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Dresdner Journal : 01.10.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-10-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189610019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18961001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18961001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-10
- Tag 1896-10-01
-
Monat
1896-10
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 01.10.1896
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1M der Nirderlaffungen und de» Handelsbetriebe« im Kon- sulardicnst und die Ausweisung von Verbrechern — Die „Opinione", „Fansulla" und andere offiziöse Zeitungen feiern den neuen Vertrag mit Tunis al« einen Triumph sür da« Ministerium Rudini und einen Beweis der diplomatischen Gewandtheit Visconti VenostaS, da alle durch die Kapitulationen, wovon im neuen Vertrage keine Siede sei, den Italienern gewähr leisteten Rechte in demselben anerkannt würden Auch die HandelSintereffen Italien« seien durch den Vertrag ge schützt. Dagegen bemerken die „Tribuna", „Roma" und andere Oppositionsblätter, daß ersten« der von der „Agenzia Stefani" mitgeteilte Auszug de« Vertrage« zu unvollständig sei, um sich ein klare« Bild der neu geschaffenen Lage machen zu können Gewiß sei vorder hand, daß das Zugeständnis der Meistbegünstigung illusorisch sei, weil Frankreich im Vertrage selbst sich da« Recht vorbehalten habe, mit der Regentschaft einen eigenen Zollvertrag abzuschließrn, somit da« Zu geständnis zu nickte machen könne Alles in allem müsse man jedoch zugeven, daß unter den gegenwärtigen Ver hältnissen Italien nicht mehr verlangen und schwerlich auch mehr erlangen könnte. Grotzbrttauuten. London. Die „Morning Post" deren Eigen tümer, Lord Glenesk, in den letzten Tagen viel mit der Königlichen Familie und Salisbury in Balmoral zu sammen war, bringt einen Leitartikel, welcher von dem Satze auSgeht, der Moment sei günstig für die Rück kehr vom DonquixotiSmus zu praktischer Politik, und indem er an dem Beispiel des Eisernen Thore« und der Donaumündungen, an den Handels interessen zeigt, daß gewisse vitale Gegensätze zwischen den einzelnen Mächten, zwischen England, Österreich und Ruß land, bezüglich des Besitzes von Konstantinopel immer bestehen bleiben würden, sagt er bezüglich des Ver hältnisses zwischen England und Rußland folgende«: Eine persönliche Abneigung bestand zwischen Engländern und Russen nie, doch bestehen unleugbar Interessen - konflikte. Wäre eS also weise für die britische Regier ung, sich dem um irgend eine« besonderen Anlasses willen zu verschließen? Salisbury war zweifellos in der Lage, dem russischen Kaiser eine aufrichtige Darlegung der britischen Politik in Europa und Asien zu geben und ihn zu versichern, daß England ebensowenig Differenzpunkte betonen, al« sie durch unwürdige Nachgiebigkeit tilgen wolle Der Keiser anderseits werde in der armenischen Angelegenheit keinen Grund sehen, mit England Streit zu suchen oder aber die lang gehegten Ziele seiner Dynastie aufzugeben. Man sage, er habe mit Österreich ver einbart, die strittigen Fragen ruhen zu lassen Jede Beschleunigung des Endes der Türkei öffne die Schwimm- thore des Streites zwischen den zwei östlicken Kaiserreichen. Daher wünschten beide die Katastrophe hinauszuschieben. Jedes Arrangement jedoch, welches die Lage der Armenier Keffern könne, ohne die Türkei zum Zankknochen zwischen den Mächten zu machen, empfehle sich allen Mächten Ein solches Arrangement sei Salisbury zu fördern so bestrebt wie irgend