbert die Glückwünsche des Regiments zur be vorstehenden Vermählung des Prinzen von Neapel darzubringen Lieutenant Hausmann brach, wie der „Franks. Ztg." geschrieben wird, am 12. September von Falkenberg in Lothringen auf und ritt über Zabern, Straßburg, Basel, Luzern, Andermatt und den Gotthard- paß. Am 19. September, vormittags 11 Uhr, kam er in Monza an. Roß und Reiter befanden sich in vorzüglicher Verfassung. König Humbert nahm Lieutenant HauSmann sehr gnädig auf, lud ihn zu Tische, ließ ihn an der Tafel zu feiner Rechten sitzen und ernannte ihn zum Cavaliere. Die Strecke, welche Lieutenant HauSmann in 7 Tagen und 2 Stunden zurückgelegt hat, beträgt 730 km * Der Ehrenbürgerbrief der Stadt Altona für den Fürsten Bismarck ist bis auf Unwesentliches fertig- gestellt und wird demnächst überreicht werden Er ist in Form eines Metallschildes ausgeführt. Die etwa 35 cm hohe und 25 cm breite Silberplatte zeigt einen aus Eichen- und Lorbeerlaub gebildeten Rahmen. An beiden Längsseiten befinden sich Rosetten aus Gold und Perlen, am Fuße der in schwarz und weißer Emaille hergestellte Namenszug „O. v B." Die Mitte des Randes oben ziert die Kaiserkrone, während rechts und links auf kleinen Schildern sich die Inschriften „Up ewig ungedeelt" und „Durch Dich zum Deutschen Reich" befinden Unter der Kaiserkrone breitet der Reichsadler seine Flügel aus; unter den Fängen befindet sich das Wappen des Fürsten Bismarck Das größere Feld nimmt der Wortlaut der Adresse ein, die sehr kunstvoll geätzt worden ist. Das von goldenen Arabesken umgebene Feld hat nach dem „Hamb Corresp " folgende Inschrift: „Dem Fürsten Otto von Bismarck verleihen in vcrehrungsvoller Dankbarkeit für seine unvergänglichen Verdienste um das deutsche Vaterland das Ehrenbürgerrecht der Stadt Altona. Altona, den 1 April 1895. Der Magistrat DaS Stadt verordneten-Kollegium" Neben der Inschrift zeigt der Ehrcnbürgerbrief in künstlerischer Vollendung eingraviert die von der aufgehenden Sonne beleuchtete Stadt Altona in ihrem bezeichnendsten Bilde, dem Hafen mit feinem Mastenwald, ferner das Rathaus und die Hauptkirche. * Die Königin von England hält im Hoszere- moniell unbeugsam an althergebrachten Gebräuchen fest. So wird noch bis aus den heutigen Tag eine Sitte streng beobachtet, die höchst altertümlich erscheint, wenn sie auch erst aus der Zeit des zweiten Georg stammt Bei der Tafel wird nämlich vor jedem Gerichte, da« herein gebracht wird, von den höheren Küchenbeamten, bevor es genoffen wird, mit lauter, feierlicher Stimme der Name der betreffenden Speise verkündigt. Ein anderer, ebenso altertümlicher Gebrauch, den die Königin aufrechterhält und der aus sehr bewegten Zeiten stammt, ist die von ihr vollzogene Wahl der Parole für den Tower Londons. Nur drei Personen im ganzen englischen Reiche sind in das Geheimnis eingeweiht; die Königin, der Lordmayor von London und der Kommandant des Tower selbst. Diese Parole wird viermal im Jahre ausgegeben * Nach eisernen Trauringen von 1813 werden in verschiedenen Städten jetzt Nachforschungen vorgenommcn. Infolge eines Aufrufes der Prinzessinnen des Preußischen Königlichen Hauses im Jahre 1813 wurden viele goldene Trauringe an die Sammelstcllc nach Berlin gesandt. Für diese wurden eiserne Trauringe mit der Inschrift: „Gold gebe ich für Eisen" eingetauscht Aus Swinemünde allein wurden in einigen Tagen 114 goldene Trauringe abgesandt. E« wäre interessant, zu erfahren, ob von diesen eisernen Ringen noch viele als Andenken an jene große Zeit der Erhebung des deutschen Volkes ausbewahrt werden. * Übereinstimmend mit I)r. Karl Doves Äußerungen in der „Deutschen Kolonialzeitung" kann auch das hiesige südafrikanische Handelskontor bestätigen, daß die im Schutzgebiete thätigen Missionen einen günstigen Ein fluß auf die Entwickelung des ganzen Güteraustausches zwischen den weißen Ansiedlern und den Eingeborenen bisher auSgeübt haben. Die steigende Nachfrage nach be stimmten europäischen Waren ist größtenteils eine Folge ihrer Kulturarbeit. So war thatsächlich die Kleidung der mit dem Dampfer „Melitta Bohlen" gestern von Hamburg nach ihrer Heimat zurückkehrcnden Ovahercro der Berliner Kolonialausstcllung