einer, und es sei nicht unmöglich, daß Cambons Audienz bei dem Sultan ein wirksames Vor gehen seitens des wieder einigen Europa ankündige. — Die Verhandlungen Lord Salisburys mit dem russischen Kaiser sollen in durchaus herzlichem Tone ver laufen, jedoch bis jetzt zu einer endgiltigen Einigung über die Orientpolitik nicht geführt haben. — Dem „Reuterschen Bureau" wird aus Suakin ge meldet, es verlaute, daß unter den Parteigängern des Kalifen Uneinigkeit herrsche. Infolge davon trügen die Emire Sorge, von ihren eigenen Leuten stets umgeben zu sein. Der Einfluß des Kalifen sei bedeutend im Abnehmen. Der Kalif fürchte den Vormarsch der ägyptischen Truppen auf Omdurman. — Die Morgcnblätter begrüßen sympathisch Cambons Schritt in Konstantinopel und betrachten ihn als einen Erfolg von Englands Erregung gegen die Türkei und Lord Salisburys Unterredung mit dem Zaren. Die ganze Nation, schreibt das „Daily Chronicle", wird ohne Hintergedanken Frankreichs Handeln nach Englands Herzenspolitik betrachten; der Zar müsse überzeugt sein von dem wahren Charakter der englischen Bewegung; England wolle nicht einmal die erste Geige spielen im neuen Konzert. Der „Standard" meint, dem fried lichen Konzert Englands, Rußlands und Frankreichs würden sich die übrigen Mächte anschließen, darum sei Cambons Schritt die erste Frucht eine« besseren Geistes. — Das „Reutersche Bureau" erfährt, für dieses Jahr sei kein weiteres Vorrücken über Dongola hinaus geplant. Die Provinz Dongola werde ihrem ganzen Umfange nach besetzt bleiben. Dauernde Garni sonen würden in Korti und El Debbeh errichtet werden, in diesen Orten solle auch eine ägyptische Brigade stationiert werden Die bewaffneten Dampfer sollen auf dem Flusse den Sicherheitsdienst versehen, um ein Vordringen des Feindes zu verhindern. Es sei beabsichtigt, die Verwalt ung der Provinz Dongola zu organisieren und zu diesem Zwecke englische und ägyptische Beamte zu ernennen Der Oberst Rundle werde voraussichtlich zum Kommandanten von Dongola ernannt werden. Englische Truppen würden in der Front nicht verbleiben, mit Ausnahme der sür die Maschinengeschütze erforderlichen Artilleristen und einiger Mannschaften vom Genie. Die Eisenbahn solle bi« nach Kaibar am dritten Katarakt nördlich von Dongola voll endet werden R a tz l a n d. St. Petersburg. Einer der „Polit. Corr." von verläßlicher Seite zugehenden Meldung zufolge, hätten zwischen Rußland und Japan niemals Verhand lungen, betreffend eine gemeinsame Schutzherrschast über Korea, stattgefunden Da« St Petersburger Kabinett strebe vielmehr nach wie vor lediglich die Aufrecht erhaltung der Unabhängigkeit diese» Königreiche« an, und ausschließlich auf dieser Grundlage bewegten sich die seit Jahresfrist zwischen Rußland und Japan in freundschaft licher Weise geführten Verhandlungen, deren günstigem Abschluffe in naher Zeit entgegenqesehen werde. — Das neueste, über das Befinden des Grafen v. Schuwalow veröffentlichte Bulletin konstatiert da« Auftreten von Symptomen einer Schwäche der Herz- thätigkeit. Rumänien. Sinaia Kaiser Franz Joseph und König Carol unternahmen gestern vormittags einen Spaziergang nach den Ansiedlungen von Sinaia und Busteni und be suchten hierauf den Thronfolger Prinzen Ferdinand und dessen Gemahlin Prinzessin Mary sowie den Herzog von Koburg. Die Rundfahrt dauerte fast zwei Stunden, während welcher die Monarchen allein blieben ohne Be gleitung und Gefolge. Um 1l Uhr begab sich der ge samte Hof in die Meierei der Königin, die auf einem 1300 m hohen Plateau liegt, und nahm dort das Dejeuner ein. — Im Königlichen Schlöffe Pelesch fand gestern abend, ein Diner im engeren Kreise statt. Daran schloß sich eine Soiree, zu der die Minister mit ihren Damen, die Mitglieder der österreichisch-ungarischen Gesandtschaft, der rumänische Gesandte in Wien E. Ghika und der rumänische Gesandte in Paris G Ghika, der diplomatische Agent Rumäniens in Sofia A Ghika und Vertreter der Presse Einladungen erhalten hatten. Abends 10 Uhr reiste Kaiser Franz Joseph nach Predeal ab. vulg arten. Sofia. Der Prozeß gegen die Mörder St. Stambulows gelangt endlich, und zwar am 25. d. MtS. in Sofia vor einem gemischten, aus je drei Berussrichtern und Geschworenen zusammengesetzten Gerichtshöfe zur Ver handlung. Aus der umfangreichen Anklageschrift, die das Datum des 9. August 1896 und die Unterschrift des Prokurators L. P. Georgiew trägt, verdient vor allem der auf Grund der langwierigen eingehenden Untersuchung nun festgestcllte Thatbestand des Verbrechens selbst hcroor- qehoben zu werden, insbesondere da der darauf bezugnehmende Teil der Anklage einige bisher nicht bekannte interessante Einzelerscheinungen dieses historischen Dramas enthält. Es heißt darin: Am 27. Juli 1895 um 7 Uhr 50 Min. abends verließen Stephan Stambulow und Dimitry Petkow den Unionklub und bestiegen hierauf den Fiaker des Mirtscho Atzow, welcher vor dem Klubgebäude wartete, um sie nach dem Hause Stambulows in der Rakowskagasse zu bringen Nachdem Guntscho Teodorow, der Diener Stambulows, neben dem Kutscher auf dem Bock Platz genommen, nahm der Wagen die Richtung nach der in der Nähe befindlichen Rakowskagasse. Als hierauf der Wagen dem Kaufladen Aanca nahekam, stürzten ihm drei Männer entgegen, von denen einer einen Rcvolverschuß abgab, worauf der Kutscher den Wagen augenblicklich anhielt. Von der rechten Seite lief ein Mann mit einem blank gezogenen Jatagan auf Stam bulow zu, dieser aber sprang bei dessen Anblick über Petkow links aus dem Wagen, diesem zurufend, er möge sich auch flüchten, und fing nun an, die Gasse in der Richtung nach seiner Wohnung hin entlang zu laufen. Die drei Angreifer waren ihm dabei knapp auf den Fersen. Als der verfolgte Stambulow einen derselben ganz nahe hinter sich fühlte, drehte er sich plötzlich um und zog den Revolver. In dem Augenblick aber, als er losdrücken wollte, hieb ihm der Angreifer die Hand durch und warf ihm mit einem Kopfhiebe den Hut herunter. Inzwischen trafen auch die anderen Verfolger ein, und nun hieben alle drei Stambulow über den Kopf und die Hände, mit denen er die Angreifer abzuwehren versuchte Der Kutscher Atzow selbst hieb, sobald Stambulow au« dem Wagen gesprungen war, auf die Pferde ein, und jagte in der Richtung der Stephan Karadscha-Gaffe davon. Petkow und Guntscho Teodorow sprangen vom Wagen erst, als sie ziemlich weit von der Angriffsstelle gebracht worden waren. Der Diener Teodorow lief auf die Mörder zu und gab gegen sie einen Revolverschuß ab, der sie in die Flucht jagte, nachdem sie einen Jatagan, einen Hirschfänger und zwei Revolver weggeworfen hatten. Teodorow mit dem Revolver in der Hand und „Haltet die Mörder!" rufend, lief hinter ihnen her. Nach dem sich aber die Mörder getrennt hatten, hielt sich Teodorow an denjenigen, der die Richtung zur National bibliothek nahm. Äl« aber die herbeicilenden Gen darmen sahen, daß Teodorow auf der offenen Straße mitten unter die Leute schoß, verhafteten und entwaffneten sie ihn und führten ihn auf die vierte Polizeiabteilung Zu gleicher Zeit nahm der Kutscher Atzow einen von den Mördern in einer benachbarten Gaffe in seinen Wagen auf und