nicht, wie vielfach angenommen wurde, dem Aufenthalte in Berlin angepaßt; sie entsprach viel mehr im allgemeinen der Tracht, deren sich die christlichen er das zu thnn, worauf ich unvorbereitet war. Ich denke nicht so sehr an den Vorfall, wo er mein Schreibpult mit Himbeersaft bemalte, als an die Ge legenheit, wo er einen Akt eigentümlicher Grausamkeit an Mopsey, einer Lieblingskatze des Haushalts, be ging. Wir saßen in der Bibliothek. Johnny spielte in dem vorderen Vorsaale. Im Hinblick auf die un natürliche Stille, welche herrschte, bemerkte ich, Ver dacht schöpfend: „Johnny ist recht ruhig, meine Liebe." In diesem Augenblicke hörte man eine Reihenfolge von lebhaften Klagetönen in der Miausprache, worauf ein heftiges Kratzen aus dem WachStuchtcppich folgte. Dann setzte Mopsey in das Zimmer herein mit drei leeren Garnspulen, die ihr auf den Schwanz gezogen waren. Die Spnlen wurden mit großer Schwierig keit entfernt, namentlich die letzte, welche merkwürdig festsaß. Nach diesem Vorfall sah Mopsey niemals ein Arbeitskörbchen, ohne ihren Schildkrötenrücken zu krümmen und ihren Schwanz dreimal so dick auszu- bauschen, als er von Natur war. Ein anderes Kind würde die Katze geknippen, oder sie mit einer Nadel gestochen, oder ihr den Schwanz in einen Knoten ge knüpft haben; dem höheren Genie Johnnys war es Vorbehalten, ihn lieber in kleine Spulen zu fädeln. Er erhöhte die Erwartung, indem er nie das that, war auf der Hand lag. Diese fruchtbare und, wenn ich so sagen darf, glückliche Erfindungsgabe bewahrte mich davor, über das Betragen meiner Sohnes in dieser Zeit gänzlich niedergeschlagen zu sein. Bisweilen war die Damara bedienen, sobald ihnen ihre Mittel die« einiger maßen erlauben DaS Tragen europäischer Kleidung hat eben unter den Herero in demselben Umfange zugenommen, wie die Ausbreitung des Christentum«. Bekanntlich sind im südwestafrikanischen Schutzgebiete die im Jahre 1829 entstandene Rheinische Mission zu Barmen und seit 1870 die Finnische MissionSgesellschaft thätig Die Banner Mission zählte Ende 1894 in Großnamaland 5407, in Damaraland 3554 Gemeindemitglieder auf ihren 19 Stationen * Die Maria-Theresienthaler in Afrika Seit mehr als hundert Jahren dient der sogenannte Maria- Tkeresienthaler als da« bevorzugte Geld für den Ver kehr zwischen europäischen und afrikanischen Völ kern Diese Münze entstand im Jahre 1760 und wurde in Österreich für den Handel mit Ostasrika und dem west lichen Asien geprägt. So lange Venetien zum österreich ischen Staate gehörte, wurde der Maria-Theresienthaler in Venedig geprägt, seit 1866 dagegen in Wien Noch heute tragen die Münzen, die auch den Namen Levantiner- thaler führen, das Bild der Kaiserin Maria Theresia und die Jahreszahl 1780. In der Aera der modernen Kolonialpolitik haben verschiedene europäische Staaten ver sucht, die Maria-Theresienthaler au« dem Gebiet ihrer Kolonien zu verdrängen, aber saft überall vergebens, — die Eingeborenen halten mit Zähigkeit an der altgewohnten Münze fest So ist es England durchaus nicht gelungen, seine Rupienwährung in Sansibar zur Geltung zu bringen Deutschland hat für seine ostafrikanischen Besitzungen sich mit einer Prägung von 154 394 Stück Münzen be gnügen können, und diese sind auch noch zu einem nicht unbeträchtlichen Teile im Besitz von mllnzensammeln- den Europäern und dadurch dem Verkehr entzogen Auch Italien ist mit seinem Kolonialgelde in Erithrca nicht durchgedrungen. Den einzigen Erfolg gegenüber dem Maria-Theresienthaler haben die Franzosen zu verzeichnen, die ihre Frankenwährung in ihren nordafrikanischen Be sitzungen thatsächlich zur Durchführung gebracht haben Der gemeinsame Fehler aller neuen Kolonialmünzen liegt in dem Umstande, daß ihr Kurs höher steht als ihr Silberwert. Die Ausfuhr der Maria-Theresienthaler nach Afrika ist seit Dezember vorigen Jahres ganz erheblich gestiegen, sodaß überhaupt nur ein Teil des Bedarfes ge deckt werden konnte. Die Ausfuhr vom Dezember 1895 bis Juni 1896 wird auf nicht weniger al« 6 000000 Stück geschätzt. Auch diese Zahl ist vielleicht noch zu gering, da die Ausfuhr gegenwärtig nicht mehr einer so genauen Überwachung unterliegt wie früher, seitdem sie