brachte ihn vor das Sobranjegebäude, wo er ihn absetzte Petkow, welcher beim Sprunge aus dem Wagen siel und sich dabei verletzte, suchte nach der Flucht der von Teodorow verfolgten Mörder den am Boden liegenden Stambulow auf. Er hob ihn Mt Hilfe einiger herbeigeeiltcr Personen in einen Wagen und brachte ihn nach Hause. Von den Hauptschuldigen und direkten Mördern sind die beiden Macedonier Chalju und Talju geflüchtet, weshalb die Anklage sich bloß auf ihre Ge noffen, die der Polizei nicht entrinnen konnten, erstreckt, und zwar auf Boni Georgiew, den ehemaligen Diener oder, wie man ihn auch nannte, den „Sekretär" Panitzas, der seinen Herrn an Stambulow habe rächen wollen, als un mittelbare Thäter, sowie auch auf Naum Tufeltschiew und Mirtscho Atzow. Ersterer ist ebenfalls Macedonier, der in Lüttich die Universität besucht und dort technische Wissenschaften studiert hatte, nach Stambulows Fall aber in die Heimat zurückgekehrt war und seitdem in der Bautenabteilung des Verkehrsministeriums beschäftigt war. Über den Mord wurde sofort eine Voruntersuchung eingeleitct, an der alle Untersuchungsrichter des Kreisgcrichts von Sofia unter Aufsicht der Prokuratorcn des Appcllationsgerichts teil genommen haben. Nach einer einjährigen allseitigen Unter suchung wurde festgestellt: 1) daß zwischen Naum Tufeltschiew, Michael Stawrcw, genannt Chalju, Boni Georgien, Athanas Zwctanow, genannt Talju, und M. Atzow eine vorherige Übereinkunft und Verabredung stattgefunden hat; 2) daß Vorbereitungen stattsanden und verschiedene Versuche zur Durchführung des verbrecherischen Plane« angestellt wurden; 3) daß den Mord an Stambu low Chalju, Talju und Boni Georgiew mit Hilfe des M. Atzow, der mit seinen Wagen in der Lage war, Stambulow den direkten Mördern zu überliefern, und daraus dem Boni Georgiew zur Flucht half, begangen haben, nachdem Naum Tufeltschiew die Waffen besorgt und die Helfershelfer Boni Georgiews aus seinen Mitteln gedungen hatte. Boni Georgiew ist 34 Jahre alt, aus Tulcea in der Dobrudscha stammend. Naum Tufeltschiew zählt 30 Jahre und M Atzow 33 Jahre, beide sind gebürtige Macedonier und hielten sich nur zeitweilig behufs Ermordung Stam bulows in Sofia auf. Türkei. Konstantinopel. Der Sultan ernannte vorgestern eine sogenannte internationale Kommission, welcher die Franzosen Vitalis und Lecoq, der Deutsche Kamphoevner, der Ungar Seczenyi, die Engländer Wood und Blunt Pascha angehören, um die Ursachen der letzten Massacres zu untersuchen und ihm einen Bericht darüber zu unterbreiten. — General Grumblow Pascha, den einige Blätter bereits in der vorigen Woche in Berlin ankommen ließen, reiste erst gestern mit einem besonderen Schreiben des Sultans an den Kaiser Wilhelm dorthin ab. Grumblow wurde vorgestern im Mdizpalast in einer un gewöhnlich langen Audienz empfangen. Abdul Hamid hat sich in den letzten Tagen wiederholt in der anerkennendsten Weise über die Haltung der deutschen Negierung gegen über den Vorfällen in der Türkei geäußert. Das Hand schreiben des Sultans dürfte diesen Gefühlen Ausdruck verleihen. Wie dem hiesigen Berichterstatter der „Franks. Ztg" von hoher Seite versichert wird, soll cs besonders betonen, daß die unglückseligen Ereignisse nicht im min desten der Ausbruch eines religiösen Fanatismus gewesen seien. Der Sultan soll ferner dem Kaiser sein Wort ver pfänden, daß das Leben keines Christen in Gefahr sei, noch je in Gefahr kommen würde, und daß er den Christen unter allen Umständen, soweit sic sich nicht zu anarchistischen Thaten ausreizen ließen, seinen Kaiserlichen Schutz ange deihen lassen werde — In Makedonien und bei Heraklion auf Kreta fanden heftige Zusammenstöße statt; die aus Kreta wurden durch Angriffe der Muselmanen auf die christlichen Dörfer hervorgerufen. — In den türkischen Gewässern haben die Groß mächte gegenwärtig recht stattliche Geschwader stationiert. Großbritannien ist durch 9 Panzer, 8 Kreuzer, 5 Kreuzer- Torpedoboote, 3 Avisodampfer und 2 Kanonenboote ver treten ; nicht gerechnet die in Malta und Gibraltar liegen den Schiffe Italien verfügt über 2 Panzer, 2 Kreuzer, einen Torpedozerstörer und 2 Avisos, doch ist es infolge seiner Lage jederzeit imstande, weitere Verstärkungen heran zuziehen. Österreich-Ungarn hat 1 Kreuzer und 2 AvisoS, außerdem in Pola in Bereitschaft 2 Kreuzer, 2 Kanonen boote, 6 Torpedoboote. Deutschland wird binnen kurzem über 4 Kreuzer und den Stationär „Eisatz Loreley" in Konstantinopel verfügen. Die Vereinigten Staaten haben 4 Kreuzer und 1 Kanonenboot in der Levante; Rußland 2 Panzer, 4 Kanonenboote, außerdem im Schwarzen Meer 6 Panzerschiffe, 7 Kanonenboote und ein Dutzend Kreuzer der Freiwilligen Flotte Frankreich ist durch 5 Panzer, 3 Torpedobootzerstörer, 1 Kreuzer und 2 Avisos vertreten Von Holland sind zwei Kriegsschiffe in den letzten Tagen abgegangen Diese Machtentsaltung zeigt der Türkei den Ernst, mit dem die dortige Lage betrachtet wird, ivenn auch aus europäischem Boden keine neuen Metzeleien vor- gekommcn sind. In Konstantinopel bessern sich die Ver hältnisse wohl etwas, aber die Unzufriedenheit der Moham medaner wird genährt durch Maffcnocrhaftungen sogenannter „Jungtürken". Nach einer über Konstanza eingehenden Meldung der „Int Korr." seien die eigentlichen Leiter der jungtürkischen Bewegung noch auf freiem Fuße, sie verfügten über bedeutende Geldmittel und es sei ihnen möglich gewesen, zahlreiche höhere Offiziere zu bestechen Der Sultan soll über diese Vorgänge unterrichtet und aufs äußerste erschreckt sein. — Konsularmeldungen aus Salonichi berickten über Greuelt Halen des türkischen Heercs auf der Chalki- dikischen Halbinsel Die Niederlassungen der Klöster des Alhoügcbirgcs haben dem ökumenischen Patriarchat in Konstantinopel ihre Lage als sehr gefährdet geschildert. Von türkischer Seite werde behauptet, die Mönche leisteten der Landung von Aufständischen auf der Chalkidike Vor schub und unterstützten die FreicorpS mit Lebensmitteln Diese gänzlich unbegründete Anschuldigung werde dann als Vorwand zu Durchsuchungen und Plünderungen der Klöster benutzt. Die russischen Klöster des Athos gebirges hätten sich hilfesuchend an die russische Botschaft in Konstantinopel gewandt. — Aus Vamos, dem Sitze der provisorischen Re gierung auf Kreta, die ihre Thätigkeit einstweilen noch nicht eingestellt zu haben scheint, geht der „Voss. Ztg." durch das Revolutionskomitec ein Erlaß in neugriechischer Sprache zu, der an die christliche Bevölkerung gerichtet ist. Er lautet: „Geliebte Mitbürger! Man teilt un« mit, daß die Verwaltung die Zustimmung der christlichen Abgeord neten nachsucht, damit türkische Truppen in das Innere der Insel gesandt werden dürfen unter dem Vonvande der Wiederherstellung der Ordnung. Dieses Verlangen der Regierung widerspricht den Bestimmungen des neuen Ver- fassungSfermans, nach dem das Militär nur in den Festungen zu garnisonieren hat, ohne sich in die Angelegenheiten der Insel zu mischen Die Ordnung ist allein von der zu zw'i Dritteln aus Christen zu bildenden Gendarmerie ausrechtzuerhalten. Lasset Euch daher nicht hintergehen, Eure Zustimmung zu geben, sondern sorgt dafür, daß die