nicht mehr ausschließlich von Triest, sondern auch über Neapel in die Wege gelenkt wird. Die gewaltige Zu nahme des Geldbedarfes in Afrika steht in Zusammen hang mit den kriegerischen Ereignissen in Erithrca Auch die ägyptische Expedition der Engländer gegen den Sudan hat eine neue lebhafte Nachfrage nach der wichtigen Münze geschaffen; für diesen Fall geht sie über Suakin in das Innere. Selbst Staaten wie die Türkei und Ägypten können sich vor dem Übergewicht der Levantiner thaler kaum mehr schützen, obgleich sie einen Einfuhrzoll von 8 Proz gegen sie festgesetzt haben In Arabien haben die Maria-Theresienthaler seit langem Einzug ge halten und sind gegenwärtig dort das einzig gangbare Geld Ägypten ist ebenfalls für seinen Verkehr mit den Sudanvölkern auf die alte österreichifche Münze an gewiesen Nach einer Angabe der Kaiser! Münze zu Wien wurden in den Jahren 1868 bis 1894 insgesamt 35 436 701 Stück Levantinerthaler ausgegeben Diese werden nur auf Bestellung, das heißt nach Entrichtung einer entsprechenden Summe, in Silber geliefert. * Ein Riesenglobus in England. Kaum ist das Projekt zum Bau eines Nicsenglobu« für die Pariser Weltausstellung entworfen, so ist auch schon die Eifersucht der Nachbarn jenseits des Kanals erwacht und strebt da nach, das französische Unternehmen zu übertrumpfen. Nir. Ruddiman Johnston, ein Mitglied der König! Geographi schen Gesellschaft in London, will in der englischen Haupt stadt einen Erdglobuü errichten, auf dessen Oberfläche der Abstand von 1 Zoll einer Entfernung auf der wirklichen Erdkugcl von 8 englischen Meilen entsprechen soll Ta« Kunstwerk würde danach einen Durchmesser von 25 rn erhalten. Alle geographischen Thatsachcn von Wichtigkeit sollen auf dem Globus verzeichnet und mit Namen ver sehen werden; ebenso soll jeder Ort von 500 Einwohnern und mehr darauf zu finden sein. Ter Bau soll zwei Jahre dauern, sodaß er also noch früher fertig werden würde als der Pariser Riesenglobus. Es handelt sich bei dem englischen Unternehmen allem Anschein nach mehr um wissenschaftliche als um geschäftliche Absichten. John ston hofft, die Mitwirkung aller Geographen zu erhalten, die von einem Teil der Erde besonders eingehende Kennt nis besitzen. Der Globus wird sich langsam um seine Achse drehen und von einer spiralförmigen Galerie ans betrachtet werden können. * Eine deutsche Kolonie im Kaukasus. Aus St. Petersburg schreibt man der „Kölnischen Volkszeitung": Im „Tifliser Listok" finden wir eine interessante Beschreib ung der Kolonie Katharinenseld, die im Jahre 1817 von vierzig deutschen Familien gegründet worden ist und gegenwärtig 2000 Köpfe zählt, ungerechnet die Handwerker anderer Nationalitäten, die allmählich in der Kolonie sich Versuchung, ihn zu packen und zu schütteln, zu stark für die arme menschliche Natur. Aber ich bedauerte es hinterher immer. Wenn ich ihn eingeschlafcn fand in seinem winzigen Bette, mit einer Thräne, die auf seiner drallen, samtweichen Wange eingetrocknct war, und zwei Mäusezähnchcn, die durch die geöffneten Lippen sichtbar waren, so konnte ich mich des Ge dankens nicht erwehren, was für ein nettes Kerlchen er doch mit seinen spaßhaft kleinen Fingern und seinen kleinen Nägeln war, und es wollte mir nicht scheinen, daß er eine Person war, über die ein so großer, starker Mann wie ich hersallen dürfte. „Wenn Johnny älter wird", pflegte ich zu seiner Mutter zu sagen, „so werde ich ihm vernünftige Vor stellungen machen." Nun weiß ich nicht, wann Johnny alt genug sein wird, um vernünftigen Vorstellungen zugänglich zu sein. Wenn ich mir überlege, wie schwer cS ist, klugen, erwachsenen Leuten mit Vernunftgründen bei zukommen, wenn sie zufällig nicht willens sind, unsere Ansicht von den Dingen anzunehmen, so bin ich ge neigt, sehr geduldig zu sein mit Johnny, dessen Erfahr ung immerhin ziemlich beschränkt ist, obwohl er sechs und einhalb Jahr alt ist und natürlich das Warum und Wofür wissen will. Irgend jemand sagt da etwas von der Pflicht „blinden Gehorsam«". Ich kann von Johnny nicht erwarten, daß er weiser wie Salomo und philosophischer als die Philosophen ist. (Fortsetzung folgt.)
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