neue Verfassung genau ausrechterhalten wird, ivofür wohl auch unsere menschenfreundlichen mächtigen Beschützer be sorgt sein werden. Wie es unsere Pflicht war sür die Erringung der Freiheiten zu kämpfen, so ist es auch unsere heilige Verpflichtung, die Regierung zur genauen Einhaltung des Fermans zu zwingen Vamos, 25. August a. St (7. Septembers 1896." (i)rllichcs. Dresden, 1. Oktober. * Se. König!. Hoheit der Prinz Georg beehrte heute die Ausstellung von Handzeichnungen deutscher Künstler in Ernst Arnolds Kunstsalon mit einem längeren Besuche * Se. König!. Hoheit der Prinz Georg von Preußen ist gestern nachmittag hier «»gekommen und im Hotel „Europäischer Hof" abgcsticgen ' Aus amtlichen Bekanntmachungen Das mit 5100 M. Jahresgehalt und Amtswohnung ausge stattete Pfarramt der Trinitatiskirche hierselbst soll demnächst wieder besetzt werden Geeignete Bewerber um dieses Amt haben ihre Gesuche und Zeugnisse samt Lebenslauf bis 15. Oktober d I. bei dem Stadtrate — Kirchenamt, UI. Obergeschoß, Zimmer 44 — cinzureichcn * Mit Montag, 5. Lktcwer, tritt bei der Sächsisch- Böhmischen DampfschifsahrtS - Gesellschaft ein neuer Fahrplan in Kraft, welcher bis mit 1. November d. I. Giltigkeit hat und der vorgerückten Jahreszeit an gemessen etwas verkürzt ist Es verkehren nach diesem Plane aber immerhin die Schiffe noch in genügender Anzahl. Von Dresden verkehrt das erste früh 6 Uhr nach allen Stationen bis Leitmeritz, von 7—12 Uhr vorm und von 4—8 Uhr abends fahren stündlich, von 1—4 Uhr nachm halbstündlich Schiffe bis Pillnitz, außerdem ver kehrt früh um 8 Uhr ein Schiff bis Aussig, um 10 ein solches bis Tetschen, um 12 eins bis Herrnskrctschcn, um 1 nachm. ein« bis Schandau und um 2 und 4 nachm je eins bis Pirna. Von Leitmeritz nach allen Stationen bis Dresden verkehren zwei Dampfer, und zwar vorm. 8,30 und 11 Uhr; von Pillnitz nach Dresden verkehren die Dampfer von früh 5,35 stündlich, in der Zeit von nachm. 5—7 halbstündlich; nachm. 1,30 und 3,30 fahren nur an Sonn- und Festtagen von Dresden nach Pillnitz Schiffe, an ebendenselben Tagen abends 7,30 und 8 mit der „Virgo" zu ermöglichen. Von der eigenen Ex pedition wurden unter Benutzung der besten Instrumente genaue meteorologische Beobachtungen gemacht, von denen besonders die zu nennen sind, welche die Witterung auf der Station der Expedition betreffen. Einigermaßen voll ständige Beobachtungen, die diese Gebiete und diese Jahreszeit umfassen, haben bisher gefehlt, sodaß die jetzt gewonnenen Ergebnisse von großem Wert sein werden. Auf dazu geeigneten Punkten wurden genaue astronomische Ortsbestimmungen gemacht, und in Zusammenhang damit erfolgten kartographische Aufnahmen, die es ermöglichten, wesentliche Unrichtigkeiten in den bisherigen Karten richtig- zustellen. Es wurden Lothungen sowie Beobachtungen über Ebbe und Flut auSgeführt, ebenso fanden genaue magnetische Messungen statt, sodaß Vergleiche mit früheren Ergebnissen erlangt wurden und hinsichtlich der Frage der Verschiedenheiten der Stärke und Richtung der erdmagnetischen Kraft Schlußfolgerungen gezogen werden konnten Es ist erwiesen worden, doß es möglich ist, mittels Brieftauben eine Verbindung zwischen Spitzbergen und Skandinavien herzustellen, was für künftige Polar expeditionen, besonders solche, die überwintern, nicht ohne Bedeutung ist Das Zustandekommen der unter Leitung des StaatSgeologen de Geer stehenden geologischen Ex pedition ist wesentlich durch die freie Beförderung, die von der Andrseschen Expedition gewährt wurde, erleichtert worden. Von der de Geerschen Expedition sind wissen schaftliche Ergebnisse von größtem Wert zu erwarten. In gleicher Weise wurden die hydrographischen Forschungen gefördert, die von Prof. Arrhenius ausgeführt wurden und die mit ähnlichen in südlicheren Gebieten erfolgten Arbeiten in engstem Zusammenhang stehen. Zu den internationalen hydrographischen Arbeiten, die diesen Sommer auSgeführt wurden, bilden sie, die nördlichsten von allen, einen wertvollen Beitrag. Auch für Unter suchung der Zusammensetzung der Atmosphäre der Polar gebiete wurde ein sehr reichhaltige« Material beigebracht Ferner trug die Andreesche Expedition dazu bei, daß der Amanuensi« Grönberg für die Stockholmer Hochschule umfassende Sammlungen der Tierarten, die in den von der Expedition besuchten MeereSteilen leben, machen konnte Schließlich benierkt Änvröe noch besonders, es sei durch die Arbeiten der Expedition erwiesen worden, daß alles, was nötig sei, um eine geographische Forschungsreise mittel« Luftballons vorzunehmen, wirklich hergestellt werden könne Die Expedition hat nahe dem 80. Breitengrad eine Ballonhalle gebaut; sie hat dort alle für die Füll ung eines großen BallonS mit Gas von ausgezeichneter Beschaffenheit erforderlichen Arbeiten auSgeführt; sie hat neue Hilfsmittel, Instrumente, Karten re hergestellt, wie sie erforderlich sind, um bei einer Luftfahrt wichtige, wissenschaftliche Beobachtungen auSzuführcn, die denen, die an einem in Bewegung befindlichen Fahrzeug gemacht werden, an Genauigkeit und Wert glcichstehen, und end lich ist es ihr auch geglückt, in den kleinen Raum, das ein Ballonsystcm bietet, alles zusammenzubringen, was für eine lange und durchaus wissenschaftlich ausgerüstete Polar- expedition erforderlich ist. Die Kosten für die neue Expe dition berechnet Andröe auf etwa 53000 Kronen In Leipzig starb gestern nach kurzem Kranksein der Geh Rat Prof. l)r. Moritz Wilhelm Drobisch, Senior der Universität und der philosophischen Fakultät, Ehren bürger der Stadt Leipzig. Mit ihm ist ein hervorragendes Mitglied der sächsischen Landesuniversität heimgegangen, ein hervorragender Gelehrter, ein vortrefflicher Bürger. Drobisch hat ein langes gesegnete« Leben hinter sich; er wurde geboren am 16. August 1802 in Leipzig und hatte somit das vierundneunzigste Lebensjahr überschritten. . Seit dem Jahre l 820 bereits widmete er sich in Leipzig mathe matischen und philosophischen Studien, im Jahre 1824 habilitierte er sich in der philosophischen Fakultät, ward 1826 zum außerordentlichen Professor der Philosophie und am 8 Dezember desselben Jahre« zum ordentlichen Professor der Mathematik an der Leipziger Universität er nannt Im Jahre 1842 erhielt er dazu da« Prä dikat als ordentlicher Professer der Philosophie, gab jedoch 1868 die Professur der Mathematik auf Von Jugend an gleichmäßig von Mathematik und Philosophie an gezogen, strebte er, ohne beide Wissenschaften zu ver mischen, die Mathematik mit philosophischer Gründlichkeit aufzufassen und zu lehren und auf die Probleme dcr Philosophie den Geist mathemathischcr Klarheit und Strenge zu übertragen Diese Richtung, ge weckt durch Lichtenbergs, genährt durch Kants Schriften, erhielt später ihre bestimmte Ausbildung durch das Studium der Werke Hcrbarts Aus dieser Überzeugung gingen folgende Schriften hervor: „Beiträge zur Orientier ung über HerbartS System der Philosophie" (Leipzig 1834), Neue Darstellung der Logik" (Leipzig 1836), „Grundlehren der Religionsphilosophie" (Leipzig 1840), „Empirische Psychologie" (Leipzig 1842), „Erste Grund lehren der mathematischen Psychologie" (1850), „Uv pbilosopbia scientias naturali inmta" (1864), „Die moralische Statistik und die menschliche Willensfreiheit" (1867), „Über die Fortbildung dcr Philosophie durch Herbart" (1876), „Kants Dinge an sich und sein Er fahrungsbegriff" (Hamburg 1885), mehrere akademische Programme und eine Reihe von Abhandlungen in Fichte« „Zeitschrift für Philosophie" und in Allihns „Zeitschrift für exakte Philosophie". Auf seine mathematische Thätig keit beziehen sich: „Philosophie und Mathematik ais Gegenstände des Gymnasialunterrichts" (Leipzig 1832), „Grundzüge der Lehre von den höheren mathematischen Gleichungen" (Leipzig 1834), sowie größere und kleinere Abhandlungen in den Schriften der König!, sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften. — Geh Nat Drobisch war bis zuletzt von größter geistiger Regsamkeit; erst in der Mitte der achtziger Jahre zwangen ihn das vorgeschrittene Alter und ein Augenleiden dazu, der Lehrthätigkeit zu entsagen. Mehrere Generationen von Jüngern der philosophischen Wissenschaft hat er mit heranbilden helfen. Seine Vor lesung: „Einführung in das Studium der Philosophie und Logik" war von Studierenden aller Fakultäten besucht Seine Büste wird in der Aula dcr Universität zu bleibender Erinnerung an dcn Gelehrten ausgestellt werden („L Tagebl") K. Hoftheater. In der FreitagSvorstellunq der „Nibelungen" spielt Hr. Franz die Rolle de« Siegfried * Der große Festsaal im Vereinshause aus der Zinzendorsstraße soll am 19. Oktober in besonder« feier licher Weise durch ein Konzert eingewriht werden, an dem eine Reihe hervorragender hiesiger und fremder Künstler mitwirken werden Eine dramatische Künstlerin des König!. Hostheater« wird einen von Wilhelm Wolters gedichteten Prolog sprechen. Der etwaige Reinertrag de« Konzerts ist dem Altersversorgungsfonds des Vereins „Dresdner Presse" zugedacht. Die Hofmusikalienhandlung von F. Ries (Kaufhaus) richtet da« Konzert ein. * In der reformierten Kirche wird Hr. Uso Seifert auf vielfachen Wunsch die Veranstaltung musi kalischer Aufführungen fortsetzen Die erste derselben findet nächsten Sonntag, mittags 12 Uhr, unter Mit wirkung der Konzert- und Oratoriensängerin Frl. Gey aus Wien und des König! Kammermusikus Hrn. Josef Kratina statt. Zur Aufführung gelangen Gesänge von I. L. Nicodö (Hymnus „Erbarmen" sür Alt) und Franz Liszt, Violinsoli von Tartini, Bach-Wilhelmj und Voul- laire, sowie für Orgel Thema mit Variationen von G. F. Händel und eine neue dreisätzige Phantasie (op. 101, vos-ckui) von Saint Sa»mS Der Eintritt ist frei argen Entnahme eines Programms mit Text (20 Pf.) Über schüsse au« dem Erlös der Programme sollen zu wohl- thätigen Zwecken verwendet werden — Am nächsten Mittwoch, den 7. Oktober, nachmit tags 6 Uhr, wird in der Erlöserkirche zu Dresden- Striesen wiederum eine geistliche Musikaufführung zum Besten der Armen der dortigen Gemeinde durch Hrn. Pastor Boeß veranstaltet werden Für dieselbe haben die König!. Hofopernsängerin Frau Katharina Edel, der König!. Kammersänger Hr Carl Perron, der König!. Kammervirtuos Hr Ferdinand Böckmann, der Lrgel- virtuo« Hr Han« Fährmann, sowie der freiwillige und ständige Kirchenchor der Erlöserkirche unter Leitung des Hrn Kantor Fischer ihre Mitwirkung zugesagt. Die Eintrittskarten für das Konzert, welches sich den früheren in musikalischen Kreisen der Stadt aufs beste bekannten ebenbürtig anschließen wird, sind für die Bewohner dcr inneren Stadt in der Seidenwarenhandlung von Zschucke, an der Kreuzkirche, zum Preise von 2, 1 und M zu entnehmen
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